Der nächste Morgen kam schnell und heute hatten die Sänger bis zu ihrer Show Freizeit – die Skye natürlich verplant hatte.
„Sag doch wenigstens mir was wir machen“, bettelte Jongin am frühen Morgen, doch die Amerikanerin blieb hart.
„Es ist eine Überraschung“, erwiderte sie und schlupfte in eine Hotpans. Sie hatte den Sängern nur gesagt, dass sie sich bequem anziehen und dass sie Badeklamotten einpacken sollten. Mehr Informationen gab es nicht. Skye und Jongin hatten eine recht schlaflose Nacht gehabt und Skye hatte vor, dass heute Vormittag nachzuholen – also den Schlaf, nicht das Schlaflose. Sonnencreme hatte sie für alle eingepackt, sie wollte nicht, dass sie heute Abend aussagen wie ein Haufen Krebse. Skye würde sich darüber amüsieren, keine Frage, aber nicht auszudenken, wenn sie Youngjuns Zorn treffen würde.
Die beiden trafen Xiumin, Kyungsoo und Chen im Flur und gemeinsam stiegen sie in den Fahrstuhl.
„Wann seid ihr eigentlich verschwunden?“, fragte Chen, mit einem neckischen Grinsen auf den Lippen, als sie alle in den Fahrstuhl gingen.
„Good morning“, sagten Jongin und Skye gemeinsam zu dem Fahrstuhl, was die anderen natürlich nicht wissen konnte. Natürlich antwortete der Fahrstuhl nicht und das Paar begann nicht nur an die Begegnung der letzten Nacht zu zweifeln, sondern die anderen drei dachten nun auch, sie wären jetzt völlig übergeschnappt. Super, Stimmen die sie tadelten – Skye könnte sich nichts Schöneres vorstellen.
Nach dem Frühstück holte sie ein Bus ab und als erstes fiel den Musikern auf, dass sie acht Sicherheitsleute dabeihatten.
„Kann ich kurz eure Aufmerksamkeit haben?“, rief Skye, die vorne im Bus stand.
„Wir fahren heute nach Sentosa Island.“ Sentosa war eine kleine Insel im Süden und galt als ‚Vergnügungsinsel‘. Es gab Golfplätze und andere Sportaktivitäten, Restaurants und Shoppingmöglichkeiten. Das Singapore Sea Aquarium war dort, ebenso die Universalstudios und verschiedene Wasserparks. Dort fand man Strände und Wälder und teure Hotels.
„Es ist jetzt 8 Uhr. Bis 14 Uhr haben wir Zeit und ich bitte euch inständig: Geht nicht verloren. Verletzt euch nicht und macht keinen Blödsinn. Ihr könnt euch frei bewegen, deswegen hat jeder von euch einen Security bei sich. Wir haben Zugang zur Mambo Beach Lounge, dort starten wir und dort treffen wir uns auch um 13:45 Uhr wieder. Ansonsten könnt ihr machen was ihr wollt. Ich persönlich würde euch raten nicht in die Universal Studio zu gehen, denn die habe ich für eine andere Stadt geplant. Ansonsten: Genießt den Tag!“
Der Bus fing an zu jubeln. So hatte sich Skye das vorgestellt. Nun musste sie nur hoffen und beten, dass sich jeder daran hielt.
Da sie so früh waren, war noch nichts los am Strand und die Sänger formten sich ein Halbkreis aus Liegen und ein Angestellter brachte ihnen Handtücher. Skye legte ihre Tasche ab und lief zum Meer. Auf dem Weg zog sie ihre Schuhe aus und ihre Füße berührten das Wasser. Erleichtert atmete sie aus. Das Meer. Ihr Meer. Heute würde sie faul sein. Bis 14 Uhr. Die Jungs konnten machen, was sie wollten. Skye würde schwimmen gehen und am Strand rumlungern. Und vielleicht etwas Essen, aber das war’s. Okay, die Zipline würde sie vielleicht auch noch machen, aber das war’s dann wirklich.
Jongin, Chen und Chanyeol waren zurückgeblieben, alle anderen waren schon weg.
„Ihr müsst nicht bei mir bleiben, ihr könnt ruhig ausschwärmen“, sagte sie zu den Kerlen und suchte ihren Bikini.
„Also den Anblick lasse ich mir nicht entgegen“, kam es von Jongin. Chen rollte mit den Augen.
„Ich will einfach mal meine Ruhe und ich glaube hier bekomme ich die eher, als wenn ich mit den anderen unterwegs bin.“
Da könnte er durchaus Recht haben.
„Und du?“, fragte sie Chanyeol.
„Hey, ich gehe ständig verloren, ich bleibe lieber direkt in deiner Nähe.“ Gut, das ließ sie auch noch durchgehen.
Nach gut 20 Minuten wunderten sich die drei Sänger wo ihre Assistentin denn abgeblieben war und Chen machte sie an der Poolbar aus. Poolbar im Pool. Super Sache.
Die drei gingen in den Pool und setzten sich neben Skye auf die Hocker.
„Was trinkst du?“, fragte Jongin und schaute skeptisch.
„Bahama Mama“, erwiderte Skye.
„Wir haben eine Kein-Alkohol-Regelung bei Konzerten“, klärte Jongin sie entsetzt auf.
„Ihr habt die vielleicht, aber ich mit Sicherheit nicht.“ Und nur weil es 9 Uhr morgens war, hieß das auch nicht, dass Cocktails unangebracht waren.
Eine halbe Stunde lagen sie faul auf den Liegen, als Skye sich aufsetzte.
„Mir ist langweilig“, jammerte sie. So viel zu dem Thema ‚Ich mache gar nichts‘. Jongin grinste fröhlich.
„Volleyball?“
„Neeeeeeein“, kam es von Chen, doch Chanyeol und Jongin hievten ihn von der Liege und schleiften ihn auch noch eine Weile hinter sich im Sand her. Zuerst spielten sie zwei gegen zwei, Skye und Jongin gegen Chanyeol und Chen. Sobald Chen einmal auf dem Spielfeld stand, war sein Kampfgeist halbwegs geweckt und schnell gesellten sich andere Spieler dazu.
Eine Stunde später ließen sie sich wieder auf die Liegen fallen. Jetzt würde sie wirklich nichts mehr tun!
„Schaaaaaatz“, kam es auf Deutsch von Jongin etwas später. Das Wort musste er wohl bei Mia aufgeschnappt haben.
„Hmmmm“, machte die Amerikanerin.
„Kommst du mit ins Wasser?“
Gut, Wasser war eine Ausrede, zu der Skye nicht ‚nein‘ sagen konnte.
Sie schwammen etwas weiter raus. Das Wasser war noch immer flach, auch wenn das Skye an sich nichts ausmachte, aber viele Leute bekamen Panik, wenn sie nicht mehr stehen konnten. Jongin zog sie in seine Arme. Er hatte sich daran gewöhnt viel Zeit mit ihr alleine zu verbringen und die letzten Tage hatte er sie oft teilen müssen.
„Könnte es nicht immer so sein? Nur du und ich?“
„Ich glaube das würde dir schnell langweilig werden“, erwiderte sie grinsend.
„Ich glaube nicht.“ Doch es war gut, dass er andere Gesellschaft hatte.
Eine Weile blieben sie im Wasser und dann holten sie mit Chen und Chanyeol zusammen etwas zu essen in der Beach Lounge. Auf Korsika würden sie so etwas nicht finden, zumindest nicht in diesem Ausmaß. Es gab Strände, die touristisch besucht waren, aber Skye kannte auch viele Strände, zu denen sich in der Regel kaum jemand verirrte. Sie liebte es alleine am Strand zu sein.
„Aber die Zipline machen wir noch?“ Chanyeol schaute sehnsüchtig zu dem Seilzug.
Ein Transfer brachte sie nahe an die Zipline und den Rest gingen sie zu Fuß. Ihre Securitys mussten natürlich mit und das obwohl der eine Höhenangst hatte. Sie flogen über den Wald bis zum Strand, dann über’s Meer, auf eine der kleinen, künstlich angelegten Insel im Strandbereich.
„Noch mal!“, rief Chanyeol, als sie unten angekommen waren. Die Jungs gingen also noch einmal zurück, während Skye zurück zu der Lounge ging. So schön konnte ein fauler Vormittag sein.
Sie telefoniert mit Youngjun und danach mit Mia. Super Junior hatten mit dem Training für die Super Show 8 angefangen und Mia hörte sich schon jetzt an, als würde sie die Kerle gerne in den Keller sperren. Und dabei hatte Mia ihr ständig beteuert, dass sie sich aus der Super Show 8 heraushalten würde, dass sie genug Choreografen hatten. Die Super Show würde Anfang April in Seoul beginnen. Die Choreos zu den Haupt-Songs stand wohl schon fest, jetzt ging es darum das Ganze zu koordinieren und die Solos einzubauen. Skye wusste, dass Super Junior sehr fleißig sein konnten und zweifelte nicht daran, dass sie das bis in vier Wochen auf die Reihe kriegen würden. Vielleicht sollte sie vorher Mias grauen Haare zählen, um sie mit danach zu vergleichen, aber wahrscheinlich wollte Mia gar nicht wissen, wie viele grauen Haare Super Junior sie gekostet hatten.
14 Uhr rückte schneller heran, als sie gehofft hatten, aber es kamen tatsächlich alle halbwegs pünktlich. Okay, die Gefahrenperson Chanyeol war ja nie weit weg gewesen. Alle wirkten ausgelassen und gut gelaunt und genau das hatte Skye gewollt. Der Stress würde früh genug anfangen.
Der Stress fing genau genommen sechs Minuten nach Abfahrt an. Sentosa war durch eine Brücke an Singapur verbunden und auf dieser Brücke bewegte sich gerade gar nichts mehr. Skye schaute über die anderen Autos hinweg, konnte aber nichts erkennen. Dafür war die Gegenfahrbahn leer, doch da kamen sie auch nicht hin. Minuten zogen in das Land und die Assistentin wurde immer nervöser. Wenn EXO zu spät kommen würden, wäre Skye schuld, auch wenn sie an dem Stau genau so wenig konnte, wie am zweiten Weltkrieg.
Der Fahrer suchte im Radio nach Informationen. Es gab wohl einen Unfall, mit Verletzen. Irgendein LKW war gekippt.
„How long will it take?“
„Maybe one hour or two“, erwiderte der Fahrer, dem es herzlich egal sein konnte, wann EXO an der Halle ankamen.
„Open the door“, sagte Skye zu ihm und erntete einen fragenden Blick.
„Open the door“, wiederholte sie sich und drehte sich dann zu dem Bus.
„Okay Jungs, wir nehmen die U-Bahn.“
„Was?“, kam es von Baekhyun, der vorne saß. „Bist du wahnsinnig?“
„Willst du riskieren zu spät zu kommen?“
„Man wird uns erkennen. Rund um die Halle wimmelt es nur so von Fans.“
„Und mit was werden sie nicht rechnen? Mit EXO in der U-Bahn. Seunghwan ist schon in der Halle, ich sage ihm Bescheid, dass uns ein Bus direkt an der Station abholt. Wir schaffen das – oder kann dein goldener Arsch nicht mehr in öffentlichen Verkehrsmitteln sitzen?“
Da blieb Baekhyun der Mund offenstehen, während drum herum fröhlich gegiggelt wurde. Suho sah auch noch nicht ganz überzeugt aus.
„Meinst du nicht wir sollten warten?“ Sein Blick wanderte raus zu dem Stau.
„Schau, da sind ganz viele Fußgänger. Wir müssen nur über die Brücke, dort ist eine U-Bahn Station. Wir müssen noch nicht einmal umsteigen, es ist die Circle Line. Wir nehmen drei Sicherheitsleute mit, um nicht ganz so aufzufallen.“
Der Bandleader dachte über die Alternativen nach. Einige Sänger schauten verunsichert. Alleine konnte man ja getarnt in der U-Bahn fahren, aber so alle zusammen waren schon auffällig. Skye war das auch klar, aber sie sah im Moment wenig andere Möglichkeiten.
„Okay, los geht’s“, kam es von Suho und der Rest, der noch gesessen hatte, machte sich bereit.
Sie ließen den Bus hinter sich und marschierten zwischen den normalen Passanten über die Brücke, als Skye Seunghwan anrief und die Situation erklärte.
„Ihr wollt was?! Kommt gar nicht in Frage! Geht sofort zurück zum Bus!“, schrie er ins Handy. Der einzige, der das halbwegs mitbekam, war Jongin, der neben Skye lief.
„Genau Mountbatten Station. Der Bus soll dort warten, danke!“, sagte sie, als wäre nichts und legte auf. Suho drehte sich zu Skye um.
„Alles gut, der Bus wird auf uns dort warten.“
Jongin schaute seitwärts zu ihr. „Hoffentlich“, fügte Skye leise hinzu.
Die Gruppe kam an dem Unfall vorbei. Ein LKW mit Hühnern war in ein Auto geknallt und vier weitere waren wiederum in den LKW gerast. Überall liefen Hühner umher, die man versuchte einzufangen.
„Nie im Leben wird das hier bald geräumt“, kommentierte Sehun und riss sich von der Szene los.
„Also, wir werden uns in drei Gruppen aufteilen, damit wir nicht so ein Pulk sind. Jede Gruppe bekommt einen Security. Wichtig ist, dass jeder an der Station Mountbatten aussteigt. Vorher ist die Station vom Stadium, doch da will ich nicht raus. Also: Mountbatten. Neun Stationen sind es von hier“, erklärte sie und reichte jedem seine Fahrkarte. Jongin, und Sehun blieben bei Skye. Baekhyun, Chen und Chanyeol bildeten die zweite Gruppe und Suho, Xiumin und D.O bildeten die dritte Gruppe. Sie verteilten sich in zwei Wagen. Skyes Gruppe stand am Anfang des Wagens, die anderen am Ende und die letzte Gruppe in der Mitte des zweiten Wagens. Es war nur die U-Bahn. Durch Singapur. Nicht durch ein Kriegsgebiet, es würde schon alles gut gehen. Immerhin schafften die jungen Männer es sich viel eher anzupassen. Sie hatten ihre Handys rausgeholt und spielten darauf, so wie jeder andere in der Bahn. Nur Skye konnte nicht spielen. Sie behielt die Umgebung im Auge und achtete bei jeder Station darauf, wer ein- und ausstieg.
Schließlich kam ihre Station und Skye machte sich bereit auszusteigen. Der Bus würde mit Sicherheit oben stehen. Und wenn nicht? Dann würden sie Taxis nehmen, das war Skye jetzt auch egal. Sie stiegen aus und tatsächlich sah Skye kurz hinter der Treppe einen schwarzen Bus stehen. Seunghwan stand davor, mit hochrotem Gesicht. Sie zählte durch, als die Sänger an ihr vorbei gingen.
„Sechs, sieben …“, zählte sie leise mit, doch dann kam keiner mehr. Panisch schaute Skye den Sängern nach. Wo war die Palme? Baekhyun hatte ein weißes, ärmelloses Shirt mit einer blauen Palme angehabt.
„Channi, wo ist Baekhyun?“ Chanyeol blieb nun auch stehen und schaute sich um.
„Er war … er war eben noch da.“
„Fudge!“ Skye fing an die Treppen runter zu laufen. „Gehe zum Bus, wir kommen in die Halle“, rief sie noch, nicht das noch mehr ihr hinterherrannten.
Sie rannte zurück zur Station und schaute sich um. Baekhyun war weit und breit nicht zu sehen. Er konnte keinen anderen Ausgang genommen haben, also gab es nur die Möglichkeit, dass er in eine Bahn gestiegen war. Die Frage war nur: In welche Richtung? Die Bahnen kamen laut Anzeigetafel alle sechs Minuten. Die Bahn aus der Richtung, aus der sie gekommen waren, würde wieder in vier Minuten kommen. Also war sie vor zwei Minuten hier gewesen. Die andere Richtung kam allerdings schon in zwei Minuten, was bedeutete, dass sie das letzte Mal vor vier Minuten kam und da waren sie ja noch gar nicht hier gewesen. Ergo war er wieder in die gleiche Bahn gestiegen. Ha! CSI Fiji lässt grüßen.
Gut, jetzt wusste sie, in welche Richtung er gefahren sein musste. Nun galt es heraus zu finden wie weit. Das war schwierig, denn sie wusste nicht, wieso er wieder in die Bahn eingestiegen war. Während Skye auf den nächsten Zug wartete, versuchte sie ihn anzurufen, doch hatte sie hier unten kein Empfang. Wurde ja immer besser. Seunghwan würde sie für die ganze Aktion schon zur Schnecke machen, nicht auszudenken, wenn sie ohne Baekhyun sich in der Halle blicken lassen würde. Aber hey, wenn sie bei EXO rausfliegen würde, könnte sie mit Mia die Super Show 8 vorbereiten. Positives Denken war gar nicht so schlecht. Scheiß auf Baekhyun, willkommen Super Show 8!
Die Bahn fuhr vor und Skye stieg ein. Nervös hibbelte sie auf den Füßen, bis zur nächsten Station. Sie stieg zwar aus, aber nur um sich umzuschauen. Natürlich konnte sie nicht alle sehen, die einstiegen, aber es machte auch keinen Sinn, dass Bae ausstieg, um dann wieder in die nächste Bahn einzusteigen. Also schaute sie nach den Wartebänken und nach stehenden Leuten. Keine blaue Palme. Sie stieg wieder ein und fuhr zur nächsten Station. Wieder stieg sie aus und schaute sich um. Hier stiegen mehr Leute ein und es war mehr Gewusel in der Station. Sie wollte gerade wieder einsteigen, da sah sie einen Schuh auf der Bank liegen. In Singapur würden die Leute nicht einfach Schuhe in einer U-Bahn Station liegen lassen. Die Türen schlossen sich hinter Skye und sie ging auf den Schuh zu.
„Skye!“ Baekhyun stand hinter einer der Säulen, mit nur einem Schuh.
„Was machst du denn hier?“ Sie hörte sich eher besorgt, als wütend an, denn eigentlich war sie erleichtert, dass sie ihn wiedergefunden hatte.
„Da waren Fans, in der anderen Station, sie haben mich erkannt. Ich wollte nicht, dass sie die anderen auch sahen und hab sie weggelockt. Ich habe gerade noch die Bahn erwischt, bevor die Fans einsteigen konnten.“
Skye verspürte fast so etwas wie Stolz. Nicht jeder hätte so reagiert, um die anderen zu schützen.
„Und wieso der Schuh?“
„Ich wusste nicht ob die Fans mir nachkommen, aber ich wusste, dass du das mit dem Schuh verstehen würdest“, sagte er mit einem Schulterzucken.
„Woher wusstest du, dass ich kommen würde?“
„Es macht mir Spaß dich zu ärgern, aber ich weiß, dass du uns nicht hängen lässt. Mal abgesehen davon würdest du deinen Job verlieren, wenn du mich verloren hättest.“
Die beiden standen sich gegenüber, Skye war auf komische Weise berührt. Ein paar Moment vergingen.
„Sollten wir uns jetzt umarmen…?“, fragte Skye, weil sich der Moment eigentlich so anfühlte, doch andererseits war es Baekhyun.
„Nein“, sagten sie gleichzeitig und fingen an zu lachen.
Sie nahmen die nächste Bahn zurück und der Bus stand tatsächlich noch an der Station. Als Skye an die Tür klopfte, machte der Fahrer auf. Ein Stöhnen ging durch den Bus.
„War das nötig?“
„Wir hätten die Show fast ohne dich durchgezogen.“
„Hast du dir eigentlich Gedanken gemacht, was hätte passieren können?“
Die Standpredigt, die Baekhyun nicht von Skye bekommen hatte, bekam er nur von allen anderen, während er nach hinten lief.
„Wenn Skye nicht die beknackte Idee gehabt hätte U-Bahn zu fahren, wäre das alles nicht passiert“, moserte Baekhyun zurück und setzte sich in eine Reihe. Skye hingegen setzte sich grinsend neben Jongin.
„Ich glaube er fängt an mich zu mögen.“
Letztendlich waren sie gerade mal eine viertel Stunde später gewesen, als ursprünglich geplant und der Bus stand noch immer auf der Brücke. Das war eine gute Grundlage der Argumentation, während Seunghwan sie zusammenfaltete.
„Ich habe dir mehr Verantwortungsbewusstsein zugetraut! Du weißt schon, mit wem du es hier zu tun hast?! Jeder kennt sie und du hast keine bessere Idee, als sie in die U-Bahn zu schleifen? Youngjun hat einen Fehler gemacht sie dir anzuvertrauen!“
Die Amerikanerin wartete in Ruhe ab, bis die Halsschlagader nicht mehr ganz so heftig pulsierte.
„Sind sie hier?“, fragte Skye ruhig.
„Ja.“
„Waren wir pünktlich?“
„Ja, aber …“ Skye gab ihm nicht die Gelegenheit weiter zu sprechen.
„Ist jemand verletzt oder verschollen?“
„Nein, aber …“
„Gern geschehen“, fiel sie ihm erneut ins Wort, klopfte ihm auf die Schulter und ließ ihn stehen.
„Das wird noch ein Nachspiel haben! Das verspreche ich dir!“, wetterte Seunghwan ihr nach, völlig aus dem Häuschen.
Skye stand beim Soundcheck an der Seite. Auch heute hatten die Fans mit VIP-Tickets Zugang zu diesem, doch heute wirkte alles viel entspannter als gestern. Die Jungs ließen die Fans die Songs aussuchen und blödelten viel rum. Wahrscheinlich waren sie alle noch mit Adrenalin von der U-Bahn-Fahrt vollgepumpt, dachte sich Skye amüsiert.
Das Konzert ging heute schneller vorbei zu gehen. Skye wusste nicht wieso, aber ehe sie sich versah, war es auch schon wieder zu Ende.
Für heute Abend war nichts Besonderes geplant, da sie morgen früh schon wieder zurückflogen und Skye konnte sich vorstellen, dass sie heute alle schon genug Aufregung hatten. Sie würden oben beim Pool zu Abend essen und dann wäre für heute auch Schicht im Schacht.
Neben Skye und Jongin stiegen auch noch Chen, D.O, Suho und Sehun mit in den Fahrstuhl.
„Good evening“, sagte das Paar zu dem Fahrstuhl, der sich wieder nicht rührte.
„Wieso sprecht ihr mit dem Fahrstuhl?“, fragte D.O skeptisch.
„Weil er manchmal antwortet“, erwiderte Jongin, was die anderen nicht unbedingt schlauer machte.
Skye und Jogin fuhren direkt nach oben, während die anderen vorher noch auf ihre Zimmer wollten. Damit war der Fahrstuhl leer und kaum hatte sich die Tür geschlossen, da zog Jongin seine Freundin in die Arme und küsste sie. Skye fühlte sich manchmal völlig verloren unter seinen Lippen. Der Fahrstuhl blieb stehen und schwer atmend trennten die beiden sich.
„A lovely evening“, sagte der Fahrstuhl, als das Paar ausstieg. Die beiden drehten sich um und schauten skeptisch in den Fahrstuhl.
„Ist das komisch?“, fragte Skye.
„Ja, etwas.“
An diesem Abend waren alle ziemlich kaputt gewesen. Natürlich hatten sie sich auch auf Sentas mehr ausgepowert, als sie hätten sollen – schließlich hatte Skye das ja eher als Erholungszeit eingeplant – doch so ein Konzert schlauchte sicherlich auch. Drei Stunden lang rannten sie wie Teletubbies auf Extasy über die Bühne. Skye war nur vom Zusehen schon fertig.
Das Abendessen verlief ziemlich ruhig und recht schnell löste sich die Runde auf.
„Sagt mal!“, fuhr Skye die verbleibenden Sänger an, die daraufhin aufschauten.
„Was haben wir getan?“, fragte Sehen und schaute in die Runde, aus Hoffnung, die anderen wüssten, was die Assistentin hatte.
„Gar nichts! Es ist ja furchtbar! Die Rolling Stones machen in ihrem Alter wahrscheinlich doppelt mehr Chaos als ihr!“, beschwerte sich die Amerikanerin weiter.
„Keiner ist betrunken, keiner bestellt Stripper auf die Hotelrechnung, hey, ernsthaft, für was bin ich eigentlich da? Altenpfleger oder was?“
Jongin war der erste der anfing zu lachen.
„Beautiful, nur damit ich das richtig verstehe, du beschwerst dich das wir zu … ruhig sind?“
„Genau das! Ihr seid fucking Rockstars! Zertrümmert die Hoteleinrichtung, besauft euch! Was ist denn los mit euch?“
„Darf ich noch ein Wasser trinken?“, fragte Kyungsoo unschuldig und Skye raufte sich die Haare.
„Also meine Zeit bei euch macht sich super in meinem Lebenslauf, wenn ich mich als Altenpfleger bewerben will.“
Die Sänger lachten fröhlich und drohten Skyes Ideen umzusetzen und sie müssten dann Youngjun erklären, wieso sie im Marina Bay Sand Hausverbot hätte. Natürlich sollte es nicht so ausarten, aber sie waren jung, sie sollten leben. Nein, stattdessen saßen sie hier mit ihrer Hähnchenbrust und tranken Wasser. Mit Skyes Verständnis war es vorbei.
„Später … bin ich dein Rockstar“, flüsterte Jongin ihr ins Ohr und Skye bekam Gänsehaut.
„Okay … ich bin furchtbar müde. Geht schlafen! Jetzt!“
„Aber … mein Wasser…“, kam es von Kyungsoo.