Seunghyun blieb nicht über Nacht und es war ihr auch recht. Sie brauchte Zeit alleine, Zeit zum Denken. Wobei die Kopfschmerzen ihr das Leben erschwerten und wenn sie zu schnell aufstand, war ihr etwas schwindelig, was sie natürlich niemand sagte. Gestern Abend schon hatte sie das Gefühl gar nicht richtig die die Gänge zu kommen und als sie dann wieder im Bett lag, konnte sie nicht schlafen.
Das lag aber eher weniger an der Gehirnerschütterung, sondern an den ganzen Entscheidungen, die es zu treffen gab. Zuerst hatte sie nur eine Entscheidung für oder gegen SM Entertainment, nun war eine völlig neue Variable dazu gekommen.
Als Jungkook aufwachte wollte er nach Skye schauen, doch ihr Bett war leer. Also ging er auf die Suche und fand die Amerikanerin vor zwei Tafeln in der Bibliothek.
„Was tust du?“ Er selbst war noch verschlafen und streckte sich.
„Analyse“, beantwortete sie seine Frage. Sie hatte eine Tafel mit Pros und Kontras für SM Entertainment und eine Tafel mit Pro und Kontras für ein eigenes Label.
„Was ist Divas & Hustlers?“
„Das Label, dass wir vielleicht nie gründen.“
Er hatte keine Ahnung, wie sie schon so wach sein konnte und so produktiv. Allerdings war sie nun seit fast 2 Stunden wach, nachdem sie gestern um 22:30 Uhr wieder ins Bett gegangen war. Zwar hatte sie noch immer nicht des Rätsels Lösung, aber sie hatte ihre Gedanken etwas geordnet.
SM Entertainment:
Pros:
Sicherheit/ großes Label
Gute Strukturen
Große Budgets
Enges Verhältnis innerhalb des Labels
Firmenfarbe Rosa
Kontras:
Eingefahrene Strukturen
Anfangs wenig kreativer Einfluss
Enger Terminplan
Overwork
Ständige Kontrolle
Divas & Hustlers
Pros:
Kreative Eigenentscheidung
Selbstentwicklung
Selbstbestimmung
Verwirklichung eigener Ideen
Seunghyun
Jiyong
Kontras:
Finanzielles Risiko
Viel Verantwortung
Seunghyun
Eventuell Autoritätsprobleme bei eigener Karriere
Jiyong
Taeyang
Erfolgsdruck
Jungkook schaute sich die Tafeln an und zog die Augenbrauen zusammen.
„Dir ist aufgefallen, dass Seunghyun und Jiyong sowohl bei Pro, als auch bei Kontra stehen?“
„Jup.“
Und Taeyang stand nur auf Kontra. Da wo er hingehörte.
„Wie lange schläfst du schon mit Seunghyun?“
„Erst seit kurzem.“
Kaum hatten die Worte ihren Mund verlassen, schlug sie die Hände auf ihren Mund. Mist, Mist, Mist.
„Schon gut, ich werde es ihm nicht sagen.“
Plötzlich machte sie sich Gedanken darüber, dass wenn Jungkook es ihnen angesehen hat, ob Jiyong es auch aufgefallen war. Und selbst wenn? Aber die beiden waren ein potentieller Reibungspunkt, sollten sie das mit dem Label wirklich durchziehen. Jiyong war genial, doch er war auch eigen und sicherlich würden sie aneinanderstoßen und wenn es dann zu emotional wurde, würde Blut fließen.
„Wem genau wirst du es nicht sagen?“, fragte sie nach. Jungkook fing an zu lachen.
„Ich sage es niemand.“
„Okay, das ist besser.“
Sie sollte sich schonen und ausruhen. Also lag Skye im Garten und ging die Baupläne für die Scheine durch. Die Renovierung der Scheine sollte demnächst anfangen, doch Skye hatte ihren Architekten das mit dem Pool erklärt und die hatten das jetzt geprüft und ihr die Pläne zurückgeschickt. Sie wollte auf einer Seite einen Absatz, wo man liegen kann und auf der anderen Seite etwas tiefer gehen, damit sie besser Tauchen üben konnte. Die Pläne sahen soweit gut aus und noch nicht einmal das Budget schocke sie. Vorher hatte sie eine Baranlage geplant, mit Kühlschränken und Küche und das hätte auch gut gekostet. Ansonsten kamen jetzt mehr Fenster hinein. Und sie hätte das gerne in zwei Monaten fertig … Doch bisher hatte alles immer sehr gut hinbekommen.
Sie genoss die Sonne im Halbschatten – Gehirnerschütterung und Sonne vertrugen sich nicht unbedingt gut – als ihr Handy klingelte. Es war das Sicherheitshäuschen, um ihr zu sagen, dass sie ihren Manager durchgelassen haben. Aha. Jetzt war er schon ihr Manager? So offiziell?
Skye raffte sich auf und ging zur Tür. Yongmin blieb direkt vor dem Eingang stehen und öffnete den Kofferraum. Skeptisch folgte sie ihm und sah einen Haufen Tüten.
„Ziehst du auch ein?“
Der Mann lachte fröhlich.
„Gerne, aber ich möchte dir nicht die Gelegenheit geben mich im Schlaf zu ersticken … das ist Fanpost, Fangeschenke, Geschenke von potentiellen Sponsoren und ich habe Essen eingekauft.“
Immerhin hatte er ihre eventuellen Intentionen erkannt.
„Wieso kaufst du Essen ein?“
Sie hatte Personal dafür und die fragten Skye sogar vorher, was sie wollte.
„Damit du dich gesund ernährst. Du musst bald wieder fit werden.“
Die Amerikanerin griff in den Korb und hielt einen Rettich in der Hand.
„Und das soll mir dabei helfen?“
„Gesund ist gesund.“
Bepackt mit zig Taschen war der Kofferraum immer noch voll, doch Yongmin verbot Skye etwas zu tragen. Lieber lief er dreimal. Skye war in der Küche sitzen geblieben und wartete ab. Zwei Taschen waren voll mit Briefen. Der erste, den sie herausfischte, war rosa und mit Glitzer überzogen. Der Manager stellte zwei Taschen vor sie, in die Skye neugierig guckte. Make Up, Pflegeprodukte, Handyhüllen, Haarreifen und Schmuck.
„Was ist das?“
„Firmen die sich einschleimen wollen und die hoffen, dass du ihre Sachen trägst. Wir müssen dir einen Instagram Account machen, das Netz ist ohnehin schon voll mit Bildern, da können wir sie auch selbst hochladen. Unser Marketing ist schon dran.“
„Hey! Noch steht gar nicht fest, dass ich zu SM Town zurückkomme.“
Cool versuchte er die Kaffeemaschine in Gang zu bringen, kam aber nicht klar.
„Skye, wenn du sie kennengelernt hast, wirst du sie lieben“, winkte er ab. Die Frage war aber weniger, ob Skye sie lieben würde, als ob sie mit Skye klarkommen würden. Schließlich trainierten sie wohl schon seit Jahren zusammen.
„Wie viele sind es eigentlich?“
„Acht“, erwiderte er und begann die Einkäufe einzuräumen. Frau Park würde einen Anfall bekommen, aber die Amerikanerin würde sich da nicht reinhängen.
„Welch Zufall.“
Girls Generation waren auch neun Mitglieder. Damals.
„Tatsächlich Zufall. Wir hatten zuerst zehn Mitglieder, doch zwei sind abgesprungen.“
Frauen waren generell etwas neugieriger und gerne hätte sie ihn gefragt, wieso sie gegangen waren. Diesmal verkniff sie es sich.
„Übrigens, gestern ist ein Ersatz mit Taehyung aufgetreten und die Fans waren nicht wirklich glücklich darüber“, berichtete er.
Es war eigentlich der Plan gewesen Showchampion zu gucken, allerdings kam dann die Schmuseeinheit mit Seunghyun dazwischen. Bei den vorigen Shows hatte sie sich die Videos bei Youtube runtergeladen, als Erinnerung. Noch war es komisch sich selbst im Fernsehen zu sehen und dann auch noch spiegelverkehrt. Das verzerrte den Blick, den man auf sich selbst hatte. Sicher würde er ihr nicht erlauben Morgen bei M! Countdown dabei zu sein. Zwar hatte sie etwas Kopfschmerzen, allerdings würde eine Ibu 600-800 da helfen.
Yongmin blieb nur eine halbe Stunde. Skye merkte wie sie wieder müde wurde. Wahrscheinlich lag es gar nicht an der Gehirnerschütterung, sondern an den letzten Tagen, an denen sie die halbe Nacht völlig sinnlos in irgendwelchen Aufnahmestudios gesessen hatte. Gerade wollte sie wieder hoch, da rief der Sicherheitsdienst wieder an. Genervt schaute sie auf ihr Handy. Sie musste ihm Bescheid sagen, wenn sie nicht zu sprechen war, doch nun wollte sie schon wissen, wer vorne stand.
Taeyong versuchte so zu tun, als wäre er nicht beeindruckt von dem Haus, doch seine Augen verrieten ihn. Er war alleine und hatte eine Schachtel in der Hand.
„Skye, ich habe mir Sorgen gemacht.“
Er drückte sie leicht an sich, bevor er ihr die Schachtel reichte. Pralinen.
„Du kannst froh sein, dass Yongmin gerade weg ist, der hätte das konfisziert“, erwiderte sie lachend.
„Störe ich gerade? Oder ist es okay?“
„Taeyong, kann ich dich etwas fragen?“
„Natürlich.“
„Schläfst du gerne?“
Natürlich konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen.
„Generell würde ich sagen: ja.“
„Super, wir gehen jetzt schlafen.“
„Warte – du lädst mich gerade ein mit dir zu schlafen?“
Nun grinste er von einem Ohr zum anderen.
„Ja, allerdings kannst du dir aussuchen, ob du das mit zwei gebrochenen Armen machst oder ohne.“
Und schon war das Grinsen weg.
Er folgte ihr nach oben, immer noch zu beschäftigt sich alle Details des Hauses anzuschauen. Skye hatte NCT ebenfalls für Samstag zur Einweihungsparty eingeladen, doch da wäre es voller und wahrscheinlich würde Skye ihn nicht mit zu ihr ins Schlafzimmer nehmen.
„Wow … hier will ich öfters schlafen … mit dir…“, kommentiert und traute sich kurz zu grinsen.
Die Amerikanerin stand kurz davor im Schlafen einzuschlafen und schlüpfte unter die dünne Decke. Sicher, sie hätte auch die Klimaanlage anmachen können, doch Skye mochte es warm, sie brauchte eben nur eine dünne Decke.
Etwas verunsichert legte Taeyong sich dazu und umarmte sie von hinten.
Zwei Stunden schliefen sie. Taeyong war fast genauso schnell eingeschlafen wie Skye, nur dass er etwas nervöser war von der Situation. Als Skye aufwachte, lag sie Stirn an Stirn mit ihm. Seine Arme hielten sie fest und plötzlich wurde auch ihr etwas wärmer. Sie hatte keine sonderlich romantischen Gefühle für Taeyong. Er war niedlich und hatte diese großen Augen und sah aus wie Jack Frost, aber irgendwie … sie konnte es nicht greifen. Wieso verliebte man sich in die eine Person und in die andere nicht? Wieso hatte sie sich in Taehyung verliebt, der keine Beziehung wollte und nicht in Taeyong? Würde er sie glücklich machen können? Langfristig wohl nicht, aber kurzfristig … Als hätte er ihre Gedanken gelesen suchten seine Lippen ihr und ehe sie verstand, was da passierte, hatten sich ihre Lippen schon geöffnet, um ihn zurück zu küssen. Anscheinend ermutigt, weil sie ihn nicht direkt weggeschupst hatte, zog er sie enger zu sich und eine Hand glitt unter ihr Shirt. Das war dann der Moment, wo sie den Kuss beendete.
„Entschuldige“, kam es direkt von ihm.
„Schon gut.“
Der Moment hatte sich angeboten und sie hatte ihn zu sich ins Bett geholt. Im Zweifel würde sie es auf die Gehirnerschütterung schieben.
Sie gingen nach unten und fanden Jungkook und Mia in der Küche. Mias Blick war leicht schockiert, während Jungkook eher amüsiert war.
„Es ist nicht so wie es aussieht“, kam es von Skye und Tae gleichzeitig.
„Ich habe nur mit ihr geschlafen“, fügte der Rapper hinzu und Skye stieß ihn den Ellenbogen in die Seite.
„In einem Bett, nicht … miteinander“, stellte er klar.
„Oh-kay …“ Manchmal war Mia froh so ein langweiliges Leben als Ehefrau zuführen.
„Skye, hast du Zeit?“
Die Amerikanerin schaute zu Taeyong, doch er nickte nur.
„Komm, ich zeige dir den Fernseher“, kam es von Jungkook.
„Den Fernseher?“, fragte Taeyong nur verwirrt.
Mia und Skye hingegen fuhren in die Akademie. Mia klärte Skye nicht auf, was sie ihr zeigen wollte und Skye war auch niemand, der nervte um etwas zu erfahren. Mal abgesehen davon hingen ihre Gedanken noch bei Taeyong. Und bei Taehyung. Immer bei Taehyung.
„Brauchst du für Samstag noch Hilfe?“, bot die Deutsche an.
„Nein, nein, ich habe einen Caterer“, erwiderte Skye. „Aber wenn du magst kannst du Supervisor spielen? Du bist ziemlich gut mit Partys.“
„Klar, ich bringe die Kids mit, die rasten völlig aus, wenn sie sehen das du einen Wald hast.“
Skye lachte fröhlich. Für Großstadtkinder war das tatsächlich etwas Besonderes. Die Einweihungsfeier würde auf eher draußen stattfinden, mit Grillstation und LED Beleuchtung in den Bäumen. Es war Sommer. Sie war Amerikanerin. Sie würde ein BBQ haben! Und es war ihr egal, dass Koreaner sich gerne vor der Sonne versteckten, die Feier würde erst um 20 Uhr anfangen. Mal abgesehen davon hatte sie keine Nachbarn, die sich über die Musik beschweren könnten.
Schließlich erreichten sie die Akademie und stiegen aus. Noch immer stellte Skye keine Fragen und folgte Mia in das untere Geschoss, in dem die Idols trainierten. Die Deutsche blieb vor einem Studio stehen. Skye verstand erst nicht was los ist, doch dann schaute sie in das Studio und sah eine Girlgroup. Aus Acht. Mit Ausländerinnen.
„Warte … sind das…?“
„Jup. Ich wollte dir nur ein heads up geben.“
Sie ging noch einen Schritt auf die Scheibe zu. Sie formierten sich gerade neu und begannen ‚The Boys‘ von SNSD. Sie waren so synchron und Skye behauptete das zwei von ihnen die schönsten Frauen waren, die sie je gesehen hatte.
„Wow…“
„Sie kennen den Tanz seit 4 Jahren, ich würde sie schlagen, wenn sie ihn nicht so tanzen würden“, gab die Deutsche zu. Nicht das es groß helfen würde.
„Danke … jetzt habe ich noch mehr Angst vor Freitag.“
„Zeige keine Angst, sie sind Löwinnen, die riechen Angst. Nehme dich vor Naomi in Acht. Sie sollte Bandleader werden und sie ist auch Main Vocalist“, warnte Mia. Auch das half nicht.
„Geh schon mal vor in mein Büro, ich hole nur etwas zu trinken.“
Immerhin hatte Skye jetzt schon mal gesehen, auf was sie sich einließ. Es war etwas niederschmetternd. Wie sollte sie mit ihnen mithalten? Sie hatten seit Jahren Training und kannten sich. New Girl zu sein war kein Spaß und erst recht nicht, wenn man hinterherhinkte.
Ohne groß nachzudenken öffnete sie die Tür zu Mia Büro, stockte dann aber, als sie sah wer darinsaß. Eine Sekunde verging, dann noch eine und dann schloss sie die Tür wieder. Es gab wenige Dinge, die Skye noch aus der Verfassung brachten, aber das war zu viel. Sie lehnte sich an die Wand. Ihre Kopfverletzung musste doch schlimmer sein, als gedacht. Sie musste sofort im Krankenhaus anrufen. Vielleicht hatte sie eine Blutung im Hirn. Es ging ihr ansonsten gut. Ihr Herz raste und plötzlich wurde ihr heiß.
„Skye, was tust du?“
Mia kam ihr mit einem Tablett entgegen.
„Da ist jemand in deinem Büro“, flüsterte sie.
„Ja, ich weiß.“
„Nein, du verstehst nicht“, beharrte die Amerikanerin.
In diesem Moment öffnete sich die Tür und Bruno Mars steckte seinen Kopf raus.
„Hey girls.“
Skye erschreckte sich und ging einen Schritt zur Seite.
„Skye, Bruno. Bruno, Skye“, stellte Mia die beiden vor. Skye stand noch so neben sich, dass sie sich verbeugte. Mia fing einfach nur an zu lachen, Bruno sah amüsiert aus.
„Oh sorry, if I’d knew you like him that much I would have prepared you.“
„What do you mean with ‚like‘? He’s a freaking legend!“
„Right here ladies, I’m standing right here“, meldete sich Bruno, der es komisch fand, dass sie über ihn sprachen, als würde er sie nicht hören.
„Entschuldigung“, entgegnete Skye auf Koreanisch und verbeugte sich wieder.
Fünf Minuten später hatte sie sich halbwegs beruhigt.
„So you two are working together?“, fraget Skye.
„Yeah, a little dancing, a little music…“
„And the korean bbq“, unterbrach Bruno. „I really love that bbq – are we doing that tonight?“
„That’s why Skye’s here. Donghae got plans and I thought you two could hang“, schlug Mia vor.
„So viel zum Thema Vorwarnung! Guck doch mal wie ich aussehe!“
„Nichts was Leah und Neyo nicht lösen können“, erwiderte Mia.
„Still not speaking korean …“, kam es von Bruno.
„Sorry, Skye is just concerned about her outfit but we have stylists, so nothing we can’t fix. If it’s okay with you? Or do you wanna hang with guys? I’m sure I can find some …“
„Naw, I’d always choose a beautiful woman over the company of men.“
Und schon wieder wurde Skye heiß.
Und so landeten sie bei Leah und Mimi im SM Town Headquarter.
„Skye! Musst du dich nicht ausruhen?!“
Leah schob ihr direkt einen Stuhl hin. Bruno beobachtete das ganze mit fragendem Blick.
„Two days ago Leah was my stylist and I had a show and she put me in a corsage but it was so tight I couldn’t breath. So I lost conscious, hit the floor and now I’ve got a concussion. She fells guilty but it’s not that bad. I get funny pills“, erklärte Skye und der Sänger fing an zu lachen.
„Funny pills, huh? This is going to be an interesting evening.“
Danach machte er es sich zur Aufgabe ein Outfit für Skye zu finden und alles was er in er Hand hatte waren Show-Outfits.
„But you’ll look fantastic in it“, beharrte er, als er ein mit Glitzer überzogenes Minikleid in der Hand hatte.
Skye mochte den Hippie-Look. Sie mochte es niedlich auszusehen, weil man sie dann generell in ihrer Gemeinheit unterschätzte und sie mochte Oversize. Oversize Pulli mit Leggins oder als Kleid mit Overknees oder enge Oberteile auf weite Hosen. Aber heute wollte sie sexy sein – nur eben nicht Glitzer-Sexy.
Sie einigten sich auf ein enges, schwarzes Kleid, dass man auf einem roten Laufsteg aufgetaucht war, auch wenn keiner mehr wusste, wer es getragen hatte. Danach verpasste Mimi ihr noch ein Make Up.
„Skye, bist du sicher mit den Schuhen?“
Leah hatte die Highheels in der Hand, die Skye sich ausgesucht hatte.
„Was, wenn du fällst?“
„Ich bin Cheerleader. Ich falle nicht, ich stolpere höchstens.“
„Vorgestern bist du gefallen …“
„Ja, weil ich ohnmächtig wurde, nicht weil ich zu doof zum Laufen bin“, erwiderte Skye und nahm ihr die Schuhe ab. Und so viel Absatz hatten sie auch nicht, vielleicht 5-6 cm.
Bruno wartete im Vorraum und stand auf, als Skye reinkam.
„Fantastic enough?“
„Fabulous!“
Mia hatte einen Fahrer organisiert, der sie mit so einer unauffällig auffälligen Limousine bei SM Town abholte. Bruno hatte geäußert, dass er gerne auf die Karosugil wollte, weil es dort so viele kleine Boutiquen gab und das passte ganz gut, denn am oberen Ende kannte Skye ein Restaurant für Korean BBQ. Es war in einer Seitenstraße und hatte noch so einen urigen Charme. Beide waren viel zu fancy dafür angezogen, aber was soll’s? Der Fahrer ließ sie also unten an der Karosugil raus und blieb in der Nähe.
Die beiden zogen von einem Geschäft ins nächste und Bruno fand es amüsant, dass mehr Leute Skye erkannten als ihn. Ständig machten Leute Bilder von ihr oder fragten, ob sie an der Wand unterschreiben könnte, wo sich die Autogramme anderer Stars häuften.
„Girl, you’re more famous than I am – tell me, how did you do it?“ Er hatte immer etwas den Schalk in der Stimme.
Auf halbem Wege machten sie eine Kaffeepause. Skye hatte sie in eines dieser stylischen Kaffees geführt, in dem es hinten noch einen Rauchergarten gab, da Bruno auch rauchte.
„I’ve dated one of the most famoust idols in Korea and crazy fans tried to kill me and then some reporter was dumb enough to ask me about my opinion. Ever since then everybody knows me“, erzählte sie und sein Gesicht veränderte sich von amüsiert zu geschockt und zurück zu amüsiert.
„Damn! What did they do?“
„They throw me over one of those Hangang bridges.“
„That’s f**ked up! Did they get’em?“
„Jup, everything’s on camera here. Trail is starting in 3 weeks.“
Nicht dass sie gerne daran erinnert wurde. Tatsächlich musste sie nicht erscheinen, sie könnte auch alles ihren Anwalt machen lassen, doch er riet ihr dazu hinzugehen, weil sie angeblich die Leute in ihren Bann ziehen würde.
Bis sie im Restaurant ankamen war es fast 21 Uhr und Skye hatte Hunger. Bruno schien das mit den Tischgrills schon öfters gemacht zu haben. Auch wenn er die Sprache nicht sprach, so hatte er Ahnung vom Essen. Tatsächlich genoss Skye die Zeit mit ihm. Er war flirty und witzig. Sie wusste nicht, wann sie das letzte Mal so viel gelacht hatte wie in den letzten Stunden. Es machte einfach Spaß, er war easy und gechillt und er hatte dieses bezaubernde Lächeln.
„So“, begann er nach dem Essen, „Mia told me you’re gon be a singer?“
„One way or another. SM Town wants to put me in their new super-band.“
„But?“ Er hörte, dass es noch nicht das Ende der Geschichte war.
„I don’t know … I can either be in a band, one part of nine but with an entertainment that knows what to do or I can join a new entertainment.“
„Why don’t you go solo?“
„Because I’m a white chick in Korea. Foreigns in a band already have a hard life here but as an solo artist? Not a chance.“
„So let’s kick it.“
„Excuse me?“ Skye wusste nicht genau was er wollte.
„Show me what you’ve got.“
„Like … here?“ Die Amerikanerin schaute sich in dem Restaurant um, es war ziemlich gut gefüllt.
„Sure. When you gonna be famous you have to handle it. If you can’t kick it here you can’t kick it anywhere.“
Er forderte sie heraus und auch wenn Skye sich eigentlich nicht darauf einlassen wollte, wollte sie sich doch beweisen. Sie wollte einen Song, der gut acapella zu singen war, der aber auch Stimmgewallt hatte. Sie entschied sich für ‚Pretty hurts‘ von Beyoncé. Der Song fing ruhig an und schaukelte sich langsam hoch. Der erste Refrain war noch etwas ruhiger, doch der zweite explodierte förmlich. Nach dem ersten Refrain hatte sie die Aufmerksamkeit des gesamten Lokals auf sich gerichtet und inzwischen war sie aufgestanden. So viele Handys waren auf sie gerichtet, doch sie sah es gar nicht. Sie sang einfach und Brunounterstützte sie im Refrain. Oh Gott. Sie sang mit Bruno Mars. Shut the frontdoor!
Als sie fertig war applaudierte das Lokal. Selbst draußen vor der Tür waren Leute stehengeblieben, um zu gucken was hier los war.
„Skye Jones Ladies and Gentlemen“, stellte er sie vor und Skye verbeugte sich – Macht der Gewohnheit.
Völlig überhitzt setzen sie sich wieder an ihren Tisch.
„Oh I’ll love to read the comments on Youtube, like ‚That’s Skye but who’s that dude with her?‘“, er lachte fröhlich.
„Oh come on.“ Schließlich war er Bruno Mars.
Skye war eigentlich recht entspannt, wenn sie auf berühmte Leute stieß. Durch ihre Firmen und Beziehungen war sie auf Partys mit Staatsoberhäuptern, Reichen und Nobel Preisträgern. Menschen waren Menschen. Doch ein paar Menschen machten sie nervös und dazu gehört Bruno. Er war halb Filipino, halb Puerto-Ricaner und war auf Hawaii aufgewachsen, in ganz einfachen Verhältnissen und nun war er dieses Megatalent, den man gerne mit Mi-chael Jackson verglich – nur ohne die Kinder…
„But girl, you’ve gotta go solo. Honestly, how could you be satisfied in a band of nine? You’re write your own songs?“
„I produce my own songs.“
Er hob die Augenbrauen.
„I’d love to hear some of it.“
„Sure, anytime.“
Das Studio im Keller war fertig eingerichtet. Skye hatte gestern etwas rumgespielt, um sich zu orientieren. So ein großes Studio hatte sie noch nie gehabt, aber wer sich im Studio auskannte, kam schon klar.
„What about now?“
„Now?!“
Skye und ihre große Klappe. Bruno war total gejetlagged und war total wach, während Skye sich darauf gefreut hatte mal vor Mitternacht ins Bett zu kommen. Doch wer würde Bruno Mars einen Wunsch abschlagen?
Sie hielten vor ihrem Haus. Jungkooks Auto war nicht da, er würde wohl unterwegs sein.
„Nice“, kam es nur, als sie ausstiegen.
„Thanks. I just moved here. Still not used to it.“
Zwar gehörte ihr eine ganze Insel, aber das Haupthaus war bei Weitem nicht so groß, wie das hier. Was beide Häuser gemeinsam hatten war, dass sie gemütlich waren. Beide Häuser hatten viel Holz verbaut und die Liebe lag im Detail. Restaurierte Möbel, Bilder, Farbakzente. Skye hatte zum Glück ein gutes Team von Innenarchitekten, die ihr tatsächlich zuhörten und auf der ganzen Welt nach Dingen suchten. Sie hatte wenig aus ihrem Elternhaus behalten nachdem ihre Mutter gestorben war. Bücher, Fotoalben, einen Schaukelstuhl, zwei Kommoden, zwei Spiegel. In San Francisco hatte sie einen Container gemietet gehabt mit den paar Sachen, die übrig waren und die jetzt ihren Platz hier im Haus gefunden hatten. Für einen Außenstehenden war es fast unmöglich die Möbel auseinander zu halten, doch Skye kannte sie genau. Und genau diese paar Dinge machten dieses Haus zu ihrem Zuhause. Egal wie die Dinge sich hier entwickeln würden, egal ob sie zu SM Town gehen würde oder ein eigenes Label gründete, ob das mit Taehyung noch klappte oder nicht, das wäre jetzt ihr Zuhause. Und Bruno Mars würde sie behalten.