Mitten in der Nacht wachte Mia auf weil sie etwas gemerkt hatte? Etwas? Leeteuk saß neben ihr und strich ihr durch die Haare, lächelte, was sie gerade noch so in dem fahlen Licht sah.
„Teukie ….“, murmelte sie und streckte sich.
„Hey ….“, entgegnete er. Sie war tatsächlich eingeschlafen, bevor die zwei von Sukira nach Hause gekommen waren.
„Wie geht’s dir?“
„I’m happy when the concert is over“, meinte sie ehrlich. Wenn jemand nachvollziehen konnte, wie sie sich fühlte, dann ihre Welpen.
„Keine Sorge, es wird besser.“
„I hope so.“
Wie spät war es eigentlich? Sie zog die Decke hoch und streckte sich noch mal.
„Bleibst du hier?“, fragte sie ihn und hob die Decke hoch. Leeteuk ließ sich das Angebot nicht nehmen und legte sich zu ihr, kuschelte sich an die Assistentin und ehe sie sich versah, beugte er sich zu ihr und gab ihr einen Kuss. Nur einen kurzen Moment hatten sich ihre Lippen berührt, so wie damals bei den Winterspielen. Mia war vom Schlaf noch viel zu benommen und schaute ihn fragend an. Sein Blick hatte sich gesenkt, er schaute auf ihre Lippen, etwas, was Männer oft machten, als dürften sie ihr Ziel nicht aus dem Auge lassen. Wieder lehnte er sich zu ihr, seine Arme umschlossen sie, zogen sie zu sich und ihre Lippen berührten sich erneut. Diesmal war er fordernder und zu Mias eigener Verwunderung öffneten sich ihre Lippen unter seinen und eine Gänsehaut durchfuhr sie. Doch dann schaltete sich ihr Kopf ein. Komischerweise dachte sie nicht an Jihoon, sondern an Donghae. Leeteuk war sein großer Bruder – praktisch betrachtet. Mia beendete den Kuss.
„Don’t …“
Sie versuchte sich aus seinem Griff zu winden, doch er lag halb auf ihr.
„Wieso nicht? Wie oft haben wir zusammen in einem Bett geschlafen, denkst du ich habe nicht gespürt wie deine Hand unter mein Shirt gewandert ist?“
Da hatte er Recht, Mia hatte sich selbst gewundert, aber was hatte das schon zu sagen? Sie und Teukie? Sie hatte nie wirklich darüber nachgedacht, das war einfach Teukie. Gut, er sah gut aus und war witzig, modebewusst, war loyal, eine Schulter zum Anlehnen … je mehr Mia darüber nachdachte, desto mehr fragte sie sich, wieso sie nicht darüber nachgedacht hatte.
Wieder küsste er sie und Mia ließ ihn. Da er merkte, dass sie sich nicht wehrte, wurde er zutraulicher. Er küsste sie zärtlich, langsam und innig, als wollte er den Moment voll auskosten. Leeteuk löste sich von ihren Lippen und küsste ihren Hals, saugte sich fest und biss sie zärtlich und dann nicht mehr. Etwas Spitzes bahnte sich den Weg durch ihre Haut, durchtrennte sie und Mia merkte wie er ihr Blut trank.
Als Mia in Wirklichkeit die Augen aufschlug, saß Yesung an ihrem Bett und sein Finger lag auf der Stelle zwischen Oberlippe und Nase. Zuerst erkannte Mia Yesung gar nicht und überhaupt, was machte er hier? Ihre erste Reaktion?
„Ahhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh!“
Ein lauter, mädchenhafter Schrei weckte den kompletten Haushalt und noch mindestens zwei weitere Etagen. Ihr Bett war ziemlich hoch und da Yesung sich genauso erschreckte, fiel er rücklings vom Bett. Es dauerte Sekunden, da standen Eunhyuk und Leeteuk in ihrer Tür und machten das Licht an. Glücklicherweise war Yesung ‚gut‘ gefallen und rieb sich nur den Ellenbogen. Stellt euch mal vor, er hätte ein Loch im Kopf gehabt und Mia hätte Kim erzählen müssen was passiert war.
„Was ist passiert?“, fragte Leeteuk, der von Yesung zu Mia guckte.
„He …. Touched me!“
In dem Moment tauchten auch schon Heechul und Hangeng auf.
„Nicht dein ERNST?!“ Heechul schien schnell begriffen zu haben was geschehen war, er kannte Yesung ja nun auch schon lang genug und auch dessen merkwürdigen Angewohnheiten. Eunhyuk stöhnte genervt.
„Er hat dich hier angefasst?“, fragte er und sein Zeigefinger legte sich auf die Stelle zwischen Lippe und Nase. Mia nickte stumm, was sollte das?
„Ja, das tut er sehr gerne, glaub mir, wir hatten alle ähnliche Erlebnisse“, erklärte Heechul und gab Yesung einen Klaps auf dem Hinterkopf.
„Tschuldigung … sie sieht nur so niedlich aus, wenn sie schläft.“
Yesung rappelte sich auf. Ab heute Nacht würde Mia ihre Tür abschließen, definitiv.
Ein paar Minuten später hatten sie sich alle wieder beruhigt und verteilten sich wieder auf ihre Zimmer. Mias Herz raste noch immer und Eunhyuk zog sie mit sich in sein und Leeteuks Zimmer.
„Komm, du kannst heute Nacht hier bleiben“, bot der Bandleader an, bekam aber einen äußerst skeptischen Blick von Mia, denn die erinnerte sich gerade wieder an ihren Traum.
„Say aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa.“
„Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaa“, machte Leeteuk, nicht wissend was war, als Mia ihm in den Mund griff und die obere Zahnreihe abtastete. Auch Eunhyuk fand das sehr merkwürdig und schaute nur fragend zu seinem Bandkollegen. Mia fand zwar nichts was sich nach Fangzähnen anfühlte, dennoch blieb sie kritisch und schaute Teukie weiterhin verstört an.
„I think I’m sharing the bed with Eunhyuk.“
Nun war es Eunhyuk egal wie merkwürdig ihr Verhalten war. Mia stieg zu ihm ins Bett, Teukie schaute noch immer völlig verwirrt, fand sich dann aber anscheinend mit der Situation ab und stieg in sein eigenes Bett.
Um 7 Uhr klingelte ihr Wecker und Eunhyuk drehte sich mürrisch um. Zwar musste sie erst um 10 Uhr im Tanzstudio sein, aber heute Abend traf sie sich mit DooJoon und wollte Musik noch raussuchen. Heute Abend würde sie sich auch noch mit Jihoon treffen, denn Morgen würde er nach Singapur fliegen. Sie hatte einige Lieder schon rüber gezogen, da klingelte ihr Telefon. Wer rief um diese Uhrzeit an? Donghae. Verwundert ging sie ans Telefon.
„Hey, up already?“
„Up all night.“
„Why?“
„Bin im Krankenhaus.“
„Was?!“
Wieso hatte ihr niemand vorher Bescheid gesagt?
„Nichts Schlimmes, mir geht es gut.“
„Was ist passiert?“
„Okay, willst du die richtige Story hören oder die krasse Story?“
Mia lachte jetzt schon.
„Die krasse Story.“
Und daraufhin erzählte er ihr wie er, Siwon und ein paar andere vom Filmset in einer Bar zwischen einen Bandenkrieg gerieten, dabei drei Leute starben und sie eine zweistündige Verfolgungsjagd mit der Polizei hinter sich hatten, die mit einem Unfall endete, bei der er sich den Kopf stieß.
Sie lachte herzlich über die weitläufige Ausschweifung.
„Okay, and now the real story.“
“Ich habe mit Kim telefoniert und hatte ihn um etwas gebeten und er hat zugestimmt, dabei habe ich mich so gefreut, dass ich rumgesprungen bin und habe es geschafft, mit dem Kopf gegen die Tür zu springen.”
Die richtige Geschichte war fast so gut wie die ausgedachte, obwohl Mia nicht wusste, ob sie über seine Trotteligkeit weinen oder lachen sollte. Sie sparte sich auch das Kommentar, dass es ein Wunder war, dass er SO hoch springen konnte, denn der Größte war er ja nicht.
„What did you ask for that made you SO happy?“
“Can’t tell you.”
“What?”
“I’m sorry.”
Mia wusste nicht was sie davon halten sollte, doch irgendwie hatte sie sogar eine Vermutung.
Mit gepackten Sachen kam sie die Treppe runter, Tanztraining, Cheerleadertraining, Musik schneiden und dann zu Jihoon – wie war das? Auf Schlafen konnte man verzichten?
Hangeng saß alleine in der Küche und hatte Frühstück vorbereitet. Die Jungs hatten den Vormittag frei, sie hätten die Gelegenheit nutzen können, um zur Uni zu gehen, doch Mia verstand wieso sie einfach mal ausschlafen wollten. Die Frau setzte sich zu ihrem neuen Welpen.
„Guten Morgen.“
„Na, konntest du wieder einschlafen?“
Grinsend dachte sie an letzte Nacht, was Yesung wohl geritten hatte? Aber auch der Traum war irritierend.
„Wie war das Gespräch, erzähl‘s mir.“
Mia musste zugeben, dass die Verbindung zu Hangeng eine andere war, als zu den anderen. Sie waren die beiden Ausländer in diesem Haushalt, sie hatte Verständnis für ihn und konnte ihn verstehen. Schon seit sie ihn in Beijing getroffen hatte, hatte sie ihn gemocht, er war nicht ganz so aufgedreht wie die anderen und sie hatte ständig den Drang ihn in den Arm zu nehmen.
„Zu meiner Verwunderung war das Gespräch sehr gut, ich hatte gedacht, dass Kim und Yun gemein werden würden, schadenfroh … keine Ahnung. Wir haben über die Konditionen gesprochen, auch über Urlaub und wir wurden uns einig. Kim wollte eigentlich noch warten, bis wir der Öffentlichkeit sagen dass ich wieder da bin, doch er meinte es sei schwer mich zu verstecken, deswegen wird es eine Pressekonferenz geben nächste Woche.“
Ja, es war schwierig ihn zu verstecken, immerhin konnte er nicht über Wochen und Monate hier eingesperrt sein.
„Das ist gut, es wird anstrengend, viele Fragen werden kommen, aber du musst dich nicht mehr verstecken … sag mal, hast du schon ein Kostüm?“
„Kostüm?“
„Für Eunhyuks Halloween-Birthdayparty.“
„Ehm …nein.“
„Dann werden wir dir eins besorgen!“
Mia nahm ihr MBA … kurze Zwischeninfo: Mia liebte ihr Mac Book Air und wenn sie könnte, würde sie es heiraten … und öffnete mehrere Kostümseiten. Es gab Unmengen an Kostümen, man musste sich nur entscheiden.
„Ich denke etwas mit … einer Maske … wäre gut“, wand Hangeng ein und sie konnte nur zustimmen.
„Okaaaaay what about Darth Vader? I think it’s cool, but there is also the man in the iron mask … who you wanna be? Anakin Skywalker or Leondo di Caprio?”
Der junge Mann lachte fröhlich und Sungmin, Yesung und Heechul kamen in die Küche.
„Ihr seid aber früh wach“, stellte Sungmin fest.
„Sag bloß du hast nicht mitbekommen was gestern Nacht hier los war?“, fragte Heechul entgeistert.
„Los? Wieso? Was war los?“
„Yesung dachte er müsste Mia im Schlaf beobachten und an ihr rumfummeln.“
Sungmin drehte sich zu Yesung um und schaute ihn fragend an.
„Nicht dein Ernst!“
„Das habe ich auch gesagt“, erwähnte Heechul und setzte sich zu Mia und Hangeng. Mit einem Blick wusste er, was sie taten und stand ihnen beratend zur Seite. Sungmin hingegen diskutierte mit Yesung wie merkwürdig seine Angewohnheiten waren und dass er die Leute damit total verschreckte.
„Heechul, wie geht es dir? Euch? Was macht die Promo?“
Heechul hob den Kopf und betrachtete die Deutsche mit einer hochgezogenen Augenbraue.
„Du bekommst unseren Schedule nicht mehr und bist total panisch.“ Heechul war toll, er stellte keine Fragen, er kombinierte.
„Ja, Kim schickt mir keine Mails mehr, ich komme mir vor als verrate ich euch! Ich weiß ja kaum noch wie ihr heißt! Kangin richtig?“
Heechul täuschte an Mia zu würgen, lachte aber.
„Um ehrlich zu sein war das unser Vorschlag. Bis Samstag musst du dich auf dich konzentrieren, wir kommen schon klar, Kim und Yun sind wieder viel dabei. Glaub nicht, dass wir nicht wissen wie viel Stress du ausgesetzt bist, du versteckst es, aber du vergisst, dass wir das auch alles hinter uns haben, wir sehen es so oder so.“
Mia starrte in ihre Teetasse. Er hatte Recht, wie meistens.
„Du treibst deinen Körper ans Limit. Ich hatte wegen dem ganzen Stress schon ein Magengeschwür und hab angefangen Blut zu brechen, glaub mir, da bekommt man dann wirklich Angst. Deswegen konzernierst du dich bis Samstag auf das Konzert und dann gehörst du wieder zu uns. Ich weiß du kommst dir ausgeschlossen vor, aber wir tun das weil wir dich lieb haben und weil du zu uns gehörst.“
In dem Zustand, in dem sich Mia befand, waren solche Ansprachen nicht gerade gut, denn sie fing sofort an zu weinen. Yesung und Sungmin hörten sofort auf sich anzuzanken und schauten zu Mia.
„Was hast du gemacht?! Ich hab sie nur erschreckt, du bringst sie gleich zum Weinen!“ Yesung war entrüstet. Genervt rollte Heechul mit den Augen und zog Mia zu sich in den Arm, wippte vor und zurück, wie man es bei einem Kind getan hätte. Jetzt in diesem Moment hätte sie zusammenbrechen können, als wäre der Dachboden, den sie sorgfältig vollgestopft hatte unter der Last zusammengebrochen. Sie musste es raus lassen und das tat sie. Es schien ewig zu dauern, bis sie sich wieder gefangen hatte und Mia fühlte sich schrecklich.
Bis sie im Studio ankam ging es wieder einigermaßen. Noch drei Tage. Noch drei Tage durchhalten und in einer Woche würde sie mit Jihoon wegfliegen und die Seele baumeln lassen. Am Ende hatte er eine Wandertour durch den Himalaya geplant – das wäre dann der Moment, in dem Mia ernsthaft überlegen würde ihn irgendwo abstürzen zu lassen.
Der Tag verging wie im Flug. Nun konnte Mia ganz normal mit trainieren, denn sie kannte alle Tänze, die sie kennen musste. Sie probten Keys Solo und auch das lief super, auch wenn sie wegen dem gebrochenen Finger ständig aufpassen musste. Einmal knallte sie beim Tanzen mit jemand anderes zusammen, der aus dem Takt gekommen war und Mias linke Hand landete gegen seinen Brustkorb. Sie biss sich auf die Zähne und schluckte etliche Beleidigungen runter, die ihr gerade durch den Kopf geschwirrt waren.
Sie aßen gemeinsam zu Mittag und trainierten noch zwei Stunden, bevor Mia zum Cheerleadertraining musste.
Die Mädels schienen motivierter als vorher und in den zwei Stunden Training brachte Mia ihnen zwei kleine Tänze bei. Sie mussten zwar noch an den Motions arbeiten, weil sie viel härter sein mussten und mit Anspannung, doch schon jetzt beklagten sich die ersten über Muskelkater. Unglaublich, Mädels die den ganzen Tag nur am Tanzen waren bekamen Muskelkater!
Diesmal stand ihr Amber von f(x) bei, die den Frauen sagte, sie sollen sich nicht so anstellen. Mia mochte Amber. Sie war etwas anders, weniger Tussi-like und hatte immer einen Spruch auf den Lippen. Nach dem Training rief Mia noch einmal alle zusammen.
„Hey girls, good job today, don’t forget the tumbling training on Friday. Oh by the way I’ve been tracking our stuff and it should arrive on Monday or Tuesday.“
Alle jubelten und waren aufgeregt, auch Mia war aufgeregt. Normalerweise dauerte es 4 Wochen bis alles da war, aber mit einem Aufpreis ging alles schneller und Mia wusste, dass die Schuhe wichtig waren. Sie hatten eine besondere Sohle die Auskerbungen hatten damit man auf den Schultern besser stehen konnte.
„I was thinking that we could … meet up, I mean we’re a team after all and should spend some time together outside the gym …“ Es war ihr schon fast unangenehm, da sie nicht wusste, wie viele darauf Lust hatten.
„Ich find die Idee gut“, sagte Sooyoung und setzte damit eine Welle der Zusprüche in Gang.
„Wieso treffen wir uns nicht bei uns am Dienstag? Im Dorm?“, schlug Taeyeon vor. Mia war überrascht, fand es aber super dass sich alle so mitreißen ließen.
Zu diesem Zeitpunkt war es gerade mal 17 Uhr. Was? Nur 7 Stunden Tanzen? Kam ja gar nicht in die Tüte. Mia musste erst um 19 Uhr bei Beast sein und die Jungs wohnten nicht weit weg, sie hatte also noch mindestens eine Stunde bevor sie duschen musste. Die SHINee Küken waren im Einzeltraining ohne die anderen Tänzer, Mia ging also in ein anderes Studio und übte noch eine Stunde, ging dann duschen und richtete sich einigermaßen her. Sie hatte noch immer einen Jogginganzug an, denn Musikschneiden hatte auch immer etwas mit Tanzen zu tun, sie hatte einiges im Kopf und hoffte es würde so funktionieren.
Mia lief zu der Wohnung, Heechul hatte ihr die Wegbeschreibung auf Koreanisch ausgedruckt. Ja gut, sie konnte es lesen, einigermaßen flüssig, aber irgendwie wäre es doch nett gewesen, wenn sie einfach mal Rücksicht darauf nahmen, dass sie keine Koreanerin war.
Dennoch fand sie den Weg recht schnell und Yoseub machte ihr die Tür auf. Er war klein, putzig und quirlig, Mia mochte ihn – zumindest das was sie bisher von ihm wusste.
„Hallo Noona“, sagte er fröhlich und verbeugte sich.
„Hallo“, erwiderte sie und verbeugte sich ebenfalls. Mia wusste genau, dass wenn sie nach Deutschland fliegen würde, sie sich vor alles und jedem verbeugen würde.
Lächelnd bat er sie rein und sofort kamen Ki Kwang und Doojoon ihr entgegen um sie ebenfalls zu begrüßen und eingekesselt durch die Wohnung zu führen.
„Vielen Dank dass du Zeit hast und mir hilfst“, sagte sie zu dem Bandleader. Immerhin würden sie selbst mit einem Football- und Cheerleaderteam antreten. An solchen Sachen merkte man, dass egal ob man im gleichen Label war oder nicht, sich alle schon so gut kannten und verstanden, dass sie eine große Familie waren.
„Kein Problem, dass mache ich gerne.“
Doojoon führte Mia in Richtung Küche.
„Hyun Seung hat gerade gekocht und keine Widerrede, ich musste Heechul versprechen, dass wir zuerst etwas essen“, erklärte er mit einem verlegenen Lächeln das Mia nur erwidern konnte. Heechul, die Ratte, woher wusste er dass sie vor hatte nichts zu essen? Da sie aber nun alle unter Onkel Heechuls Fittichen standen, wehrte sie sich nicht. Bei dem Geruch von Essen kamen auch die anderen Bandmitglieder und sie setzten sich alle um den Tisch. Sie hatte nie viel mit Beast zu tun gehabt, klar kannte man sich von den Shows und Auftritten, doch Mia hatte im Normalzustand schon so viele Leute um sich herum schwirren.
„Und bist du aufgeregt wegen Samstag?“, wollte Yoseub wissen.
„Totally“, gab sie zu.
„Ich kann das verstehen, wie viele Leute passen in die Halle? 5000? 6000?“, erwähnte Ki Kwang.
„Sehr hilfreich“, meinte Jun Hyung. „Stell dir einfach vor das alle nackt sind.“
„Ewwwww, I don’t wanna see them all naked!“ Mia verzog das Gesicht und brachte die anderen zum Lachen.
„I mean I was dancing at the Super Show 3 so I can handle a big stage it’s just … different … I don‘t know.“
Sie aßen alle in Ruhe und Mia hatte wirklich Hunger, sie wusste zwar nicht genau was sie da alles probierte, aber am Ende war sie satt und zufrieden.
„Okay, let’s get it started!“ Motiviert sprang der Bandleader auf, während Mia sich eher danach fühlte ein Nickerchen zu machen. Als wäre es ein großes Geheimnis nahm er sie mit in sein Zimmer und schloss die Tür ab.
Mia erklärte ihm um was es in Cheermusic ging und zeigte ihm einige gemixte Programme. Ihm fielen die Effekte auf, Mia erklärte, dass diese Effekte eingesetzt werden, wenn sie Pyramiden bauen würden, um es praktisch musikalisch zu unterstützen. Das ergab Sinn. Mia hatte etliche Effectsounds dabei, die man später einbauen konnte, doch dazu musste die Musik erst fertig sein, damit Mia dann counten konnte wann eine Pyramide anfing oder abgebaut wurde.
„I wanna have three programms and I think I got the whole music, we just need to cut it together.“
Sie hatte sich lange Gedanken darum gemacht. Das erste Programm sollte gemischt sein, mit Far East Movement, Lady Gaga, Rihanna, Beyonce, Timbaland und alles was gute Beats hatte und schnell war. Dann wollte sie zwei SM Programme: SM Girls und SM Boys. Jeweils nur mit Musik von den männlichen oder weiblichen Künstlern und Teilen der Originaltänzen – um zu zeigen, dass sie SM waren. Unter den SM Girls war Gee, Hurricane Venus, Mr Boogie und andere zu finden, bei den SM Boys Lucifer, Hello, Sorry, Sorry, Mirotic, Let the beat drop und einige mehr.
Natürlich würde es noch etliche kleine Tänze geben, doch da musste man nicht viel zusammen schneiden und das traute Mia sich alleine zu.
Lange saßen sie zusammen und gingen Programm für Programm durch, immer wieder musste Mia mitcounten oder tanzen, um zu wissen, ob es wirklich passte oder wo die Effekte rein mussten. Jun Hyung klopfte irgendwann an die Tür und gesellte sich zu ihnen, die anderen fühlten sich daraufhin etwas ausgeschlossen und bald saßen alle irgendwie in dem Zimmer und berieten welche Lieder noch passen würden oder was man verändern könnte, welche Reihenfolge am Sinnvollsten war. Mia fand es wirklich niedlich wie begeistert sie bei der Sache waren und dabei waren sie noch nicht mal ihr Cheerleader-Team.
Es war wie in den guten alten Zeiten. Mia hatte mit 17 angefangen in einem Club zu arbeiten, an der Theke. Wenig später hatte sie ihre eigene Bar gehabt und kannte viele DJs. Natürlich nutzte sie diese Freundschaften aus, um von coolen DJs Musik zusammen schneiden zu lassen. Wie oft hatte sie Stunden bei Marco gehockt und war seine Musikdatenbank hoch und runter gegangen? Man verlor völlig das Zeitgefühl, doch Mia war ziemlich zufrieden mit ihrem Werk und freute sich schon die Programme fertig zu machen und dann mit den Mädels einzustudieren.
Es klingelte an der Tür und Dongwoon stand auf um die Tür aufzumachen. Sie hatten die Musik am Laufen und achteten nicht groß auf das was draußen geschah, doch als ein grinsender Joon vor ihr stand und sich verbeugte, war Mia doch etwas perplex.
„Hey cutie, what’cha doing here?“
„Picking you up.“
„Huh?“
„Someone is waiting for you.“
Natürlich hatte Mia nicht vergessen dass sie bei Jihoon schlafen wollte, doch es war ja gerade mal … 23:14 Uhr! Was?! Was hatte sie die ganze Zeit gemacht?
„Oh my gosh, it’so late!“, stellte sie jetzt erst fest und auch die anderen hatten die Zeit wohl etwas aus den Augen verloren.
„Ist nicht schlimm, ehrlich“, versicherte ihr Joon mit seinem süßen Grinsen. Die Deutsche ging auf ihn zu und hob seine Haare an. Sein fragender Blick wanderte zu den anderen.
„I watched Ninja Assasin on the airplane and I don’t know the english nore the kroean word for it but in German we call that Segelohren.“
Sie lachte fröhlich bei dem Anblick seiner Ohren und er wusste immer noch nicht was sie wollte.
„Ich glaube sie hat gerade gesagt, dass du aussiehst wie ein Hauself“, überlegte Ki Kwang.
„Hauself?“ Jun Hyung schaute ahnungslos.
„Ja, diese Wesen aus Harry Potter, du weißt doch Dobby der Hauself.“
Der Bandkollege rollte nur die Augen, Harry Potter, wirklich?
Ungefähr ein Dutzend Mal bedankte sich Mia bei den Beast-Jungs für ihre Hilfe mit der Musik. Dennoch fühlte sie sich irgendwie bemuttert so von Joon abgeholt zu werden. Woher wusste er überhaupt wo sie war?
„Ich bin zu dir nach Hause gefahren und da warst du nicht, die anderen haben mir dann gesagt dass du hier her wolltest“, erklärte er nachdem sie ihn gefragt hatte.
Gut, das ergab Sinn. Dennoch änderte das nichts daran, dass sie noch mal nach Hause musste um die Geschenke für Jihoon zu holen, die Schokolade und der Wein und die Kleinigkeiten, die sie gefunden hatte.
Als Mia die Tür aufschloss streckte Yesung neugierig den Kopf um die Ecke.
„Sag mal, warst du eben nicht schon einmal da?“, fragte er Joon der daraufhin leicht schmollte.
„Er hat sich hoch gearbeitet, von Jihoons Schoßhund zu Mias Fahrer – die Position wäre mir auch lieber.“ Das kam von Heechul und das Kissen das ihn traf wiederum von Kyuhyun.
Kyu und Joon verstanden sich gut, es war nicht zu übersehen und er nahm also die Seite seines Freundes an.
Die Assistentin betrachtete das lustige Treiben ohne einzuschreiten, sie kannten alle ihre Grenzen. Oben packte sie die Sachen zusammen und suchte sich Wechselklamotten. Morgen früh würde sie um 8 Uhr im Tanzstudio aufschlagen um zumindest 2 Stunden zu proben bevor sie Lily und Lise abholen würde. Danach würden sie ins Dorm fahren und dann mit Super Junior zu M Countdown, danach würde sie Probe mit den anderen Tänzern haben, von 19 Uhr bis 22 Uhr, Lily und Lise würde sie mit Leeteuk und Eunhyuk zu Sukira mitschicken und sie später dort einsammeln – oder Leeteuk würde sie einsammeln wenn sie fertig waren.
Bei der ganzen geistigen Planung des nächsten Tages vergaß sie fast dass Joon unten auf sie wartete. Allerdings hatte der sich mit Kyuhyun vor den Konsole gesetzt und spielte mit ihm irgendein Actionspiel.
„Willst du wirklich noch weg? Du siehst sehr müde aus.“
Mia hatte sich gegen die Wand gelehnt und gedankenverloren starrte sie irgendwo hin, als Hangeng sich neben sie stellte. Aufmunternd lächelte sie.
„Es ist in Ordnung. Mein Freund will mich auch mal sehen.“
War es ein Pflichtgefühl oder wollte sie wirklich zu Jihoon? Wieso war ihr Kopf so Banane? Was war los? Letztendlich beendeten die beiden Freunde ihr Spiel, doch bevor Mia los ging nahm sie Kyuhyun in den Arm und drückte ihn fest an sich.
„Be safe, okay?“
Fragend schaute er zu der Frau, was hatte sie denn auf einmal? Mia ging ihr Gespräch nicht aus den Kopf, nicht das über Jihoon oder Donghae, sondern das, welches sie mit Kyuhyun geführt hatte, zwischen ihnen. Plötzlich hatte sie das Gefühl ihm damals Unrecht getan zu haben, wie hatte sie erwarten können dass er mit der Situation gescheit umgehen konnte?
Von all diesen Gedanken wusste Kyuhyun nichts und das war auch besser. Zum einen wollte er sicher nicht bemitleidet werden, zum anderen hätte er sie ohnehin nur aufgezogen weil er denken würde dass sie zu sentimental war.
Nachdem dann alle verabschiedet waren, lief sie noch Leeteuk und Eunyhuk im Flur in die Arme.
„Hey, wo gehst du hin?“, fragte Teukie.
„Zu Jihoon.“
Beide schauten fragend zu Joon, sparten sich dann aber die Kommentare.
„Du weißt du musst das nicht machen.“
Mia hatte wirklich ein schlechtes Gewissen dass Joon ihr durch die halbe Stadt hinterher gefahren war und den Babysitte spielte.
„Mach dir keine Gedanken, die anderen sind noch bei ihm und nehmen was in dem Studio auf, ich war schon fertig und habe mich angeboten.“
Ah, das warf doch mal ein ganz anderes Licht auf die Sache.
Schweigend fuhren sie durch die Stadt die eigentlich schon zu ihrer zweiten Heimat geworden war.
„Würdest du Jihoon heiraten?“
Wenn Mia gerade etwas gegessen oder getrunken hätte, hätte sie sich jetzt zweifellos verschluckt.
„Why would you say that?“
„Wegen dem was er in den Sendung gesagt hat, ich habe viel daran gedacht und ich glaube ich würde es ihm gönnen, wenn er jemanden hätte der zu Hause auf ihn warten, jemand der für ihn da ist…“
„Wir haben uns doch gerade erst kennen gelernt, gib uns etwas Zeit.“
Mehr konnte sie dazu nicht sagen, zumal ein Antrag von Jihoon beweisen würde, dass Kyuhyun Recht hatte, mit dem was er im Flugzeug gesagt hatte und sie wusste nicht ob sie schon bereit war sich das einzugestehen.
Wieso konnte es nicht einfach mal unkompliziert sein? Da dachte sie, dass wenn sie in Korea wäre, dass alles sich ändern würde. Vieles hatte sich geändert, sie war zu einem Gesellschaftsmenschen geworden. Früher war sie eher eine Einzelgängerin gewesen, was nicht bedeutete, dass sie keine gute Gesellschaft gewesen war, nein, aber sie hatte auch die Zeit genossen, die sie für sich alleine hatte, um Musik zu hören, einen Film zu gucken oder um ein Buch zu lesen. Sie hatte schon so lange nicht mehr gelesen, sie fand ja kaum noch Zeit zum Schlafen.
„Übrigens, nur damit du Bescheid weißt, auch wenn Jihoon in Singapur ist, wir werden da sein – Mir hat Schilder gebastelt!“
Mia lachte herzlich und wuschelte ihn durch die Haare. Etwas Unterstützung am Samstag war wirklich gut.
„Danke, ihr seid lieb.“
„Kein Problem.“
Es war das erste Mal, dass Mia ihren eigenen Schlüssel zu Jihoons Haus benutzte und es fühlte sich komisch an. Es war eine Totenstille im Haus und beide gingen zuerst hinter in das Büro wo die vier Sänger mit Jihoon vor dem Rechner sitzen.
„Liebling!“
Jihoon stand sofort auf um sie zu begrüßen bevor sie die anderen begrüßen konnte.
„Was hälst du davon wenn du hoch gehst, ein Bad nimmst und ich schick die anderen gleich nach Hause und komme dann nach.“
Gut hörte sich das an und sie sagte den anderen gute Nacht.
Oben angekommen schlenderte sie durch das Schlafzimmer, betrachtete das Bett und ging dann in ,ihr‘ Bad um das Wasser für die Wanne an zu stellen. Zumindest war hier noch nicht das Licht ausgegangen, hier hatte sie noch keine gruseligen Erfahrungen mit dem komischen, hässlichen Kind das sie töten wollte. 15 Minuten später lag sie in der Wanne und spielte mit den Seifenblasen. Vielleicht war es gar nicht so schlecht wenn Kyu Recht hatte. Nach David hatte sie aufgegeben an die Liebe zu glauben, daran dass man jemanden bis ans Ende aller Tage lieben konnte und das eine Zweckehe viel sinnvoller war.
Wenn sie Jihoon heiraten würde, würde sie ein schönes Zuhause haben, sie würde J Tune übernehmen, hätte mindesten noch 2,5 Jahre Zeit Kinder in die Welt zu setzen, bis er aus der Armee wieder kam. So lange würde sie ihre Figur behalten können. Und sie würde eine Gehaltserhöhung bei Kim einreichen, ja das würde sie, immerhin war sie dann Managerin bei J Tune. Vielleicht würde sie sich sogar dazu überwinden Auto zu fahren, der Panamera konnte ja nicht die ganze Zeit in der Garage stehen, wieso also nicht nutzen? Je mehr sie darüber nachdachte umso verlockender hörte sich das alles an.
Doch dann war da noch Hae.
Was machte sie nur mit ihm? Noch immer sah sie ihn, wie er an dem Strand stand und ihr sagte dass er sie liebte. Noch immer fragte sie sich, wie jemand wie er jemanden wie sie lieben konnte. Noch immer fragte sie sich, ob sie nicht einfach nur Angst hatte. Noch immer fragte sie sich, ob nicht er ihr Weg war, der richtige Weg, der eine. War es nicht so, dass es zwischen ihnen knisterte? Sie suchte seine Nähe und konnte mit ihm über alles reden, sie zankten sich auch mal oder hatten mal ihre 5 Minuten, vor allem vertraute sie ihm. Ohne darüber nachzudenken würde sie ihm ihr Leben in die Hände legen, mit dem Gedanke, dass er schon wissen würde was er damit anzufangen hat. Und Vertrauen war nun wirklich nicht ihre Stärke.
Mia tauchte mit dem Kopf unter Wasser und hielt ein paar Sekunden die Luft an. Unter Wasser war alles leichter. Im wahrsten Sinne des Wortes. Vielleicht sollte sie auch mal zu der Tauchschule gehen, bei der Donghae den Tauchscheingutschein geholt hatte, Abtauchen würde ihr mal wieder gut tun.
Sie tauchte wieder auf und sah das Jihoon in der Tür stand, nur mit einem Handtuch bekleidet.
„Wanna come in?“
„You can’t imaging ….“
Er ließ das Handtuch auf den Boden gleiten, Mia wand verlegen den Blick ab, nicht dass es etwas gäbe an ihm, was sie noch nicht kannte und dennoch … Jihoon setzte sich ihr gegenüber, nahm ihren rechten Fuß und fing an ihn sanft zu massieren. Vielleicht war diese Zweckehe wirklich keine schlechte Idee.
„Wie geht es dem Finger?“
Mia hob ihre Hand und betrachtete ihren gebrochenen Finger. Sie hatte die Schiene zum Baden abgelegt.
„Könnte besser sein“, gab sie zu und drehte die Hand langsam.
„Du arbeitest hart, lass dich nicht unterkriegen, du musst dich mit dem was du tust wohl fühlen und niemand anders.“
Mia nickte, er hatte Recht, niemand konnte ihr vorschreiben, dass sie zu viel trainierte solange sie es so wollte, es war ihre Sache.