Für normale Menschen war es mitten in der Nacht, für Leute aus dem K Pop Business war es Nachmittag. Es schüttete wie aus Eimern als Mia gegen 02:30 Uhr nach Hause fuhr. Morgen früh wollte sie zum Dorm um die Welpen zu verabschieden, doch jetzt wollte sie einfach nur heim.
Sie parkte ihr Auto in der Tiefgarage und ging hoch in die Lobby. Aus dem Nichts stand auf einmal ein tropfendes, nasses Ding neben ihr und Mia erlitt fast einen Herzinfarkt.
„Daesung?! Was tust du hier?“
Er hatte anscheinend draußen gewartet und so sah er auch aus.
„Ich … versteck mich …“
Seufzend nahm sie ihn an die Hand und nahm den jungen Mann mit hoch in die Wohnung. Da er klitsch nass was befahl sie ihm sich auszuziehen. Sie hatte seine Jogginghose von heute Morgen ja noch, allerdings hatte sie noch keine ‚Gammel-Klamotten‘ hier untergebracht und konnte ihm für oben rum nicht mehr als eine Decke anbieten. Er war schon niedlich/drecksaumäßig veranlagt. Mia ging in die Küche und setzt einen Tee auf.
„Wegen heute Morgen .. es tut mir leid dass es so ausgeartet ist.“
„Don’t worry about it. That was the punishment for making out with somebody who’s got roomates.“
„Mia … das gestern … wenn ich jemand anderes gewesen wäre …“
Mia lehnte sich nach hinten um in das Wohnzimmer zu gucken. Dachte er dass es ihr egal gewesen ist? Das sie auch Seungri genommen hätte, wenn der zufälligerweise die Tür rein gekommen wäre?
„No, you were not a stopgap.“
„But I thought you liked Seunghyun …“
„He’s sexy, he’s got this huge eyes and we’re teasing each other, but I wouldn’t make out with him.“
Die Deutsche reichte Daesung eine Tasse mit Tee und setzte sich zu ihm.
„You are pretty, you have this soft lips and I really like your voice.“
„Wirklich?“, sie nickte und er lächelte sogar.
„Aber du und Donghae?“
„We’re fighting, don’t worry about it.“
Sie ging wieder in die Küche und öffnete den Kühlschrank.
„Hast du Hunger?“, rief sie ohne sich umzudrehen. Dann spürte sie seine Hände um ihre Hüfte und seine Lippen in ihrem Nacken. Mia drehte sich um und sie küssten sich, Daesung drückte sie leicht in den Kühlschrank. Es tat so gut jemanden wieder zu küssen, ohne dass sich der Magen zusammen krampfte, ohne Angst zu haben es zu sehr zu genießen, ohne sich zurück zu halten.
„Wir können kein Sex haben, das kann ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren“, hauchte sie als er sie auf die Küchenzeile gehoben hatte.
„Mein Gewissen ist zu allem bereit, zu dem du bereit bist…“
Das war gut, oder? Über eine Stunde lagen sie auf der Couch und knutschten rum.
„Weißt du, es ist so komisch. Seit dem Unfall gehe ich jedem aus dem Weg und will meine Ruhe haben. Ich fühle mich so schrecklich wegen dem was passiert ist. Aber wenn ich mit dir zusammen bin, ist mein Kopf leer, ich schaffe es an nichts zu denken außer an das was ich gerade tue.“
Für die Assistentin war es schwer nachzuvollziehen was Daesung durch machte, sie hatte noch niemanden auf dem Gewissen – was eigentlich ziemlich verwunderlich war. Sie konnte nur ahnen welche Vorwürfe er sich machte und irgendwie war sie froh darum dass er eine Möglichkeit gefunden hatte abzuschalten.
„It was an accident, don’t give yourself such a hard time.“
„Vielleicht ist jemand wegen meiner Fahrlässigkeit tot. Es fühlt sich schrecklich an.“
Man sah dass es ihm nahe ging. Mia beugte sich vor und küsste ihn.
Und so machten sie die Nacht durch – das was noch davon übrig war. Um 6 Uhr ging Mia duschen, Daesung war in ihrem Bett eingeschlafen. Ein paar Stunden könnte sie ihn hier unbeaufsichtigt lassen.
Das Super Junior Dorm ähnelte einem Bienenstock und verdammt ja, Mia vermisste es hier zu sein. Sie hatte das Gefühl überhaupt nicht zu wissen was Sache war.
„Hi, du siehst aus als hättest du wenig geschlafen“, begrüßte Ryeowook sie und sah seine Assistentin besorgt an.
„Ich schlaf später.“
„Du hast noch nicht geschlafen?!“
„Ich auch nicht und ich heul auch nicht rum…“, brummte Heechul der seine Tasse Kaffee fest umklammert hielt.
Die Frau suchte sich erst mal jemanden den sie zum Verantwortlichen machen konnte, jemand dem man eine Aufgabe geben konnte, bei dem sie sich sicher war, dass er damit klar kommen würde und dass er Albernheiten unterdrücken würde. Also Kyuhyun.
„Okay, you’ve got all passports, the tickets … a security team will welcome you asap you step out of the airplane, don’t go anywhere alone until then. A van will be waiting to bring you to your hotel.“
„Ja Mia, ich weiß“, erwiderte er gelangweilt.
„Wieso muss ich eigentlich alle Unterlagen verwalten? Für was haben wir einen Bandleader?“
Just in diesem Moment kam Leeteuk die Treppe runter gejumpt mit seiner (oder wahrscheinlich Donghaes) Beyonce-Perücke und übte sich in den eher anzüglichen Tanzbewegungen. Kyuhyun und Mia schauten gleichzeitig zu Teukie und dann wieder zu einander.
„Any questions?“
„Nope, jetzt ist es mir vollkommen klar.“
Wenig später kam dann auch schon Big Mike und Mia knuddelte jeden einzelnen, bis auf Donghae. Sie standen nur einen Schritt voneinander entfernt und schauten sich an. Alle schauten gespannt zu ihnen, Leeteuk hatte noch Hoffnung aus der Beyonce-Nummer raus zu kommen, doch dann drehte sie sich um und ging zu Big Mike.
„Na ja, hätte schlimmer laufen können“, flüsterte Eunyhuk seinem Freund zu.
„Stimmt, sie hat mich nicht geschlagen.“
„Oder eingesperrt.“
„Vielleicht hat sie mir einen Flug nach Alaska gebucht und ich sitz in einem anderen Flieger als ihr.“
„Das wäre möglich“, grübelte Hyukie.
Wenig später trudelte das Kamerateam im Dorm ein und Mia zeigte sie rum.
„Und falls ich hier schlafe, ist das mein Zimmer.“
Das Team nahm alles auseinander, der Grund wieso sie ein Poster von Donghae über dem Bett hatte und ein Lightning-Stick-Mobilee. Doch dann wollte Mia schlafen und gab dem Team die Option ihr beim Schlafen zuzugucken oder sich den halben Tag frei zu nehmen – sie entschieden sich für letzteres.
Ihr Telefon stand sogar im Vergleich zu gestern relativ still, sie hatte ein paar Emails, doch nichts was wichtiger war als Schlafen.
Mia zog die Vorhänge zu, holte sich Leeteuks Kissen – weil es noch nach im roch – und kuschelte sich in ihr Bett.
Mia schlief bis zum Nachmittag. So toll Jaejoongs Wohnung war und ab und zu war es auch toll alleine zu sein, aber hier war ihr Zuhause.
Da sie nun wieder unter den Lebenden weilte, konnte sie sich an die Arbeit machen und fuhr zu SME. Heute Abend würden Block B kommen – Leeteuk hatte es falsch interpretiert, sie hatte Block B nur auf Donnerstag gelegt und B1A4 hatte sie auf Montag gelegt. Sie hatte nicht die Zeit sich mit zwei neuen Boybands zu befassen, aber Block B fand sie cool. Und das sind die Fakten die Mia wusste:
– 7 Mitglieder
– Lion Enertainment
– Hatten ein Album raus gebracht namens ‚New Kids on the Block‘
– Sie hatte sich das Album angehört
– Alle waren noch so furchtbar jung
Nicht mehr, nicht weniger. Namen der Mitglieder? Der eine hieß wohl J-Kwon, einer B-Bomb und einer Po … Entschuldigung P.O. und sie wusste dass der mit den Dreads der Leader war. Zum Glück bereitete der Sender im Fragen vor, an denen man sich orientieren konnte (eigentlich sollte man sich an die Fragen halten, doch wenn man mit Leeteuk und Eunhyuk zusammenarbeitete, musste man lernen etwas toleranter zu sein), also las sich Mia die Fragen durch und schickte sie an Jiyong weiter. Zumindest würde sie heute Abend nicht alleine da sitzen.
Der Kamera erklärte sie immer was sie tat und wieso und langsam hatte sie keine Lust mehr alles ständig zu erklären.
Etwas später ging sie runter in die Proberäume um den Deutschen die Trainees zu zeigen. Eine Gruppe hatte gerade Tanztraining und sie bekamen ‚Lucifer‘ beigebracht – arme Babys. Sie schlichen sich in das Tanzstudio, Jay – der SHINee Tanzlehrer – machte den Kurs heute und hielt die Musik an.
„Hi Mia, wen hast du da dabei?“
„Hallo, das ist ein Deutsches Kamerateam was mich diese Woche begleitet“, erklärte sie und ging zu ihm vor.
„Oh okay, hast du Lust mit mir den Kurs weiter zu machen?“
Es waren ungefähr 30 Trainees im Raum und es war schwer als einzelner Mensch überall seine Augen zu machen. Sie zog sich schnell um und das deutsche Team fragte, ob die beiden den Tanz vor machen könnten. Die Trainees setzten sich an die Seite und Jay und Mia tanzten zu ‚Lucifer‘. Ihre Wunde auf dem Rücken tat noch immer weh. Dazu musste man aber auch sagen, dass sie sich recht wenig schonte, was an der mangelnden Zeit dafür lag. Eine Stunde lang machte sie das Training zusammen mit Jay und legte sich dann einen neuen Verband an.
„Was ist dort passiert?“, fragte Sandra und deutete auf Mias Wunde.
„Vor zwei Wochen waren wir in Osaka gewesen. Super Junior K.R.Y. hatten ein Konzert und da Dong Bang Shin Ki zu der Zeit in Japan auf Promotion waren, haben sie an dem Konzert mitgewirkt. Danach hatte uns ihr Manager in ein Ferienhaus eingeladen. Wir saßen beim Frühstück, als das erste Erdbeben anfing. Wir rannten dann ins Haus um unsere Sachen zu holen und da begann das zweite Erdbeben und der Einbauschrank in meinem Zimmer fiel aus der Verankerung und erwischte mich da hinten.“
Das Kamerateam schaute nicht schlecht bei der Geschichte.
„Was ist dann passiert?“
„Wir nahmen alles mit was wichtig war und fuhren zurück nach Osaka. Die Straßen waren teilweise verschüttet, wir hatten alle ziemlich Angst gehabt das noch etwas passiert. Natur ist etwas, was nicht in unseren Händen liegt und da zu stehen und nichts machen zu können ist beängstigend.“
Mia hatte nicht wirklich ein Trauma von Japan, aber manchmal wachte sie nachts auf und dachte die Erde bebt wieder. Sie waren keine Opfer gewesen, Opfer waren die, die alles verloren haben, alles was sie hatten, Menschen die sie liebten, ihr Zuhause. Im Vergleich dazu war es ihnen wirklich gut ergangen und Mia hatte nicht vor Mitleid für sich zu bekommen, für das was geschehen ist.
Bevor sie zu KBS fuhr, traf sie sich mit Jiyong in dem Lotte Einkaufzentrum südlich der ‚KBS-Insel‘. Dort konnte man gut einkaufen gehen, es gab unzählige Geschäfte und viele Marktstände und zig Restaurants. Sie schlenderten ein wenig durch die Straßen und gingen dann in ein kleines Restaurant herein. Vor dem Fenster standen Fans und schossen Bilder, doch sie kamen nicht hinein. Der Restaurantbesitzer schaute zwar skeptisch, machte aber weiter nichts.
„Übrigens, Daesung hat mir erzählt das du ihm bei Englisch hilfst“, sagte Jiyong daher, doch Mia erkannte den geheimen Code darin.
„Er hat es dir erzählt?“
„Keine Sorge, ich will dich nicht auch noch damit nerven, aber ich finde es gut. Ich bin froh das er mal etwas von dem ganzen Stress abgelenkt war und etwas hatte, auf er sich konzentrieren konnte.“
Mia grinste und nippte verlegen am Wasser.
„Weißt du, es war eher eine einmalige Sache, ich denke nicht dass ich im sehr oft bei Englisch helfen kann.“
„Das ist schade, er ist ein guter Schüler und lernt gerne etwas Neues, aber ich versteh das schon. Super Junior sind ja dafür bekannt das sie dich nicht gerne teilen.“
Beide schauten sich an und fingen herzlich an zu lachen. Sollten die Deutschen das ruhig übersetzen lassen.
„Wie viel weißt du über Block B?“, fragte sie ihn, in der Hoffnung dass er besser informiert war.
„Sie sind bei Lion Entertainment … sie sind zu siebt … haben wir eigentlich so viele Stühle? Ehm … sie sind alle furchtbar jung – da komme ich mir schon richtig alt vor … oh warte: Ihr Album heißt ‚New Kids in the Block‘!“
Mia lachte, alles klar, sie war nicht die einzige planlose.
Sie fuhren etwas früher zu KBS und sprachen mit der Aufnahmeleiterin. Mia war zwar schon oft bei Sukira, aber die Show zu leiten war schon etwas anderes. Vor dem Fenster waren nicht weniger Leute als sonst, die Nachricht das Jiyong heute mit Mia die Show machen würde und die jungen Gäste von Block B zogen einige Fans zu dem Fenster in das KBS Studio.
Mia nahm Teukies Platz ein und Jiyong setzte sich neben sie. Sie lasen die Nachrichten auf ihrem Bildschirm. Die Musik wurde eingespielt.
„Willkommen bei Mi-Jong Kiss the Radio“, begrüßten sie die Zuhörer.
„Da Eunhyuk und Leeteuk heute Morgen nach Paris geflogen sind für das SM Town Konzert, werde ich heute und Morgen ihren Platz einnehmen. G-Dragon Jiyong wird mein Co-Moderator sein“, erzählte sie. Dann folgten die üblichen Kurznachrichten die Jiyong von dem Bildschirm ablas und wenige Minuten später begrüßten sie Block B bei sich im Studio.
Die einzelnen Mitglieder stellten sich kurz vor und die beiden Moderatoren stellten ihnen einige Fragen. Auch die Fans hatten Fragen rein schicken können und die Studioleiterin setzte ihnen die einzelnen Fragen auf den Bildschirm. Fragen wie:
– Wer isst am meisten Reis?
– Wer braucht am längsten im Bad?
– Wer ist der Unordentlichste?
– Oder: Wer ärgert die anderen am meisten?
Wurden gestellt und es entstand eine witzige Debatte. Anfangs waren die jungen Männer noch etwas scheu, doch es dauerte nicht lange und sie tauten auf und erzählten nur noch Blödsinn. Natürlich sangen sie auch zwei Lieder und dann war schon die erste Stunde rum.
Jiyong und Mia hielten sich auch an die normalen Punkte des Programms. Leserbriefe wurden vorgelesen und für Mia hatte man sogar englische Briefe raus gesucht. Es wurde Musik gespielt und das lustige Singspiel machten sie am Telefon.
„Mia, bist du sauer weil du nicht mit nach Paris durftest?“, fragte Jiyong.
„Ja, ein wenig schon. Paris ist schön und ich hätte gerne das SM Town Konzert gesehen.“
„Auf der anderen Seite haben wir so die Möglichkeit bekommen zusammen eine Radiosendung zu machen.“
„Da hast du Recht, deswegen bin ich auch nicht mehr so traurig.“
Sie plauderten viel, ergänzten sich und lachten. Wenn Musik gespielt wurde alberte sie herum und fütterten sich gegenseitig mit Gummibärchen – was am Ende eine Gummibärchen-Schlacht wurde die der Schlacht von Troja ähnlich war. Sie sprachen mit den Fans vor der Scheibe, auch wenn es schwierig war sie zu verstehen, weil alle gleichzeitig riefen. Das Deutsche Fernsehteam filmte alles, auch draußen bei den Leuten und wirkten zufrieden, als die Show zu Ende war.
„Hey, ich hab gedacht wir könnten Morgen nach der Sendung etwas feiern gehen“, schlug Jiyong vor als sie auf dem Weg in die Tiefgarage waren.
„Yeah, cool.“
Das würde sie davon abhalten Morgen vor Facebook, Twitter, Youtube und ähnlichen Stalker-Seiten zu sitzen und SM Town zu gucken. Sie wollte es nicht sehen, nicht hören, sie wollte nichts davon wissen – am Ende würde sie sich doch nur wieder ärgern nicht mitgekommen zu sein.
Mia fuhr direkt nach Hause. Es war niemand da, der sie hätte wach halten können, wieso sich also nicht etwas Luxus namens Schlaf gönnen?
Kaum hatte sie die Tür auf, fiel ihr auf, dass überall Licht an war. Jaejoong konnte es nicht sein. Ihre Putzfrau?
„Hallo?“
„In der Küche …“, rief Daesung und Mia stutzte. War er den ganzen Tag hier gewesen?
„Daesung?“
Daesung stand in der Küche und etwas duftet ganz hervorragend.
„Have you been home yet?“
„Nein, ich war den ganzen Tag hier.“
Aber er hatte andere Klamotten an. Er sah ihren Blick.
„Jiyong hat mit vorhin neue Sachen gebracht und ich habe geduscht.“
„Ehm … why exactly are you still here?“
Er legte den Kochlöffel hin.
„Entschuldige. Das muss komisch aussehen. Zuhause sind immer so viele Leute und irgendwie brauchte ich mal einen Tag alleine. Übrigens, ich habe Sukira live im Internet gesehen, ihr zwei ward cool.“
Der Unfall. Ja, er brauchte Zeit für sich und sie war noch nicht mal sauer, dass er hier geblieben ist. Immerhin hatte sie diese Wohnung auch oft genug als Fluchtort benutzt. Sie müsste draußen nur ein Schild anbringen auf dem stand ‚Bahnhofsmission Mia‘.
„Was wohl Bahnhofsmission auf Koreanisch heißt?“, fragte sie sich selbst auf Deutsch und Daesung hob fragend die Augenbrauen.
„Never mind. What are you cooking?“
Essen, das Zauberwort.