Skye sang die versprochenen zwei Stunden und Taemin und Jongin waren ihre größten Fans. Sie wartete nur darauf, dass einer von ihnen einen Selfiestick auspackte, doch sie wussten sich zu benehmen. Noah bedankte sich bei Skye und sagte, dass das Meeting super gelaufen war. Ob das nun an Skyes Gesang lag oder an Noah charmanten Art sei nun mal dahingestellt.
Das Dreiergespann gönnte sich noch einen Drink, als Jongins Telefon klingelte.
„Wie jetzt schon? … Wo sind sie? … Wir sind unterwegs!“
Skye schaute besorgt auf.
„Was ist passiert?“
„Bei Youngjuns Frau haben die Wehen eingesetzt, die anderen fahren ins Krankenhaus.“
Das ließ sich Skye nicht zweimal sagen und sie machten sich sofort auf den Weg. Das Baby war zu früh dran, der eigentliche Termin war in zwei Wochen, oder zumindest der Termin des Kaiserschnitts war in zwei Wochen. Kaum noch eine Frau in Korea bekam Kinder auf dem normalen Weg. Das hatte mehrere Gründe. Der eine war der Gesundheitliche. Koreanerinnen waren sehr schmal, mit sehr kleinem Becken. Eigentlich waren sie nicht für Geburten geboren, wenn man so wollte. Früher gab es viele Tote bei Geburten, sowohl die Babys, als auch die Mütter und die Geburten galten als noch anstrengender, als ohnehin schon. Daher war der Kaiserschnitt hier eine sichere Lösung das Leben von Mutter und Kind nicht unnötig zu gefährden. Andererseits brachten die Kaiserschnitte den Ärzten auch mehr Geld ein, als natürliche Geburten. Es war praktisch ein Win-Win.
Youngjuns Baby war nicht zu klein, es gab Babys die deutlich früher geholt werden mussten uns überlebten, auch wenn jede Zeit im Mutterleib gut für die Entwicklung war.
Im Krankenhaus angekommen, saßen die anderen EXO Mitglieder schon im Wartezimmer. Sie hatten nicht mitbekommen, das Skye heute im Najima gesungen hatten und schauten nicht schlecht, als sie Skye in dem goldenen Kleid sahen.
„Wow, was haben wir denn verpasst?“, fragte Chanyeol.
„Skye hat im Najima gesungen“, erklärte Taemin, als Youngjun in das Wartezimmer kam.
„Was macht ihr denn alle hier?“, fragte er in die Runde, blieb aber ebenfalls mit seinem Blick an Skye hängen.
„Wir bleiben“, erwiderte Suho nur. Wieso sie hier waren, war nur eine obligatorische Frage. Sicher nicht wegen dem guten Essen. Youngjun war zu erschöpft, um zu streiten und eigentlich war er ganz froh um die Gesellschaft. Er erklärte den anderen, dass seine Frau gerade für den Kaiserschnitt fertig gemacht wurde.
Zwei Stunden später hatte Youngjun eine kleine Tochter. Skye war bedeckt mit Jacken. Sie war müde und nicht sonderlich dick angezogen und irgendwann hatte sie angefangen zu frieren. Jongin hatte ihr seinen Mantel gegeben und Chens und Chanyeols Jacken lagen auf ihrem Schoß.
Als Youngjun zu ihnen kam, um ihnen zu sagen, dass sie jetzt ein Blick auf das Baby werfen konnten, war es fast 6 Uhr morgens, doch alle waren sofort wach.
„Schau doch, wie süß! Diese kleinen Finger und diese kleine Nase“, schwärmte Jongin, als er an der Scheibe stand.
„Du brauchst hier gar keinen Kinderwunsch sähen, Skye will keine Kinder“, kam es von Baekhyun.
„Nein! Ich … was?!“
„Du hast gesagt du willst keine Kinder.“
„Ich habe gesagt, dass ich vorher in den Weltraum möchte.“
Baekhyun rollte mit den Augen.
„Ja und ich will Kinder, wenn mir kleine Engel aus dem Arsch fliegen.“
„Das würde ich tatsächlich gerne sehen“, kam es trocken von Suho, der die anderen damit zum Lachen brachte.
Jongin hingegen schaute skeptisch zu Skye.
„Ich will Kinder!“, verteidigte sie sich. „In ein paar Jahren …“
Nach dieser langen Nacht, mit zum Glück gutem Ausgang, waren alle froh, wenn sie in ihre Betten kamen. Sie waren gerade auf dem Weg zu den Autos, als Skye eine Nachricht von Mia bekam.
„Frühstück bei Mia!“, rief sie in die Runde und sie konnten noch so müde sein, Essen hatte generell Priorität. Männer.
Im Auto döste Jongin hin und wieder weg. Er tat ihr leid, sie wusste, dass er nach der Augenoperation ziemlich fertig sein musste, aber sie war nicht seine Mutter und konnte ihm nicht vorschreiben, was er zu tun hatte. Er hatte dort sein wollen, wenn nicht, hätte er es gesagt.
Skye war immer noch beeindruckt von Mias und Donghaes Haus. Noch beeindruckender war, dass Donghae es alleine gebaut hatte. Also, nicht mit eigenen Händen, aber ohne Mias Meinung zu kennen. Sie hatte damals einen schweren Autounfall gehabt und das Parkhaus, mit dem Haus darauf, war eine Überraschung gewesen.
Auf dem großen Esszimmertisch stand alles, was man sich erdenken konnte und auch Skyes Magen meldete sich zu Wort.
„Du musst dich für mich nicht so schick machen“, kommentierte die Deutsche das goldene Kleid und Skye lachte.
„Du weißt es ist immer etwas Besonderes hier zu sein.“
„Willst du Wechselklamotten?“
„Bitte, ich bin am Erfrieren!“
Mia nahm Skye mit hoch in ihr Ankleidezimmer und gab ihr einen kuscheligen Jogginganzug.
„Viel besser!“
Die Amerikanerin ließ sich in einen der Sessel fallen.
„Und, wieder eine Erleuchtung gehabt?“, fragte Mia neckisch.
„Ich habe dir das nicht erzählt, damit du mich damit quälen kannst.“
„Wofür hat man Freunde?“ Mia grinste fröhlich.
„Kennst du dieses Gefühl, wenn es sich zu gut anfühlt? Wenn du das Gefühl hast, dass im nächsten Moment etwas passiert, was all dein Glück zerstört?“, Skye schaute besorgt zu Mia.
„Ja, ich kenne dieses Gefühl. Ich hatte das bei Donghae auch. Für eine lange Zeit.“
„Und wie ging es weg?“
„Irgendwann habe ich begriffen, dass Donghae nicht mehr lebensfähig ohne mich wäre und dann war es okay.“
Mia hatte vor Donghae auch lange Beziehungen gehabt, doch sie waren immer kompliziert gewesen, immer voller Drama, standen immer unter einem schlechten Stern oder waren zum Scheitern verurteilt. Die Deutsche war frech, manchmal zu frech und sie testete gerne ihre Grenzen aus. Kerle hatten sie als Herausforderung angesehen, doch die wenigsten sahen über den Tellerrand. Wenn Mia in einer Beziehung war, schaute sie gerne wo sie stand und sie forderte ihre Partner heraus. Was viele irritierte war, dass sie netter wurde, wenn sie für jemanden Respekt hatte. Sie hörte auf zickig und biestig zu sein. Wenn sie keinen Respekt hatte, dann wurde das nur schlimmer, bis zu dem Zeitpunkt, wenn Mia den Kerl nicht mehr ertrug und den Sperrmüll bestellte. Aber die, die sie mochten, waren irritiert, wenn sie einfach mal nichts sagte, kein spitzes Kommentar auf den Lippen hatte oder aufmüpfig war. Doch eigentlich war es genau das was Mia wollte. Sie brauchte Harmonie in ihrer Beziehung, weil drum herum nur Chaos war. Sie wollte nach Hause kommen und einfach mal einen Abend lang nichts sagen, ohne dass es komisch war. Mit Donghae konnte sie das. Sie schauten sich nur an und wussten was der andere dachte. Heute war Mia ziemlich sicher, dass sie und Donghae sich nie etwas trennen würde, doch das war nicht immer so. Nach der Geburt der Zwillinge war es besser geworden. Zu sehen wie er in seiner Rolle als Vater aufging, zu sehen, wie er sich um Mia gekümmert hatte, ließ sie das etwas selbstbewusster werden. Nicht dass sie jemals vor den anderen zugeben würde, dass sie jemals Zweifel hatte.
„Das mit Ji war schön gewesen, doch mit Jongin ist es … als würde mein Herz wachsen, wenn ich ihn sehe.“ Skye verzog das Gesicht, als wäre etwas Schlimmes.
Nach dem ausgiebigen Frühstück war Jongin auf der Couch eingeschlafen. Skye hatte ihren toten Punkt eigentlich überwunden, aber sie wusste, wenn sie sich jetzt hinlegen würde, wäre alles vorbei.
„Legt euch doch hier hin. Wir haben genug Gästezimmer“, schlug Donghae vor und Mia nickte.
„Macht es euch wirklich nichts aus?“
„Hallo? Ich habe fast ein Jahr mit Super Junior zusammen gewohnt – lauter könnt ihr nicht sein“, erwiderte Mia.
„Du tust gerade so, als hättest du mit einem Haufen Kinder zusammen gewohnt“, beschwerte sich Donghae.
„Erwachsene Kinder die vor dem Gesetz tatsächlich geschäftsfähig sind, angeblich, aber ja, kommt hin.“
„Manchmal wünsche ich mir die Zeit zurück, als dein Koreanisch noch nicht bis zu ‚geschäftsfähig‘ reichte!“
Skye lachte fröhlich. Die zwei waren niedlich, selbst wenn sie sich künstlich stritten.
Viel Schlaf hatten sie nicht bekommen und gegen Mittag waren sie schon wieder wach. Jongin fragte, ob sie in die Akademie fahren konnten. Er wollte nicht trainieren, aber zugucken. Nicht dass er etwas verpasste. Er. Mister Super-Dance. Wahrscheinlich wollte er die anderen nur schikanieren, wenn sie einen Fehler machten.
Nichts desto trotz hatten sie noch mal nach Hause gemusst, um sich umzuziehen und die beiden nutzen die Gelegenheit für eine heiße Dusche. Erwartungsvoll schaute Skye zu Jongin, doch er blieb sitzen.
„Keine Chance, wenn ich da jetzt mitgehe, kommen wir nie in der Akademie an“, erklärte er ihr und sie grinste.
„Das ist aber schade“, sagte sie und begann sich auszuziehen. Jongin versuchte stark zu bleiben, doch als sie das letzte Teil ausgezogen hatte und im Bad verschwand, hielt er es nicht mehr aus und folgte ihr.
Die Konsequenz war, dass sie etwas später als ursprünglich geplant in die Akademie waren. Dafür um einiges entspannter. Jongin ging zu seinen Kollegen und Skye setzte sich an den Schreibtisch. Der Tag heute war ohnehin eine Ausnahme. Jeder sprach von Youngjuns Baby und die EXO Mitglieder hatten ansonsten kaum etwas auf dem Plan.
Es klopft sachte an ihrer Tür und als sie aufblickte, sah sie Jiyong.
„Darf ich reinkommen?“
Skye sagte kein Wort und zuckte nur mit den Schultern. Er hatte Blumen in der Hand und reichte sie Skye.
„Was willst du?“, fragte sie nur. Sie hatte keine Lust auf seine Spielchen. Er hatte sie auch nur so lange gerne, solange Youngbae ihn nicht zu sehr gegen die Amerikanerin aufhetzte.
„Ich wollte mich noch einmal entschuldigen. Jennie hatte nicht das Recht gehabt…“
In Skyes Gedanken fiel sie ihm ins Wort und fragte ihn, wie er es wagen konnte das auf Jennie zu schieben. Was hatte ihm denn das Recht gegeben einen Ehevertrag zu bestimmen, ohne vorher mal mit ihr gesprochen zu haben? Geld war ihr nie wichtig gewesen. Sie hatte keine teuren Kleider gewollt, keinen teuren Schmuck, kein teures Essen. Wenn er mit ihr nach Myeongdong gegangen wäre um Toppoki zu essen, wäre sie damit auch zufrieden gewesen. Super. Jetzt hatte sie Lust auf Toppoki.
Aber all das spielte sich nur in ihrem Kopf ab. Dafür verpasste sie, wie seine Rede weiter ging.
„… und deswegen hoffe ich, dass wir fair mit der Situation umgehen können“, hörte sie gerade noch das Ende.
„Weißt du Jiyong, vielleicht ist es gut so. Du willst dich nur beschützen und ich mich und deswegen ist ein Vertrag das Vernünftigste.“
Der Sänger stutzte. Ihre Reaktion entsprach nicht seinen Erwartungen. Keine Diskussionen, kein Geschreie. Irgendwie machte ihm das Sorgen.
„Und bitte, du brauchst Jennie nicht vor mir zu verstecken. Wenn ihr glücklich seid, stehe ich euch dabei nicht im Weg.“
Das war der Gnadenstoß. Jiyong starrte sie mit offenem Mund an. Er kannte Skye nun auch zwei Monate und war der Meinung gewesen, dass er sie als Mensch ganz gut einschätzen konnte und dann gab es Situationen wie diese, wo alles, was er dachte zu wissen, hinfällig war.
Er stellte die Blumen ab und plötzlich kam ihm das hier alles wie eine blöde Idee vor.
„Okay, wir sehen uns dann nächste Woche.“
„Ja, schick mir einfach die Adresse und die Uhrzeit“, erwiderte Skye und widmete sich wieder den Mails.
Die Amerikanerin versuchte da Ganze nicht zu nahe an sich heran zu lassen. Natürlich fuchste sie es, auch wenn sie es geschafft hatte vor Jiyong sehr gelassen zu wirken. Sie wollte nicht unfair sein. Sie hatte Jongin und es wäre auch wirklich okay mit Skye, wenn Jiyong jemand hatte. Jemand anderes als Jennie. Sie war ein Biest und kindisch oben drauf. Arrogant und selbstgefällig.
Skye wartete ein paar Minuten, um sicher zu sein, dass sie Jiyong nicht noch mal in die Arme laufen würde und dann machte sie sich auf den Weg zu EXO ins Training.
Jongin saß tatsächlich nur am Rand und schaute zu. Eigentlich hatte sie damit gerechnet, dass er mittanzen würde. Jongin hingegen hatte damit gerechnet, dass Skye ihm nachspionieren würde und ihm die Ohren langzog, wenn sie ihn im Training erwischte. Daher tanzte er nicht mit.
„Hey Awesome – hast du Hunger?“ Er versteckte sein triumphierendes Grinsen gar nicht, weil er wusste, dass sie wusste, dass er sie ausgetrickst hatte. Sie hatten seit dem Frühstück nichts mehr gegessen und inzwischen war es 16 Uhr durch.
„Ja, schon“, erwiderte sie und setzte sich zu ihm. Ganz automatisch legte er seine Hand auf ihren Oberschenkel. Es fiel Skye nur beiläufig auf, doch es war so eine vertraute Geste und sie fühlte sich wohl dabei.
„Auf was hast du Hunger?“
„Wollen wir was ganz Verrücktes machen?“, fragte Skye zurück und Jongin hob die Augenbrauen.
„Wollen wir nach Myeongdong? Ich kenne da so ein leckeres Restaurant.“
Zu ihrer Überraschung lehnte er es nicht gleich ab.
„Ja, klar, kein Problem.“
„Hast du keine Angst vor Myeongdong?“
Da lachte Jongin fröhlich.
„Finden kann man uns überall. In jedem Café, in jedem Restaurant kann jemand sitzen, der mich erkennt – oder dich. Du bist die Blonde, du fällst hier mehr auf als ich. Eigentlich bin ich ganz gerne in Myeongdong, da es leichter fällt in der Masse zu verschwinden.“
Was er sagte ergab sogar einen Sinn und doch, alle anderen, die sie bisher auf Myeongdong angesprochen hatte, hatten ganz anders reagiert. Dort wären zu viele Touristen, man würde sie sofort erkennen. Skye mochte Jongins Einstellung und so machten sie sich auf den Weg.
„Und was ist mit uns?“, fragte Suho enttäuscht.
„Auf Yeris Feier gibt es etwas zu Essen“, rief Jongin seinen Kollegen nach und erinnerte Skye damit auch an den Geburtstag der Red Velvet Sängerin. So viele Künstler, so viele Geburtstage. Sie bräuchte einen besseren Kalender.
Und so fuhren sie tatsächlich nach Myeongdong. Jongin trug zwar einen Mundschutz und Skye hatte eine Mütze, um ihre Locken halbwegs zu verstecken, doch Jongin nahm das alles sehr locker und sie schlenderten sogar durch die Läden. Skye blieb vor dem Laden stehen, der einst ein kleines Schmuckgeschäft war und über Nacht geschlossen hatte und nun war es eine Saftbar.
„Alles okay?“
„Manchmal ändert sich alles so schnell“, meinte Skye nur und ging weiter.
Das Restaurant, das Skye gemeint hatte, lag im 2. Stock einer Seitenstraße. Dort angekommen betrachteten sie die Speisekarte, die über dem Bestellcounter hing. Natürlich nahmen sie Toppoki, aber auch frittiertes Gemüse und diese Brotsuppen, wo die Suppe im Brot war und das Brot war der Suppenteller und somit konnte man alles essen.
Sie waren wie ein normales Pärchen. Skye versuchte sich die gleiche Szene mit Jiyong vorzustellen und scheiterte dabei. Niemals wäre er mit ihr nach Myeongdong gekommen.
„Das ist wirklich lecker!“, lobte er und nahm sich noch von dem Gemüse. Genauso mochte sie Seoul. Mitten drin, völlig eins mit der Stadt. Die Leute, die um sie herumsaßen, schenkten ihnen kaum Beachtung und selbst wenn sie es täten, so war es dem Paar egal. Sie lachten und giggelten und klauten sich gegenseitig das Essen von den Stäbchen. Es war so unbeschwert. Aber man sollte den Tag ja auch nicht vor dem Abend loben.
„Du Skye… am Montag … da haben wir ja nicht so viel zu tun, oder?“
Fragend hob sie eine Augenbraue.
„Weißt du, meine Mutti würde dich gerne kennenlernen. Sie sagt, wenn wir schon offiziell ein Paar sind, dann will sie dich auch kennenlernen und sie hat uns am Montag eingeladen.“
Es schien ihm unangenehm zu sein, als würde er mehr von Skye verlangen, als ihm zustünde, doch eigentlich war Skye ziemlich entspannt, was Eltern betraf. Bei Jiyong war hinter der Eltern-Kiste mehr Druck gewesen, weil es für ihre Beziehung mehr bedeutete, aber wie Jongins Mutter schon festgestellt hat: Die Katze war ohnehin aus dem Sack.
„Sehr gerne“, erwiderte Skye. „Ich kann einen Kuchen machen – welches Obst mögen deine Eltern?“
„Ehm … eigentlich alles, Kirschen, Erdbeeren, Äpfel …“ Er war überrascht, dass sie so locker damit umging. Nicht alle Koreaner mochten Ausländer und er hatte schon mehr als einmal in seinem Freundeskreis gesehen, dass ganze Familien fast an einer ausländischen Beziehung auseinandergebrochen sind. Seine Eltern waren da ziemlich locker. Eine seiner Schwestern war recht lange mit einem Kanadier zusammen gewesen. Dafür hatte seine Mutter Krystal nicht leiden können. Sie hatte es nicht so hart ausgedrückt, doch er konnte ganz gut zwischen den Zeilen lesen.
Aber vielleicht lag es auch am Essen. Für die Zukunft würde er sich merken schwierigere Themen nur bei Skye anzusprechen, wenn sie einen vollen Magen hatte.
Jongin wollte sich umziehen und Skye ging ins Super Junior Dorm, da Siwon, Leeteuk und Kyuhyun auch zu Yeris Geburtstagsfeier gehen würden und sie alle zusammenfahren konnten. Offiziell feierte Yeri noch nicht einmal. Die Band nahm gerade ein neues Album auf und sie schliefen schon fast im Studio. Daher hatte sie heute nichts Besonderes geplant. Gut wenn man Freunde hatte. Joy und Wendy hatten heimlich eine Party organisiert. Über dem Studio war ein Café, das um 23 Uhr schloss und dann würden sie dort feiern. Solange mussten sie Yeri im Studio behalten.
Es war noch genügend Zeit und Skye spekulierte schon darauf, dass sich Jongin noch mal hinlegen würde. Sie waren heute ziemlich viel auf den Beinen gewesen und seine Augen OP war erst gestern gewesen. Auch wenn er sich tapfer schlug, so sah sie ihm an, dass er geschlaucht war.
Sie würde ihm also etwas Zeit lassen und solange bei Super Junior rumlungern.
„Hallo Lieblingsmitbewohner!“, rief sie fröhlich, als sie die Tür öffnete und stolperte mitten in einen Streit.
„Nein, es ist kein Quatsch!“, beharrte Leeteuk.
„Es ist totaler Quatsch und du weißt es“, erwiderte Heechul.
„Was ist Quatsch?“, wollte nun Skye wissen.
„Dieses Geburtstags-Tamtam“, erklärte Kyuhyun, der mit einer Tüte Chips am Ende der langen Tafel saß und den beiden zuschaute, als wären sie Fernsehen.
„Es ist eine schöne Geste“, erwiderte Leeteuk.
„Nein, es ist Bullshit. Alle werden gezwungen zu irgendetwas zu gehen und derjenige hat vielleicht gar keine Lust darauf und muss dann auch noch so tun, als würde er sich freuen“, kam es wieder von Heechul.
„Also, ich sage das ja nicht oft, aber ich stimme ihm zu“, wand nun Eunhyuk ein und schaute zu Heechul.
„Das wird immer besser“, flüsterte Kyuhyun aufgeregt.
„Ihr streitet euch nicht ernsthaft darüber ob Geburtstagsfeiern eine gute oder eine schlechte Idee sind, oder?“ Bei Super Junior konnte man sich nie sicher sein, ob sie einem nicht gerade auf den Arm nahmen oder nicht.
„Doch“, meinte Siwon, der gerade zu der Szene dazu gestoßen war.
„Alles fing mal im kleinen Kreis an. Nur die Band und dann fingen wir an tolle Feiern zu machen und dann wollten die anderen es auch und jeder wollte zu jedem auf die Feier und jeder wollte seine eigene Feier und irgendwann war das ziemlich viel Stress, weil bei so einem großen Label – plus die Leute außerhalb des Labels – fast jeden Tag hat jemand Geburtstag und irgendwie wurde es alles zu viel und inzwischen neigen viele wieder dazu gar nicht zu feiern oder nur mit der Familie. Allerdings diskutieren die zwei jetzt schon seit einer geschlagenen Stunde darüber.“
Siwon schien wohl vergessen zu haben, dass er sie nicht leiden konnte, aber Skye würde ihn mit Sicherheit nicht daran erinnern. Plötzlich schienen Leeteuk und Heechul Skye zu bemerken.
„Du!“, kam es von Heechul. „Wann ist dein Geburtstag?“
„Kannst du vergessen, ich habe keinen Geburtstag.“
„Willst du keine coole Party haben?“, fragte Leeteuk hoffnungsvoll.
„Nein.“
„Wieso nicht?“, wollte der Bandleader wissen.
„Weil ich meinen Geburtstag immer mit meiner Mom verbracht habe. Sie hatte sich frei genommen, wir sind zur Kosmetik gegangen, dann in mein Lieblingsrestaurant und abends in Kino. Es war der schönste Tag meines Jahres. Und dann ist meine Mom gestorben und ich werde nie wieder diesen Tag erleben können.“
Alle schwiegen einen Moment.
„Okay, geschädigtes Waisenkind zählt nicht. Jeder normale Mensch freut sich über eine Feier.“ Skye war Leeteuk noch nicht mal sauer, es stimmte ja.
„Dann zähle mich als nicht normal“, erwiderte Heechul.
„Das hatte keine vor gehabt …“, kommentierte Kyuhyun vom Rand aus.
„Gehen wir jetzt auf die Party oder nicht?“, fragte Skye unsicher. Eigentlich hatte sie nicht wirklich Lust. Schon gestern Nacht hatten sie durch gemacht, sie wollte mal halbwegs früh ins Bett kommen.
„Ja!“
„Nein!“, kam es gleichzeitig von Heechul und Leeteuk.
„Okay, Gruppen-Vote. Wer will zur Party?“ Siwon hatte die Moderation übernommen. Leeteuk war der einzige, der die Hand hob.
„Und was wollen wir stattdessen machen?“
Skye war kurz in ihrer Wohnung gewesen, um sich etwas Bequemeres anzuziehen, als Jongin ihr auf dem Weg ins Dorm begegnete. Er zog die Augenbrauen zusammen, als er sie in einer bequemen Haremshose und nur in Pantoffeln sah.
„Was ist los?“
„Wir gehen nicht zur Party.“
„Was? Wieso?“
„Heechul und Leeteuk haben sich darüber gestritten, ob die ganzen Feiern nicht übertrieben sind und Heechul hat gewonnen – oder willst du unbedingt gehen?“
Heechuls Gewinn hatte eigentlich nicht unbedingt was mit ihr und Jongin zu tun.
„Nein, nein, schon gut – was machen wir stattdessen?“, fragte der Sänger.
„Monopoli. Kyuhyun bestellt Pizza – ich hab Ouzo.“ Sie hielt die Flasche hoch und grinste. Heechul hatte irgendwas mit geänderten Regeln gesagt. Wie nannte er es? Erwachsenengerecht, ja, das war es.
„Gut, dann ziehe ich mich wohl um“, bemerkte Jongin und wollte gerade zurück zum Pit, als er stockte und Skye zu sich zog, um sie zu küssen. Seine weichen Lippen raubten ihr den Atem, doch irgendwann grinste sie.
„Wofür war das?“
„That’s how they do it in the movies“, erwiderte er, ebenfalls grinsend und gab ihr noch einen kurzen Kuss, bevor er weg gingen.
„Woah! Was ist denn mit dir?“, fragte Heechul und deutete auf Skye.
„Ich … was?“
„Dein Kopf … er ist ganz rot!“
Skye legte die Hände auf ihre Wangen, plötzlich verlegen.
„Es ist Hausordnung, dass es keinen Sex im Flur gibt“, sagte Leeteuk, der gerade den Tisch eindeckte.
„Erstens steht das nicht in der Hausordnung und zweitens hatte ich keinen Sex im Flur!“
„Wer hatte Sex im Flur?“, fragte nun Eunhyuk, der nun auch Zuhause war und sich dem Spielabend anschloss.
„Na, wenn hatte Skye eine Erleuchtung im Flur“, kam es trocken von Siwon. Da fiel der Amerikanerin auch nichts mehr ein, außer da zu stehen mit offenem Mund und ihn ungläubig anzugucken. Gerade von ihm hatte sie erwartet weniger … schadenfroh zu sein. Die anderen lachten fröhlich.
„So gut oder wie?“, fragte Leeteuk fröhlich und in diesem Moment kam Jongin in die Tür.
„Hey Champion!“, kam es fröhlich von Heechul. Jongin wusste natürlich gar nicht was los war und sah nur, dass Skye einen hochroten Kopf hatte und alle anderen sich amüsierten. Keiner klärte ihn wirklich auf, wahrscheinlich aus Angst, dass Skye sie dann tatsächlich über’s Knie legen würde, doch etwas später stand Skye in der Küche, als Jongin sich von hinten anschlich und ihr leicht ins Ohr biss.
„Habe ich irgendetwas richtig gemacht?“, fragte er neckisch und Skye drehte sich zu ihm.
„Ich habe vielleicht Mia erzählt, dass … gewisse Aktivitäten mit dir … sehr viel Spaß machen und Siwon hat es aus Zufall gehört.“
„Oh …“, sagte er und lachte dann. Die beiden wurden unterbrochen, als ‚No sex in the champagne room‘ vom Crooklyn Clan ertönte und Heechuls auffälliges Lachen folgte.