Als Mia aufwachte, war Hae schon wach, so halb zumindest. Es war noch recht früh, gerade mal 7 Uhr, aber immerhin hatte Donghae heute Abend ein Konzert zu geben. Irgendwie mussten sie zurück. Mia kramte in ihrer Handtasche nach dem Zahnputzset, dass sie im Hotel mitgenommen hatte um sich nach dem eigentlich geplanten Abendessen die Zähne zu putzen. Fragend schaute Hae auf die Zahnbürste.
„Du schleppst eine Zahnbürste mit dir rum?“
„Hallo? Ihr esst total viel Knoblauch! Seh ich so aus als wollte ich danach nach Knoblauch riechen?“
Mia putzte sich zuerst die Zähne und dann schnappte sich der Sänger die Zahnbürste. Mia hatte auch eine Bürste und Frischtücher dabei.
„Wahnsinn was ihr alles in der Handtasche mit euch schleppt …“ Fasziniert saß Hae daneben und versuchte einen Blick in die Handtasche zu ergattern. Zumindest sahen sie einigermaßen in Ordnung aus.
„Alright, let’s find a way to get back.“
Sie verließen ihre Hütte, es war ein wunderschöner Tag, der Himmel war blau und ein paar Schäfchenwolken schoben sich darüber. In das kleine Dorf war etwas Leben gekommen. Leute standen auf der Straße und Autos fuhren vorbei. Mia hatte im Vorbeigehen eine halbe Kokosnussschale aufgehoben, die skeptisch von Donghae betrachtet wurde.
„Was willst du damit?“
„Damit du Geld verdienen kannst, damit wir Geld für den Bus haben.“
„Geld verdienen? Ich? Mit der Kokosnuss?“
„Natürlich nicht mit der Kokosnuss, da kommt das Geld rein.“
Jetzt verstand er gar nichts mehr.
„Get over there, I think it’s a market and then: sing.“
“Sing?”
“Sing.”
“But I …”
“You’re the singer. Sing.”
Wirklich wohl fühlte er sich nicht in seiner Haut, aber die beiden endeten tatsächlich damit, dass sie vor dem kleinen Super Markt standen und Donghae Lieder sang. Von Super Junior, Shinee, DBSK und alles was ihm noch so einfiel.
Mia betrachtete ihn grinsend und dachte an letzte Nacht. Er tat fast so als hätte er nicht gesagt, was er gesagt hatte, oder vielleicht hielt er sich an seinen Freundschafts-Deal.
Die Anwohner des kleinen Städtchens fanden das Paar zwar etwas merkwürdig, aber ein wenig hatten sie schon in ihrer Kokosnuss.
„Das klappt doch nie! Bis ich das Geld für den Bus zusammen gesungen habe bin ich heißer!“
Mia ignorierte sein Gejammer, ein paar Leute hatten an dem Supermarkt gehalten und Mia lauschte auf die Sprache. Ja, sie sprachen Englisch! Kommentarlos drückte sie ihm die Nussschale in die Hand und eilte zu den Leuten.
„Ehm hello, excuse me. May I ask you where you are going?“
Eine ältere Frau schaute Mia an.
„We’re going to Kuala Lumpur.“
Mias Blick hellte sich auf.
„Well see, me and my friend landed here last night by accident and we haven’t changed money yet and it’s really important that we get back. Could you might take us with you? I could pay you, I got Euros and Wons, even Yuan.”
Mit Welpenaugen schaute Mia die Leute an. Sie hatten einen kleinen Bus und waren nur zu sechst, Platz genug hatten sie und schließlich stimmten sie zu. Die Assistentin war so glücklich dass sie Lust hatte jemanden zu knuddeln, unterdrückte das Gefühl aber. Donghae stand vor dem Market wie bestellt und nicht abgeholt.
„Los geht’s“, sagte sie und zerrte ihn mit sich.
„Huh?“ Wie hatte sie das jetzt so schnell hin bekommen? Völlig perplex folgte er Mia, die den Leuten folgte, die zu einem Kleinbus gingen.
Während der Fahrt stellte sich heraus dass die Gruppe Meeresforscher waren, aus Florida. Da Mia auch tauchte war die perfekte Grundlage für ein Gespräch geschaffen.
„And now tell me how you two ended up here?”, fragte der eine Mann belustigt.
“Well, we’ve wanted to go to the hotel, he likes to drive buses and subways, but we got the wrong ticket and fell asleep. When we woke up we where in the middle of nowhere, with no cellphone and no money.”
Das brachte die Gruppe zum Lachen.
„He’s a singer and got a concert tonight, so it’s really important that we got back. The others have probably called the police and the whole country is looking for us”, sagte sie grinsend.
“A singer? That’s cool. Does he belongs to a band or is he a solo singer?“
“No, he’s part of Super Junior.”
“Never heard of’em.”
“There not published in the US but they are very famous in Korea, Japan, China, Taiwan, Thailand and the other Asian countrys”, erzählte Mia mit einem Schuß Stolz in der Stimme.
Die Forscher waren sogar so nett und setzten die beiden beim Hotel ab. Mia kramte in ihrer Handtasche und zog ein paar Freikarten raus.
„Hey, thank you guys very much, you really saved our lives. Here are some tickets, if you like to just come by and enjoy the show.”
Als Mia und Donghae in der Hotellobby standen knuddelte Hae die Frau erst mal.
„You are amazing!“, sagte er fröhlich und machte sich auf die Suche nach den anderen.
Die anderen, tja … die waren vor knapp einer Stunde los gefahren zu dem Ort, an dem der Busfahrer die beiden Vermissten rausgeworfen hatte. Donghae kam in sein Zimmer und Mia setzte sich auf’s Bett.
„Where is everybody?“
Bei der Polizei? Bei Interpol?
Donghae nahm sein Handy und rief Eunhyuk an.
Eunhyuk saß im Tourbus als sein Handy klingelte. Verdutzt schaute er auf das Display.
„Donghaes Telefon ruft mich an.“
Immerhin dachten sie ja noch das Donghaes Telefon im Hotelzimmer lag und Donghae wahrscheinlich irgendwo halb am Verhungern im Dschungel.
„Hallo?“, fragte er skeptisch in den Hörer.
„Hyung! Es tut so gut deine Stimme zu hören! Du glaubst nicht was Mia und mir gestern passiert ist!“
„Wenn es beinhaltet dass ihr Hohlköpfe mal wieder dachtet mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren – doch, dass glaube ich dir.“
Der Jüngere schnitt Eunhyuk eine Grimasse, die dieser zum Glück nicht sah.
„Wo bist du eigentlich?“, fragte er Eunhyuk.
„Was meinst du mit ‚wo bist du?‘, die Frage ist wo bist DU?! Und überhaupt, dein Handy liegt im Hotelzimmer!“
„Ich bin ja auch im Hotelzimmer“, meinte Donghae, leicht verwirrt.
„Was?!“
Alle waren näher an Eunhyuk heran gerückt.
„Ja, uns hat heute Morgen einer mitgenommen, wo seid ihr denn?“
Eunhyuk starrte ungläubig das Telefon an.
„Bleib wo du bist und wehe, wehe du bewegst dich!“
Damit legte er auf und ein Dutzend Augenpaare schauten ihn fragend an.
„Sie sind im Hotel.“
Damit begann ein Gestöhne im ganzen Bus.
„Er hat aufgelegt“, sagte Donghae ganz entrüstet und schaute sein Telefon an.
„Alright, I’ll take a shower and then I’ll be back.“
Mia stand unter der Dusche und war am Grinsen. Was für ein Tag schon wieder. Sie könnte wahrlich ein Buch mit dem füllen, was sie in Korea oder besser gesagt mit Super Junior alles erlebte. Und doch. Seine Worte von letzter Nacht hallten in ihrem Kopf wieder. Sie musste aufhören darüber nachzudenken. Sie hatte ihn nicht verdient. Punkt. Ende der Diskussion. Und sie hatte einen wunderbaren Freund. Noch mal Punkt. Apropos Freund. Mia hatte das I Phone zumindest halbwegs geladen und sah dass sie mehrere Emails und Nachrichten hatte, auch von Jihoon. Er hatte ihr eine gute Nacht gewünscht und süße Träume – wenn der wüsste was geschehen war. Sie konnte nicht anders, sie musste seine Stimme hören.
„How is my baby?“, fragte die Stimme am anderen Ende und schon begann Mia zu lachen.
„Your baby is fine.“
„I’m glad to hear that.“
“How are you?”
“I’m fine but to say this in private … I really missing you, I wish I could hold you right now … bite you in the ear …”
“Stop it!”, sagte Mia lachend.
“Du machst mich verlegen!”
“Entschuldige, das war nicht meine Absicht.“
Sie redeten noch ein paar Minuten, doch dann musste er auflegen und versprach sie später anzurufen. Mia war fast fertig, da klopfte es wie wild an ihrer Tür. Als sie auf machte standen Kyu und Teukie davor.
„Du … also wirklich! Du und Donghae ihr macht nur Ärger! Öffentliche Verkehrsmittel sind für euch gestorben, hörst? Gestorben!“, fuhr Kyuhyun sie an. Mia verzog das Gesicht.
„And hello to you mister ‚I’m pissed‘….“
Leeteuk schob sich an dem Jüngsten vorbei und nahm Mia in die Arme.
„Ignorier ihn, das ist seine Art zu sagen, dass wir uns Sorgen gemacht haben …“, erklärte Teukie und drückte sie an sich.
„Sorgen … von wegen … was soll denen schon passieren? Jeder der sie entführt bringt sie nach 5 Minuten zurück! Das einzige was passieren kann ist dass sie sich aus Dummheit umbringen …“, motzte Kyu weiter.
Danach durften Donghae und Mia sich noch einen 30minütigen Vortrag von Yun und Kim anhören. Sie verantwortungslos das war, was alles hätte passieren können und was sie sich dabei gedacht hatten. Die beiden saßen bedröpselt vor den beiden Managern, letztendlich hatte man aber soweit mit ihnen Mitleid, dass sie sich noch etwas zu essen bestellen durften, bevor es zu dem Fanmeeting gehen würde. Immerhin hatten sie gestern Abend nur Kekse gehabt und heute Morgen noch gar nichts. Deshalb übersprangen sie gleich das Frühstück und bestellten sich Cheeseburger mit Pommes. Gemeinsam saßen sie auf dem Bett und machten sich über Burger her. Eunhyuk schüttelte nur den Kopf.
„Also wenn so eure Strafe aussieht, dann mache ich in Zukunft auch nur noch Mist.“
„Na ja, wir dürfen außerhalb von Seoul nie, nie wieder mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren und Kim hat angedroht mir einen Peilsender in den Nacken einpflanzen zu lassen, wenn so etwas noch mal passiert – sag also nicht wir hätten keine Strafe bekommen“, verteidigte sich Donghae.
Während des Fanmeetings setzte Mia sich mit Kim zusammen um die nächsten Tage zu besprechen.
„Ich möchte dass du dich, bis zum Konzert auf das Tanztraining konzentrierst. Ab Morgen wirst du im normalen Showtraining mitmachen und hast danach noch separates Training. Die anderen Tänzer trainieren seit Wochen, du hast einiges aufzuholen. Ich schicke dir den Trainingsplan. Du wirst Eunhyuk und Leeteuk bis zum Konzert auch nicht zu Sukira begleiten. Denk daran dass du und Jihoon am Mittwoch bei ‚Late Talk‘ zusammen auftretet, ich schicke dir eine Liste von Tabuthemen.“
Mia nickte brav, sie würde sich gerne beschweren, dass Kim ihr versprochen hatte, dass ihre Aktivitäten als Tänzer nicht ihre normale Arbeit einschränken würden, doch im Endeffekt wusste sie, dass noch ein hartes Stück Arbeit vor ihr lag und kaum Zeit hatte alles aufzuholen. Zumindest würde sie weiterhin mit Kyuhyun und Sungmin nach Amsterdam fliegen. Das brachte sie auch auf Eunhyuks Geburtstagsfeier, sie musste unbedingt mit Teukie reden wie weit er bisher war.
Die beiden angehenden Assistenten schwirrten um Mia herum, bereit Befehle zu bekommen. Mia wusste nicht so recht was sie mit ihnen anfangen sollte, sie wollte doch nur in Ruhe ihre Emails abarbeiten und ansonsten war alles unter Kontrolle. Damit sie doch etwas zu tun hatte schickte Mia sie los den Jungs etwas zu trinken zu bringen, in der Hoffnung dass sie nichts Peinliches tun würden.
Mit dem Mac Book Air ließ es sich gut arbeiten, natürlich müsste sie noch ein bisschen was an Software drauf werfen, doch an für sich war es wirklich komfortabel.
Nach dem Fanmeeting fuhren die Jungs zu einem Fotoshooting, Mia und einige andere hingegen fuhren schon in die Halle. Draußen standen schon einige Fans und belagerten die Halle. Die beiden angehenden Assistenten schauten mit großen Augen nach draußen, Mia hatte sich daran mittlerweile gewöhnt.
In der Halle angekommen war es vorbei mit Staunen. Das Catering war noch nicht ganz fertig, was Mia nicht passte. Bevor die Show los ging mussten sie etwas essen, sie wollte nicht dass einer von ihnen noch umkippte. Also scheuchte sie die Leute vom Catering umher um alles vorzubereiten. Die Garderobe sah eigentlich ganz gut aus, die Stylisten waren auch schon da. Mia ging die Bühne auf und ab um nach potentiellen Stolperfallen oder anderen Mängeln zu suchen und ließ sich die Hebebühne noch einmal zeigen.
Securitys liefen umher und prüften die Absperrungen, Tonleiter hingen am Telefon und die Techniker prüften die Effekte.
Irgendwann kam der Tourbus an. Mia hörte es am Geschrei der Fans draußen und lief hinter in den Backstagebereich. Sie hatten nicht viel Zeit, denn es ging zur Generalprobe. Sie waren alle schon so eingespielt dass sie sich völlig problemlos auf der Bühne bewegten.
Da nicht alle auf einmal fertig gemacht werden konnten, lotste Mia die übrigen zum Essen.
„Teukie, wegen Eunhyuks Geburtstag …“
„Keine Sorge, Heechul hat eine Location gefunden, zwei Freunde von uns haben gesagt sie dekorieren alles. Essen gibt es dort, Torte haben wir bestellt – bringst du Jihoon mit? Wenn ja braucht ihr natürlich Kostüme…“
Mia hob die Augenbrauen, wow, waren die gut organisiert. Und es wunderte sie das Leeteuk Jihoon praktisch einlud. Sonst waren sie ja nicht gerade ‚pro‘ Jihoon gewesen.
„Ja, ich denke …schon …“
Leeteuk lächelte fröhlich.
„Bring ihn ruhig mit, er ist dein Freund, ich bin schon total gespannt auf eure Kostüme.“
Mia schaute immer noch nicht überzeugt. War das umgekehrte Psychologie die er da versuchte? Egal was es war, Mia freute sich dass es kein Problem war, wenn sie Jihoon mitbrachte und nun musste sie sich Gedanken über das Kostüm machen. Hm.
Partnerkostüme, keine leichte Sache. Da Mia heute Abend mittanzte, wurde sie auch schon geschminkt und gestylt. Die Zeit nutzte sie um das Internet zu durchforsten. Es gab wirklich doofe Partnerkostüme. Das Vampirpärchen, das Zombiepärchen, Fred und Wilma Feuerstein, Barnie und Betty Geröllheimer, Stewardess und Pilot … all das gab Mia nicht den Kick, sie wollte etwas Cooles haben. Der Ritter und die Prinzessin war auch nicht ihr Favorit, Arzt und Krankenschwester genau so wenig.
Sie hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben, als sie etwas fand, was sie doch gut fand. Grinsend betrachtete sie das Kostüm, ja, das war wirklich niedlich … und sexy zugleich. Jetzt musste sie nur Jihoon davon überzeugen.
Die Fans waren bereits in der Halle und am Toben, Mia hatte immer ein mulmiges Gefühl im Magen, der wütende Mopp … nein, so durfte sie nicht denken.
Während Mia immer unruhiger wurde, waren die Jungs ziemlich entspannt. Kyuhyun saß vor dem Laptop und schaute sich irgendwelche Videos an, Donghae und Eunhyuk alberten herum, Teukie war am Schlafen, Siwon lass in einer Zeitung und Yesung machte yogaähnliche Übungen, die Mia allein vom Zusehen weh taten.
Und dann ging es los. Es war eine Verwandlung wie Clark Kent zu Superman wenn diese Chaoten auf die Bühne kamen und professionell und sexy waren. Wenn Mia sie nicht so gut kennen würde, würde sie wahrscheinlich auch sabbernd vor der Bühne stehen.
Und sie hatten solchen Spaß. Es machte ihnen Freude zuzugucken, sie lachten sie schauten, sie alberten herum und posierten für die Kameras.
Drei Lieder waren vorbei und sie waren gerade mitten bei ‚No Other‘. Mia stand neben dem Techniker vor der Bühne und sah wie Leeteuk an den Stahlseilen nach oben gezogen wurde und fröhlich winkte.
Und plötzlich würde es dunkel, schlagartig. Fragend schaute sich Mia um, dass gehörte aber nicht zur Show.
„What happend?“
„I think the energy died“, sagte der Mann und wählte eine Nummer mit dem Telefon. Stromausfall. Das durfte doch alles nicht wahr sein. Das einzige was noch leuchtete waren die blauen Leuchtstäbde der E.L.F.s. Ihr Herz rutschte eine Etage tiefer. Bei solchen Situationen konnte schnell eine Panik ausbrechen. Bevor sie noch irgendwo drüber stolperte, zog sie erst einmal die Schuhe aus. Mia kletterte auf die Bühne, sie konnte die Sänger gerade so im blauen Schein ausmachen. Alle standen zusammen und redeten leise.
„Es ist ein Stromausfall. Tut mir einen Gefallen und geht langsam hinter die Bühne“, sagte die Assistentin zu ihnen. Shindong schaute nach oben, wo immer noch Leeteuk rumhing.
„Ich kümmere mich darum“, meinte sie nur und schob sie in Richtung Bühnenende. Ihr Herz war am Pochen wie wild, es durfte keine Panik ausbrechen, niemand durfte über die Absperrung. Na ja zumindest wäre es schwierig an Leeteuk ran zu kommen, aber es gab ja auch Menschenleitern.
„Hey Dad, everything alright?“, fragte Mia nach oben.
„Yeaaaah you know, I’m hanging around …“
Die Frau lachte, zumindest sah er es mit Humor. Dann ging sie auf die Suche nach jemanden, der ihr helfen konnte den Bandleader da runter zu bekommen, dass musste ja auch manuell funktionieren. Alle schienen ziemlich beschäftigt und wuselten umher um das Stromproblem in den Griff zu kriegen. Irgendwann schnauzte Mia einen der Bühnenarbeiter so an, dass er sich nicht traute ihr zu widersprechen und sagte er würde ihn runter lassen.
„Oppa, they’ll get you down!“, kündigte sie an und tatsächlich, ruckweise kam er immer tiefer. Die Europäerin streckte die Arme nach ihm aus, als er in Griffweite war und er nahm sie entgegen. Als Leeteuk auf dem Boden landete drückte er Mia an sich. Auch sein Herz war wild am Klopfen und sie tätschelte ihm den Rücken.
Just in diesem Moment ging das Licht wieder an und 15.000 Fans blickten auf Leeteuk und Mia, die sich umarmten.
So wie Leeteuk Mia festhielt konnte man ihr Gesicht nicht sehen, beide blieben stockensteif stehen.
„O.M.Geeeeee!“, flüsterte Mia.
„Was tun wir jetzt?“
Oh nein, oh nein, oh nein, was würde das wieder für ein Skandal geben? Und das vor so vielen Leuten. Man würde Mia kreuzigen und bei lebendigem Leibe die Haut abziehen.
„Improvisieren“, flüsterte. „Choreo von ‚Say it right‘, los geht’s!“
Damit griff er um und drehte sie raus, dass sie gut einen Meter Platz zwischen sich hatten. Mia war immer noch barfuß und atmete schwer. Leeteuk nickte kurz und gab ein Zeichen. Gleichzeitig fingen sie an die langsame und elegante Choreografie, die Mia vor ein paar Wochen zusammen gebastelt hatte. Ob das funktionieren würde? Das die Fans denken, dass sei alles geplant gewesen?
Als sie den einen Teil fertig hatten, kam eine kurze Pause und in dieser wurden auch die Lichter gedämmt und tatsächlich schaltete einer den Beat dazu ein. Mia dachte sich nur dass die anderen wahnsinnig schnell im Schalten waren. Den Rest des Tanzes beendeten sie mit dem Beat. Die Masse klatschte und Mia dachte sie müsste hyperventilieren.
Gemeinsam verbeugten sie sich und gingen dann hinter die Bühne, nur um von Kim gleichzeitig einen leichten Schlag auf den Hinterkopf zu bekommen.
„Habt ihr Glück das ihr euch noch so habt retten können!“
Doch die Erleichterung war viel zu groß um dass es ihnen leidtun würde.
„You rocked!“, rief Eunhyuk fröhlich. Er steckte hinter der Musik. Nachdem er gesehen hatte was sie taten, ließ er das Lied einspielen. Zum Glück war die Musikdatenbank auf die sie Zugriff hatten groß genug.
But the show must go on. Während die anderen also mit dem Programm weiter machten, suchte Mia erst mal ihre Schuhe wieder und setzte sich einen Moment hin. Sie oft kam sie so oft in Schwierigkeiten? Ständig stand sie kurz vor der Apokalypse. War sie die Buffy des K Pops? Anstatt mit Dämonen und Vampiren zu kämpfen, musste sie sich vor ELFs und Managern in Acht nehmen. Immer auf der Flucht, immer am Verstecken, wie lange würde sie das aushalten? Wie lange würde es dauern bis das mit ihr und Jihoon auffliegen würde? Und Hae? Hatte er tatsächlich gesagt dass er sie liebte? Konnte man sie lieben? Mia bekam einen stechenden Kopfschmerz, traute sich aber nicht ihr Make-Up zu verschmieren in dem sie sich über das Gesicht fuhr.
„Mia! Was sitzt du da drum, komm!“
Eunhyuks Stimme ließ sie aufschrecken. Wie lange hatte sie da gesessen? War es schon an der Zeit für ‚I wanna love you‘? Donghae ging zu ihr und reichte ihr die Hand.
„Komm, es wird Zeit Hyukies Hintern anzufassen“, sagte er grinsend.
„You know that jokes getting lame”, erwiderte sie und grinste zurück.
„Ich weiß.“
Als sie aufstand zog er sie zu sich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Mia war wie eingefroren als er sich zu ihrem Ohr beugte.
„Ich habe es so gemeint, alles. Ich warte und bin dein Freund, ich bin immer da, ich werde dir immer zuhören, aber stell dich darauf ein, dass du eines Tages meine Frau sein wirst, davon bin ich überzeugt.“
Dann drehte er sich weg und rannte hinter die Bühne. Mia stand da, als wäre sie gerade von einem Hurrikane erwischt worden. Doch sie fand zurück in die Wirklichkeit und schaffte es sogar pünktlich auf der Bühne zu sein. Zuerst kam Eunhyuks Teil und als sie zusammen tanzten schaute er nur fragend. Als Donghae sie dann ‚klaute‘ suchte er mehr als sonst ihren Augenkontakt als er sang und Mia kam nicht umhin Gänsehaut zu haben. Als seine Finger über ihren Arm fuhren spürte er ihre Gänsehaut und grinste kurz. Doch sie hatten keine Zeit. Mia verschwand hinter der Bühne und ging zu der Hebebühne, die sie in die Mitte der Halle bringen würde. Dort warteten Eunhyuk und Donghae. Als Mia Hae anschaute fragte sie sich ob er wirklich eines Tages ihr Ehemann sein würde. Der Gedanke war so absurd. Und trotzdem beneidete sie die Frau, die ihn eines Tages heiraten würde.
Und schon war es vorbei. Mia zog sich um und versuchte zu helfen, doch irgendwie war alles ziemlich gut am Laufen. Die beiden angehenden Assistenten lobten Mia für die gute Show und schafften es sie etwas von ihren Gedanken abzulenken.
Sie zogen sich zigmal um, Heechul rannte als Lady Gaga umher und Shindong als Beyonce, sie verkleideten sich, es war wirklich harte Arbeit. So viel Hektik. Und Mia war mit ihren Gedanken auf tilt.
Als die Show fertig war und alle immer noch total aufgedreht waren und weg gehen wollten, war es Mia die fragte ob es in Ordnung wäre, wenn sie ins Hotel fuhr. Alle schauten fragend, normalerweise seilte Mia sich nie ab und machte allen Unsinn mit.
„Alles in Ordnung?“, wollte Sungmin wissen, doch sie lächelte.
„Ja, ich habe nur Kopfschmerzen …“
Die anderen waren noch immer etwas besorgt, aber ließen sie gehen.
Als Mia im Hotel ankam, nahm sie ein heißes Bad und schloss einfach mal die Augen. Nichts tun. Eine tolle Sache. Dennoch hielt sie es nicht lange in der Badewanne aus wegen ihrem Kreislauf. Doch sie war aufgepumpt mit Wärmen, zog sich einen Jogginganzug an und legte sich einfach ins Bett, hatte nur ein Licht an, kein Telefon und MBA (Mac Book Air) in der Nähe, kein Fernseher an. Müde war sie nicht.
Irgendwann klopfte es leise an der Tür. Verwundert setzte sie sich auf. Als sie versuchte durch den Spion zu gucken, erschreckte sie sich fast zu Tode, weil Leeteuk das Gleiche von der anderen Seite versuchte. Lachend öffnete sie die Tür.
„Wie geht es dir?“
„Gut, ich brauchte nur mal Zeit …“
„Das verstehe ich, darf ich dir Gesellschaft leisten?“
„Klar.“
Meistens verzog sich Teukie in sein Zimmer, wenn er mal Ruhe brauchte, aber da er sich das Zimmer mit Shindong teilte, bezweifelte Mia dass er dort wirklich Ruhe finden würde.
Somit lagen sie dann beide auf ihrem Bett und schwiegen sich an. Teukie hatte sich quer gelegt und lag mit dem Kopf auf Mias Bauch. Sie streifte ihm gedankenverloren durch die Haare. Sie mochte Leeteuk unheimlich. Donghae und Jihoon hin oder her, ihr Verhältnis zu Leeteuk war anders. Mia fragte sich wie gut ein Mensch sein konnte. Gut, auch Leeteuk tapste manchmal in ein Fettnäpfchen und plauderte viel, doch sein Herz war gut.
„Das war knapp heute …“, sagte sie irgendwann und er wand den Blick zu ihr.
„Ja, das war es.“
„Denk nur an die Schlagzeile …“ Nicht auszudenken!
„Sag mal, was hatte Donghae vorhin zu dir gesagt? Du sahst aus als würdest du umkippen.“
„He said that one day I’ll be his wife and that I should start getting comfortable with this thought.“
Leeteuk lachte fröhlich.
„Weißt du, dass sagt er seit einem Jahr, seid du das Vorstellungsgespräch hattest“, erzählte der Bandleader.
„Er mag dich wirklich sehr, es sagte etwas wie dass seine Seele es gespürt hat … du wehrst dich, ich weiß nicht wieso … mach deine Erfahrung mit Jihoon, ihr scheint euch gut zu verstehen, aber ich sehe das genauso wie Donghae …“
Er lächelte Mia an und zwinkerte. Könnte man jetzt sagen zwei gegen eine?