Siwon stand in der Tür zu Mias Zimmer, morgens um 7 Uhr, aber niemand war da. Verwundert schaute er sich um, bei Kyuhyun hatte sie auch nicht gelegen, oder doch? Er ging noch mal runter, schlich sich an Kyuhyun ran. Der war aber schon halb wach, was Siwon nicht sah und als Siwon sich über Kyus Bett lehnte, motzte Kyuhyun seinen Bandkollegen an, was das denn sollte. Siwon erschreckte sich und fiel vorne über auf’s Bett und auf Kyu.
„Was suchst du eigentlich?“, fragte Kyu, leicht genervt, als sich Siwon wieder aufgerappelt hatte.
„Mia“, antwortete Siwon und hatte damit auch Kyuhyuns Interesse geweckt. Er hatte gestern schon geschlafen, als sie nach Hause gekommen waren.
„Sie ist nicht in ihrem Zimmer?“
„Nein.“
„Hmmm….“
Und dann tigerten sie zu zweit los. Als erstes gingen sie in Donghaes Zimmer. Hae lag halb auf dem Bauch, alle Glieder von sich gestreckt und schlief noch fest.
„Da hat der noch mal Glück gehabt“, meinte Kyuhyun finster. Danach kam Teukies Zimmer dran und die beiden schmunzelten. In der Nacht hatte sich Eunhyuk auch rüber in Teukies Bett geschlichen, als er sah, dass Mia bei ihm schlief. Nun standen Siwon und Kyu in der Tür und betrachteten die drei.
„Also, jetzt hat sie einen offiziellen Freund, Jaejoong, dann hat sich mich, mit dem sie nichts macht, aus Angst jemand könnte und sehen und dann schläft sie mit den zwei größten Tratschtanten in einem Bett…. irgendwas stimmt hier nicht.“
Siwon zog nur die Augenbrauen hoch und nickte.
„Wollen wir sie schlafen lassen?“
„Bist du irre? Ich hol meine Flöte!“ Und damit stapfte Kyuhyun davon. Siwon hieß diese Methode zwar nicht für gut, doch wollte er es sich auch nicht entgehen lassen. Kyuhyun holte also seine Flöte, ging zwischen Mias und Eunhyuks Kopf und pfiff einen ziemlich hohen und schrillen Ton. Erschrocken wachten alle drei auf und hielten sich die Ohren, bis Kyuhyun den Ton beendete.
„Das ist MEINE Freundin!“
Kyu klopfte allen drei Mal mit der Flöte auf den Kopf und alle drei beschwerten sich. Erst jetzt bemerkten Leeteuk und Mia dass Eunyhuk sich dazu geschlichen hatte.
„Was machst du eigentlich hier?“, fragte Leeteuk, noch voll verschlafen.
„Denk ja nicht dass du mit ihr alleine kuscheln darfst!“, beschwerte sich Eunhyuk.
„Welchen Teil von ‚meine Freundin‘ habt ihr nicht verstanden?!“, fragte Kyuhyun und gab beiden noch mal eins mit der Flöte.
Mia hingegen schlich sich aus dem Zimmer, als sie an Siwon vorbei kam, klopfte sie ihm auf die Schulter und seufzte. Verwirrt schaute er ihr nach, als sie im Bad verschwand. Sie putzte sich die Zähne, kämmte sich die Haare und zog dann einen Jogginganzug an.
„Liebling, ich gehe mit NSS joggen“, meinte sie, als sie an Kyuhyun vorbei ging und der zog die Augenbrauen zusammen.
„NSS?“
„No-Sex-Siwon“, erklärte sie flüsternd und Kyuhyun brach lachend zusammen.
„Oh I just love you!“, rief er und Mia stockte, als hätte sie gerade jemand schockgefroren.
„What did you just say?“
Kyu hörte auf zu lachen und sie schauten sie ein paar Momente an. Das L-Wort war bei Mia ganz gefährlich.
„I mean … I love your jokes and the stuff you do and ….“ Die Situation wurde immer merkwürdiger.
„Oh okay … I love you jokes too!“, grinsend drehte sie sich um und ging in den Flur, einen verwirrten Kyu hinterließend. Was war denn eben das Problem gewesen? Es war doch nur so dahin gesagt gewesen, aber dass sie es so ernst nahm und eine halbe Panikattacke bekam … Mia perplexisierte ihn.
Die kühle Luft draußen tat ihr gut und heute ließ sie sich nicht von Siwon über die kleine Route führen lassen. Sie joggten am Hangang entlang und machten Dehnübungen. Es war so einfach mit Siwon, auch wenn Mia den Gedanken nicht aus dem Kopf bekam, dass er kein Sex hatte.
„Siwon, is it true that you don’t have sex?“, fragte sie gerade heraus und brachte Siwon fast dazu zu stolpern.
„Ihr Europäer sprecht sehr offen über so was“, stellte er fest und blieb stehen.
„Jup.“
Mia stellte sich neben ihn.
„Aber du hast nicht irgend Angst oder so, dass da irgendwas passieren kann …“
„Nein!“ Siwon war es nicht gewohnt über so was zu sprechen, so gerade heraus darauf angesprochen zu werden, hallo, sie waren in Korea!
„Ich denke es ist etwas Besonderes und ich warte auf einen besonderen Menschen …. hast du diesen Menschen schon gefunden?“, Siwon hatte sich einigermaßen beruhigt und brachte Mia zum Schmunzeln.
„I thought so, but it always turned around … I don’t believe in everlasting love, that’s something for fairytales but not for the real life.“
„You’ve been hurt a lot“, sagte Siwon und wieder schmunzelte Mia.
„Yeah.“
„What about Kyuhyun?“
Irgendwie kam Mia sich vor, als hätte Siwon den Spieß gerade umgedreht und es passte ihr nicht.
„I like him … a lot … but it’s not like I’m thinking about marriage or stuff like that.“
Ja, sie verbrachte gerne Zeit mit Kyu, auch wenn sie sich oft zofften und anmeckerten. Er brachte Mia dazu den Schmerz in ihrer Brust zu vergessen, der sich da seid dem Kuss mit Hae eingenistet hatte. Natürlich war Kyu kein Hae-Ersatz. Yunho war ein Hae-Ersatz gewesen …. und ein Kyu-Ersatz, aber Kyuhyun war anders. Seine Persönlichkeit unterschied sich gravierend von Hae, man konnte die beiden nicht vergleichen. Für Mia war es einfacherer mit Kyuhyun umzugehen, ihn einzuschätzen und sich auf ihn einzulassen.
„Ich denke nicht dass ihr zwei heiraten werdet“, entgegnete Siwon lachend und auch wenn Mia es erst mal nicht vor hatte, stachelten solche Aussagen sie an.
„Wieso?“, fragte sie.
„Weil ihr zwei viel zu ähnlich seid, eines Tages bringt ihr euch gegenseitig um.“
Zugegeben, dass könnte passieren – aber bis dahin würde es lustig werden.
„Du lenkst vom Thema ab“, stellte sie fest und Siwon wirkte ertappt.
„Ich? Quatsch …“
„Komm, lass uns weiter machen … but just so you know: you really missing something!“
Damit drehte sie sich um und joggte weiter. Morgen in drei Wochen würde die Uni wieder los gehen. Mia hatte nicht schlecht geschaut, als sie erfahren hatte, dass alle irgendwie noch nebenbei studierten – gut, die einen mehr, die anderen weniger. Doch bei dem Zeitplan, den sie hatten, war es in ihren Augen so wie so ein Wunder, dass sie den Antrieb für ein Studium hatten. Mit dem Unterricht war es ja nicht getan, sie mussten lernen und Klausuren schreiben und soweit Mia wusste, waren sie gar nicht schlecht. Was würde sie dann machen, wenn alle brav im Unterricht saßen? Na ja, es waren ja noch drei Wochen hin und Kim würde bestimmt genug Beschäftigung für sie finden.
Heute Morgen stand erst mal ein Fotoshooting für ein Magazin mit Interview an. Kibum musste zum Filmdreh, ansonsten waren alle da und fuhren zum Set.
Mia schaute sich die Maske an und ließ Getränke und Essen bringen, bevor sie sich mit der Reporterin zusammen setzte und die Fragen mit ihr durchsprach. Zwei Fragen ließ Mia streichen und zeigte kein Pardon, egal wie sehr die Frau bettelte. Mia wollte nicht dass die Jungs in Verlegenheit kamen oder sich in die Scheiße hinein redeten – eines von beiden würde so oder so zutreffen. Man stylte die Jungs und Mia war überrascht wie wandlungsfähig sie waren. Manchmal smilten sie um die Wetter und manchmal waren sie ernst. Sie hatten ein dunkles Make Up bekommen und die Haare standen, meistens chaotisch, von ihren Köpfen, aber es sah gut aus. Mia erinnerte das Styling an das W Magazine im letzten Jahr. Es waren eine der ersten Bilder gewesen, die Mia von ihnen gesehen hatte und hatte somit ein komplett falsches Bild von ihnen gehabt. Die Kulisse hatte etwas von ‚Alice im Wunderland‘ – die Johnny Depp Fassung. Alles wirkte irgendwie düster und verdreht. Sie stand am Rande des Sets und versuchte sich vorzustellen, wie die Bilder aussehen würden, als sie mit halbem Ohr einer Konversation zu hörte. Es gab wohl weibliche Models, die die Erde repräsentierten und eines davon war abgesprungen. Der Fotograf regte sich tierisch auf und es wurde wild in der Gegend rum telefoniert um Ersatz zu finden. Wie gesagt, Mia hörte nur mit halbem Ohr zu, doch dann mischte sich Teukie ein.
„Mia kann das machen! Sie hat schon gemodelt und ist Tänzerin!“
Hatte er gerade ‚Mia‘ gesagt?! Langsam drehte sie sich um und sah wie Teukie auf sie deutete. Noch bevor Mia die Flucht ergreifen konnte, waren drei Stylisten um sie herum und nahmen ihre Maße. Sie fuchtelte mit den Armen.
„Wehr dich nicht, du stehst im Mittelpunkt des Interesses!“, rief ihr Leeteuk grinsend zu und Kangin lehnte neben seinem Bandleader mit ziemlich dem gleichen Gesichtsausdruck.
„Also dünn genug ist sie“, sagte einer der Stylisten.
„Ja, aber ihre Brüste sind so groß … Europäer ….“
„Ich finde ihr Gesicht hübsch, daraus kann man was machen….“
Und so machten sie zu dritt an ihr rum und Mia dachte sich nur ‚Hallo, ich kann euch hören!‘. Ruhig blieb sie eine Minute oder so stehen und beobachtete die Band. Sie standen nicht weit weg und tuschelten wild durcheinander.
„Also Süße, machst du es?“, fragte einer der Stylisten und wieder schielte Mia zu ihren Welpen. Leeteuk, Eunhyuk und Shindong winkten ihr fröhlich. Wieso konnte sie ihnen nichts abschlagen?
Also stimmte sie zu. Zehn Minuten später hätte sie sich ohrfeigen können, dass sie nicht gefragt hatte, wie diese Darstellung der ‚Erde‘ aussah. Bodypainting. Mia dachte sie müsste vom Stuhl fallen. Sie sollte den ‚Baum der Sünde‘ personifizieren. Ihr Körper würde der Baumstamm werden, wobei man sie auf eine Art Podest wohl stellte, das aussah wie Wurzeln und der Beginn des Baumstamms. Für die Baumkrone hatte man schon etwas vorgebastelt, damit Mia aber dort nahtlos reinpassen würde, bekam sie eine Perücke und die Haare gemacht. So ziemlich nackt stand sie in einer Kabine und ließ sich anmalen. Sie konnte hören wie jemand vor der Tür flüsterte und schwor sich, dass wenn einer von ihnen rein kommen würde, sie ihn klein gehäckselt in den Hangang werfen würde. Es dauerte ein wenig bis Mia fertig war und in der Zeit, wurden die Jungs zu den anderen Sets geschickt. Ein Model verkörperte wohl einen Fluss, sie war umgeben von blauer Seide in einem Flussbett, an dem die Jungs lagen. Dann gab es ein Model, die einen Stein darstellte. Sie war in einem Set eingebaut, dass aus vielen Felsen bestand, sie war einer davon und es sah toll aus. Mia bekam lauter kleine Äste angeklebt und Blätter, ihre Augen würde man praktisch nicht sehen, was ihr ganz Recht war. Schließlich baute man sie in das Set ein und Mia stieg in den unteren Baumstamm. Er war aus Silikon und passte sich ihrem Körper an, so dass sie nahtlos ineinander über gehen würden. Die Bodypainter machten den Übergang perfekt. Um die Brust hatte sie ein Schlauchoberteil, man konnte es am Ende nicht sehen, aber Mia fühlte sich dadurch viel wohler – wäre ja auch was gewesen, wenn man sie in Korea oben ohne fotografiert hätte.
Die Jungs waren natürlich total begeistert und Mia musste aufpassen sich nicht zu viel zu bewegen und sagte ihnen, dass sie sich konzentrieren sollten. Die Positionen so lange zu halten war nicht das bequemste was Mia erlebt hatte. In der einen Hand – die zum Ast geworden war – hielt sie einen Apfel. Leeteuk streckte sich halb vor ihr liegend zu Mia hoch um den an Apfel zu kommen. Sie waren so konzentriert bei der Sache und Mia bemerkte welches Glück sie hatte mit diesen Kerlchen zusammen zu arbeiten. Mit Hae machte sie ein Bild, bei dem er seine Finger auf ihrem Gesicht hatte und sie neugierig betrachten sollte, als würde er merken, dass etwas in dem Baum steckte. Sein Gesicht war so nahe an ihrem und durch die Blätter über ihren Augen konnte sie ihn gut sehen. Donghae erinnerte Mia an ein Kind, dass sie Welt mit großen, neugierigen Augen betrachtete. Er hatte oft seinen Mund in Verwunderung offen und Mia fand das irgendwie niedlich. Sie konnte ihn riechen und seinem Atem auf ihrer Haut spüren und Mia fühlte sich fast schon benommen. Dann gab es ein Bild, da saßen Leeteuk, Donghae, Kyuhyun und Heechul zu ihren Füßen, an den Baumstamm gelehnt und eines, bei dem Kyu mit dem Rücken gegen sie lehnte und mit der Hand abwesend nach ihrem Apfel am Ast griff. Mia war wirklich, wirklich gespannt auf die Bilder und irgendwann war das Shooting zu Ende. Als man sie aus ihrem Baumgerüst befreit hatte, reichte man Mia einen Bademantel. Alle standen um den Bildschirm und ließen sich die Bilder im Schnelldurchlauf zeigen. Auch die anderen Bilder waren toll geworden, besonders die Flussbilder gefielen Mia, die Farben waren warm und wirkten super.
Eunhyuk klopfte ihr auf die Schulter und lobte sie. Sie hatte ja nicht viel gemacht. Man sah kaum Gesichtszüge, mal die Lippen oder mal ein Auge, aber ansonsten war sie die meiste Zeit damit beschäftigt gewesen still zu stehen. Auch Big Mike lobte sie.
„You know you’ve changed girl“, bemerkte er lachend.
„No, I haven’t!“
Mike lachte noch immer.
„You’ve become a lot calmer … you don’t punish them no more.“
„Just because they don’t mess up … I think they got used to me“, grübelte Mia.
„Or you got used to them“, räumte Mike ein und wurde von Mia geboxt.
„I’ll still punish them if they dork it up, don’t worry. But lately everything went all well and I didn’t need to scream either.“
Aber vielleicht war es so, dass sie sich aufeinander eingestellt hatten. Sie wussten dass sie Mias Nerven nicht überreizen durften und sie wusste, dass sie die Jungs nur halb so ernst zu nehmen hatte. Mia ging duschen und checkte schnell die Emails, denn obwohl sie diejenige war, die ein Vollkörper-Painting bekommen hatte, war sie schnell beim Duschen und fertig machen, als ihre 11 Schützlinge.
Sie hatte eine Mail von Lily, die sich über das JJ Video wunderte und sich nach Kyu erkundigte.
‚Ein stressiger Freund reicht mir nicht. Ich brauche jetzt einen, der mich in der Öffentlichkeit quält und einer, der mich zu Hause quält -.-
Um Kyuhyun musst du dir keine Sorgen machen, JJ ist … Marketing das mir zwar nicht passt, gegen das ich mich aber nicht wehren kann. Waren gerade bei einem Fotoshooting, ich sammel die anderen mal ein und fahre zum Mittagsessen, wieso bist du eigentlich schon wach? Bei euch ist doch auch Sonntag ….
Schrieb sie zurück und merkte dass sie ihre Freundin vermisste. In den nächsten Tagen müsste sie auf jeden Fall mal mit ihr skypen.
Sie fuhren zu SME und bestellten sich etwas zu essen.
„Oh Hyukie, you’ve wanted to talk to me about something?“ Irgendwas hatte er doch auf der Einweihungsparty gesagt.
„Oh right. Ende Februar haben wir wieder ein Dancebattle mit anderen Gruppen und irgendwann nächste Woche müssen wir mal mit dem Tanz anfangen. Ich wollte dich fragen, ob wir zusammen die Musik machen können.“
Aufgeregt sprach er schneller als er sollte und Mia brauchte ein paar Momente bis sie es geordnet hatte.
„Sure!“, antwortete sie fröhlich. Das war ja cool. Sie hatte teilweise die Dancebattles der letzte zwei Jahre gesehen und fand es einfach nur cool. Sicher hatte Eunhyuk sich schon ein paar Lieder raus gesucht.
„Übrigens, wer geht mit mir heute Abend zu Yunhos Geburtstagsfeier?“, fragte sie so in die Runde und einige schauten zu Mia. Sie wusste das Siwon, Shindong und Sungmin eine Fernsehsendung hatten, aber der Rest stand theoretisch zur Verfügung.
„Sorry, ich würde wirklich gerne mit, aber wir haben Sukira“, sagte Leeteuk traurig. Mist, Sukira hatte sie vergessen, wieso musste das auch jeden Tag sein?
„Ich treffe mich mit meiner Familie … solange habe ich ja nicht mehr ….“, meinte Kangin. Richtig, übermorgen würde er in die Armee eintreten und man konnte zu Hause merken, dass sie alle mehr seine Nähe suchten. Zwei Jahre waren eine lange Zeit.
Mia Blick wanderte zu Kyuhyun.
„Kannst du vergessen, dein ‚Freund‘ hängt da rum.“ Kyu hatte noch nicht mal von seinen Nudeln hochgeschaut und Mia beschloss ihn deswegen nicht zu nerven, auch wenn sie ihn gerne dabei gehabt hätte. Blieben noch Yesung, Heechul, Ryeowook, Donghae und Kibum – wenn Kibum denn mal da gewesen wäre.
„Ich komme mit dir!“, rief Donghae quer über den Tisch und brachte Mia zum Strahlen. Es ging nicht nur darum, dass sie kein Auto hatte, sondern vielmehr darum, dass sie jemanden dabei haben wollte, den sie kannte. Die Feier würde bei Yunho zu Hause stattfinden und Mia wollte nicht den ganzen Abend damit verbringen an diese eine Nacht zurück zu denken und sich und ihn überall vor ihrem inneren Auge zu sehen. Donghae würde sie sicher ablenken.
„Danke schön.“
Damit war das dann auch geklärt.
„Sag mal, wieso hast du eigentlich gestern bei Teukie geschlafen?“, fragte Wookie. Heute Morgen war das vollkommen unter gegangen. Mia fing an zu lachen und erzählte ihr ‚The Ring‘-Badezimmerstory. Kyuhyun rollte die Augen, aber Sungmin und Wookie sahen genau so aus, wie Mia sich gestern Abend gefühlt hatte.
„Also ich hätte da auch bei jemanden schlafen wollen.“ Wookie hörte sich wirklich verängstigt an.
„Ich dachte schon du hättest den gleichen Film geguckt wie ich“, fing Heechul an – wieso wusste eigentlich schon wieder jeder, dass Mia woanders geschlafen hatte?“
„Was hast du geguckt?“, fragte sie, doch war sich Mia nicht sicher, ob sie es wissen wollte.
„Es war ein Horrorfilm. Am Anfang hast du jemanden gesehen, der ein Anruf bekam, dass Telefon klingelte ganz anders als sonst und wenn man den Hörer abnahm, war der Anruf schon weg. Stattdessen hatte man eine Mailboxnachricht. Das komische war, dass sie Nachricht ein Datum aus der Zukunft hatte, so 2-3 Tage voraus. Wenn man die Nachricht abhörte, hörte man sich selbst schreien und das Datum und die Uhrzeit war der Moment, an dem du sterben wirst … war schon gruselig.“
„Und das Telefon klingelte anders?“, fragte Eunhyuk.
„Ja, die Leute waren total irritiert. Ich glaube, wenn mein Telefon irgendwann mal anders klingelt, schmeiße ich es gleich weg!“
Mia wollte gar nicht so genau darüber nachdenken.
Sie rappelten sich alle auf. Siwon, Donghae, Eunhyuk und Shindong hatten ein Date mit dem Studio wegen dem neuen Album und Mia fuhr mit Leeteuk, Kyuhyun, Sungmin und Heechul zu einem Radiointerview. Sie nutzte die Zeit zum Emailschecken und bearbeiten.
Danach fuhren sie alle nach Hause – erst mal.
„Hey Eunhyuk, do you know what we’re going to do tomorrow?“
Morgen hatten sie alle frei – so ziemlich.
„What? What? What?“
„We gonna watch One Piece!“
Sie hatten einfach noch keine Zeit gehabt, aber mit Aussicht auf diesen freien Tag, fiel es Mia wieder ein und Eunhyuk freite sich total.
Mia zog sich um und machte sich soweit fertig um dann gemeinsam mit Donghae zu Yunhos Wohnung zu fahren. Im Fahrstuhl des Hauses in dem Yunho wohnte drückte sie die Etage und Donghae stutzte.
„Woher weißt du in welchem Stock er wohnt?“
„Stand in der SMS“, improvisierte Mia und Hae kaufte es ihr sogar ab.
Zuerst sah Yunho Mia hinter dem riesigen Ding gar nicht und nahm es ihr lachend ab.
„Will ich wissen was da drin ist?“, fragte er und sie drückte ihn lachend.
„Happy Birthday Yunho and I hope you wanna check what’s inside!“
Yunho stellte sie Junsu und Yoochun vor, die letzten beiden DBSK Mitglieder, die sie noch nicht gekannt hatte. Die beiden waren sehr nett und integrierten Mia sofort in ihr Gespräch, während Donghae noch Leute begrüßte sie er kannte.
„Und wie gefällt es dir in Seoul?“, wollte Junsu von ihr wissen.
„Es gefällt mir sehr gut. Ich war letztes Jahr zum Urlaub hier und habe vieles gesehen. Dafür lerne ich jetzt die Menschen kennen.“
„Oh! Du sprichst wirklich gut Koreanisch!“, sagte Yoochun erstaunt.
„Danke, ich lerne viel von den anderen.“
Die beiden schauten Mia fasziniert an, als sei sie ein sprachliches Wunder.
„Ich übe seit fast einem Jahr und hatte einige koreanische Freunde, die mir geholfen haben.“
„Das ist wirklich cool und hilft dir bestimmt…“, Yoochun wurde unterbrochen, als sich Jaejoong anschlich, seine Arme von hinten um Mia legte und ihr dann einen Kuss auf die Wange gab. Mias Blick reichte wohl um Junsu und Yoochun herzlich zum Lachen zu bringen.
„Ich glaube ich habe noch nie so einen finsteren Blick bei einer Frau gesehen!“, sagte Junsu lachend und Yoochun, Donghae und Yunho gesellten sich mit dazu. JJ hatte Mia noch nicht wieder los gelassen und konnte nicht mit seinen Bandkollegen lachen.
„Ach, das versteht ihr falsch, nicht wahr?“
Mia legte ein zuckersüßes Lächeln auf.
„Ja, ich freue mich Jaejoong zu sehen, wenn er nicht bei mir ist fühle ich mich einsam und kalt.“
Auch wenn sie für Fremde durchaus überzeugend hätte wirken können, die Anwesenden glaubten ihr kein Wort und lachten nur herzlich weiter. Nachdem sich alle mal wieder beruhigt hatten, begrüßte Yunho die gut 20 Gäste und sie stießen alle an. Er hob sich Mias Geschenk bis zum Schluss auf, er erklärte, dass er die Geschenke nach der Größe sortiert hätte, aber Mia glaubte ihm nicht.
Yunho verliebte sich sofort in das Bild. Die Farben, der Ausschnitt, er war hin und weg und Mia fiel ein Stein vom Herzen. Er drückte sie und bedankte sich.
„Hast du schon einen Platz?“, fragte er neugierig. Sie verstand was von Kunst und Yunho konnte sich denken, dass sie es im Geiste schon aufgehängt hatte.
„Ehmmmm… I thought it would look cool in your bedroom or above the couch right there“, sie zeigte quer durch den Raum und Yunho grinste, Schlafzimmer gefiel ihm besser. So schleifte er Mia und die Leinwand in sein Schlafzimmer und hielt es an die Wand. Mia ließ sich auf seinem Bett nieder und ihre Finger fuhren über die Bettwäsche. Da waren sie, die Flashbacks. Es war drei Wochen her und so viel war in der Zwischenzeit passiert. Dennoch, wenn sie hier so saß erinnerte sie sich an diese eine Nacht. Yunho stellte grinsend die Leinwand ab.
„I like to remember that night, it was nice.“
„It was really nice.“
„And uncomplicated“, sagte er weiter und Mia lachte.
„That’s true.“
„Hey, we’re friends right?“
„I guess we are.“ Mia lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter.
„But hey, whenever you break up with Jaejoong and Kyuhyun and you need somebody … just give me a call:“ Yunho hatte ein neckisches Grinsen auf den Lippen, aber Mia wusste wie sie es zu nehmen hatte und wer weiß, vielleicht würde sie eines Tages auf sein Angebot zurück kommen.
Wenig später waren sie alle am essen und Mia musste neben Jaejoong sitzen. Skeptisch beobachtete er, was sie sich auf den Teller packte.
„Was ist damit?“, fragte er und deutete mit seinen Stäbchen auf irgendeinen Fisch.
„Mag kein Fisch.“
„Und das da?“
„Mag ich nicht.“
„Du bist ganz schön wählerisch!“, stellte er fest und rollte die Augen.
„Wir können ja gerne mal Deutsch Essen gehen und mal gucken was DU alles nicht isst“, erwiderte sie locker.
„Der Unterschied ist nur dass ich nicht nach Deutschland ziehe und mich DANN über das Essen beschwere“, erwiderte er. Mia schaute auf ihre Stäbchen und fragte sich, ob sie sich nicht hervorragend zum Augen ausstechen eignen würden.
Etwas später saß sie neben JJ auf einem Sofa und er reichte ihr etwas zu trinken.
„Was ist das?“ Mia zog die Augenbrauen zusammen, am Ende gab er ihr noch Rattengift.
„Etwas, was dich lockerer macht.“
Sie nahm das Glas ab – Alkohol. Stimmt, den brauchte sie, wenn sie JJ ertragen sollte. Sie trank das Glas in einem Zug leer und JJs Hand nahm ihre in seine. Händchenhalten – süß.
„Sprich mit mir.“ Sie hatten knapp zehn Minuten schweigend neben einander gesessen und es war schon recht merkwürdig.
„Über was?“, fragte sie zurück. JJ grübelte kurz und hatte dann eine Idee.
„Tattoos!“
„Tattoos?“
„Du hast welche, ich habe welche …. es ist eine Gemeinsamkeit.“ Das Wort ‚Gemeinsamkeit‘ sprach er aus, als wäre es eine Krankheit, aber er schaffte es damit Mia zum Lachen zu bringen. Sie erklärte ihm ihre Tattoos, die Kanjis auf dem Rücken, das Zeichen an ihrem rechten Handgelenk, das Symbol der Heiligtümer des Todes an ihrem linken Knöchel und den Kolobri auf ihrem rechten Fuß. Vor allem der Kolibri hatte es ihm angetan. Es war ein außergewöhnliches Tattoo und sah eher aus wie eine Skizze, aber bunt. Es wirkte chaotisch, ergab aber ein Bild. Sie hatte es sich im letzten Jahr auf der Tattoo Convention und Lukas Musil stechen lassen, in ihren Augen einer der besten Tätowierer, die sie jemals getroffen hatte – und er sah gut aus, wenn Mia nicht so müde gewesen wäre, hätte sie sicher versucht mit ihm zu flirten.
Da saßen sie also, Mias Beine hingen über seinen, damit er das Tattoo besser betrachten konnte und sie redeten ganz locker.
Nicht weit weg von ihnen standen Yunho und Donghae und beobachteten die beiden.
„Ich glaube, sie haben eine Basis gefunden und einen Waffenstillstand ausgehandelt“, überlegte Yunho.
„Das hält nicht lange.“
Mit einem Schulterzucken ging Donghae rüber zu den beiden und fragte Mia, ob sie tanzen wollte – bevor die beiden sich wieder anfingen anzukeifen. Sie ließ sich von Hae in eine Ecke führen und tanzte eine Weile mit ihm. Die Musik war relativ langsam, was für die beiden fast zu langweilig war, aber Hae zog sie einfach zu sich und Mia legte ihre Arme um seinen Nacken. Diese großen, neugierigen Augen. Sie redeten ein wenig, ganz locker, über das Fotoshooting von heute und darüber, was sie Morgen machen würden. Donghae beschloss mit One Piece zu gucken und fragte Mia, ob sie Morgen irgendwann ins COEX wollten. Natürlich könnten die anderen mit – ansonsten wäre es wirklich etwas komisch. Sie verstanden sich einfach gut, lachten über die gleichen Sachen und regten sich über die gleichen Dinge auf. Zum Beispiel darüber, dass die Filme auf Langstreckenflügen immer schlecht waren oder darüber, dass es in Fahrstühlen immer so komisch roch. Sie führten viele sinnlose Gespräche, aber lachten viel.
Irgendwann klopfte Jaejoong ab und Mia wechselte widerwillig den Tanzpartner.
„Was ist mit dir und Donghae?“
„Wie meinst du das? Wir wohnen zusammen, er ist so was wie mein Chef.“
Jaejoongs Blick sagte ihr, dass er kein Wort glaubte.
„Ihr schaut euch an, wie zwei Menschen die verliebt sind.“
„Wir sind verliebt, ich in Kyu und er in Sun.“
„Wie zwei Menschen die INEINANDER verliebt sind“, konkretisierte er.
„Quatsch.“
„Yeah right….“
Mia trat ihn gegen das Schienenbein und JJ beschwerte sie laut darüber. Dahin der Waffenstillstand. Donghae und Mia kamen erst nach 2 Uhr nach Hause – hey, Morgen hatten sie frei … oder so ziemlich frei, da konnte man das schon mal ausnutzen. Mia war gut beschwipst, aber noch lange nicht betrunken, Hae hingegen war hundemüde.
Als Mia in ihr Zimmer ging, bemerkte sie Kyuhyun in ihrem Bett. Er war schon am Schlafen und hatte sich eingemurmelt. Lächelnd betrachtete sie ihn und gab den beiden Hasen noch frisches Wasser. Mia machte das Licht aus, legte die Klamotten ab und stieg in Unterwäsche zu Kyuhyun ins Bett. Es war ja nicht so, als müssten sie etwas voreinander verstecken. Sie versuchte zwar so vorsichtig wie möglich ein Stück Decke zu erkämpfen, doch es reichte, um das er aufwachte.
„Hey….“, murmelte er verschlafen, schaffte es aber Mia in seine Arme zu ziehen.
„Hey Baby…“ Mia kuschelte sich an ihn heran. Wie konnte JJ nur denken, dass sie in Donghae verliebt war, wenn zu Hause ein süßer Kerl auf sie wartete, der eine wundervolle Stimme hatte – auch wenn sie ihm verboten hatte für sie zu singen, was er strickt durchzog und sie fast schon wieder bereute.
„Wie war die Party?“
„Ganz okay … Jaejoong hat mich abgefüllt….“
„Wieso?“ Kyu war jetzt so weit wach, dass er sich auf den Ellebogen stützte.
„Damit ich ihn ertrage!“
Kyu kicherte fröhlich.
„Also wenn ich dich jemals mit Alkohol zu Hause erwische, dann weiß ich das bei uns was nicht stimmt.“
„Bei dir brauche ich keinen Alokohol … meistens nicht.“
„Meistens nicht also?“
„Ja, meistens nicht“, sagte sie grinsend und spürte seine Lippen auf ihrem Hals und seine Hände, die versuchten ihren BH zu öffnen. Mia zog ihm das T-Shirt aus und ließ ihre Fingerspitzen über seinen Rücken tanzen. Seine Küsse wurden fordernder, seine Berührungen grober.
„Ich dachte du willst keinen Sex zu Hause…“, neckte sie ihn und biss ihm in den Hals.
„Das war in der alten Wohnung.“ – gut zu wissen.