Kurz nach Mitternacht hatte es sich dann ausgetanzt. Skye war total erschöpft von dem Tag und Jungkook ging es auch nicht besser. Sie fand noch die Kraft sich unter ihre Regendusche zu stellen und fiel dann ins Bett. Und konnte nicht einschlafen. Sie drehte sich von einer Seite auf die andere, doch ihr Kopf wollte einfach nicht runterfahren.
Jungkook ging es ähnlich und als er sich in der Küche etwas zu trinken holen wollte, sah er noch Licht bei Skye. Er zögerte, doch dann schob er die Tür langsam auf. Skyes Schlafzimmer war atemberaubend, besonders jetzt wo nur zwei Lampen an waren, die Lichtpunkte im ganzen Zimmer verteilten. Erst als er sich zu ihr legte, stellte er fest wie groß ihr Bett war. Sein Bett war zwar auch groß, aber immer noch im normalen Maß.
„Bei dir muss alles groß sein, huh?“, sagte er und sie fingen beide an zu lachen. Und so schliefen sie beide irgendwann ein.
Am nächsten Morgen wurden sie von Bohrgeräuschen geweckt.
„Was ist das?“, murmelte Jungkook.
„Arbeiter“, murmelte Skye zurück und fand die Kraft sich aufzusetzen.
„Aber was tun die?!“
„Arbeiten“, erwiderte die Amerikanerin. Drei Schlafzimmer waren noch nicht fertig, das Studio musste fertig gestellt werden, die eine Bar im Keller und im Billiardzimmer stand auch noch nicht ganz. Es war praktisch ein Soft-Opening. Immerhin war Skye gestern Abend schlau genug gewesen der Verwaltung Bescheid zu sagen, dass sie für heute Morgen eine Haushälterin brauchte und als die neuen WG-Bewohner in die Küche kamen roch es schon nach Essen und Kaffee. Eine ältere Dame stand in der Küche und verbeugte sich vor den beiden.
„Dir ist klar, dass ich hier nie wieder ausziehe?“
„Das habe ich befürchtet.“
Der Esstisch war gedeckt, sowohl mit koreanischem Frühstück, als auch französischem Frühstück, was Skye bevorzugte. Skye schaute auf ihr Handy und sah, dass sie eine Email von Big Hit hatte mit ihrem Terminplan für morgen.
„Für was muss man um 2:30 Uhr beim Prerecording sein?“
Wie lief das überhaupt ab? Würde sie vorher schlafen gehen oder nicht? Wahrscheinlich schon …
„Du wirst feststellen, dass Musikshows nur halb so gut organisiert sind, wie sie rüberkommen. Die brauchen einfach ewig für alles. Du kannst da auch schlafen, außer wenn dein Styling fertig ist, sonst töten die Stylisten dich“, erklärte er und nahm ihr das Handy aus der Hand.
„Frühstück so gegen 8 Uhr?“, schlug er vor und Skye stöhnte schon wieder.
Nach dem Frühstück wollte Jungkook das ganze Gelände sehen. Gestern hatte sie dafür keine Zeit gehabt und wahrscheinlich wollte er den Bohrgeräuschen aus dem Weg gehen. Zuerst gingen sie auf die große Terrasse. Hier standen immerhin schon Loungemöbel und in dem Gartenstück drum herum waren große Solarleuchsteine verteilt. Skye hatte das gestern Abend schon gesehen, es war fast ein Märchenwald … mit fetten Glühwürmchen. Um die Ecke der Terrasse war der Springbrunnen und darüber war der Whirlpool. Von dort aus gingen sie zum Retro-Gewächshaus und dann schlängelten sie sich am See vorbei, bis sie irgendwann bei der Scheune und dem Nebenhaus ankamen. Dort machten sie eine Pause und plünderten den Kühlschrank. Das Nebenhaus würde als nächstes fertig gestellt werden und Skye hatte eine Anweisung gegeben, dass immer Getränke und Süßigkeiten vorhanden sein sollten.
„Sag mal Skye, wie groß ist dieses Gelände?“
„Ehm … so ungefähr 23 Hektar“, überlegte Skye.
„Wie kann ein Mensch 23 Hektar in Seoul kaufen?!“
„Erstens sind wir in Hanam und ich hatte einfach nur Glück.“
Sie erzählte ihm, wie sie an das Haus gekommen war und mehr als einmal staunte der Sänger nicht schlecht über Skyes unvorhersehbare Gerissenheit.
„Aber eins muss ich kritisieren“, begann er und die Amerikanerin hob erwartungsvoll die Augenbrauen.
„Du hast 23 Hektar und keinen Pool!“
„Ich habe einen Whirlpool!“
„Das ist nicht das Gleiche.“
Da hatte er recht, doch Skye hatte nicht gewusst, wann das Haus fertig werden würde und ob sie etwas von dem Pool noch hatte. Deswegen hatte sie das erstmal nach hinten geschoben. Einen Pool konnte man immer noch bauen.
„Ich habe einen See“, waren ihre Abschlussworte.
Skye konnte sich nicht ewig in Hanam verstecken. In ihrer alten Wohnung hatte sie eine Ecke mit Dingen, die sie noch abholen musste und Honey war wohl Zuhause. Also fuhr sie nach Seoul. Jungkook hatte sich einen Platz im Schatten gesucht und war einfach liegen geblieben.
Natürlich kam Skye gerade dann an, wenn Super Junior sich auf den Weg nach Osaka machten. Mia schaute skeptisch auf den Berg von Koffern.
„Skye! Hey!“
„Hi Mia … zieht ihr um?“
„Also ich nicht …“ Damit schaute sie wieder zu den Koffern.
„Das sind alles Sachen die wir brauchen“, verteidigte sich Eunhyuk.
„Ist klar…“
„Ich darf nichts sagen, manche Leute nehmen ihre Playstation überall hin mit“, meinte Skye.
„Ach, Jungkook ist bei dir?“
Mist!
„Jungkook? Ist er … weg?“
Mias Blick sagte, dass Skye gar nicht anfangen musste sie zu veräppeln, sagte aber nichts, weil Super Junior schon wieder größere Ohren bekamen, als Mia lieb war.
„Aber du weißt, wenn ich dich morgen früh abholen soll, dann brauche ich deine Adresse.“
„Wieso holst du mich ab? Fliegst du nicht mit nach Osaka?“
„Ach Quatsch. Und zumindest beim ersten Auftritt will ich gucken, dass du gut versorgt bist.“
Bei Mia wartete man immer auf den Klaps auf den Hinterkopf, der immer dann kam, wenn man ihn nicht kommen sah. Skye schaute Mia noch einen Moment skeptisch an und wand sich dann an Super Junior, um ihnen viel Spaß zu wünschen.
Die Band fuhr zum Flughafen und die beiden Frauen gingen nach oben, wo Honey ihnen die Tür öffnete.
„Aber Mia“, begann Skye während sie bei einer Tasse Chai Latte am Tisch saßen. „Es wäre schön, wenn du meine Adresse für dich behältst. Zumindest im Moment. Früh genug wird jeder wissen wo ich wohne und ständig wird einer auf der Matte stehen, aber die kommende Woche will ich einfach in Ruhe für mich haben.“
„Und für Jungkook“, kommentierte Mia.
„Er ist ein … Flüchtling der Liebe – wie ich. Ich glaube er ist froh auch seine Ruhe zu haben.“
„Kookie wohnt bei dir?“, fragte Honey.
„Pssssst“, machten die anderen beiden gleichzeitig.
„Was? Wem soll ich es sagen? Jeder hasst mich.“
„Nein, jeder hasst mich“, erwiderte Skye.
„Nicht jeder, nur manche“, korrigierte Mia, was das Ganze auch nicht unbedingt besser machte.
„Aber wenn die Promo vorbei ist, dann mache ich eine Einweihungsfeier und dann ist auch gut.“
Sie wollte das Haus nicht verstecken, nur sich. Zumindest für den Moment.
Sie packten also Skyes restlichen Sachen zusammen, mitunter auch den Schaukelstuhl und die ganzen Harry Potter Sachen und wollten diese ins Auto bringen, als Taehyung ihnen im Flur entgegenkam. Es wäre albern jetzt umzudrehen und wegzulaufen und es wäre zu auffällig. Sie hielt die Luft an und lief an Taehyung vorbei. Dieser blieb stehen und schaute ihr nach.
„Ich dachte du hättest Verständnis“, rief er ihr nach.
„Das heißt nicht, dass ich nicht sauer bin“, rief sie zurück.
Skye fuhr zurück nach Hanam und ging vorher in Seoul noch einkaufen. Zuhause stellte sie fest, dass Jungkooks Auto weg war. Auch die Arbeiter waren nicht mehr zu hören, was nicht bedeutete, dass sie nicht da waren. In der Küche fand sie eine Notiz, auf der stand, dass Jungkook im Studio war. Und so war sie wieder alleine. Sie räumte ihr Auto aus und ging dann hoch auf den Dachboden. Vom ersten Stock führte eine Treppe nach oben. Skye hatte den Dachboden ausbauen lassen und er war riesig. Sie hatte keine Ahnung was sie mit all dem Platz anstellen würde. Aber Hauptsache war der Dachboden ausgebaut, mit Fenstern und Giebeln. Der hintere Teil war abgetrennt von dem Rest, vielleicht würde sie hier eine Kuschelschlafecke machen. Mit riesigen Kissen und Decken. Doch zuerst musste der Rest des Hauses fertig werden. Als Saniert wurde, hatte man alle Sachen, die Skye behalten wollte, in dem Nebenhaus und der Scheune untergebracht, wo sie restauriert und aufgearbeitet wurden. Manche Sachen waren auch nicht mehr zu retten gewesen.
Die Amerikanerin ging in die Küche, um sich Sandwichs zu machen und legte sich dann in die Sonne. Sollte sie sich nicht vorbereiten? Vielleicht … später … und dann klingelte das Telefon.
„Hey Skye“, hörte sie Amber am anderen Ende. „Du hast dein Handy wieder an.“
„Jup. Wie kann ich dir helfen?“
„Ich sitze hier mit den anderen, können wir reden?“
Auf gar keinen Fall würde Skye das Haus verlassen und so lud sie die fünf Frauen zu sich ein.
Sie musste sich daran gewöhnen, dass jeder total in Schock war, wenn er das Haus und das Anwesen das erst Mal sah. Skye hoffte nur, dass sich die Leute irgendwann daran gewöhnen würden. Und natürlich wollten sie eine Tour haben. Skyes Schlafzimmer und die Bibliothek waren die Lieblingszimmer. Es dauerte fast eine Stunde, bis sie mal zur Ruhe kamen und schließlich in der Küche landeten. Das Haus war so riesig, überall war Platz um sich nieder zu lassen und doch landete man am Ende in der Küche. Vielleicht weil sie so gemütlich war und man Essen und Trinken greifbar hatte.
„Über was wolltet ihr reden?“, fragte sie Amerikanerin, nachdem sie alle saßen. Amber schaute sich um.
„Irgendwie habe ich das Gefühl, dass dieses Gespräch total überflüssig ist.“
„Wieso?“
Sie waren doch extra hergekommen. Was war denn passiert?
„Ganz ehrlich, wenn ich so wohnen würde, würde ich mich auch nicht bemühen ein Idol zu sein“, erklärte Amber, was zumindest Skye immer noch nicht weiterhalf.
„Was wir eigentlich mit dir besprechen wollten … oder viel eher, um was wir dich bitten wollten ist, dass du für D.I.V.A kämpfst. Wir hätten so Lust auf das Projekt, doch wir hätten dich wirklich gerne dabei“, meinte nun Yeri. Skye rührte in ihrem Kaffee umher, um Zeit zu schinden.
„Ganz ehrlich, ich bin froh, wenn die Promotion mit Taehyung vorbei ist. Ich glaube ich bin für dieses Business nicht geschaffen. Ich hatte selten so viele Mordlüste wie in den vergangenen Wochen.“
Die Labels taten alle so, als würden sie ihre Künstler unterstützen, als würden sie musikalische Freiheit haben, doch sobald eine Sache etwas schief ging, war man plötzlich ein Gefangener ohne Rechte, ohne eigene Meinung.
Auch die anderen ließen den Kopf hängen.
„Und wenn wir mit Yongmin noch einmal sprechen? Er sieht doch auch wie talentiert du bist und wie viele Ideen du hast“, kam es von Luna.
„Nein. Es sind zu viele Faktoren – weiß Krystal eigentlich davon?“ Sie schaute zu den beiden f(x) Sängerinnen.
„Nein, sie ist nicht hier.“
„Das ist doch egal. Sie ist eure Bandkollegin und wahrscheinlich eure Freundin seit vielen Jahren. Ich muss ihr nicht auch noch ihre Band wegnehmen“, meinte Skye, was alle überraschte. Sie und Krystal waren ständig zusammengestoßen, aber Skye wollte nicht dreckig werden. Sie hatte Krystal bereits genug genommen, zumindest ihre Bandkollegen sollten ihr bleiben.
„Aber was willst du machen? Wirst du wieder Mias Assistentin? Oder bei … nein, bei EXO ist der Zug abgefahren.“
Während des Redens hatte Sunny bemerkt, dass die Chancen, dass Skye zu EXO zurückgehen würde wohl noch geringer waren, als die, dass sie tatsächlich mit DIVAs auftreten würde. Sie fingen an zu lachen und Sunny winkte ab.
„Ja, ja, schon gut … aber ernsthaft, was willst du machen? Du gehörst nicht zu den Leuten, die nichts tun können“, bemerkte Luna. Doch Skye zuckte mit den Schultern.
„Vielleicht fange ich an zu malen oder werde … Yogalehrerin … oder gründe meinen eigenen Kult und bewerbe mich als Göttin. Soll lukrativ sein. Der Skyeismus. Unsere Farbe wird blau, himmelblau.“
Und schon war es vorbei mit ernsten Gesprächen.
Als Jungkook zurückkam waren die Sängerinnen schon weg und er fand Skye im Fernsehzimmer.
„Was guckst du?“, fragte er uns setzte sich auf den Sessel neben sie.
„Vikings“, erwiderte sie.
„Nie gesehen“, meinte er.
10 Minuten später war sie so genervt von seinen ganzen Fragen wer, wer war und wo die waren und wieso die waren, dass Skye bei Folge 1 von Staffel 1 anfing. Sie selbst steckte irgendwo in Staffel 5. So ganz hatte sie Ragnas Tod nicht verkraftet und hatte aufgehört zu gucken, doch jetzt hatte sie ja Zeit, während sie Pläne schmiedete um die Weltherrschaft an sich zu reißen.
Sie hörten erst zum Abendessen auf zu schauen, denn Skye hatte einen Koch bestellt, der ihnen Steaks machte. Und Knoblauchbrot. Und Baked Potatoe. Es war so klar, dass Jungkook nie wieder ausziehen würde. Er fing sogar schon an Vorschläge zu machen, wie ein Fitnessstudio und der Pool natürlich.
„Skye, eine Sache verstehe ich nicht so ganz“, begann er und Skye schaute auf. „Also, du stehst auf Ragna Lothbrok, richtig?“
„Natürlich. Er ist ein Anführer, ambitioniert, loyal, gesellig, tapfer und fair“, zählte sie auf. Mal abgesehen davon hatte er einen tollen Körper und diese strahlend blauen Augen.
„Okay, verstehe ich, aber was ich nicht verstehe … wie kann eine Frau, die auf jemand wie Ragna Lothbrok steht auf jemand wie Taehyung stehen?“
Total Ratlosigkeit lag in seinem Gesichtsausdruck, dass Skye gar nicht anders konnte als zu lachen.
„Wirklich! Unterschiedlicher können die Charaktere nicht sein!“, regte er sich weiter auf, als sie nicht aufhörte zu lachen.
Sie schauten Vikings weiter, doch um 21 Uhr machte Jungkook den Fernseher aus.
„Hey!“
„Du gehst jetzt schlafen.“
Skye schaute ihn fragend an.
„Was?!“
„Du schminkst dich jetzt ab und legst dich hin. Ich wecke dich später.“
Skye zog die Augenbrauen zusammen. Sie brauchte keinen Aufpasser, sie wusste wann sie müde war.
„Geh schlafen!“
„Ist ja gut!“
Genervt stand sie auf und ging nach oben.
20 Minuten später schlich sich Jungkook in ihr Zimmer und lauschte.
„Du sollst schlafen.“
„Woher weißt du, dass ich nicht schlafe?!“ Schließlich war das Licht aus.
„Ich wohnte mit sechs Kerlen zusammen, die den ganzen Tag nichts anderes zu tun haben als sich gegenseitig zu schikanieren. Ich weiß wie es sich anhört, wenn jemand schläft.“
1:0 für den Maknae.
Er legte sich zu ihr ins Bett.
„Kannst du nicht schlafen oder willst du nicht schlafen?“
Zuerst antwortete sie nicht und dann seufzte sie.
„Was, wenn ich es versaue?“
„Du versaust es nicht. Vom Gesang schon mal gar nicht und Jimin sagt du bist richtig gut.“
„Was, wenn er … keine Ahnung, scheiße zu mir ist?“
„Also zum einen glaube ich, dass ihr ohnehin getrennte Umkleiden habt. Ignorier ihn einfach. Zieh dein Ding durch und fang bloß nicht an zu heulen.“
Sie boxte ihn leicht. Sie würde nicht heulen.
„Was, wenn mir ne Sicherung durchbrennt und ich ihn mit dem Mikrofonständer erschlage?“
Darüber hatte sie tatsächlich nachgedacht …
„Dann hast du immer noch Ragna Lothbrok.“
Genervt schaute sie zu ihm rüber, was er natürlich nicht sehen konnte, weil es dunkel war.
„Wenn ich gewusst hätte, dass du so ein Klugscheißer bist, dann hätte ich dich nicht hier einziehen lassen.“
Nun grinste er, was sie wiederum nicht sah.
Schließlich zog er sie in seine Arme.
„Aber Skye, kannst du mir einen Gefallen tun?“
„Hm?“
„Kannst du versuchen ihn nicht umzubringen? Ich weiß er ist manchmal anstrengend, aber irgendwie habe ich mich in den letzten Jahren an ihn gewöhnt.“
„Ich versuche es.“
Sie kuschelte sich an ihn und lauschte seinem Herzschlag und bald darauf war sie eingeschlafen.