Nach dem Nachtisch fuhren die Stylistinnen ins Hotel und zwei der Fotografen ebenfalls. Es blieben somit EXO, Paul als Fotograf und die Sicherheitsleute und gemeinsam fuhren sie nach Pianottoli rein. Es war fast 22 Uhr und eigentlich war in dem Städtchen nicht mehr viel los, doch Mathieu hatte noch auf – wo sollten die Leute auch sonst hingehen?
Überrascht von so vielen Leuten stellte der Kellner eilige ein paar Tische zusammen und schob andere etwas zur Seite, damit sie Platz haben konnten. An Mia konnte sich der Chef erinnern und begrüßte die Deutsche fröhlich. Da sie Fahrer hatten, war die Frage ob Alkohol oder nicht auch völlig sinnfrei, zumal Bae um Mitternacht Geburtstag hatte. Sie bestellten zwei Karaffen Wein und etwas Wasser dazu – für’s Gewissen.
Es war fröhlich und lustig und bald wurde es ziemlich laut in der Kneipe.
Skye ging raus um eine zu rauchen, als sie an einem Tisch mit drei älteren Herren vorbeikam, die Karten spielten. Sie hatten gehört wie Skye Französisch gesprochen hatten und scheuten sich nicht sie anzusprechen.
„Sagen Sie, was machen sie mit so vielen Männern?“, fragte einer der dreien und nickte zur Gruppe.
„Also, der da“, sie deutete auf Baekhyun. „Und der da“, sie deutete auf Chanyeol, der seinen Arm um Bae gelegt hatte. „Sind schwul und heiraten nächste Woche. Das ist ihr Junggesellenabschied – ich organisiere das Ganze.“
Sowohl Suho, als auch Mia hatten Skye beobachtet, doch Mia war die einzige, die verstand was Skye so ganz ernst erklärte und fing herzlich an zu lachen. Das zog natürlich die Aufmerksamkeit der anderen auf sich.
„Was hat sie gesagt?!“, fragte Bae, der nun auch bemerkte, wie die drei Männer zu ihm schauten.
„Skye!“, rief er zu ihr rüber.
„Beruhige dich, ich habe ihnen nur gesagt, dass du um Mitternacht Geburtstag hast und wir deswegen feiern“, sagte sie, unschuldig lächelnd und ging raus. Mia liefen inzwischen die Lachtränen und Baekhyun glaubte ihr kein Wort.
Er ging zu ihr raus und fand sie um die Ecke gegen die Wand gelehnt.
„Du hast ihnen bestimmt gesagt, dass wir chinesische Stripper sind“, mutmaßte er.
„Für chinesische Stripper seid ihr zu prüde“, erklärte sie. Er lehnte sich zu ihr rüber, bis sein Arm ihn an der Wand abstützte und nahm ihr die Zigarette ab, um selbst daran zu ziehen.
„Wieso habe ich das Gefühl, dass du eine ganz schreckliche Überraschung morgen für mich hast?“
„Ich habe eine ganz tolle Überraschung für dich!“, entrüstete sie sich. „Du wirst es vielleicht nur nicht direkt erkennen … aber wenn wir fertig sind, wirst du sagen, dass es der beste Geburtstag aller Zeiten war!“
Bae zog die Augenbrauen hoch, noch immer stützte er sich an der Wand ab.
„Sag bitte nicht, dass wir Wildwasser Rafting machen.“
„So ein Quatsch, ich will euch doch nicht umbringen!“, erwiderte sie und schaute ihn vorwurfsvoll an.
Es wurde Mitternacht und Mia hatte es tatsächlich hinbekommen eine Torte zu organisieren und Mathieu gab eine Runde für alle aus.
Skye konnte sich nur wage an die Heimfahrt erinnern. Ein Wagen hatte Mia, Donghae und Siwon zurück zum Grundstück gefahren und die Pierre hatte sie in ihr Hotel gebracht. Zumindest war sich die Assistentin ziemlich sicher, dass es Pierre war. Im Hotel angekommen wollten sie aber noch nicht schlafen gehen, zumindest nicht alle und so bestellten sie noch zwei Flaschen Wein. Kyungsoo war schlafen gegangen und Suho war wahrscheinlich nur geblieben, um sicher zu stellen, dass sie nicht aus Versehen nackt durch die Hotelanlage rannten. Paul hätte ihnen das nie vergeben, dass er da nicht dabei gewesen wäre. Die Fans dann wohl auch nicht. Danach wurde die Erinnerung etwas schwammig.
Als sie am Morgen aufwachte lagen sie zu viert im Bett. Chanyeol, Chen, Skye und daneben noch Sehun. Verwundert schaute sie sich um. Wo war Jongin? Sie krabbelte über Sehun und versuchte ihn nicht zu wecken, weil sie auf die Toilette musste. Da fand sie auch Jongin, schlafen in der Dusche. Super, sie konnte nicht auf die Toilette, wenn er da lag, also schlich sie sich raus in den Garten und schaute, ob jemand vergessen hatte seine Terrassentür zuzumachen und tatsächlich! Die Tür zu Suhos Zimmer stand offen und sie ging hinein. Der Bandleader war noch am Schlafen und so ging sie ins Badezimmer. Sie hatte sogar ihre Zahnbürste mitgenommen und ging zuerst auf die Toilette. Dann überlegte sie, dass wenn sie schon hier war, sie auch duschen gehen konnte und machte das dann auch.
Eingepackt in einem Bademantel ging sie aus dem Bad und fand Suho in Boxershorts vor dem Schrank.
„Was genau tust du in meinem Bad?“
„Ich musste auf die Toilette.“
„Was ist mit deiner?“
„Jong schläft in der Dusche.“
„Und du bist aus Zufall in meine gefallen?“, fragte er amüsiert.
„Ich dachte mir, wenn ich schon mal hier bin, kann ich auch das verfügbare Wellnessprogramm nutzen.“
Suho, Skye, Kyungsoo und Chen genehmigten sich schon mal einen Kaffee, bevor sie die anderen gegen 10:30 Uhr weckten. Also Skye weckte und die anderen nahmen das Ganze mit ihrem Handy auf, weil es so witzig war.
Sie hatten Frühstück bestellt, doch die meisten machten nicht den Eindruck, als könnten sie schon feste Nahrung zu sich nehmen, doch Skye hatte einen besonderen Shake geordert, der gerade angeliefert wurde.
„Drink up – wir haben noch einen spannenden Tag vor uns!“
In der Tat sah der Drink lecker aus und er schmeckte auch lecker, nach Früchten und Beeren. Wobei manche der Meinung waren, dass sicherlich etwas Ekeliges darin sein musste und die Beeren waren nur dazu da, den Geschmack zu überdecken, während anderen glaubten etwas von dem Zitronenlikör, den sie auch gestern Abend hatten, zu schmecken.
Danach folgte ein reichhaltiges Frühstück mit Eiern und Schinken und den meisten ging es danach wirklich besser.
Das sollte sich knapp zwei Stunden später ändern, als die Vans vor dem Flughafen hielten. Skeptisch schauten die Sänger zu dem Gebäude. Die Fotografen und Stylisten würden heute nach Hause fliegen, aber sie doch erst übermorgen.
„Wo fliegen wir hin?“, fragte Baekhyun. Immerhin war das die große Überraschung. So überrascht war er noch nicht. Skye zeigte mit dem Zeigefinger nach oben.
„Was? Nach Frankreich?“
Ihr Zeigefinger ging etwas höher.
„Deutschland?“, riet Chanyeol, doch Skyes Finger ging noch höher, bis alle nach oben schauten.
„Wir machen Skydiving! Yay!“
„Bist du wahnsinnig geworden?! Gestern hast du noch gesagt du willst uns nicht umbringen! Du weißt ich habe Höhenangst!“
Nachdem Baekhyun den ersten Schock überwunden hatte, konnte er sich auch wieder beschweren. Skye verschränkte die Arme und hob eine Augenbraue.
„Du bist mir durch ein Loch in der Decke drei Etagen hinterher gesprungen“, erinnerte sie ihn.
„Das waren drei Stockwerke nicht 3000 Meter!“
„Glaube mir, das ist etwas anderes, es ist total surreal, wenn man aus einem Flugzeug springt, das hat nichts mit Höhenangst zu tun.“
Baekhyun glaubte ihr ohnehin nicht oft, aber heute am wenigsten.
Die anderen hingegen waren Feuer und Flamme. Der Instructor holte sie ab, vor dem Flughafen hatten sie ihr Schulungshaus, wo die Einweisung erfolgte. Dort trafen sie auch wieder auf die Super Junior Truppe. Sie würden nicht alleine springen, immer mit einem Instructor.
„Es können immer maximal vier Paare springen, wir müssen also Gruppen machen, denn Paul ist bei jedem Sprung dabei, ebenso der Videograf von hier“, erklärte Skye.
„Vier?“ Suho zählte durch, sah aber nur drei Männer.
„Die drei und ich“, beantwortete die Assistentin seine Frage.
„Du? Wie viele Sprünge hast du?!“, kam es von Chanyeol.
„412 – sollte reichen, oder?“
„Was?!“, kam es aus mehreren Mündern gleichzeitig. Mia lachte fröhlich, während Skye mit den Schultern zuckte.
„Ich springe zuerst mit Bae und dann in der zweiten Gruppe mit Jongin.“
„Mit mir?! Das kannst du vergessen! Du schnallst mich zwischen drin ab und lässt es wie einen Unfall aussehen“, warf Baekhyun ihr vor.
„Verlockend … Gut, dann spring mit einem französischen Instructor den du nicht verstehst“, erwiderte sie locker und machte mit der Übersetzung weiter.
Man konnte förmlich den Kampf sehen, den Baekhyun innerlich austrug – nicht nur springen oder nicht springen, sondern auch mit Skye springen oder nicht springen. Die anderen wollten ihn aufmuntern und redeten ihm gut zu, irgendwann schnappte sich Skye Baekhyun und zog ihn nach draußen.
Fragend schaute er zu ihr.
„Wir haben beim Tauchen so eine Regel“, begann sie. „Jeder Taucher, kann jeder Tauchgang zu jedem Zeitpunkt aus jedem Grund abbrechen. Heißt: Wenn du nicht willst, willst du nicht und du musst nicht springen, nur weil die anderen dich sonst piesacken.“
Es war einer der wenigen Momente, in denen sie ernst war. Beim Tauchen hatte man es auch oft, dass man sich in der Gruppendynamik dazu genötigt fühlte einen Tauchgang zu machen, den man nicht machen wollte. Es war eine Sache etwas Angst zu haben, wie zum Beispiel beim ersten Nachttauchgang oder wenn man das erste Mal Haie sah, doch nur jeder für sich konnte einschätzen, ob es eine gesunde oder eine ungesunde Angst war, denn egal was, tauchen sollte immer Spaß machen und nie ein Zwang sein. Im Endeffekt war Fallschirmspringen das gleiche in Grün.
„Nein, ich ziehe das durch“, sagte er bestimmend.
„Okay.“
„Und ich will mit dir springen.“ Ach so, wenn kein anderer dabei war konnte er das sagen?
„Okay“, erwiderte die Assistentin und versuchte sich ein Grinsen zu verkneifen.
Abflug war vom Flughafen Figari, was so ziemlich die einzige Option war, denn bei all den Bergen gab es nicht viele Start- und Landemöglichkeiten. Hinter der Flugschule gab es eine kleine Sicherheitskontrolle, durch die sie mussten. In der ersten Gruppe waren Baekhyun, Chanyeol und Suho und Paul natürlich. Man würde ihm die Kamera mit einem Karabiner am Gürtel festmachen, damit er sie nicht verlieren würde und damit sie anfangs nicht um sich schlug, wurde sie noch extra befestigt. Skye war mal gespannt ob er das hinbekommen würde. Sie selbst hatte schon beim Fallschirmspringen fotografiert, doch sie hatte auch eine gewisse Routine.
Das kleine Flugzeug war Startbereit und Bae stockte. Als sie an ihm vorbei ging nahm sie ihn bei der Hand. Die anderen würden mit den Vans mitfahren. Landung sollte ein Feld unweit des Flughafens sein.
„Denkt daran: Der Punkt an dem maximale Gefahr herrscht, ist der Punkt der minimalen Angst.“
„Das hat Will Smith mal gesagt“, bemerkte Chanyeol. Dem konnte man auch nichts unterjubeln.
„Fühlst du dich trotzdem besser?“, fragte sie und er nickte halbherzig.
„Irgendwie schon.“ Na dann.
Und so stiegen sie in das Flugzeug. Natürlich waren alle aufgeregt, selbst Skye … irgendwie.
„Wieso hast du so viele Sprünge?“, fragte Baekhyun. Die Motorengeräusche waren zu laut, als das die anderen sie hören konnten.
„Also alle um mich herum anfingen zu sterben, hatte ich ab und an Angst, dass ich als nächstes dran wäre und da entschied ich das Leben in vollen Zügen auszunutzen. Ich hatte immer Angst vorm Fallschirmspringen, doch an einem Morgen bin ich aufgestanden und habe es getan und dann immer wieder. Beim Fliegen habe ich mich frei gefühlt. Beim Tauchen fühle ich mich auch frei, aber es ist ein ganz anderes Erlebnis. Manchmal bin ich fünf, sechs Mal hintereinander gesprungen an einem Tag“, erzählte sie.
„Du hattest Angst vorm Springen?“
Die Amerikanerin lachte fröhlich.
„Total! Noch im Flugzeug wollte ich einfach sitzen bleiben und mit dem Flugzeug landen.“
„Wie hast du es geschafft zu springen?“
„Gar nicht, mein Instructor ist gesprungen und an dem hing in dran.“
„Na toll! Also wolltest du gar nicht springen und mir passiert heute das Gleiche!“, beschwerte er sich.
„Die Pointe der Geschichte war, dass ich es toll fand und danach bis heute über 400 Mal gesprungen bin!“, blaffte sie zurück.
Sie flogen höher und höher und bald war ihren Absprunghöhe erreicht.
„Na komm“, sagte sie zu Bae. Als hätte er eine Wahl, der hing schließlich an ihr dran.
„Was?! Wieso müssen wir als Erstes?!“
„Damit du es dir nicht anders überlegst.“
Das war auch der Grund, wieso er in der ersten Gruppe war, damit er die anderen erst gar nicht springen sah. Sie stellten sich an die nun offene Tür und Skye ratterte noch mal alle wichtigen Dinge runter – wobei wir ehrlich sein wollten, sie hatte die meiste Arbeit bei der Sache. Der Wind fegte um sie herum während seine Füße schon über den Rand ragten. Paul würde direkt nach ihnen springen und war auch schon in Position.
„Skye? Kann vielleicht doch jemand anderes springen?“, fragte Bae und sie merkte wie er zitterte.
„Ja, kein Problem“, sagte sie und sah Erleichterung in seinem Gesicht – dann kippte sie nach vorne und mit ihr natürlich auch Bae.
Er begann ‚Ich hasse dich‘ zu rufen, doch die ersten Meter im freien Fall versetzten ihn wohl so in Schock, dass die Worte in seinem Hals stecken blieben. Skye breitete fröhlich die Arme aus, um sie etwas abzubremsen und nahm dabei Baekhyuns Hände in ihre.
„Entspann dich!“, rief sie ihm zu, war sich aber nicht sicher, ob er sie hörte. Als sie nach oben schaute sah sie auch schon die anderen. Und dann, nach nicht mal 10 Sekunden, merkte sie, wie er sich entspannte. Der Kameramann der Basis kam zu ihnen und Bae winkte sogar in die Kamera und jubelte. Den anderen schien es auch gut zu gehen, ja, wenn man erst einmal all die Gedanken beiseitegeschoben hatte und man aus dem Flugzeug sprang und somit in einer Situation war, in der man ohnehin nichts mehr ändern konnte, fing man tatsächlich an es zu genießen.
Nach fast 60 Sekunden zog sie die Reißleine für den Schirm und sie wurden entschleunigt.
„Und? Haaaaaaasst du mich immer noch?“
Er drehte den Kopf zur Seite.
„Eigentlich ist es ziemlich toll.“
Skye war etwas stolz auf sich. Sie wollte ihm eine Geburtstagsüberraschung machen, an die er sich immer erinnern würde. Das war ihr auf jeden Fall gelungen – sie hatte nur nicht gewusst, ob es eine gute oder eine schlechte Erinnerung werden würde.
Nach und nach kam der Boden immer näher.
„Okay, denk daran: laufen“, sagte sie sie noch, aber als es dann soweit war, stolperten sie lachend übereinander und kamen liegend zum Stehen. Der Schirm landete auf ihnen und begrub sie. Lachend schnallte Skye ihn ab. Sie liebte es zu fliegen und zu tauchen und zu surfen, alles was ihr das Gefühl gab am Leben zu sein, alles was ihr Adrenalin durch die Venen schoss. Bae drehte sich zu ihr, seine Wangen waren gerötet und Tränen waren ihm durch den Wind über’s Gesicht gelaufen und dann tat er etwas, was sie nicht hatte kommen sehen. Er beugte sich zu ihr und küsste sie. Skye stand unter Schock und es brauchte ein paar Sekunden, bis sie ihn von sich drückte. Zu ihrer Überraschung schaute er sie genauso schockiert an, wie sie ihn.
In diesem Moment kam ein Helfer von der Basis und hob den Schirm von den beiden.
Die anderen kamen auf sie zu gerannt und jubelten fröhlich.
Zuvor hatte die Amerikanerin nicht das Gefühl gehabt einen Hangover zu haben, doch jetzt sah das ganz anders aus. Wieso hatte er sie geküsst?! Es musste das Adrenalin gewesen sein. Und der Restalkohol. Das war die einzige logische Erklärung. Wobei … vielleicht hatte auch ein Alien sich in sein Gehirn eingesetzt.
„Schatz?“
„Huh?“ Jongin hatte den Kopf zu ihr gedreht.
„Ist alles okay? Sag nicht, dass dir schlecht ist!“ Panik stand in seinem Gesicht. Er hing vor Skye und wenn die sich übergeben musste, war er das erste Hindernis.
„Nein, nein, alles gut“, sagte sie lächelnd. Dabei lief in ihrem Kopf immer und immer wieder der Kuss mit Baekhyun ab. Es war kein überragender Kuss gewesen, es war okay. Anders als bei Taehyung, der wider aller Erwartungen ein toller Küsser war.
Sie sprang mit Jongin und danach mit Sehun und beide hatten das easy weggesteckt. Der letzte Flug wäre mit Mia und Donghae und Skye würde diesmal alleine springen. Die anderen Instructoren waren ebenfalls mitgeflogen und die anderen am Boden schauten angestrengt nach oben, als die Springer Formationen machten und sich drehten wie ein Blatt im Wind. Sie liefen freifliegend in der Luft und legten sich auf den Rücken. Alleine konnte Skye viel mehr Blödsinn da oben machen und kostete es voll aus.
„Bin ich froh, dass sie so etwas nicht gemacht hat, als ich an ihr hing“, bemerkte Jongin und schaute durch das Fernglas.
In der Basis schauten sie sich noch die Videos an, die der Videograf aufgenommen hatte. Das war fast besser als das eigentliche Erlebnis und sie lachten, bis ihnen die Tränen liefen.
„Das darf niemals an die Öffentlichkeit!“, stellte Suho klar, doch Skye glaubte, dass sie da nicht drum herumkommen würden.
Es war knapp 16 Uhr, als sie vom Flughafen Figari in Richtung Pianottoli fuhren. Das Grundstück von Mias Tante, lag ungefähr eine halbe Stunde entfernt von dem Flughafen – doch nur weil die Piste so heikel zu fahren war. Bis vorne zur Straße waren es nur 15 Minuten und die Gruppe hielt beim Supermarkt in dem kleinen Städtchen an, um sich auf die Nacht vorzubereiten. Getränke, Essen, Knabbersachen. Sie würden heute Abend grillen und Skye fand sogar Knoblauchbutter. Sie holten Baguettes und Skye nahm Pain Chocolate mit, damit sie etwas zum Naschen hatten bis zum Abendessen. Obst hatten sie auf Heinkes Grundstück in Form von Bäumen.
„Das war wirklich eine tolle Überraschung, hättest du gedacht, dass Beakhyun springen würde?“, fragte Mia, die mit dem Wagen neben Skye lief.
„Ja, schon – und sei es nur um zu beweisen, dass er es kann“, erwiderte die Amerikanerin.
Die Vans waren beladen, Paul war auf dem Weg nach Paris. Wenn sie jetzt mit den Kerlen abhauen würde, würde sie niemand finden. So viele Verlockungen.
Auf dem Grundstück standen fünf Wohnwagen. Vorne, vor dem Haus und dem Stall, gab es zwei, die sich ein Dusch- und Toilettenhäuschen teilten und dann gab es drei, ein Stück hinter dem Haus, am Fuße des Berges. Mia und Donghae schliefen im Haus im Gästezimmer und Siwon hatte schon einen Wohnwagen oben bezogen. Für heute Nacht würde er einen Mitbewohner bekommen: Chen. Skye und Jongin bekamen ihren eigenen Wohnwagen, obwohl sie angeboten hatten, dass noch jemand im zweiten Bett schlafen könnte. Irgendwie wollte das niemand. Als würden sie rumvögeln während der nächste Wohnwagen nur ein paar Meter weit weg stand!
Im dritten Wohnwagen waren Suho, Sehun und Chanyeol untergebracht. Baekhyun und Kyungsoo waren somit die einzigen, die in den unteren Wohnwagen, am anderen Ende des Grundstücks, schlafen würden. Skye hätte es lieber gehabt, wenn alle zusammen gewesen wären, aber gut, dann war es ebenso.
Sie bezogen ihre Betten und erkundeten die Gegend. Jemand schlug vor, vor dem Abendessen an den Strand zu gehen, um den Sonnenuntergang zu sehen. Skye war es etwas zu kalt, aber gut, später könnte sie duschen gehen.
„Ihr wisst, dass wir heute Nacht auch noch mal zum Strand müssen oder zumindest in die Richtung.“ Sie brauchte nicht unbedingt Wasser, sie wollte nur einen schönen Blick auf den Himmel haben, etwas nach Südwest ausgerichtet und sie hätte gerne etwas Bokeh drum herum. Bäume, vielleicht eine Palme. Nun konnte sie zumindest noch mal nach einer geeigneten Stelle Ausschau halten, musste die anderen aber darauf hinweisen, dass sie vorsorglich Taschenlampen mitnahmen. Skye hatte natürlich ihre Kamera dabei und vorsorglich das Stativ.
Und so wanderten sie zum Strand. Die Assistentin war überrascht wie fit an sich alle noch waren. Sie hatte damit gerechnet, dass sie nach dem Fallschirmspringen in einen komatösen Schlaf fallen würden. Doch sie nahmen Getränke und Essen mit und machten sich total motiviert auf dem Weg zum Strand.
„Wieso seid ihr alle so wach?“, fragte die Assistentin Suho, der neben ihr lief.
„Wir haben jetzt Urlaub. Zwei Tage nur für uns. Wir müssen das ausnutzen.“
„Das hört sich so an, als wolltet ihr mich auch loswerden“, bemerkte sie.
„Nein, du gehörst zu uns.“ Er lächelte sie an, dabei überlegte Skye wie weitreichend diese Aussage war. Fast schon kam sie sich vor wie eine Konkubine, nachdem nun Chanyeol und Baekhyun sie geküsst hatten. Bei Chanyeol konnte man es mit gutem Gewissen auf die Medikamente schieben, doch Bae?
Die Gruppe erreichte den Strand und machte sich breit. Skye hatte immer eine große Stranddecke im Gepäck und liegend passten da mindestens drei Leute drauf, sitzend noch mehr. Sie hatte aber auch einen Pulli dabei, denn abends konnte es ganz schön abkühlen und am Meer war es immer etwas kühler, als in der Stadt. Doch all das war erst einmal egal, denn noch im Laufen zogen sie sich bis zur Badehose aus und liefen ins Wasser. Gut. Nicht jeder, aber fast alle. Chen hatte auch gestockt, doch Suho und Kyungsoo schleppten ihn einfach mit. Auch Skye rannte ins Wasser, weil das immer noch die effektivste Lösung war, doch sie ging bald wieder raus und legte sich auf die Decke. Sie war tatsächlich müde und wollte ein kleines Nickerchen machen. Die Rechnung hatte sie aber ohne Jongin gemacht. Er legte sich zu ihr und begann ihren Hals zu küssen. Schließlich fanden ihre Lippen einander. Sie hatte bisher nicht darüber nachgedacht es ihm zu erzählen, sie wollte keinen Streit in der Band – egal welche Intention Baekhyun dabei verfolgte. Skye merkte wie seine Küsse fordernder wurden und seine Hände auf Wanderschaft gingen.
„Komm mit“, sagte sie und atmete schwer. Er nahm die Decke und Skye nahm ihren Seesack, indem sie Handtücher und Getränke hatte und sie begannen die Klippen entlangzugehen, der gleiche Weg wie beim Shooting. Zwei Buchten weiter hatten sie feinen gelben Sand und Skye begann die Felsen runterzusteigen. Es war etwas tricky und so nahm sie Jongin die Decke ab, damit er nicht ausrutschte. Skye breitete wieder die Decke aus, als Jongin ihre Hüfte umfasste und den Knoten von ihrem Bikini löste. Grinsend drehte sie sich zu ihm und küsste ihn. Hier war sie richtig, hier gehörte sie her, in seine Arme.
Erschöpft waren sie danach eingeschlafen, Arm in Arm, bedeckt von Handtüchern. Als sie aufwachten, war die Sonne schon untergegangen, doch Skye sah an der hellen Linie am Horizont, dass es noch nicht sehr spät war.
„Noch fünf Minuten“, sagte Jongin und zog sie wieder zu sich. Am liebsten würde er hier belieben, mit ihr, nackt, für die nächsten drei Jahre oder so. Sie saß verkehrtherum auf seinem Schoß und hatte die Arme um seine Schultern gelegt. Er schaute sie an und fuhr mit seinen Fingern durch ihre Haare. Sie waren noch etwas nass und Salz vom Meer hing in ihnen.
„Ich liebe dich“, sagte er, kaum hörbar und ihre Augen trafen aufeinander.
„Als wir nicht zusammen waren, war es, als würde ein Stück von mir fehlen. Ich bin es nicht gewohnt, dass ich mich emotional so an jemand binde und vielleicht hat mir das auch Angst gemacht, doch ich will das du weißt, dass es mir leidtut. Ich will nicht mehr ohne dich sein, nie wieder.“
Skye wollte sagen, dass man niemals ‚nie‘ sagen sollte, aber sie wollte auch nicht den Moment ruinieren.
„And I love you“, erwiderte sie. Sie hatte sich so an ihn gewöhnt, an die Art, wie sie miteinander umgingen. Es war anders als mit Jiyong, aber auch anders als mit Taehyung. Wobei sie mit Taehyung ja keine Beziehung hatte. Bei Jongin gab es Momente, da vergaß sie, dass er ein Idol war und sie waren ein normales Paar.
Als sie am Strand ankamen, waren die anderen schon weg und so machten sie sich auf den Weg zurück. Skye kannte den Weg gut und im Dämmerlicht brauchte sie noch keine Taschenlampe, doch Jongin machte seine an und leuchtete ihnen. Am Tor schaffte er es tatsächlich sich den Finger zwischen dem Holz und dem Draht einzuklemmen und fluchte fürchterlich. Giggelnd kamen sie bei den Wohnwagen an, als Siwon ihnen entgegenkam, nur mit einem Handtuch um die Hüften. Ja, er sah toll aus und ja natürlich schaute Skye beiläufig über seinen Oberkörper, aber sie war immer noch davon überzeugt, dass es die richtige Entscheidung war sich nicht auf ihn einzulassen. Mit ihm hätte sie nicht das gehabt, was sie mit Jongin hatte.
Skye ging ebenfalls schnell duschen. Auf dem Weg zur Dusche begegnete ihr Baekhyun. Sie hielten zwar an, aber man merkte, dass es eine unangenehme Situation war.
„Was hast du dir dabei gedacht?“, zischte sie.
„Es war nur das Adrenalin, keine große Sache“, sagte er locker. „Bilde dir bloß nichts darauf ein.“
Woher nahm er diese Arroganz?
„Keine Sorge, so toll war es nicht“, kam es von ihr.
„Danke!“
„Bitte!“ Und damit knallte Skye die Tür zu. Wahnsinnig, die machten sie wahnsinnig.
Skye kam frisch geduscht und in einem Pulli eingepackt aus dem Duschhäuschen. Jemand hatte schon den Grill angemacht. Ehrlich, wahrscheinlich war es Mia gewesen. Der Geruch von Essen hatte sich verbreitet und auch Heinke und Rolf waren gekommen. Essen hatten sie auf jeden Fall genug und da Skyes Wohnwagen der Nächste zur Feuerstelle war, hatte man ihre Küche für die Salate und Beilagen in Anspruch genommen. Auch die Getränke waren aufgebaut. Es wunderte sie, dass überhaupt heute noch jemand Alkohol trinken wollte. Pierre und die anderen Fahrer waren auch geblieben, als Skye sie eingeladen hatte. In den letzten Tagen hatten sie sich toll um die Gruppe gekümmert und Skye fand es witzig zu sehen, wie sich Pierre mit Suho mit Hilfe des Translators unterhielt.
Sie setzte sich auf einen der Baumstämme, die um die Feuerstelle als Sitzgelegenheit lagen. Jongin setze sich neben sie und breitete eine Decke über sie beide aus, woraufhin Skye sich an ihn kuschelte.
Es war ein witziger Abend, mit viel Essen, nicht so viel Alkohol, aber dafür auch mit Gesang. Gegen 23 Uhr machten sie sich dann wieder los, um noch mal zu fotografieren. Skye und Mia hatten ein paar Orte, die dafür geeignet waren und bei denen sie nicht zurück zum Strand gehen mussten. Einer davon lag auf dem Stück zwischen dem Grundstück und der Schotterstraße, die zum Strand führte. Hier lag ein umgefallener Baum, auf den sie die Sänger setzten und überall waren Binsen. Es war fast Windstill und so bewegten sich die langen Stacheln kaum. Sie musste ein paar Probebilder schießen, mit verschiedenen Einstellungen und Entfernungen, bis sie zufrieden war, doch das Ergebnis war super. Mia wollte auch ein Bild mit Donghae schießen, ohne Taschenlampen, dafür küssend. Es war total niedlich.
„Komm, ich mache ein Bild von dir und Jongin“, meinte Mia, die auch gut Freund mit Kameras war. Jongin wollte sie hochheben, weil sie einen Rock anhatte, doch die Amerikanerin war sich nicht sicher, ob er das schaffen würde. Das männliche Ego schaffte es jedoch Berge zu versetzen und so hielt er sie wirklich an der Hüfte und Skye breitete die Arme aus. Als das Bild fertig war und auf dem Bildschirm der Kamera erschien, fingen alle an zu jubeln.
Ein Stück weiter, an dem Weg entlang gab es einen Hügel auf dem ein einsamer Baum stand. Sie mussten etwas aufpassen wegen den Büschen, doch Skye platzierte die Band neben dem Baum, den Hügel abwärts und auch hier entstanden tolle Bilder. Wieder machte Skye auch Bilder von Mia, Donghae und Siwon, der sich anfangs etwas anstellte und dann entstand noch ein Bild von ihr und Jongin, wie sie Hand in Hand standen. Die Menschen waren nur schwarze Schatten vor dem sternenreichen Nachthimmel, deswegen musste man sich gut überlegen was man machte.
Total happy mit den Bildern kehrten sie zu den Wohnwagen zurück.