Es war Donnerstag. Gründonnerstag um genau zu sein, doch als Feiertag galt das in Korea deswegen noch lange nicht. Nur weil es der Vortag von Christis Tod war, hieß das noch lange nicht dass die Koreaner deswegen aufhörten zu arbeiteten – zumindest die meisten.
Mia stand früh auf, denn bevor alle wieder ausschwärmten musste sie etwas Wichtiges klären. Sie bereitete alles in der Küche vor und zerrte die letzten ‚Langschläfer‘ um 9 Uhr aus dem Bett. Sie saßen noch alle mit ihren Pyjamas um den Frühstückstisch, die Haare standen teilweise zu Berge – selbst bei Shindong und der hatte ja gar nicht hier geschlafen.
„Okay guys, let’s talk about your vacation.“
Der Satz reichte vollkommen aus um die uneingeschränkte Aufmerksamkeit der 12 Kerle zu erhalten.
„Kim said that after the football idol league you can have eleven days off. Since the rest of your schedule need to build around your vacation, I choosed the second week of July for the vacation.”
Alle nickten erst mal.
“So, this is the plan. You have two choices. First is: I plan the vacation, totally. You will not find out where you’re going, so neither can the fans. I’ll block several flights to several countrys, so nobody will really know where you’re heading to. Second choice: You make vacation apart from the group and on your own. Questions?”
Sungmin hob vorsichtig die Hand.
“Mia Noona, how will you decide where we going?”
“I have some papers here with different aspects of vacation, each of you have three votes. I will collect them and based on your votes I will create a holiday.”
Leeteuks Hand hob sich ebenfalls.
„Will you come too?“
„This will be the second part of the vote. You can choose if I come with you and one security or some other securitys or if you also want that your girlfriends going to join us. I need to know that so I can plan better security.”
Heechul war das mit dem Hand heben zu doof, er blökte einfach so rein.
„Aber woher willst du wissen was wir mögen, ob es uns gefällt?“
Für das Koreanisch sprechen bekam er erst mal von Eunhyuk einen Klaps auf den Hinterkopf.
„Heechul, I am a travel management assistant. Believe me, if I know anything, then it’s vacation. And really? The trip last year to Italy was like so not prepared. You guys even needed help from fans to get a shuttle to the hotel – stuff like that won’t happen with my organization.”
“I wasn’t in Italy”, verteidigte sich Heechul.
„Shut up and do the vote“, motzte sie und streckte ihm die Zunge raus.
Somit füllte jeder den Fragebogen aus und Mia hatte sich Siwons Tafel (mit der ihr versucht hatte Hangul näher zu bringen) genommen um das Ergebnis zu verkünden:
Strand: IIIII II
Berger: II
Wüste: I
Wälder: IIII
Sport: IIII
Sightseeing: IIIII II
Warm: IIIII
Mittelwarm: I
Wellness/ Entspannung: IIIII
Das Ergebnis war recht eindeutig, warm, mit Strand, viel Natur, aber auch Dingen die man besichtigen konnte, mit Möglichkeiten um bei Wellness und Sport auszuspannen.
Bei dem Ergebnis Mia vs. Security gewann Mia mit 10:0 (zwei Enthaltungen). Die Jungs wollten Urlaub machen und keinen Aufpasser mit sich rumschleppen. Natürlich verstanden sie dass jemand noch dabei sein musste, aber sie wollten Mia auf jeden Fall mitnehmen. Apropos mitnehmen, 8 Leute waren dafür dass es okay war wenn die Freundinnen mitkamen.
„From this day on you have two weeks to decide if you’re coming with the group or if you want to spend your vacation alone or with other friends.“
“Also ich finde wir sollten alle zusammen Urlaub machen”, begann Leeteuk und schaute vor allem zu Heechul.
„Es ist das erste Mal dass wir alle gemeinsam Urlaub machen können, wirklichen Urlaub. Sonst waren wir immer geteilt oder es hatte nicht viel mit Urlaub zu tun. Dazu kommt das Heechul und ich Ende des Jahres zur Armee gehen, wann werden wir also so schnell die Gelegenheit dazu haben gemeinsam Urlaub zu machen? Ich denke Mia wird das gut machen.“
Der Bandleader hatte die Englisch-Regel gebrochen, weil er es den anderen wirklich verständlich erklären wollte und niemand motzte ihn dafür an.
Alle grübelten vor sich hin und fragten sich wie sie ihren Urlaub am liebsten verbringen wollten. Anhand des Ergebnisses formte sich in Mias Kopf schon eine Szene und intuitiv hatte sie das Land, oder zumindest die Ecke bereits festgelegt, sie müsste ein paar Emails schicken, aber zumindest sie freute sich schon unheimlich.
„Freundinnen! NIEMALS!“, blökte Kim sie an als er das Ergebnis sah. Mia verzog das Gesicht und wartete erst mal ab.
„Du weißt doch wie das ist, sie können NIRGENDWO auf dieser Welt hingehen, ohne entdeckt zu werden! Stell dir den Skandal vor wenn man Miyon und Yoani bei ihnen entdeckt.“
„Kim ich …“
„Wie hast du dir das vorgestellt?!“
„Kim ich…“
„Manchmal frag ich mich echt ob du diese Firma ruinieren willst …
„Aish Ajosshi!“, fluchte Mia plötzlich und bekam die Aufmerksamkeit des Managers.
„Ich hab alles unter Kontrolle! Wir werden ein Privathaus nehmen, was an ein Hotel angeschlossen ist, es wird außerhalb der großen Städte liegen, damit sie ihre Ruhe haben. Wenn wir in die Städte fahren sind Securitys dabei, wenn man Yoani und Miyon erwischt, sagen wir sie ist Stylistin oder etwas anderes. And by the way, Heechul already think about spending the vacation alone, so there’ll be no Miyon, just Yoani and Nari and people already knows Nari.“
Mia stand mit Kim in der Küche, die Jungs hatten sich im Wohnzimmer versteckt, lauschten aber der Diskussion zwischen den beiden.
„Privathaus!“ , flüsterte Eunhyuk aufgeregt.
„Das wird so toll!“, flüsterte Donghae zurück.
Kim war noch nicht ganz überzeugt, er lief aufgeregt auf und ab und machte keinen glücklichen Eindruck.
„Gut, wenn du die Reise fertig geplant hast, will ich es sehen.“
„Sorry, I can’t.“
„ Was?!“
„You said I was in charge, nobody will know where we are going until we go.”
“Weiß du was, mach doch was du willst!”
Mach ich doch eh, dachte sich Mia und musste sich auf die Zunge beißen um diesen Gedanken nicht aus ihrem Kopf zu lassen.
„Aber ich sage dir, wenn die Presse auch nur irgendeinen Skandal rausbringt, kannst du das auch alleine regeln!“
„Okay dokey.“
Eigentlich machte sie sich wenig Gedanken darum, sie würden, wenn sie die Anlage verließen, immer von Leuten umgeben sein, zwei, drei Securitys würden mitkommen müssen um ihre Sicherheit zu gewähren, wie sollte da ein koreanisches Mädchen auffallen? Oder zwei? Sie würden sich nicht händchenhaltend durch die Stadt laufen.
„Kim, etwas anderes…“
Der Manager drehte sich wieder zu ihr um und schaute sie fragend an.
„Wieso gibt es keine ‚Boys in the city‘ Bücher mehr?“
Als die Jungs ihr Zimmer auf ELF Standard gebracht hatten, haben sie ihr auch die drei Fotobücher aus Kuala Lumpur, Hong Kong und Tokyo ins Zimmer gestellt – sie hatten es sich auch nicht nehmen lassen alle freien Seiten vollzukritzeln, wenn Mia irgendwann einmal Geld brauchte wären die Dinger ein Vermögen wert.
„Weil …“, der Manager stockte und schien selbst zu überlegen wieso kein neues Buch in Planung war. Das Letzte war vor über einem Jahr rausgekommen und eigentlich waren die Verkaufszahlen gut gewesen.
„Ich dachte man könnte das weiter machen, vielleicht auch mit SHINee“, schlug Mia.
„Hast du eine Idee für eine Stadt?“
„Lhasa!“ , sagte Mia, doch der Manager schaute sie nur ungläubig an.
„Singapur wäre auch geeignet …“ , fügte sie kleinlaut hinzu.
„Hmmm … ich werde das mal mit Yun besprechen….“
Big Mike klopfte an der Tür und sagte dass sie langsam los müssten, die Kleingartenchallenge wartete.
Es war ein schöner und sonniger Tag, die Idols versammelten sich in dem Schulgarten und die Crew besprach den Ablauf. Es wurden ein paar Aufnahmen von den einzelnen Teams gedreht und von den Gärten, dann ging es richtig los. Die Moderatoren – die die gleichen waren wie bei ‚Come to play‘ – erklärten was die Aufgaben waren. Die Gärten waren komplett leer. Es war Aufgabe der Idols Wege anzulegen und Felder, eine kleine Hütte zu bauen und einen Brunnen. Die Punkte für die einzelnen Samen wurden erklärt, Bohnen hatten zum Beispiel mehr Punkte als Erdbeeren. Für ein Gewächshaus gab es Zusatzpunkte. Weil Super Junior so viele Mitglieder hatten, durften nur sechs mitmachen, sie durften aber nicht selbst entscheiden wer mitmachte – das hatte das Publikum per Internet-Voting gemacht und die Moderatorin gab das Ergebnis Preis: Yesung, Eunhyuk, Donghae, Leeteuk, Kyuhyun und Heechul traf es. Über Heechul waren alle anderen genau so überrascht wie er selbst.
Die anderen sechs Mitglieder waren somit entlassen. Während die anderen nun die Aufteilung ihres Gartens entscheiden mussten, begleitete Mia den Rest mit zum Auto.
„Oh Mia, by the way Sunday is easter-Sunday“, sagte Siwon.
“I know.”
“Eunhyukshi, Kyuhyun, Donghae, Leeteuk, Sungmini, Ryeowook and me wanted to visit the mass on Sunday”, erzählte er weiter.
“Have fun.” Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte Mia die leise Vermutung auf was dieses Gespräch hinaus laufen würde.
„We talked about it and we would like you to go with us.“
Nun blieb Mia stehen und schaute den hübschen Sänger fast schon vorwurfsvoll an.
„You know I’m not a Christian.“
“Yes, I know. But the holidays are days of the family and you belong to our family now too.”
Fieses Aas, er zog die ‘Familienkarte’.
„Why you’re not forcing Heechul to it?“ Wieso sollte sie alleine leiden?
„Because … okay, we’re scared of him.”
Mia wünschte sich die Zeiten zurück, in denen sie auch Angst vor Mia hatten.
Siwon schaute sie mit seinem Dackelblick an, was sollte sie tun?
„Okay, I’ll go with you but I won’t sing and I won’t bow my head.“
„Okay“, erwiderte Siwon. Sie gehörte nun mal einer anderen Religion an, sie feierte zwar Weihnachten, aber auch nur weil Weihnachten ja nicht mehr viel mit der Kirche zu tun hatte.
Die anderen fuhren erst mal zu SME, Mia blieb bei den neuen Gärtnern und beobachtete sie, überall waren Kameras und sie wollte nicht einfach durch das Bild laufen. Doch ein paar Streitpunkte bekam sie mit. Heechul wollte ein Labyrinth bauen und Donghae versuchte ihm ganz in Ruhe zu erklären, dass der kleine Garten mit seinen 30 qm einfach nicht dafür geeignet war. Heechul warf ihm vor seinen Fluss von Kreativität zu unterbrechen. Haes Kiefer klappte nach unten, kurzzeitig schien er in Erwägung zu ziehen zu protestieren, ließ es dann aber bleiben.
Ihre Kerlchen als Gärtner – das konnte heiter werden. Die ganze Woche konnten und sollten sie am Garten arbeiten, natürlich wurden auch paar Aufnahmen gemacht die später als Wochenraster zusammengeschnitten, denn die Kamerateams würden nicht immer hier sein. Dafür gab es aber versteckte Kameras – von denen die Jungs nichts wussten und Mia würde einen Teufel tun und es ihnen verraten. Sicherlich würden die Idols versuchen sich gegenseitig zu sabotieren, die Sender waren darauf mittlerweile gefasst und wollten sich nichts entgehen lassen.
Die Assistentin schnappte sich ihren Mac Book Air und setzte sich auf eine Bank. Die Sonne war am Strahlen und die Temperaturen nahmen immer weiter zu, die Zeit der Schneeballschlachten war lange vorbei und bald würde es in Seoul schwül und stickig werden.
Ihre Bambis waren gerade im Tanztraining, gleich würde es mit SuJu zu M! Countdown gehen, später würde sie mit ins Tonstudio kommen, doch dazwischen hatte sie tatsächlich mal 3 Stunden frei. Sie würde nach Hause fahren und sich vielleicht noch einmal hinlegen. Mittagschlaf war eine tolle Sache – gut, Abendschlaf, wieso waren Musiker solche Nachteulen?
In Ruhe bearbeitete sie ihre Emails, surfte durch’s Internet, in der Hoffnung das man sie und Donghae schon erwischt hatte und man nicht mehr von ihr und Leeteuk sprechen würde. Doch es war komisch, wenn sie Teukie tröstete waren etliche Kameras in der Nähe, wenn sie händchenhaltend und an Donghae gelehnt zwei Stunden durch den Park lief, interessierte sich keiner dafür. Irgendetwas machten sie falsch.
Die ganze Situation war merkwürdig. Auf der einen Seite hatte sie Jihoon, den sie irgendwie wirklich gern hatte, bei dem sie sich geborgen fühlte und bei dem sie wusste das sie abgesichert war, zu dessen Heiratsantrag sie ‚ja‘ gesagt hatte und bei dem sie schon halb wohnte. Auf der anderen Seite war Donghae, den sie mehr als nur ein wenig gern hatte, bei dem sie aber absolute Beziehungsängste entwickelt, der sagte dass er sie liebte und dem sie es tatsächlich abkaufte.
Und mit dem sollte sie jetzt einen auf ‚Beziehung‘ machen… harte Kiste. Vielleicht machte sich Mia auch viel zu sehr einen Kopf darum, der Kopf tat ihr aber gerade mächtig weh.
Fast drei Stunden werkelten die Idols an ihren Gärten und als die Aufnahmen abgeschlossen waren, hatten ihre Welpen die Wege schon abgesteckt und angefangen sie zu verlegen. Sie überlegte ob sie ihnen erklären sollte, dass es nicht wie bei Farmville funktionierte, wo man Nachos einpflanzen konnte und es wuchs ein Nacho-Baum daraus. Andererseits war die Vorstellung schon lustig.
Bei M! Countdown trafen sich dann alle wieder. Während die Jungs in der Umkleide waren und fertig gemacht wurden, besprach Mia mit dem Aufnahmeleiter wann wer dran kam. Mittlerweile kannte man sich schon. Mia erinnerte sich wie fremd ihr das alles am Anfang war, sie hatte nicht gewusst wie sie mit den Leuten umzugehen hatte, geschweige denn auf welcher Sprache weniger Missverständnisse entstanden und jetzt war es schon normal. Jede Woche auf’s Neue kamen sie in die Sendung, sie kannte die Kameramänner, die Moderatoren und die Musiker die auftraten. Nächste Woche kam die neue Single von SNSD raus, dass würde dann noch lustiger werden.
Dann zog Mia los um Früchte einzusammeln und sie den Jungs zu bringen.
„Do you wanna bite ma banana“, fragte Heechul Mia grinsend als er gerade seine Banane schälte und mit dem Script erst einmal eins über den Kopf zogen bekam.
„Just kiddin‘ maaaaaaan.“
Sie sah immer noch nicht amüsiert aus.
Schließlich reif man sie und als Donghae aufstand gab er ihr einen Kuss auf die Wange.
„Wish me luck?“
„Good luck“, sagte sie verlegen, es war klar gewesen dass er seine neugewonnene Narrenfreiheit nun ausnutzen würde.
Die Deutsche blieb in der Umkleide zurück und versuchte etwas Ordnung in das Chaos zu bringen, als es klopfte. Normalerweise klopfte hier niemand, umso erstaunter drehte sie sich um und sah Jihoon.
„Hey beautiful.“
Nachdem sie vorgestern Nacht gegangen war, hatte sie gestern den ganzen Tag nichts von ihm gehört. Zugegeben, sie war gestern nur unterwegs gewesen. Zugegeben, sie war auch noch viel zu sauer auf ihn.
„Hey“, entgegnete sie ihm, nicht wissend was sie Intelligenteres sagen sollte.
„Hanging out with your new boyfriend lately?“
“You know I have too….” Eigentlich hatte sie keine Lust auf noch eine Diskussion.
“I know …”
Ungewiss was sie tun oder sagen sollten standen sie einen Augenblick da. Mia war von solchen Sachen schnell genervt, was meistens auch der Grund war wieso ihre Beziehungen nicht so lange hielten.
“Alright, I need to get going …”
Eigentlich nicht, aber Zeit war zu kostbar um sie dumm zu verschleudern.
“Warte…” Jihoon hielt sie am Arm, schob sie zurück in die Umkleide und schloss die Tür, bevor er sie in die Arme zog.
“Wieso streiten wir in letzter Zeit so oft?”
“Ich denke weil wir uns erst kennenlernen”, erwiderte Mia und schloss die Augen. Eigentlich stritten sie sich, weil er sich in letzter Zeit oft sehr dämlich anstellte. Tatsächlich war es aber wirklich so, dass sie noch viel voneinander lernen mussten. Jeder hatte seine Macken, weder Mia, noch Jihoon waren da eine Ausnahme.
“Bist du dir noch sicher?” Ohne sie los zu lassen nahm er ihre Hand. Sie trug den Ring nicht, weil sie den anderen noch nichts davon erzählt hatte.
“I’m scared, but I’m sure – and you?”
“The same”, antwortete er und beide grinsten.
“Es tut mir Leid mit dem Poker, ich weiß dass es nicht gut ist und man viel Geld verlieren kann, ich hätte es dir sagen sollen …”
“It’s okay … at least I get a Louis Vuitton bag now.” Sie sagte das so trocken, dass Jihoon herzlich anfing zu lachen.
Heechul rannte fast in die beiden rein als er die Tür zu der Umkleide öffnete und blieb abrupt stehen. Ryoewook und Siwon knallten in Heechul, weil sie auch nicht nach vorne geguckt hatten.
“Oh”, sagten einige. Es fühlte sich komisch an, selbst Mia bemerkte es. Wann hatten die Jungs angefangen so komisch mit Jihoon umzugehen?
“Ist es okay, wenn ich sie von euch entführte? ”, fragte Jihoon.
“Na klar, Mia denk nur dran dass du später noch zu SM musst ”, sagte Teukie und lächelt freundlich.
“Ich weiß Oppa.”
Sie wusste das er es mochte ‘Oppa’ genannt zu warden. Die Reaktion trat sofort ein und sein Lächeln wurde breiter.
Verwundert stellte Mia fest dass Jihoon sie wirklich zu Louis Vuitton fuhr.
“Es ist dein Geld, kauf was du willst…”
Das musste er Mia nicht zweimal sagen, zumindest nicht in einem Luis Vuitton Laden. Sie mochte die Sachen, sie waren zeitlos schön und passten immer. Mal abgesehen davon hatten ihre Welpen nur noch Designersachen an und Mia kam sich manchmal etwas underdressed neben ihnen vor. Es war Blödsinn, Mia hatte etlichen Schmuck, teure Handtaschen und Schuhe, aber eine Louis Vuitton – wieso nicht? Sie pirschte durch den Laden und schaute sich alles in Ruhe an. Am Ende entschied sie sich für eine beige ‘Fantaisie’ und die passende Geldbörse dazu. Wenn sie das Geld nicht beim illegalen Glücksspiel gewonnen hätte, hätte die Rechnung ganz schön wehgetan.
Überglücklich fuhren sie in ein Restaurant, wo Jihoon ihnen einen Privatraum reservierte, damit sie ungestört und unbeobachtet waren. Sie aßen gemütlich zu Abend und redeten, über alles Mögliche, nur nicht über den Streit. Sollte er doch spielen, aber soweit sich Mia erinnerte gab es letztes Jahr ganz schön heftige Diskussionen wegen seinem Glücksspiel in Vegas, vielleicht sollte man nicht um sein Glück pokern.
“Übrigens, ich würde mit dir am 5. Mai gerne nach Kuala Lumpur fliegen”, meinte Jihoon. 5. Mai? Was war am 5. Mai?
“Was ist in Kuala Lumpur?”
“MBLAQ haben dort zwei Wochen eine Promo und geben am 7. Mai ein Minikonzert. Ich dachte ich schiebe ein Fotoshooting rein und verbringen die paar Tage zusammen.”
“Denkst du Kim erlaubt das?”
“Ich werde dich erst mal alleine zum Konzert schicken, wegen der Presse und er will dass du dich mehr in der Öffentlichkeit zeigst.”
“Hmmm…..”
Kuala Lumpur schon wieder. Augenblicklich dachte sie an Hae, den Strand und die Hütte … die Worte die er gesagt hatte.
“Übrigens, du hattest mir ja versprochen, dass du eins meiner Konzerte besuchst …”
“Ja…”, hatte sie.
“Ich gebe im Mai in Konzert in Deutschland, mit einem Deutschen Violinisten.”
“Nicht dein Ernst?!”
Mia war ja fast aufgesprungen, wie lustig war das denn?!
“Mit einem Deutschen? Wann? Wo?”
“Ich habe ihn letztes Jahr kennen gelernt, Jan Voegeler. Das Konzert ist in Dresden in der Sem … Sem…”
“Semperoper?”
“Ja, genau da. Es ist am 19. Mai, ich dachte mir, wenn du sowieso nach Deutschland fliegst, dass du mich dorthin begleiten könntest.”
Noch immer konnte sie es nicht fassen, dass ein Idol in Deutschland ein Konzert mit einem Violinisten gab. Wie gestört war das denn? Europa, was eigentlich in der Koreanischen-Idol-Weltkarte nicht existent war, tauchte nun auf und dann auch noch Deutschland. Es gab einige K-Pop Fans in Deutschland und Europa, keine Frage, aber ob sich der Absatz dort lohnen würde, war fragwürdig. Mia lächelte.
“Sehr gerne”, entgegnete sie ihm, natürlich würde sie ihn begleiten.
“Vielleicht kann ich ja dann mal deine Familie kennenlernen”, schlug er vor und für einen Moment stockte sie. Er war ihr Verlobter, es war klar, dass er früher oder später ihre Familie kennenlernen wollte … aber JETZT schon?! Sie sah das Gespräch jetzt schon, in dem sie ihrer Mom sagen würde, dass sie vor hatte Jihoon zu heiraten und dass nach gerade mal einem halben Jahr in Korea. Die Katastrophe war vorprogrammiert. Schon so war es genug Diskussion gewesen, bis ihre Eltern sich mit Korea abgefunden hatten – für ein Jahr.
Zum Glück hatte sie noch drei Wochen um sich und ihre Eltern emotional darauf vorzubereiten. Und um einen Krankenwagen zu bestellen, denn zweifellos würde ihre Mama umkippen.
“Klar”, presste sie raus und versuchte begeistert zu klingen. Mias Eltern hatten bisher kaum ihre Freunde kennen gelernt, nur wenn es wirklich etwas Ernstes war. Andererseits dürfte man meinen dass eine Verlobung Ernst genug war.
“By the way, I need to go soon, back to SME.”
“Oh, the other secret …”
Mia seufzte, es war ja nicht so, dass sie nicht mit ihm darüber reden würde, wenn sie wüsste, dass es in Ordnung wäre.
“It’s no secret – it’s business.”
Und damit war für sie die Diskussion beendet. Auch Jihoon ließ das Thema fallen, wenn es wirklich so war, wie Kyuhyun in der Flugzeugtoilette erzählt hatte, dann wusste Jihoon ohnehin mehr als er zugab.
Da sie nicht weit weg von SME waren liefe Mia in die Firma, das Risiko jetzt mit Jihoon erwischt zu werden war ihr zu groß und ein kleiner Spaziergang tat ihr gut. In Seoul ließ es sich gut laufen. Man lief und lief und lief und irgendwann stellte man fest, dass man gerade 5 Kilometer hinter sich gebracht hatte. So weit war es von dem Restaurant zu SME nicht und die Strecke war gut zu laufen.
Vergangenes Jahr war Mia extreme viel in Seoul gelaufen. Für die groben Strecken hatte sie das Taxi oder die U-Bahn benutzt, doch für die vielen kleinen Zwischenstrecken war sie immer gelaufen. Es gab so viel zu sehen, so viel zu entdecken. Am dritten Tag hatte sie versucht aufzustehen und legte sich direkt auf die Nase, weil sie so Muskelkater in den Beinen hatte, dass sie schließlich ins Badezimmer gerobbt war, um sich eine heiße Wanne einzulassen. Es war halb so schlimm gewesen, an diesem Morgen war zufällig der eine Film von Joon ausgestrahlt – ‘Stay at home Mom’ oder so ähnlich. Für Mia war es schon eine gute Übung gewesen die Sprache besser kennen zu lernen und Joon hatte sie damals recht süß gefunden.
Sie dachte gern an den Urlaub zurück. Sie fremd diese Stadt für sie gewesen war und doch hatte sie sich von Seoul angezogen gefühlt. Sie hatte keine Freunde gehabt und hatte sich doch beschäftigt. Sie hatte die Sprache nur gebrochen gesprochen und hatte sich doch irgendwie heimisch gefühlt. Vielleicht war diese Stadt ihr Schicksal gewesen. Seoul und mit all denen die hier wohnten.
Mia genoss diese paar Minuten am Tag, in denen sie sich einfach ihren Gedanken hingeben konnte. Als sie bei SM ankam blieb sie stehen, atmete tief ein, lächelte und ging hinein.
Die Bambis warteten noch auf den Produzenten und gönnten sich etwas zu essen. Dongmin war mit Jino in ein Gespräch vertieft und Jaesun mopste Jino seine ganzen Fleischbällchen. Mia sagte dazu nichts, strafte Jaesun nur kurz mit einem Blick, der anscheinend so angsteinflößend war, dass er sofort damit aufhörte und die Stäbchen auf den Tisch legte. Es kostete Mia einiges an Überwindung nicht zu lachen.
Im Nachhinein hatte Mia fast ein schlechtes Gewissen ihm den Spaß versaut zu haben, den es folgten Stunden im Tonstudio. Bis 00:00 Uhr waren sie beschäftigt, das Ergebnis war zwar toll, aber die Jungs wirkten ziemlich schlapp. Mia hatte ihnen immer wieder Kakao zu trinken gegeben um die Stimmen zu schonen.
“You know I love the singing but singing a part over and over and over again …”
Tyler wirkte ziemlich erschöpft, nahm aber den Apfel, den Mia ihm vor die Nase entgegen und biss hinein. Der Jüngste setzte sich auf ihre andere Seite.
“Sag mal, wie läuft es zu Hause? Ist es in Ordnung?”
“Ja, die Hyungs passen auf mich auf, ich will in der Wohnung bleiben.”
Es wirkte ehrlich und nicht gezwungen – den Zwillingen traute sie erst mal alles zu. Mi war erleichtert, dass es Probleme gab und auch in Zukunft gegeben wird war unausweichlich, dafür waren sie zu jung, zu eigen, zu verschieden, doch die erste Hürde war geschafft und es war für die Band besser, wenn sie zusammen wohnen blieben.
Gemeinsam hörten sich sie die Aufnahmen an, es war noch nicht richtig zusammen geschnitten und die Balance musste noch richtig gestellt werden, aber man bekam einen Eindruck. Mächtig stolz auf sich grinsten ihre Bambis, ja, das würde die erste Single werden und Mia glaubte, dass sie damit wirklich Erfolg haben konnten.
“ So, los, ab nach Hause mit euch!” Mia schon Jino am Rücken aus dem Tonstudio, es war viel zu spät für Bambis.