Mias Wecker klingelte relativ früh, sie mussten erst um 13 Uhr in der Halle sein, doch vorher wollte sie noch etwas Kulturprogramm machen. Sie schaute rüber und das Bett ihrer Kollegin war noch immer unberührt. Mia ging duschen, machte sich die Haare und zog sich an, das Frühstück ließ sie ausfallen, es war erst kurz nach 8 Uhr und ihr Magen war noch am Schlafen.
Auf dem Flur kam ihr Jonghyun entgegen.
„Guten Morgen.“
„Morgen Noona, schon wach?“
„I want to go to the forbidden city”, erklärte Mia, den das hatte sie letztes Jahr in ihren drei Tagen, die sie in Beijing gewesen ist, nicht geschafft. Die Augen des jungen Mannes wurden größer.
„Ich will mit!“
„You‘ve got schedule …“ Mia wusste zwar nicht was sie zu tun hatten, nur DAS sie zu tun hatten. Enttäuscht ließ er die Schultern hängen.
„Mist … ich könnte sagen mir geht es schlecht…“
„Yeah right, whatever, be a good idol and go to your arrangements and I see you at 1 PM.”
Mia drückte ihn kurz an sich, klopfte ihm auf die Schulter und verließ dann das Hotel. Einige Fans standen davor, sie fragte sich immer wieder wie Fans heraus bekommen in welchen Hotels ihre Stars wohnten, doch Mia schlüpfte unbemerkt hinaus auf die Straße und suchte sich ein Taxi. Kein Bus, keine U-Bahn, nein, Taxi.
So früh am Morgen ging die Schlange vor dem Palast sogar noch, wenn man hier Mittags vorbei kam, standen die Menschen fast kilometerweit – aus diesem Grund war Mia letztes Jahr auch nicht hinein gegangen. Anstellen widerstrebte ihr. Als in der My Zeil ein Hollister Laden aufgemacht standen dort auch die Leute an. Mia boykottierte es sich für einen Klamottenladen anzustellen und ging generell zu Hollister wenn wenig los war und man sich nicht anstellen musste. So toll war Hollister nun auch nicht, wenn es wenigstens die Hauptmarke Abercrombie & Fitch wäre, aber Hollister?
Auch wenn sie Jonghyun gerne mitgenommen hätte, war sie mal froh allein zu sein. Sie brauchte das ab und zu mal und hier in China standen die Chancen gut, dass sie wirklich mal alleine ein paar Stunden für sich hatte. Die Rechnung hatte sie ohne ihr I Phone gemacht.
„Donghae! Guten Morgen!“ Und sie grinste sogar.
„Hey, wie geht es dir? Wo bist du?“
„At the forbidden city.“
„Wenn es verboten ist, wieso darfst du dann da rein?“
„Because Chinese don’t care about traditions as long as you pay for it.“
“Ahhhh … wie war es gestern?”
„Training was good and thanks for sending Henry, we had a nice afternoon.”
“Kein Problem, ich dachte mir dass er dich ablenken könnten.”
Henry war wirklich zum Fressen, sie mochte auch Zhou Mi, doch Henry war zutraulicher, was auf seine kanadische Erziehung zurück zu führen war.
Mit Hae plaudernd lief sie durch die unendlichen Weiten der verbotenen Stadt. Sie mochte Paläste, Burgen und Schlössern, aber sie wusste nicht, ob sie hier leben wollte … eher nicht.
So bis um 11:30 war sie in der Palastanlage unterwegs und fuhr dann zur Halle. Es waren noch nicht alle da, die Probe würde in ungefähr einer Stunde anfangen. Nachdem sich Mia umgezogen hatte schlenderte sie durch die Halle. Wie groß diese Hallen waren. Später würden hier Tausende stehen und jubeln, mitsingen und weinen. Hammer. Egal wie oft das Mia nun schon mitgemacht hatte, wirklich realisieren konnte sie es immer noch nicht.
Wieder hinter der Bühne hatten sich einige Reporter eingefunden um Reportagen über das Konzert zu drehen und drei Reporter stürmten auf Mia los. Auf Englisch stürmten Fragen auf sie ein über Donghae. Mia hatte keine genauen Anweisungen was sie sagen sollte, durfte oder lassen sollte, also improvisierte sie, auch wenn ihr das Ganze unangenehm war.
„Since when do you and Donghae meet?“, fragte die eine Frau im gebrochenen Englisch.
„Since a couple of month“, antwortete Mia.
“Was is it love at first sight?”, fragte ein anderer.
“He is really charming, it didn’t take long to see that.”
“Don’t you feel guilty for the fans?”
Und darauf wusste Mia nichts mehr zu sagen. In diesem Moment kamen die Küken durch die Hintertür, was glücklicherweise die Aufmerksamkeit von Mia auf die Band lenkte und heimlich schlich sie sich weg. Wie sollte sie auch nur annähernd professionell mit diesen Fragen umgehen?
„Sagt mal, hat einer Mia gesehen?“, fragte Key als sie die Reporter mit genügend Informationen gespeist hatten. Alle schauten sich um.
„Sie war eben noch da …“, sagte jemand und wieder schauten sie sich um.
„Die Reporter hatten sie etwas in die Mangel genommen, vielleicht wollte sie frische Luft schnappen“, erwähnte dann mal eine Tänzerin. Die Küken schauten sich panisch an.
„Oh nein! Schranknotfall!“
Mias Schrankverhalten hatte sich rumgesprochen und die Jungs schwärmten aus. Der Backstagebereich war überschaubar und es gab wenige Schränke, es war also abzusehen, dass man sie finden konnte. In der Tat war es Minho, der sie in einem Schrank entdeckte. Seufzend setzte sich der Jüngere zu ihr.
„Okay, was ist los?“
„Ich weiß nicht was ich tue … ich mache nur Chaos.“
„Wie kommst du darauf?“
„I’m just hurting everyone. Donghae tells me that he loves me and now we’re acting like we are in a relationship and his fans, which loves him, are angry with him and me and I’m angry with me because I don’t know what to do.”
Minho legte den Arm um sie und zog sie zu sich.
„Du musst nur auf dein Herz hören…“
„Why everybody keeps on telling me that?! It’s a heart, an organ; a heart doesn’t have a mouth to talk!”
Irgendwie sagte das wirklich jeder zu ihr und langsam, ganz langsam nervte es.
„Du weißt das ist eine Metapher …“, sagte Minho vorsichtig.
„Wieso ist das Leben so schwer?“
Der Musiker dachte darüber nach.
„Damit wir es zu schätzen wissen. Stell dir mal vor wir wären gleich nach dem Debüt Stars gewesen, wenn wir für den Erfolg nicht hätten arbeiten müssen, wir würden es gar nicht zu schätzen wissen. Doch wir haben gearbeitet, Nächte lang im Studio gestanden, Jahre und Jahre um nun hier zu sein und um für 10.000 Leute zu singen und nun können wir es genießen.“
„I hate it when people that young are that smart …“
Grinsend drückte er sie an sich.
„Na komm, auf zur Generalprobe, damit wir heute Abend nicht mit Tomaten beworfen werden …“
„Oder mit Hühnerfüßen“, den Chinesen war ja alles zu zutrauen und Mia verzog das Gesicht.
In Korea stand auch Yesung vor einem liebestechnischen Problem. Er hatte beschlossen die Sache mit Zoey endlich in die Hand zu nehmen – ebenfalls metaphorisch gemeint.
Aufgeregt rannte er in der Wohnung hin und her, Music Core war bereits vorbei und er hatte es geschafft alle anderen raus zu werfen … gut, er hatte gebettelt und gebeten und manchen sogar Geld für’s Kino gegeben, aber die Wohnung war seins. Zoey wiederum hatte er angerufen und zu einem ‚Jihoon-Notfall-Treffen‘ eingeladen. Allerdings wusste Zoey nicht dass sie alleine sein würden und dachte etwas Revolutionäres wäre passiert.
„Okay, das Hähnchen brauch noch 30 Minuten, die Bohnen auch … Tisch gedeckt …. Mundgeruch ….okay … Kerzen … und wie seh ich aus?“ Yesung rannte an einem Spiegel vorbei und betrachtete sich, richtete hier und da eine Haarsträhne und versuchte sich in ein paar sexy Posen. Als es klingelte erschreckte er sich fast zu Tode, bis ihm einfiel, dass es ja Zoey sein musste.
Freudenstrahlend öffnete er die Tür.
„Guten Abend“, sagte er, verbeugte sich und bat sie hinein.
„Ich hoffe dass eure Pläne diesmal besser sind als vorher … und nein, ich werde sicher kein Geld für einen Jet ausgeben nur um den dann abstürzten zu lassen … Oh…“
Sie hatte sich die Schuhe ausgezogen und den Flur entlang gegangen, als sie stehen blieb und sich umsah. Im Wohnzimmer war alles für ein Essen eingedeckt, es roch auch nach Essen und überall standen Kerzen.
„Das ist ein Date!“
„Weißt du, ich dachte … wir hatten schon zwei Dates und vielleicht …“
„Vielleicht was?! Vielleicht kannst du mich deswegen zu dir nach Hause locken?“
Zoey fing an ihn mit ihrer Handtasche zu verprügeln und Yesung hob schützend die Hände.
„Damit kannst du vielleicht die Groupieschlampen beeindrucken, aber nicht mich!“
Sie versetzte ihm noch einen letzten Hieb mit der Tasche und drehte sich dann auf dem Absatz um.
„Zoey bitte … ich habe gekocht.“
Und sie blieb tatsächlich stehen.
„Was hast du gekocht?“, fragte sie ihn ohne sich umzudrehen.
„Hühnchen auf Kartoffelgratin in Sahnesauce mit Käse überbacken … und ich hab einen Salat gemacht.“
Oh das hörte sich wirklich gut an, zum Glück sah Yesung nicht wie die Frau im Kampf mit sich selbst das Gesicht verzog. Es war nicht Koreanisch, wofür er schon mal Pluspunkte sammelte.
„Gut, ich bleibe zum Essen – nur zum Essen.“
„Wirklich?“ Yesung strahlte von einem Ohr zum anderen, doch im Vorbeigehen bekam er noch einmal die Handtasche ab und verzog sofort das Gesicht wieder.
Etwas weiter östlich, in Beijing hieß es ‚Noch vier Minuten‘. Alle standen zusammen, im Kreis und wünschten sich viel Glück für die Show. Die Halle war am Toben auch wenn sie meisten von ihnen nicht verstanden was die Fans da sangen, doch es reichte aus um sie total zu pushen. Sie jumpten umher, machten Räder und Saltos, alle waren versessen darauf auf die Bühne zu gehen und eine tolle Show zu machen.
Zuerst stürmten die Küken raus und der Lärm der bis hinter die Bühne drang war ohrenbetäubend. Mia stand am Rand und bekam eine Gänsehaut. Egal was sie machten, die Fans schrien sich die Seele aus dem Leibe. So was Mia auch mal gewesen. Mit 12. Auf ihrem ersten Konzert. Bei den Backstreet Boys, 1995. Herr je war sie in Nick verknallt gewesen, damals in 1995 – das war bevor er in den Stimmbruch kam und fett wurde. Mit Gedanken an den süßen Nick in ‚I’ll never break your heart‘ lächelte sie kurz, gefangen in der Erinnerung.
Dann war es ihre Zeit mit den anderen Tänzern auf die Bühne zu rennen. Showtime.
Es erstaunte Mia immer wieder – Konzerte. Konzerte waren ähnlich aufgebaut wie der Angriff auf Pearl Habor. Es war totales Chaos und wenn man ein Teil der Crew war, die sich ständig umziehen musste, die ständig umgestylt wurde, dann war es wie in Guantánamo. Zum einen lief man nicht mehr, man rannte. Man hatte auch keine Sprachprobleme mehr, irgendwie verstand sich schon jeder. Die Kleiderständer waren schon nach dem 2. Mal Umziehen nicht mehr sortiert und doch schaffte jeder es das anzuziehen, was einem passte. Während man versuchte sich als Künstler auf seine Sache zu konzentrieren und dabei war NICHT zu vergessen, welches Lied als nächstes kam, hatte man über das Headsets ständig Stimmen in seinem Kopf, die viel zu schnell sprachen und die man am Ende eines solchen Konzert schon als eigene innere Stimme wahr nahm. Mia war dafür, dass Idols Karrierejahre auf die Armee-Pflichtzeit angerechnet bekamen, in ihren Augen wäre das nur absolut fair und sie hätten Ende des Jahres kein Problem, weil Leeteuk und Heechul zur Armee mussten …. Zu spät dachte sie da in Jihoon, der musste ja auch zur Armee und als Verlobter hätte er ihr da als Erster in den Sinn kommen müssen, oder?
„Das Essen war … hervorragend.“
Zoey hasste es eigentlich schon das zugeben zu müssen, doch es nützte nichts – das Essen war hervorragend gewesen. Yesung war sichtlich stolz auf sich.
„Danke, das freut mich.“
„Wieso bist du immer so nett?“
„Nett? Wieso? Wie meinst du das?“ Die Frage verwirrte ihn.
„Du bist privat genauso wie im Fernsehen, etwas durch den Wind und immer so nett …“
Der Sänger schien über seine kommenden Worte nachzudenken.
„Irgendwie finde ich es nicht schlimm nett zu sein, oder ist das etwas Schlechtes?“
„Ich könnte nicht immer so nett sein.“
„Ja, das ist offensichtlich.“
Zoey klappte das Kinn runter.
„DAS war nicht nett!“
„Aber ehrlich, also was ist dir lieber? Nett oder ehrlich?“, entgegnete er grinsend und brachte damit sogar Zoey zum Lächeln. Sie verstanden sich, irgendwie, in Yesungs Augen müsste das sogar Zoey merken.
„Warst du mal mit einem Idol zusammen gewesen?“
Yesung platzierte die Frage während er noch ein Glas Wein einschenkte und versuchte so unneugierig wie möglich zu klingen.
„Wie kommst du da drauf?“
„Deine abwehrende Stellung … irgendwas muss da doch dahinter stecken“, vermutete er.
Zoey nahm das Weinglas in die Hand und schwenkte es ein wenig. Sie sprach nicht gerne darüber, noch nicht mal ihre Minions wussten davon und doch hatte sie das Gefühl, dass er die richtige Person war um ihre Wut auszulassen.
„Ich war mal mit einem Sänger zusammen … bis vor 1,5 Jahren. Über drei Jahre waren wir zusammen … Sackgesicht. Ich habe alles mit gemacht, die Traineezeit, in der er so gut wie nie Zeit hatte, nie durfte er weg, nie konnten wir uns wirklich sehen, es war mir egal, ich war verliebt gewesen . so dumm.“
Yesung war mit seinem Stuhl etwas näher zu ihr gerückt, die Information kam wirklich überraschend.
„Was ist passiert?“
„Ich habe ihm gesagt er müsste sich entscheiden und er hat sich für seine Karriere entschieden.“
„Du hast von ihm erwartet sich zu entscheiden?“ Für ihn war es ein Unding, das eine war Liebe, dass andere das womit er sein Geld verdiente.
„Ihr versteht das nicht, noch nicht mal Mia versteht das. Am Rand zu stehen und nicht ein Teil zu sein ist hart. Man liest die Artikel, sieht ihn im Fernsehen, man hört seine Musik wenn man durch die Läden geht und niemand darf wissen, dass das der Mann ist, den man liebt. Mia ist immer mit euch zusammen, sie begleitet euch überall hin, es ist etwas anderes. Sie darf öffentlich mit Donghae rummachen, es ist immer noch ein Skandal, aber da ihr alle im gleichen Boot sitzt, könnt ihr euch gegenseitig … bei stehen. Aber wenn du zu Hause sitzt und auf ihn wartest, weil er versprochen hat vorbei zu kommen und dann erst nachts um 02:30 dir eine SMS schickt, dass er es nicht mehr schafft … dann hast du irgendwann keine Lust mehr. Natürlich hätte ich nicht erwartet dass er seine Karriere an den Nagel hängt, aber er hätte es sagen können, er hätte sagen können ‚Du bist mir mehr wert … Liebe ist mir mehr wert‘ – das hat er nicht getan und ich habe mich von ihm getrennt.“
Yesung dachte darüber nach. Sie hatte Recht, in allem was sie sagte, wie viele Musiker standen schon zu ihren Beziehungen?
„Und trotzdem hast du ihn nicht auffliegen lassen.“
„Meine Rache ist nie öffentlich und glaube mir – er hat gelitten.“
Und schon fragte er sich wieder, ob er es mit Zoey versuchen sollte, ein wenig Angst machte sie ihm ja schon.
„Wer war es?“
„Vergess es.“
In Beijing ging das Konzert langsam seinem Ende zu. Alle waren komplett fertig, aber extrem glücklich. Als das letzte Lied gesungen war gab es nur noch eins zu tun: Sich auf den Boden legen. Alle waren verschwitzt, das Make Up hatte sich längst verabschiedet, mit Freudentränen in den Augen waren sie sich in den Arm gefallen und nun gönnten sie es sich, sich einfach hinzulegen. Mia lag mit dem Kopf auf Minhos Bauch.
„That was awesome!“
Zustimmende Rufe ereilten sie von drum herum. Es war so berauschend, auf dieser Bühne gestanden zu haben, mit all dieser Energie, sie schienen alle noch zu Glühen, so vollgesaugt mit Energie waren sie.
Das sah man auch beim Essen danach. Mal wieder war die komplette Crew los gezogen und man hatte ein Restaurant gemietet. Alle waren noch so vollkommen aufgedreht, sie sangen und tanzten, redeten quer durch den Raum miteinander. Und sie hatten alle wahnsinnigen Hunger. Henry war mitgekommen und saß neben Mia als es endlich etwas zu essen gab. Henry war echte in Schnuckel, manchmal wünschte sie sich Zhou Mi wäre nicht so introvertiert. Henry hingegen war voll auf Mia zugelaufen – von einem Kanadier war das auch nicht anders zu erwarten, sie waren zutraulich und offen.
„Mia, wir gehen danach in eine Karaokebar, singst du mit mir?“
Key hatte sich auf die andere Seite von ihr gesetzt.
„Sorry, I’m going back to Seoul.“
“What?”
“I changed my flight, so I’ll be leaving soon.”
“Wieso gehst du schon?” Key sah wirklich enttäuscht aus.
„It’s just one night and a one hour flight, I rather sleep at home than in a hotelroom. You got schedule tomorrow anyway …”
Und dennoch war die Enttäuschung groß als Mia sich eine halbe Stunde später verabschiedete. Taemin drückte sie an sich, als wäre es ein ‚leb wohl‘ für ewig, dabei würden sie sich übermorgen wieder sehen – wahrscheinlich wird er sie begrüßen, als wäre es Jahre her, aber Mia fand es süß.
Zuhause schlief es sich am besten, das faszinierende daran war, dass wenn sie von ‚Zuhause‘ sprach, sie das Dorm meinte. Es war ihr zu Hause geworden und sie freute sich später die Tür aufzuschließen und ihre Welpen zu sehen.
Nachdem sie im Hotel schnell gepackt hatte fuhr sie zum Flughafen. Dieser riesige, beeindruckende Flughafen. Keine zwei Stunden später landete sie in Seoul.
Home sweet home …
Der Weg zum Gepäckband und zur Passkontrolle war schon total routiniert. Mia stand in der Ankunftshalle und schaute sich lächelnd um. Sie konnte sich noch daran erinnern wie sie letzten September hier angekommen war, völlig sorglos. Sie hatte sich keine Gedanken gemacht wie sie vom Flughafen ins Hotel kommen würde, sie war einfach nur froh gewesen angekommen zu sein und hatte erst mal in Ruhe eine geraucht, den ersten Eindruck auf sich wirken lassen.
Sobald sie das Gebäude verließ kamen ihr Taxifahrer entgegen, sie fuhren Vans oder schwarze Taxis und waren teurer als normale, silberne oder orangene Taxis, Mia war das damals wie heute bewusst und weder damals noch heute interessierte sie es. Sie hätte sich abholen lassen können, aber sie wollte den Überraschungseffekt auf ihrer Seite haben. Also nahm sie sich einen Van und ließ sich in die Stadt fahren. Es war kurz nach 23 Uhr.
Zoey war länger geblieben als sie wollte, sie hatten angefangen zu reden und erstaunlicherweise unterhielt sie sich gerne mit Yesung. Allerdings hatte er die anderen nur bis 22 Uhr bezahlt weg zu bleiben und er wusste nicht ob Zoey einverstanden war, wenn auf einmal wieder alle da waren.
„Ich will dich nicht rauswerfen, aber die anderen müssten bald wieder kommen…“
„Mia kommt Morgen wieder zurück, oder?“
„Ja, sie ist noch in Beijing. Henry hat geschrieben das es eine tolle Show war.“
„Natürlich war es das!“ Stand ja wohl völlig außer Frage. Zoey war aufgestanden und hatte sich ihre Jacke angezogen.
„Vielen Dank … es war sehr … nett.“ Zoey so schüchtern? Verlegen strich sie durch ihr Haar.
„Ja, das fand ich auch.“
Ein paar Sekunden schauten sie sich an, nicht wissend was sie tun sollten.
„Okay, gute Nacht dann“, sagte Zoey.
„Ja, gute Nacht.“
Nachdem die Tür ins Schloss fiel verzog Yesung das Gesicht und fluchte leise vor sich hin, während er sich imaginär dafür in den Hintern trat dass er sie nicht einfach geküsst hatte!
„Du Trottel! Trottel! Trottel!“
Der perfekte Abend, tolles Essen, nette Gespräche und dann dieses komische Schweigen! Er hätte sie einfach küssen sollen und nun war sie weg! Er raufte sich noch in den Haaren als Heechul und Leeteuk nach Hause kamen.
„Was ist denn mit dir?“, fragte Leeteuk.
„Ich bin so ein Trottel!“
„Das hab ich auf Tonband aufgenommen“, flüsterte Heechul und machte das Aufnahmeprogramm aus. Leeteuk schaute ihn mahnend an, doch das störte Heechul wenig.
„Guck nicht so, ich mach daraus einen Klingelton.“
Um kurz vor 24 Uhr kam Mia zu Hause an. Sie fragte sich wann es so angenehm warm geworden war, noch vor vier Wochen brauchte man eine Jacke, jetzt war es mitten in der Nacht und sie fühlte sich in ihrem Cardigan total wohl. Sie war zu Hause.
Leise schloss sie die Tür auf und zog sich die Schuhe aus, niemand würde sie erwarten – und niemand erwartete sie. Mia schlich durch den Flur und sprang in das Wohnzimmer. Leer. Die Küche: Leer.
„Hallooooooooooo?“, rief sie – niemand antwortete.
Super, da kam sie extra früh nach Hause und dann war niemand da, noch nicht mal ihr Presse-Freund der eigentlich unter Hausarrest stand.
Als Eunhyuk, Leeteuk, Donghae, Ryeowook, Yesung und Sungmin fast eine Stunden später nach Hause kamen fanden sie Mia in der Küche, mit einem Pott Eiscreme vor sich und den beiden Kaninchen, die um sie herum hoppelten.
„Mia!“
„Hi guys“, sagte sie lustlos, vollkommen vollgestopft.
„Wann bist du gekommen?“
„Wieso hast du nicht angerufen?“
„Wie lange bist du schon da?“
„Since two hours or something … surprise…“
Man sah ihr an dass sie unglücklich über die gescheiterte Überraschung war. Donghae setzte sich hinter sie, legte die Arme um Mia und schnappte sich den Löffel.
„Tut uns leid, wenn wir gewusst hätten das du kommst wären wir da gewesen.“
„I know.“
„Aber wir hatten einen Notfall.“
Jetzt wurde sie doch neugierig.
„Notfall?“
Donghae grinste jetzt schon.
„Yesung hat Zoey in ein Date gelockt und hat den Kuss-Moment verpasst.“
„Really?!“
Wirklich Spaß machte es Yesung nicht dass sein Liebesleben so platt getreten wurde.
„Also was tun wir nun?“, fragte Leeteuk.
„Wir? Also ich weiß nicht was ihr macht, aber ich geh jetzt schlafen“, sagte Mia und rappelte sich auf.
„Das kannst du vergessen, du ziehst dich jetzt an und wir gehen feiern.“
Ungläubig schaute sie Hae an.
„Was?!“
„Hallo? Du hattest heute ein Konzert, ich denke feiern ist nur angemessen.“
Als Mia in die Runde schaute nickten alle zustimmen.
„I hate you“, sagte sie zu Donghae, doch der grinste nur weil er wusste dass sie es nicht so meinte.
Also ging Mia hoch um sich umzuziehen und fertig zu machen, vielleicht würde es ihnen wirklich ganz gut tun, einfach mal alles wegtanzen.
Sie fuhren mit zwei Autos und landeten in einem ziemlich coolen Club, der DJ war Hammer und es dauerte drei Minuten und Mia hatte Eunhyuk und Donghae auf die Tanzfläche gezogen. Es war wie an diesem einen Abend in ihrer ersten Woche, einfach ausgelassen sein – gut, wir ignorieren den Fakt das Teukie damals fast mit seiner Freundin aufgeflogen war. Die anderen hatten sich in eine Lounge gesetzt und Getränke bestellt, als die drei Tänzer zu ihnen stießen, schnappte sich Mia ein Glas und trank es in einem Schluck leer.
„Mia halt das … ist … mit … Vodka…“, Sungmin hatte versucht sie aufzuhalten, vergebens.
„In some countries people think vodka is water, so don’t worry“, versicherte sie ihm und bestellte sich noch einen Drink.
Yoani kam noch und brachte zwei Freundinnen mit.
„Mia, ich muss auf die Toilette“, sage Yoani.
„Have fun!“ Mia saugte an ihrem vierten Drink – oder so.
„Kommst du mit?“
Ah, jetzt verstand Mia den Wink mit dem Zaunpfahl. Auf der Toilette angekommen schloss Yoani sich und Mia in eine Kabine ein. Mia war das etwas suspekt und fragend schaute sie zu der jungen Frau.
„Was ist los?“
„Ich glaube ich bin …“
„Was?“
Yoani schaute sich und betätigte die Spülung als sie Mia etwas zuflüsterte, was sie auf Grund des Spülgeräusches nicht verstand.
„Was?“
Yoani formte ein Wort mit den Lippen, doch Mia war im Koreanischen Lippenlesen nicht besonders gut.
„Was?“
Leicht genervt holte Yoani ihr Handy raus und schrieb das Wort auf. Mia brauchte etwas um es zuzuordnen und dann wurden ihre Augen groß.
„Schwanger?!“, rief sie, etwas zu laut und ihre Freundin legte ihr die Hand auf den Mund.
„Psssst, ich habe noch mit niemanden gesprochen.“
„Hast du einen Test gemacht?“
„Noch nicht.“
„Wieso?!“
Mia hatte einmal gedacht dass sie schwanger wäre und es war die Hölle gewesen, bis sie den Test gemacht hatte. Wenn man solche Vermutungen hatte, war es das Beste gleich heraus zu finden, ob es stimmte oder nicht, wieso quälen und in Unwissenheit leben? Dies war das 21. Jahrhundert und es gab Schwangerschaftstest.
„Was tue ich, wenn es wahr ist?“
„Well, not to make a test will make this problem go away, you will find out eventually. Do a test.”
Mia wollte gar nicht darüber nachdenken, wenn Yoani wirklich schwanger war. Sungmin würde einmal ein großartiger Vater werden, aber jetzt schon? Sungmin war ehrlich und aufrichtet, sie zweifelte nicht daran dass er bedingungslos zu seinem Kind stehen würde, aber wenn man an seine Karriere dachte … Andererseits wirkte Yoani so verunsichert.
„Okay, I’ll get the test, come by tomorrow.“
Zurück bei den anderen schnappte sie sich noch einen Drink und exte ihn weg – in Mias Augen hatte sie das vollkommen verdient, doch die anderen schaute sie schon etwas schräg an.
Etwas später stand Mia an der Brüstung der Galerie und tanzte vor sich hin, als Donghae sich hinter sie stellte und seine Hände auf ihre Hüfte legte. Mia grinste und tanzte weiter, dass alles unter den aufmerksamen Augen der anderen.
„Wann begreift sie dass sie zusammen so perfekt sind?“, fragte Yoani in die Runde.
„Er hat schon viele Mädchen getroffen, doch keine war wie sie. Mia behandelt uns so normal, ich glaube sie würde uns nicht anders behandeln, wenn wir sie auf der Straße getroffen hätten und uns irgendwie angefreundet hätten…“, grübelte Eunhyuk, der es seinem Freund gönnen würde.
„Sie hat nicht so ein fasziniertes Funkeln in den Augen, wenn sie uns sieht und trotzdem freut sie sich mit uns“, fügte Sungmin mit an.
„Wenn sie füreinander bestimmt sind, dann wird das schon werden.“ Teukie klang sehr überzeugt davon.