Nie im Leben hatte Mia daran gedacht an diesem Abend ‚so alt‘ zu werden. Sie feierten und tanzten und aßen und tranken – Mia vorwiegend anti-alkoholische Sachen – und hatten eine richtig gute Zeit zusammen. Pff, wer braucht schon Kerle um sich zu amüsieren? Sie nicht.
Um 3 Uhr war Mia aber dann ziemlich kaputt und nahm sich ein Taxi nach Hause. Der Wagen hielt vor dem Haus, sie musste nur ein Stück durch den Park gehen. Sie lief nah am Rand zu den Bäumen, als sie jemand (oder etwas) packte und gegen einen Baum drückte. Für Mia ging das gerade viel zu schnell, doch sie erkannte die Lippen.
„Daesung…“, flüsterte sie und schloss die Augen. Ja, auch mit Kerlen konnte man sich amüsieren.
„How long have you been waiting here?“
„A while“, gab er zu und küsste sie wieder.
Mia sah das Ganze als Freundschaftsdienst an, er brauchte Trost, sie irgendwie auch und sie waren füreinander da, freundschaftlich. Dazu kam das sie beschwipst war – in der Tat nur beschwipst, denn nach der letzten Nacht hatte sie wirklich die Lust am Alkohol verloren … vorerst. Sie nahm ihm mit nach oben, eigentlich waren beide müde und gingen bald ins Bett. So etwas Unkompliziertes konnte gut, wirklich gut tun, sie hatten ihre Grenzen gezogen und keiner von beiden überschritt sie.
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Die SM Town Paris war seit fast zwei Stunden zu Ende. Leeteuk saß mit den meisten anderen in einem Restaurant, Heechul wollte sich später abgeseilen um den Eifelturm zu gehen, doch alle anderen schienen die Gesellschaft zu genießen. Zuerst hatten sie zu essen bestellt und nun saßen hier und da kleine Grüppchen von Sängern und Mitarbeitern.
„Ich ruf sie jetzt an“, verkündete Leeteuk der schon seit zwei Tagen mit sich und seinem Gewissen im Streit war.
„Es ist mitten in der Nacht in Seoul“, meinte Siwon.
„Ach, sie ist doch eh wach.“
Leeteuk nahm sein I Phone und rief bei Mia an, es irritierte ihn dass sie nicht da war, dass er sie nicht hörte, weil sie irgendwo am anderen Ende der Welt saß.
„Yobuseo?“, kam es müde vom anderen Ende der Leitung.
„Mia! Yobuseo!“
„Teukie…“, murmelte sie.
„Habe ich dich geweckt?“
„Ja.“
„Oh, das tut mir leid. Ich vermisse dich“, sagte der Bandleader.
„Ich vermisse dich auch…“, erwiderte Mia und kuschelte sich derweil an Daesung.
„Wer ist da dran?“, flüsterte der Big Bang Sänger, doch immer noch laut genug, dass Leeteuk mit seinen Riesenlauschern es am anderen Ende der Welt hörte.
„Ist da ein Mann bei dir?!“, kam es entsetzt von dem Älteren.
„No, it’s just the TV. Hey, it’s like in the middle oft he night, I see you tomorrow anyway. Have a good flight, be safe.“
Dann legte sie auf. Ungläubig schaute Leeteuk auf sein Handy.
„Da war ein Mann bei ihr!“
„Oder sie bei einem Mann“, meinte Heechul.
„Aber wer? Mit welchen Männern hat sie schon zu tun?“, fragte Siwon.
„Donghae ist hier“, kam es von Eunhyuk.
„Eunhyuk auch“, neckte ihn Hae grinsend.
„Kyuhyun ist hier“, kam es von Ryeowook und der Jüngste brummte finster.
„Ich bin auch hier“, warf Jonghyun ein und bekam einen fragenden Blick von Key zugeworfen.
„Ich hab doch gesagt in Singapur … Riesenrad…“
„Ach geh weg!“, Key glaubte ihm kein Wort.
„Jaejoong ist hier“, sagte Sungmin, wobei JJ ja noch immer nicht bewiesen war und der junge Mann hielt sich bei dieser Behauptung bedeckt.
„Yunho auch“, sagte Heechul so daher und auf einmal richteten sich alle Blick auf ihn, Yunho war für alle ja eine neue Information. Heechul kannte das Geheimnis der drei, aber für alle anderen war Yunho bisher nur ein Freund für Mia gewesen. Heechul schaute von seinem Handy auf, weil es plötzlich so ruhig geworden war.
„Ups.“
Als hätte jemand einen Schalter umgelegt schauten alle von Heechul auf Yunho. Der hatte einen ungeschockten Gesichtsausdruck aufgelegt, den er in den vergangenen Jahren zur Perfektion geübt hatte.
„Ich schätze es haben ganz schön viele ein Interesse an Mia …“
„Ich denke es ist Seunghyun“, vermutete Leeteuk.
„Oder Jiyong, vielleicht tut er nur auf Kumpel“, grübelte Sungmin.
„Vielleicht beide! Hat sie nicht gesagt sie hatte dieses Jahr schon einen Dreier gehabt?“, kam es aufgeregt aus Ryeowooks Mund.
Yunho und Jaejoongs Blicke trafen sich.
„Entschuldigt uns“, sagten sie gleichzeitig und verließen das Zimmer um draußen sich vor Lachen zu kullern. Heechul selbst konnte sich das Grinsen aber auch nicht verkneifen.
„Nein, ich glaube nicht dass Jiyong und Seunghyun dafür verantwortlich waren.“
„Du weißt doch was“, da lag Leeteuk richtig, aber Heechul zuckte nur mit den Schultern.
„Ich verwalte ihre Geheimnisse genauso gut wie eure – bis an den Tag an dem ihr mich als Feind habt. Wenn wir über Geheimnisse reden – das Museum war ein Codewort für ….?“
„Das geht dich gar nichts an.“ Sauer ging Leeteuk raus und fand die beiden DBSK Mitglieder wie sie sich die Lachtränen wegwischten.
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Die Mädels saßen auf der anderen Seite des Raums und horchten den Jungs kopfschüttelnd, was ging das die Rasselbande an mit wem Mia zusammen war?
„Jungs sind manchmal echt doof“, brachte es Sulli auf den Punkt und alle nickten zustimmend.
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Mia hatte den Bambis versprochen sie um 12 Uhr zu Hause abzuholen. Es gab eine U-Bahn die direkt zum Grand Park fuhr und so würden sie heute ganz klassisch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren – innerhalb Seouls durfte sie das ja.
Damit konnte sie ausschlafen, was sie nicht gewohnt war und dazu führt, dass sie doch schon um 9 Uhr wach war. Daesung lag neben ihr und schlief noch. Mia betrachtete ihn eine Weile, er war schon ein süßer Kerl und er tat ihr leid. Jeder normale Mensch musste, wenn so etwas geschah, nur mit sich selbst klar kommen, er hingegen musste mit sich, seinem Manager, seinem Entertainment, der Presse, den Fans und dem Rest der Welt klar kommen. Ständig war es in den Zeitungen, immer und immer wieder. Leise schlich sie sich aus dem Bett und versuchte ihn nicht zu wecken. Sie ging rüber in das Badezimmer, putzte sich die Zähne und das Gesicht und kämmte sich die Haare. Unwissend was sie mit sich anstellen sollte blieb sie kurz sitzen und tat etwas, was sie schon ewig nicht mehr getan hatte: sie stellte sich auf die Waage. Mia kniff beide Augen zu, öffnete dann eins, dann das zweite.
„Verdammt!“
Das blöde Ding zeigte 52 kg an, Ryeowook würde sie mästen. Aber was sollte sie tun? Sie trainierte … wer zählte schon die Stunden? Sie trainierte ständig! Und sie ernährte sich gesund, Hühnchen, Rind, Reis, Gemüse. Dazu kam der ganze Stress. Mia hatte ewig keine Schokolade gegessen oder Chips, ab und zu gönnte sie sich mal eine Pizza, aber ansonsten war sie total die Ernährungsberaterin geworden und Prinzessin Kate von Wales war 4cm größer und wog nur 48 kg. Immerhin erklärte das wieso ihre Hosen und Shirts so groß geworden waren, Mia hatte vermutet das Shindong ihre Sachen zwei Tage getragen hatte und sie deswegen ausgeleiert waren.
Daesung stand irgendwann auf und Mia packte ihre Sachen zusammen. Sie nahm Decken mit und Getränke, Essen und ihre Kamera.
„Hey, habt viel Spaß heute im Zoo“, meinte Daesung und Mia machte einen Affen nach.
„By the way, I’m spending the night at home … the other home. So please don’t hang around the park all night, you might scare off some people.“
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Mit dem Auto fuhr sie zu dem M81 Dorm und sammelte die Bambis ein.
„Siehst du! Ich habe doch gesagt Shincho zieh ins Affenhaus ein.“ Jaesun deutete auf den ganzen Krempel den Mia mitschleppt.
„Ich dachte das wäre er schon“, erwiderte Dongmin und bekam von Jaeyoung die Zunge raus gestreckt. Mia verteilte die Sache, so dass sie die Hände frei hatte um Bilder zu schießen. Es war fast schon beängstigend wie locker sie vor der Kamera umgingen, sie posierten und stellten Szenen nach. In der U-Bahn saßen sie alle nebeneinander und Tyler machte ein Bild von ihnen, sie mussten wohl aussehen wie die Hühner auf der Stange.
Es dauerte nicht lange bis sie den Grand Park erreichten und sie stellten sich für die Tickets an. Für sich, Jiyun, Tyler und Jino holte sie ‚Erwachsenen Karten‘, für den Rest ‚Jugend-Karten‘ – total süß. Mia fiel ein wie jung alle noch waren. Die Zwillinge würden dieses Jahr 18 werden, Shincho gerade mal 16. Der Eintritt an sich war aber sehr günstig. Wenn sie überlegte, dass man im Frankfurter Zoo 8 Euro Eintritt zahlte und hier für einen Erwachsenen 2 Euro, war das doch ein Unterschied. Die Jugendlichen kosteten umgerechnet nur 1,40 Euro.
Der Grand Park Seoul lag in mitten von Wäldern und Bergen, man konnte es kaum glauben, dass Seoul nur ein paar U-Bahn Stationen entfernt war, noch nicht einmal den Namsan Tower sah man von hier. Vor dem Zoo-Eingang gab es Verkaufsstände mit Getränken und Souvenirs, die Leute saßen auf Decken umher und Mia dachte sich, dass es wirklich eine gute Idee gewesen ist die Bambis hier her zu bringen.
Gleich hinter dem Eingang gab es einen Streichelzoo … für Kinder. Es dauerte keine 10 Sekunden, da standen alle Bambis in dem Gehege, holten sich Tierfutter und stürzten sich auf ihre neu gefundenen Opfer. Es wurden wunderbare, neue Freundschaften geschlossen. Dongmin und der Esel waren unzertrennlich, ebenso die Zwillinge und die Ziegen und ja, Mia schoss eine Menge Fotos davon.
„Man sind die albern“, meinte Shincho, der als Erster wieder zurück war und beobachtete seine Bandkollegen mit einem Kopfschütteln.
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Sie verbrachten einen wundervollen Tag im Zoo, sahen alle möglichen Tiere, gingen zu der Delfin-Show und liefen sich die Füße fast blutig. Der Zoo war wirklich groß, alles war so weitläufig, die Gehege waren ziemlich weitläufig und immer wieder gab es Plätze zum Ausruhen und essen. Niemand sprach sie an, ein paar Leute fotografierten Mia aber sie glaube nicht dass sie jemand in Verbindung mit den Jungs brachte. Auch Mia hatte Spaß dabei ihre Bambis zu fotografieren, so ausgelassen, ohne den Stress. Einerseits wünschte sich Mia dass sie viel Erfolg haben würden, andererseits wusste sie, das Tage wie diese in Zukunft gestrichen waren und so versuchte sie ihren Schützlingen einen schönen Tag zu bereiten.
Im Nachthaus schafften es die Zwillinge immer wieder die anderen zu erschrecken, bis Tyler die beiden an den Ohren hinter sich her zog. Shincho fand Elefanten ganz toll und stand mit offenem Mund vor dem Gehege.
„Denkst du wenn ich ganz lieb frage, dass ich dann auf einem reiten kann?“, fragte der Jüngste und Mia verzog das Gesicht.
„Nein, ich glaube das geht nicht.“
„Wenn wir berühmt sind will ich dass wir ein Video in Bali drehen – da kann man auch auf Elefanten reiten.“
Na dann, zumindest hatte er ein Ziel vor Augen.
Die Zwillinge hingegen fanden die Kapuzineräffchen nicht nur niedlich, sondern auch hilfreich und wollten ihnen beibringen andere Leute zu beklauen. Es war ein super Tag gewesen und gegen 19 Uhr waren sie wieder am Dorm der Bambis.
„Vielen Dank Noona, es war wirklich schön“, meinte Dongmin.
„Ja, vielen Dank“, kam es von Jiyun. Mia hatte zu ihm noch nicht so wirklich Anschluss, doch das würde sich auch noch geben. Die anderen Kerlchen kannte sie jetzt schon länger und sie hatten mehr zusammen erlebt, es war klar dass sie anders zu Mia standen als Jiyun.
„Noona, was hast du heute Abend vor?“, fragte Jaesun.
„Ich gehe nach Hause, bestelle mir eine Pizza und gucken mir einen Film an.“
Schweigen, eine Szene in der beim Film die Grillen zu hören waren.
„What?!“
„That’s a lame plan“, sagte Tyler stellvertretend für all.
„But it’s my plan!“
„Es ist Sonntag, du hast Morgen keinen Schedule, wieso machst du nicht etwas?“, wollte Jino wissen. Sollen die alle mal in ihr Alter kommen, dann freuen sie sich auch mal über einen faulen Abend.
„I was partying the last two nights, that’s enough for a weekend, and now off you go“
Mia scheuchte sie in das Haus rein und fuhr nach Hause, das richtige Zuhause.
Es war ungewohnt, es war so ruhig.
„So Betty, dann wären wir wohl heute alleine“, murmelte sie. Betty, das war das hässliche, doofe Kind auf the Ring. Zuerst wurden Bumpkin und Pancakes versorgt. Mia ließ sie etwas raus und lüftete. Es war ein freier Abend, okay, ja, sie checkte noch mal die Emails und rief ein paar Leute von Kim zurück, aktualisierte den englischen Schedule auf der Super Junior Seite und ging noch einmal in Ruhe den neuen Tanz für Super Junior von Rino und Maryss durch, aber DANN bestellte sie sich eine Pizza. Mit der legte sie sich ins Bett, schob einen Film in ihr Laufwerk vom Laptop und schlief irgendwann bei der Hälfte ein.