Gegen Mitternacht kamen noch mehr Gäste. Skye schaute sich verwundert um, doch Jiyong eilte schon zu ihr.
„Das sind Leute aus der Szene. Produzenten, Stylisten, Songwriter, DJs, Fotografen, Sänger. Wir müssen uns etwas unter’s Volk mischen und du siehst so bezaubernd aus. Es gibt keinen besseren Moment.“
Wahrscheinlich würde es jetzt immer so sein. Pleasure with business. Sie kannte das von ihren anderen Firmen. Ja, sie nannte den ein oder anderen Scheich, Emir, Prinz ihren Freund und doch, egal wo sie waren, ging es auch immer ums Geschäft.
Das bedeutete aber auch, dass sie nicht zu viel trinken durfte, schließlich wollte sie einen guten Eindruck hinterlassen. Und so begannen sie ihre Runde.
„Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du dich versteckst.“
Skye stand im hintersten Eck hinter einem Zierbusch, ungefähr zwei Stunden nachdem Jiyong sie angefangen hat allen vorzustellen und sie wollte einfach fünf Minuten für sich haben. Nur das Changmin sie gefunden hatte, was nicht wirklich schlimm war. Die Amerikanerin lächelte gequält.
„Ich bin etwas … überreizt.“
Sie war von all diesen Fragen überflutet worden, auf die sie selbst kaum eine Antwort hatte, weil sie noch gar keine Zeit gehabt hat sich mit Jiyong über all diese Dinge zu unterhalten.
„Das kann ich verstehen“, gab der Sänger zu und reichte ihr einen Cocktail, den er schon vorsorglich mitgebracht hatte. Wenigstens einer der sie verstand!
So versteckten sie sich gemeinsam, den Busch schoben sie etwas zur Seite und setzten sich dort auf’s Geländer. Changmin war super angenehm und sie merkte, wie sie die Fabrik vermisste. Manchmal war es nervig gewesen, ja, ohne Frage. Jeder wusste immer alles und es war echt schwer gewesen sich zu verstecken, um einfach mal seine Ruhe zu haben, aber dafür hatte man auch knapp 40 Charaktere zum Reden. Jetzt hatte sie Jungkook und der Katzen. Nicht dass man nicht super mit Jungkook reden konnte, aber manchmal musste man auch mit anderen reden.
Jamal und Nate hingegen vermissten Jungkook und suchten irgendwann nach Skye.
„We’re totally busted“, gab Jamal zu.
„Jetlag?“, fragte Skye besorgt.
„Hangover“, stellte Nate klar und die drei fingen an zu lachen. Deswegen wollten sie nach Hause, also in Skyes Zuhause und erkundigten sich, ob sie überhaupt noch auf das Gelände durften, nachdem sie das letzte Mal ja schon so gefilzt worden sind.
„Take me with you!“, bat sie ihre Freunde.
„It’s your party…“
„It’s my party and I can leave when I want to.“
Irgendwie war es ihr alles zu viel und sie war nun lange genug da gewesen, um zu essen und mit dutzenden Leuten zu reden. Oh Essen …
Und so entstand ein Fluchtplan. Jamal sollte aber für die Fahrt noch Essen besorgen. Auf gar keinen Fall würde Skye von dem Streetfood übriglassen und sie gab ihm genaue Anweisungen, was er alles mitnehmen sollte. Bis sie erkannte, dass es wohl etwas zu viel war und schickte Nate mit zur Unterstützung. Dann fiel ihr aber auf, dass sie ja gar kein Auto dabeihatte und sie hatte getrunken – was der Grund war, wieso sie erst gar nicht mit dem Auto gefahren war. Sie brauchte einen Fluchtwagen.
„Pssssssst“, machte sie in Baekhyuns Nähe. Fragend schaute er sich um.
„Hm?“
„Bist du mit dem Auto da?“
Als Antwort hob er ein Weinglas. Super. Auch Seunghyun hatte Alkohol in der Hand.
Letztendlich nahmen sie sich ein Taxi, doch der hatte Hanam nicht richtig verstanden und fuhr sie nach Hannam-Dong, dem Nobelviertel. Gut, so wie sie aussahen wäre das auch möglich gewesen und wenn sie schon hier waren, ließ Skye den Taxifahrer sie noch über den Hangang fahren, da auf der anderen Seite der Hangang Park war. Es war warm und schön, sie hatte nur keine Lust mehr auf die Party gehabt. Die junge Frau wünschte nur, dass sie etwas anderes zum Anziehen dabei hätte. Also … etwas Bequemes.
In dem Supermarkt am Ufer holten sie sich Getränke, denn Essen hatten sie genug dabei und dann setzten Sie sich um 3 Uhr morgens an das Flussufer. Es waren nur noch sehr wenig Leute unterwegs.
„So you and Tae finally got together?“, erkundigte sich Mal.
„It’s complicated.“
„I thought you’re not into complicated?“ Verwundert schaute Jamal sie an. Er hatte nicht unrecht. Skyes Leben war an sich schon kompliziert, deswegen wollte sie Beziehungen die es nicht waren und bisher hatte sie nicht verstanden, wieso es kompliziert sein sollte, wenn zwei Leute sich mochten, liebten. Aber seit Taehyung war es anders. Anfangs war es unkompliziert, doch die letzten sechs Wochen … Sie war gut darin jemand den Rückenzuzukehren und sich nicht mehr umzudrehen, dass hatte man bei Jiyong und Jongin gesehen. Sie war niemand, der einem Mann hinterherlief und um Anerkennung und Liebe bettelte, was nicht bedeutete, dass sie nicht auch kämpfen konnte. Doch gegen was hätte sie bei Jongin kämpfen sollen? Gegen sie Psycho-Ex die schwanger war? Nein, dafür war sie so rational. Natürlich dachte sie manchmal an Jiyong und auch an Jongin, doch darüber sprach sie ja nicht.
„But I’m into him … he’s …“
„Special“, beendete Nate den Satz.
„Yeah, that too“, erwiderte sie lachend. ‚Speziell‘ traf es bei Taehyung sehr gut.
Inzwischen war es auf der Party aufgefallen, dass Skye weg war. Die drei Freunde saßen noch zwei Stunden am Hangang, doch dann drohe Jamal damit sich wie ein Obdachloser mit Kartons und Tüten zu bedecken und jetzt schlafen zu gehen. Das war für Skye der Moment, wo es Zeit war nach Hause zu gehen.
Also suchten sie sich wieder ein Taxi und fuhren diesmal ins richtige Hanam. Sie brauchten bei G-Next auf jeden Fall einen Fahrerservice.
Zuhause hingegen wartete Baekhyun im Wohnzimmer. Als Skye die Haustür öffnete und Bae entdeckte, fühlte sie sich wie als Teeny, wenn man viel zu spät nach Hause kam und dabei erwischt wurde.
„Du hast dich einfach weggeschlichen!“
„Ja“, gab sie zu – was sollte sie es auch abstreiten?
„Wieso hast du mich nicht mitgenommen?!“
„Ich brauchte eine amerikanische Pause.“
Baekhyun schaute zu Jamal und Nate.
„Na gut.“
Am Horizont konnten sie sehen, dass es viel zu spät geworden ist – oder zu früh, je nachdem wie man es betrachtete. Nate und Jamal suchten sich ein Zimmer und Skye schaffte es gerade noch so sich auszuziehen und ließ sich dann ins Bett fallen.
Skye war auf Adavaci. Sie kniete auf dem Boden und pflanzte neue Palmen ein. Noch waren sie so klein und zerbrechlich und in ein paar Jahren wären sie schon zu einer stattlichen Größe gewachsen. Deswegen musste sie darauf achten, dass sie sie nicht zu eng beieinander pflanze. Jede Palme sollte die Chance haben sich entfalten zu können. Skye summte eine Melodie leise vor sich hin. Es machte sie zufrieden im Garten zu arbeiten, es war beruhigend.
„Skye?“
Verwundert schaute sie sich um.
„Skye?“, rief wieder jemand, doch sie konnte niemand sehen. War es Friday? Es hörte sich nicht wie Friday an.
„Skye!“
Sie schlug die Augen auf, nur um dann brummend die Decke über den Kopf zu ziehen. Tatsächlich war es Baekhyun gewesen, der sie weckte.
„What?“
„Es ist Chuseok.“
„Don’t care.“
Und wenn heute Weihnachten wäre, es war definitiv noch zu früh und das konnte sie beurteilen, ohne die Uhrzeit zu kennen.
„Die anderen kommen in einer Stunde.“
„Welche anderen?!“
Wovon sprach er denn? Wieso ließ er sie nicht einfach schlafen?
„Mia, Super Junior, wer auch immer von EXO, Red Velvet und Big Bang da ist …“
„Schick sie weg“, motzte die Amerikanerin in nur weiter.
In diesem Moment entschied sich Baekhyun für eine Schocktherapie und riss ihr die dünne Decke weg, Die Frage war nur: Für wen war es Schocktherapie? Denn Skye hatte gestern nur ihr Kleid ausgezogen und sich dann nur mit ihrem Höschen ins Bett gelegt. War ja auch ihr Bett! Baekhyun starrte sie an und schlug dann die Hände über das Gesicht.
„Wieso hast du nichts an?!“
„Weil das MEIN Bett ist!“, blaffte sie zurück und zog den Morgenmantel, der neben ihrem Bett lag, an. Jetzt war sie wach und Bae verließ mit hochrotem Kopf das Zimmer, lief dabei noch gegen den Türrahmen und fluchte leise.
Zuerst musste sie duschen und sah, dass es nach 12 Uhr war. Gut, sie waren auch erst gegen 6 Uhr ins Bett gekommen und trotzdem fühlte sie sich total gerädert. Die Kätzchen tollten im Bad und Skye ließ das Wasser auf sich niederprasseln. Für ewig könnte sie hier sitzen. Wieso genau wurde bei ihr Chuseok gefeiert? Sie beschwerte sich auf hohem Niveau, aber manchmal, nur manchmal, wollte sie ihre Ruhe. Und plötzlich fielen ihr Nate und Jamal ein, die ja gar nicht wussten, dass in einer Stunde die Party hier weitergehen würde.
Mit drei Kätzchen auf dem Arm ging sie runter und suchte ihre Freunde, die bereits in der Küche saßen und viel wacher aussahen als Skye sich fühlte.
„So what did you do to him?“, fragte Jamal und deutete auf Baekhyun, dessen Ohren noch immer rot waren.
„Punishment for disturbing my privacy.“
„You naked!“ Es war ja nicht so, als würde Bae gar kein Englisch verstehen.
„That’s not punishment, for most men it would be a blessing“, stellte Nate fest und Bae wurde wieder komplett rot.
„What’s happening today?“, lenkte Jamal die beiden ab.
„Chuseok.“
„Chuseok?“
„Like a korean Thanksgiving“, erklärte sie ihm.
„Okay … and how many people are coming?“
Auf diese Frage stand Skye auf und bedeutete den beiden mitzukommen. Sie führte sie in den Keller, zu der Speisekammer, in der die ganzen Sachen – zumindest die Sachen, die sie vorgekocht hatten – untergebracht waren.
„Well … we haven’t missed any news about a war or something?“
Skye schupste Jamal leicht, grinste aber dabei.
„You’ve got no idea how much they can eat!“
Skye schaffte es gerade noch sich fertig zu machen, bevor die ersten Gäste eintrudelten. Also Mia. Im Schlepptau hatte sie Donghae, Eunhyuk, Leeteuk und Kyuhyun.
„Wo sind die Kids?“
„Hallo? Bei den Großeltern, wir wollen auch mal in Ruhe feiern.“
In Anbetracht der Tatsache, dass Chuseok schon ein Familienfeiertag war, war es schon witzig, dass sie die Kinder bei Großeltern parkte.
„Übrigens, tolles Cover“, lobte sie Kyuhyun.
„Was? Welches Cover?“
„Dieses Billie Eilish Lied … dieses traurige…“
Er holte sein Handy raus und zeigte es ihr auf Youtube. Es war noch nicht mal von Big Hit gepostet worden, sondern von dem Youtube Kanal G-Next! Seit wann hatten sie einen Youtube Kanal? Das Video hatte um die 200.000 Klicks und unheimlich viele Kommentare. Was war G-Next? Würde Skye eine Solokarriere starten? Das durfte doch alles nicht wahr sein. Jiyong würde sie etwas erzählen, wenn er kommen würde.
Doch Jiyong kam nicht. Wendy und Irene kamen, ebenso Chen, Chanyeol und Sehun, Changmin, Taeyong, Yuta, Johnny und Jaehyun, Amber und Luna. Eigentlich war es eine SM Party. Skye hatte bei SM Town schon ein schlechtes Gewissen. Und dann wieder gar nicht. Sie war einige Monate ein Teil von SM Town gewesen und sie hatte tolle Erinnerungen dort gesammelt, doch dafür war nicht SME verantwortlich, sondern die Künstler. SME hatte sie oft im Stich gelassen, wenn sie jemand gebraucht hätte, um ihr den Rücken zu stärken.
Und so schnell waren sie 20 Leute. Jamal und Nate schauten nicht schlecht, als Mia anfing alle durch die Gegend zu hetzen, um das Essen fertig zu machen und den Tisch zu decken und an den beiden Milliardären machte sie nicht Halt und schickte sie in den Weinkeller.
Nur Skye hatte irgendwie nichts zu tun.
„Hey!“
Mia drehte sich zu der Amerikanerin um.
„Huh?“
„Wieso habe ich nichts zu tun?“
„Weil wir schon dein Haus missbrauchen und du hattest gestern Geburtstag – übrigens, nicht cool einfach zu verschwinden.“
Skye hätte gerne gesagt ‚Übrigens, nicht cool eine Überraschungsparty für jemand, der das nicht will, zu schmeißen‘, doch sie wusste, dass Jiyong nur gute Absichten gehabt hatte.
„Du kannst Taeyong helfen die Sahne steif zu schlagen“, meinte Mia auf Deutsch und versuchte dabei so ernst zu bleiben, wie es ihr eben möglich war.
„Sehr witzig.“
Doch Mia lief schon weiter und winkte Skye zu.
Und nun? Zögernd stand sie im Flur, als es an der Tür klopfte. Noch mehr? Sie öffnete die Tür und davor standen die IDOLLs, zumindest die meisten, und fingen an zu jubeln. Kendra war da, ebenso London, Blake und Mi-Cha.
„Ich dachte schon ihr kommt nicht!“
„Hey, wenn wir Essen vorbereiten, dann sind wir auch da um es zu essen“, stellte London klar und stellte eine Tüte ab.
„Was ist da drin?“
„Soju“, erklärte Kendra und schaute skeptisch den Flur entlang.
„Hast du einen Moment?“
Skye nickte und so schlichen sie sich in die Bibliothek und zogen die Türen zu. Noch immer liebte Skye diesen Raum. Er sah aus wie aus einem Film.
„Was gibt’s?“ Eigentlich ahnte sie schon, was kommen würde.
„Also, wir haben uns über diese ganze G-Next Geschichte unterhalten“, begann Kendra. „Viele wollen es probieren, aber nicht alle werden SM verlassen.“
Das hatte Skye sich gedacht. Immerhin trainierten sie nun schon seit Jahren dort und es war klar, dass man eine gewisse Loyalität dem Entertainment gegenüber hatte.
„Ich werde euch nicht auseinanderreißen, wenn ihr das nicht wollt. Wenn ihr alle zusammenbleiben wollte, dann bleibt bei SME.“
„Wow … ich dachte du kämpfst etwas für uns“, kam es von London.
„Darum geht es nicht, aber ihr seid eigentlich schon fertig. Ihr kennt euch, ihr seid eine Band – ich bin die Neue und ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass das auseinanderreißt.“
„Ich würde es zwar traurig finden, aber ich persönlich denke, dass wir bei G-Next als Künstler viel ernster genommen werden, dass wir mehr kreative Freiheiten haben, dass wir jetzt Einfluss auf unsere Musik haben, nicht erst in zehn Jahren und dafür wäre ich auch bereit, dass die ursprüngliche Formation auseinandergerissen wird. Vor dem Debüt weiß man ohnehin nicht was passiert. So oft werden auf die letzte Minute Sänger ausgetauscht. Ich möchte es riskieren.“
Es war Blake die gesprochen hatte und vor allem, weil sie es war, war Skye irgendwie gerührt. Blake war eher ruhig und lieb, sensibel vielleicht sogar, doch jetzt wirkte sie mutig und stark.
Im Moment war es ohnehin zu früh um konkrete Pläne zu machen. Zuerst musste diese Firma stehen. Sie brauchten Angestellte, ein Headquarter wäre auch super, sie brauchten Verträge. Gestern hatten sie zwar alle Unterlagen fertig gemacht, doch durch die Feiertage wurden sie etwas ausgebremst.
Morgen würde Jiyong und Si-Hyuk kommen, um Einzelheiten zu besprechen. Entweder würde das Meeting super werden – oder sie würden sich gegenseitig umbringen. Die Chancen dafür standen ungefähr 30:70.
Als die Sängerinnen das ‚Meeting‘ beendet hatten, waren auch Jamal und Nate wieder auf dem Schirm.
„Hey, is it always like that?“, wollte Jamal wissen.
„Like what?“
„A little … crazy?“
Skye brauchte da gar nicht lange drüber nachzudenken.
„Jup.“
Inzwischen duftete es schon nach Essen und alle versammelten sich in der Küche, in der Hoffnung etwas naschen zu können. Es erinnerte Skye etwas an Weihnachten, nur mit weniger Deko und wärmer. Chen und Donghae spielten mit den Kätzchen, Skye hätte, was das Durchhaltevermögen betrifft, gerne auf die Katzen gewettet.
„Alles okay?“ Skye hatte sich gegen die Küchenzeile gelehnt und Chanyeol stellte sich neben sie.
„Ja, klar.“
Sein Blick verriet ihr, dass er ihr noch glaubte.
„Du vermisst Taehyung“, stellte der Sänger fest.
„Keine Ahnung, eigentlich habe ich gar kein Recht dazu.“
Überrascht hob er die Augenbrauen.
„Wie meinst du das?“
„Na ja, ich habe ihm gesagt, dass ich Abstand brauche, dass ich Zeit brauche und jetzt ist er weg und ich muss die ganze Zeit an ihn denken. Sonst kann ich mich immer ganz gut mit Sex ablenken…“
Nun wurden Chanyeols Augen groß und er wollte sich schon aufopfern.
„Doch noch nicht mal darauf habe ich Lust.“
Und so schnell war die Hoffnung wieder zerstört.
„Verstehst du das ich meine?“
„Total“, erwiderte er, dachte aber eigentlich immer noch an Sex. „Wieso hast du das Gefühl Abstand zu brauchen?“
Skye begann auf ihrer Unterlippe zu kauen.
„Du kennst mich ja nun auch schon einen Moment und eigentlich bin ich, was Männer betrifft, ziemlich tough.“
„Du bist an sich ziemlich tought. Punkt.“
Skye musste kurz lächeln.
„Gut, jedenfalls bin ich niemand, der einem Kerl hinterher weint. Wenn er keine Lust hat: ciao. Wenn er mir auf den Sack geht: adios. Aber bei Tae … wir hatten anfangs so ein lockeres Verhältnis, doch nach diesem ganzen Durcheinander mit Jongin und SM und der Promo … irgendwie, immer wenn er etwas sagt, habe ich Angst, dass es etwas Schlimmes ist. Das er Schluss macht oder sagt, er will das alles nicht mehr.“
Chanyeol dachte darüber nach und analysierte das Problem.
„Also eigentlich passt es dir nicht, dass du nicht die Eier in der Beziehung hast.“
„Genau!“
Der Sänger lachte fröhlich und legte den Arm um sie.
„Skye Jones, Haitaucherin, Löwenflüsterin, Meister der Sprachen, aber hat Angst vor Gefühlen. Ich weiß, Vertrauen muss man sich hart erarbeiten und kann es schnell verlieren, aber ernsthaft, Taehyung ist so treu-doof wie ein Labradorwelpe und ich behaupte, dass er bis ans Ende der Welt für dich gehen würde. Also, such deine Eier, leck deine Wunden und wenn er wieder aus Neuseeland zurückkehrt, dann folge deinem Herzen, nicht deinem Verstand.“
„WENN er aus Neuseeland zurückkehrt“, betonte Skye grinsend. Hatte nicht schon mal jemand Tae mit einem Labrador verglichen? Sie kam nicht mehr drauf.
„Danke Oppa, das war ein guter Ratschlag.“
Sie hatte ihn Oppa genannt! Das hatte sie noch nie getan. Chanyeol schaute sich nach Zeugen um, aber sie waren tatsächlich komplett alleine gewesen. Wie ging das in einem Haus mit 20 Leuten?! Skye löste sich von ihm und ging nach oben.
„Gern geschehen … und wenn sich das mit dem Sex wieder einpendelt, dann … sag Bescheid.“
Doch Skye war schon außer Hörweite. Dafür standen plötzlich Baekhyun und Kyuhyun hinter ihm. Chanyeol drehte sich nichts ahnend um und erschreckte sich, als er die beiden hinter sich entdeckte. Von der Treppe kam gerade Yuta runter, was natürlich den Eindruck machte, als hätte Chanyeol mit ihm gesprochen.
„Ich wusste immer, dass du krank bist, aber das …“ Baekhyun ließ den Satz unvollendet und Kyuhyun schüttelte ebenfalls den Kopf.
Skye hatte Jamal und Nate immer für ihre Umgänglichkeit geliebt. Keiner der beiden sprach Koreanisch, aber das schreckte sie erst einmal nicht ab. Ihre neuen Bezugspersonen wurden Mia, Donghae, Johnny, Amber, Wendy, London und Blake. Eunhyuk versuchte sich auch in die Gespräche zu integrieren, wurde jedoch nicht wirklich ernst genommen.
Mia ließ sie tatsächlich das Ahnenritual durchziehen. Sollte noch mal jemand sagen, dass Skye die gute Koreanerin war … Das Essen war eine ausgewogene Mischung zwischen koreanisch-traditionell und modernem Essen, so hatten sie frittiertes Gemüse und Hühnchen, Salate mit Joghurtdressing und sogar Windbeutel als Nachtisch. Vor allem die Idolls und NCT hauten gut rein, aber wahrscheinlich lag es daran, dass kein Manager protokollierte wie viel sie aßen.
„Ach Skye, ich habe übrigens deine Geschenke im Auto“, sagte Mia.
„Geschenke?“
„Von deiner Feier – auf die du offensichtlich keine Lust hattest.“
„Ich habe euch gesagt, dass sie ihren Geburtstag nicht mag“, wand Baekhyun ein.
„Es war mir irgendwann nur zu viel …“
Skye mochte Partys, nur nicht unbedingt die, bei denen sie im Mittelpunkt stand.
Und so holten sie die Geschenke rein. Tatsächlich waren es unzählige Päckchen, Skye hatte das gestern Abend gar nicht so realisiert, sie war zu sehr mit essen und trinken beschäftigt gewesen.
„Aber wir haben ein Spiel“, kam es von Donghae. Natürlich, Super Junior, immer ein Spiel.
„Du darfst das Geschenk nur behalten, wenn du raten kannst von wem es ist“, sprach Eunhyuk weiter.
„What?! Wie soll ich das denn machen?!“, beschwerte sich die Amerikanerin.
„Fairness halber sollte man bemerken, dass die Bands immer ein Bandgeschenk haben und du hast drei Versuche“, milderte Mia die Regeln etwas ab. Skye musste sich erst einmal daran erinnern, wer denn überhaupt bei der Party gewesen ist. Seunghyuns Geschenk hatte sie schon und wenn BTS ihr etwas geschenkt hätten, dann wäre es nicht bei denen dabei, weil sie ja gar nicht da waren.
Skye fing mit den großen Sachen an, in Hoffnung diese besser zuordnen zu können. Das erste war ein Alkoholschrank auf Rollen, zum aus aufklappen. Er sah etwas retro aus und würde super in das Haus passen.
„Das ist von Noah!“
Donghae und Eunhyuk fiel alles aus dem Gesicht.
„Woher weißt du das?!“
„Weil Noah mir auch immer Alkohol schenkt, es ist nur praktisch, wenn er mir auch etwas zum unterstellen gibt. Ich hatte auch an Jiyong gedacht, aber dafür ist es zu unbunt.“
„Ist unbunt ein richtiges Wort?“, flüsterte Yuta.
„Jetzt schon“, erwiderte Taeyong.
Als nächstes sah sie sich gegenüber von drei Weinkühlern als LED Leute mit Lautsprecher. Was war tricky. Wieder stand der Alkohol im Vordergrund – was auch sonst? Diesmal verriet sich Chanyeol, weil er so rumhibbelte.
„Das Geschenk ist von EXO, vielen Dank, aber ihr sollte nicht so viel Geld ausgeben.“
Wieder protestierten Donghae und Eunhyuk, Leeteuk grinste fröhlich. Skye drückte Baekhyun als erstes, weil sie davon ausging, dass er auf die Idee gekommen war.
Und Skye fand noch einige andere Geschenke heraus. Von NCT hatte sie einen Einhorn Pyjama bekommen, worauf sicherlich Taeyong gekommen war. Schließlich hatte er sie mehr als einmal ‚Einhorn‘ genannt. Das der XXL-Toaster von Changmin war, war auch klar gewesen – damit sie die Toastscheiben nicht mehr drehen musste, wenn sie Sandwichs machte.
In einem Paket befand sich eine Schneekugel, in der sich ein modernes Gebäude befand. Vorne war ein Tape drauf, auf dem ‚Headquarter ‘ stand und die Amerikanerin wusste sofort, dass es von Jiyong war. Wann hatte er sich um das Headquarter gekümmert?!
In einem Paket versteckte sich eine Tagesdecke von Victoria’s Secret. Skye schaute zu Mia.
„Ich dachte die machen kein Bedding mehr?“
„Habe ich vom Schwarzmarkt“, erwiderte die Deutsche grinsend.
Das waren alles einfache Geschenke gewesen, sehr persönlich und einfach nachzuvollziehen. So war das nicht bei jedem. Zum Beispiel stand sie vor einer Popcornmaschine, eine richtig große, wie auf dem Rummel. Skye war sich unsicher. Es gab eigentlich nur noch zwei Bands, Super Junior und Red Velvet, denn für eine Einzelperson wäre das zu teuer geworden. Skye hatte einen halben Kinosaal als ‚Fernseh-Zimmer‘, sie verstand das also, nur wer war so bescheuert? Ach so, klar!
„Super Junior!“
Manche Fragen beantworteten sich von alleine.
Dann hatte sie Gutscheine. Gutscheine für die Artbox, für eine Gärtnerei, für den Lotte Departmentstore, für den Shinsagae Departmentstore und für NaNa. Die waren praktisch verloren, wie sollte sie das ohne Karte zuordnen können? Dann stieß sie auf eine Hängematte und schaute unauffällig in die Runde. Die Idolls hatten nicht viel Geld und doch war es ein sehr süßes Geschenk.
„Danke euch, das wäre nicht nötig gewesen“, sagte sie zu ihren Mädels.
„Wir fanden es so schön, wegen dem Wald und hier drinnen hast du auch so viele Holzbalken, wo sie festmachen kannst“, erklärte Blake und ließ sich drücken.
„Danke, sehr cool.“
In einem der Geschenke versteckte sich Geschirr. Sie hatte keine Ahnung, wer ihr so hässliches Geschirr schenken würde. Youngbae?
Am Ende durfte sie doch alle Geschenke behalten und bekam sogar die passenden Karten dazu, was das Ganze etwas vereinfachte und dann? Dann wurde getrunken.