Bis Skye wieder im Haus war, lag Seunghyun bei ihr im Bett. Gut, er hatte getrunken und es war klar, dass er nicht mehr fahren würde, aber musste er in ihrem Bett schlafen? Nachdem ihre Gefühlswelt ohnehin auf dem Kopf stand?
Sie legte sich zu ihm und Seunghyuns Arme umschlossen sie. Sie wollte ihm noch von Taeyong erzählen, doch dann küsste er sie und Skye verstand, wann es der falsche Moment war.
Am nächsten Morgen wachte Skye auf und ging duschen. Der letzte Abend kam langsam wieder. Hatte sie heute wirklich ein Date mit Taeyong? Noch war sie sich nicht sicher, ob sie das nicht doch bereuen würde. Andererseits, was hatte sie zu verlieren? Er war süß, vielleicht etwas verpeilt und wenigstens bemühte er sich. Sie würde ihm eine Chance geben und wenn es nicht funktionierte, dann hätte er auch seinen Frieden.
Und dann kam Seunghyun zu ihr in die Dusche …
Eine Stunde später trocknete Skye sich ab.
„Oppa … wir müssen reden.“
Seunghyun stand nackt vor ihr, wie konnte sie dieses Gespräch jetzt mit ihm führen?! Erwartungsvoll schaute er sie an.
„Hast du ein Interesse daran, dass das hier mehr wird?“
Er gehörte zu den Menschen, die nicht sprechen mussten, um sie zu verstehen. Sein Blick war unentschlossen, er wusste nicht woher diese Frage kam und wusste daher auch nicht wie er sie beantworten sollte.
„Taeyong hat mich gestern nach einem Date gefragt.“
Sein Blick klärte sich auf.
„NCT Taeyong?“ Skye nickte.
„Und du willst wissen, ob es meine Gefühle verletzt, wenn du mit jemand ausgehst?“ Wieder nickte sie.
Seufzend setzte er sich zu ihr.
„Was möchtest du denn?“
Das fragte er, nachdem sie gerade Sex hatten. Zweimal.
„Ich genieße die Zeit mit dir, aber ich weiß nicht, ob wir in einer Beziehung funktionieren würden“, gab sie zu. Seunghyun war eigen, so wie Skye, nur das sie sehr unterschiedlich eigen waren. Sie konnten einen gemütlichen Abend haben, mit Wein und Essen und sie hatte das Gefühl, dass Seunghyun immer auf sie aufpasste. Er gehörte zu den Leuten, die sie anrufen könnte und er keine Fragen stellen würde, wenn sie mitten in der Nacht am anderen Ende von Korea stehen würde und jemand bräuchte, der sie abholt.
„Und du willst von mir wissen, ob ich ein Problem damit habe, wenn du mit jemand ausgehst?“
Die Amerikanerin nickte langsam. Es hörte sich an wie eine Falle.
„Skye, ich möchte nur, dass du glücklich bist. Du weißt ich stehe eigentlich auf ältere Frauen und dein Männergeschmack ist eher … Lotto…“ Beiden fingen an zu lachen.
„Wenn du ihm also eine Chance geben willst, stehe ich dir nicht im Weg.“
Beim Frühstück saßen schon Nate und Jamal, Jungkook war wohl schon wieder unterwegs.
„So what are we doing today?“, fragte Nate, der schon fertig war mit dem Frühstück.
„Wait … you wanna do something?!“
Darauf war Skye nicht vorbereitet! Sonst hingen sie nur am Laptop oder am Handy, selbst auf Summer Island. Seoul mit Frauen war total einfach. Frauen schmiss man in Myeongdong raus und holte sie drei Tage später ab und alles war gut. Aber Männer? Skye dachte sie bestellte einfach vier Nutten und dann hätten sie zu tun. Wohl nicht.
Sie packte die beiden Kerle ins Auto und fuhr zu Caribbean Bay, dem Wasserpark von Everland. Seunghyun konnte natürlich nicht mit, genau so wenig wie ihre anderen Freunde. Außer Nalia und sie musste arbeiten.
Everland lag knapp eine ¾ Stunde außerhalb von Seoul – je nachdem wo man startete. Auf der Weltrangliste was Besucher betraf, lag der Freizeitpark auf Platz 17. Wenn es nach der Fläche ging, wäre der 100 Hektar große Park weiter oben angesiedelt. Auf dem Gelände gab es den Hauptpark Everland, den Aquapark Caribbean Bay, Golfplätze, eine kleine Stadt und Unterkünfte.
Das letzte Mal war sie mit den Idols hier gewesen für diese Show, als Chanyeol verschwunden war und Skye sich verletzt hatte. Damals war es noch bitter kalt, aber jetzt war es August, es war heiß. Sie hoffte nur, dass nicht so viele Kinder da waren. Es war noch früh und die Ferien in Korea waren schon wieder rum.
„Just so you know, tonight I have practice and then I have a date so you can book yourself a ghost tour or whatever, I won’t be home before … well … depends on the date I guess“, erklärte sie ihnen.
„Wait, I thought Seunghyun is your boyfriend“, kam es von Nate.
„No, he’s my OWB – Oppa with benefits.“
Sie wussten nicht was ein Oppa war und sagten dazu dann nichts mehr.
Zwar waren Kinder da, eher kleinere, doch es hielt sich noch in Grenzen. Dafür waren einige junge Erwachsene in dem Freizeitpark. Die drei Amerikaner suchten sich ein Plätzchen und schwärmten dann aus. Skye liebte Rutschen, dafür wurde man auch nie zu alt.
Am lustigsten fanden Jamal und Nate, dass so viele Leute Rettungswesten an hatten. Schwimmen hatte in Korea nicht so viel Priorität, manche lernten es nie.
Für ein paar Stunden rutschten sie, gingen ins Wellenbad, besprachen ein paar geschäftliche Sachen und um 14 Uhr packten sie ihre Sachen ein. Je näher das Training rückte, um so nervöser wurde Skye.
„You really wanna do this? Being an idol?“, fragte Jamal.
„No idea“, gab sie zu, doch die Promotion mit Taehyung hatte ihr gezeigt, dass sie gerne auf der Bühne stand. Es war, als hätte sie Blut geleckt.
„You know you could always build your own label“, kam es von Nate. Skye war nicht in Stimmung zu diskutieren, dieses Gespräch hatte sie erst gestern mit Seunghyun gehabt. Wenn sie ein Label gründen würde, würde sie dort nicht selbst singen. Niemand würde es mit ihr aushalten, wenn sie jeden jederzeit feuern konnte.
Zuhause gingen Jamal und Nate an die Computer und Skye ging duschen und suchte dann ein Outfit für’s Training. Sie nahm eine schwarze Leggins von Victorias Secret’s PINK, ein Sport Crop und ein lockeres Shirt drüber, das aber bauchfrei war und an den Ärmeln Netzstoff hatte. Sicherlich wollte man Skyes Figur sehen und man durfte keine zu lockeren Klamotten haben, da die Trainer sonst nicht sehen konnten, ob man die Bewegung richtig ausführte. So war das im Cheerleading auch gewesen.
Als Jungkook nach Hause kam, musste er nur Skyes Stimme folgen. Sie stand im Ankleidezimmer und sang sich die Seele aus dem Leibe.
„Hör auf, schone deine Stimme“, tadelte er sie. Sie wusste das er recht hatte, nur hatte sie das Gefühl nicht vorbereitet genug zu sein. Sie ließ sich auf den Hocker sinken.
„Was, wenn sie mich hassen?“
„Sie werden dich hassen.“
Verständnislos blicke Skye zu ihm hoch, doch er grinste und setzte sich neben sie.
„Die Frage ist nur: Wie lange? Du kannst singen, du kannst dich toll bewegen, du bist süß wie Zucker und deine Zunge ist ein Katana.“
„Ist das gut … oder schlecht?“ So wie er das sagte, war es nicht so einfach auszumachen.
„Beides“, gab er zu. „Manche werden das Talent sehen, dass du in die Band bringen würdest. Andere werden in dir Konkurrenz sehen.“
Skye lehnte ihren Kopf an seine Schulter.
„Danke, dass du so ein guter Freund bist … die anderen machen dir sicher das Leben zur Hölle, weil du so lange hier bist.“
„Es ist okay.“ Dann machte er eine Kunstpause. „Mir tut der Abstand ganz gut, ich schreibe Songs und erfinde mich neu.“
Skye verstand das. Manchmal brauchte man Abstand. Und manchmal war es Flucht.
Nicht in die verkehrte Richtung zu fahren war wahre Körperbeherrschung. Jungkook hatte angeboten mitzukommen, doch es gab Dinge, die man nur alleine tun konnte. Vielleicht würde es super laufen! Sie wären sofort Girls-Girls und würden sich gegenseitig die Haare flechten! Wie war das? Der Mensch ist das einzige Geschöpf, was sich selbst belügen kann. In diesem Fall nicht. Skye konnte sich nicht selbst austricksen.
Sie erreichte den Parkplatz der Akademie, doch bevor sie rein ging rauchte sie noch eine. Skye lehnte an der Wand, als eine junge Frau auf sie zu kam.
„Schlechte Angewohnheit“, bemerkte sie.
„Ja, ich habe so zwei … drei davon“, erwiderte Skye. Die Frau steckte sich selbst eine an.
„Ich bin London, du bist Skye, richtig?“
Sofort dachte sie daran, dass schon Fahndungsbilder von ihr ausgegeben wurden. Sie nickte.
„Du brauchst nicht nervös sein, die meisten freuen sich auf heute.“
„Die meisten, huh? Das ist gut.“
„Das ist super“, korrigierte London. Sie sprach fast Akzentfrei Koreanisch, doch in ihr steckte noch etwas drin, Skye konnte es nur nicht greifen, aber die Mischung machte sie hübsch und interessant. Skye hatte bisher herausbekommen, dass die Mitglieder entweder koreanische Wurzeln hatten und im Ausland aufgewachsen waren oder das sie Ausländer waren, die in Korea aufgewachsen waren, Korea verband sie alle miteinander.
Als Skye und London in das Studio kamen, waren super viele Leute anwesend. Neben den anderen Mitgliedern war Yongmin da, aber auch noch andere. Die Amerikanerin vermutete, dass es weitere Manager waren, Vocal Coaches, PR Leute und sie saßen alle hinter Tischen, wie eine Jury. Jetzt war Skye offiziell eingeschüchtert. Also was tat sie? Sie packte ihr bestes Lächeln aus und verbeugte sich brav.
Yongmin stellte ihr alle vor, wobei sie sich bei den anderen Mitgliedern am ehesten darauf konzentrierte sich die Namen zu merken. Da gab es neben London noch Ara, Kendra, Naomi, Blake, Suki, Mi Cha und Melissa. Sie waren so hübsch, vor allem Mi Cha.
„Skye, wir würden dich gerne singen hören, hast du etwas vorbereitet?“, fragte Yongmin, nachdem er seinen Platz wieder eingenommen hat.
„Ehm … klar, etwas Koreanisches, etwas Schweres und etwas Emotionales.“
„Gut, in der Reihenfolge.“
Sie hatte fast schon gehofft, dass sie nur ein Lied singen musste, zumal sie hier völlig auf dem Präsentierteller lag, doch sie nickte nur und ging in die Mitte des Proberaums.
Vor dem Raum sammelten sich einige Leute an. Baekhyun stand an der Seite, Chen und Chanyeol gesellten sich dazu und wenig später kamen Donghae, Eunhyuk und Ryeowook. Auch Amber und Luna kamen.
„Hat irgendwer an Popcorn gedacht?“, fragte Irene, als sie mit Yeri kam.
Skye stellte die Musik ein. Das erste Lied war Ailees ‚U&I‘. Skye hatte sich die Choreo angeschaut und beschlossen, dass sie doof war. Also hatte sie ihre eigene Choreo gemacht. Sie war zwar nicht Mia, aber sie war Cheerleader und da die Sänger oft weniger tanzten, war es recht einfach gewesen die drei Minuten voll zu bekommen. Vor allem konzentrierte sie sich auf ihren Gesichtsausdruck und auf Augenkontakt. Manche nickten mit dem Kopf oder wippten mit den Füßen. London tanzte sitzend mit und wurde von Naomi mit einem finsteren Blick bestraft.
Als sie fertig war klatschten zumindest alle – vor der Scheibe rasteten alle total aus, doch das bekam Skye gar nicht mit.
Das nächste Lied war ‚Problem‘ von Ariana Grande. Es war ein schnelles Lied, hatte aber viele Töne im F5 und G5 Bereich, Falsetto und einen Rap Teil. Es war komisch Stimmung zu machen, wenn kaum jemand auf sie reagierte, doch die Amerikanerin ließ sich nicht beirren. Wie gesagt, sie war Cheerleader, da lernte man sich zum Affen zu machen und dabei so auszusehen, als würde es einem Spaß machen.
„Es ist als hätte Ariana mit Mariah gevögelt und sie hätten ein blondes Kind bekommen … ekelhaft wie talentiert sie ist“, kommentierte Amber und die anderen fingen an zu lachen.
Skyes letztes Lied war ‚Dancing in the rain‘ von Ruth Lorenzo. Der Song war teilweise auf Spanisch, großteils auf Englisch und war super emotional. Es war 2014 Spaniens Lied beim Eurovision Song Contest und kam völlig unberechtigt auf Platz 7.
Es wurde nicht so viel getanzt, also musste das Gesicht stimmen und Skye packte alle Energie, die sich hatte, noch mal aus.
Nachdem sie das Lied beendete, sah sie ein paar am Weinen. Blake liefen die Tränen ganz offen über das Gesicht. Kendra hingegen versuchte sie wegzublinzeln und Mi Cha wischte sich über das Gesicht. Skye atmete schwer, war aber zufrieden mit sich.
„Also … das war okay. Wir melden uns bei dir“, kam es von Naomi.
Warte, hatte sie gerade gesagt ‚okay‘? Okay? Skyes innerer Werwolf stand kurz davor zu knurren. Aber was hieß überhaupt, dass sie sich melden würden?
„Excuse me …“ Manchmal, wenn Skye verwirrt war, sprach sie etwas höher, mit einem Texas-Dialekt und verzog dabei das Gesicht. Die meisten Leute fanden das witzig. Naomi gehörte nicht zu den meisten Leuten.
„Ich dachte ich ehm … hätte mich euch Training. Damit man sich etwas … kennenlernt?“
„Nein“, kam nur zurück.
„Wir wollen uns zuerst besprechen, ob dein Farbspektrum in die Band passt und dann schauen wir weiter“, erklärte Kendra etwas diplomatischer.
Ausrasten? Cool bleiben? Ausrasten oder cool bleiben? Cool bleiben. Nein, ausrasten. Nein, cool bleiben. Es war keine leichte Entscheidung. Sie setzte wieder ein Lächeln auf und verbeugte sich.
„Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für mich genommen habt. Übrigens, ich habe Morgen eine Einweihungsparty, ich würde mich freuen, wenn ihr kommen würdet.“
Und dann ging sie raus.
Kaum hatte Skye die Tür des Studios geöffnet, fingen Jubelschreie an. Im Studio war es so hell gewesen und im Flur so dunkel, dass sie gar nicht gesehen hatte, wie viele Leute hier standen. Sie beglückwünschten Skye und klopften ihr auf die Schulter, doch sie nahm die Gesichter kaum wahr. Sie wusste nur, dass sie hier raus musste, bevor sie ihre Kontenance verlor. Sie entschuldigte sich und eilte zum Fahrstuhl.
Sie fuhr in ihr altes Büro – das mit dem Ausblick zum Fitnessstudio. Sobald sich die Tür hinter ihr schloss, fing sie an zu weinen. Sie wollte das gar nicht! Skye setzte sich auf den Schreibtisch am Fenster und steckte sich wieder eine Zigarette an. Korea war nicht gut für ihr Rauchverhalten.
Baekhyun war der einzige, der ahnte wie schlecht es Skye gehen musste. Sie tat immer so hart, hatte für alles und jeden einen Spruch auf den Lippen, aber er wusste, dass es oft nur Selbstschutz war. Er suchte also Mia, die in ihrem Büro saß und sich alles über den Bildschirm angeschaut hatte. Alle Studios waren mit Kameras ausgestattet. So konnten die Künstler selbst ihr Training beurteilen und hatten Videos zum hochladen.
„Skye…“, sagte er nur, doch Mia nickte schon.
„Ich habe Essen bestellt.“
„Du hast … meinst du das ist der richtige Moment?“, fragte der Sänger.
„Jup.“
Er hob nur die Augenbrauen. Im Moment würde er Skye lieber nichts in die Hand geben, dass sie werfen konnte.
15 Minuten später fuhren sie hoch. Mia hatte die Überwachungskameras gecheckt und hatte schnell gewusst, wo sich Skye versteckte. Vorsichtig öffnete Mia die Tür und sah Skye am Fenster. Eilig wischte Skye sich über das Gesicht.
„Ich möchte nicht gestört werden“, sagte sie so ruhig es ging.
„Wir haben Burger!“ Mia hab die Tüte hoch.
„Burger?“
„Auch Fries.“
„Okay … ihr dürft rein.“
Baekhyun hatte nicht damit gerechnet, dass das funktionierte.
Sie setzte sich auf den Boden, was Bae auch nicht verstand, aber er beschwerte sich nicht. Dafür beschwerte sich Skye.
„That bitch! Das war ganz okay? Okay?! Also ich habe sie noch nicht singen gehört, aber ich war weit von ‚okay‘ entfernt.“
„Ich sage das nicht gerne, aber: da muss ich dir recht geben“, kam es von Baekhyun.
„Und überhaupt! Sitzen da als wäre ich auf einem fu**ing Cheer Try Out!“
Bae wusste nicht was ein Try Out war, aber Mia nickte zustimmend.
„Willst du nicht nach Hause fahren und dich ablenken?“, schlug Mia nach dem Essen vor.
„Nein, ich habe um 21 Uhr ein Date mit Taeyong und ich will nicht, dass er denkt, dass ich ein totaler Versager bin, der zu früh aus dem Training rausgeflogen ist.“
„Taeyong?!“, kam es von beiden gleichzeitig. Skye war überrascht, dass sich das noch nicht rumgesprochen hat. Vor allem Mia schien ja überall Spione zu haben.
„Ja, Taeyong. Ich gebe ihm eine Chance.“
„Aber … wieso?“, fragte Baekhyun verständnislos.
„Wieso nicht? Er gräbt seit … forever an mir herum. Wir verstehen uns, er sieht gut aus und nach diesem Taehyung Fail brauche ich mal etwas für mein Ego.“
„Ich finde das ist eine furchtbare Idee.“
„Wieso?“, fragte nun Mia.
„Also, Skye versucht Teil dieser Band zu werden und Beziehungen lenken ab. Mal abgesehen davon solltest du vielleicht nicht mit jeden ausgehen, der an dir herum gräbt.“
„Hey, ich hatte in den letzten 8 Monaten zwei Beziehungen, eine mit Jongin und eine mit Jiyong. Mit Siwon und Taehyung ist im Endeffekt nichts passiert. Und es ist so schwer mit Leuten, die nicht aus der Szene kommen – vor allem, wenn ich aktiver werde als Sängerin. Man muss ständig aufpassen was man sagt, der Terminplan ist total verrückt. Welcher normale Mensch hätte dafür Verständnis?“
Mia war immerhin auf Skyes Seite.
„Taeyong hat sich toll entwickelt. Er ist erwachsen geworden und eigentlich sehr liebenswert“, meinte die Deutsche und Baekhyun begriff, dass er gegen die beiden keine Chance hatte.
Kurz darauf schickte Mia Skye zu den Stylisten, um sich auffrischen zu lassen. Sie dagegen stattete IDOLLs einen Besuch ab. Sie machten gerade Pause, als die Deutsche in das Studio kam.
„Hey Mia“, begrüßte Ara sie und die anderen winkten ihr zu.
„Ihr solltet euch schämen“, sagte sie laut genug, um von jedem die Aufmerksamkeit zu bekommen.
„Wieso?“, fragte Naomi.
„Wirklich? Das fragst du? Nach eurem Verhalten heute solltet ihr nicht IDOLLs heißen, sondern BITCHES. Keine eine von euch, hätte unter diesen Bedingungen heute so abgeliefert wie Skye. Keine von euch.“
„Hey, wir waren auch alle bei den Auditions“, kam es von Kendra.
„Ja, in einem Raum wo drei Leute saßen. Wollt ihr euch eure Audition Videos anschauen? Sie sind alle in der Datenbank. Ihr war schlecht und unsicher.“
„Und wieso sind wir dann heute hier?“, fragte London.
„Weil die anderen noch schlechter waren. Wir wissen, dass bei den Auditions jeder aufgeregt ist. Heute haben 20 Leute vor Skye gesessen und sie hat sich nicht beirren lassen, sie hat abgeliefert und ihr wart einfach nur kalt.“
„Ich fand sie unheimlich gut“, kam es von Mi Cha und andere nickten.
„Wirklich, wir mussten da doch alle durch. Sie muss sich daran gewöhnen, dass es ein hartes Geschäft ist, rumheulen bringt nichts“, rechtfertigte sich Naomi weiter.
„Ach, wie oft hast du denn geheult? Wie oft wolltest du alles hinschmeißen? Ihr tut so, als wärt ihr schon die neuen Girls Generation, aber vergesst nicht, ihr seid nicht mehr als fucktarded Trainees. You better fix this.“
Damit verließ sie das Studio.
„Did she just called us fucktared?!“, kam es von London.
Die Stylisten schafften es Skye wiederherzustellen. Sie hatte einen kurzen Jumpsuit dabei, weil sie nicht wusste, was Taeyong geplant hatte, aber mit einem Jumpsuit lag man nie so verkehrt. Es war heiß und schwül und Skye freute sich für alles, was sie nicht anhaben musste. Andererseits fand sie es schön, wenn man abends draußen sitzen konnte. Sie hoffte das Taeyong draußen etwas geplant hatte.
Skye stand auf dem Parkplatz und rauchte, als Taeyong neben ihr parkte. Als er ausstieg sah sie an seinem Blick, dass er schon genau wusste, was passiert war. Mitleid lag in seinem Blick und Skye hasste es bemitleidet zu werden.
„Du brauchst mich gar nicht so anschauen.“
Doch dann machte er noch etwas viel Schlimmeres und umarmte sie, wortlos. Sie ließ es geschehen und lehnte sich an ihn. Er roch gut, nach … Cool Water? Es gab Parfüms, die waren zeitlos. Cool Water gehörte dazu.
„Mir geht es gut“, beharrte sie und löste sich aus der Umarmung.
„Okay.“ Auch er musste seine Grenzen mit Skye austesten und hier war er an die ‚Wenn ich nicht drüber reden will, will ich nicht drüber reden – Grenze‘ gestoßen.
„Was machen wir heute?“, fragte sie und schon die Gedanken an das Horror Try Out weg.
„Das wirst du schon sehen“, erwiderte Taeyong und öffnete die Beifahrertür für sie.
Als erstes fiel ihr auf, dass sein Auto ziemlich aufgeräumt war. Es machte auch nicht den Eindruck, als wäre heute hier wegen Skye aufgeräumt worden. Die Seitenfenster waren getönt und doch trug er eine Kappe.
Er schlängelte sich durch Seoul. Skye wusste zwar noch ungefähr wo sie waren, aber sie hatte keine Ahnung, wo ihr Ziel lag.
„Ich will sie nicht verteidigen, aber wenn du jahrelang trainierst und dann kommt jemand Neues, kurz vor dem Debüt und wird einfach so in die Band aufgenommen, dann kann das … einen niederschlagen. Unterhalt dich mal mit Kyuhyun Hyung, der kann davon ein Lied singen.“
Er parkte das Auto auf einem Stellplatz.
„Aber ich kann dafür doch nichts. Dann sollen sie ihren Frust an SME auslassen.“
Skye konnte sich vorstellen, wie das gelaufen war. SM kam um die Ecke und wollten den IDOLLs Skye aufschwätzen und die hatten es abgelehnt und SM hatte bestimmt gesagt, dass sie sich Skye erst einmal angucken sollten und wenn jetzt Skye keine Lust hatte, war es letztendlich nicht die Entscheidung der IDOLLs, sondern Skyes. Aber das hätte man ihr sagen können. Zum einen hätte sie nicht so viel Hoffnung in sie gesteckt und zum anderen hätte sie sich nicht so viel Mühe heute gegeben. Sie verstand was Taeyong sagte, den Frust, doch als man sie eingeladen hatte, hatte die Amerikanerin gedacht, dass IDOLL es zumindest versuchen wollte, dass sie Skye kennenlernen wollten, um zu gucken, ob sie in die Gruppendynamik passte oder nicht. Dabei hatte sie gar keine Möglichkeit gehabt die Sängerinnen kennenzulernen.
Skye stieg aus dem Wagen und schaute sich um. Sie waren in Iwha, dass Streetart Viertel. Leider war es so, dass wohl so viele Touristen hier einfielen, dann die Anwohner selbst die Kunstwerke zerstörten. Früher hab es eine lange Treppe mit Fischen, es sah so cool aus, doch letztes Jahr schon war sie überstrichen. Die Anwohner waren von dem Andrang in dem sonst so ruhigen Viertel so genervt, dass sie alles versuchten um die Touristen raus zu halten. Manche nutzten die Situation und hatten Cafés und Restaurants eröffnet, doch vor allem die älteren Anwohner, die nur ihre Ruhe wollten, ärgerten sich über die Touristen.
Taeyong nahm ihr die Handtasche ab, wie es sich für einen guten Koreaner gehörte. Skye fand es albern, aber sie wollte auch nicht diskutieren. Das Viertel lag auf einem Berg und der Aufstieg war etwas anstrengend in der abendlichen Hitze. Sie ging davon aus, dass sie in ein Restaurant gehen würden, doch dann öffnete er die Haustür eines Wohnhauses.
„Du weißt, dass es Leute gibt, die wissen, dass ich heute mit dir unterwegs bin?“
Er grinste.
„Du meinst es würde nicht funktionieren, wenn ich dich kidnappen und als Sklave halten würde? Schade …“
Er hielt ihr die Tür auf und schloss sie ab, als sie drin war. Bis in den 2. Stock führte er sie, wo er eine Wohnungstür öffnete. Es war ein kleines Loft, gemütlich eingerichtet. Es roch nach Essen und überall hingen Lichterketten.
„Wo sind wir?“ Skye stand da nur und bewunderte das kleine Apartment.
„Meiner Familie gehört das Haus, dass hier ist mein Rückzugsort“, erklärte er und stellte ihre Handtasche ab.
Das Loft hatte einen Wohnraum mit offener Küche, vielleicht 30qm. Es gab keine Couch, auch kein Fernseher, dafür viele Sitzkissen und eine Sitzecke. In der Mitte war ein Tisch, ab den man sich kniete. Eine Tür führte in das Badezimmer, was noch typisch koreanisch war und eine Tür führte in ein kleines Schlafzimmer. Dann gab es noch einen Wintergarten und von dort führte eine Treppe hoch auf das Dach. Taeyong nahm sie an die Hand und führte sie nach oben.
Sie liebte Roofgarden und dieser hier war total niedlich. Das Dach war zweigeteilt, somit war der Roof Garden ungefähr zu groß wie die Wohnung unten drunter und mit einer Trennwand zum anderen Teil des Dachs abgetrennt. Überall standen Blumentöpfe und kleine Bäumchen. Es gab sogar eine kleine Hütte, wahrscheinlich für die Gartensachen und unter dem Schirm gab es wieder Sitzkissen. Hier war bereits der Tisch zum Essen eingedeckt und auch hier leuchtete alles.
„Das ist total schön!“
„Und immer dieser überraschte Unterton…“, stellte er grinsend fest.
„Was gibt es zu essen?“
Die beiden waren wieder runter gegangen und Taeyong hatte den Backofen angemacht.
„Als Vorspeise Salat und Mini-Pizza, als Hauptgericht Rigatoni überbacken und als Nachtisch Tiramisu.“
„Das hast du alle gemacht?“
Sie war wirklich beeindruckt und schaute ihm über die Schulter.
„Ich habe gehört du magst italienisches Essen.“
„Und du kannst kochen?“
„Du hast wirklich nicht viel Ahnung von NCT“, stellte er fest.
„Ich hole meine Informationen lieber von der Quelle, als aus Youtube.“
Er gab sich total Mühe und Skye fand es unheimlich süß und dann war es auch noch lecker! Sie saßen oben auf dem Dach, genossen die Aussicht, das Essen und frischgepresste Säfte, denn er hatte tatsächlich kein Alkohol geholt.
„Wie kamst du eigentlich auf Korea?“, fragte Taeyong bei dem Nachtisch.
„Meine Jugendliebe war Koreaner und wir haben oft die ganzen Sommerferien hier bei seiner Familie verbracht. Schon damals habe ich mich hier total wohl gefühlt. Später, als wir nicht mehr zusammen waren hat es mich trotzdem hierhergezogen. Es ist so ein Gefühl … in mir … von … ich weiß nicht … Freiheit?“
„Wenn du von Korea sprichst ist es, als würdest du von einem Freund sprechen“, stellte er fest.
„Irgendwie ist es auch so. Ich bin immer so gespannt, was sich alles verändert hat, welche neuen Restaurants es gibt und Cafés und ich freue mich auf das Essen und Dinge zum Fotografieren.“
„Und dann ziehst du nach Hanam“, stellte er lachend fest.
„Hanam ist um die Ecke! Und hast du das Haus gesehen?“
„Ich habe den Wald gesehen, der zu dem Haus gehört. Hast du Wölfe?“
„Ich hoffe nicht!“
Sie hätte dafür gerne Rehe, die waren süß. Oder Pferde. Oder Esel. Irgendetwas musste sie mit all dem Platz noch anfangen. Vielleicht ein Tiger? Durfte man Tiger als Haustiere in Korea halten? Sie hatte keine Ahnung.