Wenn man nicht geweckt wurde, konnte man tatsächlich lange schlafen. Es war kurz vor 11 Uhr als Mia die Augen aufschlug und überhaupt kein Zeitgefühl hatte. Es war so ruhig – was bedeuten konnte, dass alle noch am schlafen waren oder dass sie schon unterwegs waren. Aber auf Grund der Tatsache, dass es draußen schon so hell war, war klar, dass wenn sie jetzt noch schlafen würden, irgendeiner ihrer Manager hier schon brüllend eingefallen wäre.Wie erwartet war niemand da. War das doof zu Hause zu hocken. Vor ihrem inneren Augen machten die anderen gerade Blödsinn, malten sich mit Eddings an und hatten Spaß und sie war hier alleine. In der Küche fand Mia dann doch etwas sehr Süßes. Die anderen – oder wahrscheinlich Wookie – hatten ihr einen Frühstücksplatz aufgebaut mit Brot und Toast, Marmelade, Kakao und Früchten. Dabei lag ein Zettel auf dem Stand ‚Guten Morgen Mia! Bitte frühstücke richtig damit du bald wieder fit bist! Bist später …XOXO‘
Sie faltete den Zettel und nahm ihn mit in ihr Zimmer. Es waren solche Sachen, die sie eines Tages an Super Junior erinnern würde. Mia versuchte Wookies Wunsch zu erfüllen und frühstückte – einsam und verlassen. Danach beschäftigte sie sich lange damit zu baden und sauber zu machen, ohne dass sie dabei irgendwas an sich mehr beschädigte als vorher. Gleichzeitig diskutierte sie mit Kim darüber wieso sie gestern beim Tanzen war und erklärte ihm, dass sie im Video mit machen würde. Sie brauchte lange, bis sie ihn so weich geklopft hatte, dass er tatsächlich zustimmte. Dabei hatte sie aber die Gelegenheit verpasst mit Kim über die Kuss-Szene zu sprechen. Gut, dass müsste warten, oder ausfallen.
Wieder aus der Badewanne draußen zog sie sich an und versuchte sich einigermaßen her zu richten. Ein Tag schlimm aussehen reichte ihr vollkommen. Sie naschte gerade noch von der Wassermelone, als es an der Tür klingelte.
Huh? Wer klingelt denn hier? Es war Kyuhyun der vor der Tür stand.
„ Hey you, come in.“
Mia war schon ziemlich gut darin sich hier wie zu Hause zu fühlen – als hätte sie hier schon immer gewohnt. Kyuhyun lächelte.
„ Wie geht es dir?“, fragte er und betrachtete ihren Arm.
„ Besser, wirklich besser.“
Dank einem Haufen von Schmerzmitteln und dem Risiko zusammen mit Britney Spears in der Entzugsklinik zu landen.
„ Das freut mich.“
Und er wusste dass es nicht stimmte, aber gut, sie wollte kein Mitleid. Sie machte ihm einen Tee und sie setzten sich ins Wohnzimmer, plauderten ein wenig.
„ So, do we want to try it?“
Aufmunternd lächelte er sie an, Mia hatte versucht Zeit zu schinden. Irgendwie war das merkwürdig. Sich mit jemanden verabreden um küssen zu proben war ihr zu suspekt.
„ Sure.“
Nur nichts anmerken lassen. Kyu legte die CD ein und skippte bis kurz vor die Stelle, so das sie in den Tanz rein finden konnten. Es war in der letzten Bridge von Yesung und Donghae, bei dem Teil in dem es heißt „Komm etwas näher heran“ – wie passend. Bei solchen Sachen könnte Mia sich an den Kopf greifen.
Der Tanzteil war noch okay, dann lehnte er Mia nach hinten, so das sie eigentlich komplett wehrlos war, sie balancierte auf einem Bein, was sollte sie noch fertig bringen? Eben noch blickten sie einander in die Augen und Mia bekam eine Gänsehaut als seine Lippen ihre berührten. Es war kein Kuss wie mit Donghae, wo Leidenschaft im Inneren brodelte, die gerne raus kommen würde, es war ein sehr professioneller Kuss, wenn man das so sagen konnte. Keine offenen Lippen, kein wildes Verlangen, ein netter Kuss. Kyuhyuns Lippen waren weich und warm. Nach einigen Sekunden lösten sich ihre Lippen wieder voneinander und sie öffneten die Augen. Kyu war der erste der grinste.
„ You taste like …“, er versuchte den Geschmack noch zu definieren, „watermelon.“
Mia lachte fröhlich, sie hatte ja gerade erst Wassermelone gegessen und Kyus erstaunter Gesichtsausdruck war einfach das Beste. Er hob sie wieder hoch und Mia drückte ihre Hand an die Korsage.
„ Does it hurts?“
„ Like hell“, gab sie zu und atmete tief durch. Er ließ ihr eine Minute Zeit und fragte, ob sie es noch mal versuchen wollte. Also zurück auf Position. Die Tanzszene war eine von Mias Lieblingsstellen. Sie wand sich von ihm ab, wollte weg gehen, doch er schnappte ihre Hand und mit drei Drehungen landete sie in seinen Armen, wo er sie nach hinten überbeugte und … küsste. Diesmal hielt es Mia nicht aus und fing an zu grinsen als sich ihre Lippen berührten. Er löste seine Lippen nur ein Stück und sagte „ Konzentrieren “ bevor er es noch mal versuchte. Nach dem dritten Versuch standen sie sich wieder gegenüber, Kyu hatte mittlerweile seinen Pulli ausgezogen – natürlich hatte er ein T-Shirt darunter – und auch Mia war mittlerweile warm geworden.
„ Why are you smiling?“, fragte er mit gehobenen Augenbrauen, als wollte er so tun als sei er genervt.
„ It’s just that it’s not like a real kiss. This is how we used to do it when we were in like gradeschool.“
„ Oh you think so?“
Jetzt hatte sie ihn angestachelt. Mia tätschelte seinen Arm, grinste aber fröhlich weiter.
„ Ok, again.“
Spaß vorbei, ran ans Üben. Wegdrehen, Schnappen, Drehung, Beugen … küssen. Nur das Kyuhyun diesmal den Plan geändert hatte. Er ließ sich doch nicht vorwerfen dass er küssen würde wie ein Kind. Diesmal zog er Mia enger zu sich und küsste sie fordernd. Mia, die gar nicht so recht wusste was da gerade geschah, dachte sich nur, dass er sich nur beweisen wollte und gab nach. Das war ein Kuss. Fast so gut wie der Hae-Kuss. Als Kyuhyun sie wieder hochhob atmeten sie beide schwer als sie schweigend einander anguckten.
„ Never say that I kiss like a boy again.“
Er war nicht wirklich böse, aber solche Sachen mussten einfach klar gestellt werden. Nesthäkchen hin oder her, aber küssen konnte er. Mia grinste nur und meinte „No, you don’t“ und damit schien Kyu sogar zufrieden zu sein.
„ Enough joking around, let’s do it one more time boy-like“, jetzt hatte sie etwas gefunden, mit dem sie ihn ärgern konnte, „and then I think we’re good for today.“
„ Oh I thought you can’t get enough of my kisses“, konterte er und beide lachten.
Schließlich sammelten sie sich noch einmal und begannen zu tanzen. Diesmal war er wieder so zurückhaltend und schüchtern als sich ihre Lippen berührten.
„ Oh. Mein. Gott“
Mia und Kyuhyun schlugen gleichzeitig die Augen auf und drehten dann ihren Kopf zur Seite. Teukie stand im Flur und schaute die beiden an, als wäre der Höllenschlund aufgegangen während es Blut regnete. Als wäre das sein ultimatives Horrorszenario.
„ Wir üben nur“, verteidigte sich Kyu, aber Leeteuk starrte sie nur an.
„ Ich will es gar nicht wissen.“
Damit schlug er die Hände auf die Ohren, drehte sich auf dem Absatz um und verschwand. Später erfuhr Mia dass sie alle Schlüssel der anderen Wohnungen hatten und das Kyuhyun nur aus Höflichkeit geklingelt hatte. Gut, für Kyuhyun war Leeteuks Reaktion ein wenig überzogen gewesen, doch Mia wusste genau was Sache war und musste sich davon abhalten ihm hinter her zu rennen. Wenige Sekunden später ging die Tür wieder auf und Wookie, Siwon und Eunhyuk kamen hinein, schauten fragend zu Kyuhyun und Mia und deuteten in die Richtung, in die Leeteuk verschwunden war.
„ Wollt ihr nicht wissen“ , sagte Mia und schnitt eine Grimasse. Mia bekam auf einmal Kopfschmerzen, so ein Hämmern im Kopf das sagte ‚Trottel, Trottel, Trottel‘.
Das Tanzen hatte sie genug angestrengt damit jeder Verständnis hatte, dass sie sich hinlegen wollte. Im Zimmer verkroch Mia sich unter die Decke und begab sich in Fötusstellung. Wieso musste Teukie auch IMMER dann irgendwo auftauchen, wenn er da gerade eigentlich gar nichts zu tun hatte? Tatsächlich gelang es Mia noch ein paar Stunden zu schlafen, bevor Sungmin sie weckte und meinte sie müsste sich für das Tanztraining fertig machen. Am liebsten wäre sie im Bett geblieben und nun müsste sie mit ihrer Trotteligkeit leben, dass sie heute noch mit Kim darüber gestritten hatte, dass sie am Video teilnehmen durfte. Mia und ihre große Klappe.
Natürlich konnte sie nicht liegen bleiben und sich verkriechen. Leider. Mit den anderen fuhr sie zu SME, zum Glück saßen sowohl Kyuhyun, als auch Leeteuk im anderen Wagen. Dafür hatte sie Donghae dabei, doch so wie er sich benahm, hatte Leeteuk nichts gesagt – oder es war ihm egal.
Shindong unterhielt sich mit Heechul.
„ Ha ha ha … ich glaube Donghae hat am meisten Kreuze!“, sagte er fröhlich und Heechul stimmt mit ein.
„ Ich bin diesmal aber auch nicht der Gewinner.“
Und sofort sprang Hae quer durch den Van und verpasste beiden jeweils ein neues Kreuz. Mittlerweile waren so ziemlich beide Arme voll und bei Eunhyuk hatte sie ein Kreuz hinter dem Ohr gesehen. Bevor sie das Video drehen würden, würde sie die Jungs in die Wanne stecken und sauber schrubben, so konnte es nicht weiter gehen. Das Gezanke nach Haes Attacke war groß und Mia lachte fröhlich mit. Hach, an diese Kinder konnte man sich echt gewöhnen.
Im Tanztraining vermied sie es zu Leeteuk zu schauen, dafür schenkte ihr Kyuhyun mehr Beachtung. Irgendwas war mit seinem Blick und Mia fragte sich, was wohl in seinem Kopf vor ging. Den Kuss ließen sie im Training aus, schlimm genug dass sie sich vor Teukie zum Affen gemacht hatten.
„ Hey Mia, morgen kommst du?“
Shindong war nach dem Training auf sie zu gekommen.
„ Klar, ich freue mich.“
„ Wir uns auch. Übrigens, ich habe Kyuhyun auch eingeladen … damit ich nicht so alleine bin.“
Kyuhyun schon wieder. Wie viel Zufälle konnten eigentlich zusammen kommen? Einige.
„ Kein Problem.“
Wieso sollte sie auch? Es war doch klar, dass Shindong nicht den ganzen Abend mit zwei plappernden Mädchen verbringen wollte. Es wunderte sie nur, dass er es wirklich auf vier Leute beschränkte und nicht die halbe Band einlud. Andererseits musste Nari ihn da gut erzogen haben, sie waren privat, Ehemann und Ehefrau und sicher wollte Nari nicht nach jedem Besuch der Truppe renovieren müssen.
„ Hey Mia, wir wollen ins Kino, kommst du mit?“
Eunhyuk kam angejumpt, der Junge hatte so viel Energie. Heute und morgen fiel Sukira wegen irgendeiner Sondersendung aus und es wäre ja langweilig gewesen, wenn sie einfach mal früh ins Bett gehen würden.
„ Sure!“
Kino auf Koreanisch – Yay. Was wollte sie mehr? So zogen sie los: Wookie, Leeteuk, Eunhyuk, Donghae, Kyuhyun und Sungmin. Sechs Kerle, ein Mädels. Es kam ihr so bekannt vor. Früher hießen die Kerle nur Marcel, Chris, Kevin, Kosta, Heiko und Artin. Sie ließen sich zu einem großen Kino fahren und standen streitend vor den Plakaten, weil sie sich nicht einigen konnte. Leeteuk und Donghae wollten etwas lustiges sehen, Siwon und Kyu waren für was ruhiges, Eunhyuk wollte Action. Alle redeten durcheinander. Mia stand schweigend und betrachtete die Poster. Mit dem sprechen ging das ja schon ganz gut, aber lesen?
Siwon drehte sich irgendwann zu ihr und sagte „ Lassen wir Mia entscheiden “.
Na toll, jetzt war sie daran Schuld. Jeder blickte sie mit Hoffnung an, Hoffnung dass sie genau den Film aussuchen würde, die derjenige sehen wollte. Mia ignorierte sie und deutete auf ein Plakat.
„ We’re going to see that one.“
Sie deutete auf das Plakat von den ‚Chronik von Narnia – Ritt nach Narnia‘. Zum einen kannte sie das Buch, somit wusste sie dass es gut war, zum anderen musste sie nicht ganz so genau zuhören, weil sie wusste um was es ginge. Skeptisch schauten die anderen hoch, aber gesagt war gesagt und so holten sie die Karten und besorgten sich Knabbersachen, von denen Mia sicher war, dass sie vor hatten den kompletten Kinosaal durchzufüttern.
Mia setzte sich hin und Donghae und Kyuhyun nahmen links und rechts von ihr Platz. Konnte der Abend noch schlimmer werden? Ja. Punkt.
Leeteuk kam kurze Zeit später und schnappte Mia bei der Hand. Kyuhyun protestierte, aber Leeteuk sagte dass sie zwischen ihm und Eunhyuk sitzen würde, weil die beiden sie am meisten vermissten. So mit war die Diskussion ‚Wer vermisst Mia mehr‘ eröffnet. Sie hatte sich schon mit ihrem Schicksal abgefunden zwischen Mama und Papa zu sitzen und machte sich eben dort breit. Als der Vorhang dann aufging verstummte die Diskussion und alle setzten sich hin. Der Kinosaal war nicht sehr voll – wer geht auch schon zur Spätvorstellung in einen Kinderfilm? Mia mochte keine Verfilmungen. Sie war eine Leserin, keine Guckerin, doch musste sie gestehen, dass die Disneyverfilmungen von Narnia ziemlich gut waren.
Actionfilme hin oder her, bei Disney wurden sie alle Kinder und fieberten mit. Mia beobachtete die großen Augen der jungen Männer und wünschte sich, dass es immer so bleiben würde. Ihr tat alles weh, verfluchte Rippe und doofer Arm, aber es war ihr egal. Am Ende des Films hatte sie an jeder Schulter einen Kerl lehnen und Mia konnte sich nicht wehren, als Donghae anfing Fotos davon zu schießen.