Jiyong und Mia plauderten recht lange und schon in der Nacht spürte sie es heran kriechen: Eine Erkältung.
Es begann mit solchen trivialen Kleinigkeiten wie Kopfschmerzen und ein ‚Schlaff-Gefühl‘. Das war in ihrem Beruf aber auch nichts Ungewöhnliches, oft hatte sie nach einem anstrengenden Tag Kopfschmerzen, normalerweise half dann aber auch eine Tablette. Doch dann fing auch noch an ihre Nase zu laufen, die Nebenhöhlen taten weh und genauso all ihre Gelenke. In dieser Nacht machte Mia so gut wie kein Auge zu und wälzte sich von einer Seite auf die andere.
Am Morgen war klar dass sie körperlich und mental nicht im Stande war irgendetwas zu tun. Also rief sie den Dong Bang Shin Ki Manager an und sagte sie würde heute krank zu Hause bleiben.
Unruhig und im Elend versunken lag Mia irgendwann in der Hängematte und versuchte dort zu schlafen, doch dann klingelte es an der Tür.
„Keiner da …“, murmelte sie. Dann klopfte es an der Tür und Mia fiel fast aus der Hängematte um die verdammte Tür zu öffnen.
„Mia!“
Leeteuk und Eunhyuk stürmten in die Wohnung und blieben stehen.
„Du siehst ja furchtbar aus!“
„Thanks guys … I mean … really? You came all the way to tell me that I look terrible?“
Deutlich knatschig ging sie zurück in die Händematte. Sie war blass und hatte tiefe Augenrinne und noss ständig vor sich hin.
Vom schlechten Gewissen geplagt liefen Eunhyuk und Leeteuk ihr hinterher und setzten sich auf die beiden Korbstühle im Wintergarten.
„Wir haben einen Arzt angerufen, er wird bald kommen“, meinte Leeteuk und Mia schlug die Decke zurück.
„Nein, nein, nein, ich kann nicht richtig krank sein! Morgen ist das weg!“
Es musste Morgen weg sein, viel zu viel stand die nächsten Tage an. Morgen war Kims Geburtstag und sie hatte abends ihre Radiosendung. Samstag war Zoeys Party, am Sonntag das Dream Team und am Montag I-Tasia. Das waren alles Sachen für die sie fit zu sein hatte, sie konnte es sich nicht erlauben ausgerechnet jetzt krank zu werden.
Die beiden Musiker tauschten einen Blick aus.
„Der Arzt ist sehr gut, er wird dir Medikamente geben, mit denen bis du bald wieder auf den Beinen“, versicherte ihr Eunhyuk und das Schlimme war, dass Mia sich nicht wehren konnte.
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Eine halbe Stunde später klingelte es wieder und Leeteuk öffnete die Tür. Der Arzt stellte sich Mia vor und fing an sie zu untersuchen. Er maß ihren Puls, der unter normalen Umständen schon so gut wie nicht vorhanden war und hörte sie ab, maß Fieber und schaute in Ohren und Rachen.
„Tja Frau Martin, da haben sie sich eine ganz schöne Erkältung zugezogen. Ich lasse Ihnen etwas für die Schmerzen und den Schnupfen da, aber ansonsten müssen sie sich ein paar Tage ausruhen, viel trinken und schlafen.“
„Ja Herr Doktor“, sagte sie monoton. Anstatt das er ihr irgendein super-duper Medikament gab das sie 24 Stunden ausnockte und Morgen als neugeborener Mensch auferstehen ließ. Blöde Mediziner.
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Zu Mias Elend kam dazu das Eunhyuk und Leeteuk dachten Krankenschwester spielen zu müssen, weil Mia sich ja auch immer um sie kümmerte, wenn sie krank waren. Dabei wollte Mia nur eines: allein sein.
„Denkst du nicht du solltest dich lieber ins Bett legen?“
Eunhyuk betrachtete skeptisch die Hängematte.
„No“, stöhnte Mia.
„Miaaaa, ich habe Teeeeee.“
Leeteuk jonglierte ein Tablett in der Hand, gefüllt mit Früchten, Gepäck und einer Teekanne.
„Not hungry“, jammerte sie.
„Du musst essen, keine Widerrede.“
Mias Antwort darauf war sich umzudrehen und die Augen wieder zu zu machen.
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Es war ungefähr 13 Uhr als Mia die Augen aufschlug. Alles war still. Langsam drehte sie sich um, um zu gucken wo sich ihre beiden Krankenschwestern versteckt hatten, doch sie sah niemanden. Verwundert richtete sie sich ein wenig auf und fand einen Zettel auf dem Tablett.
‚Hallo Mia, wir müssen jetzt weg, wir rufen dich aber später an. Gute Besserung – Mama & Papa‘.
„Ein Glück!“
Und schon ließ sie sich wieder zurück fallen. Es war schon schlimm sich elend zu fühlen, aber sich elend zu fühlen ohne das man es zeigen durfte, weil andere da waren und man ja auch nicht jedem vor dem Kopf stoßen wollte, war noch viel schlimmer. Jetzt war sie allein und konnte sich ihrem Elend so richtig hingeben.
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Und wie tat man das am besten? Erst mal hatte sie einigermaßen ausgeschlafen und war wach. Im Wintergarten war es im wachen Zustand viel zu hell, also verzog sie sich nach drinnen. Mias ganzer Körper schmerzte und so ließ sie sich ein Bad ein, in der Hoffnung dass die Wärme helfen würde. Natürlich half das nur bedingt und eine Stunde später saß sie auf der Couch und begann mit der ersten Staffel von True Blood.
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Sie vermisste Donghae, doch der war jetzt schon bei M! Countdown. Er hatte ihr vorhin ihr eine Nachricht geschickt um sie nicht zu wecken und hatte versprochen nach der Sendung zu ihr zu kommen, aber bis dahin würden noch Stunden vergehen und irgendwie wollte sie ihn jetzt bei sich haben. Mia stand auf um sich im Wohnzimmer sein Kissen zu holen. Wenn sie schon nicht ihn hatte, so hatte sie doch zumindest sein Kissen.
Das faul Herumliegen wurde Mia aber auch schnell zu langweilig, sie wusste ja gar nicht mehr, wie es war zu chillen und sich auszuruhen, also rief sie Kaylee an.
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„Okay, I’ve got your food and your drinks, the stuff from the supermarket and those asprins.“
Kaylee kam vollgepackt in die Wohnung und stellte alles erst mal in der Küche ab.
„Thanks.“
Mia stürzte sich sofort auf das Essen. Das Phänomen, das manche Menschen haben, wenn sie krank sind und einfach keinen Hunger bekommen, war an Mia spurlos vorbei gezogen. Im Gegenteil, wenn sie krank war hatte sie ganz merkwürdige Gelüste, vielleicht könnte sie später Donghae damit linken, wenn sie auch noch ihren Bauch aufblähen würde, was sie sehr gut konnte, würde Donghae wahrscheinlich schon los ziehen und Spielzeug und eine Wiege kaufen. Gruselig dass sie bei dem Gedanken daran krank zu sein zum Thema Schwangerschaft umswitchte, hmmm …
„Shouldn’t you be in bed?“, fragte Kaylee und schaute Mia besorgt an.
„I’m tired of being tired. But we have something to do.“
Vor ein paar Tagen hatte Mia mit den Leuten aus dem Marketing gesprochen, die Mia die Kontaktdaten gegeben hatten, von der Firma die die Fotobücher für SM drucken und die wiederum schickten Mia die Software, mit der sie ein Fotobuch erstellen konnte und da stockte es. Halbherzig hatte sie die letzten Tage versucht ein Fotobuch aus den Brasilien-Bildern zu basteln, aber wirklich grün war sich die Deutsche mit der Software noch nicht geworden und sie vermisste ihre alten Seiten, auf denen sie Fotobücher erstellt hatte. Mia war fast so verzweifelt gewesen, dass sie sogar überlegt hatte auf die klassische Art die Fotobücher zu machen, da sie jedoch für jeden Teilnehmer der Expedition eins machen wollte, wäre das manuelle Erstellen wohl doch sehr Zeitaufwendig.
Nun saßen sie beide grübelnd vor Mias Laptop.
„You know I don’t even can read this“, meinte Kaylee.
„What about female inuition?!“
„What about yours?!“
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Es dauerte Stunden bis sie das Fotobuch fertig hatten. Einmal hatte Mia alles gelöscht und musste wieder von vorne anfangen – nachdem sie sie alle koreanischen Schimpfwörter, die ihr ein Begriff waren, auf den Laptop niederrasseln ließ. Doch dann war es fertig. 90 Seiten hatte sie gefüllt mit lustigen Bildern der Jungs, tollen Landschaftsbildern von den Stränden und Sonnenuntergängen und den Bildern aus Salvador und Rio.
„Wow, this looks amazing.“
„It was“, gab Mia zufrieden zu und schickte die fertige Datei an die Druckerei.
Kurz danach schlief Mia wieder ein und Kaylee blieb bei ihr. Gegen 20 Uhr hörte sie die Tür.
„MIA!“, rief Jaejoong fröhlich, doch schon kam die Amerikanerin angerannt.
„Hush! She’s sleeping!“
Was ein Trampeltier. Bedröpselt schaute JJ zu der Frau und legte die Schokolade und die Blumen auf den Tisch. Kaylee schnappte sich diese sofort.
„They need water you …“
Ja, er war ein bekannter Sänger und deswegen versuchte Kaylee sich abzugewöhnen ihn ständig anzukeifen, doch manchmal benahm er sich nur dämlich.
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Sie brachte Jaejoong in den Wintergarten, stellte ihm einen Kaffee hin und machte die Tür zu. Der Koreaner schaute skeptisch zu der Tür und dann zu der Assistentin, irgendwie hatte er das Gefühl dass sie ihm etwas antun wollte. Kaylee setzte sich ihm gegenüber.
„I need to have a word with you.“
„Alright.“
„Stop beeing friends with Mia.“
„What?!“
Ja, sie wollte ihm also etwas antun.
„She told me she had a talk with Donghae about you. He saw the pictures of the two of you on the news and he freaked. Because of you and Mias fake date-what-so-ever-thing beginning of the year netizen are a little sensitive when it comes to you and Mia beeing friends and Donghaes doesn’t want anybody talking bad about Mia so he asked her to stop hanging around with you and she said ok.“
Jaejoong fuhr sich mit den Händen über den Kopf.
„And why she don’t tell me?“
„Because she likes you, you’re her friend and she don’t wanna hurt you so she will try to balace your friendship so Donghae won’t find out, but things like that never goes well. Somebody will find out and Donghae will be angry with Mia, is that what you want?“
Der Musiker schüttelte den Kopf, nein, das wollte er nicht. Er hatte Mia gerne in seinem Leben, sie hatten Spaß zusammen, aber wenn er ehrlich zu sich war, verstand er Donghae. Anders herum würde er nicht anders reagieren.
„Please keep a little distance to her if you really like her.“
Er kam sich so dumm vor, wie ein kleines Kind. Langsam trank er den Kaffee aus und wünschte sich einen Soju in der Nähe zu haben.
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Als Mia aufwachte war Kaylee weg und Donghae saß grinsend vor ihr mit einem riesigen Teddybären im Arm.
„Hallo Liebling.“
„Donghae!“
Sie drückte ihren Mann an sich, der Teddybär dazwischen.
„I’ve missed you so much.“
„I missed you too.“
„Is Kaylee gone?“
Müde schaute sie sich um.
„Ja, sie ist so vor einer halben Stunde gegangen.“
„Und so lange sitzt du schon da und starrst mich an?“
„Ja, ich wusste ja nicht wann du aufwachst.“
„Kein Wunder das ich aufgewacht bin!“, keifte sie, meinte es aber nicht wirklich ernst und Donghae schmiss ihr den Teddybären entgegen. Mia konnte gar nicht glauben dass sie fast den ganzen Tag verschlafen hatte.
„Willst du mir helfen?“, fragte sie Donghae mit dem Laptop auf dem Schoß.
„Was machst du?“
„Ich suche Lieder für meine Radiosendung.“
Donghae lehnte sich zu ihr rüber und sah das sie eine riesige Exceltabelle angefangen hatte. Oben in den Spalten standen die Themen, nach denen sie die Songs sortierte wie Soundtrack, Boygroup, Bump n Grind.
„Klar.“
Donghae setzte sich vor dem Laptop und durfte Musik-Master spielen wenn Mia ‚weiter‘ sagte. Ungläubig schaute er auf die Anzahl der Dateien.
„Mia…? Sind das alles Lieder?“
„Ja“, sagte sie, als wäre es vollkommen normal an die 9.000 Lieder auf der Festplatte zu haben. Gut, manche waren auch doppelt und es waren auch Hörbücher dabei und allein schon irgendwie 300 Dateien waren nur Cheerleader-Soundeffects, aber Mia hatte eine beachtliche Musiksammlung. Und das war ja noch nicht einmal alles. Mia hatte knapp 700 Alben und viele Sachen waren noch nicht mal auf ihrem Computer, was sie manchmal ärgerte, denn immer wenn sie ein Lied suchte, war es am Ende auf irgendeiner CD anstatt brav als Datei auf der Festplatte zu ruhen.
Was Donghae aber wirklich erschreckte war, dass sie die meisten Lieder sofort erkannte. Er saß ihr gegenüber, sie konnte also nicht auf den Bildschirm gucken und doch, sobald ein Lied anfing fing Mia an den Refrain zu singen oder den Beat nach zu machen. Irgendwann schaute er sie einfach nur grinsend an.
„Yeah, I know, I’m a prototype of Shazam – my friends often used me to find songs.“
Wie oft hatten ihre Mädels vor ihr gesessen und irgendwas vor sich hin gesummt und Mia hatte ihnen sofort sagen können welches Lied es war. Gut, ihre Kenntnisse ‚beschränkten‘ sind auf Hip Hop, Rap, Seoul, R’n’B, Pop und teilweise deutsche Popmusik, aber immerhin.
Es machte Spaß ihr beim Durchdrehen zuzusehen. Obwohl es ihr nicht gut ging ließ sich Mia von der Musik beflügeln und alberte herum. Was Donghae etwas fuchste war, dass sie bei allen Liedern mitsingen konnte und er weniger als die Hälfte überhaupt kannte! Und er dachte er hatte viel Musik, doch da draußen war irgendwo eine ganze Welt voller Musik! Gut, oft hatte er sich nur mit Sachen aus den Charts und MTV beschäftigt, die ganzen Alben kannte er meistens nicht und nun sah er was er alles verpasste. Er musste unbedingt ihre Datenbank klauen!
Immer wieder schrieb Mia Lieder auf, manchmal auch welche die gar nicht liefen, aber zum Beispiel von dem gleichen Künstler waren. Donghae fragte sich wie sie sich das alles behalten konnte, doch es zeigte ihm eine neue Seite an ihr. Er wusste dass sie viel Musik hatte, aber er wusste nicht dass sie die Musik so sehr liebte.
Sie kamen bis zu den Musiktracks mit ‚D‘ und dann machte Mia schlapp. Geschwächt von der Erkältung ließ sie sich rückwärts auf ihre Couch fallen.
„I hate to be sick.“
Sie war nicht müde, sie hatte ja den ganzen Tag geschlafen, aber sie fühlte sich nach nichts, als könnte man gerade mal den Ausschaltknopf betätigen und ein Reboot machen.