Um 1:13 Uhr standen die beiden erwartungsvoll vor der Tür. Nicht, dass es einen technischen Fehler gab und sie wirklich hier drinnen gefangen wären.
‚Door unlocked‘ ertönte es von einem Computer und Skye zog die Tür auf. Eilig sprangen sie in den Weinkeller, als würde sich die Tür wieder schließen können.
„Ich werde nie wieder auf irgendwelche Knöpfe drückten“, versprach Taehyung. Skye schaute skeptisch zu ihm hoch.
„Irgendwie glaube ich dir nicht …“
Sie hatten zwar alle Annehmlichkeiten gehabt, die man sich von einem Bunker hätte wünschen können, doch es fühlte sich schon schön an wieder in Freiheit zu sein.
Die Amerikanerin verschloss den Bunker wieder und sie gingen nach oben. Nur um dort eine Hausparty zu finden!
Sprachlos blieb Skye im Bogen zum Kaminzimmer stehen. Obwohl es mitten in der Nacht war, wurde draußen anscheinend noch gegrillt und Musik lief aus den Boxen. Chanyeol und Sehun waren am nächsten an Skye dran und sie packte Chanyeol beim Ohr.
„Was ist hier los?!“
„Hey! Skye!“ Er verstand wohl noch nicht die potentielle Gefahr, in der er sich befand oder er war zu betrunken, um es zu bemerken.
„Da seid ihr ja wieder!“, freute er sich weiter und umarmte die Sängerin. „Wir haben euch echt vermisst!“
Betrunken, total betrunken. Skye schaute sich um nach jemand, der vielleicht noch in der Lage war ihr zu antworten.
„Ji!“
Wann war Jiyong gekommen?! Wann war das hier überhaupt passiert?!
„Was wird hier gefeiert?“, fragte sie ihn. Ihr prüfender Blick checkte, ob es schon irgendwelche Schäden gab.
„Ehm … also zum einen feiern wir die Verurteilung der beiden Angeklagten und zum anderen ist es Sommer.“
Skye zog die Augenbrauen zusammen. Sie ließ sich nicht bullshitten. Gerade als sie anfangen wollte mit ihm eine Grundsatzdiskussion anzufangen, dass das hier immer noch ihr Haus war und kein öffentliches Gebäude, kam Taehyung wieder, mit zwei Bratwürstchen in richtigen Brötchen.
„Wo hast du das her?!“
„Von draußen, Mia grillt und sie hat Nudelsalat gemacht.“
Und so gingen sie raus. Die Bratwurst war schon eine gute Bestechung, aber nicht gut genug.
„Heeeeey! Willkommen in der Freiheit!“, begrüßte sie Mia hinter dem Grill. So richtig, richtig konnte Skye auch nicht sauer sein – aber sie konnte so tun.
„Wann ist das hier eigentlich zu einer Party ausgeartet?“
„Oh, eigentlich wollten wir nur etwas schwimmen, aber Chanyeol hat dann schon einen Kasten Bier geholt und dann hatten sie Hunger und dann haben wir anderen Bescheid gesagt her zu kommen und vorher einkaufen zu gehen. Keine Sorge, wir haben den Kühlschrank nicht geplündert und Chen und Heechul wechseln sich mit der Pet-Duty ab. Habt ihr nicht über die Kameras gesehen, was hier alles reingeschleppt wurde?“, wunderte sich die Deutsche.
Taehyung und Skye tauschten einen Blick aus.
„Wir waren … abgelenkt.“ Das war eine nette Umschreibung gewesen. Mias Augen wurden groß, als sie sich der Tragweite bewusst war.
„Oh, na endlich! Ich hoffe ihr macht nicht wieder so ein Ding, dass ihr noch wartet und irgendwelche Ausreden erfindet, wieso ihr nicht zusammen sein könnt…“
Die Amerikanerin rollte mit den Augen, also wenn hier einer nicht in der Position war ihr ein schlechtes Gewissen einzubläuen, dann wohl Mia.
„Nein, diesmal nicht. Sie muss nur noch die anderen überstehen …“
„Hey, die kennen mich alle und mögen mich. Wieso noch irgendwelche Proben?“
„Na ja, sie kennen dich, außer Jungkook vielleicht, jetzt auch nicht so gut …“
Skye stemmte die Fäuste in die Seite und zu spät bemerkte Taehyung, dass sie das anders verstanden hatte, als er meinte.
Gegen 03:30 Uhr hatte sich die Party dann aufgelöst. Es sah auch gar nicht so schlimm aus, wie Skye befürchtet hatte, wahrscheinlich aber auch, weil Mia die Rasselbande ganz gut unter Kontrolle hatte. Um ehrlich zu sein machte es ihr nichts aus, es war schön, wenn alle zusammenkamen. Viel zu wenig Freizeit hatten die Idols, da sollten sie auch ruhig mal einen Abend lang ausgelassen feiern.
Skye räumte noch ein wenig auf, doch nur aus Gewohnheit. Geld hin oder her, sie hatte Erziehung. Klar hatte sie eine Putzfrau, doch Skye würde sich schämen, wenn sie ihr das totale Chaos hinterlassen würde.
„Ehm … willst du … soll ich … nach Hause?“, fragte Tae sie unsicher. Skye, die gerade auf dem Boden hinter der Couch rumrutschte schaute fragend auf.
„Willst du nach Hause?“
Nur weil sie zusammen waren hieß das nicht, dass sie jede freie Minute miteinander verbringen mussten. Es war okay, wenn sie nicht immer zusammen schliefen oder etwas mit ihren Freunden unternahmen. Das machte doch auch etwas den Reiz aus, dass man sich nicht immer sah und bei ihren ganzen Terminen würde das wahrscheinlich mehr vorkommen, als ihnen am Ende lieb war.
„Eigentlich nicht“, gab er zu.
„Na dann komm her, ich komme nicht an diesen Kronkorken dran.“
Hinter der Couch stand ein Tisch, der als Bar fungierte und unter diesem lag ein Kronkorken. Taehyung kam zu ihr auf die Knie und streckte sich, bis er das garstige Ding hatte. Als er wieder hochkam, schaute er Skye direkt in die Augen. Für einen Moment verharrten sie so. Noch war der Gedanke, dass sie nun wirklich zusammen waren fremd, doch eigentlich wussten sie schon seid Monaten, dass sie zusammengehören. Taehyung beugte sich vor und küsste sie und schon war der Kronkorken vergessen.
Irgendwann schafften sie es ins Bett – mit drei Katzen und einem Eichhörnchen. Sie machte die Schlafzimmertür zu, damit Snickers nicht abhauen konnte, doch er hatte so ein Theater gemacht, dass sie ihn unten nicht alleine lassen wollte.
Taehyung legte seine Arme um Skye und zog sie näher an sich mit einem zufriedenen Seufzer heran.
„Es fühlt sich so gut an“, gab er zu, während er ihre Stirn küsste. Für Skye war es ein Gefühl von ‚angekommen sein‘. Sie stellte ihre Gefühle gegenüber Jongin nicht in Frage, sie hatte ihn geliebt und selbst jetzt noch hatte er einen besonderen Platz in ihrem Herzen, aber mit Taehyung fühlte es sich anders an, sicherer. Sie zog die Decke über die beiden und schlief direkt ein.
„Du zerstörst total meine Planung“, beschwerte sich die Amerikanerin am nächsten Morgen, als sie mit Taehyung beim Frühstück saß. Der Sänger hob die Augenbrauen und schaute sie fassungslos an.
„Ich?!“
„Ja, du! Mit deinem früher nach Hause reisen und mich verführen! Ich hatte Pläne Taehyung, Pläne!“
Die beiden waren weit davon entfernt sich richtig zu streiten und amüsiert grinste er.
„Ach ja, was für Pläne waren das denn?“
Skye verschränkte die Arme.
„Ich muss einkaufen, die IDOLLs kommen heute Abend zum Grillen und ich wollte für euer Dorm einkaufen und schauen, ob alles okay ist.“
„Wirklich? Du wolltest in unser Dorm?“
„Ja, klar. Nach zwei Wochen Reisen habt ihr bestimmt Hunger auf koreanisches Essen.“
Tae stand auf und zog sie in seine Arme.
„Du bist süß…“
Skye wollte alles andere als süß sein, beschwerte sich aber auch nicht. Sie wusste wie es war, wenn man länger weg war und auf gewisses Essen verzichten musste. In der Zeit, seit sie BTS kannte, hatte sie schon herausbekommen wer was mochte – überwiegend bei Jungkook – also wollte sie den Kühlschrank mit ihren Lieblingssachen füllen. Wenn sie ehrlich zu sich war, dann versuchte sie sich nur abzulenken. Das Essen heute Abend mit den IDOLLs machte ihr etwas Sorgen. London hatte ihr geschrieben, dass alle, die sich dazu entschlossen hatten SM Entertainment zu verlassen, kommen würden. Sie hatte nur nicht definiert, wer das war und genau das machte Skye unheimlich nervös. Was, wenn nur eine wechseln würde? Oder zwei? Natürlich hatte sie ihnen nicht die Pistole auf die Brust setzen können und wer wusste schon, wie lange es dauern würde, bis sie mit G-Next so weit waren, dass sie wirklich eine Band debütieren lassen könnten. SM Entertainment war ein sicherer Hafen. Vorerst. Schon wieder waren Gerüchte der Steuerhinterziehung im Umlauf, was bei SME nicht zum ersten Mal vorkam. Seit YG Entertainment so unter Beschuss war, hatte man sich wohl vorgenommen allen Entertainments mal unter den Rock zu gucken, die Frage war nur, ob man wissen wollte, was sich darunter verbarg.
So gemein es sich anhörte, aber für G-Next gab es keinen besseren Moment, als den, wenn zwei der größten Entertainments unter Beschuss standen. Koreaner waren im Vergeben nicht so gut und YG hatte den Ruf, dass sie ihre Künstler nicht genug pushen würden, dass es zu lange dauerte bis zum Comeback und SM Entertainment hatte den Ruf der Sklavenverträge und Überarbeitung. Skye wollte es, musste es, besser machen.
Schließlich fuhren sie gemeinsam in den Supermarkt. Skye hatte zwar vorgeschlagen, dass Taehyung im Auto wartete, aber so ganz vertraute er ihr mit den Einkäufen für die Band noch nicht. Somit kam wieder die äußerst unauffällige Tarnung ins Spiel: Kappe und Mundschutz.
Taehyung hörte sie förmlich mit den Augen rollen, ließ sich aber nicht beirren.
„Wenn du willst, kann ich es auch weglassen und wir gehen gemeinsam da rein und zeigen der Welt, dass wir ein Paar sind“, schlug er vor, um sie aus der Reserve zu locken. Völlig panisch schaute sie ihn an.
„Bist du irre?!“
Taehyung hatte schon viele Reaktionen erlebt, nur diese noch nicht und es brachte ihn zum Lachen.
„Okay, okay, schon gut …“
Er wusste, dass sie es nicht persönlich meinte und dass es im Moment nur äußerst unglücklich gewesen wäre. Sie wollte sich mit G-Next etwas aufbauen, etwas Eigenes und sie wollte dabei den Ruf von Taehyungs Freundin mit sich rumschleppen. Doch eines Tages würde er der Welt eröffnen, dass sein Herz vergeben war. Hoffentlich für immer.
Zugegeben, Skye schien die Truppe schon gut durchschaut zu haben. Nicht mehr als einmal wunderte sich der Sänger über ihre Essenswahl und wusste dabei genau, wen sie im Kopf hatte. Er lächelte in sich hinein. Oft tat sie so, als wer ihr alles und jeder egal, doch sie achtete auf viele Kleinigkeiten, die den meisten Leuten nicht auffallen würden.
Als er allerdings sah, was sie alles für das Grillen mit ihren Mädels einkaufte, wurde er etwas neidisch. Noch waren seine Manager beschäftigt … sie könnte ihm etwas aufheben.
Danach fuhren sie ins BTS Dorm. Skye parkte den Wagen in der Tiefgarage. Sie vermisste die Fabrik irgendwie, auch wenn sie in dem eigenen Haus auch nicht wirklich Ruhe hatte. Sie öffnete den Kofferraum und nahm die Tüten heraus und begann dann sich mit Tae zu zoffen, wer welche Tüte nahm, weil er nicht wollte, dass sie so schwer trug. Sie waren so am giggeln, dass sie nicht bemerkten, wie auf einmal Jongin neben ihnen stand und anstarrte. Gleichzeitig hörten Skye und Tae auf.
„Hey Mann“, sagte Taehyung, weil ihm nichts Besseres einfiel. Er und Jongin waren Freunde und nun war er mit Skye zusammen. Schon zuvor war die Situation komisch gewesen, doch da war noch nichts gravierendes passiert und sie konnten miteinander umgehen. Jetzt war es ein völlig neues Level.
„Hey“, erwiderte Jongin nur bevor er zu seinem Wagen ging. Bis er losfuhr und außer Sicht war bewegten Taehyung und Skye sich noch nicht einmal. Erst als er außer Sicht war seufzten die beiden und schauten sich an.
„Wow … das wird noch eine Weile komisch sein“, bemerkte Taehyung. Skye hatte ihm nicht erzählt, dass Jongin erst bei ihr gewesen ist, um etwas zu versuchen, weil er dachte er hätte da irgendwelche Zeichen gesehen und sie hatte es auch nicht vor, um nicht noch mehr einen Keil zwischen sie zu treiben.
Die Stimmung war dahin. Natürlich hatte Skye gewusst, dass BTS und EXO Freunde waren und das es kompliziert werden würde, nur hatte sie auch gedacht, dass Jongin mit der ganzen Sache auch so abgeschlossen hatte wie sie.
Natürlich war das Dorm aufgeräumt. Immerhin hatten sie eine Putzfrau, so dass sich erst gar keine Staubschicht bilden konnte. Sie stellten die Einkäufe ab und Skye begann die Sachen in den Kühlschrank zu räumen. Später würde sie jedem noch eine Kleinigkeit auf’s Zimmer legen, etwas Süßes oder zum Naschen. Taehyung stellte sich dicht hinter sie und begann ihren Hals zu küssen. Automatisch reckte sie sich etwas, damit er besser rankam.
„Tae …“
„Wir haben dieses Dorm nie wieder für uns alleine…“, raunte er in ihr Ohr. Argumentation war alles. Taehyung war oft albern und witzig und schusselig, doch wenn sie alleine waren, lernte sie oft eine andere Seite von ihm kennen. Verwegener, ruhiger, sexier. Eilig schloss sie den Kühlschrank, alles Wichtige war bereits verstaut und kaum drehte sie sich um, fanden seine Lippen ihre.
Ein paar Wochen vorher …
„Hi zusammen“, rief Namjoon in die Runde und ging auf die Küchenzeile zu, um dort seine Tasche abzustellen. Erst jetzt bemerkte er, dass hier etwas skurriles am Laufen war. Aber … das konnte er doch nicht wirklich gesehen haben? Langsam drehte er sich um. Auf der Couch saß Taehyung, mit Zettel und Stift und er wirkte sehr interessiert. Auf dem Sessel saß Yoongi mit einer Schüssel Popcorn. So weit, so gut. Das Skurrile war das, was im Fernsehen lief. Ein Porno.
„Sag mal! Was tut ihr?!“
„Pssst, Tae versucht zu lernen, störe ihn nicht dabei“, beschwerte sich Yoongi wegen der Unterbrechung, ohne dabei die Augen vom Fernseher abzuwenden.
„Was versuchst du zu lernen?“, fragte der Namjoon, da er wusste, dass Taehyung mit Sex durchaus vertraut war.
„Wie man Sex mit einer Ausländerin hat“, erwiderte der Jüngere mit Unschuldsmiene. Namjoon stockte.
„Warte, geht es hier um Skye? Meinst du wirklich, dass dir ein Porno dabei hilft? Vielleicht solltet ihr zusammen erkunden, was ihr mögt?“ Die Stimme der Vernunft, selbst in so einer Situation.
„Nicht ‚ein‘ Porno, wir schauen seit zwei Stunden und ich vergleiche die Mittelwerte. Ausländer sind wirklich sehr kompliziert“, seufzte Taehyung.
Hilfesuchend schaute der Bandleader zu Yoongi, der zuckte wiederum nur mit den Schultern.
„Wenn er doch lernen will …“
Und nun waren sie wieder hier, auf der gleichen Couch, als Taehyung zwischen ihren Beinen verschwand und ihren Minirock hochschob. Er war ein guter Schüler.
Das Paar hatte sich bis in sein Schlafzimmer hochgearbeitet, doch irgendwann war es Zeit für Skye nach Hause zu fahren. Nur schwer hatte sie sich von ihm losreißen können. Im Auto angekommen, schüttelte sie grinsend den Kopf. Irgendwie hatte sie nicht gedacht, dass es so mit ihm sein würde. Eigentlich war sie sogar davon ausgegangen, dass es länger dauern würde, bis sie miteinander schliefen. Es wäre okay gewesen. Skye wusste, dass die koreanischen Uhren etwas anders tickten, bei manchen schneller, bei manchen langsamer und sie hätte auch gewartet. Umso mehr überraschte es sie, dass er so offen damit umging. Er machte nicht den Eindruck, als würde er sich durch die Gegend vögeln. In all den Monaten, in denen sie BTS nun kannte, hatte sie nicht mitbekommen, dass Taehyung irgendetwas am Start hatte und gerade deswegen hätte sie ihn für etwas reservierter gehalten. Andererseits kämpften sie schon seit einigen Wochen gegen die Leidenschaft an. Mehr als einmal hatten sie die Notbremse gezogen, anstatt sich ihren Gefühlen hinzugeben.
Es war erst 15 Uhr, als sie Zuhause ankam. Die Amerikanerin hatte noch drei Stunden Zeit und setzte sich an den Computer um die Mails durchzugehen. Der Tag im Bunker hatte sie etwas rausgeworfen, doch nach einer Stunde war sie wieder auf dem aktuellen Stand. Skye trug ein Shirt mit Kapuze und Snickers hatte sich da hinten eingenistet. Also lief sie die ganze Zeit mit dem Eichhörnchen durch die Gegend, dass auch nicht den Eindruck machte abhauen zu wollen.
„Sie wirken nervös heute“, bemerkte Frau Kim, nachdem Skye zum dritten Mal am Kühlschrank war, um zu gucken, ob sie alles hatte. Seufzend stützte sie sich auf den Tisch auf.
„Etwas.“
„Geht es um das neue Label?“
Frau Kim bekam natürlich mit, was hier im Haus los war, auch wenn sie sich zurückhielt und keine Fragen stellte. Skye nickte ihr zu.
„Jeder neue Anfang ist schwer, haben Sie Vertrauen in sich, Frau Jones.“
Die ältere Frau legte ihre Hand auf Skyes Schulter im Vorbeigehen. Tausend Sachen schwirrten Skye im Kopf umher, Dinge, um die sie sich kümmern musste, Dinge die besprochen werden mussten, doch heute würde sie den IDOLLs gehören. Je nachdem wie viele kamen. Sie würden G-Nexts erste Band werden, auch wenn Skye nicht wusste, ob es besser wäre eine rein koreanische Band als erstes zu debütieren. Andererseits … entweder wollte sie ein Statement setzen oder nicht. Sollten die anderen denken, was sie wollten. Sie waren tolle Sängerinnen, wie sahen gut aus, waren witzig, konnten tanzen. Sie hatten alles, was eine Band brauchte.
18 Uhr rückte immer näher. Die Sängerin hatte versucht sich schlafen zu legen, doch war sie viel zu aufgeregt. Unruhig pirschte sie hin und her, versuchte sich im Studio abzulenken, doch schaffte es einfach nicht. Dies würde … könnte die Geburtsstunde von … wie auch immer wie sich nennen werden.
Natürlich informierte man Skye, als der Van hochfuhr und sie versuchte wirklich nicht vorne durch das Küchenfenster zu spähen, wer alles aussteigen würde. Nein. Sie würde warten.
Eilig brachte sie Snickers und die Kätzchen in das neue Eichhörnchen-Zimmer. Sie wollte in dem Gewusel nicht auch noch die vier rumrennen haben. Skye wartete im Kaminzimmer und als es klopfte, zählte sie von Fünf runter. Nicht das die anderen dachten, sie hätte an der Tür gewartet! Die Amerikanerin öffnete die Tür und ihr Herz klopfte wie wild. Blake fiel ihr jubelnd um den Hals, so das Skye gar keine Möglichkeit hatte zu erkennen, wer alles gekommen war. Aber Blake war da, das war schon mal wichtig. Sie drückte die junge Sängerin an sich und schaute sich dann um. London. Kendra. Mi Cha und Ara? Mit Ara hatte sie nicht gerechnet, dafür fehlte Melissa. Langsam löste sie sich aus der Umarmung und schaute lächelnd in die Runde.
„Na kommt rein!“
Bevor sie zu den ersteren Themen übergingen, wollten sie natürlich Snickers kennenlernen und die Kätzchen knuddeln, wobei sich Pan beschwerte – so wirklich ernst nahm ihn keiner.
Schließlich landeten sie auf der Terrasse und Skye machte eine Flasche Weißwein auf. Schweigen legte sich über den Tisch, der schon mit Brot, Dips und Salaten gedeckte war.
„Also“, es war Kendra, die die Stille unterbrach. „Wie gesagt, alle, die heute hier sind, haben SM bereits verlassen. Unsere Verträge hätten zum 01. Oktober verlängert werden müssen, doch wir haben das abgelehnt.“
Verwundert schaute Skye auf. Sie hatte mit einem blutigen Prozess gerechnet, der sie viel Geld kosten würde. Das ihre Verträge ausgerechnet jetzt ausgelaufen waren, war ein glücklicher Wink des Schicksals. Wieder klopfte ihr Herz aufgeregt. Und dann stiegen ihr Tränen in die Augen, sie konnte gar nichts dagegen tun. Die anderen schauten verwundert.
„Danke“, stammelte sie und wischte sich trotzig die Tränen weg.
„Awwwwwww“, kam es von Kendra, die aufstand und Skye in den Arm nahm und dann taten die anderen das gleiche und irgendwann waren sie nur noch ein riesiger Klumpen. In diesem Moment kam Frau Kim raus, um den Grill anzufeuern. Die Frau stockte und lächelte die Truppe an. Wie sie gesagt hatte.
Nachdem sie sich wieder beruhigt hatten, stießen sie gemeinsam an und begannen sich die Teller voll zu machen.
„Ich habe überlegt, dass – wenn ihr wollt – ihr in das Nebenhaus ziehen könntet. Noch haben wir das Dorm nicht fertig, aber ich hätte es lieber, wenn wir alle nahe beieinander sind. Ich habe das Tonstudio und irgendeinen Raum werde ich als Tanzstudio nutzen.“
„Wir können hier wohnen?“, fragte London überrascht.
„Natürlich.“ Für Skye war es nur normal. Im Leben würde sie in kein kleines Dorm mit fünf Mädels ziehen und hier hatten sie alles, was sie brauchten.
„Neet“, kam es grinsend von Kendra und schon verbreitete sich der Geruch von Essen vom Grill.
Stunden um Stunden saßen sie zusammen, aßen, tranken und sprachen über ihre vermeidliche Karriere als Girl Group. Skye hatte genaue Vorstellungen, was sie nicht wollte. Sie wollte nicht eine dieser Bands werden, die in der Masse unterging. Sie sollten Wiedererkennungswert haben, ihre Songs selbst schreiben und sie wollte nicht zu Girly-Girly sein. Vorbilder, aber nicht zu fern der Realität. Auch aus London und Kendra sprudelten Ideen heraus. Bei SME interessierte sich am Anfang noch niemand dafür, was die Künstler zu sagen haben, doch Skye wollte, dass sie sich wohl fühlten – vor allem bei der Arbeit. Die Amerikanerin wusste, dass nicht jeder selbst Song schreiben konnte, aber mit der richtigen Motivation konnte man das lernen und sie wollte ihre Künstler unterstützen kreativ zu sein. Man wollte ja nicht nur Musiker sein, um Songs anderer Leute zu singen, sondern weil man selbst Lieder im Kopf hatte, die man mit der Welt teilen wollte. Zumindest ging es Skye so. Es ging darum etwas mit der Welt zu teilen und zu hoffen, dass sich die Welt daran erfreute.