Gegen 4 Uhr fuhr Mia mit Donghae, Siwon, Sungmin und Eunhyuk nach Hause. Jiyong hatte gesagt es wäre okay, Mia musste ja auch zur Nike Sportsweek und Eunhyuk gähnte jetzt schon ständig. Die anderen Welpen waren noch geblieben um sich mal den ganzen Stress der Studioaufnahmen von der Seele zu tanzen. Sie hatten es sich verdient und Mia redete ihnen da nicht rein, aber sie musste irgendwie ins Bett.
Tag 206 – Mittwoch, 27. Juli 2011„Übrigens Liebling, ich habe mein Handy verloren“, sagte Donghae im Auto.
„Wie du hast dein Handy verloren? Auf der Party? Ihr musstet die doch abgeben.“
„Nein, nein, schon vorher. Wir waren etwas essen gewesen und sind noch durch ein paar Läden, irgendwann hab ich nachgeguckt und es war weg. Wir sind zwar noch mal zurück, aber niemand hat es gefunden.“
„Did you had that security thing on? Like when somebody enteres ten times the wrong password all the stuff on it gets deleted?“
„So was gibt’s?!“
In diesem Moment fing Mia an sich die Schläfen zu massieren. Donghae hatte nur einen 4-stelligen Sicherheitscode, es gab also ’nur‘ 1001 mögliche Passwörter. Wenn jemand Langeweile hatte, konnte man das knacken. Beim I Phone konnte man sich aussuchen ob man Standard-4stellig das Passwort macht oder länger. Zugegeben, es war schon nervig einen 8stelligen Code einzugeben jedes Mal wenn man sein Telefon in der Hand hatte. Dafür gab es die Einstellung das wenn man zehn Mal den falschen Code eingab alle Daten vom I Phone gelöscht wurden – der tatsächliche Besitzer hatte ja seine Backups auf den eigenen Rechner, diese wieder drauf zu laden war ja kein Problem.
„Okay, so I know what you’re doing tomorrow.“
„What?“
„Call everybody to get a new number.“
„Why?“
„Because no matter the password, if you connect a Iphone with you computer it automatically copys all the contacts to the computer and you get access to all the pictures and you can import them to your computer.“
Jetzt drehte sich Sungmin um.
„Wenn du mein Iphone an deinen PC anschließt kannst du alle Bilder und Kontakte importieren?“
„Jup“, bestätigte sie.
Sie alle hatten viel zu wichtige Telefonnummern gespeichert, vielleicht gab es sogar ein Kontakt-App das identisch zu dem normalen war, aber dessen Dateien nicht automatisch synchronisiert wurden. So das man die Kontakte dort erst zu den normalen Kontakten verschieben muss um sie mit dem Computer abzugleichen, aber wer dachte schon so weit?
„Suuuuuuuper“, stöhnte Donghae genervt und legte den Kopf in den Nacken.
„Baby think positive, now we can both wait for the Iphone 5 and get couple cases…“
Mia stand trotz dieser Nacht um 08:30 auf und ließ Eunhyuk noch eine halbe Stunde schlafen. Sie war in der Küche am Kaffeekochen, als sie die Tür hörte. Verwundert lunzte sie in den Flur und sah Heechul, Leeteuk und Ryeowook.
„You’re coming home NOW?!“
„Guten Moooorgen Mia“, sagte Leeteuk fröhlich, offensichtlich leicht beschwipst.
„This was a hell of a party!“, meinte Heechul.
„Oh Kaffee!“, sagte Ryeowook und die drei stürzten sich auf die Kanne.
„Freut mich das es auch gefallen hat“, erwiderte sie finster und schüttelte den Kopf.
„Komm schon Mia, du darfst uns im Moment nichts vorschreiben“, meinte Heechul und da hatte er Recht, sie war nicht in Charge, sollten sie sich selbst vor Kim erklären wenn sie ins Mikro lallten.
Kurze Zeit später kam auch Eunhyuk runter. Allein schon weil Leeteuks Bett unberührt war hatte er gewusst das der Bandleader wohl noch nicht zu Hause gewesen war.
„Und die nennen sich verantwortungsvolle Väter … pfff… so behandle ich dich nicht, richtig? Du kannst froh sein mich als Papa zu haben…“
Eunhyuk saß im Wagen neben Mia und unterhielt sich mit seinem Ei.
„Meinst du nicht du nimmst das ganze etwas zu ernst?“, fragte sie und betrachtete das kleine Ei.
„Wart mal ab wenn du mal Kinder hast, dann werde ich dich das auch fragen …“, erwiderte er beleidigt und wand sich ab.
„Alles klar …“
Nach dem morgendlichen Tanztraining kam Kaylee vorbei mit Donuts und Frozen Chocolates. Es war immer noch heiß in Seoul und langsam, ganz langsam wurde es anstrengend. Mia fühlte sich generell in Wärme wohler als in Kälte, wenn aber dann noch 200% Luftfeuchtigkeit dazu kam war ihr Kreislauf ständig am flackern.
„You look tired“, stellte die Amerikanerin fest und hatte diesen skeptischen Blick drauf.
„I am.“
„How come?“
„Oh I was just up late because of those 2PM dances.“
„U-hu, and it got nothing to do with this secret, half-illegal party going on last night? My stepdad made a big fuss out of it. He checked the girls dorm last night and nobody was home – a phenomenon every manager seems to have last night.“
Mia setzte ihr empörtes Gesicht auf.
„Really? That’s terrible! Just imagine someone from the media got in and publish pictures and videos!“
„Right, that’s what he said to, but you know what I think?“
Nun setzte Mia, ganz ungestellt, ihr fragendes Gesicht auf.
„Fuck that shit! These people working off their little butts all the time. Get them something to eat to gain some weight and let them party.“
Zum Abschluss ihrer Ansage jubelte sie – Cheerleader bleibt Cheerleader. Mia fing an zu lachen.
„Word up.“
„When I say ‚them‘ it includes you – that’s why I have brought you donuts.“
Super, noch jemand der sie mästete. Yeepie.
„So where you at the party?“, fragte Kaylee während Mia einer dieser Donuts aß, die 328 Kalorien hatte.
„I’m sorry, I was at home practicing.“
Kaylees Blick verriet das sie Mia nicht glaubte doch sie ließ das Thema fallen. Sie alle hatten gestern Nacht einen Pakt geschlossen, um ihre Privatsphäre zu schützen, um einander zu schützen.
Zur Mittagszeit halfen Eunhyuk und Mia den anderen Trainern bei einem Wettbewerb. Danach gab es Tanztraining. Mia war froh wenn sie wieder ’normal‘ arbeitete, sie war an solche festen Strukturen gar nicht mehr gewöhnt, jeder Tag war anders.
Sie fuhr zu SM um dort ein paar Sachen zu erledigen, bevor sie zu 2PM musste, als Changmin in ihr Büro rein kam.
„Mia, du begleitest mich zu einem Einkaufszentrum.“
Aha, hatte sie nicht gesagt sie nimmt sich heute … ‚frei‘? Und dann kam so ein Dreikäsehoch und scheuchte sie rum, doch was sollte sie tun? Auch er war ihr Boss. Für einen Monat.
Sie fuhr ihn zu einem Einkaufszentrum und begleitete ihn in ein Geschäft. Zwei Stunden verbrachten sie nur in diesem einen Laden.
„Mia, ich brauch dass eine Nummer größer.“
„Mia, haben die das auch noch in einer anderen Farbe.“
„Mia, die Hose passt nicht zu dem Pullover, hol eine andere.“
„Mia, ich brauch dass eine Nummer kleiner.“
„Mia, hol noch ein zweites davon.“
Während sich der junge Sänger mit einer Verkäuferin unterhielt und seinen Charme spielen ließ rannte Mia den ganzen Laden ab. Wäre das nicht der Job der Verkäuferin? Ach wohin, die musste sich ja mit Changmin unterhalten, schaute aber ab und zu entschuldigend zu Mia. Am Ende musste sie noch die ganzen Sachen tragen und Changmin motzte nur wieso sie so langsam war. Er ließ sich eigentlich auch nur zum Gehen überreden, weil Mia bald ins Training musste und wenn sie das Taxi genommen hätte, hätte er die Sachen ja selbst tragen müssen.
„Ich schwöre, wenn ich Manager von den Bambis bin trage ich nie wieder Taschen. Dann haben WIR Assistenten für so was … Götter des Osten … pfff … Jack Sparrow war in Teil 2 auch ein Gott gewesen – und, was hat man mit ihm anstellen wollen? Etwas Pfeffer und Salz kommt mir auf denen auch gerade gelegen …“
„Was hast du gesagt?“
Mia hatte grimmig vor sich hin gemurmelt, bis Changmin sich zu ihr umgedreht hatte.
„Ich sage nur euren Terminplan auf um ihn nicht zu vergessen“, erwiderte sie mit einem zuckersüßen Lächeln. Wieso hatte sie in Brasilien keine Voodoo-Puppen geholt? Fünf oder so.
Mal wieder stand Taecyeon am Fenster, gemeinsam mit Junsu und Wooyoung und mal wieder beobachteten sie Mia wie sie mit quietschenden Reifen auf den Parkplatz fuhr, ausstieg und los rannte.
„Was macht sie den ganzen Tag um so im Stress zu sein?“, wunderte sich Wooyoung kopfschüttelnd.
„Not late!“, sagte sie, völlig aus der Puste als sie das Studio erreichte. Es war 18:59 und um 19:00 begann das Training.
Jae schaute auf die Uhr, dann zu Mia und schüttelte den Kopf.
Sie machten wirklich Fortschritte, die Tänze saßen gut und bald wäre Mias Aufgabe hier beendet. Noch immer war sie fasziniert davon dass Kim ihr die Wahl gelassen hatte … na gut, die theoretische Wahl und er war nicht glücklich über ihre Entscheidung gewesen, aber sie hatte ihre Wahl getroffen und niemand sprach sie darauf an.
„Hey Mia!“
Junho kam ihr nach dem Training hinterher gerannt.
„Ich habe gehört du hast heute frei, kommst du mit etwas essen?“
Er war wie ein kleiner süßer, wuscheliger Hund, es fehlte nur noch das er mit dem Schwänzchen wackelte.
„Nein.“
„Aber … wieso nicht?“
„Weil wir keine Freunde sind, okay? Und ich will auch nicht euer Freund sein.“
Damit drehte sie sich um und verschwand in der Umkleide.
„Aber … wieso nicht?“, fragte er kleinlaut, mit dem Wissen er würde von ihr keine Antwort bekommen.
„Geb es auf, sie will nicht“, sagte Taec und klopfte ihm auf die Schulter.
„Uns geht es finanziell gut, komm, wir kaufen dir eine neue Freundin“, schlug Wooyoung grinsend vor.
„Will keine neue Freundin, will die da“, schmollte Junho und ging weg.
Als Mia nach Hause kam fand sie Heechul auf der Couch. Er hatte einen Baseballhandschuh an und warf sein Baby-Ei nach oben um es dann wieder aufzufangen. Das war ja toll, der eine ‚Vater‘ meckerte sie an sie würde es nicht ernst genug nehmen, während der andere ‚Vater‘ sein Kund wohl zwanghaft zum Erbrechen bringen wollte.
„Fang!“, rief Heechul und aus dem Nichts kam dieses Ei auf die zugeflogen. Völlig erschrocken schaffte Mia es gerade noch es zu fangen, packte es dabei aber etwas gröber an. Eigentlich hätte es kaputt gehen sollen. Eigentlich. Skeptisch betrachtete sie das Ei.
„Es ist nicht kaputt“, stellte sie fest.
„Keine Sorge, ich habe es hart gekocht.“
„Du hast was?!“
Heechul stand auf und nahm ihr das Ei ab.
„Bleib locker, es ist doch kein echtes Baby.“
„Wieso musst du immer betrügen?! Weißt du noch als du bei der Kleingarten Challenge betrogen hast? Das hat uns ins Gefängnis gebracht!“
Die Deutsche zumindest hatte das noch nicht vergessen. Welche Blöße es war in Handschellen abgeführt zu werden! Heechul verschränkte die Arme.
„Meinst du nicht du bist etwas nachtragend?“
„Nachtragend? Nachtragend?! Wegen deinen dummen Ideen war ich eine Nacht im Gefängnis!“
„Und? Hat’s geschadet? Du musst auch mal die anderen Seiten Koreas kennenlernen. Du solltest dankbar sein es war ein … kulturelles Erlebnis…“
„Ich zeig dir mal ein kulturelles Erlebnis …“
Gerade als sich Mia auf Heechul stürzen wollte um ihn ein klein wenig zu würgen, kam Donghae angerannt und schaffte es gerade noch sich Mia an der Hüfte zu schnappen.
„Ruhig, Gewalt ist keine Lösung“, sprach ihr Donghae gut zu.
„Wer sagt das?!“
Heechul grinste nur süffisant und verzog sich in sein Zimmer. Donghae ließ Mia wieder runter und grinste.
„Ihr zwei habt euch wirklich gern.“
„Yeah, I love him but sometimes I could …“
Ihre Hände taten als wenn sie jemanden würgen würde.
„So, du hast heute Abend frei, was wollen wir machen?“
„Die Zwillinge haben um 0 Uhr Geburtstag. Ich habe vorhin eine Torte abgeholt, um Mitternacht will ich zu ihrem Dorm.“
„Okay, was wollen wir jetzt machen?“
„Kino! Komm, lass uns rüber ins Lotte Cinema gehen!“
Mia war so lange nicht mehr im Kino gewesen und dabei hatten sie gleich um die Ecke ein riesiges Kino! Sie lebten in Starcity, ein Gebäudekomplex aus 6 Gebäuden. Vier Wohnhäuser und zwei Häuser die miteinander verbunden waren. Dort gab es Restaurants, Läden, Supermärkte, eine Apotheke, einen Applestore, ein Sportgeschäft und auch ein Lotte Cinema.
Es war ein sehr schönes Viertel, man hatte alles so nah beieinander, es gab auch ein Gurunaru, wo Mia so gerne Patbingsu holte. Die Gebäude waren unterirdisch miteinander verbunden, sie konnten also von ihrem Haus direkt bis zum Untergeschoss der vorderen zwei Gebäude laufen und kamen damit direkt bei E-Mart raus.
Donghae hatte ein Shirt mit Hoodie und Mia trug eine Baseballkappe – die zwei Geheimagenten. Doch mittlerweile war es nötig, auch Mia wurde erkannt, vielleicht sogar noch leichter als die anderen, denn Ausländer stachen generell aus der Menge heraus. Wenn man durch die Straßen ging schaute man nicht in jedes Gesicht in der Hoffnung es könnte ein Promi sein, viel zu viele Leute waren dafür unterwegs, doch die Ausländer waren zahlenmäßig unterlegen und viele betrachteten die Ausländer neugierig. Wenn die beiden zusammen weg waren zogen sie also Fans wie einen Magneten an. Wenn man Mia erkannte, erkannte man natürlich auch Donghae und umgekehrt. Sie nahmen also die Rolltreppe ins Erdgeschoss, gingen ein Stück und nahmen dann die nächste Rolltreppe die nach oben führte und sie zum Kino brachte. Mia hatte die Karten bereits via Iphone bestellt – sie hatte ja noch eins und Donghae hatte die ganze Zeit neben ihr gesessen mit einem wehleidigen Blick, in Erinnerung an sein eigenes.
Des Weiteren besaßen sie eine VIP Karte von Lotte, welche ihnen Zugang zu einer Lounge verschaffte, nur für ausgewählte Leute. Dort hatten sie Internet und kostenlose Getränke, sie konnten Fernsehen gucken und darauf warten bis der Film anfing. Harry Potter – The deathly hallows Pt 2. Mia hatte ihn bisher noch nicht gesehen. Sie liebte die Bücher, die Verfilmungen waren solala, aber irgendwie schaute man sie sich dann doch an. Sie war vor allem auf die Koreanische Übersetzung gespannt. Was hieß Horcrux auf Koreanisch? Oder Diagon Alley? Defense against the dark Arts? Sie kam ja noch nicht mal mit den Deutschen Begriffen klar, denn sie hatte die Bücher auf Englisch gelesen und nur einen Teil im Kino gesehen. Ansonsten hatte sie sich immer die DVDs geholt und auf Englisch geguckt, denn sie mochte diesen Englischen Akzent, nicht das amerikanische Englisch, sondern das richtige Englisch.
Sie waren alleine gegangen, mal ohne die anderen. Wartet, das stimmte nicht ganz. Donghae schleppte Das Minjae-Ei in einem kleinen Baby-Ei-Körbchen mit sich rum.
„Denkst du der Film ist vielleicht zu brutal für ihn?“, fragte er besorgt.
„Keine Sorge, er wird ohnehin schlafen“, beruhigten ihn Mia, die es als sinnvoller ansah auf den Zug mit drauf zu springen, als ihm zu sagen dass es nur ein doofes Ei war.
Der Frilm stellte sich als recht … amüsant heraus – zumindest für Mia, die sich köstlich über die koreanische Aussprache der Namen amüsierte und ständig kicherte. Der Film lief schon so lange in den Kinos, dass kaum noch einer drin saß. Donghae und Mia hatten einen Pärchensitz ziemlich weit oben und wenn noch ein Dutzend anderer Leute im Saal saßen, dann war das eine ziemlich positive Einschätzung.
Ab und zu drehte sich jemand um wenn Mia anfing zu kichern in einer Szene, die eigentlich wirklich nicht zum Lachen war, aber diese Aussprache war einfach zu komisch. Donghae versuchte es zu ignorieren, erinnerte sich aber daran, dass Henry eine ähnliche Reaktion auf die koreanisch ausgesprochenen englischen Begriffe hatte. Vor allem wenn es hieß ‚Sna-pé‘ kullerten Mia Lachtränen über die Wangen und steckte damit schließlich auch Donghae an. The deathly hallows war eindeutig der lustigste Harry Potter Film von allen.