Nach der Show waren alle ziemlich platt gewesen, doch sie ließen es sich nicht nehmen etwas zu feiern – im Keller. Skye verstand immer mehr wieso Mia den Keller so geplant hatte. Zuerst dachte sie, dass es ihnen doch langweilig werden musste. Schließlich ging man in Bars, um auch neue Leute kennen zu lernen, doch das galt für die Idols nicht – oder wenn eher: Wenn sie neue Leute kennenlernen wollten, dann zogen sie alleine um die Häuser, denn in der Gruppe wurden sie immer isoliert und beobachtet und konnten ohnehin niemanden kennenlernen. Beim Keller ging es darum gemeinsam zusammen zu sein, ohne die Augen der Öffentlichkeit. Keiner musste sich stylen, jeder konnte gehen wann er wollte. Sie konnte sie selbst sein. Es war wie ein Club-Haus in einem Internat. Idolnat.
Nach knapp 3 Stunden Liveshow hatten sich die Musiker auch etwas zu essen verdient und nun konnte Leeteuk auch wieder essen. Skye lehnte an Jongin, Chen und Chanyeol saßen neben ihr und es fiel der Amerikanerin schwer nicht über das Gespräch mit Youngjun zu sprechen. Würden sie sich freuen? Vielleicht stellte sie sich auch nur höher, als sie es verdiente.
Doch nach und nach löste sich die Gruppe auf. Super Junior hatten morgen wieder eine Show, aber der Stress der letzten Wochen war deutlich von ihnen abgefallen und Skye war sich sicher, dass sie heute Nacht keine unruhigen Geister finden würde.
„Können wir heute bei dir schlafen?“, fragte sie Jongin auf dem Weg nach oben.
„Bei mir?“ Normalerweise schliefen sie bei Skye aus, na ja, privaten Gründen.
„Ich vermisse die Aussicht.“
Jongin grinste und nickte.
Im Pit waren die Musiker noch deutlich wacher, als im Super Junior Dorm. Baekhyun und Xiumin saßen auf zwei Sitzsäcken und schauten einen Film, während Suho mit dem Laptop am Tisch saß und die Kopfhörer aufhatte.
„Hey Skye!“ Chen hatte sich zwar schon vor gut einer Stunde von der Party verabschiedet, war aber immer noch wach.
„Welch seltener Gast“, kam es von Sehun, der nur mit einer Pyjamahose aus dem Bad kam.
„Vielleicht könntest du Bescheid sagen, wenn du Frauen mit nach Hause bringst“, beschwerte sich Baekhyun ohne sich auch nur umgedreht zu haben.
„Wieso? Hättest du dich dann hübsch gemacht?“, kam es neckisch von Chanyeol.
Irgendwann machte Suho eine Flasche Wein auf und gemeinsam mit Chanyeol und Chen saßen sie noch lange wach.
„Ich finde jede Band sollte eine ausländische Assistentin haben“, sagte Suho, als die zweite Flasche Wein sich dem Ende neigte. Skye lachte fröhlich.
„Meistens bekommen männliche Bands männliche Manager und Assistenten, aber ich finde bei Frauen benehmen wir uns besser“, erklärte der Bandleader.
„Wieso dann eine Ausländerin?“, erkundigte sich Chanyeol.
„Na ja die Koreanerinnen sind … zu nett. Wir sind ihre Idols, ihre Oppas. Ich mag es, dass Skye nicht extra nett zu uns ist, nur weil wir EXO sind. Bei Skye weiß ich wenigstens, dass sie uns ihre ehrliche Meinung sagt – wie mit dem Song den ihr aufgenommen habt. Welche Assistentin hätte es gewagt einem Tontechniker zu sagen, dass der Beat falsch ist?“
„Mia“, antworteten alle einheitlich.
„Und? Mia ist auch eine Ausländerin.“ Suho fühlte sich in seiner Theorie bestätigt.
„Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich erstens nicht auf den Job angewiesen bin – unter uns, SME zahlt ziemlich miserabel. Es ist eine Ehre für Idols zu arbeiten … bla bla … es ist ein schlecht bezahlter Knochenjob, ich frage mich wie ihr überhaupt Personal findet … oder wieso es nicht mehr Schlagzeilen wie ‚Idol-Stylist am Hungertod gestorben‘ oder ‚Hilfsprojekt für obdachlose Assistenten‘ gibt“, meinte Skye, doch die anderen protestierten heftig.
„Nein, ernsthaft. Wenn SME besser bezahlen würde, würdet ihr kompetentere Berater haben und keine Fans, die es geil finden mal ein Jahr für ein Entertainment zu arbeiten oder Leute, die zwar gut sind, aber eventuell den Job wechseln müssen, weil sie für ihre Arbeit zu schlecht bezahlt werden.“
Allerdings wusste Skye auch, dass es den meisten Idols in den ersten Jahren nicht viel besser ging. Sie bekamen praktisch kein Geld, sie wurden zusammengepfercht auf engstem Raum gehalten und wenn sie keine Unterstützung von ihren Eltern bekamen, könnten sie sich kaum etwas zu Essen kaufen. Wenn sie dann anfingen Geld zu verdienen, dann mussten sie erst einmal ihre Schulden beim Entertainment abbezahlen. Ausgaben für Gesangstraining, Tanztraining und so weiter waren keine Geschenke der Entertainments und die Kosten für die Ausbildung für eine Band, inklusive wohnen und essen betrugen laut Internet um die 30.000$ im Monat. Allein schon Musikshows wie die Musik Bank nahmen Gebühren von ungefähr 90.000$ monatlich pro Entertainment, wenn sie ihre Bands dort auftreten haben wollten.
„Und zweitens?“, erkundigte sich Jongin.
„Zweitens: Ich sehe euch nicht als Übermenschen. Ja, ihr könnt singen und seht gut aus. Es gibt Millionen von euch da draußen und wenn man mal mit Scheichen und den reichsten Menschen dieser Welt zu Mittag gegessen hat, dann seid ihr ganz normale Menschen.“
„Super, jetzt muss ich über den Sinn meines Lebens nachdenken“, sagte Chen, grinste aber dabei und verabschiedete sich.
Kurz darauf gingen sie alle ins Bett und Jongin und Skye genossen die Aussicht.
„Wir sollten öfters hier schlafen“, sagte sie ohne den Blick von der Skyline abzuwenden.
„Aber hier können wir gar keine schmutzigen Sachen machen“, stellte er fest und biss ihr leicht in den Hals. Skye quietschte fröhlich.
„Ich würde sagen im Moment läuft es-“, doch da hatte Skye ihm schon den Mund zugehalten.
„Wehe du sprichst es aus. Das letzte Mal als du das gesagt hast, hat jemand versucht mich umzubringen“, erinnerte sie ihn.
An diesem Morgen konnten sie so etwas wie ausschlafen. Wobei Skye noch nie jemand war, der lange schlafen kann. Jongin schon eher. Skye saß schon unten in der Küche vor ihrem Laptop, während Jongin noch friedlich schlummerte. Es war 08:32 – sagte zumindest ihr Handy.
„Schon wach?“ Chen standen alle Haare zu Berge als er sich zu ihr setzte.
„Ja, ich kann nicht lange schlafen, ich finde den Tag viel zu schön. Auf Adavaci gehe ich morgens tauchen oder schwimmen. Wenn ich irgendwo Urlaub mache, will ich so viel vom Tag genießen wie es geht – lieber lege ich mich mittags mal eine Stunde hin, das mag ich.“ Am liebsten machte sie ein Nickerchen in der Sonne und sehnte schon den warmen Tagen in Seoul entgegen, wenn sie sich mit einer Decke einfach an den Hangang legen konnte um die Seele baumeln zu lassen.
„Mittagsschlaf? Was ist das?“, scherzte der Sänger, wobei Skye zugegeben musste, dass die Vans inzwischen sehr bequem geworden waren und zu einem Nickerchen einluden. Andererseits war es aber auch bei dem Terminplan der Idols nicht ungewöhnlich, dass sie irgendwo einschliefen, wenn sie mal ein paar Minuten frei hatten.
Nach und nach wachten auch die anderen auf – und verschwanden wieder. Irgendwann verabschiedete sich auch Jongin um ins Studio zu fahren. Und er nahm Skye mit. Er hatte ein Duett geschrieben, dass er gerne mit ihr einsingen wollte und auch wenn Skye ihm gesagt hatte, dass sie nicht wollte, dass er ihre Liebesbeziehung mit in die Songs einfließen ließe, so war ein Einsingen ja nicht wirklich das gleiche.
Der Song hieß ‚Colors of love‘ und war wirklich schön. Es war ein Ohrwurm-Beat und die Amerikanerin konnte sich gut vorstellen, dass es sogar der Titelsong werden könnte – wenn SME denn das Album je veröffentlichen würde. Im Text beschrieb er in welchen Farben er fühlte. ‚Rot, wenn ich dich küsse. Blau, wenn du gehst. Weiß, wenn ich neben dir aufwache. Gelb, wenn ich mit dir am Strand liege.‘
Skyes Teil war nicht sehr groß, im Refrain etwas und in den Bridges, doch sie fand, dass eine weibliche Stimme es auflockerte, nur sollte sie nicht zu quietschig sein.
Sie sangen gemeinsam bis in den Mittag und sie tanzten. Jongin fing immer wieder an mit ihr zu tanzen und sie lachten fröhlich dabei. Jeder der an dem Studio vorbei kam, musste denken sie hätten jetzt schon einen Schwips. Jongin war ein toller Tänzer, doch Skye war eine fröhliche Tänzerin. Sie wirbelten durch das Studio bis sie erschöpft auf die Couch fielen.
Gegen 14 Uhr trudelte Skye im Hyatt ein. Sie verstand nicht, wieso in Korea alles so viel Vorlauf brauchte. Ihr Auftritt wäre erst gegen 21 Uhr.
„Skye?“
Sie drehte sich nach der Stimme um und fand Fynn.
„Hi. Ich muss Noah mal fragen, was ich so früh schon hier mache.“
„Noah? Der kommt erst später.“
„Und was mache ich dann schon hier?“, fragte sie genervt. Sie hätte noch Mia bei der Super Show helfen können.
„Na, bei manchen haben unsere Stylisten eben mehr zu tun“, sagte er trocken, doch der Hinweis eines Grinsens war auf seinen Lippen zu erkennen.
Doch vor den Stylisten kam die erste Probe. Der Saal war riesig und Skye fragte sich, wie viele Leute hier Platz fanden. Noch konnte sie hier ganz locker singen, doch würde das später auch noch so sein? Würde sie hier stehen und keinen Ton rausbekommen? Nein, so durfte sie nicht denken, doch im Moment hatte Skye das Gefühl, dass ihr die Decke auf den Kopf fiel.
„Auf gar keinen Fall ziehe ich das an!“
Nach dem Styling kam die Anprobe und genau hier fingen die Probleme an.
„Wieso?“, fragte Fynn gelangweilt.
„Weil das kein Kleid ist! Das ist ein Hauch von nichts! Da hätte man auch einen Bodypainter herschicken können“, beschwerte sich die Amerikanerin. Das Kleid war wunderschön, aber wie gesagt, ein Hauch von nichts und Skye war sich ziemlich sicher, dass sie unter dem feinen, goldenen Stoff weder ein Höschen, noch einen BH tragen könnte.
„Ich hatte tatsächlich an einen Bodypainter gedacht“, sagte Noah, der gerade die Tür reinkam.
„Das ist Plan B.“
„Und Plan C?“
„Nackt.“
Fynn fing an zu lachen, doch Skye fand das gar nicht witzig.
„Liebes, du wirst nie wieder so schön sein wie jetzt. Kaum jemand den ich kenne würde besser in dieses Kleid passen als du und keine Sorgen, die Pailletten überdecken alle wichtigen Teile“, versicherte ihr Noah, doch Skye war immer noch skeptisch.
„No backlight!“
Damit drehte sie sich um und verschwand in der Umkleide.
Ein paar Stunden später und mit einem Glas Champagner für den Mut, traf Skye auf Jongin. Der Sänger, dem ein Anzug hervorragend stand, blieb grinsend stehen.
„Du siehst aus wie eine Göttin.“
„Eine nervöse Göttin…“, murmelte Skye. Jongin überwand den Abstand zwischen ihnen und küsste sie.
„Du brauchst nicht nervös sein, alles wird gut gehen.“
Skye wollte diesen Dachgarten wirklich haben. Es war nicht so, als hätte sie nicht das Geld sich selbst darum zu kümmern – offensichtlich – doch neben EXO und all den anderen Dingen, wollte sie sich nicht auch noch damit beschäftigen und sie konnte nicht von der Hand weisen, dass Noah einen hervorragenden Geschmack hatte. Gut, wahrscheinlich würde sie zwei, drei nackte Statuen bei sich stehen haben, aber die könnte man ja anziehen.
Die Amerikanerin wartete hinter der Bühne auf ihren Auftritt und lief hin und her, bis Noah sie festhielt.
„Come on“, sagte er und ging in die Superman-Pose, mit den Fäusten in der Seite.
„What are you doing?“
„Wissenschaftler haben herausgefunden, dass wenn man in dieser Pose eine Minute lang steht, bevor man ein wichtiges Meeting hat, eine OP … einen Auftritt, dass es das Selbstbewusstsein stärk.“
„You’ve got that from Grey’s Anatomy – I’ve been watching that too.“
Noah grinste.
„Then you should know that it works, come on.“
Seufzend ergab sich Skye und stemmte die Fäuste in die Seite.
„Hey, Supergirl – you’r up next“, kam es kurz darauf von Fynn und Skye ging auf die Bühne und sang. Keiner schmiss mit faulem Essen oder Bierdosen, niemand buhte sie aus und ehe sie sich versah, war die halbe Stunde vorbei.
Erleichtert ging sie von der Bühne und fiel Jongin in die Arme.
„Du warst eine Diva!“
Nachdem der Auftritt vorbei war mischte sich das Paar etwas unter die Leute. Zuvor hatte Skye das Ganze nicht genießen können, doch jetzt fühlte sie sich 100 Kilo leichter, wenn da dieses Kleid nicht wäre.
„Ich hasse es, wenn ich so aussehe“, sagte sie genervt und überlegte sich umzuziehen, doch das was sie anhatte, als sie hergekommen war, wäre nicht passend für so eine Veranstaltung.
„Wieso?“, fragte Jongin lachend.
„Weil mir niemand zuhört, wenn ich so aussehe.“
„Das ist doch quatsch.“
„Warte nur ab.“
Noah stellte Skye ein paar Geschäftspartnern vor und Skye verbeugte sich höflich.
„Und woher kommen Sie?“, fragte Herr Lee, der mit Stoffen handelte.
„Aus Kanada“, erwiderte Skye und Jongin hob die Augenbrauen.
„Ah wirklich? Sehr interessant, was haben Sie dort gemacht?“, erkundiget sich Herr Lee.
„Ich war Eiskunstläuferin, habe aber bei einem Unfall mein linkes Bein verloren.“
„Das ist aber tragisch!“, erwiderte Herr Lee ohne auch nur nach ihrem Bein zu schauen.
Etwas später an der Bar bekam sie ein überschwängliches Lob von einem älteren Herrn.
„Ihr Koreanisch ist hervorragend. Sind Sie hier aufgewachsen?“, fragte er die Amerikanerin.
„Oh nein, ich komme aus Ghana.“
„Wirklich? Nehmen Sie es mir nicht übel, aber Sie sehen nicht aus wie jemand der aus Ghana kommt“, sagt der Herr. Jongin hatte sich schon weggedreht, um sein Grinsen zu verbergen.
„Ich war ein Findelkind. Meine Eltern haben mich in einem Weidenkörbchen in einem Fluss ausgesetzt und meine Zieheltern fanden mich dort“, schwindelte sie, doch die Geschichte schien dem Mann nicht bekannt vorzukommen.
„Das ist sehr tragisch, das tut mir wirklich leid.“
Kurz drauf setzten sie sich zu Chanyeol und Baekhyun an einen der Tisch. Neben ihr saß ein Mann, von dem Noah nur sagte, dass sie gemeinsam Geschäfte machten. Er stierte Skye ganz ungeniert in den Ausschnitt und sie wollte gar nicht wissen, um was für Geschäfte es sich da handelte.
„Woher kommen Sie eigentlich?“, wollte auch er wissen. Bei Skyes nächsten Auftritt würde sie ein T-Shirt mit ihrem Steckbrief tragen.
„Ich bin aus London“, erzählte sie. Chanyeol wollte sich einmischen, wurde aber von Jongin unter dem Tisch getreten.
„Das ist aber interessant. Haben Sie schon immer gesungen.“
„Nein.“
„Nein? Was haben Sie dann gemacht?“, wollte er wissen und Skye beugte sich etwas zu ihm rüber.
„Können Sie ein Geheimnis für sich behalten?“, flüsterte sie ihm gerade laut genug zu, damit Jongin neben ihr sie noch hören konnte.
„Aber natürlich!“ Das hatte sich Skye gedacht.
„Ich arbeite für den britischen Geheimdienst, dem MI6. Ein nordkoreanischer Spion befindet sich hier im Raum und es ist meine Aufgabe ihn ausfindig zu machen und zu eliminieren!“
Die Augen des Mannes wurden groß.
„Wirklich? Sie sind eine sehr interessante Frau!“
„Ich danke Ihnen. Leider ruft die Pflicht – wenn Sie Schüsse hören, haben Sie keine Angst.“
Er nickte mit offenem Mund, als Skye davon ging.
„Will ich wissen was hier läuft?“, fragte Bae beiläufig.
„Skye will mir beweisen, dass sie in diesem Kleid jedem alles erzählen kann, weil ihr keiner zuhört.“
„Und du hast das nicht geglaubt?“
„Nein.“
„Du bist noch so unschuldig“, bemerkte Baekhyun und nippte an seinem Wein. Jongin fiel aus allen Wolken.
Nachdem das offizielle Programm zu Ende und die Spenden abgegeben waren, verlagerte sich die Party in das ‚Timber House‘, die Bar des Hyatts.
Die Bar befand sich im Erdgeschoss und war gemütlich-schummerig eingerichtet. Mittelpunkt war eine leuchtende Bar aus LED-Steinen. Leeteuk, Donghae, Eunhyuk, Shindong und Heechul kamen gemeinsam mit Mia nach dem Konzert. Die Musiker bekamen sich über Skyes Outfit gar nicht mehr ein.
Das Problem an der Bar war, dass Jiyong und Honey nun kaum noch zu ignorieren waren. Eigentlich war es Skye egal ob Jiyong jemand Neues hatte, doch es erschien ihr aus den falschen Gründen – von beiden Seiten. Honey versuchte wieder einen Fuß in die Entertainment-Industrie zu bekommen und Jiyong … versuchte sich abzulenken. Die beiden saßen direkt auf dem Weg zu den Toiletten und Skye musste seit gefühlten drei Stunden dorthin. Schließlich beschloss sie, dass es egal war und ging los.
„Skye, ein toller Auftritt“, lobte sie Jiyong.
„Danke“, erwiderte sie.
„Das Outfit steht dir sehr gut, ich schätze du verdrehst allen Kerlen hier drinnen den Kopf“, meinte Honey und Skye erinnerte sich, dass sie Honey eigentlich sehr erfrischend witzig fand.
„Ja, auch wenn ich wünschte endlich aus dem Kleid raus zu kommen“, gab sie zu.
„Tu dir keinen Zwang an, wenn du das Kleid ablegst finden sie dich bestimmt noch bezaubernder“, erwiderte Jiyong und bekam Honeys Ellenbogen in die Seite.
Skye verließ das Paar um endlich auf Toilette zu gehen. Auf dem Weg zurück in die Bar bemerkte sie ein Kribbeln in den Fingern. Oh oh. Kreislauf. Skye hatte an sich einen sehr geringen Blutdruck. Ihre Ärztin bezeichnete Skyes Blutdruck als ‚niedlich‘, wobei sich die Amerikanerin unschlüssig darüber war, ob das die richtige Beschreibung für Blutdruck sein sollte.
Jedenfalls fing es in den Fingerspitzen an, Skye wusste wie es weiter ging. Sie schaute sich um und peilte den Stuhl an, auf dem sie vorher noch gesessen hatte. Dann begann auch schon das Rauschen in ihren Ohren. Nur weiter gehen, immer weitergehen, einen Schritt vor dem anderen. Die Farben veränderten sich, auch dass kannte sie. Sie musste es nur bis zum Stuhl schaffen, dann würde sie sich schon wieder fangen.
Und dann wurde alles schwarz. In der Regel bekam sie gar nicht mit, wie sie aufkam und bisher hatte sie bei solchen Kreislaufzusammenbrüchen immer Glück gehabt und hatte sich nie ernsthaft verletzt. Es dauerte nur ein paar Sekunden, dann schlug sie die Augen wieder auf und schaute in Changmins besorgtes Gesicht.
„Alles okay?“ Mia und Jongin kamen angerannt und nahmen neben Skye auf dem Boden Platz.
„Pizza“, jammerte Skye.
„Wieso hast du den ganzen Tag nichts gegessen? Als hätte ich nicht schon genug um die Ohren mit Super Junior, nein, da hungert sich meine Assistentin auch noch zu Tode“, nörgelte Mia, die das Auto fuhr, während sich Skye auf dem Rücksitz umzog.
„Ich bin nicht gut im Frühstücken und dann war ich mit Jongin im Studio und ich wollte im Hyatt etwas essen, doch dann ging alles so schnell, Probe hier, Stylisten dort und plötzlich hatte ich diesen Hauch von nichts an und nie im Leben wäre ich in dem Kleid mit einem dicken Bauch auf die Bühne gegangen!“
Die Deutsche seufzte und verstand das Problem – was aber nicht bedeute, dass sie es gut fand. Sie hielten bei Mr Pizza und Skye bestellte sich extra Knoblauch-Dip. In Amerika waren Dips bei Pizza ganz normal und Pizza Hut waren totale Vorreiter davon gewesen, doch hier in Korea gab es bei Pizza Hut keine Dips, dafür bei Mr Pizza … wobei der Knoblauch-Dip bei Pizza Hut in Amerika unschlagbar war.
Nach einer halben Pizza mit Käserand und Knobidip war Skye wieder munter und glücklich.
„Und was machen wir jetzt?“
Jongin und Mia tauschten einen Blick aus und schüttelten leicht den Kopf.
„Was?“
„Schon gut.“
„Hey, was?“, fragte Skye wieder.