Eine weitere schlaflos Nacht. Bis um 4 Uhr morgens saß Skye vor dem Laptop und hing am Handy, um einfach alles zu ändern. EXO hatten ein Privatflugzeug von Dallas nach Newark, das machte die Sache etwas einfacher.
Sie schlief nur zwei Stunden, dann packte sie ihren Koffer und fuhr zum Flughafen. Das Gute war, wenn man von Ost nach West flog, dass man kaum Lokalzeit verlor. Skyes Flieger ging um 09:25 und würde um 12:10 in New York landen, obwohl sie fast 9 Stunden unterwegs sein würde. Dafür flog sie mit United. Skye hasst United und selbst die First Class war dort schlechter, als bei anderen die Business Class, aber sie wollte nicht verzogen wirken, nur weil Emirates einem ein richtiges Schlafzimmer gab. Sie musste einfach nur Schlaf nachholen. Sie würde einen langen Tag haben, fast 9 Stunden länger als normal. Und sie würde auf EXO treffen, auf Jongin.
Sie nahm eine Beruhigungstablette und sie schlief fast den kompletten Flug. Sie träumte von Taehyung, wie sie in das Disney-Schloss einzogen, mit einem kleinen Dorf drum herum und die Menschen liebten sie. Doch dann fand Skye heraus, dass er Amor war und er verließ sie, flog davon in Richtung Sonne. Skyes Herz war gebrochen und sie ging auf die Suche nach ihm. Die ganze Welt suchte sie ab, von Mexiko City nach London bis Paris. Dort traf sie auf Venus, für die letzte Aufgabe, doch Venus würde lieber ihren eigenen Sohn opfern, als sie Verbindung der beiden zu unterstützen und als Taehyung kam, um sie zu retten, belegte Venus die beiden mit einem Fluch und sie verwandelten sich zu Stein. Und dort standen sie heute noch immer, im Louvre, als Psyche und Amor.
Skye wachte auf und fühlte sich orientierungslos. Was ein Traum … es war eine Mischung aus der Geschichte von Psyche und Amor, aus dem Song ‚Airplane pt 2‘ und ihrer Begegnung mit Taehyung. Wow. Ihr Unterbewusstsein hatte einiges zu verarbeiten.
Skye schaute auf ihren Bildschirm. Noch 1,5 Stunden bis zur Landung. Sie schlief noch mal ein, aber döste eher vor sich her.
Kaum gelandet traf sie sich mit dem Sicherheitschef des Flughafens. Sie hatten ungefähr 2 Stunden, um alles vorzubereiten. Man hatte die Fans darauf hingewiesen nicht zum Flughafen zu kommen, doch schon jetzt sah Skye einige Menschentrauben in der Ankunftshalle, mit Schildern und Lightsticks. Sie schlich sich an ihnen vorbei, um eine zu rauchen. Es tat ihr etwas leid für die Fans, die hierhergereist waren, um ihre Idols zu sehen, denn Skye würde sie nur rausschmuggeln. Sie würden auch nicht mit dem Rest der Angestellten im Hotel wohnen. Es ging um mehr als sie und Jongin, es ging um die Band.
Skye und sechs weitere Sicherheitsleute standen am Gate bereit. Die Maschine war gelandet und fuhr gerade zum Terminal. Sie war unruhig und wollte es verstecken, es war unprofessionell. Dann dachte sie, sie müsste sich übergeben und schaute sich schon nach einem Mülleimer um.
Skye meinte etwas zu hören und atmete tief durch, am liebsten würde sie sich im Mülleimer verstecken. Wie würden sie überhaupt reagieren? Hatte Youngjun ihnen gesagt, dass Skye hier war? Waren sie sauer? Tausend Fragen und alle waren plötzlich egal. Zuerst kam Youngjun und Seunghwan um die Ecke, doch als Chen sie sah, rannte er los. Chanyeol tat es ihm gleich und dann rannten sie alle. Chen erreichte Skye trotzdem als erstes und drückte sie an sich. Dann prallte Chanyeol auf sie und plötzlich war sie in dieser riesigen Menschentraube und alle sprachen auf sie ein. Sie merkte die Tränen in ihren Augen und versuchte sie wegzublinzeln. Schließlich schaute sie an den anderen vorbei und sah Jongin neben Youngjun stehen. Nachdem sie fertig mit drücken waren, kam Mia zu ihr und drückte sie ebenfalls.
„I hate you“, sagte die Deutsche, weinte aber dabei.
„I’ve missed you too“, erwiderte die Amerikanerin. Youngjun reichte ihr die Hand und legte seine andere auf ihren Oberarm – das war für ihn schon sehr nah. Blieb nur noch Jongin. Sie standen einander gegenüber, ‚unbehaglich‘ würde es ganz gut umschreiben.
„Ich bin froh, dass es dir gut geht“, sagte er schließlich.
„Ja …“
Und bevor es noch komischer wurde, scheuchte das Sicherheitspersonal sie weiter.
Ihre Koffer waren schon verladen und nach der Immigration, für VIP Gäste, öffnete ein Sicherheitsmann eine Tür, die nicht so aussah, als dürften sie dort rein.
„Das ist der Weg?“, fragte Suho.
„Super, jetzt hat sie einen Weg gefunden uns um die Ecke zu bringen und niemand wird es merken“, kommentierte Baekhyun. Skye boxte ihn leicht und führte sie weiter. Es war einer der Personalwege und er führte sie direkt in die Kargo-Sektion. Alle schienen etwas eingeschüchtert. Schließlich blieben sie vor einem DHL Wagen stehen.
„Okay, rein da.“
„Rein wo?“, fragte Sehun. Der Fahrer machte die Tür auf und man konnte sehen, dass links und rechts eine Sitzreihe war. Dazu kamen noch zwei Sitzplätze neben dem Fahrer. Ihre Koffer waren in einem anderen Fahrzeug. Zögernd stiegen die Sänger ein und schnallten sich fest.
„Skye, wieso sind am Boden Metallösen?“ Nachdem Chen es erwähnt hatte schauten nun alle auf den Boden.
„Weil dies ein Fahrzeug der NYPD ist, mit der sie Gefangene transportieren, von denen keiner wissen soll, dass sie verlegt werden“, erklärte sie ruhig. Irgendwer würde schon ausflippen.
„Was?!“, kam es von mehreren gleichzeitig.
„Hey, das ist meine Hood, vertraut mir.“
Es war nicht die bequemste Fahrt, aber mit Sicherheit die unauffälligste.
„Wo fahren wir hin?“ Irgendwann trauten sie sich wieder Fragen zu stellen.
„In meine Wohnung.“
„Warte“, nun meldete sich Jongin. „Hattest du nicht mal gesagt, dass Leute mit Geld auf einmal durchdrehten und anfingen Dinge zu kaufen, die sie nicht brauchten und das du NIE eine Wohnung in … zum Beispiel New York kaufen würdest?“
„Genau“, bestätigte sie ihm.
„Aber du hast eine Wohnung in New York gekauft?“
„Nein.“
Damit verwirrte sie nicht nur Jongin und sie merkte, dass die Antwort nicht ausreichen würde.
„Ich habe ein Haus auf der Lexington Avenue gekauft.“
„Was?!“
„Lohnt sich“, war ihre Erklärung dazu. Mia saß vorne neben dem Fahrer und fing fröhlich an zu lachen.
Das u-förmige ‚Haus‘ auf der Lexington Avenue hatte 17 Etagen, von denen Skye die beiden obersten beherbergte. Sie hatte dieses Gebäude direkt gemocht, weil es diesen Artdeco-Charmé hatte, mit hohen Decken und ebenso hohen Fenstern. Das Haus wurde nach oben hin schmaler, so dass sie auf jeder Etage einen breiten Balkon hatte und dazu hatte sie einen Roofgarden damals setzen lassen, mit richtigen Bäumen, die im Sommer Schatten spendeten. Die Originalwohnung lag bereits auf zwei Etagen, doch Skye hatte die Wohnung nebenan noch integriert und somit vier Schlafzimmer und eine Bibliothek dazu gewonnen. Insgesamt gab es sechs Gästezimmer, sieben Bäder von denen zwei einen Whirlpool hatten. Es gab ein großes Foyer, dass schon beeindruckte war, und es führte zu einem großräumigen Wohnzimmer, an das ein Esszimmer anschloss, dass an die Küche anschloss, von wo aus es eine ebenfalls eine Treppe nach oben gab. Oben hatte Skye ihr Schlafzimmer, das durch ein Bad mit dem Ankleidezimmer verbunden war. Ebenso hatte Jamal, einer ihrer Partner, so einen Bereich. Dazu kamen oben zwei weitere Schlafzimmer. Es gab einen Meetingraum und ein Fernsehzimmer mit Beamer, ein Fitnessstudio durfte auch nicht fehlen – falls das im Keller nicht reichte. Sie lagen auf der Höhe des Central Parks und befanden sich damit in der Upper Eastside.
„Eine Wohnung, huh?“
Skye saß auf dem Balkon und rauchte. Chanyeol setzte sich zu ihr. Maria, ihre eine Angestellte, hatte ihm wohl einen Cocktail gemacht.
„Ja … ich wusste nicht wie es ich anders verpacken sollte“, gab sie lachend zu. Sie wusste das es dekadent war, doch damals war es eine gute Investition gewesen. Sie hatten Büroräume hier und Jamal war die meiste Zeit in New York. Es machte sich auch super, um neue Partner zu beeindrucken und bestehende Partner zu pudern. Sie machten hier tolle Partys. das Gebäude hatte überwiegend Wohnungen, die in dieser Lage sehr viel Geld kosteten und unten war seit vielen Jahren ein Porzellangeschäft angesiedelt. Skye mochte es hier.
„Wieso will man diesen Ort jemals verlassen?“, fragte der Sänger und schaute sich um. Die anderen rannten noch total fasziniert durch die knapp 400qm große ‚Wohnung‘ und schauten sich alles an.
„Ganz ehrlich? Mir ist es manchmal zu groß. Ja, man gewöhnt sich an New York, man kann auf der 5th Avenue schlendern und es gibt all diese tollen Bars und Restaurants, aber hier ist auch viel Schein und Rauch. Jeder schaut was man an hat und auch wenn ich keine wirklich berühmte Person bin, so weiß doch jeder mit Rang und Namen in New York wer ich bin. Man muss entscheiden auf welche Partys man geht oder nicht, zu welcher Veranstaltung, welchen Designer man trägt. Mir ist das zu viel, deswegen bin ich immer nur ein paar Tage hier. Ich will mich gar nicht in diese High Society Szene reinziehen lassen.“
Jamal mochte das, er war witzig und jeder war ihm direkt verfallen. Er ließ sich gerne von Hugo Boss und Armani ausstatten. Skye war für viele zu ehrlich und musste sich oft auf die Zunge beißen.
Nun kamen auch Suho und Chen zu ihnen.
„Skye, können wir hierbleiben? Für immer?“, fragte Chen und schaute sich um.
„Youngjun würde sich nicht über die steigenden Mietkosten für euch freuen“, bemerkte sie.
Der Tag war immer noch jung und Skye wollte, dass sie alle ein wenig von der Stadt zu sehen bekamen. Gegen 18 Uhr zogen sie los in drei Gruppen. Die erste Gruppe waren Mia, Jongin und Sehun, die zweite Gruppe Suho, Seunghwan und Youngjun und die dritte Gruppe beinhaltete Baekhyun, Chen, Chanyeol und Skye.
Sie alle wurden von einem Sicherheitsmann begleitet. Skye hatte ihnen alle die gleiche Route, mit unterschiedlichen Anfangspunkten gegeben. Natürlich konnten sie rein, wo sie wollten, doch sie hatte ihnen ein paar Läden auf die Route gelegt, die sie interessieren könnten.
Und so zogen sie los. Skyes Route begann in Dylans Candy Bar. Dazu ein Süßwarengeschäft zu sagen war weit untertrieben. Es sah aus wie die Flagshop von Willy Wonka und hatte eine eigene Bar, mit rauchenden, bunten Cocktails. Man konnte unterschiedliche Gefäße mit Süßigkeiten füllen, von Fruchtgummi zu Kaugummis bis zu Schokolade. Die Jungs rasteten völlig aus. Gut das sie Youngjun nicht dabei hatten, der ihnen die Kalorien vorrechnen würde. Sie hatten alle mit einer Dose angefangen, die man allerdings übereinander stapeln konnte. Rech schnell wurde ihnen klar: Eine Dose reichte nicht. Dieser Laden war der amerikanische Traum in Zucker.
Fast eine Stunde waren sie in dem Laden und gingen dann weiter auf die 5th Avenue. Dort stürmte die Sänger natürlich auch in die zahlreichen Designerläden. Nicht dass es die nicht auch alle auf der Rodeo Road gab, aber auf the 5th Avenue waren die Läden schon immer sehr groß und sehr protzig. Als nächstes wäre Skye mit ihnen zu Henri Bendel, doch diese Kette war seit 1. Januar geschlossen – und Skyes Herz war gebrochen. Henri Bendel war eine New Yorker Eigenmarke gewesen, mit einem wunderschönen Laden auf mehreren Etagen und einer Galerie in der Mitte. Überwiegend war es ein Laden für Frauen gewesen, doch Skye wusste, dass die Sänger auch gerne ihre Freundinnen, Schwestern und Mütter beglückten und dafür wäre das genau der richtige Laden. Von Schmuck zu Handtaschen, Handyhüllen, Beautycases bis hin zu Duftkerzen, Tabletts, Schmuckkästen, Hüte, Schals und Schlüsselanhänger hatte sich dort alles finden lassen um Frauen glücklich zu machen. Skye stand vor dem ehemaligen Flagstore, der mit einem Gerüst verfüllt war und atmete schwer ein. Sie hatte Henri Bendel geliebt.
„Skye, alles okay?“, fragte Chen vorsichtig.
„Ja“, sagte sie nur knapp. Sie wussten ja gar nicht, was sie alles verpassten! Danach wollten die Jungs zu Vitoria’s Secret. Die Amerikanerin verschränkte die Arme.
„Ihr wollt nur gaffen!“
Und sie schleppten Skye trotzdem rein und suchten für sie alle möglichen Sachen heraus, die sie am liebsten auch noch vorgeführt bekommen hätten.
Der nächste Laden auf ihrer Liste war PIQ. Der Laden war ähnlich wie die Artbox, es gab Geschenkartikel, einen Haufen Quatsch, den man zwar nicht brauchte, aber trotzdem kaufte, aber auch viele New York Souvenirs, die über Magnete und T-Shirts weit hinausgingen.
Auch hier hatten die Männer viel Spaß beim Stöbern, doch dann war die Zeit auch schon vorbei. Vier Stunden waren so schnell vergangen, aber Skye hatte auch Essen geplant und es war nun schon 21 Uhr. Der Plan war es, dass EXO vor Mitternacht im Bett waren.
Zurück im Penthouse zeigten die Sänger den anderen, was sie gekauft hatten und alle redeten durcheinander. In der Parallelstraße zum Empire State Building lag Korea Town – wobei es Korea Street eher treffen würde. Es gab einen Nature Republic und ein paar andere Kosmetikläden, einen Tours les jours und ein Paris Baguette, Karaokebars und unzählige Restaurants. Es gab sogar eins von Kang Ho Dongs Restaurants. Doch das war es dann auch schon eigentlich. Das Ganze spielte sich in der 32. Straße zwischen Broadway und Madison Avenue ab. Skye hatte mit dem Gedanken gespielt dort mit EXO essen zu gehen, aber viele Koreaner und Kpop Fans tummelten sich dort und es war ihr das Risiko nicht wert. Also hatte sie einfach zwei Köche aus ‚Miss Korea BBQ’, einem der koreanischen Restaurants in Korea Town, zu sich bestellt. Wahrscheinlich hatten sie kein richtiges Essen gehabt, seit sie Amerika betreten hatten und Koreaner vermissten ihr Essen.
Skye hatte viel Spaß dabei ihre Köchin zu beobachten, wie sie ihre Küche aufgeben musste. Mia stellte sich neben sie.
„Awww … you still like them.“
„Of course I do … it was just …“ Skye wusste gar nicht wie sie diesen Satz beenden sollte.
„Too intensive?“
„Understatement but we’re getting there.“
Sie aßen draußen, es war so warm und sie genossen die Aussicht. Der Lärm der Straßen drang kaum zu ihnen hoch und alle genossen das Essen. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung und als Nachtisch gab es dann noch Eiscreme. Keiner der beiden Manager beschwerten sich darüber und etwas später, als sie noch eine Wienflasche geöffnet hatten, wurden auch die Gespräche etwas lockerer.
„Skye, was gibt es Neues bei dir?“, fragte Seungwhan, der wohl von Mia nicht richtig unterwiesen worden war.
„Ach, nichts was für euch interessant wäre, Arbeit eben. Aber ach, wenn wir hier jetzt alle so gemütlich zusammensitzen, ist es vielleicht der richtige Moment, um euch zu sagen, dass Jongin nicht der Vater von Krystals Kind ist und dass sie auch vier Wochen weiter ist, als sie vorgegeben hat.“
Und nun schienen sogar die Autos auf der Straße angehalten zu haben. Alle Augen waren auf sie gerichtet.
„Was?! Woher weißt du das?“ Jongin war aufgestanden und stützte sich auf den Tisch.
„Ich habe das Krankenhaus gekauft, indem sie den Vaterschaftstest hat machen lassen und habe die Probe des Vaters mit einer Blutprobe von der letzten Blutspende von Jongin vergleichen lassen. Sie stimmen nicht überein. Krystal hat jemand geschmiert, um eine andere Probe als Jongin auszugeben. Ich habe ihn natürlich feuern lassen. Danach habe ich ihre Akte checken lassen, sie ist schon vier Wochen länger schwanger.“
Jongin verließ kommentarlos den Tisch. Der Schock saß bei allen ziemlich tief.
„Ich glaube, dass ist der Moment, an dem wir etwas Härteres brauchen“, war Chanyeols Kommentar.
Alkohol war in diesem Haushalt kein Problem und wieder dachte sie daran, wie wenig sie geraucht hatte die letzten Wochen und wie sie keinen Alkohol angerührt hatte. EXO waren einfach kein guter Umgang für sie.