In der Villa wurde ihnen Abendessen serviert. Tatsächlich hatten sie es nicht runter an den Strand geschafft, sie waren alle viel zu faul sich von dem Sonnendeck wegzubewegen und nach dem Essen wurden auch schnell alle müde und verkrümelten sich in ihre Zimmer – angeblich um zu schlafen. Man durfte jedoch nicht vergessen, dass sie alle ähnlich tickten.
Skye stand vor ihrem Köfferchen und holte einen Badeanzug heraus. Taehyung, der gerade aus dem Badezimmer kam, schaute fragend zu ihr.
„Was hast du vor?“
Die Sängerin ging zu ihm und legte ihm die Arme um die Schulter.
„Wir gehen schwimmen.“
„Jetzt?“ Verunsichert schaute er zum Fenster – es war fast Mitternacht.
„Jup.“
„Aber … es ist kalt.“
„Dann müssen wir uns warme … Gedanken machen.“
Es lag wohl an Art, wie sie es sagte, dass bei ihm der Groschen fiel. Schnell zogen sie sich um und nahmen sich ihre Bademäntel, die Kapuzen hatten – die perfekte Tarnung, niemand würde sie erkennen! Die Securitys schauten skeptisch, doch das Paar erklärte ihnen, dass sie noch einen Massagetermin hatten und ließ man sie ziehen, was sollte schon bei einer Massage passieren? Doch ehe die Sicherheitsleute Verdacht schöpften, versuchten die beiden so unauffällig wie möglich bis zur nächsten Ecke zu laufen und von da an fingen sie an zu rennen, bis sie den Fahrstuhl erreichten. Schwer atmend, aber lachend, blieben sie stehen und warteten, bis die Fahrstuhltür sich öffnete und schlupften hinein. Sie giggelten fröhlich und drehten sich weg, falls andere Gäste ein- oder ausstiegen. Sie brauchten diese Momente, die nur ihnen gehörten. Sicher, sie waren gerne mit ihren Bandkollegen zusammen, aber sie waren eben auch ein Paar und manchmal, nur manchmal, brauchten sie Pärchen-Zeit.
Der Fahrstuhl brachte sie bis nach unten, die Tür zum Strand war glücklicherweise nicht verschlossen, dabei hätte Skye es den Koreanern zugetraut, dass sie nachts die Tür verschlossen, damit niemand einfach nachts zum Strand kam. Natürlich könnte man oben bei der Lobby raus, man müsste dann den Weg nach unten laufen und vor allem auch wieder nach oben. Vielen wäre das wohl zu viel Arbeitsaufwand und eventuell würden Taehyung und Skye später dieses Schicksal ereilen, falls doch noch jemand auf die Idee kam die Tür zu verschließen.
Es war Neumond und somit war es ziemlich finster am Strand. Taktisch eventuell etwas unklug, doch wenn sich die Augen erst mal an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte man zumindest schemenhaft etwas erkennen. Hinter dem Ausgang zum Strand und bei der Beachbar, gab es tatsächlich noch etwas Beleuchtung, doch danach folgte die Finsternis. Niemand war am Strand zu erkennen und die Wellen schienen einigermaßen ruhig zu sein.
„Aber Liebes, wie erkennen wir den Seemonster?“
„Es gibt keine Seemonster.“
„Aber Haie und Kraken und Meerjungfrauen…“
Skye schaute zu ihm hoch, doch ihren genervten Blick sah er wahrscheinlich nicht. Haie waren nachtaktiv, aber ihr war nicht bekannt, dass Donghae das riesige Haigebiet war. Wenn dann weiter draußen. Ja, es gab zwar genug Jäger bei Nacht, die auch vor Menschen nicht zurückschreckten – und sei es nur, weil sie neugierig waren und mal einen Probebiss riskierten, aber doch bitte nicht hier! Selbst in Fiji ging sie nachts ins Wasser, auch wenn sie eine Taschenlampe dabeihatte, um nicht aus Versehen auf irgendwelche Rochen zu treten, aber auch Rochen waren ihr hier nicht bekannt. Taehyung sollte eher Angst davor haben, dass sie ihn am Ende ertränkte, wenn er jetzt anfing eine Panikattacke zu bekommen.
„Ich beschütze dich“, sagte sie, trotz all ihrer Gedanken und Tae gab es wohl genug Zuversicht, um weiter zum Wasser zu gehen. Das Meer war recht ruhig, doch schwappten die Wellen an dem flachen Strand recht weit nach oben. Natürlich gab es keine Sonnenliegen mehr und so legten sie ihre Sachen – Bademantel, Handtücher und die Zimmerkarte – in der Nähe des Piers ab, um sie später wieder zu finden. Ihre Handys hatten sie oben auf dem Zimmer gelassen. Nachts wurde es jetzt doch recht frisch und so liefen sie eilig zum Wasser, nur um zu stocken. Nein, das war kein Fiji-Wasser. Die beiden schauten sich an, als wollten sie sich fragen ‚Wollen wir das wirklich tun?!‘. Skye war diejenige, die die Initiative ergriff.
„Na wenn wir schon hier sind“, sagte sie und begann in das Wasser zu rennen und sich irgendwann reinzuwerfen. Taehyung blieb angewurzelt stehen und schaute ihr nach, davon überzeugt, dass gleich ein Eiswürfel aufploppen würde, mit seiner Freundin darin eingeschlossen. Es wäre tragisch, doch wohl nicht mehr zu ändern.
„Na komm mein Mädchen!“, rief sie ihm aus dem Wasser zu. „Es ist gar nicht so kalt, wenn man mal drin ist!“ Das war eine Lüge! Auch ‚Geteilte Leid ist halbes Lied‘ traf es nicht wirklich, aber auf keinen Fall würde sie alleine frieren!
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Fast eine Stunde später kamen sie aus dem Wasser. Sie hatten wohl doch noch die ein oder andere Beschäftigung gefunden, die sie warmhielt. Um nicht zu sagen, dass sie förmlich glühten. Hand in Hand kamen sie aus dem Wasser, schmiegten sich aneinander und küssten sich. Taehyung wünschte sich auf Fiji zu sein, um noch länger hier draußen bleiben zu können, sich mit ihr im Sand zu wälzen und unter den Sternen einzuschlafen. In einem flauschigen Bett zu schlafen – nach einer heißen Dusche – war auch schön, wenn man denn in sein Zimmer kam …
„Wo sind unsere Sachen?“, hörte Skye Tae überrascht sagen, doch gänzlich traute sie ihm bei solchen Sachen nicht. Ihr Orientierungssinn war viel besser! Doch auch sie konnte nichts erkennen und weiße Sachen fielen auch bei Nacht auf. Skeptisch schauten sie sich um, waren sie doch an der falschen Stelle? Nach zwanzig Minuten, in denen sie den Strand auf und ab gegangen waren, gaben sie es auf. Jemand hatte ihre Sachen genommen. Sie waren nass und ihnen war kalt. Jemand würde ihnen schon eine neue Karte für das Zimmer geben und derjenige, der ihre Karte hatte, würde nicht an den Securitys vorbeikommen. Sie gingen zurück zu der Tür, die zu dem Fahrstuhlzugang führte, damit sie endlich aus der Kälte kamen, doch die Tür ließ sich nicht öffnen. Skye entdeckte das Pad, an das man wohl seine Zimmerkarte halten musste, damit die Tür sich öffnete. Schlaue Vorrichtung, nur im Moment völlig unbrauchbar!
„Was machen wir jetzt?“
„Wir müssen hochlaufen“, gab sie zurück und seufzte. Er in Shorts, sie in Badeanzug – noch nicht einmal Schuhe hatten sie! Der Weg nach oben war gesäumt von Flüchen. Wer nahm denn einfach so Sachen vom Strand weg?! Mitten in der Nacht?! Völlig durchfroren kamen sie oben an, Skye hatte sich irgendwo einen Schliffer in den Fuß gezogen, doch es war viel zu dunkel, als ihn hier entfernen zu können. Vor dem Eingang blieb die Amerikanerin stehen.
„Hm?“, fragend drehte Tae sich zu ihr.
„Ich glaube, du solltest alleine zur Rezeption. Wenn die dich mit mir sehen …“
#Gerüchte. Dafür brauchte der Sänger keine Erklärung. Skye hingegen schlich sich in Richtung Fahrstuhl, um nicht draußen stehen zu müssen.
„Hallo, Kim Taehyung. Ich habe Zimmer 2844 und benötige eine neue Karte.“
Er versuchte das so souverän wie möglich zu sagen, in Anbetracht der Tatsache, dass er lediglich mit einer Badeshorts bedeckt war. Die Frau an der Rezeption schaute verwundert auf.
„Was ist mit Ihrer Karte?“
„Sie wurde gestohlen. Ebenso mein Bademantel und Handtücher.“
Besorgt schaute die Rezeptionistin zu ihm.
„Wo ist das passiert?“
„Am Strand.“
„Jetzt?“, fragte sie verwundert.
„Jetzt. Wenn man an Neumond im Meer badet, soll das gut für die Haut sein.“
Skeptisch schaute sie ihn an.
„Können Sie sich denn ausweisen?“
Nun schaute er wie ein Auto – er hatte eine Shorts an? Meinte sie ernsthaft, dass er ‚irgendwo‘ seinen Ausweis versteckt hatte? Wohl kaum. Mal abgesehen davon, gehörte er zu den ‚hübschesten Gesichtern der Welt‘ und zur bekanntesten Idol Group Koreas! Seit wann brauchte ER einen Ausweis?!
„Sie können gerne oben anrufen. Das Sicherheitspersonal sollte mich kennen.“
Skye hörte nicht alles, doch auf einmal passierte nichts mehr. Ungeduldig hibbelte sie auf den nackten Füßen – was dauerte denn da so lange? Erkannte die ihn nicht?! Sonst konnten sie sich gar nicht gut genug verkleiden, um nicht erkannt zu werden und jetzt, wo es mal nötig wäre, traf er auf den einzigen Menschen in Korea, der BTS nicht kannte?
„Frau Jones?“
Sie drehte sich um und sah zwei der Sicherheitsleute.
„Hi!“
Die beiden betrachteten die fragend.
„Wir dachten Sie hätten eine Massage?“
„Ehm ja … also … was passiert ist…“
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Endlich zurück auf ihrem Zimmer – unter dem genervten Blick der Sicherheitsleute – und nach einer heißen Dusche, gönnten die beiden sich noch einen Snack. Stressessen. Doch dann fielen sie ins Bett und wachten am nächsten Morgen für ihre Verhältnis … okay, für Skyes Verhältnisse, spät auf. In der Villa hatte man Frühstück aufgebaut und ein Koch. Mit einer kleinen Kochstation machte Omeletts, Rühreier und Pancakes für die Truppe. Als Skye und Taehyung kamen, schauten alle verwundert auf.
„Wo seid ihr denn gewesen?“, fragte Honey.
„Ehm … schlafen …“, erwiderte die Amerikanerin und schaute auf die Uhr. Es war 11 Uhr, kein Grund um Panik zu schieben.
„Nein, heute Nacht!“
Fragend schaute Skye zu Tae, in der Hoffnung, dass er verstand, um was es ging. Fehlanzeige.
„Man, wir haben doch eure Sachen genommen“, erklärte London.
„Was?! Ihr wart das?!“
Honey, Kendra und London schauten sich unsicher an.
„Ja, wir haben gesehen, wir ihr ins Wasser seid und wollten euch ärgern, doch dann haben wir euch aus den Augen verloren. Wir waren bis 4 Uhr am Strand, weil wir dachten, ihr seid ertrunken“, kam es kleinlaut von Kendra.
„Ach und um 4 Uhr habt ihr gedacht wir seien tot und seid dann schlafen gegangen?!“
Es war mehr gespielt, als ernst, auch wenn es Tae und Skye heute Nacht viel Zeit erspart hätte, wenn sie gewusst hätten, wer hinter dem Streich steckte.
„Nein! Wir sind hoch und wollten alle wecken, doch die Sicherheitsleute haben gesagt, dass ihr auf dem Zimmer seid und das wohl jemand eure Zimmerkarte geklaut hatte…“ Honey biss sich auf die Unterlippe.
„Wir sind barfuß hochgelaufen! Zu Eis gefroren!“, beschwerte sich Skye.
„Sooooorry“, kam es im Chor, aber drum herum waren alle auch schon so am Lachen, dass es schwer fiel ernst zu bleiben.
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Zwei Stunden später begann es. Das erste Nießen. Skye hatte ein süßes Nießen, was ihr schon den Spitznamen ‚Chinchilla‘ eingebracht hatte. Bisher hatte sie sich eigentlich gesundheitstechnisch ganz gut gehalten – und nein, wir wollen nicht an Anfang des Jahres zurückdenken. Zuerst war es ein Nießer – konnte ja alles Mögliche sein. Der zweite folgte kurz darauf. Danach fing London an. Dies war der Moment, an dem Namjoon aufschaute, wie ein Erdmännchen und durch die Zähne pfiff. Ohne ein weiteres Wort standen alle BTS Mitglieder auf und gingen auf die andere Seite des Pools.
„Ernsthaft?“ Skye stützte sich auf ihre Ellenbogen und schaute die Sänger an.
„Wir sind mitten in der Tour – keine Erkältung.“ Um ihren Bandleader zu unterstützen, nickten die anderen wie Wackeldackel.
Generell hatte die Amerikanerin Verständnis, dass sie sich nicht erkälten wollten, aber nur, weil sie jetzt ein paar Mal genossen hatten, hieß das ja nicht, dass sie die Pest ausbadeten.
„Mehr Platz im Helikopter für uns.“ Um 16 Uhr würde man sie wieder abholen und die Jung könnten gerne mit dem Auto fahren, wenn sie das wollten. Doch jetzt wurden sie doch unsicherer. Helikopter zu fliegen war schon cool und es dauerte nicht so lange. Also, was würde es werden? Schnell nach Hause kommen und eventuell sich erkälten oder doch der lange Weg?
Als der Helikopter ankam, winkte Taehyung Skye vom Ende des Stegs zum Abschied. Die Amerikanerin rollte mit den Augen und stieg in den Helikopter. Wie albern. Würde er jetzt generell zwei Meter Abstand zu ihr halten? Irgendwie befürchtete sie das schon. Wahrscheinlich würde BTS ab heute nicht mehr bei ihr im Haus schlafen und nur noch mit Schutzkleidung bei ihr antanzen. In weniger als zwei Wochen war das Konzert in Saudi-Arabien und sie verstand sie ja, aber doof fühlte es sich trotzdem an.
Zuhause angekommen, schaute Frau Park fragend, als nur die Mädels aus dem Heli ausstiegen.
„Haben Sie BTS versteigert?“, fragte sie amüsiert.
„So ähnlich – wir haben genossen. Jetzt haben sie Angst vor einer Epidemie“, erklärte Skye. Wobei Kendra jetzt schon gehustet hatte und Honey fing auch an zu nießen. Ara, die in dem Zimmer war, dass nicht die halbe Nacht draußen verbracht hatte, belehrte die anderen, dass so etwas passierte, wenn man dachte rebellisch zu sein. Skye fehlte die Kraft, um dagegen zu argumentieren. Sie war müde und schlapp, schob das aber eher auf den Schlafmangel in der Nacht.
Lieber chillten sie sich alle ins Kaminzimmer und ließen sich von Frau Park noch Snacks machen, während die Girls darüber debattierten, wer welchen Edelstein als Stagenamen bekam. Für alle, außer Skye, war klar, dass sie ‚Diamond‘ bekam.
„Wieso?“
„Na ja, du bist doch unsere Bandleader“, erwiderte London und zuckte mit den Schultern. Skye gefiel die Antwort nicht und zog die Augenbrauen zusammen.
„Ach so, wenn du Bandleader wärst, wärst du dann Diamond?“ Nun verzog London das Gesicht. Aha!
„Sieh es mal so“, begann Mi Cha, „der Diamant ist der härteste Stein und nach all dem, was du schon bei SME durchgezogen hast, bist du ziemlich hart – im guten Sinne“, sagte sie eilig. „Ich denke, es passt gut.“
Mi Cha war wie Willy Wonka, sie konnte alles mit Schokolade überziehen. Und so fragten sie, wer denn welchen Namen gerne hätte. London wollte Ruby oder Emerald. Beides passte, sie hatte eine starke Persönlichkeit. Blake mochte auch Ruby und so bekam London Emerald. Mi Cha war ‚Pearl‘, da waren sich ziemlich alle einig. Sie war sanft und hübsch und Pearl passte irgendwie zu ihr am besten. Auch der Rest war recht einfach. Honey wollte gerne Sapphire, Ara gerne Jade und Kendra Opal – es gab kein Gezanke, kein Gezicke und Skye feierte es total. Dass sie sich alle so schnell einig waren, hatte keine so richtig gerechnet und umso schöner war es, dass sie schon jetzt in vielen Dingen gleich dachten.
Es fühlte sich gut an, richtig und Skye hoffte, dass sie eine wirkliche Chance bei G-Next bekommen würden.
Je länger sie wieder Zuhause waren, umso mehr bauten sie irgendwie ab. Morgen würde das Training beginnen und langsam breitete sich die Panik aus, dass sie total krank im Studio stehen würden. Skye schrieb mit Kookie und Tae und als feststand, dass die Herren noch zwei Stunden brauchen würden, bestellten sich die Girls etwas zu essen. Noch immer glaubte Skye nicht daran, dass sie wirklich kommen würden und wartete schon auf die Ausrede, um noch mal ins Studio zu müssen. Es war okay. In ein paar Monaten könnte sie sich an Taehyung rächen, wenn er mal kränkelte und sie würde dann eine Quarantänestation um ihn herum bauen und nur noch mit Schutzanzügen zu ihn rein gehen. Doch im Moment sorgten sie vor, mit Ibus und Blake hatte irgendwelche Kügelchen, auf die sie schwor und nach dem Essen würde es ihnen schon besser gehen.
Doch die meisten schienen nach und nach abzubauen und es war noch keine 21 Uhr, da lag Skye mit den drei Katzen im Bett, während die Girls runter in ihr Haus gegangen waren. Ihr Kopf pochte ganz fürchterlich und auch die Nase war am Laufen. So in Scheiß! Jiyong würde ihr den Arsch aufreißen! Skye konnte seine Stimme schon förmlich hören.
„Skye? Skye, schläfst du?“
Sie schlug die Augen auf – sie hörte Jiyongs Stimme nicht nur förmlich, sondern tatsächlich. Der Musiker saß am Rand ihres Bettes und schaute besorgt.
„Alles okay?“
„Ja, total!“
Eilig setzte sich die Amerikanerin auf und setzte ein Lächeln auf, auch wenn sie das Gefühl hatte, als würde ihr Schädel wie eine Kokosnuss in zwei Teile brechen würde. An Jis Gesichtsausdruck konnte man sehen, dass er es ihr nicht abkaufte. Seine Hand legte sich auf ihre Stirn und dann ihre Wangen.
„Du bist heiß.“
„Well … thank you“, Skye zwinkerte ihm frech zu, was zu Folge hatte, dass er genervt schnaubte.
Jedenfalls ließ er ihr keine Ruhe, bis er sich von Frau Park ein Fieberthermomater hat geben lassen. Zum Glück hatte sie eins, dass in den Ohren misst…
„39,1 Grad – wie ist das passiert?“
„Wir waren gestern Nacht schwimmen.“
„Na klar…“
„Und die Girls dachten es wäre lustig unsere Sachen zu klauen und dann sind wir nur in Badeklamotten den Berg hoch …“
Er war nicht sauer, vielleicht etwas genervt, doch Jiyong wusste, dass es wichtig war, dass die Sängerinnen als Band zusammenwuchsen. Sie hatten keine zig Jahre als Trainee, die sie zusammenschweißen würden und wenn alles so lief, wie er es sich vorstellte, würden sie im Mai debütieren. Sie konnten singen, wenn musste nur an Feinheiten gearbeitet werden. Ji steckte seine Künstler nicht jeden Tags ins Gesangstraining, nur damit sie sangen. Sie mussten vor allem harmonisieren. Auch Tänze würden sie schnell lernen. Bis auf Skye waren alle Trainees gewesen, sie konnten sich schnell Tänze aneignen und Skye war Cheerleader gewesen und oft hatte er sie beobachtet, wie sie Choreografien andeutete, wenn sie bei einer Show war. Ob sie also Morgen mit dem Training anfangen würden oder nicht, war ihm peng, doch er brauchte Skye für ihre Meinung und ihre Ideen.
„Ich rufe den Doc an, dass er herkommt.“
„Nein“, jammerte die Amerikanerin, die mit Ärzten immer noch nicht auf einem grünen Zweig war.
Also was tat Jiyong, wenn Skye zu motzig wurde? Er rief Seunghyun an.
Noch immer hatte der Big Bang Beandleader keine Ahnung, was zwischen den beiden gelaufen war und vielleicht hätte er den Rapper auch nicht angerufen, wenn er davon gewusst hätte. Doch Seunghyun, der gerade im Studio war, ließ alles liegen und fuhr sofort zu dem Anwesen. Der Arzt saß schon im Kaminzimmer und hatte die anderen Girls bereits untersuchte. Kendra, London und Honey schienen auch etwas auszubrüten und bekamen gerade ihre Medikamente von dem Doktor. Seunghyun ging direkt in Skyes Schlafzimmer. Mürrisch schaute sie ihn an.
„Ich weiß, wieso sie dich schicken.“
Fool me once, shame on you. Fool me twice … Sie wusste ganz genau, wieso sie T-Oppa vorschickten und diesmal würde es nicht ziehen. Ohne etwas zu sagen, legte er sich zu ihr ins Bett und zog sie in seine Arme. Sie waren Freunde gewesen, bevor da etwas zwischen ihnen gewesen ist und in diesem Moment, stellte sie fest, dass sie ihn vermisst hatte.
„Schau mal, du willst doch bald wieder auf die Beine kommen. Du bist jetzt Bandleader.“
Ja, sie wollte trainieren und besser werden und sie wollte nicht, dass jemand enttäuscht war, aber sie mochte eben auch keine Ärzte. In Zukunft würde das schwierig werden. Idols bekamen ständig Medikamente und Infusionen, um gar nicht erst krank zu werden. EXO hatten ständig irgendwelche Kügelchen und Sprays genommen. Ob das auf dauert gesund war? Wohl eher nicht.
Taehyung hatte geschrieben, dass sie ‚zufällig‘ noch ein Meeting hatten. Sie schrieb ihm gar nicht, dass sie wohl wirklich krank war, damit er sich keine Sorgen machte und am Ende doch noch kam. Fieber brauchte er nicht und so schnell wollte sie sich nicht den Titel als ‚Schlechteste Freundin 2019‘ verdienen. Der Arzt gab ihr eine Infusion – totale Begeisterung. Am Ende saßen die 7Kings, Jiyong und Seunghyun bei Skye im Zimmer und erzählten Jiyong, dass sie schon eine Idee für den Lightstick hatten und auch schon Stagenames. Als sie fertig waren, schauten die beiden Männer sich skeptisch an.
„Hast du bei den anderen auch Fieber messen lassen?“, wollte Seunghyun wissen.
„Eigentlich schon …“
„Hey!“, beschwerte sich Skye. „Die Lightstick-Idee ist cool! So etwas gab es noch nicht!“
Wenn Jiyong sie hätte ärgern wollen, dann hätte er gesagt ‚Weil die Idee bescheuert ist‘, doch tatsächlich fand er es recht smart, den Lightstick auch als Nachtlicht oder Tischleuchte nutzen zu können. Damit verschwand er nicht in irgendeiner Schublade bis zum nächsten Konzert – bei dem es dann ohnehin einen neuen Lightstick gab.
„Ja, der Lightstick ist cool“, gab er nach. Er konnte sie nicht necken, wenn sie so krank war. Heute hatte sie damit ein Freifahrtschein.