06:45 – Seoul – die Frisur hält nicht!Mürrisch drehte sich Mia bei der Star Wars Melodie um. Griffen die Klonkrieger schon wieder an? Hatte sie nicht mal einen Morgen ihre Ruhe vor ihnen?
Sie schmiss die anderen beiden gleich mit aus dem Bett und ging ins Bad um sich die Zähne zu putzen und das Gesicht zu wasche. Das Schlimme an Muskelkater war, dass er mit einem Tag Verspätung eintraf, gestern waren die Schmerzen ja noch nett gewesen, heute hingegen, waren sie echt nervend. Sie steckte sich die Haare hoch und Eunhyuk kam ins Bad. Er schnappte sich seine Zahnbürste und schaute in den Spiegel, dann zur Seite und dann nahm er die Zahnbürste aus dem Mund.
„Ist das ein Bissabdruck?!“
Entsetzt schaute er auf ihren Hals, Knutschflecke waren ja eine Sache, aber mit dem Hinternabdruck auf der Fensterscheibe und dem Bissabdruck am Hals fragte er sich wirklich ernsthaft, welcher Film bei Jaejoong abgelaufen war.
Mia hob nur die Augenbrauen und putzte sich weiter die Zähne, bis sie fertig war.
„Das willst du nicht wissen.“
„Doch!“ Wenn seine Assistentin so aussah, wollte er schon wissen was da los war. Hatte Jaejoong sie geschlagen? Er hatte eigentlich eine ziemlich gute Meinung von ihm.
„Nein, willst du nicht“, sagte Mia ruhig die sich ihrer Meinung darüber ziemlich sicher war.
„Doch, will ich!“
„Ich hatte einen Threesome mit Yunho und Jaejoong.“
„Okay, ich will es nicht wissen.“
Damit drehte er sich um, verließ das Bad und murmelte ‚Ich will es nicht wissen, ich will es nicht wissen, ich will es nicht wissen ….‘.
„I told you!“, rief sie ihm hinterher und rollte die Augen. Die Tatsache dass es ihm so unangenehm war, versicherte Mia dass er es zumindest nicht herumerzählen würde und wahrscheinlich würde er es noch nicht mal glauben.
Bevor sie sich selbst fertig machte, schmiss sie erst mal alle aus den Federn. Kyuhyun und Siwon waren schon wach, Ryeowook war so halb wach und Sungmin saß schon müde vor seinem Handy. Heechul war noch fest am Schlafen und Mia hatte einige Mühe ihn aufzuwecken, wann war er eigentlich nach Hause gekommen? Selbst Yesung und Kibum saßen schon vor dem Laptop und machten etwas. Unschlüssig blieb sie vor Donghaes Tür stehen. Er war so niedlich wenn er schlief. Ihre Hand stand in der Luft, ungefähr 10 cm von der Torklinke entfernt, sie überlegte, ob sie Eunhyuk nicht einfach beauftragen sollte ihn zu wecken, als plötzlich die Tür auf ging und Donghae fast in sie rein gelaufen wäre. Beide schauten sich erschrocken an, unfähig etwas zu sagen. Er war es, der anfing zu lächeln.
„Guten Morgen Mia.“
„Gute Morgen“, verlegen wand sie den Blick ab.
„Warst du schon im Bad? Ist es frei?“
„Oh, ja, ja, ich wollte dich nur wecken ….“
„Alles klar.“ Damit ging er ins Bad und Mia hätte sich am liebsten selbst mal eine Ohrfeige gegeben, weil er sie so unheimlich nervös machte.
Sie zog sich an, machte sich die Haare und schminkte sich. Sie achtete darauf, dass ihre Haare ihren Hals gut verdeckten und ging dann in die Küche, wo die anderen am frühstücken waren. Es war ihr definitiv noch zu früh zum frühstücken, spätstücken war ihr viel lieber, doch Sungmin fütterte sie mit Reise und Ei und sie wehrte sich nicht gegen ihn.
Bei dem Fotoshooting angekommen schaute Mia das alle Outfits fertig waren und das alle irgendwie gestylt wurden. Danach nahm sie sich ihren Laptop. Über Nacht hatte ihr Postfach wieder zugenommen – klar, jetzt bekam sie ja auch wieder die englischen Anfragen bezüglich Super Junior. Mitunter hatte Kim ihr aber auch ihre Etixs für den Flug nach Tokyo zugeschickt und die Bestätigung der Hotelreservierung. Sie würde sich das Zimmer mit einem koreanischen Model teilen, ansonsten würden nur japanische Models bei der Fashionshow mitmachen. Na toll, als hätte sie nicht eh schon Komplexe bei den ganzen kleinen, zierlichen Asiatinnen. Ebenfalls war ein Ablauf mit dabei. Später würde Mia sich das alles ausdrucken. Das Fotoshooting begann und Mia schaute dem Fotografen über die Schulter. Ihre Jungs waren ziemlich ernst bei der Sache, für das, dass sie sonst so albern waren. Es machte spaß ihnen zuzuschauen. Mia beobachtete vor allem Kyuhyun. Er schien wirklich okay zu sein und vielleicht würden sie irgendwann Freunde werden können, sie brauchten nur Zeit um mit der Situation klar zu kommen. Neben wen sollte sie jetzt im Flugzeug sitzen? Ein wenig vermisste sie ihn schon, doch sie wusste dass es die beste Entscheidung war.
Jaejoong schrieb ihr eine SMS und fragte ob es ihr gut ginge und froh war wieder zu Hause zu sein. Sie grinste. Er konnte wirklich nett sein. Vor zwei Wochen hätte sie jeden für verrückt abgestempelt, der gesagt hätte das Jaejoong nett war. Doch in der Zeit mit ihm hatte sie viel gelernt, über ihn, über sich selbst und über die Gesellschaft in der sie sich bewegten.
Zwei Stunden später fuhr Heechul zu einer Radiosendung, Kibum zum Filmdreh und Siwon und Ryeowook in eine Fernsehsendung. Die anderen fuhren mit Mia zu SME, sie ging in ihr Büro, die Jungs zum Training. Sie buchte die Studios für die nächsten Tage, wenn Zhou Mi und Henry kommen würden, müssten sie jede Minute im Studio nutzen um das Album fertig zu bekommen. Noch immer war sie traurig, weil sie nicht mit nach China durfte, aber vielleicht war das genau der richtige Abstand zwischen ihr, Donghae und Kyuhyun. Sie besprach die Abläufe mit Kim um zu wissen wen sie wann wohin begleiten sollte und sammelte dann die Jungs zum Mittagessen ein. Heechul war mittlerweile wieder da und war ebenso hungrig. Sie saßen alle gemütlich zusammen in einem Restaurant um die Ecke, in einem separaten Raum, um nicht gestört zu werden.
Sie plauderten und aßen, doch irgendwann kamen sie auf Kangin zu sprechen, der als erster seinen Wehrdienst angetreten hat und bald kam die Frage, wie die anderen damit umgehen würden. Mia hasste dieses Thema. Sie hatte sich im Internet informiert welche Alternativen es gab. Es gab auch Bürojobs innerhalb des Wehrdienstes, Kangin hatte sich für das Heer entschieden. Sie fragte sich, wie es Kangin verändern würde und wie die anderen damit umgehen würden. Ryeowook konnte sie sich gar nicht in Armeekleidung und mit Gewehr in der Hand vorstellen.
„Na ja, ich kann mich nicht mehr lange drücken“, meinte Leeteuk und lachte.
„Es ist ja nicht so, als wollte ich nicht, aber in den letzten Jahren war die Band wichtiger, es ist so viel geschehen, aber wann ist schon der richtige Moment um zu gehen?“
Leeteuk würde dieses Jahr 28 werden und bis 30 musste er in den Wehrdienst getreten sein. Die Vorstellung den Bandleader zu verlieren war grausig.
„Teukie, können wir dir nicht einfach einen Finger abhaken, damit du ausgemustert wirst?“, schlug Mia vor und brachte die anderen zum Lachen.
„Vielleicht sollten wir alle gleichzeitig gehen, damit wir es alle hinter uns haben und nach 2 Jahren Pause dann unser Come-Back machen“, schlug Eunhyuk vor. Soooo schlecht war die Idee gar nicht, besser als wenn über die nächsten 6 Jahre verteilt immer 2-3 von ihnen weg wären. Es war wie mit dem Pflaster, lieber schnell abgezogen, so weh es auch tat, als langsam und es tat genau so weh.
„Also ich bin zu hübsch für den Wehrdienst“, bemerkte Kyuhyun trocken und brachte die anderen zum Lachen.
„Ich warte ab, bis der Wehrdienst nur noch 18 Monate hat und dann gehe ich zur Luftwaffe“, erklärte er weiter. Ja, es gab einen Gesetzesentwurf, der ab 2014 greifen sollte und den Wehrdienst verringern sollte. Aber das war noch 3 Jahre hin und wer wusste was passieren würde. Jedes Jahr wuchs die Zahl an Wehrdienstverweigerern. Die Männer gingen lieber freiwillig 1,5 Jahre ins Gefängnis, als den Wehrdienst anzutreten. Die wachsende Zahl der Verweigerer, hatte die Regierung gezwungen darüber nachzudenken eine Lockerung einzuführen, auch wenn der Zivildienst immer noch kein Thema war. Generell war es im Moment so, dass man sich für die Luftwaffe und die Marine länger verpflichtete als für das Heer.
„Ich möchte auch zur Luftwaffe“, stimmte Donghae zu und Mia konnte sich ihn wirklich gut dort vorstellen.
„Ich glaube ich möchte zur Marine“, schmunzelte Heechul und Sungmin nickte zustimmend. Für Mia war es einfach nur schlimm. Ihre Gedanken spannen sich weiter, auch Yunho und Jaejoong müssten das irgendwann machen und daran zu denken, dass nach und nach jeder den sie lieb hatte 1,5-2 Jahre weg sein würde, tat ihr weh. Sie ignorierte dabei den Gedanken, dass sie selbst nicht mehr hier sein würde um das alles mitzuerleben, weil das auch nur wehtat. Allerdings konnte sie nichts an den Gesetzen ändern und die Jungs schienen auch gar nicht so abgeneigt. Kangin schien sich recht gut zu schlagen und hatte wohl regelmäßigen Kontakt zu Leeteuk.
„Du bist so ruhig.“ Sungmin schubste sie mit der Schulter an und betrachtete die junge Frau.
„Es ist nur … ich will nicht dass noch einer von euch weg ist….“
Sungmin umarmte sie und drückte Mia.
„Das Witzige ist, dass du im Januar schon wieder weg bist … ich weiß gar nicht wie DAS funktionieren soll. Du hast dich schon so an uns gewöhnt und wir uns an dich … wir müssen irgendwie dein Arbeitsvisum verlängern …“, meinte Teukie und schaffte es Mia zum Lächeln zu bringen.
„Oder du nimmst endlich mal meinen Heiratsantrag an“, schlug Eunhyuk vor.
„Heiratsanträge“, verbesserte ihn Heechul und Mia lachte. Es hatte die Stimmung ungemein gehoben und das Thema ‚Wehrdienst‘ kam erst einmal wieder vom Tisch.
Nach dem Essen fuhr Mia gemeinsam mit Kyuhyun, Sungmin, Leeteuk und Shindong zu einer Fernsehsendung und stieß dort auf ihre Küken. Taemin begrüßte Mia in dem erst sie so fest drückte, dass sie glaubte sie bekam keine Luft mehr.
„Wie geht es euch? Habt ihr genug gegessen? Und geschlafen?“, fragte sie die Jungs, die ihr bestätigten, dass sie gut auf sich aufpassen.
„Das ist auch gut so und denkt daran viel Obst zu essen und zu schlafen.“
Dann kam aber auch schon Sungmin und zog sie weg. Mia lachte fröhlich.
„Nicht eifersüchtig sein!“, sagte sie und er versuchte finster zu SHINee zu gucken.
„Wir haben sie rechtmäßig gewonnen!“, sagte er und alle lachten. Wie konnte die immer alle so fröhlich sein? Es war anstrengend und beneidenswert. Vielleicht hatten sie auch nur die Entscheidung zwischen ‚Fröhlich sein‘ oder ‚depressiv‘ getroffen. Sie standen alle unter Druck, sie mussten immer gut aussehen, jede Single musste ein Erfolg sein, ihre Konzerte mussten ausverkauft sein. Viele europäische oder amerikanische Künstler würden mit so einem Druck nicht lange klar kommen, sie griffen stattdessen zu Drogen und Alkohol, wurden depressiv und mussten zum Entzug. Hat man schon mal von einem koreanischen Sänger oder einer Sängerin gehört, der/die auf Entzug musste? Mia nicht. Gut, Selbstmord passierte, letztes Jahr hatte sich ein Schauspieler umgebracht und damit die koreanische Entertainmentwelt in tiefe Trauer gestürzt, aber solche Dinge waren eher die Ausnahme.
Wieder saß Mia vor dem Laptop und arbeitete, dated die englische Homepage ab und las auf den Klatschseiten nach ob irgendwelche komischen Gerüchte kursierten. Für die meisten waren die Jungs ja selbst verantwortlich, durch komische Twitterbilder und zweideutige Bemerkungen.
Sie bekam eine Email von Siwon, der ihr mitteilte, dass sie heute Abend lernen würden. Mia seufzte, blöde Schriftzeichen. Er fügte einen koreanischen Satz bei, den sie natürlich nicht verstand, mit der Bemerkung ‚If you can read this, we will do it‘. Sicher, sie hätte es durch den Translator laufen lassen können, doch das wäre unfair gewesen. Mia wollte sich ihre Belohnung richtig verdienen. Doch zumindest hatte Siwon begriffen wie er sie motivieren konnte.
Zu Hause angekommen hatte Siwon das Wohnzimmer zum Klassenzimmer umgewandelt. Überall hingen die koreanischen Buchstaben und er hatte sogar eine Tafel aufgebaut. Es war wirklich süß wie viel Mühe er sich gab und zwei Stunden lang lernten sie wirklich angestrengt. Mia schrieb die Buchstaben auf, was ihr helfen sollte sie sich besser zu merken und setzte sie zusammen. Die Schwierigkeit bestand darin jeden Buchstaben einem Laut zuzuordnen und dann zu unterscheiden was Vokale und was Konsonanten waren, damit sie diese dann wiederum zu einem Schriftzeichen zusammen setzen konnte. Siwon fand dass sie sich gar nicht so doof anstellte, sie musste nur die Zeichen lernen und gab ihr die Aufgabe jeden Tag die Zeichen durchzugehen. Nach zwei Stunden brummte ihr aber auch wirklich der Schädel und sie ließ sich rückwärts auf die Couch fallen. Eunhyuk und Leeteuk waren mittlerweile zu KBS gefahren. Die anderen hatten alle mal ins Wohnzimmer reingeschaut, doch Mia hatte sie konstruktiv ignoriert um sich auf Siwon zu konzentrieren und schnell wurden sie des Spannen leid und ließen sie wieder alleine. Yesung saß die ganze Zeit am Laptop und hatte Kopfhörer auf. Mia glaubte dass er an seinem Song schrieb und Siwon und Mia waren so was wie sein Freaky Fred geworden. Donghae und Ryeowook waren heute Abend zu Gast bei einer Musiksendung und würden erst später kommen. Sungmin und Kyuhyun saßen in der Küche zusammen.
„Siehst du, wir bekommen das schon hin“, meinte Siwon und legte sich neben sie.
„Ja, aber nicht ohne Kopfschmerztabletten“, entgegnete sie ihm und fuhr sich über die Schläfen.
„Keine Sorge, das wird besser.“
Eine Weile sagten sie gar nichts und starrten nur vor sich hin.
„Übrigens, ich habe Oh my Lady weiter geguckt!“ Grinsend wand sie den Kopf zu ihm.
„Bei welcher Folge bist du?“
„Acht und ja, du wirst netter … ein wenig … aber du bist immer noch arrogant und selbstgefällig“, wand sie sofort ein. Siwon schaute sie entsetzt an.
„Ajumma! Also wirklich ..“, imitierte er seinen Serien-Charakter und Mia kicherte.
„Wenn du mich noch mal Ajumma nennst, dann leg ich dich über’s Knie!“
Siwon zog sie zu sich und drückte sie. Er war echt süß, in jeder Hinsicht, aber auch hier: Keine Gefühle über eine Freundschaft, es machte den Umgang mit ihm so einfach, so angenehm.
„So, ich fahr noch mal zu SME“, sagte sie und setzte sich auf. Verwundert schaute er zu ihr.
„So spät noch?“
„Ja, ich will noch etwas trainieren.“
Jetzt war sie Künstlerin und musste fit bleiben, am Ende schickten sie Mia noch zum Vortanzen und sie war voll aus der Übung. Schmerzendes Knie hin oder her, sie würde Tanzen. Siwon bot an sie zu fahren und sie nahm dankend an. Einige Tanzstudios waren noch besetzt, viele Künstler arbeiteten bis spät in die Nacht. Sie suchte sich also ein freies Studio und legte eine CD ein. Sie dehnte sich vor und tanzte dann drauf los.
Zu den Künstlern die noch so spät im Studio rumhingen gehörten im Moment auch DBSK. Sie waren gerade fertig und Jaejoong entdeckte Mia in dem Studio. Er lehnte sich an die Fensterscheibe und beobachtete sie eine Zeit lang. Sie war nicht zierlich, sie war zwar dünn und Jaejoong war der Meinung dass sie in den letzten Wochen abgenommen hatte, aber sie hatte eine, im Vergleich zu koreanischen Frauen, breite Hüfte. Sie hatte ziemlich viel Brust und ein breites Kreuz, dennoch wirkte sie beim Tanzen anmutig und schön. Er fragte sich ob sie in Deutschland viele Verehrer hatte und wieso sie nicht dort schon professionell getanzt hatte. Andererseits kannte er nicht einen Künstler aus Deutschland, auch keinen Schauspieler, vielleicht war es als Entertainer dort nicht so einfach, vielleicht gab es dort keine Akademien wie hier. Sie tanzte ziemlich gewagt und er musste an amerikanische Tanzfilme wie Step Up und Honey denken. Mia hatte eine gute Körperkontrolle, es sah nicht so aus, als hätte sie eine Choreografie einstudiert, doch sie hatte ein gutes Gefühl für Musik und ihre Bewegungen passten. Vielleicht könnte sie eine Tänzerin werden. Sie war anders, entweder man würde sie dafür lieben oder hassen, aber das würde man in den nächsten Monaten herausfinden.
Changmin kam vorbei und folgte dem Blick seines Bandkollegen.
„Sie hat bei dir gewohnt und jetzt fängst du an zu spannen?“, fragte er lachend und Jaejoong grinste.
„Sie ist so authentisch, wenn sie sich unbeobachtet fühlt.“
Mia tanzte nicht nur, manchmal machte sie Sit-Ups oder Dehnübungen, manchmal legte sie sich auch einfach erschöpft auf den Boden und machte mal eine Minute Pause.
„Du verliebst dich doch nicht etwa?“
„Keine Sorge, dass nicht, aber ich fange an sie als Freundin sehr gern zu haben“, erklärte Jaejoong, auch wenn er wusste, dass sie die vorletzte Nacht hinter sich lassen mussten um wirkliche Freunde zu werden.
Changmin verabschiedete sich und Jaejoong wartete bis sie aus der Dusche kam.
„Jaejoong!“ Verwundert entdeckte sie den Mann, wie er im Flur wartete.
„Ich dachte ich fahr dich nach Hause.“ Lächelnd kam er ihr entgegen und sie nahm das Angebot danken an, auch wenn sie sich fragte, wie lange er da gestanden hatte. Sie hatte kein Lampenfieber. Diese Krankheit gab es bei Cheerleadern nicht. Sobald sie eine Bühne betrat, konnte es zwar passieren, dass sie nichts sah, außer der Bühne, aber die Show lief. Doch sie hasste es, wenn ihr jemand heimlich beim Training zuguckte. Was sie heute getan hatte, sah sie nicht als ernsthaftes Training an. Sie hatte viel eher ihre Muskeln daran erinnert, dass sie bald wieder was tun sollten.
Die Fahrt mit ihm war ziemlich ruhig, sie hörten Musik und sagten nichts, aber das Schweigen zwischen ihnen war nicht unangenehm.
„Und, wieder glücklich?“, fragte er und brach das Schweigen.
„Ja, auch wenn manche Sachen nicht einfacher geworden sind.“
Sie dachte an Kyuhyun, der ihr zwar nicht aus dem Weg ging, der aber immer soweit es ging weg von ihr saß. Dabei vermisste sie ihn, das heimliche aushacken von Plänen und Rachfeldzügen gegen die anderen.
Geb ihm Zeit, sagte ihr Gewissen.
„Gewöhn dich daran, das Leben ist nicht einfach.“ Gedankenverloren schaute er auf die Straße.
„Stimmt, aber es ist dennoch interessant.“ Sie grinste und als Jaejoong zu ihr schaute, musste er auch grinsen.
Es war nach 1 Uhr als Mia zu Hause an kam. Kyuhyun saß vor seinem Laptop und sah dabei sehr konzentriert aus. Eunhyuk und Donghae saßen mit Kopfhörern auch vor einem Laptop und arbeiteten wohl an einem neuen Song. Siwon saß in der Küche und las sich die chinesischen Texte der Lieder durch, die sie diese Woche aufnehmen würden. Mia hatte keine Ahnung ob ihr Akzent schlimm war, wenn sie sangen, dass musste die chinesische Bevölkerung für sich entscheiden, aber sie empfand es als Wahnsinn Chinesisch zu lernen. Yesung und Kibum waren am schlafen und der Rest saß irgendwie im Wohnzimmer zusammen und schaute sich irgendeine Show an. Mia legte sich mitten rein.
„Wo bist du gewesen?“, wollte Teukie wissen und reichte ihr ein Kissen. Diese Liegewiese war eine tolle Idee gewesen.
„Im Studio … tanzen ….“, sie stöhnte und kullerte sich zusammen. Als hätte sie nicht eh schon Muskelkater gehabt.
„Soll ich dir eine Massage geben?“
Verwundert schaute sie zum süßen Sungmin.
„Das ist eine tolle Idee, Sungmin ist unser persönlicher Masseur, nutze das Angebot, er macht das nicht für jeden!“
Teukies Werbung war überzeugend und Mia zog den Pullover aus. Sie hatte ein kurzes Sportoberteil von Nike an, das bis unter die Brust ging, somit war sie halb nackt, aber nicht in Unterwäsche.
„Sag mal Mia, hast du abgenommen?“
Ryeowook betrachtete sie, wie sie da saß und auf Sungmin wartete. Man konnte deutlich ihre Rippen sehen und die Bauchmuskeln kamen stärker hervor. Mia schaute selbst an sich runter, gut die Sporthose saß etwas locker, aber sie glaubte, dass sie nur ausgeleiert war.
„Keine Ahnung, glaub nicht.“
Mia stand ewig nicht mehr auf einer Waage. Der natürliche Feind einer Frau. Dadurch dass sie bei ‚My only girl‘ mitgemacht hatte und einige Auftritte und Proben hatten, waren ihre Arme wieder etwas besser geformt und auch ihr Bauch, aber sie glaubte nicht dass sie abgenommen hatte. Reowook war mit der Aussage nicht ganz zufrieden und schleifte sie an der Hand ins Badezimmer. Als sie in Seoul an kam hatte sie 57-58 kg gehabt, was schon zum Untergewicht zählte, aber Mia hatte sich wohl gefühlt und sich keine großen Gedanken darum gemacht. Es war nicht so als versuchte sie krampfhaft abzunehmen, sie ließ nur die Süßigkeiten weg und das reichte bei ihr meistens schon. Zumal sie den ganzen Tag unterwegs war, wie sollte sie da zunehmen?
„Hose runter!“, befahl Ryeowook ungewöhnlich harsch und sie schaute ihn fragend an.
„Ich will kein falsches Ergebnis haben. Als: Hose runter … bitte.“
Er drehte sich um und Mia zog mürrisch die Hose aus und stellte sich auf die Waage. Das digitale Ergebnis blieb einiges Sekunden angezeigt, so das Ryeowook sich erst umdrehte als Mia wieder angezogen war.
„55 kg! Das ist zu wenig! Selbst Sungmin wiegt mehr!“
„Aber nur weil er Muskeln hat, ohne Muskeln würde er halt nur 52 kg wiegen!“, beschwerte sich Mia und fühlte sich diskriminiert.
„Mag sein, aber du hast Brüste und ohne die würdest DU nur 52 kg wiegen!“
Zugegeben, für Wookie war das nicht schlecht gekontert. Stimmt, Mia konnte abnehmen wie sie wollte, ihre Brust veränderte sich meistens nicht. Marcel sagte mal – nachdem er ohne ihre Erlaubnis ihre Brüste einfach angefasst hatte, aber gut, bester Freund halt – dass ihre Brust sehr gut trainiert war und dass sie deswegen dort nicht abnahm, was ihr ganz recht war. Sie mochte ihre Brust, wirklich. Ihre beste Freundin zum Beispiel hatte ihres Erachtens zu große Brüste und zog immer zwei BHs übereinander an. Manche ihrer Freundinnen hatten zu kleine und zogen ungerne Klamotten an, die die Aufmerksamkeit auf das Dekolteé lenkten. Mia war mit ihrem B-C Körbchen vollkommen zufrieden und behauptete von sich dass sie eine schöne Brust hatte.
Einen Moment starrten sie beide auf Mias Busen, bis sie ihn böse anschaute und zurück zu den anderen ging. Für das Modeln war es doch okay etwas magerer zu sein, schlimm genug dass ihre Hüfte, egal wie viel sie abnahm, immer eine 36 war und somit eigentlich ein Monster für die Designerwelt darstellte.
Mia ließ Ryeowook im Bad stehen und ging zurück zu Sungmin, der Massageöl geholt hatte, sie war beeindruckt.
„Sungmin, nahm sich vor den Knochen in acht damit du dich nicht verletzt!“, rief Ryeowook noch im Gang und Mia streckte ihm die Zunge raus.
„Wenn es dir nicht unangenehm ist kannst du dich auch oben ohne hinlegen, ich verspreche ich fasse nichts an, was ich nicht anfassen darf, aber für die Massage ist es besser …“
Man sah Sungmin an dass es ihm unangenehm war. Die Jungs zu massieren war ja eine Sache. Mia nickte zögernd, ging in ihr Zimmer, zog sich aus und bedeckte ihren Oberkörper mit einem Handtuch. Siwon legte die Liedtexte aus der Hand als er sie so sah und starrte ihr hinterher.
Zurück auf der Liegewiese legte sich Mia auf den Bauch und steckte ihre Haare hoch. So halbnackt weckte sie doch die Aufmerksamkeit der Jungs und Eunhyuk fiel fast rückwärts vom Stuhl, als er sich umdrehte. Donghae deutete an ihm eine Ohrfeige zu geben, damit er wieder zu Bewusstsein kam.
„Mia, wir versuchen hier zu arbeiten!“, sagte Donghae theatralisch.
„Wenn Sungmin sagt ich soll mich ausziehen, dann zieh ich mich aus!“
Diese Aussagte sorgte für einige ‚Oh!‘s unter den Anwesenden. Nur Kyuhyun reagierte nicht, es war eh nichts, was er nicht schon gesehen hatte, also wieso spannen?
Sungmin machte seine Arbeit wirklich gut, auch wenn Mia normalerweise harte Massagen von ihren Thai-Ninjas gewohnt hatte, entspannte sie sich und dämmerte schnell weg.
Als sie wieder aufwachte war das Licht aus, der Fernseher lief noch und Sungmin saß neben ihr und guckte einen Film. Zum Glück erinnerte sie sich daran dass sie oben ohne da lag und als sie sich aufsetzte umfasste sie das Handtuch.
„Oh das hat wirklich gut getan“, sagte sie und wickelte sich eine der Decken um die Schulter. Sungmin lächelte verlegen und machte den Fernseher aus.
„Bist du aufgeregt wegen Tokyo?“
„Total! Ich habe so Angst mich zu blamieren“, gab sie zu.
„Wieso blamieren?“
„Na ja, ich sehe einfach anders aus und all die hübschen Mädchen ….“
„Du bist auch hübsch, red dir nicht ein dass du nicht gut genug bist. Jihoon hätte nicht versucht dich für die Show zu bekommen, wenn du nicht hübsch genug wärst.“
Dann starrte er gebannt den Fernseher an. Er hatte ihn vor ein paar Minuten aus gemacht, doch nun ging er wieder an, so wie letztens bei Mia, nur der schwarze Bildschirm, kurz bevor ein Ring auftauchen sollte.
„Das ist gruselig!“, sagte er.
„Vergess es, das hässliche Kind ist hinter mir her“, meinte Mia gelassen, denn sie hatte sich mittlerweile an den Tick des Fernsehers gewöhnt. Bei der Beschreibung fing Sungmin an zu lachen.
Schließlich gingen sie in ihre richtigen Betten.