Obwohl sie heute frei hatten, ließ Siwon Mia nicht sehr viel länger schlafen als sonst. Er stürmte in das Zimmer und geradewegs wieder raus, als er Mia und Kyu nackt und nur halb zugedeckt im Bett fand. Er schloss die Tür wieder und atmete tief durch – mussten die das machen? Konnten die sich nicht einfach wieder was anziehen, wenn sie … wenn sie … fertig waren?!
Leeteuk kam gerade aus dem Bad und betrachtete Siwon.
„Was ist denn mit dir?“, fragte er lachend, denn Siwon verlor selten die Contenance.
„Die sind …. nackt“, gab er zurück und zeigte auf Mias Zimmertür. Leeteuk rollte die Augen, ging zu der Tür und klopfte laut.
„Mia! Siwon will joggen!“, rief er und wartete ab.
„Okay!“, kam von drinnen und Leeteuk klopfte Siwon auf die Schulter.
„Ich glaube ich komme heute mal mit“, überlegte Teukie und eine halbe Stunde später standen Kyuhyun, Leeteuk, Eunhyuk, Mia, Sungmin und Siwon im Fahrstuhl zum Joggen. Das Wetter war heute ziemlich mild und sie hatten nur dicke Pullis und Schals an und hatten die Jacken zu Hause gelassen. Das sonst so geordnete und zivilisierte Joggen von Mia und Siwon artete in ein Wettrennen und Fangen-spielen aus. Es dauerte nicht lange, da waren sie alle völlig außer Puste, weil sie sich nur hetzten. Sie suchten sich am Fluss ein schönes Plätzchen und ließen sich nieder. Mia lehnte sich gegen Kyuhyun, denn irgendwie war es noch viel zu früh, für das, dass sie noch so müde war.
„Ahhhhh, ich freue mich auf den Sommer!“, sagte Teukie und streckte sich. Die anderen stimmten mit ein, Frühjahr würde ihnen ja schon reichen um glücklich zu sein, auch wenn Mia ihnen versicherte, dass der Winter in Deutschland sehr viel fieser war.
Sie gingen nach Hause um Frühstück zu machen. Eunhyuk, Kyuhyun, Sungmin und Shindong mussten am Vormittag ins Studio, Eunhyuk versicherte Mia aber so schnell wie möglich wieder da zu sein um mit ihr One Piece zu gucken. Mia blieb bei ihnen sitzen und schaute nach den Emails. Die meisten Sachen waren schnell beantwortet und wichtige Dinge mussten von Kim und Yun beschlossen werden, auch wenn sie Mia immer in ihre Antworten mit einkopierten, damit sie wusste wie manche Anfragen zu behandeln waren. Leeteuk und Kangin machten sich auf in die Stadt um sich mit ein paar Freunden zu treffen, sie fragten Mia zwar, aber ihr Masterplan war es noch mal schlafen zu gehen. Auch Yesung war schon unterwegs und Siwon hatte ein Fotoshooting, zu dem Mia nicht mit musste. Der Rest war wohl noch am Schlafen.
Mia klopfte leise an Donghaes Tür, denn im Bad war seine Zahnbürste an einer anderen Stelle gewesen, also musste er heute schon mal wach gewesen sein. Als sie nichts hörte, öffnete sie langsam die Tür und sah ihn im Bett.
„Süßer, willst du frühstücken?“
„Neeeee… noch nicht“, brummte er und brachte Mia zum smilen. Sie ging zu ihm und setzte sich auf die Bettkannte.
„Wieso bist du eigentlich so müde?“ Immerhin hatte sie gestern getrunken und war spät ins Bett – was absolut Kyus Schuld war.
„Ach Sun ….“, fast schon hatte Mia Panik dass Sun da war, „sie hat mir die ganze Nacht SMS geschickt ….“
„Wieso?“
„Sie ist sauer.“
„Wieso?“ Mias neues Lieblingsfragewort.
„Keine Ahnung.“
„Sie hat dir die ganze Nacht SMS geschickt und du weißt nicht wieso sie sauer ist?“ Jetzt musste Mia doch mal lachen.
„Ach … ich hab zu wenig Zeit … ich behandel sie in der Öffentlichkeit komisch … sie denkt ich will nicht das jemand weiß, dass sie meine Freundin ist ….“
Die typischen Probleme, wenn man mit einem Musiker ausgeht. Mia hatte das schon hinter sich, auch wenn sie das alles zwar gefühlt hatte, hatte sie das ihm aber nie an den Kopf geworfen. Natürlich war es nicht einfach. Nur weil sie mit Kyuhyun zusammenarbeitete und wohnte, hieß das noch lange nicht, dass sie deswegen viel Privatzeit hatten. Ständig war Besuch da oder Kim und Yun und sobald sie unterwegs waren durften sie sich gar nichts anmerken lassen. Sie musste auch das Bedürfnis unterdrücken ihn in den Arm zu nehmen oder zu küssen, doch meistens war sie den ganzen Tag so beschäftigt, dass sie gar keine Zeit hatte groß darüber nachzudenken.
„Mädchen sind doof…“, sagte er weiter und zog die Decke über den Kopf.
„Da hast du Recht“, pflichtete Mia grinsend bei.
„Gut, ich leg mich auch noch mal hin…“
„Bleib doch hier.“
„Ich dachte Mädchen sind doof?“ Mia war schon aufgestanden, doch Hae erwischte ihren Arm und zog sie einfach so zu sich.
„Du bist kein doofes Mädchen.“ Wieder grinste sie, so ein Kind … manchmal.
Zwei Stunden später erreichte Sun und Kyuhyun gleichzeitig die Wohnung. Sun hatte ein schlechtes Gewissen bekommen und wollte sich entschuldigen. Sie rief zwar nach ihm, als aber niemand reagierte, ging sie hoch. Kyu hatte den gleichen Weg, denn er wollte in Mias Zimmer.
Beide öffneten gleichzeitig die Türen und stutzten.
„Vermisst du jemanden?“, fragte Sun.
„Hast du jemanden gefunden?“
Damit stellte er sich neben die junge Frau, die ihm zwar nicht wirklich sympathisch war, aber als Verbündete sicher nützlich sein könnte. Hae und Mia schliefen tief und fest ineinander verworren. Sun und Kyu tauschten einen vielsagenden Blick aus.
„Ich hole einen Eimer Wasser“, sagte Sun.
„Ich hole die Flöte“, meinte Kyu und zwei Minuten später trafen sie sich zum Angriff bereit. Zuerst kam Kyuhyun mit seiner Flöte und erzeugte unheimlich hohe und laute Töne und gerade als Mia und Hae den Kopf hoben, um zu gucken, was diesen Krach machte, erwischte sie ein Eimer Wasser eiskalt. Paralysiert saßen sie da, unfähig auch nur irgendeinen klaren Gedanken zu fassen. Sun und Kyuhyun schauten sie nur an, wie zwei Eltern die ihre Kinder beim Klauen erwischt hatten, doch als Mia den Blick zu Donghae wand und er zu ihr und sie sich so gegenseitig ansahen, klatsch nass, fingen sie beide an zu lachen. Irgendwie war das nicht die Reaktion die Sun und Kyu erwartet hatten und konnte mit dieser unvorhergesehenen Situation so gar nichts anfangen. Mia und Donghae lachten Tränen, die nicht weiter auffielen und als sie ihm durch die Haare wuschelte, spritzte das Wasser – was bei dem triefnassen Bett auch nicht mehr auffiel.
„Oh I’m just so happy that this is not my bed!“, sagte Mia lachend and Donghae nickte.
“Ja, weil jetzt kann ich bei dir schlafen bis mein Bett wieder trocken ist!”, sagte er lachend. Beide schauten sich an und hörten abrupt auf zu lachen.
„Wie meinst du das?“, wollte Mia wissen.
„Na ja, wo soll ich denn schlafen?“
„Im Wohnzimmer.“
„Als ob, du bist hierfür auch verantwortlich“, meinte Donghae.
„Du wolltest dass ich hier schlafe, talk to your pathetic girlfriend!“
„Die mit deinem eifersüchtigen Freund zusammen gearbeitet hat!“
Während die beiden sich auf einmal anzeterten schaute Kyuhyun zu Sun.
„Willst du einen Kaffee?“, fragte er die Frau.
„Sehr gerne.“
Damit drehten sie sich um und gingen in die Küche. Zehn Minuten später kamen auch Mia und Donghae runter und zankten sich noch immer. Eunhyuk und Sungmin, die beide schon im Wohnzimmer bereit saßen, regten den Kopf um besser gucken zu können.
„Superman ist besser!“
„Spiderman ist besser!“, sagte Donghae und Eunhyuk verstand gar nichts mehr. Auch Kyuhyun verdrehte nur die Augen, waren sie jetzt wirklich bei der Superhelden-Diskussion angelangt?
„Spiderman got bitten by a spider, I got one word fort hat: eeewwww!“
„Ja toll und Superman ist ein Alien!“
„Du glaubst doch an Aliens“, erwähnte Mia und verschränkte die Arme.
„Was hat das damit zu tun?“
„Do you believe that somebody can get bitten by a spider and get super-powers?“
„Ich … keine Ahnung!“, motzte er zurück, als ihm die Argumente ausgingen.
„Können wir jetzt One Piece gucken?“, rief Eunhyuk aus dem Wohnzimmer um die sinnlose Debatte zu beenden. Mia schaute erwartungsvoll zu Kyu, doch der zuckte nur die Schultern.
„Ohne mich, ich treffe mich mit Freunden“, sagte er und stand auf. Donghae wiederum schaute zu Sun.
„Ich bin nur gekommen um mich zu entschuldigen, dass kannst du jetzt aber vergessen. Vor allem gucke ich mir keine Comics an.“ Genervt schnickte Sun ihre Haare nach hinten.
„Anime!“, verteidigten sich Donghae und Mia gleichzeitig, was dazu führte das Kyu und Sun beide mit den Augen rollten und endgültig die Wohnung verließen.
Sungmin, Eunhyuk, Donghae und Mia machten es sich also alleine im Wohnzimmer gemütlich, dunkelten alles ab und schmissen die DVDs rein. Was ein Tag! Bis auf Haes Wasserbett war es wirklich einfach mal entspannend. Heute Abend würden die Jungs mit Kangin essen gehen, als Abschiedsparty. Mia würde nicht mitgehen, es war eine Bandsache und in ihren Augen würden sie die Zeit brauchen. Sie wollte sich da nicht einmischen.
Irgendwann am Nachmittag, bei Folge 16 oder so, klingelte ihr Handy. Jaejoong. Mia schaute schmunzelnd auf das Handy und fragte sich, ob sie dran gehen sollte. Woher hatte er eigentlich ihre Nummer?
„Hello.“
„Hey girlfriend, how are you?“
Schon jetzt musste Mia tief durchatmen um nicht gleich wieder aufzulegen.
„Doing okay and you?“
„Oh I’m fine.“
Was will er denn? Konnte er es nicht einfach ausspucken? Auch die Jungs guckten neugierig.
„Hey, would you like to go to COEX tonight?“
„Tonight?“
„Ja, sagen wir 7 Uhr?“
„At 7?“
Alle vier Jungs schüttelten energisch den Kopf und sagten dass sie doch mit zum Essen kommt.
„Nein, komme ich nicht. Das ist eine Bandsache, ihr macht das alleine“, erklärte sie ihnen leise und hielt das Telefon etwas weg. Die anderen wollten protestieren, Mia gehörte ja auch zum Team, Big Mike kam mit und Kim, Yun und Jong und viele andere, aber Mia ‚psssst’e sie aus.
„Gut, ich hole dich um 7 Uhr ab“, fasste JJ noch mal zusammen.
„Und Mia, tust du mir einen Gefallen?“
„Huh?“, jetzt war sie ja gespannt.
„Versuche dich bitte einigermaßen vorzeigbar anzuziehen.“
Damit legte sie kommentarlos auf und packte das Handy weg.
„Was war das?“, fragte Eunhyuk verdattert.
„Du wolltest doch mit mir zum COEX“, beschwerte sich Donghae und Mia tätschelte ihn.
„Wir gehen ein anderes Mal“, versicherte sie ihm, doch so wirklich glücklich machte es ihn nicht.
Nach und nach kamen alle wieder nach Hause und bald schwirrten alle kreuz und quer durch die Wohnung. Leeteuk hatte sich in sein Zimmer verzogen um etwas Ruhe zu finden. So weit Mia es mitbekommen hatte, arbeitete er an einem neuen Song. Mia saß neben ihn und hörte Musik und hatte ihren Laptop auf dem Schoss. Hier hatte sie ihre Ruhe, weil sie alle Leeteuk in Ruhe ließen. Er war praktisch ihr ‚Freaky Fred‘ und schien sie gar nicht zu bemerken, so konzentriert war er bei der Sache. Mia beantwortete ein paar Mails von der Arbeit. Kim hatte Mia aufgetragen mit ihnen Morgen zum Friseur zu gehen. Morgen früh würden sie Kangin offiziell verabschieden und würde zu dem Militärgelände fahren, in dem er die nächsten Wochen die Grundausbildung erhalten würde, doch danach sollten sie zum Friseur fahren. Kim schickte ihr die Adresse und was er sich ungefähr vorstellte, warnte Mia aber vor, dass sie wahrscheinlich alle etwas anderes machen würden, als sie sollten. Um genau zu sein schrieb er dass sie sich vor Heechul, Leeteuk und Eunhyuk in Acht nehmen sollte, denn die anderen seien ziemlich kooperativ. Na ja, man würde ja sehen.
„Oh Mia, check this out!“
Huch, er hatte sie doch bemerkt? Mia schaute zu Leeteuk hoch. Der Fotograf hatte ihnen die Bilder von dem Shooting gestern zugeschickt und sie für ihre gute Arbeit gelobt. Mia setzte sich neben Leeteuk auf die Bank vor dem Schreibtisch und sie schauten sich die Bilder an. Gestern, klein und unbearbeitet, sahen sie ja schon gut aus, aber groß und etwas nachbearbeitet waren sie einfach der Hammer. Fasziniert studierte sie die Bilder und stellte fest, dass sie schon ziemlich nackt war – auch wenn man sie hübsch eingepackt hatte. Bei dem Bild mit Hae, der nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht weg war, bekam sie eine Gänsehaut.
„Deine Augen sehen da total cool aus“, stellte Teukie fest und zoomte ran. Mia hatte Grün-braune Augen, auch wenn sich viele darüber stritten. Manche sagten ihre Augenfarbe sei ‚Bernstein‘, andere ‚Gold‘. In Wirklichkeit kam es immer auf das Licht an, ob sie grüner oder hellbrauner waren – Mia selbst konnte es nicht einschätzen, sie schaute sich ja selbst wenig in die Augen, aber ein Optiker hatte ihr mal gesagt, dass ihre Augen eine schöne Musterung hatten – das war auch das erste Mal gewesen, dass sie dieses Kompliment gehört hatte.
„The pictures are really cool, will you send them to me?“
„Sure.“
Mia überlegte ob es sicher genug war die Bilder zu Lily zu schicken, die wahrscheinlich einen quietsch-hysterischen Anfall bekommen würde oder ob sie nur Ärger bekommen würde, wenn es raus kam. Vielleicht sollte sie einfach nächste Woche das Magazin kaufen und nach Deutschland schicken.
Es wurde langsam Zeit sich wirklich fertig zu machen, doch als Mia die Tür zu ihrem Zimmer öffnete, stockte sie. Hae hatte einen Haufen Dinge zu ihr rüber geschafft. Kuscheltiere, seinen Laptop, seine Kissen und einen Stapel Klamotten. Was hatte sein Kleiderschrank mit seinem nassen Bett zu tun? Sie wollte ihn gerade rufen und fragen, was das sollte, da schaute sie auf die Uhr. Nur noch eine halbe Stunde bis JJ kommen würde.
„Hey Mia, we’re leaving.“ Kyuhyun stand in ihrer Tür und schaute Haes Sachen genau so irritiert an, wie Mia zuvor.
„Alright honey, have a nice evening.“ Sie sagte einfach nichts zum dem Chaos und gab ihm einen Kuss. Kyuhyun legte die Arme um sie, um sie nicht gehen lassen zu müssen. Nach einer Minute grinste sie.
„Du musst los …“
„Ich weiß ….“
Trotzdem ließ er sie nicht los und küsste sie noch mal, bis die anderen von unten riefen.
Mia hatte nicht mehr lange Zeit. Sie zog sich halterlose Strümpfe an, einen schwarz-grau karierten Minirock und eine schwarze Bluse. Mit dem Glätteisen brachte sie Haare in Ordnung. Geschminkt hatte sie sich schon vorher und sie legte nur Lipgloss auf und Parfüm. Dann schlüpfte sie in ihre knallroten Stiefel, ein wenig im Cowboy-Style mit Stickereien und nahm die rot-schwarz karierte George-Gina&Lucy Handtasche aus der Winter Sonderedition 2008/2009. Ein Blick in den Spiegel:
„Wenn der sagt ich seh nicht gut aus, hat der einen Vogel“, murmelte sie vor sich hin. Schon klingelte es an der Tür. Mia rannte die Treppe runter, schlüpfte in den kuscheligen Kashmir-Mantel von Yunho und verließ das Haus. Unten stand Jaejoong und hatte den Kragen seines Mantels hoch geklappt. Zugegeben, wenn sie ihn nicht gekannt hätte, hätte sie gedachte, dass er so was wie gut aussah. Jaejoong betrachtete Mia von oben bis unten und öffnete dann ihren Mantel um ihr ganzes Outfit zu sehen.
„Are you mental?“, schnauzte sie ihn an und zog den Mantel wieder zu.
„Ist akzeptabel“, meinte er nur und öffnete die Beifahrertür für Mia. Auf dem Weg zum COEX sprachen die beiden kein Wort miteinander. JJ sagte nur dass sie keinen Mantel brauchte, da sie in die Tiefgarage fahren würden. Aber der Mantel war so kuschelig … Mia hatte sich total in ihn verliebt, auch wenn Kyuhyun ihn nicht gerne sah.
Mia liebte das COEX. Letzten September war sie so oft hier gewesen, dass sie sich gut auskannte und gezielt Läden ansteuerte. Jaejoong nahm ihre Hand und zog sie in eine andere Richtung.
„Hey, aber ….“
„Wir müssen erst ein Interview geben, dann können wir einkaufen gehen“, unterbrach er sie und brachte Mia damit zum Schweigen.
„Ein Interview?!“ Es hatte ein paar Momente gedauert, bis das gesackt war.
„Ja, mit einem bekannten Reporter, er möchte über uns berichten.“
„I have to talk to Kim!“
„Ich habe schon mit ihm geredet, er sagte nur dass wir es nicht übertreiben sollten.“
Mia starrte ihn fassungslos an und war stehen geblieben. Sie hätte wissen müssen, dass er etwas vor hatte. Als würde er einfach so anrufen und mit ihr weg gehen wollen. JJ wirkte genervt und drehte sich zu ihr um sie näher zu sich zu ziehen.
„Da steht der Reporter schon, er weiß nicht dass ich ihn schon gesehen habe und denkt dass er uns bei einem intimen Gespräch beobachtet. Denk immer an dein Schicksal und an das von Kyuhyun.“
Es waren viel zu viele Informationen um sie zu verarbeiten und ehe Mia auch nur die Hälfte begriffen hatte, küsste er sie. Kein Kuss-Kuss, ein netter Kuss ohne Porno-Sequenz. JJ fuhr ihr sanft durch die Haare und ihre Hand lag auf seinem Rücken. Dieses Männer-Dreieck …Viereck … machte sie ganz dusslig. Nach ein paar Sekunden löste sich Mia aus dem Kuss, reichte jetzt. Jaejoong legte seinen Kopf zur Seite und lächelte sie süß an. Alles für den Reporter und den Fotografen. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Das nächste Mal wenn JJ sie fragen würde, ob sie Zeit hatte, würde sie sich eher die Zunge abbeißen, als zu zusagen. Wieder nahm er ihre Hand und ging mit ihr in das Lokal. Der Reporter hatte sich wieder brav an seinen Tisch gesetzt, als Jaejoong ihn lächelnd begrüßt.
„Guten Tag Herr Kwon, vielen Dank dass Sie Zeit haben“, begrüßte ihn JJ.
Schleimer, dachte sich Mia, lächelte aber verlegen, wie es sich gehörte.
„Nein, nein, ich danke euch“, entgegnete der Reporter und bedeutete den beiden sich zu setzen. Er hatte noch einen Fotografen dabei und eine Assistentin. Alle wurden einander vorgestellt und sie bestellten Tee. Mia wünschte sich einen Schluck Rum, den sie in die Teetasse hätte kippen können, aber natürlich hatte sie nicht mitgedacht.
„Erzählt, wie lange kennt ihr euch schon?“
Mia hob die Augenbrauen und schaute erwartungsvoll zu JJ, da war ja jetzt selbst sie gespannt.
„Mia war letzten September in Seoul gewesen. Ich habe sie bei ihrem Vorstellungsgespräch getroffen und wir unterhielten uns ein wenig. Es war leider ihr Vorletzter Tag gewesen. Sie ging mir nicht aus dem Kopf, sie war so verunsichert und zugleich witzig und offen. Wir gingen an ihrem letzten Abend in Seoul zusammen Essen. Danach haben wir uns viel geschrieben.“
Mias Augenbraue schien sich bei seiner Flunkergeschichte wie von alleine zu heben und es kostete Mia einiges an Kraft sie wieder in eine normale Position zu bekommen und stattdessen lieber nach Jaejoongs Hand zu greifen.
„Mia, wie war dein Eindruck gewesen, als du Jaejoong kennen gelernt hattest? Wusstest du wer er ist?“
„I hope it’s okay for me to speak in English, I’m still learning a lot and I am a bit nervous.“
„No problem, go ahead.“
„When I first saw him, I didn’t know that he was a singer of DBSK. I did know the group for sure, but I didn’t linked Jaejoong to the group. So we talked for a while and I was really comfortable with him. He asked me for my number and after he left somebody came to me and told me that he’s a singer of DBSK. First I didn’t wanted to believe it. I think that’s why I see him as a normal person and not as an actor or singer, because when we got to know each other the singing and acting didn’t matter.“
So viel zum Thema ‚guter Schauspieler‘. JJ drückte ihre Hand und grinste, er musste zugeben, dass sie es nicht schlecht machte.
„Und nun seid ihr ja ein Paar, wie lange geht ihr schon aus und denkt ihr das es ernst ist?“, fragte der Reporter.
„Wir gehen seit ein paar Wochen aus, wir wollten es eigentlich noch nicht offiziell machen, doch man hat uns wohl erwischt. Wir lernen uns erst noch kennen. Sie hat durch Super Junior viel zu tun und wir arbeiten hart am neuen Album, es bleibt kaum Freizeit. Wir werden sehen wie wir uns entwickeln“, sagte Jaejoong.
„I was always on the look out but Jaejoong didn’t seemed to care that much about it, so here we are now. I was afraid to hurt the people around us, but when you are in love you get all light headed. He’s always so impatient….“
Jaejoong grinste zwar, verspürte aber Lust ihr die Finger zu brechen.
Das Interview ging noch knapp eine viertel Stunden und Mia schaffte es viele zweideutige Dinge einzubauen und in einem zuckersüßen Lächeln zu verpacken. Danach gingen sie etwas essen und saßen schweigend nebeneinander.
„Du hast das gar nicht schlecht gemacht“, meinte er irgendwann und Mia schaute auf.
„Thanks … I guess.“
Wieso tat sie das eigentlich? Wieso tat er das eigentlich? Wollten sie beide nur Kyuhyun und die Band beschützen? Wenn sie das gleiche Interesse hatten, wieso waren sie dann so damit beschäftigt sich gegenseitig nieder zu machen? Sie mussten sich ja nicht lieben, aber Mia verstand nicht, wieso sie ihm so unsympathisch war. Mias Telefon klingelte und sie wurde aus ihren Gedanken gerissen. Zuerst hatte sie es gar nicht als ihr Handy erkannt, denn den Ton hatte sie noch nie gehört. Mia starrte ungläubig das Telefon an und dachte an den Horrorfilm, von dem Heechul gestern gesprochen hatte.
Das darf doch nicht wahr sein, dachte sie nur und starrte ihr Handy an.
„Willst du nicht ran?“ JJ schaute auf. Mia überlegte, ob sie sich echt selbst beim Sterben zuhören wollte und wartete ab, bis der Ton aufhörte. Sie schnappte sich ihr Handy, klappte die Lederhülle zurück und fing dann an zu lachen. Es war ein Wecker gewesen, den sie wohl aus Versehen eingeschaltet hatte. Kein todbringender Anruf, nur ein Wecker. Da musste Mia mal wirklich über sich selbst lachen und JJ war nur noch verwirrter. Nach dem Essen führte er sie auf den Millenium Plaza und steckte sich eine Zigarette an.
„Du rauchst?“
Er sagte nichts und bot ihr nur eine an. Aus unerfindlichen Gründen war er in Mias Sympathiestufe gerade gestiegen. Hier draußen war es schon recht frisch und Jaejoong war ein perfekter falscher Boyfriend und zog sie an sich ran um sie zu wärmen. Mia dachte daran, dass wenn sie in einem Film wären, sie beginnen würden sich tatsächlich ineinander zu verlieben, aber dies war die Wirklichkeit und Mia vertraute JJ nicht weiter als sie spucken konnte – und das war nicht weit. Und trotzdem war es komisch so in seinen Armen. Er roch gut und er war durchtrainiert – wieso waren eigentlich alle K-Pop Stars durchtrainiert? Wann fing dieser Fitnesswahn an? Aber seine Art machte vieles kaputt, zumindest bei Mia.
Sie schlenderten noch ein wenig durch das COEX und Mia fand eine Ketter mit einem silbernen Kreuz. Es war ohne Geschnörkel, gradlinig und sauber poliert. Sie holte es für Siwon, der am Donnerstag Geburtstag hatte. Es war nicht sehr kreativ, aber selbst Mia, als Nicht-Christin fand es hübsch.
„Würdest du verbrennen, wenn du es tragen würdest?“, fragte Jaejoong neckisch und versuchte vergeblich ein Grinsen zu unterdrücken. Mia lachte kurz und Fletschte die Zähne und grinste dann.
„Willst du es ausprobieren?“
Es gab ja wirklich Momente, da verstanden sie sich.
Zu Hause brachte JJ Mia bis zur Tür. Sie verabschiedete sich von ihm, doch was machte Jaejoong? Er drückte sie gegen die Haustür und küsste sie. Mia wusste nicht was sie tun sollte, waren Fotografen da? Sollte sie sich wehren? JJ ließ gar nicht zu dass sie sich wehren konnte, denn er hatte sie fest im Griff und was blieb Mia schon übrig? Als sie den Kuss beendeten atmeten sie beide schwer und sie schaute ihn fragend an.
„Fotograf?“
„Nein.“
„Reporter?“
„Nein.“
„Was dann?!“
„Dein Freund“, antwortete Jaejoong und drehte sich um. Kyuhyun stand mit Donghae, Sunmin und Ryeowook nicht weit weg von ihnen und schaute finster. Wieso konnte er nicht wie Jacob zum Werwolf werden und Jaejoong in Stücke reißen? Immer dieses ‚best case‘ Szenario, dass eh nie eintraf. Auf dem Weg zum Auto begrüßte Jaejoong die vier fröhlich. Kyuhyuns Brustkorb hob und senkte sich bedenklich und Mia hatte Angst, dass er wirklich auf JJ los gehen würde. Als er weg war, kamen die anderen dann doch näher.
„Ich hasse ihn“, sagte Mia und schaute an die Stelle, an der sein Auto gestanden hat.
„Ich auch … aber tust du mir einen Gefallen und putzt dir die Zähne?“, fragte Kyu und bekam von Mia einen Klaps auf den Hinterkopf.
Natürlich putzte sie sich die Zähne und machte sich dann bettfertig, denn sie war schon ganz schön kroggi. Komisch, an Tagen, an denen man am wenigsten machte, war man meistens müder, als an Tagen, an denen man nur zu tun hatte.
Als Mia in ihr Zimmer ging, hatte Hae sich dort schon breit gemacht. Okay, sein Bett war klitschnass und seine Sachen waren ja eh schon bei ihr, aber wirklich passen tat es ihr nicht. Mia machte das große Licht aus und schlüpfte unter die Decke, die Leselampe war aber noch an und sie nahm sich die Deutsche Vogue, die sie von ihren Eltern geschickt bekommen hatte. Donghae legte seinen Kopf auf ihre Schulter und betrachtete neugierig die fremden Zeichen und Wörter.
Wenig später ging die Tür erneut auf und Kyuhyun stand im Pyjama vor ihnen.
„Das glaub ich doch nicht! Hae, raus da.“
„Mein Bett ist nass, ich bleib hier.“
Kyuhyuns Blick ging von Hae zu Mia.
„Ich lass dich vielleicht mit Jaejoong rumknutschen, aber mit dem schläfst du nicht alleine in einem Bett.“
Mia überlegte, wie sie mit der Situation umgehen sollte und versuchte es mit Diplomatie. Mia hob die Decke auf der anderen Seite an.
„Du willst dass ich mir mit ihm das Bett teile?“
„Sei froh dass du ein Bett hast….“, sagte Mia vorsichtig, grinste aber. Es gab ja auch mal Zeiten da war das nicht so gewesen. Kyuhyun schien im Kampf mit sich zu sein, dachte sich dann aber dass es besser war hier zu schlafen, als unten und sich dann zu fragen, was hier los war.
Mia legte die Zeitschrift weg und machte die Leselampe aus. Mia kuschelte sich an Kyuhyun, Donghae wiederum an Mia. Mia konnte nicht anders außer an gewisse Dinge zu denken, die sie gerne mit den beiden jetzt machen würde und versuchte diese Gedanken schnell zu verscheuchen, wie sollte sie sonst die Nacht überstehen?! Donghaes linker Arm umschloss sie und sein Kopf lehnte gegen ihre Schulter. Ihr Herz verriet sie und Mia verfluchte sich dafür. Wieso musste er sie so irritieren? Andererseits war sie froh das Kyuhyun da war und ihre kalte Hand wanderte unter sein Hemd. Kurz zuckte er zusammen und biss ihr leicht in die Nase. Konnte sie nicht einfach beide behalten? Konnte man das in Korea nicht einfach so machen? Was für Gedanken hatte sie da überhaupt?! In Zukunft würde sie sich nur noch das Bett mit Teukie und Hyukie teilen, da kam sie nicht auf solche Gedanken!