Wieso ich? Was habe ich in meinem früheren Leben falsch gemacht um das zu verdienen? Wieso dieser Typ? Mein Blick fiel runter in das Fernsehstudio. Da saß er, freches Grinsen, selbstgefällige Art, wieso brauchte DER eigentlich MICH? Ich fand man sollte eher die Menschheit vor ihm beschützen. Gut, meinetwegen, er konnte ganz gut singen, aber meine Güte, dass konnten viele!
Ich stützte mich links und rechts neben mit an den Seilen ab. Wann war die Sendung endlich fertig? Nicht das ich müde war. Nicht das ich müde werden konnte. Wie war es eigentlich müde zu sein? Ich vermisste das Gefühl, auch wenn ich mich nicht mehr daran erinnerte.
Gedanken wie diese machten mich ganz schummerig. Man wollte nicht dass wir uns erinnerten. Wieso eigentlich nicht? So viele Fragen, dabei hatte ich Wichtigeres auf das ich mich konzentrieren musste. Ihn.
Manchmal geschah es dass wir jemanden verfolgten. Sie merkten davon ja nichts. Meistens passierte das Leuten die sich oft in doofe Situationen brachten. Manchmal passierte es, damit wir lernten. Lernten mit der Situation umzugehen. Toll. Meine Freude hielt sich irgendwie in Grenzen.
Das Publikum applaudierte, war es zu Ende? Ich beugte mich vor und tatsächlich, sie standen auf, verbeugten sich und gingen von der Bühne. Leichtfüßig sprang ich runter und folgte ihm hinter die Bühne. Zum Glück konnte ich weit genug von ihm fern bleiben um nicht mit ihm in die Umkleide gehen zu müssen. DAS wollte ich wirklich nicht sehen. Nein, ist mein vollkommener Ernst. Aber ich hörte ihn reden und spürte, falls etwas nicht stimmte. Was sollte schon in einer Umkleide passieren? Außer seine Bandkollegen kamen auf die Idee ihn umzubringen, allerdings war ich der Meinung dass sie intelligenter waren und wenn sie das planten, irgendwo auf dem Weg nach Hause zu machen, wo es nicht so auffallen würde, wenn man ihn aus Versehen aus dem Auto werfen würde. Andererseits hätte ich dann Ärger bekommen. Meine Aufgabe war es auf ihn aufzupassen. Dieses Lied aus dem Film ‚Bodyguard‘ trällerte in meinem Kopf umher, ja Whitney Houston hätte ich auch gerne beschützt.
Wenige Minuten später ging die Tür auf und sie gingen raus. Einen Moment glaubte ich fast er würde in meine Richtung gucken, aber wahrscheinlich stand nur jemand neben mir. Ich folgte ihnen zum Auto, es war recht spät geworden.
Es war kein Problem für mich dem Auto folgen. Die Häuser der Stadt flogen nur so an mir vorbei, es war mir egal. Paris, Venedig, Hamburg, Rio oder Seoul, es war nicht meine Aufgabe mir die Städte anzugucken. Es ging immer nur um einen Menschen. Bisher hatte ich nur nette Menschen erwischt, Leute bei denen ich irgendwie das Gefühl hatte, dass sie es wert waren beschützt zu werden, aber er? Na ja, irgendetwas wird sich mein Chef schon dabei gedacht haben.
Sie kamen zu Hause an. Ich wartete oben auf ihn, an seinem Fenster. Sein Bandkollege kam als erster rein und machte das Licht an. Wie hieß er? Sungmin. Er war nett. Ihn mochte ich irgendwie. Doch wo steckte mein Schützling schon wieder? Ich ging in den Flur und suchte ihn.
„ Kommst du noch mal mit? Wir wollen noch etwas trinken gehen?“
Ich kannte die Stimme, Ryeowook hieß er. Er war auch nett.
„ Nein, heute nicht mehr.“ Jup, da war doch meiner. Er saß mit seinem Laptop auf dem Schoß, er würde wieder dieses dämliche Computerspiel spielen. Also, ich hatte wenig Verständnis für diesen ganzen Technikkram. Ich verstand auch nicht wieso ein Flugzeug dass was weiß ich wie viele Tonnen wog, nicht einfach vom Himmel plumpste. Man konnte mir da was von Physik und Auftrieb erzählen, ich glaubte an die Erdanziehung. Jedenfalls hatte ich keine Ahnung, wieso man stundenlang vor einem Bildschirm saß um irgendein Spiel zu spielen. Sollte er doch mit seinen Freunden weg gehen oder schlafen. Für mich war es Zeitverschwendung. Zumindest war ich mir sicher, dass ihm nichts passieren würde. Es sei denn die Technik war mittlerweile so weit dass diese gruselig aussehenden Dinger auf seinem Bildschirm sich in dem Wohnzimmer materialisieren konnten, aber daran glaubte ich auch nicht.
Ich setzte mich also nicht weit weg von ihm auf den Boden. Ich hätte gerne ein Buch gelesen, aber es war gerade keines da. Wieder wünschte ich mir, ich könnte einfach die Augen schließen und wegtriften, träumen, in eine andere Realität entfliehen. Aber Träume gehörten zum Unterbewusstsein und meines war nicht dazu gemacht zu ruhen.
Erstaunlicherweise ging er bald ins Bett. Ich ließ ihm seinen Freiraum, als er ins Bad ging, auch hier war ich mir ziemlich sicher, dass ihm nichts passieren könnte. Wobei … war es nicht statistisch belegt, dass die meisten Unfälle Zuhause passierten? Nein, nicht heute. Ich spürte kein Kribbeln, wie ich es sonst tat, wenn etwas im Anmarsch war.
Zugegeben, wenn er schlief war er niedlich. Ich war nicht weit weg von seinem Bett, die Dunkelheit trübte mein Sehvermögen nicht und ich beobachtete ihn, wie er ruhig atmete und sich in seine Decke einmurmelte. Angeber. Selbst im Schlaf musste er mich ärgern. Sein Atem war ruhig, seine Haare standen noch mehr ab als sonst, aber so war er einigermaßen erträglich.
Ich war mir ziemlich sicher gewesen, dass heute Nacht nichts Aufregendes mehr passieren würde. Die anderen waren noch nicht wieder da, aber es war auch noch nicht spät. Also zu dem Verhältnis, zu dem sie sonst schlafen gingen. Doch dann schlug Kyuhyun die Augen auf und schaute mich direkt an. Blödsinn, er schaute mich nicht an, er schaute irgendetwas an, was hinter mir war. Ich schaute zurück, immerhin hatte ich nichts zu verlieren.
„ Wer bist du?“
Ich drehte mich um, mit wem sprach er da?
„ Nein, ich meine schon dich.“
Ich drehte mich wieder um, quatsch, er konnte nicht mich meinen.
„ Du blondes Mädchen, wer bist du und wieso verfolgst du mich ständig.“
Gut, vielleicht meinte er doch mich, aber wie war das möglich? Niemand sprach mit mir.
„ Antworte!“
Sein Ton gefiel mir ganz und gar nicht, was dachte er eigentlich wer er ist? Mittlerweile hatte er sich aufgesetzt und schaute mich einfach nur an. Sollte ich ihm antworten?
„ Ich … ich bin dein Schutzengel.“