Zum Glück war Mia noch nie ein Kater-Mensch gewesen, doch als um 8 Uhr ihr Wecker klingelte, dachte sie der Krieg wäre ausgebrochen. Stöhnend streckte sie sich quer über Eunhyuk hinweg, um an ihr Handy ran zu kommen. Sie machte den Wecker aus und ließ sich wieder fallen. Langsam aber sicher kam die letzte Nacht zurück in ihr Gedächtnis. Na toll, wie sollte sie Kim und den anderen erklären, dass Donghae die Jaejoong-Bombe hat platzen lassen? Wie würde das vor den Fans aussehen? Mia wollte noch nicht aufstehen, sie wollte noch nicht. Die Schwierigkeit lag jedoch darin, dass wenn sie einmal wach war, sie einfach wach war. Nach zwei Minuten stand sie also auf und ließ die beiden Kerle noch schlafen.
Geradewegs ging sie zum Bad und hörte die Dusche.
„Hallo?“, fragte sie.
„Morgen!“, rief Kyuhyun. Schulterzuckend öffnete sie die Tür. Kyuhyun schaute sie fragend an, als sie anfing sich auszuziehen. Er war völlig unfähig etwas zu sagen, als sie dann auch noch zu ihm in die Dusche stieg. Was war denn jetzt los? Mia lehnte sich an ihm vorbei um an ihr Duschgel zu kommen und guckte ihn dann komplett geschockt an.
„OMG! Wir sind nicht mehr zusammen!“
Kyuhyun schaute sie mit großen Augen an. War sie noch so fertig mit der Welt, dass sie vergessen hatte, dass sie sich getrennt hatten und war deswegen zu ihm in die Dusche, weil sie sich gedacht hatte, dass ja nichts dabei war mit dem Freund zu duschen? Anscheinend. Es dauerte ein paar Sekunden und dann brach Kyuhyun lachend zusammen und musste sich hinsetzen. Mia wurde abwechselnd kalt und warm und schnell stieg sie aus der Dusche, band sich ein Handtuch um und stürmte tropfend aus dem Bad, nur um dann Hae in die Arme zu laufen.
Sie wären fast zusammengestoßen und er hielt sie an den Schultern fest, schaute sie fragend an und schaute dann zum Bad, aus dem Kyuhyuns Gelächter noch immer zu hören war.
„Will ich es wissen?“
„Nope“, antwortete sie ihm und er ließ sie los. Kommentarlos ging er zurück in sein Zimmer und Mia setzte sich hin, mit dem Rücken an der Wand. Oh Gott, war das peinlich.
Hae streckte seinen Kopf aus seiner Tür.
„Sag mir nicht, dass ihr zusammen duschen wart?!“
„Ich hatte vergessen … ach …“ Und sie vergrub ihr Gesicht in ihren Händen.
Kyuhyuns Blick, als er das Bad verließ war einmalig.
„Das Bad ist jetzt frei, es sei denn du willst, dass ich …“ Ein freches Grinsen zeichnete sein Gesicht und Mia ging nur finster blickend ins Bad und schloss die Tür hinter sich zu. Frisch geduscht und angezogen fühlte sie sich schon viel besser und bevor sie zu ihren Küken fahren würde, schaute sie bei Siwon rein. Es ging ihm schon etwas besser, doch er war so mit Medikamenten vollgestopft, dass er noch ein paar Tage außer Gefecht gesetzt war.
Er musste sich ausruhen, ansonsten hatte es keinen Sinn. Mia ging gerade die Tür raus, als sie einen Anruf von Kim bekam, der sie in sein Büro zitierte – sofort. Mia verzog das Gesicht und schaute gen Himmel, was hatte sie eigentlich getan, um ständig in Schwierigkeiten zu stecken? Sie sagte, dass sie SHINee abholen müsste, dass sie einen Auftritt in einer Fernsehsendung hatten, aber dass sie gerne am Nachmittag vorbeikommen würde. Kim hatte so etwas geahnt und jemanden anderen zu ihren Küken geschickt, um mit ihnen zu SBS zu fahren, damit sie Zeit hatte. Aish!
Also setzte sie sich ins Taxi und fuhr zu SME. Im Flur kam ihr Jaejoong entgegen. Er lächelte sie fröhlich an – wie konnte er lächeln?!
„Keine Sorge, ich habe alles unter Kontrolle“, versicherte er ihr und Mia war sich nicht sicher, ob ihr seine ‚Kontrolle’ gefallen würde. Gemeinsam betraten sie das Besprechungszimmer. Kim, Yun und JYJ Manager saßen am Tisch und bedeuteten den beiden sich hinzusetzen. Mia griff nach Jaejoongs Hand, dass man sie noch nicht gefeuert hatte grenzte an ein Wunder.
„Wie ist das gestern mit Donghae passiert?“, wollte Kim wissen und schaute zu Mia, als wäre sie dafür verantwortlich gewesen.
„It’s not my fault! He just started babbling about it. I was not even in the studio. Ich denke, dass er dachte, dass ich mich unwohl fühle.“
Alle seufzten.
„Ich werde später ein Statement abgeben, ich bekomme das hin, dass keiner auf uns sauer ist“, sagte Jaejoong zuversichtlich und Mia beneidete ihn für seine positive Einstellung.
„Zumal ich eh keine Lust habe ständig mit Mia rumzuhängen.“ Er wirkte in diesem Moment so arrogant und selbstgefällig, aber Mia meinte den Schalk in seinen Augen zu erkennen. Die Manager waren skeptisch und beschloss mit JJ erst mal das Interview durchzugehen, bevor er ihn auf die Menschheit loslassen würden.
„Mia, was ist mit deinem Vertrag?“, fragte Kim und sie stellte fest, dass sie den komplett verdrängt hatte.
„Oh, ich werde unterschreiben.“ Sie hatte die Entscheidung vorher noch nicht getroffen gehabt, aber nun hörte es sich richtig an.
„Gut, die Modenschau ist Anfang März in Tokio, ich werde Jihoons Assistenten Bescheid geben, dass du zusagst.“
„Ehm … Anfang März? Aber da fliegen Super Junior doch nach Beijing wegen der neuen Promotion …“
„Du wirst Super Junior M nicht begleiten, du sprichst kein Chinesisch. Du bleibst hier bei den anderen“, erklärte Yun und Mia ließ traurig die Schultern hängen. Natürlich mochte sie alle, aber daran zu denken, dass Wookie, Donghae, Kyu und Siwon weg waren stimmte sie wehleidig – zumal das Frühstück dann sicher an ihr hängen blieb.
Sie verneigte sich leicht und verließ dann das Zimmer. Sie durfte nicht mit nach China. Okay, der Grund war eindeutig, aber dennoch. Mia wäre gerne mit ihnen gegangen. Vielleicht hätte sie sich noch einmal mit Hangeng treffen können. Nein, es brachte nichts Ausreden zu suchen. Sie würde hierbleiben, bei Leeteuk und Eunhyuk, Sungmin, Shindong, Heechul und Yesung.
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Dem Terminplan von SHINee zu Folge müssten sie in circa einer Stunde im Studio einlaufen. Sie würden für ein SM Sonderkonzert einen neuen Song aufnehmen und danach würden sie in eine Tanzschule fahren, um jungen Tänzer eine Choreografie beizubringen. Danach ging es zu einer Fernsehshow mit anderen Sängern und Sängerinnen.
Also wartete sie ab, bis die Jungs kommen würden. Sie klappte ihren Laptop auf, checkte Mails. Sie saß auf dem Boden in einem der Tanzstudios und irgendwann kam Jaejoong aus der Besprechung, setzte sich hinter sie und nahm sie in den Arm. Neugierig schaute er auf ihren Bildschirm, verstand aber rein gar nichts außer die paar Smilies, die sie in den Text gesetzt hatte.
„Ich dachte du magst nicht mehr mit mir rumhängen…“, sagte sie neckisch und drehte sich leicht um. Jaejoong lachte und schubste seinen Kopf gegen ihren. Sie hatte ja immer noch Jae und Yunho und SHINee, sie würde die Zeit ohne die M-itglieder überstehen.
„Hast du Bumpkin und Pancakes was zu essen gegeben?“, erkundigte sie sich.
„Weißt du, wir hören uns wirklich an wie ein altes Ehepaar … und ja, ich habe ihnen etwas zu essen gegeben.“
Sie lachten fröhlich als ihre Küken in das Tanzstudio kamen.
„Von wegen kein Paar …“, murmelte Jonghyun und Key nickte zustimmend.
„Da seid ihr ja!“ Mia stand auf, klappte ihren Laptop zu und ging zu ihnen. JJ verabschiedete sich für das Interview und Mia begleitete die fünf Sänger ins Studio. Sie holte Getränke und trieb Obst auf, wenn sie hier fertig waren, würden sie irgendwo Mittagessen gehen, damit sie in der Tanzschule gut powern konnten. Es war ein ruhiges Lied mit schöner Melodie. Mia hörte es gerne und sie waren sehr konzentriert bei der Sache. Es war witziger Super Junior beim Aufnehmen zuzugucken. Während einer sang, machten die anderen alles Mögliche, tippten auf ihr Handys ein, machten Videos oder ärgerten sich gegenseitig. Wenn man ihnen zuschaute fragte man sich, wie da überhaupt irgendetwas Gescheites rauskommen konnte. Es lag an der Gruppendynamik, sie steckten sich gegenseitig mit Blödsinn an. Fünf Leute hingegen waren noch relativ einfach unter Kontrolle zu bringen.
Zwei Stunden später hatte Mia essen geholt – auch das war für fünf Leute sehr viel einfacher als für zehn Kerle.
Im Tanzstudio ließ sich Mia überreden mit zu tanzen – wieso nicht? Die Gruppe war mit Männern und Frauen gemischt, allgemein hatte Mia das Gefühl, dass es mehr männliche Tänzer gab, als in Deutschland. Die Tanzschritte waren schnell und kompliziert und Mia patzte mehr als einmal. Key kam meisten zu ihr und ging es noch mal langsam durch, bis Mia sie konnte. In ihrem Kopf war sie schon halb in Tokyo. Würde Jihoon dort sein? Wieso hatte er ausgerechnet sie gewollt? Was, wenn sie es vermasseln würde? Wenn sie stürzen würde oder jemanden anderen anrempelte? Sie durfte sich nicht so verrückt machen, sie lief seit 11 Jahren auf High Heels, es gab keinen Schuh, der eine Herausforderung für sie war. Wer 15 cm Jimmy Choo Schuhe überlebte, überlebte alles.
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Nach zwei Stunden waren sie völlig durchgeschwitzt und gingen duschen. Danach ging es gleich weiter zu der Fernsehshow. Es war ein Wunder, dass niemand von Super Junior da war. Dafür trafen sie auf Künstler wie 2PM, CNBlue und Se7en. Er erkannte Mia wieder und begrüßte sie, schaffte es damit sie verlegen zu machen und wurde dabei skeptisch von Taemin und Minho beobachtet.
„Du weißt, dass er eine Freundin hat … seit … ewig …“, meinte Taemin und versuchte sich an den Zeitraum zu erinnern.
„Ich will nichts von ihm!“, entrüstet sich Mia.
„Er ist ein toller Künstler und es ist eine Ehre ihn kennenzulernen.“
Die beiden Musiker tauschten nur einen Blick aus und gingen zu den anderen in die Garderobe. Mia schaute ihnen kurz nach, es ging doch nicht immer um das Eine. Kopfschüttelnd wand sie sich ab und suchte den Aufnahmeleiter, um das Programm durchzusprechen. Sie wollte einfach wissen, was während den Shows passierte und was gefragt wurde, damit sie nicht ganz so überrollt wurde. Ihre Kollegen fanden ihr Benehmen wohl etwas merkwürdig, keiner schien so vernarrt darauf zu sein, manchmal musste man sich blamieren, dass gehörte bei solchen Shows dazu. Nicht für Mia. Image war wichtig und mit den falschen Fragen konnte man viel anrichten.
Während der Aufnahme stand Mia hinter der Bühne und hörte dem Gespräch zu. Einiges verstand sie immer noch nicht, doch indem sie ein paar Worte aufschnappte, konnte sie meistens den Zusammenhang herstellen. Vor allem wenn alle viel zu schnell und durcheinander sprachen, war es für Mia ein Gewusel aus Lauten. Sie stellte fest, dass die Mitglieder von Super Junior in ihrer Gegenwart bedachter und langsamer sprachen, als wenn sie sich alleine und unbeobachtet fühlten. Mia war froh darum und dankbar, dass sie ihr so entgegenkamen, denn in Korea war das nicht unbedingt üblich. Auch wenn sie bisher auf keine wirkliche, beabsichtigte Unfreundlichkeit gestoßen war – außer der von Jaejoong – so war sie als Ausländerin doch eine Art anderer Mensch und sie bekam das Gefühl nicht los, von der weiblichen Gesellschaft schräg angeschaut zu werden. In Korea sah man manchmal so wenig Ausländer, dass man die, die man ‚fand‘, zum Beispiel auf der Straße oder in einem Laden, automatisch grüßte. Wie, wenn man mit dem Hund Gassi ging und traf auf einen anderen Hundebesitzer.
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Die Show war gegen 8 Uhr fertig. Minho und Onew waren mit ihren Freundinnen verabredet, Jonghyun mit Freunden und Taemin und Key wussten nicht so recht was sie mit sich anstellen sollten.
„Jungs, wisst ihr was?“, begann Mia und beide schauten fragend zu ihr.
„We should go to a spa.“
„A spa?“, fragte Key und Mia nickte.
„Jup, I think we deserve that!“
Aber hallo! Nach fast 7 Wochen ohne ihr Thai-Ninja-Massage-Studio kam Mia sich bereits halbtot vor. Die beiden dachten darüber nach und nickten dann begeistert.
Sie fuhren ins COEX und buchten sich Massagen. Sie wurden in verschiedene Räume geführt. Eine Stunde sich durchkneten lassen war etwas Tolles. Mia verstand die Masseurin soweit, dass sie sich beschwerte, dass Mia so verspannt war und versuchte schmerzhaft die Entspannung einzuleiten. Mia fühlte sich wie neu geboren und ging in die Sauna. Es war merkwürdig so viel Zeit für sich zu haben und sicher sein zu können, dass kein Kerl sie störte. Eine Stunde blieb sie ungefähr, ging dann in die nächste Sauna. Sauna in Korea war nicht wie schwedische Saune, hier ging es um Wärme, Wärme, Wärme. Es gab unterschiedliche Räume, manche mit Kräutern, manche mit Steinen. Man hatte auch Klamotten an, denn nackt und Korea verstanden sich nicht so gut.
Zwischen den Saunaräumen lag ein Aufenthaltsraum. Man saß auf einem weichen Boden, hatte die Badehausklamotten an und erholte sich von der Erholung. Key und Taemin kamen wenig später und hatten den gleichen zufriedenen Gesichtsausdruck wie Mia.
„Das war eine tolle Idee“, lobte sie Key und setzt sich neben sie.
„Hast du Jaejoongs Interview gesehen?“, fragte Taemin und Mia schüttelte den Kopf. Um ehrlich zu sein, wollte sie gar nicht wissen was er gesagt hatte.
„Er hat sich toll geschlagen. Er sagte das Wettschulden Ehrenschulden waren und dass ihr deshalb so oft zusammen wart. Er sprach von dir als normale Freundin und versicherte, dass keine romantische Beziehung zwischen euch ist“, erzählte Taemin – so viel zu dem Thema, dass sie es gar nicht hören wollte. Er log noch nicht mal, sie hatte keine romantische Beziehung zueinander, gut, sie tranken abends mal ein Glas Wein und okay, sie küssten sich, auch wenn sie es nicht mussten. Mias Theorie beinhaltete, dass sie sich einfach daran gewöhnt hatten. Das musste aufhören. Das Zusammenleben machte es natürlich schwieriger, denn sie konnten sich nicht aus dem Weg gehen. Vielleicht sollte sie doch wieder ausziehen. Bis Sonntag. Irgendwo hin. Andererseits mochte sie seine Wohnung, den Wintergarten und das Bett. Das sie so etwas mal über ein Wasserbett sagte!
Es war zum Mäuse melken. Da sie nun schon an ihn dachte rief er zu allem Überfluss auch noch an.
„Hey, wo steckst du?“
„Hallo, danke, mir geht es gut.“ Hatte er noch nicht mal die Grundlagen von Benehmen gelernt? Sie sah förmlich, wie er genervt den Kopf in den Nacken legte.
„Ich bin im Badehaus“, sagte sie ergänzend, um seine Frage zu beantworten.
„Wann kommst du?“
„Weiß nicht.“
„Bringst du was zu essen mit?“
Nun legte sie genervt den Kopf in den Nacken.
„Was möchtest du denn essen?“
„Irgendwas italienisches, Pizza, Pasta, mir egal.“
Mia blieb noch zwanzig Minuten sitzen, sie würde wegen ihm nicht gleich aufspringen, doch dann verabschiedete sie sich von den beiden Sängern, die so gemütlich am Eieressen waren, dass sie Mia noch nicht mal fragten, ob sie sie nach Hause fahren sollten. Es war kein Problem, Taxis lauerten zu Genüge vor dem COEX. Mia hielt bei einem Italiener an, von dem sie wusste, dass er leckeres Essen hatte. Leider konnte sie schlecht einschätzen was Jaejoong mochte und so holte sie sowohl eine Pizza, als auch Tortellini, als auch Tiramisu, als auch eine Lasagne.
Zuhause angekommen wurden Jaejoongs Augen größer.
„Wen hast du alles eingeladen?“, fragte er lachen als Mia die Sachen in der Küche abstellte.
„Du hast gesagt du hast Hunger.“
Und sie hatten beide Hunger. Natürlich schafften sie nicht alles, aber sie aßen alles kreuz und quer und am Ende lagen sie satt in der Hängematte und fütterten sich gegenseitig mit Tiramisu.
„Ich kann nicht mehr!“, rief Mia, als Jaejoong mit noch einem Löffel ankam.
„Sag mal Mia, magst du mich?“ Sein Ton ließ darauf schließen, dass er nicht das Mögen meinte, wie man Freunde mochte und überrascht öffnete sie den Mund – gerade genug damit Jaejoong den Löffel in ihren Mund befördern konnte. Schmollend schluckte sie das Dessert und versuchte die Frage für sich zu beantworten. Er sah gut aus, ja irgendwie, das konnte sie nicht bestreiten und ja, er war nett, manchmal, und ja, im Moment verbrachte sie gerne Zeit mit ihm, meistens zumindest, aber … was aber? Es kribbelte nicht, nicht wie bei Hae oder bei Kyu, wobei zwischen den beiden auch ein erheblicher Kribbelunterschied gelegen hatte. Mia wusste, dass eine Beziehung zwischen ihnen nie funktionierte, vielleicht ein paar Tage, aber dann würden die Traditionen aufeinanderstoßen und sie würden sich gegenseitig umbringen. Jaejoong war klassisch, in seinem Benehmen und seiner Einstellung, während Mia einen Flummi darstellte, der selten stillstand oder stillstehen konnte. Und doch suchten sie die Nähe zueinander. Vielleicht, weil sie so unterschiedlich waren.
Mia schwang sich aus der Hängematte, was fast zur Folge gehabt hätte, dass Jaejoong rausfiel. Sie klappten ihren Laptop auf und versuchte den Schedule für nächste Woche zu organisieren. Henry und Zhou Mi würden nächste Woche kommen, um den Rest für das Minialbum fertig zu machen und nächsten Wochenende würden sie nach Manila fliegen für das Super Show 3 Konzert. Die beiden chinesischen Sänger würden Supportacts sein und die ganze Woche bei ihnen Wohnen. Donghaes Zimmer war also ab Dienstag kein Einzelzimmer mehr und Mia verspürte einen Hauch von Schadenfreude wegen Sun. Nächste Woche würden sie also viel Zeit im Ton- und Tanzstudio verbringen. Dennoch würden Leeteuk und Eunhyuk bis Donnerstag Sukira moderieren, denn Freitagmorgen würde es nach Manila gehen, für Fanmeetings, Radiosendungen und allem was dazu gehörte. Sonntag früh würde es dann wieder zurück gehen. Mia fand es schade, dass sie nicht etwas mehr Zeit hatten, um sich tatsächlich mal etwas anzuschauen und wieder dachte sie daran, dass sie den Jungs versprochen hatte, dass sie Urlaub bekommen würden. So richtigen Urlaub. Keine Ahnung wie sie das anstellen sollte, aber sie würde es versuchen.
An diesem Tag beschloss Mia früh schlafen zu gehen. Der Schedule für nächste Woche stand, Morgen war das Dance Battle und sie würde früh schlafen gehen – Punkt. Jaejoong schaute sie entgeistert an, als sie vor Mitternacht ins Bett ging.
Im Bett liegen und schlafen waren zwei Paar Schuhe. Sie konnte nicht schlafen. Mias Gedanken rasten, doch konnte sie nicht erkennen, um was. Irgendetwas machte sie unheimlich kirre und doch konnte sie es nicht greifen. Es war ein Film, der in zehnfacher Geschwindigkeit vorgespult wurde. Sie war aufgewühlt und fühlte sich nach heulen, aber wieso? Sie konnte es nicht sagen.
Das Licht im Bad ging an und Mias Augen fixierten sich darauf, es war etwas was sie ablenkte. Jaejoongs Körper zeichnete sich ab, ziemlich genau sogar und Mia fiel auf, dass ihr nie auffiel wie durchsichtig die Glassteine zwischen Schlafzimmer und Bad tatsächlich waren. Und dann begannen die Zahlenräder, in ihrem Kopf, an sich zu drehen. Wie oft war sie in den letzten Tagen dort duschen gegangen? Und Jaejoong hatte nicht einmal erwähnt, dass sie vielleicht nicht duschen gehen sollte, wenn er im Schlafzimmer war. Schlagartig war der Geisterflug von nichtdefinierbaren Gedanken vorbei und sie stieg leise aus dem Bett. Es gab zwei Türen zum Bad, eine im Schlafzimmer und eine im Flur und beide verriegelte Mia mit jeweils einem Stuhl vom Esstisch. Zufrieden setzte sie sich auf das Bett, hörte wie das Wasser aus ging und sah wie er aus der Dusche stieg. Sie wartete ab, bis er sich wohl abgetrocknet hatte und dann rüttelte es an der Türklinke. Sie konnte seinen Schatten sehen, sicher wollte er die andere Tür probieren, aber da ging auch nichts.
„Mia?“, kam es aus dem Bad.
„Jaaaaaaaa.“
„Hast du die Türen verriegelt?
„Jup.“
„Wieso?“, fragte er und Mia dachte sich nur, dass das ihr Fragewort war.
„Weil du eine Ratte bist!“, antwortete sie ihm.
„Was habe ich getan?!“, donnerte seine Stimme und wieder versuchte er die Tür zu öffnen.
„You never told me that you can see in the bathroom when you are in the bedroom!“
Plötzlich schien er zu begreifen und entschuldigte sich. Ungefähr eine Stunde lang versuchte er Mia Honig um den Mund zu schmieren, doch es half nichts. Irgendwann ging das Licht im Bad aus. Jaejoong hatte sich wohl damit abgefunden, dass sie die Tür nicht aufmachen würde und hatte sich mit den unzähligen Handtüchern ein Bett gebastelt. Und schließlich schlief auch Mia ein.