Es war 3 Uhr morgens, als Skye und Seunghyun ihre Runde drehten, um sich von allen zu verabschieden. Skye war gefühlt 1000 Leuten vorgestellt worden, nicht dass sie sich an die meisten noch namentlich erinnern konnte. Sie war ganz, ganz schlecht mit Namen. Gesichter waren ok, aber die Namen dazu? Keine Chance.
„Wie, ihr geht schon?!“, kam es von Jiyong. Skye seufzte.
„Du hast gar keine Ahnung was ich für einen Tag hinter mir habe.“
„Bisher hatte ich dich nicht für den Jammer-Typen gehalten“, bemerkte Jiyong und Skye stand der Mund offen.
„Ich bin nicht der Jammer -Typ!“
„Dann höre auf zu jammern und schenke mir einen Song.“ Damit deutete er auf die Bühne. Sie ließ die Schultern hängen. Ernsthaft? Morgens um 4 Uhr? Nach den letzten 48 Stunden? Und er verlangte jetzt auch noch, dass sie sang?
Langsam drehte sie sich zu Seunghyun, der noch grinsen konnte.
„Was?“ Ihr Blick verunsicherte ihn.
„Wäre es nicht schön, wenn TOP dir auch einen Song geben würde?“ Sie sprach mit Jiyong, hielt aber den Blick mit Seunghyun, der begriff, was sie vorhatte.
„Nein, nein, nein, das kannst du vergessen.“
„Ich hätte dich nicht für den Jammer-Typen gehalten“, meinte Skye nun, als hätte Jiyong das nicht vor ein paar Sekunden zu ihr gesagt. Jiyong fand das Ganze amüsant und lachte fröhlich.
„Tolle Idee! Alter Freund! Du wirst Skye doch nicht hängen lassen?!“
Seunghyuns Blick war ähnlich wie zuvor Skyes Blick.
„Wieso musst du mich mit ins Verderben reißen?“, fragte er, als sie nach drinnen gingen, um sich kurz vorzubereiten. Mia war als moralische Unterstützung dabei.
„In Deutsch sagt man ‚Mit gefangen, mit gehangen‘“, erwiderte sie auf Deutsch, was dazu führte, dass Seunghyun sie völlig blank anschaute.
„Du ziehst das jetzt mit mir durch“, fasste sie zusammen. „Kennst du von Jennifer Lopez und Ja Rule ‚I’m real‘?“
„Nein.“
„Klar!“, kam es von Jiyong, der zu den dreien dazu stieß. Seunghyun sah aus, als wollte er seinen Bandkollegen umbringen.
„Du hast es doch sogar in Hangul übersetzt und hast die ganze Zeit davon geredet, wie du es voll gerne mal bei einem Konzert performen würdest“, plauderte der Rapper weiter, ohne zu ahnen, dass er gleich gelyncht werden würde.
„Oder ‚Gotta go home‘ von DMX und Monica, aber ich glaube das ist zu urban für dich“, schlug Skye alternativ vor.
„I’m real“, entschied Seunghyun und zauberte damit Skye ein Grinsen auf die Lippen.
Und so standen Skye und Seunghyun auf einer Bühne, morgens um 03:30, doch es waren noch erstaunlich viele Leute da. Vielleicht lag es daran, dass Idols oft nachts arbeiteten und für sie war das jetzt noch eine ganz normale Uhrzeit. Jennie, Jongin, Lisa, Yongbae und Hyorin und auch Dara waren noch da. Das waren zumindest die bekanntesten Gesichter für Skye.
Es war kein anspruchsvolles Lied, aber es machte Spaß. Sie schaffte es sogar Seunghyun zum Tanzen zu bewegen! Sie tanzten und flirteten und hatten Spaß. Lisa feuerte sie am lautesten an und war wahrscheinlich unten auf der Straße zu hören. Als der Song fertig war jubelten alle und Skye umarmte Seunghyun. Es war nur ein Moment, da ließ er sie noch nicht gehen und ihre Blicke trafen sich. Ein Schauer durchlief Skye, dann lösten sie sich aus der Umarmung. Jiyong war so euphorisch, dass er sie beide umarmte.
„Wow! Ihr zwei könntet auch ein tolles Album aufnehmen! Skye, wir müssen uns unterhalten!“
Im Fahrtsuhl standen sie sich gegenüber. Seunghyun hatte sein Hemd etwas aufgeknöpft, weil es so warm war. Er war sexy, verdammt das war TOP! Aber er war ihr Oppa, ihr Held, ihre Schulter zum Ausweinen, sie konnte doch nicht … Aber kannten Koreaner nicht Friends with Benefits? Was, wenn es schlechter Sex war und ihre ganze Freundschaft zerstörte? Sie verscheuchte den Gedanken, er musste nicht ausbaden, an was sie irgendwie selbst schuld war.
Die Fahrstuhltür ging auf und Skye streckte die Hand aus.
„Was?“
„Die Schlüssel?“
Er fing an zu lachen.
„Du bist betrunken, du fährst nicht.“
„Ich bin schon wieder nüchtern und ich habe Hunger und du kannst nicht durch den Drive Through.“
„Nein, aber ich kann anhalten und du gehst rein.“
Damit war für ihn die Diskussion beendet.
Sie fuhren zu Burger King und Skye ging mit ihrem pinken Kleidchen, mitten in der Nacht rein und holte Essen. Seunghyun wollte nur einen Salat, aber sie wusste wie Männer waren. Sobald er ihren Burger sehen würde, würde er auch einen wollen und da sie nicht sicher war, ob er mehr der Bacon- oder mehr der Chicken-Typ war, holte sie einfach fünf verschiedene Burger, von denen sie drei im Zweifel selbst essen würde. Und Cheesesticks. Und Pommes. Und Onionrings.
Bewaffnet mit drei Tüten öffnete sie die Beifahrertür und stellte fest, dass Seunghyun nicht mehr hinter dem Steuer saß. Er winkte dafür von der Rückbank.
„Sonst wird es doch kalt, bis wir Zuhause sind“, beantwortete er ihre unausgesprochene Frage.
„Aber du hast doch nur einen Salat“, erwiderte sie neckend.
Ungläubig schaute er die drei Tüten an.
„Hast du den ganzen Laden gekauft?!“
Natürlich aß er einen Burger, doch dann wollte er seinen Salat haben. Und kennt ihr das, wenn man sich bei Burger King einen Salat holte, der in einer Plastikschüssel war und man schüttelt den Salat richtig durch, damit sich das Dressing gleichmäßig verteilte? Genau das versuchte Seunghyun und an irgendeinem Punkt verlor er wohl den Halt und der Salat explodierte praktisch im Wagen!
Skye hatte gerade in ihren Burger gebissen, als das passiert war und zuerst war sie völlig unfähig zu sprechen, sie starten sich nur an, er hatte eine Tomate auf der Stirn und Skye hatte Zwiebeln im Haar und dann lachten sie. Überall war Dressing und Salat, an der Scheibe, auf den Sitzen. So groß war der Salat gar nicht um so großen Schaden anzurichten!
Sie brauchten Minuten, bis sie sich wieder beruhigt hatten. Tränen liefen über ihre Wangen und vermischten sich mit Dressing.
„Okay, wir fahren zu mir, das ist näher“, beschloss er irgendwann.
„Ach Quatsch, das kann man rauswaschen.“
„Nein, nein, ich gebe dir jetzt erst mal Klamotten.“
Skye gab nach. Dafür musste sie hinten sitzen bleiben, damit sie vorne nicht noch mehr einsaute. Er selbst hatte sich auf ein Handtuch gesetzt, dass er noch im Kofferraum hatte.
Selbst als sie bei ihm ankamen, giggelten sie noch fröhlich. Als Seungyhun den Wagen parkte und Skye die Tür öffnete, fiel mehr Salat auf den Boden. Eigentlich war überall Dressing.
„Ich muss erstmal duschen“, stellte sie fest und dass tat sie dann auch. Seunghyun hatte ihr eine Jogginghose und ein Shirt mitgegeben und da er mehrere Bäder hatte, kamen sie sich auch nicht in die Quere. Schade eigentlich.
Er hatte schneller geduscht und sie fand ihn auf dem Balkon in seinem Schlafzimmer.
„Schau dir den Sonnenaufgang an“, meinte er und reichte ihr eine Tasse.
„Was ist das?“, fragte sie skeptisch, weil sie das Gefühl hatte, dass sie eine Überraschung erleben würde, wenn sie unvorbereitet daran nippte.
„Chai Latte mit Baileys“, erwiderte er grinsend.
„Oh, sehr gut!“ Nicht auszudenken, wenn es alkoholfrei wäre!
Da standen sie und schauten sich den Sonnenaufgang an. Tatsächlich mochte Skye Sonnenuntergänge lieber, weil sie mehr Farben hatten und alles etwas satter wirkte, als bei Sonnenaufgängen, aber in diesen Moment genoss sie einfach das Naturschauspiel.
„Siehst du, du hast den Tag doch ganz gut rumbekommen“, bemerkte er.
„Ja … na ja …“ Der Tag hatte definitiv seine Höhen und Tiefen gehabt. Sie fröstelte kurz, einfach weil sie müde war und kaputt. Seunghyun ging rein, um eine Decke zu holen, doch er hatte sie um die Schultern gelegt und stellte sich hinter Skye, um sie dann zu umarmen. Wieder bekam sie Gänsehaut und sie merkte wie ihr Atem schneller ging.
„Willst du hier schlafen?“, raunte er ihr ins Ohr. Seine Lippen berührten ihre Haut nur ganz leicht. Sonst war Skye sehr gut im Abschleppen und wenn sie einen Tag wie heute hatte, interessierte sie noch nicht einmal der Name von dem Typen, doch das hier war Seunghyun. Er war kein einfaches One Night Stand, kein Spaß für nebenbei.
„Können wir das? … Ohne Zwang?“, fragte sie ihn. Sie musste sicher sein, dass er wusste auf was er sich einließ. Ihr Herz gehörte Taehyung, ihr Körper hoffentlich irgendwann auch.
„Wir sind Freunde, wir sollten in der Lage sein uns in schwierigen Situationen zu unterstützen.“
Das war alles was sie wissen musste.
Skye schaffte es noch die ‚Top 100 Espana‘ in Apple Music mit Seunghyuns Lautsprecher zu verbinden, da zog er sie in seine Arme und sie verlor sich darin. Er drückte sie auf das Bett, ihr Shirt hatte sie schon verloren und er bedeckte ihre Haut mit Küssen.
Schließlich lag er auf ihr, zwischen ihren Beinen und sie schauten sich in die Augen. Es war fast, als hätte sie ihn noch nie gesehen.
„Noch können wir aufhören“, sagte er.
„Heute gehöre ich dir.“
Und das war alles was er wissen musste.
Bis sie eingeschlafen waren, war es 8 Uhr gewesen, oder später. Skye wusste es nicht mehr so genau. Es war okay gewesen, nicht so welterschütternd wie mit Jongin, aber wie oft kam es schon vor? Sie war auf ihre Kosten gekommen und er auf seine. Irgendwann war er aufgestanden und hatte die Vorhänge zugezogen. Die Klimaanlage war recht frisch, was dazu führte, dass sie sich unter der Decke versteckten und einander kuschelten, weil beide zu faul waren nach der Fernbedienung zu suchen.
Irgendwann wachte Skye auf. Noch war sie nicht bereit aufzustehen, doch einen Moment verharrte sie und beobachtete sein Gesicht.
Im Moment war ihr Leben recht kompliziert, mit Taehyung und SM Entertainment, doch Seunghyun hatte ganz andere Probleme. Noch immer war nicht das Big Bang Album erschienen, in dem sie schon Anfang des Jahres so zeitintensiv gearbeitet hatten. Jiyongs Medikamenten-Überdosis, Seunghyuns Kiffer-Skandal und die Drogen und Prostitution-Geschichte von Burning Sun waren zu viele schlechte Nachrichten gewesen. YG spekuliert wohl darauf ‚Gras über die Sache wachsen zu lassen‘, die Frage war nur, wann das denn sein sollte? Skye war der Meinung, dass Angriff die beste Verteidigung war. All die Skandale hatten nichts mit Musik zu tun, aber es war die Musik, die sie zu Göttern gemacht hatte. Sie mussten die Leute nur daran erinnern. Ein Song wie ‚Fantastic Baby‘ und Boom (shakalaka). Aber es lag nicht in ihrer Hand. Sie waren alle alt genug, um zu wissen was sie machten.
Als Skye das nächste Mal aufwachte, war Seunghyun weg. Die Amerikanerin streckte sich verschlafen und versuchte eine Uhr zu finden – ohne Erfolg. Ihre Handtasche und damit auch hier Handy waren … sie hatte keine Ahnung. Sie zog sich das Shirt an, was sie gestern, also heute Morgen, von Seunghyun bekommen hatte. Es war schon warm. Er hatte wohl die Klimaanlage ausgemacht. Skye mochte Klimaanlagen gar nicht. Wenn es warm war, war es warm. Fertig. Und wirklich, wieso flog man 18 Stunden von Amerika nach Palau, um dann bei 17°C drinnen zu sitzen?
Kaum hatte sie die Tür vom Schlafzimmer geöffnet roch sie etwas. Essen! Sie machte sich gar nicht erst die Mühe Unterwäsche oder eine Hose zu suchen – für was? Es war ja nicht so, als hätten sie noch große Geheimnisse voreinander. Außer der Ex-Ehemann war zu Besuch da…
Skye stockte auf der Treppe. Seunghyun sah sie, doch Jiyong stand mit dem Rücken zu ihr und wenn Skye barfuß unterwegs war, war sie praktisch Ninja. Seunghyun musste grinsen, wahrscheinlich weil er ihren Blick sah, als sie Ji gesehen hatte. Schnell eilte sie hoch, bevor Jiyong sich umdrehte, um zu gucken wieso sein Bandkollege so dämlich grinste.
Also schnappte sie sich eine Hotpans, die sie gestern dabeigehabt hat – bevor Seungyhun entschied hat Fashion Week zu spielen. Wenn sie nun eh schon halb wach war putzte sie sich die Zähne, schminkte sich ab, cremte sich ein und kämmte sich die Haare. All das dauerte nicht lange und dann ging sie wieder runter und tat so, als wüsste sie noch nicht von Jiyong.
„Ji?“, fragte sie erstaunt. Dieser drehte sich grinsend um.
„Na Langschläfer?“
Skye schielte auf die Uhr am Ofen. 14:36 Uhr. Na ja, in Anbetracht der Tatsachen war das noch recht gut.
„Was riecht hier so gut?“
„Frühstück“, erwiderte Seunghyun und hob einen Pizzakarton hoch.
„Ich mache jetzt immer Frühstück bei dir!“
Es wäre wohl auch nicht mehr die richtige Zeit für Brot oder Brötchen.
Eine Stunde später kam sie wieder im Hotel an und ließ sich auf ihr Bett fallen. Sie hatte noch Seunghyuns Shirt an, einfach weil es ihr viel besser stand als ihm. Darüber hinaus bemerkte sie, dass ihr Stellen wehtaten, die ihr lange nicht mehr wehgetan hatten. Oh hatte sie Sex vermisst! Mit diesem süßen Gedanken stand sie kurz davor wieder einzuschlafen, als ein Klingeln an der Tür sie aufschreckte. Da niemand wusste, dass sie hier war, konnte ja auch niemand vor der Tür stehen und den Room Service hatte sie auch nicht bestellt. Sicher hatte sich jemand in der Tür geirrt. Es klingelte erneut. Jetzt stand sie auf und öffnete die Tür. L.A. und Jimin standen davor.
„Was … was tut ihr hier?“ Nicht dass sie sich generell nicht darüber freute, doch überraschend war es schon.
„Ich bin hier, um mit dir zu trainieren.“
„Und ich, um zu gucken, dass ihr auch wirklich trainiert und euch nicht die ganze Zeit von Blödsinn ablenken lasst“, meinte L.A.
„Wie habt ihr euch an den Managern vorbei geschlichen.“
„Ach, auf mich achten sie doch gar nicht. Nie im Leben denken sie, dass ich mich zu dir schleichen würde.“
Jimin grinste triumphierend.
„Bist du gerade erst aufgestanden?“, fragte L.A skeptisch.
„Ich? Nein, ich bin das blühende Leben!“
Das war definitiv die falsche Antwort. Nachdem Jimin und seine Freundin die Suite begutachtet hatten und jetzt doch der Zimmerservice in Anspruch genommen wurde, schoben sie alle Möbel aus dem Essbereich beiseite. Aber damit nicht genug. Sie hatten tatsächlich Klebeband dabei, um eine Bühne abzukleben und sie hatten wohl diese Sender aus dem Studio geklaut, die sonst auf den Fake-Kameras klebten, um zu proben wie man erkennt welche Kamera gerade filmte. Das ganze bediente man wohl via App und L.A schien da voll durchzublicken.
Es dauerte über eine Stunde, bis alles so war, wie Jimin es sich vorstellte und sie mit dem eigentlichen Training begannen. L.A war ihr Richter und bei den ersten zwei Durchgängen patzte Skye einige Male, was sie einfach mal auf den Alkohol der vergangenen Nacht schob.
Training mit Jimin war verspielter, bei ihm war alles ein Spiel, aber er erklärte auch gut und benutzte dazu gerne seine Hände. Er war ein toller Tänzer und bewegte sich mit ebenso einer Eleganz. L.A filmte das Training, damit Skye selbst sehen konnte, wie es für den Zuschauer wirkte.
Um ehrlich zu sein, tat ihr das Training gut. Wenn Skye daran dachte, dass sie ohne weitere Probe am Freitag in die Livesendung geworfen worden wäre, bekam sie weiche Knie.
„Wie geht es Taehyung?“
Nach dem Training hatten sie sich Smoothies auf’s Zimmer bestellt. Eigentlich durfte auch Jimin gar nicht hier sein und deswegen war alles sehr inkognito. Jimin seufzte.
„Er ist im Krieg mit sich selbst. Er will mit dir zusammen sein, aber er hat auch Angst das zu verlieren, was er hat“, erklärte der Sänger. „Und ich bin mir nicht sicher, ob er sich entscheiden kann.“
Skye mochte es, dass Jimin so ehrlich war. Sie brauchte nicht diese Leute, die nur um den heißen Brei herumredeten.
„Es geht doch gar nicht darum, dass ich von Tae verlange, dass er wählt. Das würde ich niemals tun. Ich verstehe nur nicht, wieso Sihyuk mich so als Bedrohung ansieht.“
„Weil er Angst hat, dass wenn er Taehyung vor eine Entscheidung stellen würde, er dich wählt. Und das macht nicht nur Sihyuk Angst, sondern auch Taehyung.“
Skye zog die Augenbrauen zusammen.
„Aber im Endeffekt ist doch noch gar nichts passiert. Ja, Tae und ich habe eine Verbindung und ja … er … verändert mich, aber wir sind noch nicht einmal zusammen.“
„When it’s epic you know it“, kommentierte L.A und griff nach Jimins Hand.
Nachdem die beiden weg waren ging sie duschen und ließ sich dann auf ihr Bett fallen. Diesmal sollte sie niemand vom Schlafen abhalten.
Als sie aufwachte war die Sonne am Untergehen, irgendwo um 21 Uhr. Skye mochte Sonnenuntergänge lieber als Sonnenaufgänge, das Licht war schöner, wärmer. In Korea dauerten sie nur nicht sehr lange. Je näher man an den Äquator kam, umso schneller fiel die Sonne über den Rand. In Afrika war das gravierend gewesen. Manchmal ging man nur duschen und plötzlich war es stockfinster und dann, wenn man in Island war, dämmerte es über Stunden. Skye hatte extra eine App für die ‚Blaue Stunde‘, die Zeit, in der die Sonne schon unter gegangen war, aber noch strahlte. Am liebsten fotografierte sie im letzten Drittel der Blauen Stunde.
Skye setzte sich ans Fenster und zündete sich eine Zigarette an, während ihr Blick über die Stadt schweifte. Was war es an Seoul, dass sie so faszinierte? Schon immer war sie gerne gereist, je exotischer, desto besser. Immer weiter. Nicht mehr viel stand auf ihrer Bucketlist und sie war gerade einmal Mitte 20. Doch Seoul hatte einen besonderen Platz. Schon immer. Selbst als sie noch nicht wirklich Koreanisch sprach oder wenn sie alleine hier gewesen ist. Sie liebte Großstädte. New York war auch ein besonderer Ort in ihrem Herzen. Es gab immer wieder neue Dinge zu entdecken und egal wie lange man in Seoul war, nie hatte man wirklich alles gesehen. Die Stadt war im Wandel. Von den Nachkriegszeiten in die Moderne und überall entstanden neue Hipsterviertel, Märkte und Parks. Manchmal kam sie an Plätze, wo sie sich fragte, wieso sie noch nie dort gewesen ist, doch Skye glaubte daran, dass es für alles eine richtige Zeit gab. Selbst jetzt, wo alles chaotisch war und es schien, als würde alles auseinanderfallen, liebte sie diese Fleck Erde. Selbst wenn sie nur hier am Fenster saß und die Autos und Lichter beobachtete. Stunden könnte sie hier sitzen und der Stadt zusehen. Allerdings würde sie irgendwann Hunger bekommen. Vielleicht würde sie ihre Kameraausrüstung mitnehmen und schauen, was vor ihre Linse lief. Sie könnte sich in Iwha etwas zu Essen suchen und dann die Stadtmauer am Naksanpark entlanggehen. Oder sie könnte nach Namdaemun etwas essen und dann über diesen neuen Highwalk bis zum Bahnhof laufen, der beleuchtet war, und dort ins Badehaus gehen. Oder sie könnte sich an den Hangang setzen und bei lebendigem Leibe von Moskitos aufgefressen werden. ODER sie könnte an die Tür gehen, die schon wieder klingelte. Eilig machte sie die Zigarette aus und hoffte, dass es Taehyung war. Bisher hatte er sie immer gefunden, egal ob mitten in Myeongdong oder in Paris.
Skye öffnete die Tür und fand Baekhyun.
Völlig verdattert schaute er sie an. Dabei war er ja hierhergekommen, er sollte also wissen, wen er hinter der Tür fand.
„Was ist los mit dir?“, fragte er.
Skye wusste nicht so genau was er wollte.
„Nichts“, erwiderte sie.
„Wie siehst du denn aus?!“
Wie sah sie denn aus? Sie hatte eine Shorts an und ein Tanktop, aber sie hatte vor dem Nickerchen auch geduscht und klar, ihre Haare waren noch nicht gemacht und Make Up trug sie auch kein.
„Du lässt dich total hängen! Du ziehst aus. Du beendest deine Karriere bei SME. Du verwahrlost total!“
Eigentlich war sie noch nicht wach genug, um sich mit ihm zu streiten. Sie zog ihn am Arm in das Zimmer und schloss die Tür. Es musste ja nicht das halbe Hotel ihre Lebensgeschichte mitbekommen.
„Ich war auf Jiyongs Geburtstag bis … keine Ahnung wann, aber lang genug, dass ich den Sonnenaufgang miterlebt habe und dann habe ich mit Jimin trainiert für Freitag und dann war ich duschen und ich bin gerade wieder erst wieder aufgewacht und jetzt kommst du her und machst mich an! Und ich habe nicht meine Karriere bei SME beendet – Kai war das.“
„Eigentlich war es Jennie“, kommentierte er. Weiter ging er gar nicht darauf ein wie falsch er mit seinen Vorwürfen gelegen hatte.
„Whatever. Was willst du?“
Bae wirkte etwas, als hätte man ihm den Wind aus den Segeln genommen.
„Ich … ich wollte nur schauen, wie es dir geht.“
Die Amerikanerin verschränkte die Arme.
„Wie hast du mich gefunden?“
Erst Jimin, dann Baekhyun. Irgendwer hatte ihren Standort auf Idolbook gepostet und aus irgendeinem Grund vermutete sie, dass Mia dahintersteckte.
„Ich verrate meine Quellen nicht.“
„Na, wenn du schon hier bist, dann können wir auch etwas essen gehen.“
Langsam bekam sie Hunger, richtig Hunger und mit Gesellschaft war es immer besser. Fast immer.
Sie landeten in einem Korean BBQ Restaurant. Das war genau das, was Skye nach so einer durchgefeierten Nacht brauchte und Bae war nicht die schlimmste Gesellschaft.
Er erzählte wie Jongin zu ihr wollte und dann Honey in der Wohnung fand und seither die totale Panik ausgebrochen war.
„Musstest du wirklich Honey deine Wohnung überlassen? Ich hätte sie vielleicht auch gerne genommen“, beschwerte sich der Sänger.
„Mir hat Honey noch nie etwas getan und sie hat keinen Ort, an den sie gehen kann. Wieso nimmst du dir keine Wohnung?“, fragte sie.
„Weil die Fans es eh rausbekommen und wir sind so viel unterwegs, da macht es keinen Sinn alleine zu wohnen.“
Skye fing an zu grinsen.
„Wieso grinst du so?“ Da wurde sogar Bae skeptisch.
„Du magst sie. Wenn du ausziehen würdest, würdest du sie vermissen.“
Völlige Entrüstung bei Baekhyun!
„Tue ich nicht! Würde ich nicht!“
„Tust du wohl. Du bist auch nicht der Kotzbrocken, der du gerne wärst.“
„Doch, bin ich!“
Skye grinste einfach weiter.