Am nächsten Morgen machten sie sich auf nach Hogsmead zur Bahnstation. Jade war aufgeregt und beunruhigt zugleich. Sie freute sich auf ihre Freunde, auf ihre Eltern, ihr Zuhause, andererseits hatte sie Angst nicht mehr zurück kommen zu können, vielleicht war das alles doch nur ein Traum gewesen und sie würde den Weg nicht mehr zurückfinden.
Du hast einen ganz schönen Knall, sagte sie sich selbst und stieg in den Zug ein. Mit James hatte sie bisher kein Wort gesprochen und die anderen hielten sich Großteils heraus. Natürlich fragte Dom nach Scorpius, aber sie war ihre Freundin.
„ Jade, hier!“
Jaspers Stimme riss sie aus den Gedanken und verwirrt schaute sie den Gang rauf und runter, als sie ihn entdeckte.
„ Ich habe uns ein Abteil freigehalten … wow … du siehst … anders aus.“
Da Jade nun wieder in die Welt der Muggel kehrte – zumindest für eine Woche – hatte sie sich auch entsprechend angezogen. Sie trug eine dunkle, zerrissene Jeans, schwarze Stiefel, einen gelb-lila Pullover und einem langen gelben Mantel. Manche Zauberer würden diese Kombination als sehr gewagt halten, aber Jade standen diese schrillen Dinge unheimlich gut und sie hatte in ihrer alten Schule viele Nachahmer gehabt.
„ Ich fahre nach Hause, ich will dass die Leute mich wieder erkennen“, sagte sie grinsend und Jasper gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„ Ich finde es toll.“
Jade war für ihn wohl genau so erfrischend anders wie umgekehrt. Jasper hatte es hinbekommen, dass sie ein Abteil alleine für sich hatten. Jade ließ sich auf der Bank nieder und Jasper setzte sich neben sie.
„ Was machst du über Weihnachten?“, fragte sie ihn.
„ Ach, nichts Besonderes. Die Familie kommt, aber so groß ist unsere Familie nun nicht mehr, früher waren wir viel mehr Malfoys, dass war bevor ich geboren wurde. Gehst du auf die Feier der Potters?“
„ Du weißt davon?“
„ Ich habe meine Quellen.“
Siegessicher grinste Jasper, wer wusste woher er seine Informationen hatte?
„ Ja, ich glaube schon, ich freue mich Ron und Hermione Weasley kennen zu lernen und Ginny Potter, ich habe so viel über sie gelesen – aber ich kann nicht versprechen dass ich James nicht in einen Truthahn verwandle und ihn als Hauptgang serviere.“
Jasper lachte herzlich bei dieser Vorstellung und Jade fing auch an zu kichern.
„ Wenn du magst, kannst du mich auch besuchen kommen. Ich denke nicht dass deine Eltern an das Flohnetzwerk angeschlossen sind, aber ich lasse dir einen Portschlüssel schicken.“
Jade hatte schon von Portschlüsseln gelesen, jedoch noch keinen benutzt, zumindest konnte es nicht schlimmer sein, als durch einen Kamin zu gehen, der in Flammen stand.
Der Zug setzte sich langsam in Bewegung und als sie ungefähr eine halbe Stunde unterwegs waren, fiel Jade etwas ein. So schreckte sie auf, durchsuchte ihre Tasche und zog ihr Handy heraus.
„ Das ist ein Telefon“, bemerkte Jasper und Jade nickte.
„ Ein Mobiltelefon.“
Kaum hatte sie es eingeschaltet kamen eine Masse von Nachrichten darauf an, sie las eine nach der anderen und grinste. Als sie die SMS gelesen hatte, hörte sie ihre Mailbox ab.
„ Hey Jade, wo steckst du? Bist du schon bei deiner Großmutter angekommen? Ich sag’s dir, ich drehe ohne dich durch. Die Jungs gehen mir jetzt schon auf die Nerven, ich hoffe du bist bald wieder da“, es war Marias Stimme die zu hören war.
„ Hallo Jade, na, wie ist es bei deiner Großmutter? Hier hast du noch nicht viel verpasst. Ruf doch mal zurück wenn du das abhörst“, Mike, einer ihrer besten Freunde.
„ Jade! Wo bist du?! Wieso rufst du nicht an?! Ich brauche Hiiiiiiiiilfe“, wieder Maria.
„ Oh, AB, tja, Pech gehabt, dann kannst du halt nicht mit mir telefonieren“, Agnes, eine weitere Freundin von Jade.
„ Jade, Süße, wo zum Geier steckst du? Maria hat erzählt du bist auf einem Internat. Wieso schreibst du nicht? Und wieso geht dort dein Handy nicht? Ich vermisse dich, melde dich“, Brians Stimme erklang, jemand der ihr viel bedeutet oder zumindest im letzten Jahr viel bedeutet hatte.
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Und so gingen die Nachrichten weiter, irgendwann saß Jade dort, mit ihrem Handy gegen das Ohr gedrückt und war am Heulen wie ein Schlosshund. Jasper wusste nicht los war.
„ Jade, Liebes, was ist denn?“
Jade lachte und weinte gleichzeitig.
„ Ach nichts, mir haben nur ganz viele Freunde eine Nachricht hinterlassen und ich hatte die ganze Zeit so viel zu tun, dass ich keine Zeit hatte sie zu vermissen, doch jetzt, wo ich ihre Stimmen höre, bemerke ich, wie sehr sie mir fehlen.“
Jasper hatte in diesem Moment Angst, dass sie es sich anders überlegen könnte, dass sie Hogwarts den Rücken kehren würde, um in ihr normales Leben zurück zu kehren. Er musste also versuchen ihr das zu geben, was ihre Freunde ihr gegeben hatten. Sicher, er konnte sie nicht ersetzen, aber er konnte zumindest versuchen, dass sie sich hier wohl fühlte.
Er zog sie in den Arm und küsste ihre Haare.
„ Ich vermisse dich jetzt auch schon“, flüsterte er ihr zu und Jade grinste.
„ Das brauchst du nicht, ich komme dich doch besuchen.“
Zugegeben, der Gedanke dass sie die Malfoys besuchen würde, war noch merkwürdiger, als der, dass sie Hermione, Ron und Ginny kennen lernen würde, immerhin waren sie damals die „Guten“ gewesen, während die Malfoys zu den „Bösen“ gehörten, die noch gerade so die Kurve bekommen hatten. Sie wollte gar nicht darüber nachdenken, was nicht aufgeschrieben wurde. Jaspers Vater sollte dazu gezwungen worden sein Dumbledore zu töten, stattdessen hatte es Severus Snape gemacht, weil er Dracos Mutter – also Jaspers Großmutter – den unbrechlichen Schwur gegeben hatte. So soll Draco auf kurze Zeit den „Elder Wand“ besessen haben, der mächtigste alle Zauberstäbe der je geschaffen wurde, aber das waren nur Gerüchte, angeblich gab es so etwas wie den Elder Wand ja nie. Viel Geschichte steckte in diesen Familien, Geschichte die, die komplette Welt der Zauberer verändert hatten und die noch so jung war, dass sie zum greifen nahe war.
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Im Laufe der Zugfahrt besuchte Jade Dominique, Rose, Hugo, Lysander und Lorcan und die ganzen anderen Gryffindors. Scorpius hatte sich zu seinen eigenen Freunden gesellt – eine Beziehung zwischen zwei verschiedenen Häusern war wohl doch nicht so einfach. Natürlich hatte Jade es nicht vermeiden können auf James zu treffen, doch sie übten sich darin sich zu ignorieren.
Gegen Abend kam London recht nahe und Jade konnte es kaum noch erwarten ihre Eltern endlich wieder zu sehen. Es war nicht schwer für sie von ihren Eltern getrennt zu sein, immerhin war sie vorher auch auf einem Internat gewesen, doch es war so viel in den vergangenen Monaten passiert, dass alles aus ihr herausplatzen wollte.
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Ungeduldig stand sie an der Tür als der Zug in den Bahnhof einfuhr und Jasper stand dicht hinter ihr. Er half ihr beim Ausstieg, so wie es sich für einen wohlerzogenen, jungen Mann gehörte.
„ Willst du meine Eltern kennen lernen?“, flüsterte er ihr zu und Jade nickte nur, dabei schlug ihr Herz deutlich schneller. Sie war dabei ‚Geschichte‘ kennen zu lernen. Jasper ging mit ihr Hand in Hand und führte sie zu seinen Eltern. Seine Mom nahm ihn herzlich in die Arme und sein Vater klopfte ihm auf die Schulter.
„ Mutter, Vater, dass ist Jade, Jade Black“, stellte er sie vor und Jade lächelte fröhlich und reichte beiden die Hand.
„ Mr und Ms Malfoy, es freut mich Sie kennen zu lernen.“
„ Uns auch, wir haben schon viel über dich gehört“, erwiderte Jaspers Mom und Jade fand das schon recht merkwürdig, da es sich anhörte wie etwas, was sie sagen könnte.
„ Dad, ist es in Ordnung wenn Jade uns in den Ferien besucht?“, fragte Jasper gleich. Mr Malfoy blickte zu Jade und ein Schauer lief ihr über den Rücken.
„ Sehr gerne“, antwortete er knapp und tat etwas, was man als ein Lächeln deuten könnte.
„ Jaaaaaaaaaaaaade!“, hallte es quer über den Bahnhof und Rose fuchtelte mächtig mit den Armen, so das Jade anfing zu lachen.
„ Ich glaube ich muss los“, sagte sie und verabschiedete sich von den Malfoys. Jasper begleitete sie noch ein paar Schritte und gab ihr zum Abschied einen Kuss auf die Wange und drehte sich um. Jade ging zu Rose hinüber und ehe sie sich versah wurde sie gedrückt.
„ Es ist so schön dich endlich kennen zu lernen.“
Als Jade wieder atmen konnte, sah sie dass es Ginny Potter war, die sie da so herzlich in Empfang genommen hatte.
„ Hallo“, sagte sie, einfach weil sie gar nicht mehr rausbekam.
„ Hallo Jade, ich hoffe dir geht es gut.“
Harry drückte ihre Hand und sie sah, dass sie von einigen Leuten umzingelt war. Ron und Hermione stellten sich ihr vor, Fred begrüßte sie und stellte ihr Angelina, seine Frau vor.
Jade war leicht überfordert, so viel Aufmerksamkeit hat sie seid ihrer Ankunft in Hogwarts nicht mehr bekommen.
„ Du bist unser neuer Harry“, sagte Ginny schließlich und lachte. Jade verstand die Pointe nicht und schaute so lange verwirrt bis sie jemand aufklärte.
„ Früher haben sie alle immer um Harry gekümmert und es war immer ein Massenauflauf wo er war“, erklärte Hermione lächelnd.
„ Kommst du an Weihnachten?“, erkundigte sich Harry und Jade schielte zu James rüber. Sie hatte wirklich Lust all diese Leute besser kennen zu lernen – noch mehr Geschichte – aber mit James würde es Mord und Totschlag geben.
„ Achte nicht auf ihn, er ist etwas hitzköpfig“, sagte ihr Ginny leise.
„ Ja, aber dass hat er eindeutig von dir und nicht von mir“, fügte Harry hinzu.
„ Wir würden uns wirklich freuen“, meinte Ginny weiter und wie konnte Jade da nein sagen?
„ Okay, ich hole dich am 26. Morgens ab – mit dem Auto, keine Sorge.“
Jade lächelte erleichtert und begleitete die anderen aus dem Gleis 9 ¾ , wo auch schon ihre Eltern auf sie warteten, von ihnen wurde Jade natürlich herzlich begrüßt.
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Die kommenden zwei Tage zu Weihnachten hin vergingen wie im Flug. Jade hatte so viel zu erzählen, auch wenn ihre Eltern wahrscheinlich nur die Hälfte von dem verstanden, was sie ihnen erzählte. Zu Hause machte sie zuerst den Computer an und surfte Stunden im Internet, schaute sich Charts an, lud sich die neuste Musik runter, telefonierte mit ihren Freunden, wusch sich die Haare nur um einen Föhn und ein Glätteisen zu benutzen und machte all die anderen Dinge, die sie in Hogwarts nicht tun konnte. Alles erschien ihr so unwirklich und sie musste sich ermahnen keine Magie einzusetzen und es machte ihr Spaß. Am ersten Abend ging sie ins Kino mit Maria. Danach schlief Maria bei Jade und sie quatschten sich gegenseitig die Ohren blutig. Jade musste zwar aufpassen was sie erzählte, aber vieles konnte sie erzählen, so berichtete sie auch von dem Doppeldate am Winterball. Maria lachte herzlich.
„ Also, du willst mir erzählen, dass du nicht nur mit einem gutaussehenden Jungen auf dem Ball warst, sondern mit zwei und mit dem einen jetzt zusammen bist und du in den Ferien bei BEIDEN eingeladen bist!?!?!?!“
„ Genau so.“
Jade war das Ganze immer noch etwas unangenehm und wenn man es aus dem Mund einer anderen Person hörte, hörte es sich doch sehr suspekt an.
Den nächsten Tag verbrachte sie mit ihren Eltern und erzählte ihnen dass sie am 26. Dezember bei den Potters eingeladen war und auch noch zu den Malfoys gehen würde.
„ Ich sehe, du hast gut den Anschluss bekommen“, sagte ihre Mutter erstaunt, die natürlich nicht wusste, dass Scorpius ihr Freund war und dass die Potters, die Weasleys und die Malfoys unheimlich einflussreiche Familien waren.
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Als sie abends vor ihrem Computer saß, klopfte etwas an ihr Fenster. Eine kleine Eule saß auf ihrem Fenstersims und brachte ihr eine Nachricht. Eilig ließ sie die kleine Eule hinein und löste den Brief von dem kleinen Beinchen.
Liebe Jade,
ich hoffe du genießt die Tage zu Hause und kannst deine Freunde besuchen. Ist es in Ordnung für dich, wenn du am 27. Dezember kommst? Mutter sagt du kannst im Gästezimmer schlafen und am nächsten Morgen mit uns zu Kings Cross kommen. Bei den Potters kannst du das Flohnetzwerk nutzen, ich habe ihnen schon einen Brief geschickt.
Bitte antworte mir schnell, ich will von dir lesen.
Jasper
Doch bevor Jade ihm antwortete versorgte sie die Eule, gab ihr Wasser und ein Stück Brot. Sie schrieb ihm, dass sie es so machen können und dass sie sich freute. Und so machte sich die kleine Eule wieder auf den Weg.
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Am Weihnachtsmorgen traf sie sich mit ihren ganzen Freunden in einem Café in der Stadt. Das war Tradition. Die meisten waren mit ihrer Eltern da und sie frühstückten alle zusammen. Natürlich hatten die jüngeren einen eigenen Tisch und Jades neue Schule schien irgendwie Hauptthema zu sein.
„ Gefällt es dir denn? Wo liegt es noch mal?“, wollte Agnes wissen.
„ In Schottland, wir haben einen Wald in der Nähe, doch wir dürfen nicht hinein und einen See. Es liegt total schön“, schwärmte Jade.
„ Wie hast du gesagt heißt die Schule?“, fragte Peter. Jade hatte natürlich noch nie gesagt wie die Schule hieß, aber sie hatte sich auf diese Frage vorbereitet.
„ George Heriot’s Schule“, antwortete sie ihn überzeugend – sie hatte geübt.
„ Und du möchtest dort wirklich bleiben? Hier sind doch deine ganzen Freunde, wir gehen alle auf das gleiche Internat….“
Brian meldete sich zu Wort und natürlich war es ihm nicht recht, dass sie plötzlich nicht mehr da war. Jade biss sich auf die Lippen.
„ Ich vermisse euch alle“, begann sie und ein Seufzen ging durch die Runde, „aber ich habe dort auch Freunde gefunden. Es gibt dort sehr viele nette Leute, die mir sehr geholfen haben. Die Schule ist anders als alles was ich kannte und es gibt so viele neue Dinge zu lernen. Der Unterricht ist ganz anders aufgebaut und irgendwie fühlt es sich … speziell an.“
Nichts von dem was sie sagte war gelogen, doch musste sie vorsichtig sein, dass sie nicht zu viel verriet.
„ Wie heißt der Junge?“, fragte Michelle trocken.
„ Bitte?“
„ Also komm, da muss doch ein Typ mit drinnen hängen….“
„ Quatsch!“, aber irgendwie schien ihr niemand zu glauben.
Weihnachten mit der Familie war schön, allerdings waren die Geschenkideen ihrer Eltern leicht eingeschränkt, da in Hogwarts ja nichts elektronisches funktionierte, so bekam sie überwiegend neue Klamotten. Die paar Tage waren so schnell verflogen, dass sie jede Minute mit ihren Eltern genoss.
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Am nächsten Morgen wurde Jade dann auch schon von Harry abgeholt. Um 10 Uhr klingelte es und Jade hatte schon befürchtet, dass wieder so viele Leute kommen würden, doch Harry war alleine.
„ Frohe Weihnachten!“, sagte er lächelnd und Jades Mom bat ihn hinein. Während Jade die letzten Sachen zusammen packte servierte ihre Mutter im Tee, es war offensichtlich, dass sie mehr über den Mann, bei dem ihre Tochter die Nacht verbringen würde, erfahren wollte.
Letztendlich saßen sie im Auto, ein ganz normaler Kleinwagen, nicht zu auffällig, nicht zu unauffällig.
„ Danke“, sagte sie und lehnte sich zurück.
„ Wofür.“
„ Dass Sie alleine gekommen sind.“
Jade lächelte verlegen, doch Harry grinste.
„ Ich kann es nur zu gut verstehen, wie du dich fühlst. Damals, zwei Jahre vor dem großen Kampf, hatten meine Tante und mein Onkel mich in meinem Zimmer eingesperrt. Ich dachte ich würde Hogwarts nie wieder sehen und auf einmal kam der Orden des Phoenix um mich zu holen – mit fast einem Dutzend Leute. Ich habe mich damals auch leicht erdrückt gefühlt“, erzählte er und blickte auf die Straße.
Der Orden des Phönix, Jade hatte vieles darüber gelesen, zu überlegen mit einen von ihnen im Auto zu sitzen war wie mit Napoleon zum Kaffee verabredet zu sein.
„ Sag mal, was ist mit dieser Katze?“
Harry deutete auf Pan, der ruhig in ihrem Schoß lag und schlief.
„ Wieso?“
„ Na ja, er ist etwas … groß.“
Tatsächlich war Pan etwas groß und wer weiß wie groß er noch werden würde. Jade war es egal und zuckte mit den Schultern.
„ Vielleicht ist er eine Wildkatze … oder das Futter in Hogwarts ist zu gut.“
„ Du solltest mal Professor Tarver fragen, ob mit ihm alles in Ordnung ist“, schlug Harry vor.
„ Ja, mache ich.“
Sie fuhren ziemlich lange. Ginny hatte ihnen Sandwiches gemacht und Harry hatte Butterbier eingepackt.
„ Und du gehst Morgen zu den Malfoys?“, erkundigte sich Harry und seine Neugierde war nicht zu überhören.
„ Ja, Sir.“
Harry lachte fröhlich und meinte: „James hat mir von dem Doppeldate am Ball erzählt.“
Jade lief rot an, es war nicht gerade sehr angenehm mit dem Vater eines ihrer Doppeldates zu sprechen.
„ Ich kenne Scorpius nicht sehr gut und ich will nichts Schlechtes über die Familie Malfoy sagen, die Vergangenheit ist vergangen und es wächst eine neue Generation heran, die nicht für die Fehler der Vergangenheit zahlen soll. Ich denke du weißt schon ganz gut mit wem du dich umgibst und lass dich nicht beeinflussen.“
Jade nahm sich diesen Rat zu Herzen.
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Gegen Mittag erreichten sie das Haus der Potters. Es lag in einem kleinen Dorf, eindeutig ein Zaubererdorf. Es gab circa 30 weitere Häuser, dass Städtchen könnte aus einem Bilderbuch stammen. Schöne Vorgärten, ordentliche Häuser, saubere Straßen. Das Haus der Potters war das Größte und Jade sollte bald heraus finden wieso.
Die Tür ging auf und es war schon ein Stimmengewirr zu hören. Als sie in das große Wohnzimmer kam, dachte Jade bei einem Rockfestival zu sein. Ungefähr 20 Leute waren in dem Raum verteilt, saßen auf den Boden, vor dem Kamin, auf den Sesseln oder hinten am Tisch. Jade strahlte förmlich, es war alles ziemlich aufregend. Es dauerte eine halbe Stunde bis sie alle begrüßt hatte, James kleinen Bruder kannte sie aus Hogwarts und die Jüngste, Lilly, hatte sie an Kings Cross gesehen. Ron und Hermine waren da mit Hugo und Rose, des weiteren Teddy Lupin, der Ziehsohn der Potters und Sohn von Nymphadora Tonks und Remus Lupin, die beide in der großen Schlacht um Hogwarts umgekommen waren. Angelina und George waren mit Fred da und Bill, ein weiterer der Weasleybrüder, leistete ihnen auch Gesellschaft und hatte ebenfalls Frau und Tochter dabei.
James ignorierte sie weiterhin und Jade tat es ihm gleich. Sie saß mit Hermine und Ginny zusammen und sie plauderten viel über die Schule. Hermine empfahl ihr einige Bücher, die sie unbedingt lesen musste und gab ihr Tipps. Ron und Harry betrachteten das Ganze skeptisch.
„ Oh je, da wird wohl eine neue Hermine in Hogwarts heranwachsen“, sagte Ron theatralisch und gesellte sich zu ihnen.
„ Ich erzähle dir jetzt mal von den wirklich Wichtigen Dingen die du in Hogwarts wissen musst“, begann Ron und Ginny und Hermine rollten die Augen.
„ Also, im verbotenem Wald leben Riesenspinnen, vor denen solltest du dich unbedingt in Acht nehmen, die sind nicht gerade gastfreundlich. Und, oh, ich hoffe du sprichst keine Parseltongue, wenn doch, dann solltest du dich von der Mädchentoilette im ersten Stock fernhalten. Hmm… ob der Raum der Wünsche überlebt hat?“, fragte er eher sich selbst als die anderen.
„ Harry, das müssen wir mal testen.“
Harry grinste nur und nickte seinem Freund zu.
„ Also, was haben wir noch, klar, die ganzen Geheimgänge aus Hogwarts raus. Da wäre die peitschende Weide –„ „Die kenne ich schon“, sagte Jade und Ron hob erstaunt die Augenbraue.
„ Okay, dann haben wir noch den geheimen Gang hinter der Statue … oh, soll ich dir verraten wo der Eingang zu den Slytherins ist? Harry und ich waren einmal dort gewesen, eine ziemlich gruselige Geschichte ….“
„ Gut, genug davon, die Kinder müssen nicht alle Wege aus Hogwarts raus kennen“, sagte Ginny lachend und Ron ließ das Thema fallen.
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Das Abendessen war riesig. Jade dachte es nehme überhaupt kein Ende. Nach ein paar Stunden und unzähligen Gängen lehnte sie sich zurück.
„ Ich glaube ich kriege keinen Bissen mehr runter“, verkündete sie lachend und den anderen ging es auch nicht viel besser.
Nach dem Essen gingen die Jungs und Männer nach draußen und schwangen sich auf die Besen. Lily wollte natürlich auch fliegen, aber sie war noch zu klein.
Jade blieb mit Hermine in die Küche und schaute ihr zu, wie sie mit ein paar Zaubersprüchen den Abwasch dazu brachte sich selbst zu erledigen.
Hermine machte ihnen einen Tee und sie setzte sich zu dem Mädchen.
„ Wie geht es dir?“
„ Gut, ja gut, es ist nur alles sehr viel. Ich dachte ich hätte mich langsam an die Zauberei gewöhnt ….“
Hermine betrachtete sie lächelnd.
„ Das ist normal, mir ging es anfangs auch nicht anders, ich habe es mir nur oft nie anmerken lassen und habe alles versucht vorzulesen um auf alles vorbereitet zu sein“, erzählte sie.
„ Ja, ich lese auch viel. Es ist so unglaublich mit euch allen hier zu sein, es ist … besonders.“
Jade war es unangenehm, immerhin leben sie ja alle noch und Jade dachte über sie wie über historische Figuren aus einem Museum.
„ Na ja, wir haben getan was wir tun mussten, wenn wir die Wahl gehabt hätten, hätten wir uns auch den einfacheren Weg ausgesucht. Wir haben getan was jeder andere in unserer Situation getan hätte – zu retten, was noch zu retten ist. Glaube mir, es gab viele Momente, an denen wir am liebsten aufgegeben hätten. Der Tod von Sirius war schlimm für Harry, sie standen sich sehr nahe.“
Jade hörte ihr zu, nippte am Tee und nickte gelegentlich.
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Die Nacht verbrachte sie im Zimmer von Lilly, gemeinsam mit Rose. Sie schliefen schnell ein, denn der Tag war ziemlich anstrengend und wurden am Morgen von Ginny geweckt. Das Frühstück war gut und üppig. Jade kam sich vor als versuchte man sie zu mästen.
„ So Jade, ich glaube es ist Zeit, dass du zu den Malfoys gehst, sie erwarten dich gegen 11 Uhr“, meinte Harry und Jade nickte.
Am liebsten wäre sie noch länger hier geblieben, aber sie freute sich auch Jasper zu sehen und so packte sie ihre Sachen zusammen.
„ Vielen Dank für alles“, sagte sie zu Ginny und Hermine und nahm sie in den Arm.
„ Gern geschehen, du bist hier jederzeit willkommen“, entgegnete Ginny und glücklicherweise sahen beide nicht wie James im Hintergrund die Augen rollte.
Jade stieg in die grüne Flamme und sagte deutlich „Malfoy Villa, West Corning“ und schon begann der Horror. Feuer loderte um sie herum auf und Jade hielt ihre Tasche gut fest und schloss die Augen. Wie aus dem Nichts landete sie hart und unterdrückte ein Husten.
„ Na, das üben wir aber noch mal“, sagte Jasper grinsend und reichte ihr die Hand.
„ Fröhliche Weihnachten“, fügte er hinzu und umarmte Jade.
„ Ah, ich sehe Ms Black ist eingetroffen.“
Mr Malfoy kam um die Ecke und betrachtete das Pärchen.
„ Jade, bitte. Vielen Dank für die Einladung.“
Obwohl Jade sonst sehr vorlaut war, schaffte Mr Malfoy es trotzdem, dass sie etwas eingeschüchtert wirkte.
„ Es ist mir eine Ehre“, erwiderte Mr Malfoy und Jade fragte sich, ob es ironisch gemeint war oder nicht, jedenfalls wirkte er höflich.
Jasper ergriff das Wort und somit auch Jades Rettung.
„ Komm, ich zeige dir das Haus“, meinte er und ergriff ihre Hand. Das Haus war riesig, das Haus der Potters wirkte sogar klein dagegen. Unzählige Gemälde und antike Gegenstände gab es im ganzen Haus und Jade bekam eher das Gefühl in einem Museum zu sein.
„ Und das ist mein Zimmer ..“, damit öffnete er die Tür zu dem Zimmer. Vorsichtig lugte Jade hinein, dass Zimmer war groß, hell und ordentlich – also das Gegenteil von dem was sie erwartet hatte.
Auf dem Boden lag ein flauschiges Fell und Jasper ließ sich darauf nieder, Jade bedeutend, dass sie sich zu ihm setzen soll.
„ Ich habe dir etwas zu Weihnachten geholt“, begann er und holte drei Päckchen aus dem Regal hinter sich. Jade zog die Augenbrauen hoch.
„ Danke …“, murmelte sie, nun doch etwas verlegen, und nahm die Geschenke entgegen.
„ Das da zuerst“, sagte Jasper aufgeregt und deutete auf eines der Päckchen.
Das Päckchen enthielt Ohrstecker mit blauen Steinen, das nächste Päckchen, auf das Jasper deutete, enthielt ein Buch mit Zaubersprüchen und das letzte Päckchen, enthielt ein Amulette. Jade betrachtete es aufmerksam, dass Wappen der Blacks war darauf zu sehen.
„ Etwas Blaues, etwas Neues und etwas Altes – ich weiß, es fehlt noch etwas Geborgtes, aber wenn es Geborgt ist, kann man es doch nicht verschenken …“, seine letzten Worte hörten sich leicht verwirrt an und Jade kicherte.
„ Das macht man bei Hochzeiten, nicht an Weihnachten“, erklärte sie ihm und grinste über die süße Verwechslung.
„ Ach so … jedenfalls ist das Amulette von Bellatrix Le Strange – geborene Black, sie war die Tante meines Vaters und die Cousine von Sirius Black, ich weiß, sie war wohl nicht die netteste Person, aber na ja, es gibt sonst keine Blacks mehr, an die man es weitervererben könnte ….“
Bellatrix Lastrange, Deatheater, 14 Jahre in Askaban, Schwester von Jaspers Großmutter, Mörderin von Nymphadora Tonks und von Molly Weasley bei der Schlacht um Hogwarts getötet. Wahrlich, sie gehörte nun wirklich nicht zu Jades Lieblingsverwandten, aber den Grundgedanken fand sie sehr lieb.
Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und beugte sich dann zu ihrer Tasche.
„ Ich habe dir auch etwas geholt…“, kündigte sie an und überreichte ihm ein Päckchen. Jasper nahm es entgegen und packte es vorsichtig aus.
„ Twister …“, las er laut vor und packte das Spiel neugierig aus.
„ Das spielen wir zu Hause immer. Also, du drehst die Scheibe und sie sagte dir welchen Fuß oder welche Hand du auf welche Farbe stellen musst ….“
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Jade hatte lange darüber nachgedacht, was sie ihm holen sollte. Etwas Elektronisches kam nicht in Frage und sie hatte so den leisen Verdacht, dass er alles, was es in der magischen Welt gab, irgendwie schon besitzen würde. Lange Rede, kurzer Sinn, probieren war besser als studieren und so zeigte Jade Jasper wie das Spiel funktionierte. Sie hatten eine Menge Spaß dabei, anscheinend zu viel, denn irgendwann kam Ms Malfoy hoch und steckte den Kopf durch die Tür. Zu diesem Zeitpunkt lagen Jade und Jasper lachend und keuchend auf dem Boden.
„ Oh Mutter, entschuldige, sind wir zu laut?“, fragte Jasper und konnte immer noch nicht aufhören zu lachen. Ms Malfoy hatte ihren Sohn selten so fröhlich und ausgelassen gesehen und es zauberte ihr ein Lächeln auf die Lippen.
„ Nein, nein, macht ihr nur, aber in einer halben Stunde gibt es Abendessen.“
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Das Abendessen bei den Malfoys lief bei weitem steriler ab, als bei den Potters. Sie hatten eine riesige Tafel und saßen nur zu viert an dieser. Sie saßen auf hohen, gepolsterten Stühlen und es wirkte alles sehr exquisit. Während bei den Potters jeder durcheinander redete und es ein wirkliches Fest war, hatte Jade bei den Malfoys irgendwie Angst auch nur zu husten. Das Problem dabei war, dass jedes Mal wenn ihr und Jaspers Blick sich trafen, sie anfingen leise zu Kichern.
„ Also Jade, du hast zwei Klassen übersprungen, dass ist enorm. Wie kommst du denn mit dem Stoff zurecht?“, erkundigte sich Mr Malfoy.
„ Ganz gut, ich habe viel Hilfe und es macht mir sehr Spaß.“
Natürlich erwähnte sie nichts von dem Zeitumkehrer und am besten auch nicht, dass sie nebenbei noch für eine Muggelschule lernte.
„ Welches sind denn deine Lieblingsfächer?“, fragte Ms Malfoy.
„ Ich glaube Zauberkunst und Verwandlung, auch wenn es alles fantastisch ist. Ich bin ja nicht in dieser Welt aufgewachsen und es ist alles sehr neu und sehr anders, so dass ich versuche alles in mich aufzusaugen was geht.“
Ihre Augen leuchteten fast bei ihren Worten und Jasper lachte.
„ Ja und sie hat überall gute Noten, sie wird schon die ‚neue Granger‘ gerufen“, fügte er neckisch hinzu und Jade schaute kurz finster.
„ Ja, Hermine war eine ausgezeichnete Schülerin“, bemerkte Mr Malfoys und das war alles, was er heraus bringen konnte. Was sollte er sonst sagen? Viele Dinge hatte er getan, auf die er nicht stolz war, aber das hatte hier nichts zu suchen.
„ Ich glaube du hast dich schon ganz gut eingelebt, vermisst du deine Freunde sehr?“, erkundigte sich Ms Malfoy freundlich.
„ Na ja, wenn ich in Hogwarts bin, bin ich gut abgelenkt. Jetzt habe ich sie gesehen und es ist schwerer, aber es ändert an meiner Entscheidung nichts. Es wäre einfacher gewesen, wenn ich mit 11 Jahren nach Hogwarts gekommen wäre, dann hätte ich nur diese Schulfreunde.“
„ Das stimmt, aber du musst versuchen aus allem etwas Gutes zu ziehen, auch wenn man es nicht gleich sieht. Wenn du von Anfang an in Hogwarts gewesen wärst, dann hättest du deine Freunde heute nicht.“
Ms Malfoy war wirklich nett und Jade lächelte sie zustimmend an. Vor ihr hatte Jade bei weitem weniger Angst als vor Mr Malfoy.
„ Ich sehe du trägst das Amulette von Bellatrix“, erwähnte Mr Malfoy und Jade blickte auf die Kette.
„ Ehm, ja …“
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Nach dem Abendessen ging sie mit Jasper auf sein Zimmer. Arm in Arm lagen sie auf seinem Bett und redeten über Gott und die Welt. Selten hatte sie sich so wohl gefühlt und genoss die Zeit mit ihm alleine. Irgendwann kam Ms Malfoy in das Zimmer und sagte, es sei Zeit zum Schlafen gehen. Jade verabschiedete sich von Jasper und ging hinüber in das Gästezimmer. Das Bett war riesig, die Decke flauschig und warm, trotzdem lag Jade noch lange wach. Etwas später sah sie einen Spalt Licht, der dann wieder verschwand, jemand war im Zimmer.
„ Schläfst du schon?“, hörte sie Jasper und grinste.
„ Nein“, flüsterte sie zurück. Jasper kroch zu ihr unter die Bettdecke und Jade kuschelte sich an ihn. Sie sprachen noch eine Zeit lang miteinander und fielen irgendwann ins Schweigen und kurze Zeit später waren sie eingeschlafen.
Jasper schlich sich früh aus dem Gästezimmer heraus um in sein eigenes Bett zu gehen, nicht dass jemand ihn noch dabei erwischte. Nicht auszudenken welche Standpredigt er sich anhören müsste. Wenn es nach ihm ginge, könnten die Ferien noch ewig so weiter gehen, die Lust auf Hogwarts war ihm irgendwie vergangen. Hier war alles so unkompliziert, so einfach, so richtig. Die nächsten Ferien würden lange dauern und er konnte es kaum noch erwarten wieder seine Ruhe mit Jade zu haben.