Im Endeffekt war Mia froh gewesen gestern nicht noch einmal auf Donghae zu stoßen. Siwon, Kangin und Kibum waren schon zu Hause als Mia kam und sie saß noch eine halbe Stunde bei ihnen und redeten, bevor sie ins Bett gingen.Um Punkt 7 Uhr, motiviert durch die weckende Star Wars Melodie, stand Mia an der Tür bereit. Heute würde Siwon sie nicht hier lassen, sie würde ihn abfangen und wenn es das Letzte war, was sie tun würde. Ein paar Minuten später kam Siwon aus seinem Zimmer und hob die Augenbrauen.
„You are still hurt.“
„I’m fine!“, beschwerte sie sich. Zwei Wochen waren vorbei, wie lange brauchte so eine Rippe denn? Und für was gab es Schmerzmittel? Eben, für Schmerzen. Siwon sah das wohl anders und verschränkte die Arme.
„Okay, aber wir machen langsam und wenn du nicht mehr kannst, dann sagst du Bescheid.“
Damit stellte er seine Konditionen vor und Mia sprang ihm grinsend in die Arme.
„Danke schön!“
Fröhlich umarmte sie ihn. Siwon zögerte kurz, etwas verlegen machte sie ihn schon, doch dann drückte er sie, lächelte und sagte dass er sie beim Morgensport vermisste hatte. Und dann ging es los. Mia machte nicht alle Aufwärmübungen mit, weil sie wusste, dass sie dann nicht mehr hätte joggen können. Es war okay von den Schmerzen, auch wenn sie merkte, dass noch nicht alles wieder ganz heile war. Siwon lief langsam und schaute oft nach Mia. Sie war chronisch stolz und würde sich eher die Zunge abbeißen oder einfach umfallen, bevor sie zugeben würde, dass sie nicht mehr konnte. Siwon wirkte dem auf seine eigene Weise entgegen und verkürzte einfach die Runde. Mia beschwerte sich nicht, unentdeckt blieb es aber nicht.
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Zurück zu Hause wurden erst mal die anderen aus den Federn geworden. Nur Siwon hatte heute Morgen einen Termin, alle anderen waren potentielle Opfer. Sie bereiteten das Frühstück vor und als alle saßen erklärte Mia, dass sie heute Morgen Karton packen sollten.
„Ich werde gleich zu den anderen fahren und ich möchte dass wenn ich zurück bin ihr alles soweit fertig habt. In den nächsten zwei Tagen werdet ihr dafür so gut wie keine Zeit haben und am Montag wird umgezogen.“
„Was ist wenn wir nicht packen?“,wollte Kangin wissen. Es war noch nicht mal herausfordernd, er war einfach nur neugierig.
„Willst du das wirklich herausfinden?“
Mia hob die Augenbrauen und alle schüttelten den Kopf, nein, wollten sie nicht. Sie frühstückte aber erst mal und googelte dabei ihren Freund. Sie landete auf der Facebook Fan Seite und lass sich die ‚Infos‘ durch. Da waren echt Sachen dabei die sie noch nicht gewusst hatte. Zum Beispiel das er anfangs kein Bett hatte oder das er Ski fahren konnte. Spätestens das würde sie Morgen testen. Aber noch keinen Hinweis, der ihr bei einem Geburtstagsgeschenk helfen könnte. Sungmin lehnte sich zu Mia rüber und schaute auf den Bildschirm.
„Was tust du?“
„Ich …. egal….“
Sie wollte nicht zugeben was sie da tat, sie wollte alleine etwas finden. Sie war seine Freundin und sie brauchte keine Hilfe. Punkt. Oder doch?
Sungmin versuchte aus der Seite schlau zu werden und schaute fragend zu Mia.
„Es ist egal … vielleicht komme ich in ein paar Tagen auf dich zurück.“
Schlecht war die Idee nicht. Schließlich verließ Mia zusammen mit Siwon das Haus und nahm einiges an Umzugskartons mit. Siwon setzte sie bei den anderen ab. Sie hatte seinen Wohnungsschlüssel von Sungmin bekommen und schloss die Tür auf. Stille. Mia schaffte die Kartons rein und schaute sich um. Wie noch keiner wach? Sie hatte doch gesagt dass sie kommt. Seufzend ging sie in die Küche und machte Kaffee. Sie wartete geduldig bis der Kaffee durchgelaufen war, schüttete eine ordentliche Portion Milch, Zucker UND Salz hinein, schnappte sich die vier Tassen und begann bei Eunhyuk und Leeteuk im Zimmer. Die beiden waren noch fest am Schlafen. Langsam schwenkte Mia eine Tasse unter Leeteuks Nase und er öffnete die Augen.
„Gu .. Mo … Mia…“, sagte er verschlafen und fast – aber nur fast – hatte sie Mitleid mit ihm. Sie stellte die Tasse auf seinen Nachttisch und ging weiter zu Hyuk, der genau so verschlafen die Augen öffnete. Kaffee war bei ihnen ein gutes Lockmittel und ungefähr eine halbe Minute später saßen beide in ihrem Bett, rochen am Kaffee und tranken gleichzeitig. Lächelnd stand Mia in der Tür als beide den Gesichtsausdrück änderten und ein lange „wäääääääh“ von sich gaben. Sie schauten zu Mia die immer noch grinste – jetzt waren sie wach. Eunhyuk versuchte sich die Zunge an seiner Decke abzuwischen und Teukie schaute die Tasse an, als wäre sie der neu erklärte Feind. Blieben noch zwei übrig. Gemütlich schlenderte Mia in das andere Schlafzimmer. Eunhyuk und Leeteuk schauten sich geschockt an.
„Das war wirklich gemein!“,
beschwerte sie Leeteuk.
„Aber sie hat erreicht was sie wollte.“
„Sollten wir die anderen warnen?“, fragte Teukie, nach zwei Sekunden sagten beide gleichzeitig
‚Nein!‘. Wenn sie leiden mussten, sollten es die anderen auch und nur eine Minute später wurden Stimmen im anderen Zimmer laut.
„Aber ich bin dein Freund!“
„Mir egal, heute Vormittag seid ihr meine Sklaven und ich habe gesagt um 8 Uhr aufstehen.“
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Kyuhyun sah durch den Kaffee ziemlich mitgenommen aus und lief meckernd hinter Mia her. Jetzt waren sie zumindest wach. Mia machte das Frühstück soweit fertig und stellte die Kaffeekanne auf den Tisch. Keiner von ihnen traute sich einen neuen Kaffee zu probieren, auch wenn sie ihnen sagte, dass er in Ordnung wäre, jetzt waren sie skeptisch – solche Ereignisse prägte unheimlich. Donghae schien schon nicht mehr sauer auf Mia zu sein, zumindest wirkte er nicht so. Vielleicht hatten sie sich gestern nur hoch geschaukelt, vielleicht hatten sie zu viel getrunken, jedenfalls fand er es witzig, dass es Kyu genau so abbekommen hatte wie die anderen. Als die anderen sich in der Dusche abwechselten fing Mia schon mal an die allgemeinen Sachen einzuräumen und ließ sich dabei von Eunhyuk helfen.
„Wann gucken wir One Piece?“
Mia lachte fröhlich. Ja, in Eunhyuk hatte sie fast so was wie einen Seelengefährten gefunden. Sie verstanden sich unheimlich gut, sie fühlte sich wohl bei ihm, fand ihn aber als Mann nicht interessant. Gut, was heißt nicht interessant? Er hatte einen tollen Körper und auch wenn er nicht hübsch war, wie Siwon oder Donghae, so war er interessant und seine Art machte ihn ‚schön‘. Trotzdem war er nicht Mias Typ und sie anscheinend auch nicht seiner, dass machte den Umgang zwischen ihnen so unkompliziert. Sie konnte quatschen und blödeln ohne dass sie danach ein schlechtes Gewissen haben brauchten.
„Wenn wir in der neuen Wohnung sind und am nächsten Morgen ausschlafen können, dann gucken wir das.“
„Das wird dann also ….“ Eunhyuk überlegte, „nie sein!“
„Quatsch, wir machen das die nächsten Tage!“
„Und an dem Abend wirst du mir alleine gehören?“
Sie zog ihn am T-Shirt Kragen zu sich und schaute ihm tief in die Augen.
„Dir alleine mein Captain.“
Und beide fingen herzlich an zu lachen, bis sie sich die Bäuche hielten. Kyuhyun war kurz vorbei gegangen und die beiden beobachtet, schüttelte aber dann nur den Kopf und verdrehte die Augen, da hatten sich echt zwei Kindsköpfe gefunden.
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Zuerst half Mia Leeteuk und Eunyhuk ihr Zimmer in 60×60 m große Kartons zu verpacken und erfuhr ziemlich viel über sie. Hyuk zeigte ihr seine Lieblingsbücher, während Leeteuk ihr Fangeschenke zeigte, die ihm besonders am Herzen lagen. Sie hatten schon einen ziemlich langen Weg hinter sich gebracht und es war klar, dass das nicht spurlos an ihnen vorbei gegangen war. Erinnerungen begleiteten sie und zeigten das, was nur sie erlebt hatten, was niemand sonst nachvollziehen konnte. Mia war froh ein Teil dieses Wegs zu sein und sie so zu erleben, wie sie waren, ihnen so nahe sein zu dürfen. Manchmal fragte sie sich, ob sie es zu schätzen wusste. Die meisten der Fans würden sich einen Arm ausreißen um einen Tag so bei ihnen zu sein und für Mia war es normal, ihre Arbeit und bis vor wenigen Monaten wusste sie noch nicht mal das Super Junior existierte. Sie hatte sich zwar die Bandgeschichte ein wenig angeschaut und sich ein paar Videos angeguckt, aber wirklich Zeit sich mit der Band und ihren Mitgliedern zu beschäftigen, hatte Mia nicht gehabt. Für andere stellten diese Jungs seid Jahren ihren Lebensinhalt dar und Mia verstand wie einfach es war sie zu mögen. Schon nach einem Monat fragte sie sich wie ihr Leben vorher gewesen war, wie sie ohne diese Kerle gelebt hatte und das Leben in Deutschland drängte sich immer weiter in den Hintergrund. Wie würde sie in einem Jahr zurück kehren können? Sicher, man wusste nie was in den nächsten 11 Monaten passieren würde, vielleicht stellte sich heraus das sie alle doof waren, dass sie sich eigentlich nicht verstanden und Mia würde in sechs Monaten freiwillig nach Hause zurück kehren, doch so wie es im Moment war, war alles gut.
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Nach gut einer Stunde war klar dass Mia sich vollkommen verrechnet hatte, was die Kartons betraf – wer konnte auch wissen, dass Eunhyuk eine halbe Bibliothek hatte? Schneller als geahnt war der letzte Karton verplant, aber es gab noch genug zu packen.
„Kann einer rüber fahren und bitte noch ein paar Kartons holen?“,
fragte sie in die Runde und Eunhyuk sprang sofort auf.
„Kein Problem!“
„Ich komm mit!“, sagte Hae.
„Ich auch!“, kam von Kyuhyun.
Und noch bevor Mia sich beschweren konnte, dass man ja keine drei Kerle für ein paar Kartons brauchte, waren sie aufgesprungen und hatten die Wohnung verlassen. Leeteuk beobachtete Mias Blick und fing an zu lachen.
„They are just like kids.“
„But you like it“, stellte Leeteuk fest und Mia musste lächeln.
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Sie hatten noch zwei Kartons übrig und machten schon mal weiter im Wohnzimmer.
„Du Mia, darf ich dich mal was fragen?“
Oh-oh. Mia hasste es, wenn ein Gespräch so begann. Ein Gespräch begann nur so, wenn der andere dachte, dass es einem unangenehm war, wenn er das nicht dachte, dann hätte er einfach so gefragt. Mia schaute zu Leeteuk und legte die Spieluhr, die sie sich zuletzt gegriffen hatte um sie in Papier einzupacken, in den Schoß.
„Wieso Kyuhyun und nicht Donghae?“
Mia wisch seinem Blick aus, wenn das alles so einfach zu beantworten wäre. Alle rationalen Gründe, die gegen Donghae gesprochen hatten – Alter und Arbeitgeber – hatten auch gegen Kyuhyun gesprochen. Im Endeffekt hatte sie nur nach rationalen Gründen gesucht um sich nicht mit ihrer Gefühlswelt auseinander setzen zu müssen. Ihr war klar dass sie Leeteuk nicht erzählen konnte, dass sie nicht mehr als Freundschaft für Hae empfand, er würde es ohnehin nicht glauben.
„Kennst du das Gefühl, dass du jemanden zu sehr magst? Das es schon weh tut? Das du denkst du liebst diesen Menschen bedingungslos. Als wäre ohne ihn da wo dein Herz sein sollte einfach nichts mehr.“
Leeteuk hörte selbst auf zu packen und nickte leicht, ja, dieses Gefühl kannte er zu gut.
„So fühlt es sich bei Hae an. Es ist … ungesund. Es ist nicht gut jemanden bedingungslos zu lieben, ohne zu hinterfragen. Er ist so rein, wie ein Kind, ich wünschte ich könnte ihn beschützen. Ich mag ihn mehr als mich und deswegen stelle ich Haes Bedürfnis über meine eigenen und ich denke, dass eine Beziehung wie ich sie wollen würde für ihn nicht möglich ist. Die Phase ist so wichtig für euch, ich will ihn nicht ablenken, ihn nicht für mich beanspruchen.“
Es war schwer in Worte zu fassen, sie hat schon einmal so empfunden und wusste daher wie ungesund es tatsächlich war. Vor zwei Jahren hatte sie einen Mann kennen gelernt und es ging eben so schnell, sie haben sich gesehen und ineinander verliebt. Wenige Tage später waren sie zusammen, Mia praktisch bei ihm eingezogen. Sie waren so süchtig nacheinander gewesen. Er hatte ihr einen Heiratsantrag gemacht, sie mit seinen großen, unschuldigen Augen angeguckt und gefragt, ob sie ihm die Ehre erweisen und seine Frau werden würde. Mia war mit ihren Gefühlen immer sparsam gewesen, hatte sich nie emotional zu sehr auf jemanden eingelassen, aber nicht bei ihm. Kopfüber hatte sie sich da rein gestürzt und ihre Mutter dachte tatsächlich, dass es jetzt so weit war. Es hatte sich so ungesund gut angefühl und so schnell wie es begonnen hatte, so schnell war es beendet gewesen. Es war alles in einem kleinen Zeitfenster von zwei Monaten passiert, aber es waren so viele Gefühle im Spiel gewesen. Für Mia brach eine Welt zusammen. Es war anders als alles andere was sie erlebt hatte. Sie fühlte sich so leer, als hätte jemand ihre Seele gestohlen. Die drei-vier Monate die danach kamen waren wie ein Black Out. Heute konnte Mia sich nicht mehr daran erinnern, weder an ihren Geburtstag, nicht an das, was sie geschenkt bekommen hatte, nicht an das, was sie getan hatte. Mia erinnerte sich sonst an alles, ein fotogenes Gedächtnis mit einem riesigen Speicher, aber diese drei-vier Monate waren einfach weg, egal wie sehr sie versucht hatte sich an irgendetwas zu erinnern. Sie hatte sich von ihren Freunden abgewendet, da sie sich einfach als keine gute Gesellschaft empfunden hatte und hatte selbst nach diesen vier Monaten noch lange mit sich zu kämpfen gehabt. Sie kam sich vor wie Bella in New Moon und Edward war einfach weg gewesen. Es wäre egal gewesen wenn sie in eine Starre gefallen wäre, in ein Koma oder einen hundertjährigen Schlaf, denn er war weg und nichts und niemand hatte den Schmerz mildern können. Sie konnte nicht atmen, weil sie das Gefühl hatte jemand hätte ihr einen zu engen Panzer angelegt. Nur daran zu denken, sich daran zu erinnern machte Mia schwer zu schaffen. Doch damals hatte sie beschlossen es nie wieder so weit kommen zu lassen, sich nie wieder so von einem Mann abhängig zu machen, nie wieder jemanden so bedingungslos zu lieben.
„Denkst du nicht das sollte Donghae für sich selbst entscheiden?“
Leeteuk riss Mia mitten aus ihren Gedanken und sie musste sich erst einmal sortieren, was sie gesagt hatte. Kurz grübelte sie.
„Nein. Ich bin die Ältere, ich habe die Verantwortung.“
Natürlich war das keine besonders gute Antwort, doch auch hier galt: Wenn man es sich oft genug sagte, glaubte man es.
„Aber wieso dann Kyuhyun?“
Leeteuk konnte Mia nachvollziehen, aber wieso hatte sie sich dann für Kyuhyun entschieden.
„Weil ich es kontrollieren kann. Ich habe ihn gerne, ich verbringe gerne Zeit mit ihm, aber es fühlt sich nicht so endgültig an, nicht wie bei Aragorn und Arwen. Es macht Spaß ihn kennen zu lernen, mich überraschen zu lassen. Ich bin gerne in seiner Nähe, aber ich habe es unter Kontrolle.“
Leeteuk schaute sie eine Weile an und grübelte. Nach seiner Meinung war das mit Hae noch nicht ganz durch, vielleicht wussten sie es beide noch nicht, vielleicht würde es noch Monate dauern, aber Leeteuk würde seinen linken Arm darauf verwetten, dass diese Geschichte noch nicht beendet war.
Die beiden wurden unterbrochen als die Tür auf ging und die drei fehlenden Kerle mit weiteren Kartons wieder kamen.
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Etwas später hatten sie schon ein gutes Stück Arbeit hinter sich und Big Mike holte sie ab. Es war Freitag und so gut wie jede Wochen traten sie bei der Musik Bank auf. Mia sollte heute mittanzen und schnappte sich bei dem kurzen Abstecher zu Hause ihr Outfit. Für Kim war es natürlich sehr praktisch dass sie so wie so immer dabei war – da konnte sie auch tanzen. Was Mia sehr freute war, dass Yunho und noch ein Bandkollege heute bei der Sendung mit moderieren würden. Vor den Proben kam Yunho auf Mia zu und drückte sie fest.
„Hey Mia, how are you?“
„Pretty good, and you?“
„Fine … oh by the way, this is my bandfellow Kim Jae Joong…“
Mia schaute an ihm vorbei und entdeckte ein junges, hübsches Kerlchen der sie mit so einem durchbohrenden Blick anguckte, dass Mia schlagartig wieder an Chucky die Mörderpuppe dachte. Sie lächelte, verbeugte sich leicht und sagte ‚Hallo, freut mich dich kennen zu lernen‘. Sungmin hatte gesagt das Mia sehr niedlich aussahe, weil sie so unsicher wirkte und Angst hatte irgendetwas falsch zu machen. Meistens wurde Mia fröhlich angegrinst, Jae Joon grinste auch, aber irgendwie erreichte es nicht seine Augen. Er verbeugte sich ebenfalls leicht und stellte sich vor. Mia war froh als Yunho sich wieder zu ihr wandte.
„Übrigens, wegen letzter Woche, es tut mir leid.“
Er sprach den Zeitungsartikel an, aber dafür konnte niemand etwas.
„Quatsch, das war nicht deine Schuld.“
„Ich werde in Zukunft vorsichtiger sein, nicht dass du Ärger mit Kim bekommst.“
„Ach ich glaube er ist es schon gewohnt, er hat mich zumindest nicht darauf angesprochen.“,
sagte sie grinsend. Wenn man so darüber nachdachte war es wirklich verwunderlich. Kyuhyun kam zu ihnen, stellte sich halb hinter Mia und legte den Arm um ihre Schultern.
„Hey ihr zwei“, sagte er fröhlich, symbolisierte aber gleich ‚Die da = meins!‘. Die zwei Sänger begrüßten Kyu und Mia beobachtete vor allem Jae Joon dabei, Kyu schaute er wirklich freundlich an, also lag es wohl an ihr, oder hatte sie sich den fiesen Blick nur eingebildet? Sie stubste kurz ihren Kopf an Kyus und wand sich dann aus seinen Armen, Kim war in der Nähe und sie wollten ihm ja den Braten nicht direkt vor die Füße werfen. Schließlich gingen sie in die Maske und bereiteten sich auf die Show vor. Kairi und Sunmi waren auch da und unterhielten sich ein wenig mit Mia. Es war auffällig wie viel Mia unterwegs war, dass lag aber am Terminplan der Band und nicht an ihr. Noch immer trug Mia ihre Maske, damit man sie nicht erkannte. Mittlerweile nahm Mia einen Auftritt viel bewusster wahr, nicht wie am Anfang. Sie schaute sich um, grinste und achtete besser auf ihre Bewegungen und ihren Körper. Mia schien ziemlich entspannt zu sein, vielleicht lag es daran, dass sie kaum noch Schmerzen hatte.
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Nachdem die Show zu Ende war, teilte sich die Gruppe. Ein Teil ging was essen, ein Teil fuhr nach Hause und manche verschwanden einfach so. Mia meckerte nicht, sie hatten keinen Termin mehr – außer Leeteuk und Eunhyuk – und sie hatten heute gut für den Umzug mitgeholfen. Kyuhyun traf sich mit seiner Schwester und Mia war froh, dass er sie nicht fragte, ob sie mitkommen wollte. Für die große Schwester war sie noch nicht bereit, Eltern: kein Problem, aber große Schwestern waren immer etwas heikel.
Am Ende fuhr Mia mit Sungmin und Siwon nach Hause. Siwon fuhr dann aber weiter zur Bibelstunde und packte Donghae gleich mit ein. Irgendwie waren sie heute Abend alle ausgeschwärmt. Mia schickte dennoch allen eine SMS dass sie am nächsten Morgen früh raus mussten und dass sie deshalb nicht all zu spät nach Hause kommen sollten.
Es war fast schon gespenstig ruhig. Sungmin hing am Telefon mit seiner Freundin und Mia legte sich kurz in die Badewanne. Wahnsinn. Vier Wochen ohne Badewanne, vorher nie vorstellbar gewesen. Sie nahm sich die Zeit und dachte über die vergangenen Wochen nach. Vier Wochen. Und sie waren vergangen wie im Flug –woher kam eigentlich dieser Spruch? Mia fand das Flüge nie schnell vorbei gingen. Mia hatte so viel zu tun gehabt, dass sie noch nicht mal Zeit gehabt hatte so etwas wie Heimweh zu bekommen. Sie skypte mit ihren Eltern alle zwei Tage und schrieb sich Mails mit ihren Freunden. Ihren besten Freund Kosta sah sie in Deutschland auch nur einmal im Monat oder so, weil beide immer zu beschäftigt waren. Und irgendwie hatte sie auch von Seoul nicht richtig viel mit bekommen. Klar gingen sie essen und trinken und auch mal shoppen, aber so wirklich? Eher nicht. Aber gut, dafür waren sie ja auch ständig auf irgendwelchen Terminen unterwegs.
Vielleicht sollte ich eines Tages ein Buch über meine Zeit bei Super Junior schreiben …. und jetzt schon mal anfangen Tagebuch zu führen, bevor ich das alles wieder vergesse …. ‚Ein gestörtes Jahr‘ wäre ein guter Titel … oder verrückt … oder verrückt-gestört … oder einfach ‚Die beste Zeit meines Lebens‘ – noch, dachte sie und tauchte mit dem Kopf unter Wasser.
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Mia hasste es zu viel Zeit mit Gedanken zu verschwenden, denn sie hatte einen Hang dazu sich in irgendwas rein zu steigern, was dazu führen könnte, dass sie in zehn Minuten heulend am Telefon mit ihrer Mom hing oder sie eine neue Choreografie zu ‚My only girl‘ machte. Also lieber weg mit den Gedanken um Familie und die Heimat, die sie sonst immer so genervt hatten und her mit wichtigen Gedanken. Zum Beispiel Kyus Geburtstagsgeschenk. Und schon bekam Mia Kopfschmerzen, ein kleines penetrantes Hämmern in ihrem Kopf. Was zum Teufel sollte sie ihm holen? Holen konnte sie viel, aber Mia wollte etwas persönliches, etwas, was sie miteinander verband, etwas mit dem er etwas anfangen konnte.
3…..2…..1 und es schlug ein wie eine Bombe. Mia haute sich selbst auf die Stirn, das sie DA drauf nicht früher gekommen war. Und auf einmal war es so offensichtlich. Sie badete schnell fertig und hockte sich dann vor ihren Laptop. Wenn sie einmal in ihrem eigenen ‚Alice Wunderland‘ (ihr Laptop hieß Alice, Alice Cullen, aber die Wunderland Anspielung war einfach passend. Und ja, Mia mochte Twilight, ihr Auto war Emmett und ihre Zyste im Kopf – von der es anfangs hieß es sei ein Tumor – war Edward) Welt gefangen war, verbrachte sie dort Stunden. Sungmin kam irgendwann aus seinem Zimmer und dachte fast schon das Mia weg war, denn es war so ruhig. Mia hatte ihre pinken Plüschkopfhörer von Skullcandy auf und tüftelte an irgendetwas. Neugierig schlich sich der Sänger an sie heran – so auffällig, dass Mia noch nicht mal aufschaute – und setzte sich neben sie.
„Was tust du da?“
„I’m working on Kyus birthdaypresent.“
Nun schaute er genauer hin und fing an zu grinsen.
„That is really, really cool!“
„I hope he will like it.“
„Das wird er“, meinte Sungmin zuversichtlich und schaute ihr eine Weile zu.
Als alle zu Hause und schon in ihren Betten waren, saß Mia noch immer vor Alice und arbeitete. Wenn sie sich einmal was in den Kopf gesetzt hatte, zog sie es durch, wer musste schon essen, schlafen oder auf die Toilette? Ein Grafiker kennt keinen Schmerz! Außer er gönnte sich auch nur einen Moment der Ruhe. Es war gegen 1 Uhr gewesen, da hatte Mia sich hingelegt und den Laptop auf die Couch gestellt und genau fünf Minuten später war sie eingeschlafen.