Es war nach Mitternacht, als Skye im Dorm ankam, was nicht bedeutete, dass schon irgendwer am Schlafen war.
„Oh, du hast aber lange gemacht“, kam es von Blake, die in der Küche saß.
„Ehm … ja und nein, Taehyung kam noch mit Essen.“
„Wooo bodycall!“, flötete Kendra.
„Nein, nix Bodycall – wir lassen es für 30 Tage langsam angehen.“
„Oh, wir romantisch“, sagte Mi Cha.
„Nein, das ist Bullshit. Sie sagen einander, dass sie sich lieben und dann passiert 30 Tage nichts? Bullshit“, meinte Kendra.
„Dafür, dass wir eigentlich gar nicht auszugehen haben …“, bemerkte Naomi.
„Ist sie immer so ein Spielverderber?“, flüsterte Skye laut genug, damit Naomi es hören konnte. Dafür schmiss sie ein Kissen nach Skye.
„Total“, erwiderte London, die in einer Zeitschrift blätterte. „Keine Kohlenhydrate, kein Zucker, keine Geschmackverstärker, keine Jungs …, wenn die schon mit Robotern weiter wären, bräuchten die uns gar nicht mehr.“
„Der Erfolg von Idols liegt darin, dass sie wirkliche Menschen sind, die theoretisch verfügbar sind. Wenn wir in einer Beziehung sind, nehmen wir den Fans das Träumen und wenn wir Roboter wären, könnte man uns einfach nach Hause bestellen“, erklärte Naomi.
„Rent an Idol!“, rief Skye und machte einen Robodance, wo selbst Naomi lachen musste.
Alles war super, bis Yongmin um 05:30 Uhr morgens mit einer Tröte mitten im Dorm stand. Skye, die ja nur im Wohnzimmer lag und noch nicht mal von einer Tür geschützt war, fiel aus dem Bett, darauf vorbereitet gegen einen Zombie zu kämpfen.
„What the…?!“
Dann stürmten alle aus ihren Zimmern, total zerzaust und noch halb am Schlafen. Der Manager zückte Karten und forderte alle auf eine zu ziehen. Es gab rote, gelbe und blaue. Es war schwer zu entscheiden, welche dieser Karten eine gute und eine schlechte Nachricht beinhalten würde, zumal ja noch keiner so wirklich wach war. Skye zog eine blaue Karte. No risk no fun.
Als alle ihre Karten gewählt hatten, schaute Yongmin sich um.
„Also blau, ihr bleibt direkt wach. Packt eine Tasche für eine Übernachtung. In 30 Minuten fahren wir los. Gelb – ihr werdet um 8 Uhr abgeholt und Rot – ihr kommt um 9 Uhr zur Fabrik.“
Keine Erklärung, nichts. Und alle schienen sich damit abzufinden. Allerdings war 6 Uhr nicht Skyes Lieblingsuhrzeit.
„Warte mal, um was geht es hier eigentlich?“
„Das wirst du früh genug erfahren.“
Mit dieser Antwort hatte sie gerechnet. Sie hätte darauf wetten können.
„Was sollen wir packen?“
Immerhin waren sie Frauen, sie mussten schon wissen, was sie mitnehmen mussten.
„Private Outfits für heute und Morgen. Für offizielle Sachen haben wir Klamotten dabei und Stylisten ebenfalls.“
Sie war immer noch nicht glücklich, doch diskutieren half hier nichts.
Ebenfalls blau gezogen hatten Ara und London. Sie sahen mindestens genauso unmotiviert aus, wie Skye sich fühlte. Sie tauschten fragend Blicke aus und stiegen schließlich in den Van. Dort trafen sie auf zwei Männer, mit denen Skye so gar nicht gerechnet hat.
„Youngjun? Seunghwan?“ Fragend schaute Skye die beiden EXO Manager an.
„Natürlich ist sie dabei“, stöhnte Seunghwan als würde Skye ihn nicht hören können.
„Wobei?“ Skye wand sich an Youngjun in der Hoffnung auf Antworten.
„IDOLLs sollen Idols begleiten, um zu sehen, wie der Alltag aussieht. Ihr kommt mit EXO nach Fukuoka“, klärte Youngjun auf.
„Was?!“, platze es aus Ara, London und Skye gleichzeitig.
„No, no, no, no – been there, done that. Ich war EXOs Assistentin, ich weiß wie ihr Alltag aussieht. Ich sollte mit jemand tauschen“, wand Skye ein.
„Hier wird nichts getauscht und wir haben auch keine Zeit mehr“, beendete Yongmin die Diskussion und schloss die Tür des Vans. Zum Abschied winkte er ihnen.
Es war natürlich nicht das Schlimmste Zeit mit EXO zu verbringen, aber sie hatte keine Lust nach Japan zu fliegen. Es war ohnehin alles schon so durcheinander und Morgen war das Camping, aber ja, sie verstand, dass Idols sich auch ihren Terminplan nicht aussuchen konnten und so setzte sie sich hin, hielt die Klappe und schlief wieder ein.
Die Fahrt zum Dorm dauerte nicht lange.
„Ich brauche erstmal einen Kaffee“, sagte Skye und stieg aus dem Van.
„Yongmin hat gesagt wir sollen warten, sie kommen gleich runter“, erwiderte Ara.
„Ich kenne EXOs ‚wir kommen gleich‘ – auf, kommt mit.“
London ließ sich nicht zweimal bitten, aber Ara vertraute Skye noch immer nicht ganz und blieb im Van sitzen.
Als die beiden Sängerinnen im EXO Dorm ankamen – was übrigens immer noch den gleichen Sicherheitscode hatte – herrschte totale Anarchie. Es war ja auch nicht anders zu erwarten gewesen. Zig Koffer standen im Eingangsbereich, die meisten waren noch auf und die Sänger rannten durch das Dorm. Kaum hatte Skye die Tür geöffnet fiel Chanyeol über Baekhyuns Koffer.
„Chan!“ Skye stürzte auf ihn zu. Er versuchte tapfer zu sein und biss sich auf die Lippen.
„Alles okay?“
Er nickte, mit gequälter Miene. Die Amerikanerin gab ihm einen leichten Schlag auf den Hinterkopf.
„Man sollte in die Richtung gucken, in die man läuft!“
Chanyeol hingegen fühlte sich total hintergangen.
„Eben hast du mich noch gefragt, ob alles okay ist?!“
„Ja, wenn du dich verletzte hättest, hätte ich dich später gehauen“, erklärte sie, als wäre das doch völlig logisch.
Chen wartete schon um Skye zu begrüßen und drückte sie an sich.
„Du wirst mal eine gute Mutter.“
„Ich weiß“, erwiderte sie grinsend.
Suho saß in der Küche und machte Skye unaufgefordert einen Kaffee.
„London, willst du auch einen?“
„Ehm … klar, danke.“
„Ich habe gesagt sie sind noch nicht fertig.“
Suho schüttelte nur den Kopf.
„Eine Nacht, Skye! Wir sind nur eine Nacht weg!“, sagte er im völligen Unverständnis.
„Was? Du?!“
Baekhyun kam auf Skye zu und schaute böse.
„Muss ich dich echt noch ertragen?!“
„Hallo? Denkst du mich hat einer gefragt?“, keifte sie zurück, doch dann fing Bae an frech zu grinsen und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Geil, dass du dabei bist“, sagte er noch und wurde dann direkt von Chanyeol angekackt, dass sein Koffer im Weg gestanden hatte.
„Und wo waren deine Augen?!“, fragte Bae direkt.
„Wo ist Kyungsoo?“, wollte Skye wissen, als ihr Blick auf die Koffer fiel.
„Armee – aufpassen“, erwiderte Baekhyun. Ach stimmt, da war ja was.
London beobachtete das alles fasziniert. Für sie waren EXO immer noch Halbgötter und für Skye war es normal mit ihnen zusammen zu sein. London war jetzt kein Fangirl, sie konnte ohne Probleme atmen, aber sie hatte trotzdem Respekt vor EXO, sie waren ihre Sunbae-Bros.
Youngjun und Seunghwan schienen schon jetzt kurz vor’m Nervenzusammenbruch zu stehen. Skye trank ihre Tasse leer und klatschte in die Hände.
„OKAY! ABFAHRT IN 100 SEKUNDEN!“, rief sie durch das Dorm und schaute auf ihre Uhr.
Wer dachte, dass es vorher chaotisch gewesen ist, lag völlig falsch. Alle horchten auf und rannten in ihre Zimmer.
„Was ist gerade passiert?“, wunderte sich London.
„Ich habe sie erzogen. Alles was in 100 Sekunden nicht im Koffer ist, kommt auch nicht mehr rein. Ich habe extra Schlösser, mit denen ich die Koffer dann zu mache – NOCH 70 SEKUNDEN!“
Einer nach dem anderen rannte zu seinem Koffer. Als letztes kam Jongin aus seinem Zimmer. Skyes Herz setzte nur einen kleinen Moment aus, als sich ihre Blicke trafen. Er schenkte ihr ein leichtes Lächeln, kaum zu erkennen, doch sie sah es und nickte ihm zu.
Im Endeffekt ärgerte Ara, dass sie eine halbe Stunde im Van gewartet hatte und keinen Kaffee bekam.
Man hatte die drei Mädels in Economy eingebucht, während EXO vorne in der Prestige Class saßen. Es war Flug der kaum länger als 1,5 Stunden war, eigentlich war es völlig egal wo sie saß, doch schon beim Check-In fing Skyes Name im System wohl wild an zu blinken.
„Frau Jones, guten Tag, irgendwie muss ein Fehler vorliegen, wir haben Sie in der Economy Class gebucht“, sagte die nette Dame von Korean Air.
„Die Prestige Class ist leider ausgebucht, könnten wir Sie und Ihre Begleitung in die First Class upgraden?“
Unsicher schaute sie zu den Managern. Sie hassten Skye schon jetzt, meistens jedenfalls, was tat dieses eine Mal noch zur Sache?
„Sehr gerne, danke. Wäre es möglich für meine zweite Begleitperson das Upgrade mit meinen Meilen zu verrechnen?“
„Natürlich Frau Jones.“
Die Prestige Class hatte 18 Plätze, die eigentlich alle von EXO und den Managern besetzt war. Die First Class hatte 6 Plätze. Wenn EXO nicht die Prestige Class besetzt hätten, hätten sie auch ‚nur‘ Businessplätze bekommen. Eigentlich waren EXO selbst schuld, dass Skye, Ara und London in der First Class saßen.
Ara freute sich jedenfalls wie eine Schneekönigin, als sie in der Lounge etwas zu essen und einen Kaffee bekam. Für die First Class war die Lounge auch noch mal etwas anders als bei der Business Class, doch Skye hatte es nicht über’s Herz gebracht sich von EXO zu trennen. Sie ließ sich ein Omelett machen, während London sich den Teller mit kleinen Küchlein auflud und Youngjun ihr den Teller direkt wieder abnahm. Nur weil Yongmin nicht mitflog hieß das nicht, dass die anderen Manager nicht auch auf die IDOLLs achteten.
„Wie weit bist du eigentlich mit deiner Geschichte?“, fragte Chen, der sich neben sie gesetzt hatte.
„Was für eine Geschichte?“, wollte London wissen.
„Skye hat eine Geschichte geschrieben, in der wir wirklich Aliens sind und BTS auch“, erklärte der Sänger. „Wir wissen nur nicht wie es ausgegangen ist.“
„Nicht gut.“
„Für wen?“
„Für mehr als du denkst“, sagte sie nur wage und grinste verwegen.
„Du hast nicht Jongin umgebracht?!“
Chen hatte etwas zu laut gesprochen und Jongin drehte sich mit fragendem Blick zu ihnen um.
„Ich muss unbedingt diese Geschichte lesen“, beschloss London.
„Ich zuerst.“
Als sie zum Gate gingen wurde Skye natürlich sofort als First Class Gast in Empfang genommen. Der Blick von Youngjun und Seunghwan war unbezahlbar. Für Skye hingegen war es unfassbar schwer nicht zu grinsen.
„Wie hast du das schon wieder gedreht?“, fragte Jongin, der neben ihr lief.
„Ihr habt die Business besetzt, sonst würden wir Business fliegen.“
Er grinste und schüttelte den Kopf.
„Du wirst SME noch ins Grab bringen.“
„Wenn sie das nicht selbst hinbekommen … es gibt schon wieder neue Anschuldigungen wegen Geldwäsche … Prostituierte bei YG, Geldwäsche bei SM, vielleicht sollte ich doch ein eigenes Label mit Jiyong machen.“
Jongin blieb stehen und hielt sie fest.
„Was?!“
„Es war nur eine Schnappsidee …“, winkte sie ab, doch etwas in Jongins Gesichtsausdruck konnte sie nicht lesen.
„Ist das toll!“
London hatte ihren Sitz bis nach hinten gefahren und sich ausgestreckt.
„Ich fliege nur noch First Class!“
„Ja, aber dein Konto nicht“, erwiderte Ara, was Skye zum Grinsen brachte. London ignorierte sie.
„Was ist jetzt mit dieser Geschichte?“
Sie landeten um 11:30 Uhr in Fukuoka und wurden von der japanischen Agentur in Empfang genommen. EXO gingen durch den Flughafen, um die Fans zu begrüßen. Die drei Mädels liefen im Hintergrund. Für Ara und London war es das erste Mal, dass sie bei so etwas dabei waren und sie sahen verunsichert aus. Zwar war einiges an Sicherheitspersonal aufgefahren worden, doch wirkte es irgendwie beängstigend.
„SKYE!“, rief eine Gruppe und Skye schaute sich um. Eine Gruppe von Mädels winkte ihr fröhlich zu und die Amerikanerin brach aus der Formation aus. Ein Sicherheitsmann folgte ihr und wollte aufhalten.
„Schon in Ordnung“, sagte sie in Japanisch zu ihm.
Als die Mädels begriffen, dass Skye wirklich zu ihnen kam, wurden sie noch lauter und nun schauten auch die anderen Fans. Skye verbeugte sich und lächelte.
„Skye! Wir sind so große Fans von dir!“
„Vielen Dank.“
„Du hast so eine tolle Stimme! Wirst du Solosängerin?“, fragte ein anderes Mädchen.
„Das kann ich noch nicht verraten.“ Sie zwinkerte den Mädchen zu und machte am Ende noch ein Selfie mit ihnen.
Sie checkten im Hotel ‚Hilton Fukuoka Sea Hawk‘ ein, was mitten in der Stadt lag. Sie hatten exakt 30 Minuten Zeit um auf’s Zimmer zu gehen, sich etwas Ordentliches anzuziehen, sich zu schminken und dann würde es schon zum Mittagessen mit SM Japan und Avex Trax gehen.
Man brachte sie in ihr Dreibettzimmer und schon brach die Hektik aus. Skye war es durch ihre Zeit als Assistentin gewohnt, dass sie zwischen den Terminen nicht viel Zeit hatte und war noch entspannt. Sie wählte ein sommerliches Kleid in Hellblau, mit Spitze im Dekolleté. Das Kleid ging bis über die Knie – Skye hatte ihr beim Packen auf ‚Nummer Sicher‘ gesetzt. Dazu nahm sie weiße Pumps und ein weißes Jäckchen, was mehr zur Deko diente. Die Haare wickelte sie zu einem Dutt hoch. Skye ging da ohne Konzept ran und so sah es dann immer am besten aus. Sie zog sich noch ein paar Strähnchen rund ums Gesicht heraus und nickte zufrieden.
Erst letzte Woche hatte sie ihre Wimpern auffüllen lassen, deswegen legte sie nur etwas Puder und Lidschatten auf und etwas Lipgloss. London kam es an ihr vorbei.
„Wie hast du dich in 3 Minuten in Elsa verwandelt?!“
Ara sah Skye nicht, fing aber an zu lachen.
„Übung.“
London hingegen wirkte noch etwas unbeholfen was ihr Outfit anging. Sie sah viel zu gewagt aus. Skye suchte ihr ein anderes Outfit heraus.
„Das andere kannst du heute Abend anziehen“, sagte die Amerikanerin mit einem Zwinkern.
Nach 25 Minuten waren sie tatsächlich fertig. Zum Glück fand das Mittagessen in dem chinesischen Restaurant im Hotel statt, so dass der Weg auch nicht weit war. Es klopfte an ihrer Tür. Skye fand Chen, Chanyeol und Baekhyun, in Begleitung von zwei Sicherheitsleuten.
„Wir wollten euch abholen.“
„Was du nicht sagst“, erwiderte Skye grinsend. Bae hielt ihr kommentarlos den Arm hin.
„Skye?“, hörte sie Chanyeol sagen.
„Hm?“
„Du siehst aus wie Elsa!“
London und Ara fingen wieder an zu lachen, Skye hingegen schluckte einen giftigen Kommentar runter, doch als Chanyeol nicht aufhören wollte ‚Do you wanna build a snowman‘ zu singen, traf ihn – rein aus Zufall – ihr Absatz.
„Au! Du kannst mich nicht kaputt machen! Wir haben Termine!“
„Ihr habt ein Fanmeeting, da kann man dich im Zweifel auch auf die Bühne rollen“, erwiderte sie und streckte Chanyeol die Zunge raus.
Das Essen mit SMJ und Avex Trax war wie jedes andere auch. Höflichkeiten wurden ausgetauscht und es wurde sich in Smalltalk geübt. Skye hatte zwischen Baekhyun und London gesessen, wo sie erste einmal ganz gut aufgehoben war.
Als sie sich entschuldigte, um kurz eine Rauchen zu gehen, folgte Jongin ihr.
„Das was du vorhin gesagt hast, meint ihr das ernst?“
Der japanische Sicherheitsmann stand an der Tür zur Küche. Hier hinten konnten sie in Ruhe rauchen.
„Keine Ahnung, es passiert gerade so viel, aber sag es auf gar keinen Fall Jennie“, beharrte die Amerikanerin.
Jongin nickt, doch nach den vergangenen Ereignissen würde sie ihn nicht so leicht davonkommen lassen.
„Ich meine es ernst Jongin. Kein Wort, verspreche es mir.“
„Ich verspreche es.“
Er klang als wollte er noch etwas sagen, hielt es aber zurück.
„Was ist los?“
Sie mochte nicht mehr mit ihm zusammen sein, aber sie wusste schon noch wie er tickte. Er ging ihrem Blick aus dem Weg, doch so schnell ließ sie nicht locker.
„Ist alles okay bei euch?“
„Ja … nein … ich weiß nicht.“
Wow, vier Wochen und schon kriselte es. Skye fiel es schwer ihre Schadenfreude zu verbergen. Sie ließ ihm Zeit, denn die Situation an sich war schon etwas merkwürdig.
„Es ist als … wäre ich ihr Schoßhund. Ich weiß nicht. Wir machen Dinge nicht zusammen, sie macht etwas und ich trage ihre Tasche … und jetzt spricht sie von zusammenziehen und irgendwie … würde ich lieber eine Wohnung alleine haben.“
Es könnte ein Trick sein. Vielleicht wollte er schauen, ob Skye immer noch zickte, wenn er von Jennie erzählte. Also würde sie ihm jetzt natürlich nicht erzählen, dass es seine eigene Schuld war, wenn er mit einer Psychopatin ausging. Sie verpackte es hübscher.
„Rede mit ihr. Sag ihr, wenn dir etwas nicht gefällt und versucht gemeinsam einen Weg zu finden. Zum Zusammenziehen ist es noch recht früh, rede offen mit ihr.“
Jongin schaute sie an, als wäre sie ein Alien.
„Skye!“
Er hielt sie an den Schultern fest und rüttelte sie leicht.
„Bist du es?!“
Beide fingen an zu lachen.
„Sehr witzig. Ich versuche etwas mit Taehyung aufzubauen. Es wäre nicht fair, wenn ich dir keine Beziehung gönnen würde – selbst, wenn sie mit Jennie ist.“
„Du übst dich in Diplomatie“, stellte er grinsend fest.
„Ich war mal ganz gut darin …“, gab sie zu.
„Das Ding ist … als wir zusammen waren, gab es gar keine Probleme. Es war normal, dass wir zusammen schlafen.“
„Ja, aber wir haben nicht wirklich zusammengewohnt“, erwiderte Skye.
„Eigentlich schon, wir haben nur nie darüber gesprochen, es ist einfach so … passiert.“
Die Gegebenheiten waren etwas anders, weil sie im gleichen Haus gewohnt hatten. Es war nicht so, als hätten sie sich zusammen eine Wohnung gesucht und sie eingerichtet und ihre Namensschilder am Briefkasten befestigt. Wobei er ihr schon bei den Möbeln geholfen hatte. Sie hatten vieles zusammen ausgesucht, damals waren sie noch nicht zusammen gewesen. Er wollte, dass sich die Dinge natürlich entwickelten und Jennie wollte es erzwingen. Skye fragte sich wieso. Sie war der Meinung, dass Jennie alles mit einem Motiv machte, sie wusste in diesem Fall nur nicht welches es war.
„Sie ist nicht schwanger, oder?“
Da bekam er große Augen.
„Das ist nicht witzig!“
„In der Tat“, stimmte sie ihm zu.
Nach dem Essen ging es zur Location des Fanmeetings. Sie hatten etwas mehr als eine Stunde Zeit, um gestylt zu verkabelt zu werden. Ara, London und Skye schlichen sich davon und erkundeten etwas den Bereich. Um ehrlich zu sein, gab es für die wenigsten auf Fanmeetings etwas zu tun. Ja, die Band war beschäftigt, ebenso das Sicherheitspersonal und die Leute, die das alle organisierten, aber zum Beispiel als Assistentin war es recht langweilig. Für die IDOLLs ging es darum zuzugucken und zu lernen. Es war schon interessant zu sehen, wie EXO mit den Fans umgingen. Sie unterhielten sich mit ihnen, wie mit ‚normalen‘ Leuten. Skye war sich nicht sicher, ob sie so locker mit völlig Fremden umgehen könnte.
Die drei Mädels wurden hinter EXO platziert, damit es wohl so aussah, als würden sie aufpassen, doch es ging darum, dass sie mithören konnten. Skye stand hinter Suho, neben ihm saß Chen. Sie waren alle viel zu lieb. Sie flirteten was das Zeug hielt – selbst Chen, obwohl Skye wusste, dass er wieder eine Freundin hatte. Ihr war es egal, wen er liebt, ob Mann oder Frau, solange er glücklich war. All das hier war Fanservice. Doch irgendwie stellte sie in Frage, ob sie das könnte. Skye hatte recht wenig Geduld mit doofen Leuten und davon gab es so viele! Wenn sie so manchen Fans zuhörte, was sie für Fragen stellten, würde sie am liebsten schon den Baseballschläger rausholen. Nicht gerade die beste Basis für ein Idol. Oder Idoll – was auch immer.
Nach drei Stunden war das Meeting fertig und auf dem Weg ins Hotel sprach keiner ein Wort. Das war zu verstehen, wenn man drei Stunden am Stück gebabbelt hatte und alles an Aegyo ausgepackt hatte, was einem zur Verfügung stand. Ara und London schliefen auch direkt ein, Sehun und Chanyeol ebenfalls. Skye hingegen schrieb mit Taehyung, der es auf jeden Fall lustiger als Skye fand, dass sie mit EXO unterwegs war. Er behauptete, dass sie EXO eigentlich vermisste und nur zu stolz war es zuzugeben. Etwas Recht hatte er, auch wenn jetzt die Situation eine andere wäre als zuvor. Sie schaute zu Jongin, der Kopfhörer aufhatte, um sich kurz auszuklinken. Skye war jemand, der es nicht mochte, wenn Dinge zu kompliziert wurden. Zwar gab es dieses Sprichwort, dass nur wenn es kompliziert war, es richtig war, aber daran glaubte sie nicht. Liebe war etwas, was einem manchmal Kopfschmerzen bereiten konnte, aber nicht dauerhaft. All das änderte nichts daran, dass sie Jongin in ihrem Herzen trug. Sie bereute es nicht und ja, manchmal vermisste sie es. Sie waren gut zusammen gewesen. Sein Blick fand ihren und einen Moment hielten sie einander fest, bis Skye wegschaute. Sie stellte ihre Gefühle für Tae nicht in Frage. Er hatte sich so tief in ihr verankert, doch es galt noch zu beweisen, dass sie in einer Beziehung funktionierten. Bisher war es alles noch Flirten und Pläne, das war einfach. Taehyung war anders als Jongin, so unterschiedlich wie man nur sein kann und Skye hatte das Gefühl, dass Taehyung sie ab und an auf die Palme bringen würde, doch sie freute sich auf diese Zeit, wenn sie herausfinden würden, ob sie mehr als nur ein Flirt waren.
Bis zum Abendessen hatten sie zwei Stunden Zeit. Ara und London waren nach ihrem Power-Nap im Van viel zu wach für Skyes Geschmack. Sie wollte sich tatsächlich noch mal hinlegen, doch im eigenen Zimmer, mit den zwei Duracell-Hasen, war das unmöglich. Es gab diese Art Mitglieder, die immer wach waren und diese, die jede freie Minute zum Schlafen ausnutzten, so wie Chanyeol.
Skye ging also los und klopfte an seine Tür, hier könnte sie ungestört ein Stündchen schlafen. Nur das er die Tür nicht öffnete. Sie waren vor fünf Minuten angekommen, er würde noch nicht schlafen.
„Skye?“
Gegenüber öffnete Jongin die Tür.
„Ich wollte mich noch mal hinlegen, aber Channy macht nicht auf.“
„Ich glaube er wollte ins Fitnessstudio“, erklärte der Sänger.
„Was?!“
Chanyeol hatte wohl wieder eine Freundin am Start.
„Ich wollte mich auch gerade hinlegen …“ Er sprach nicht weiter, weil die Situation wohl doch zu absurd war. Skye öffnete den Mund, sprach aber nicht. Dann fingen sie beide an zu lachen.
„Okay, ist das zu komisch?“, fragte sie ihn.
„Vielleicht“, gab Jongin zu, streckte aber die Hand nach ihr aus. Zögernd nahm sie seine Hand und ließ sich ins Zimmer ziehen.
Was sie nicht sahen war, dass Chen und Sehun gerade um die Ecke kamen und nur sahen, wie Skye und Jongin Hand in Hand in seinem Zimmer verschwanden. Die beiden blieben stehen und schauten sich entsetzt an, doch nur einen Moment, dann fingen sie beide an leise zu jubeln und zu tanzen.
„Aber es tut mir schon leid für Taehyung“, meinte Chen und hörte auf zu tanzen.
„Ja … aber so ist es doch auch schön“, wand Sehun ein und die beiden fingen wieder an zu tänzeln.
Tatsächlich waren Jongin und Skye so weit so weit voneinander entfernt, wie das Bett es zuließ. Jeder lag auf einer Seite, einer machte immer die Augen zu, doch der andere schaute, also machte der andere die Augen wieder auf, woraufhin der andere die Augen schnell zu machte. Dieses Spiel machten sie jetzt seit 10 Minuten mit.
„Das ist doch albern“, bemerkte er, rückte mehr zur Mitte und zog Skye einfach zu sich. „Wir sind Freunde, wir sollten zusammen schlafen können … also in einem Bett, nicht miteinander…“
Er redete sich so rein, dass Skye gar nicht anders konnte, als herzlich zu lachen und langsam, ganz langsam, entspannte sie sich und schlief in seinen Armen ein.
Während die beiden ein Nickerchen machten, stellten Chen und Sehun sicher, dass sie keiner störte. Suho wollte eigentlich nur auf sein Zimmer, als er die beiden rumlungern sah.
„Was macht ihr?“
„Nichts“, erwiderte Chen und schaute unschuldig. Nur zog das bei dem Bandleader nicht mehr.
„Ich finde es ohnehin raus…“ Es lag eine unausgesprochene Drohung im Raum.
„Skye ist bei Jongin“, meinte Sehun.
„Und?“
„Nichts“, meinte Chen und zog Sehun weg. Es war schon heikel, weil sie auch mit Taehyung befreundet waren, aber sie waren auch etwas eigennützig und vermissten Skye.
Als Skye aufwachte lag sie noch immer in seinen Armen. Sie waren keine Freunde, ihr Herzschlag verriet es. Sie würden niemals normale Freunde sein, zu viel war passiert oder ging es ihm anders? Langsam stand sie auf, um ihn nicht zu wecken.
„Ich habe dein Shampoo vermisst“, murmelte er. Skye grinste, ja, er hatte ihr immer gesagt, dass sie gut roch.
„Ich habe deine Brustmuskeln vermisst.“
Da fingen sie wieder an zu lachen.
Zurück in ihrem eigenen Zimmer fand sie sich vor Ara und London wieder. Beide standen mit verschränkten Armen vor ihr.
„Was ist jetzt?“
„Junge Dame, dass wollten wir dich fragen“, kam es von London. Skye konnte sie nicht wirklich ernst nehmen.
„Wo kommst du her?“
„Von Jongin“, antwortete sie wahrheitsgemäß.
„Aha!“ Ein vorwurfsvoller Zeigefinger deutete auf Skye.
„Wir haben nur ein Nickerchen gemacht, chill‘ mal dein Leben.“
Skye begann sich ihr Abendoutfit herauszusuchen.
„Meinst du Jennie sieht das auch so?“, wollte Ara wissen. „Oder Taehyung?“
„Ich habe vor Taehyung keine Geheimnisse und was Jennie denkt ist mir herzlich egal.“ Und damit verschwand sie im Bad.
„Sie ist so mutig“, bewunderte London ihre neue Bandkollegin.
„Oder dumm, ich weiß noch nicht“, gab Ara zu.
Zum Abendessen fuhren sie ins Marizon. Es war ein Komplex aus verschiedenen Gebäuden am Strand. Mitunter hatten sie ein Gebäude, das auf einem Pier stand. Verschiedene Restaurants und Shops waren dort zusammengefasst und EXO hatten eine eigene Lounge. Woher Skye das wusste? Sie hatte das noch geplant gehabt. Sie wunderte es nur, dass es niemand geändert hatte. Normalerweise saßen Koreaner und Japaner gerne drinnen, doch EXO hatten sich mit dem draußen sitzen angefreundet und solange das Wetter noch mitspielte, hatte Skye alles auf draußen gelegt.
Die Sänger rannten los und schmissen sich auf die Sitzsäcke im Sand, doch den Angestellten von SMJ und Avex Trax sah man an, dass sie kein großer Fan von Sand waren. Sand, Sonne, Wasser – furchtbar!
„Ich dachte wir könnten Morgen vielleicht an den Strand“, schlug Skye Youngjun vor, Seunghwan fing an zu lachen.
„Wie kommst du darauf, dass du hier etwas zu melden hättest?“
Sie starrte den Manager an und überlegte, ob ihr Getränk oder ihre Faust Bekanntschaft mit seinem Gesicht machte.
„Strand wäre super“, sagte Suho schnell, der sah, dass Skye kurz vor’m Explodieren stand. „Es wäre ein schöner Ausgleich für die Band.“
Youngjun seufzte. Jedes Mal, wenn sie solche Sachen machten, war es ein potentielles Sicherheitsrisiko, doch er wollte EXO auch etwas Gutes tun.
„Ich denke darüber nach“, meinte Youngjun. Suho zwinkerte Skye zu.