Am frühen Morgen streckte sich Mia. Irgendwann gegen 3 Uhr war sie mit Donghae zu Hause eingefallen. Teukie, Heechul, Sungmin und Yesung hatten noch über irgendein Script einer Show gehockt, doch Mia und Donghae waren ins Bett gegangen. Zusammen. Mal wieder. Wieso konnte sie ihm einfach nicht widerstehen?
In genau diesem Moment öffnete Hae die Augen und lächelte Mia an.
Ach so, deswegen, der ist süß, dachte sie sich und lächelte automatisch mit.
„Ich habe dich vermisst“, meinte sie und beantwortete sich selbst die Frage. Sie hatte ihn vermisst. Wirklich.
„Ich dich auch“, war seine Antwort und er zog sie enger zu sich. Obwohl er gesagt hatte dass er sie liebte, bedrängte er sie nicht. Es war als wolle er ihr zeigen dass er da war und mit dem zufrieden war, was sie ihm zurück gab.
Beim Frühstück saßen schon Siwon, Sungmin, Eunhyuk und Yesung.
„Guten Morgen ihr zwei, ihr seid in der Zeitung“, kam es von Sungmin, der den Artikel wohl noch studierte.
„Cool.“ Donghae schnappte sich sofort die Zeitung und fing an den Artikel zu überfliegen, immerhin war es ja der Plan erwischt zu werden.
„Oh.“
„Oh?“, fragte sie nach.
„Du wirst an die Decke gehen“, bemerkte Yesung zwischen drin und laß weiter den Wirtschaftsteil.
„Wieso? Donghae, les vor!“
Er senkte kurz die Zeitung und sah dabei ziemlich verzweifelt aus, was zum Geier stand denn nun im Artikel? Tatsache war, dass wenn Mia den Artikel selbst lesen müsste, sie irgendwann heute Abend um 20 Uhr wohl erst fertig wäre. Donghae erbarmte sich also dazu den Artikel vorzulesen, auch wenn es ihm anscheinend nicht viel Spaß bereitete.
„Die enge Beziehung zwischen Super Junior Donghae und seiner Assistentin Mia konnte vorgestern Abend erneut beobachtete werden. Die beiden verließen mitten in der Nacht das Firmengebäude von SM Entertainment. Anstatt mit dem Auto zu fahren, schienen sie sich dazu entschlossen zu haben einen Teil des Weges zu Fuß zurück legen.
Zu Anfang des Jahres hatte man beiden eine Beziehung vorgeworfen nach einer ausgelassenen Nacht in einem Club. Damals hatten beide ihre enge Freundschaft beteuert, zwischen ihnen sollen keine Liebesgefühle sein.
Vorgestern gingen sie am Hangang entlang und überquerten danach eine Brücke, sie hörten gemeinsam Musik und tanzten ausgelassen, alberten viel herum. Die Gerüchte von Januar scheinen wirklich ungerechtfertigt gewesen zu sein, man konnte eindeutig sehen, wie zwei gute Freunde miteinander spazieren gingen.
In der harten Welt der Idols sind wahre Freunde wichtig, wir hoffen dass die Fans sich genau so darüber freuen können, dass Donghae in seiner Assistentin eine gute Freundin gefunden hat.“
Mia wartete auf den Moment in dem ein Klavier ihr auf den Kopf fiel. Vorsichtig schaute sie nach oben, aber es kam einfach nicht.
„Freunde?!“, platzte es aus ihr heraus.
„Teukie will ich nur trösten und uns wurde wer weiß was angehängt und mit dem da geh ich Händchenhaltend durch die Stadt – was in Korea fast schon als Eheversprechen gilt – und da heißt es wir sind nur FREUNDE?! Ehrlich! Was ist mit den koreanischen Reportern los?!“
Mia wetterte zwar auf Deutsch, doch die anderen konnten sich vorstellen was sie sagte und Donghae lachte fröhlich.
„Ich hab doch gesagt sie geht an die Decke …“, murmelte Yesung ohne von seiner Zeitung aufzugucken.
Nach dieser Nachricht ging sie erst mal mit Siwon joggen. Gut, er joggte, sie rannte bis sie Seitenstechen hatte. Das durfte doch alles nicht wahr sein!
„Manchmal verstehe ich dich nicht.“ Siwon nutze die Situation aus, in der Mia einfach keine Puste mehr hatte.
„Wieso?“, keuchte sie und hielt sich die Seiten.
„Einerseits willst du nicht mit ihm zusammen sein, weil … eigentlich weiß keiner wieso nicht … und andererseits regst du dich darüber auf, wenn die Öffentlichkeit nicht denkt dass ihr ein Pärchen seid.“
Sie hasste es wenn er recht hatte, er war viel zu jung um recht zu haben.
Zuhause wartete Cinna um Mia einzusammeln. Heute Abend war irgendeine Party von irgendeinem Hotel- und Grundbesitzer und Mia sollte dort hin – mit Cocktailkleid und Donghae. Doch dazu mussten Vorbereitungen getroffen werden.
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Gemeinsam mit Cinna fuhren sie in ein großes Beautycenter. Maniküre, Pediküre, Waxing waren nur ein paar Begriffe, die Mia heute um die Ohren geworfen wurden. Das Center hatte sogar Sonnenbänke, was Mia auf der Stelle ausnutzte. Koreaner gingen ja bekanntlich dem Vampirrismus nach, das Problem war nur, dass Mia halt Deutsche war und dass sie eher ein dunklerer Typ war. Sie sah kränklich aus, wenn sie zu hell wurde. Eine Zeit lange hatte sie es mit Bodylotion probiert, in der ein Schuss Selbstbräuner war, doch Cinna hatte ihr das verboten. Sie wurde schnell braun und es hielt auch lange, in Deutschland war sie auch nur alle drei, vier Wochen ins Solarium gegangen und es hatte gereicht um einen schönen Teint zu behalten.
Ihre Fingernägel wurden passend zum Outfit lackiert, gold und schwarz. Sie bekam die Augenbrauen gezupft, bekam eine Bleechingbehandlung und wurde 20 Minuten auf so ein ‚Anti-Cellulite-Gerät‘ gestellt. Wenn irgendjemand behauptete das Wellness nicht anstrengend war, dann hatte er keine Ahnung wovon er sprach.
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Völlig erschöpft fiel Mia zu Hause ein, es war gerade erst 13 Uhr und ihr Körper fühlte sich total wundgerubbelt an – was er auch war. Sie peelte sich wirklich gerne, aber heute kam sie sich vor, als hätte man ihr die Haut abgezogen.
Zuhause war der Großteil versammelt. Hae saß gelangweilt in der Ecke und sprang auf.
„Gehen wir spazieren?“
Überrumpelt nickte Mia nur stumpf.
„By the way, what happened to the english-week?“
Heute hatte noch niemand ein englisches Wort an ihr verloren.
„Nur an Werktagen“, erklärte Leeteuk.
Als wüssten die was Werktage waren, für Idols war jeder Tag ein Werktag.
Es waren noch ungefähr zwei Stunden hin, bis sie los mussten zu Music Core, also fuhren sie mit Donghaes Wagen an den ‚Kyu River‘. Okay, eigentlich hieß dieser kleine Fluss in der Innenstadt anders, doch im ‚Seoul‘ Video war ein Teil an dem Fluss gedreht worden und so hatte er von Mia den Spitznamen ‚Kyu River‘ bekommen.
Schäfchenwolken zogen sich über den ELF-Blauen Himmel und gemütlich spazierten sie am Fluss entlang. Sie hatten alles im Wagen gelassen – außer Mias Handtasche, welche Frau konnte schon ohne überleben?
„Mach dir nicht so viele Sorgen, wir kriegen das schon hin“, meinte Donghae.
„Ich weiß.“
Siwons Worte klangen noch immer nach, wo lag eigentlich ihr Problem?
„Viele haben ziemliche Panik bekommen als du mit Jihoon bei der Sendung aufgetreten bist.“
„Panik? Wieso?“
„Wegen dem ganzen Heiratsthema.“
Oh-oh, da war ja noch etwas, was die anderen noch nicht wussten.
„Was wäre so schlimm daran jetzt zu heiraten?“, fragte Mia so unschuldig wie möglich.
Donghae fing an zu lachen.
„Quatsch, der heiratet dich jetzt doch noch nicht!“
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„Was ist denn mit DIR passiert?!“
Sungmin öffnete die Tür zum Dorm, davor stand ein triefend-nasser Donghae mit einem sehr unbegeisterten Gesichtsausdruck.
„Mia ist passiert.“
Und das war geschehen:
Donghae hatte zwei Fehler begangen.
1. Nahm der die Beziehung zwischen Mia und Jihoon nicht für voll
2. Musste er das Kund tun, wenn sie gerade über Steine den Kyu-River überquerten (denn dort gab es nur ganz wenig Brücken, in der Regel waren alle paar Hundert Meter Steine in den Fluss gelassen, über die man auf die andere Seite gelangte)
Bei Mia war kurzweilig eine Sicherung durchgeknallt und kommentarlos hatte sie ihn angetippt … okay, geschupst. Und Donghae war im Wasser gelandet. Es war warm in Seoul, Mias schlechtes Gewissen hielt sich in Grenzen.
Das Problem war nur dass sie ja mit Donghae gefahren war und nun alleine durch die Stadt tigerte. Ihr war die Lust auf Music Core vergangen und wehe einer beschwerte sich darüber. Sie ging nach Myongdong einkaufen um sich etwas abzuregen.
„Was hast du mit Mia gemacht?“
Der Bandleader schaute verständnislos zu dem Jüngeren und zeigte keinerlei Mitleid für seinen Zustand. Sie mussten bald los und Hae sah aus wie ein begossener Pudel. Mia war verschollen und keiner wusste wieso sie sich so aufgeregt hatte. Sie würden schon ohne sie klar kommen, Big Mike war dabei und Stylisten, eine Assistentin war bequem, jedoch nicht lebensnotwenig bei einer Musikshow, in der Super Junior schon Hunderte Male aufgetreten waren.
„Gar nichts!“, verteidigte sich Dongahe und versuchte sich die Haare mit einem Handtuch trocken zu rubbeln.
„Ich habe nur gesagt dass es Blödsinn wäre, wenn Jihoon heiraten würden.“
Ein halbes Dutzend Augenpaare voll mit einem genervten Blick schossen ihm entgegen.
„Was?!“
„Hast du schon mal etwas von der biologischen Uhr einer Frau gehört?“ Heechul der Frauenversteher schaltete sich ein.
„Wir müssen den Tatsachen ins Auge sehen, Mia ist auch nicht mehr die Jüngste. Ihr zu sagen dass Jihoon sie nicht heiraten wird – so sehr ich das begrüße – bedeutet in weiblich ‚Du bist zu alt und zu hässlich, dich will keiner mehr‘.“
Donghae schaute Heechul entsetzt an.
„Wirklich?!“
„Wirklich.“
Yesung stand daneben und tauschte einen fragenenden Blick mit Ryeowook, Heechul und seine Weisheiten waren immer ein zweiseitiges Schwert.
Donghae schien plötzlich ein ziemlich schlechtes Gewissen bekommen zu haben, so war das nicht gedacht gewesen.
„Hallo?! Seid ihr fertig? Los jetzt!“
Alle erschreckten sich zu Tode als Mia den Kopf durch die Haustür steckte und sie aufscheuchte. Ihr schlechtes Gewissen hatte es nicht zugelassen die Jungs hängen zu lassen. Trotz allem war es ihr Job.
„Wo kommt sie denn jetzt her?“, fragte Heechul der sich noch ans Herz griff.
„Mia!“ Teukie stürmte auf sie zu und grinste.
„Ich bin fertig.“
Fragend schaute sie zu dem Bandleader, wieso war er denn jetzt so motiviert?
Ihr und Donghaes Blick trafen sich für einen Moment. Ein wenig beschlich sie das Mitleid, aber erst mal fing sie ganz herzlich an zu lachen und stützte sich an der Tür ab. Haes Augen wurden groß, wie konnte sie ihn auslachen?! Andererseits war ihr Lachen so ansteckend, dass er einfach mitmachte und als Big Mike hochkam um zu gucken wo sie denn alle blieben fand er eine lachende Truppe vor – bis auf Heechul. Der stand mit arrogantem Blick in der Ecke.
„Also so witzig ist das nun auch nicht“, meckerte er.
Doch Mia sprach mit Donghae nicht darüber. Vielleicht knallte ihr einfach die Decke auf den Kopf.
Während der Sendung ging Mia ihre Mails durch und versuchte einen klaren Gedanken zu sammeln. Sollte sie es den Jungs sagen oder nicht? Wenn sie sich so sicher war, wieso war sie sich dann so unsicher darin es ihnen zu sagen? Erneut dachte sie an Siwon und hasste sich dafür, für all die Fragen keine rationale Antwort zu finden. Wollte sie Jihoon heiraten? Der Kopf zählte ihr die Vorteile auf, die Sicherheiten, doch ihr Herz war sich nicht sicher. Sollte es so weit kommen? Dass sie wegen einer Statistik heiraten würde? So viele Frauen würden sie eine Hand abhaken um ihn zu heiraten und sie hatte Zweifel.
F(x) kamen in die Umkleide von Super Junior und schafften es Mia abzulenken.
„Der Tanz, geht das so ….?“ Krystal machte einen Teil von einem Tanz vor.
„Nein, nein, es geht so“, meinte Amber und tanzte den Abschnitt noch mal.
„Amber is right“, klärte Mia auf, doch es artete fast in Training aus. Langsam bekamen sie Spirit. Die Eifersucht der SuJu-Jungs entfachte sofort und Leeteuk, Eunhyuk und Sungmin lernte freiwillig den halben Tanz mit.
„Vielleicht ist es besser wenn sie zu den Cheerleadern gehen, Teukie würde das erste Spiel nicht überleben“, grübelte Shindong und brachte Kyuhyun herzlich zum Lachen.
„DU brauchst gar nicht so zu lachen, deine Sporttauglichkeit müssen wir auch erst mal testen.“
Wie Meister Propper stellte sich Siwon neben den Jüngsten der den selbsternannten Sportsman mit großen Augen anschaute.
„Wie meinst du das?“
„Ab Morgen gehst du mit Mia und mir joggen.“
„Was?!“
Siwon grinste nur und tätschelte Kyu. Kyuhyun und joggen? Siwon würde schon sehen was er sich da aufgehalst hat.
Gemeinsam mit F(x) fingen die Jungs vor um auf ihren Auftritt zu warten. Mia folgte ihnen langsam und beobachtete sie in ihrem natürlichen Element.
Am Anfang schienen die ganzen Sendungen so lang zu sein, mittlerweile flogen sie an Mia vorbei. Auffällig waren die neuen Songs, die präsentiert wurden, doch es wechselte so oft, dass es schwer war sich zu merken was für zwei Wochen raus gekommen war.
Mittlerweile gewannen Super Junior nicht mehr den Award für das beste Lied, dafür war der Song schon ‚zu alt‘. Teen Top gewannen heute Abend. Mia stand hinter der Bühne und klatschte mit, im Endeffekt freute sie sich für jeden, denn jeder von ihnen arbeitete hart.
Die Truppe löste sich irgendwie auf. Eunhyuk und Sungmin gingen ins Studio um ein Lied aufzunehmen. Ryeowook, Leeteuk und Siwon waren bei einer Fernsehsendung eingeladen. Der Rest hatte irgendwie so was wie Freizeit und Mia und Donghae mussten sich für die Party fertig machen.
Zuhause wartete schon Cinna auf sie. Zuerst machte er sich an Donghae, weil er bei Weitem weniger Arbeit war, als Mia. Sie ging rauf in ihr Zimmer, schaute auf das Donghae Poster über ihrem Bett, so ganz hatte sie ihm seinen Spruch nicht verziehen, woher wollte er wissen ob Jihoon sie heiraten wollte oder nicht? Für ein paar Minuten kümmerte sie sich um Bumpkin und Pancakes. Sie hatte nur zwei Kaninchen und so schon kaum Zeit für sie, wie schaffte Heechul das mit seinen Katzen? Kein Wunder das Eunhyuk, Donghae und die anderen ihre Hunde bei ihrer Familie hatten.
„Können wir?“
Mia schreckte auf als sie Cinnas Stimme hörte.
„Ich wollte dich nicht erschrecken …“
„Schon okay …“
Sie triftet in letzter Zeit oft mit ihren Gedanken ab, was geisterte ihr alles im Kopf herum?
Über eine Stunde war der Stylist mit ihr beschäftigt gewesen. Wie eine Puppe ließ sie sich zu Recht machen, anziehen und stylen. Mia wurde in ein schwarzes Cocktailkleid gesteckt mit beigen Schuhen und passenden Schmuck. Cinna hatte ihre die Haare aufwendig hoch gesteckt. Das Amulett von Donghae hatte sie in ihren Clutchbag gesteckt. Egal wie stinkig sie war, sie hatte es ihm versprochen bei sich zu tragen.
„Fertig.“
Cinna betrachtete sie als wäre sie ein Kunstwerk. Zuerst schaute er skeptisch, dann zupfte er hier und da an den Haaren, fuhr mit dem Pinsel noch mal über ihre Wangen und nickte abschließend.
Donghae saß mit Hangeng, Heechul und Yesung unten im Wohnzimmer und allen fiel der Kiefer runter.
„Noona, du siehst sehr hübsch aus“, sagte Hangeng verlegen und senkte den Blick verlegen.
„Noona namo jeppoooooo“, fing Heechul an zu singen. Mia haute ihm ihre Clutch auf den Kopf.
„Ich bin nicht deine Noona, Oppa!“, beschwerte sie sich. Es war ja schon schlimm genug sich von den anderen aufziehen zu lassen, aber auch noch von einem der beiden älteren – no way.
„Na komm meine gute Freundin, gehen wir feiern.“
Donghae war aufgestanden und streckte die Hand nach Mia aus. Finster schielte sie zu ihm rüber, doch er schnappte sich ihre Hand, ohne dass sie sich wehren konnte und schleifte sie hinter sich aus der Haustür.
Die Party fand im Grand Hyatt in Seoul statt. Es war eines der exklusivsten Hotels der Stadt mit einer großen Parkanlage. Sowohl im Innen- als auch im Außenbereich war Platz für die Partygäste geschaffen. Es war komisch, offiziell nannte man das hier Arbeit, doch Mia hatte das Gefühl als müsste sie etwas tun. Sie checkte ihr Handy und schaute sich um.
„Entspann dich“, flüsterte Donghae ihr zu, der sah dass seine Assistentin nach einer Beschäftigung suchte. Er sah so gut im Anzug aus, an für sich sah er meistens gut aus. Hae legte seine Hand auf ihren Rücken und gemeinsam schlenderten sie durch das Hotel, begrüßten Leute und holten sich etwas zu essen. Es war so entspannt – so ungewohnt.
Donghae kannte einige Leute und stellte Mia vielen vor. Während die Deutsche meistens keine Ahnung hatte wer vor ihr stand, wussten die meisten Leute ganz genau wer sie war und fragten sie nach Sendungen und Radioshows aus. Noch immer sah sie das Modeln und Tanzen als Nebenaktivität an, es war ein komisches Gefühl sich ‚prominent‘ zu fühlen und so behandelt zu werden. Donghae lenkte Gespräche, die in eine unangenehme Richtung gingen, wieder in eine andere. Mit Charme und Esprit glänzte Donghae neben ihr, sie musste noch viel lernen, was solche Sachen betraf.
Ganz entspannt brachten sie ein paar Stunden hinter sich. Donghae hielt ihre Hand, holte ihr etwas Trinken und Essen, tanzte sogar mit ihr. Sie saßen alleine in kleinen Nischen in der Parkanlage und flüsterten, es war fast so als wären sie ein wirkliches Pärchen. Mia vermisste das, dieses nicht Verheimlichen. Mit Jihoon konnte sie nicht so ausgelassen umgehen, zumindest nicht außerhalb der schützenden Mauern von Wohnungen, Häusern und Firmen. Donghae und Mia hatten den Auftrag erwischt zu werden und darin waren sie ziemlich gut. Sie durfte nicht vergessen dass es nur gespielt war, sie waren kein Paar, sie waren vielleicht ineinander verliebt, doch sie waren kein Paar.
Es war ungefähr 22 Uhr als jeder von ihnen mit einer Papier-Laterne ausgestattet wurde um Wünsche in den Himmel zu schicken. Die Deutsche dachte an Rapunzel, die jedes Jahr die ‚Lichter‘ aufsteigen sah. Schon am Boden, in den Händen der Gäste, sah es beeindruckend aus, alles war in einem warmen Licht getaucht.
„Ehrenwerte Gäste, wir möchten uns bei Ihnen bedanken für Ihr Kommen zur Einweihung unseres neuen Außenbereiches. Wir hoffen dass es Ihnen gefällt. Als Dank schenken wir Ihnen einen Wunsch, nutzen Sie ihn gut und genießen Sie den Abend!“
Der Direktor des Hyatts hatte die kleine Ansprache gehalten und alle, die noch freie Hände hatten, klatschten begeistert. Mia schaute auf ihren leuchtenden Ballon und wünschte sich Gesundheit für all ihre Welpen, Kücken, Bambis und anderen Tiere, dass sie mehr Freizeit hätten und es ihnen immer gut gehen würde. Mit einem schups hob die Laterne ab und stieg gemeinsam mit den anderen gen Himmel. Donghae hielt seine noch in der Hand. Mia stand ihm gegenüber.
„Geb mir deine Hand, ich will meinen Wunsch teilen“, meinte er. Sie fand das sehr süß und legte ihre Hände um seine. Er schaute sie direkt an und grinste, als er die Laterne steigen ließ.
„Willst du wissen was ich mir gewünscht habe?“, fragte Donghae Mia, die der Laterne nachschaute, aber noch immer seine Hände hielt.
„It won’t come true if you tell me“, bemerkte sie.
„Dieser schon, denn es liegt in meiner eigenen Hand.“
Fragend schauend wand sie den Blick nun vom Himmel ab und schaute zu ihrem Schützling. Seine Hand löste sich aus ihrer und ehe Mia auch nur ansatzweise hätte reagieren können, hatte er sie geschnappt, an sich gezogen und seine Lippen auf ihre gesetzt.
Es schien eine Ewigkeit her zu sein, als sie sich das letzte Mal geküsst hatten. Wenn Mia sich richtig erinnerte war es in der Nacht, als sie Jaejoong im Bad eingesperrt hatte und sie geträumt hatte, dass Donghae gestorben sei. Ja, diese Nacht in der sie panisch nach Hause fuhr und die Treppe hochgefallen war, da hatte sie ihn geküsst. Sie schloss die Augen und überließ sich ihm. Wieso küsste er eigentlich so gut? Von alleine legten sich ihre Arme in seinen Nacken, da sie sich nicht wehrte zog er sie noch enger an sich. Es war egal wie viele Leute schauten, sie wollten erwischt werden, doch schon wieder war die Grenze zwischen Wirklichkeit und Show fast unsichtbar. Ihr Herz pochte wild gegen ihren Brustkorb, als sie sich sagte, dass dies nicht die Wirklichkeit war. Was war die Wirklichkeit?
„Ich werde Jihoon heiraten“, flüsterte sie außer Atem als sie den Kuss beendete. Es war unmöglich Donghaes Blick zu lesen, doch er war ein guter Schauspieler und besann sich der Situation in der sie sich befanden. Er lächelte sie an und gab ihr einen Kuss auf die Stirn bevor er sich umdrehte und sagte, dass er etwas zu trinken holen würde.
Mit pochendem Herzen schaute sie ihm nach wie er in der Menschenmasse verschwand.
Donghae dachte er hätte einen Herzinfarkt erlitten. Zu fliehen war das Einzige was er hatte tun können. Heiraten. Hatte sie wirklich gesagt sie würde Jihoon heiraten? Donghae verspürte das Bedürfnis etwas kaputt zu machen. Wieso tat sie das? Wo lag der Sinn? Unbewusst wurde er immer schneller, bis er rannte. Er achtete nicht darauf wohin, nur darauf niemanden umzurennen. Außer Atem kam er irgendwo im 7. Stock zum Stehen. Er musste etwas tun.
Also holte er sein Handy raus und rief die erste Person an, an die er dachte.
„Hallo?“
„Jungsu, Mia wird Jihoon heiraten.“
„Was? Wie kommst du da drauf?“ Der Bandleader klang noch sehr ruhig.
„Sie hat es mir gesagt.“
„Oh.“
Eunhyuk saß neben Leeteuk und klopfte ihm auf den Arm.
„Was? Was ist ‚oh‘?“
Teukie bedeutete ihm ruhig zu sein.
„Mach dir keine Sorgen, wir verhindern das.“
„Was? Was verhindern?!“
„Mias Hochzeit mit Jihoon.“
„WAS?!“ Und plötzlich hatten sich alle eingeschaltet, die rund um Teukie saßen. Der wusste ja auch nicht mehr und kam in leichte Erklärungsnot.
Mia saß in dem Garten und schaute noch immer in den Himmel. Die meisten Laternen waren schon verschwunden oder so weit abgedriftet, dass man sie nicht mehr sah. Irgendwie rechnete sie nicht mehr damit dass Donghae zurückkommen würde und spielte mit dem Gedanken nach Hause zu fahren oder zu Jihoon oder ins Jimjilbang. Wegen diesen Entscheidungsschwierigkeiten saß sie wahrscheinlich auch noch in dem Park und nicht in einem Taxi.
Eine halbe Stunde später war im Dorm noch immer keine Ruhe eingekehrt. Alle redeten durcheinander, die wenigsten hatten die Ruhe bewahrt.
„Teukie Hyung, was machen wir jetzt?“ Sungmin sah ziemlich verzweifelt aus.
Leeteuk hatte sich bisher kaum geäußert sondern hatte eher vor sich hin gegrübelt.
„Ich glaube wir brauchen Hilfe. Yesung, du weißt was du zu tun hast.“
Yesung machte einen Gesichtsausdruck als wollte der Leader ihn durch das Fegefeuer hetzen.
„Wirklich?“
„Wirklich.“
Mit gesenkten Schultern stand er auf und verließ das Dorm.
Keine Ahnung wann, aber irgendwann setzte sich Donghae wieder neben Mia und reichte ihr ein Glas. Zumindest hatte er nicht gelogen – er hatte etwas zu Trinken geholt.
„Na.“
„Na“, erwiderte sie.
In seinem Kopf gab es so vieles was er ihr sagen wollte, doch er wusste nicht ob sie dann nicht Angst hätte, ob es sie nicht einschüchtern würde.
„Weißt du noch als ich dir versprochen habe immer dein Freund zu sein?“
Mia wand den Blick zu ihm und nickte.
„Ich hab gelogen.“
Es war Samstagabend, 23 Uhr und eine junge Frau saß alleine in ihrem Zimmer und durchblätterte die neuste Ausgabe der Vogue. Es war ihr zu trivial samstags ein Date zu haben, wieso war Samstag so ein ‚Ausgeh-Tag‘? Was gab es Schöneres als die Vogue zu genießen, bei einem guten Tee und der neusten Platte von Rooney?
Doch dann klopfte es an der Tür.
„Moooooooooooooom, I’m studying …. Naked!“, rief Zoey ohne von der Zeitung aufzugucken. Es war ein heiliges Ritual die Vogue anzuschauen und dabei wollte sie auf keinen Fall gestört werden.
Wieder klopfte es. Genervt rollte Zoey mit den Augen und riss die Tür auf. Vor der Tür stand nicht ihre Mutter, sondern Yesung.
„Du bist nicht meine Mutter“, stellte sie fest.
„Und du bist nicht nackt – ich frag mich wer von uns beiden mehr enttäuscht ist.“
Zoey griff schon zur nächst besten Blumenvase als Yesung entschuldigend die Hände hob.
„Nur ein Scherz!“
Sie stellte die Vase wieder hin und verschränkte die Arme.
„Okay, was willst du?“
„Wir brauchen deine Hilfe.“
„Wir?“
„Wir, die Band.“
Zoey zog die Augenbrauen zusammen, wie könnte sie ihnen helfen?
„Mia will Jihoon heiraten.“
„Sehr gute Wahl, wie kann ich helfen? Ich bin toll im Organisieren von Hochzeiten.“
„Du sollst und helfen es zu verhindern.“
Zoey dachte sie hörte nicht richtig, wieso sollte sie das tun? Gut, Mia hatte Donghae vs. Jihoon Probleme, aber wenn sie Jihoon Heiratsantrag angenommen hatte, hatte sie sich wohl entschieden.
„Sie ist meine Freundin, sie wird wissen was sie tut.“
So schnell gab Yesung nicht auf, er ging in das Zimmer und verschloss die Tür. Er erklärte Zoey was alles zwischen ihnen und Jihoon geschehen war und dass sie glaubten, dass Mia für Jihoon nur ein Mittel zum Zweck war. Die junge Frau hörte sich das alles an, doch entscheiden konnte sie sich nicht.
„Heechul und ich sind Morgen Vormittag zu Hause, wenn du uns helfen willst, komm vorbei“, damit stand Yesung auf und verließ das Zimmer.
Donghae und Mia waren auf der Heimfahrt. Schweigend saßen sie im Wagen, jeder schaute auf seiner Seite aus dem Fenster raus. Hätte sie es ihm nicht sagen sollen? Andererseits musste es irgendwann raus. Jihoon hatte sie gefragt ob sie ihn heiraten wolle und sie hatte ‚ja‘ gesagt, wieso es verstecken? Doch sie hasste es Donghae so zu sehen, er hatte sich gut im Griff, aber sein Schweigen, sein Blick, sagten mehr als es tausend Worte getan hätten.