Tag 170 – Freitag, 30.08.2019
Vier Wochen waren vergangen seit dem ersten Kuss vergangen und viele folgten. Die ersten Tage versuchten sie es noch vor den anderen zu verstecken, Nadia hätte das vielleicht auch hinbekommen, aber Taehyung? Allein schon sein fröhliches Gemüt war so auffällig, dass allen klar war, was los war.
Es war erschreckend normal wieder einen Menschen als Freund zu haben. Sie bestellten sich abends zu Essen und schauten Filme und Serien, sie spielten sogar Playstation und Tae hatte Couple-Pullover geholt, die sie natürlich nur im Dorm anzogen.
„Ich denke nächste Woche werde ich zu Barış gehen“, sagte sie eines Morgens.
„Wieso?“, wollte Jungkook wissen.
„Na ja, irgendwann muss ich ja wieder arbeiten gehen. Vielleicht nicht in diesem Laden, aber Barış hat mehrere Geschäfte.“
Sie hatte viel Geld in den vergangenen Jahren gespart, es war nicht so, als würde sie in einen finanziellen Engpass kommen, doch sie wollte nicht nur den ganzen Tag im BTS Dorm rumhängen und Shoppen gehen.
„Aber du ziehst nicht aus?“, fragte Taehyung fast panisch.
„Irgendwann schon, ich will euch nicht zur Last fallen.“
„Mach dir keine Gedanken, seit du hier wohnst sind alle viel ordentlicher“, bemerkte Namjoon und schaute vor allem zu Jimin.
„Das hat gar nichts damit zu tun!“, kam es von dem Sänger und die anderen lachten fröhlich.
„Du bist hier solange willkommen, wie du willst und ich befürchte fast, dass wenn du ausziehst, dass Taehyung mitgeht“, kam es von Hoseok. Tae hingegen bekam einen hochroten Kopf. Er sprach nicht gerne über intime Dinge mit den anderen, dabei gab es noch gar nicht so viel zu erzählen. Sie ließen es langsam angehen und Nadia war es nach der Achterbahnfahrt mit Jongin auch ganz recht.
Sie war ihnen dankbar für ihre Freundlichkeit, doch Jungkook wollte sicher auch sein Zimmer wiederhaben wollen.
Die Sänger mussten zu einem Auftritt und Nadia ging etwas raus. Inzwischen war es Oktober und sie nutzte den sonnigen Tag, um sich runter an den Hangang zu setzen.
Es war etwas mehr als drei Monate her, als sie Jongin kennengelernt hatte und irgendwie hatte sich alles verändert. Früher hatte sie einen Plan gehabt, einen geregelten Ablauf. Nun war sie ein Flüchtling im BTS Dorm. Nachdem sie bei Aliens gewohnt hatte. Und von Alienjägern entführt worden war. Nadia hatte keine Ahnung, wie es soweit kommen konnte.
Noch immer dachte sie an Jongin und auch an Chen. Tae war eine gute Ablenkung, er brachte sie zum Lachen und versuchte ihr oft kleine Überraschungen zu machen. Er brachte Blumen mit und Schokolade und manchmal eben auch Couple-Shirts. Doch sie hatte Jongin noch nicht vergessen und war froh darum, dass Tae es langsam angehen ließ.
Am Nachmittag fing das Wetter an sich zu verändert. Nadia schaffte es gerade noch so vor dem Regen einkaufen zu gehen. Als sie die Einfahrt vom Dorm hochging, fing der Regen an und sie rannte die letzten Meter bis zur Haustür.
Es wurde finster draußen und der Regen peitsche an die breiten Panoramafenster. Die Frau machte die Nachrichten an und überall wurde von dem Sturm berichtet. Die Straßen waren überschwemmt und es wurde jedem geraten Zuhause zu bleiben. Sie schrieb Taehyung eine Nachricht, sie waren wohl bei KBS und alles war soweit gut. Natürlich machte sie sich auch Sorgen um Jongin, doch ihr Ego ließ es nicht zu, dass sie ihm schrieb.
Unwetter in Korea konnten gefährlich sein und viele Touristen aus dem Ausland waren mit solchen Stürmen überfordert. Schon jetzt konnte kaum noch ein Auto fahren und der Hangang war in kurzer Zeit erschreckend gestiegen. Selbst der Strom fiel manchmal aus und Nadia saß im Wohnzimmer mit einem Baseballschläger. Das war Wetter, dass Einbrecher anlockte. Sie wusste nicht, ob der Sicherheitsmann, vorne an der Einfahrt, noch da war oder ob er nach Hause gegangen ist. Der Regen trommelte unentwegt auf das Dach und schlug auf die Fensterscheiben ein. In ihrer Wohnung hatte sie nie Angst gehabt bei so einem Wetter. Da hatte sie halt drei Tage lang nicht das Haus verlassen, Aylin hatte immer genug zu essen gehabt. Doch wie sie schon festgestellt hatte, hatte sich ziemlich viel verändert in kurzer Zeit.
Nach Mitternacht war Nadia eingeschlafen. BTS waren immer noch nicht Zuhause und sie war erschöpft. Eigentlich hatte sie nicht schlafen wollen, aber sie war einfach davon übermannt worden. Sie schreckte auf, als sie ein Geräusch hörte. Das Licht war immer noch aus und draußen zuckten Blitze über den Himmel.
„Nadia?“, hörte sie Taehyung rufen.
„Tae?“
Sie trafen sich im Flur, er war klitschnass.
„Was tust du hier? Wo sind die anderen?“ Sie umschloss sein Gesicht mit ihren Händen.
„Noch bei KBS, aber ich konnte dich nicht alleine lassen.“
Taehyung zog sie zu sich und küsste sie. Es war ihr egal, dass er nass war, er ließ sie nicht alleine. Nadia begann ihn auszuziehen und er tat es ihr gleich. Sicher, sie hatten in den letzten Wochen den Körper des anderen erkundet, doch Nadia merkte, wie er heute mehr forderte und sie würde nicht ‚nein‘ sagen. Langsam bahnten sie sich ihren Weg in Taehyungs Schlafzimmer und hinterließen dabei einen Weg aus Klamotten, wie Hänsel und Gretel.
Er hob sie sanft hoch und legte sie auf das Bett. In diesem Moment waren alle Gedanken an Jongin vergessen. Sie wollte Taehyung und seine Hände schienen überall zu sein, während seine feurigen Küsse ihre Haut bedeckten. Nadia war völlig im Strudel der Gefühle, jede Berührung schien sie zu elektrisieren und dann wurden sie eins. Wie Ertrinkende klammerten sie sich aneinander und wogen sich im immer schneller werdenden Rhythmus des süßen Spiels. Oft stockte er und schaute sie faszinierend an, küsste sie innig, bevor sie sich weiter wie Ebbe und Flut ineinander bewegten.
Eine feine Schweißschicht hatte ihre Körper überzogen und Nadia merkte, wie sie zum Höhepunkt gelangten.
„Bist du mein?“, fragte er schwer atmend.
„Ja“, erwiderte sie und küsste ihn.
„Bist du mein?“, fragte er noch einmal und sah sie an, ohne in seiner Bewegung inne zuhalten.
„Ja.“
„Sag es“, forderte er.
„Ich bin dein!“
In diesem Moment erreichten sie zusammen den Höhepunkt. Die Blitze schienen sogar in dem Zimmer zu sein und erschöpft blieb Taehyung auf ihr liegen. Nadias Herz schien fast aus ihrer Brust zu springen. Sie suchte seine Lippen, doch schon war er aufgestanden.
„Gehe dich duschen und dann ziehe dich an“, sagte er, so kalt, wie Nadia ihn noch nie hat sprechen hören. Sie wollte sich beschweren, ihn fragen was er damit meinte, als ihr Körper sich von alleine bewegte und ins Bad hin. Im Spiegel sah sie einen goldenen Reifen um ihren Hals, er leuchtete, doch schien das Leuchten weniger zu werden.
„Was ist das?“, flüsterte sie, mehr zu sich, als zu ihm, als sie ihn im Spiegel sah. Er wirkte kalt und harte, nicht wie ihr Taehyung.
„Ihr Menschen würdet es wahrscheinlich Zauber nennen. Wenn jemand dreimal beteuert jemand anderem zu gehören, so macht er sich zum freiwilligen Sklaven. Du musst jetzt tun, was ich dir sage.“
Nadia drehte sich langsam zu ihm und seine Worte sickerten langsam in ihren Verstand. ‚Ihr Menschen‘? Ihre Augen wurden groß, als sie begriff, was er da sagte.
„Ihr seid Artaner!“
„Gehe duschen und dann ziehe dich an“, erwiderte er nur und verließ das Bad.
Nadia stellte sich unter die Dusche und Tränen vermischten sich mit Wasser.