Nach dem Training wollten Wooyoung und Junho zwar noch mit Mia weg gehen, doch die hatte andere Pläne. Zuhause wartete ihr Mann auf sie und sie würde ihr Versprechen nicht brechen.
.
.
Es war kurz nach 2 Uhr, als Mia und Donghae im Bett lagen, Arm in Arm und nackt. Heute war Yesungs Geburtstag und irgendwie war alles aus den Fugen. Eigentlich hatte Zoey eine riesige Party geplant, was dazu führte, dass sich der Rest nicht auf diesen Tag vorbereitet hatte. Nun hatte aber auch niemand geglaubt, dass sich die beiden wirklich nicht mehr vertragen würden und nun standen sie da, ohne Party.
„Es ist frustrierend. Die zwei sind zwar ein komisches Paar, aber irgendwie habe ich das Gefühl dass sie gut zusammen passen“, meinte Donghae der wohl an das gleiche dachte.
„Do we have any plan B for today?“
„Also Leeteuk und Eunhyuk wollten, Henry, Siwon und Sungmin weg gehen und heute Abend wollte er wohl nun zu seinen Eltern.“
Trotzdem war es doof, vor allem weil Mias Geburtstagsgeschenk nun auch nicht mehr passte. Sie hatte ein Fußkissen geholt, für den Winter, in das man die Füße stecken konnte wenn es kalt war. Allerdings hatte es vier Eingänge, für vier Füße und somit zwei Menschen. Sie hatte es extra vor zwei Monaten in Deutschland bestellt, weil sie sonst nirgendwo so etwas gefunden hatte und seither lag es eingepackt im Schrank. Super.
.
.
Am nächsten Morgen fuhr Mia früh zu SM Ent. Die anderen würden in einer Stunde ins Fitnessstudio gehen und Mia wollte vorher ein paar Sachen erledigt haben. Sie waren zwar im Moment in Promotion, doch waren sie auch in der Vorbereitung für die Super Show 4 und hatten Tanztraining und studierten die Lieder neu ein um den Fans etwas zu bieten. Sie Shows waren so lange und so gut koordiniert.
„Ah Mia, du bist schon da? Was ist das für ein Päckchen?“
Kim kam in das Büro. Mia hatte das Paket, welches neben ihrem Schreibtisch stand, bisher selbst noch nicht bemerkt.
„Dunno, maybe the photobooks from Brazil“, grübelte sie.
„Übrigens, am Wochenende sind die Castings für die Tänzer für die Super Show 4. Ich habe dich eingetragen.“
Verwundert schaute sie auf.
„Ich? Wieso?“
„Na ja bei der letzten Super Show bist du ja auch eingesprungen, allerdings können wir nicht immer Ausnahmen machen, also muss ich dich zum offiziellen Casting schicken.“
„Nein, nicht das. Wieso soll ich mitmachen?“
Nun war es an Kim verwundert zu schauen.
„Du … du willst nicht?“
„Eigentlich … nicht.“
Sie war Donghaes Frau, hatte genug um die Ohren und wollte eigentlich nicht … dann sah sie Kims enttäuschten Blick.
„Nein, ich mach nur Spaß. Natürlich bewerbe ich mich! Aber denk daran, ich muss zu Tony Moly.“
Der Blick des Managers hellte sich schlagartig auf.
„Natürlich, das weiß ich doch. Deswegen hast du auch Startnummer 3 – sei um 8 Uhr morgens da.“
8 Uhr morgens, für eine Sache die sie nicht wollte. Super, wieso ließ sie sich immer auf so was ein? Sie könnte sich zwar dämlich anstellen, aber das würde wohl auffallen. Na ja, vielleicht würde man sie gar nicht auswählen und sie machte sich nun nur unnötige Gedanken.
.
.
Am Freitag würde die Athletik Weltmeisterschaft in Daegu stattfinden und die Musik Bank wurde dafür dorthin verlegt. Super Junior würden morgens los fahren, doch Mia würde in Seoul bleiben. M81 hatten ein großes Fotoshooting Freitag Nachmittag bei dem sie dabei sein sollte und sie hatte abends ihre Radiosendung. Sie könnte also früh ins Bett gehen um dann am nächsten Morgen um 8(!) Uhr zum Casting zu gehen.
„Gibt es sonst noch etwas?“, fragte sie vorsichtig, da der Mann sich nicht bewegt hatte.
„Packst du das nun auf oder nicht?!“
Kim deutete auf das Paket und brachte Mia zum Grinsen. Von Wegen Frauen waren neugierig. Also öffnete sie es und wie erwartet, waren es die Brasilien Fotobücher. Beide schnappten sich eins und blätterten durch.
„Ihr scheint ja echt einen tollen Urlaub gehabt zu haben … schöne Bilder…“
„Danke.“
.
.
Nachdem Mia mit den Emails fertig war nahm sie das Paket mit ins Auto und fuhr ins Fitnessstudio.
„Hey guys.“
Donghae war heute Morgen noch einmal beim Arzt, sein Knie sah immer noch nicht gut aus und für’s Wochenende musste er wieder fit sein.
Die Jungs schauten auf als Mia mit einem Paket in den Fitnessraum kam.
„Was ist das?“
„Fotobücher aus Brasilien!“
Vorbei das Training. Alle stürzten sich auf Mia oder viel mehr auf das was sie ihnen aushändigte. Schweigen legte sich über die Truppe als jeder mit seinem Buch da saß und sich die Bilder anguckte.
„Wisst ihr, das ist nicht fair. Ich habe Geburtstag und alle bekommen Geschenke“, beschwerte sich Yesung und schaute auf ein Bild von sich und Zoey. Beide waren am Grinsen und sahen so glücklich aus. Mia tätschelte seine Schulter, doch ihr fiel nichts Intelligentes ein, was sie darauf erwidern könnte.
.
.
Was tat Mia eigentlich im Fitnessstudio? Eigentlich rannte sie nur umher und holte den Jungs Getränke und Handtücher, sie ließ es sich aber auch nicht nehmen Kyuhyun zu erklären, was er an den Übungen falsch machte.
„Mia! Das ist so viel anstrengender!“, beschwerte sich der Jüngere.
„Deswegen wird es wird es auch mehr bringen“, sagte sie und korrigierte seine Schultern, schummeln gab’s nicht.
„So und jetzt noch 10…“
„Das hast du vor 20 schon gesagt!“
„Motivation, denk immer an die Motivation. Eines Tages kannst du neben Siwon stehen und dir das Shirt zerreißen ohne doof da zu stehen.“
Kyuhyun schaute sie von unten finster an, unterbrach aber zumindest die Übung nicht.
„Weißt du … als wir zusammen waren … hat es dich auch nicht gestört.“
„Ja, aber wir sind nicht mehr zusammen, schon mal über die Gründe nachgedacht?“, neckte sie ihn und in diesem Moment fing Leeteuk herzlich an zu lachen. Es war ansteckend, die anderen hatten noch die ganze Zeit versucht ein Lachen zu unterdrücken um Kyuhyun nicht noch mehr zu ärgern, aber wenn schon der Bandleader es nicht mehr aushielt, wie konnten sich dann die anderen zurück halten?
Nachdem Kyuhyun die letzten 10 hinter sich hatte, stand er auf und ging in die Umkleide. Mia wollte ihm gerade hinterher, als ihr Handy klingelte. Verwundert sah sie dass es Zoey war die anrief und ging aus dem Hauptraum raus.
„Hey girl, what’s up?“
„Oh, I’m fine. Just wanted to remind you to be there at 8.“
„Be where at 8?“
„The lounge, for Yesungs birthday.“
Stopp, was? Okay, Mia wusste das Zoey ein Separee in einer Lounge gebucht hatte und Einladungen verschickt hatte, doch nachdem die beiden nun wirklich auseinander waren, war das doch vom Tisch, oder nicht?
„Wait, I though you and Yesung broke up. Why would you still be planing his birthday party?“
„Because I’m a good person“ – und Zoey konnte froh sein schnell genug weiter gesprochen zu haben, ansonsten wäre Mia lachend zusammen gebrochen – „just because we might have some temporary“ – das war auch interessant – „issues it doesn’t mean I stop everything I had planed so far. It’s his birthday, the cake is ordered, just make sure everybody is there in time, I’ll text you the address again.“
„Oh-kay“, mehr viel Mia dazu nicht ein.
„Alright, then I see you later.“
„Bye.“
Wie angewurzelt blieb sie stehen und überlegte, was sie tun könnte um die Katastrophe, die da zweifellos auf sie zurollte, aus dem Weg zu gehen.
.
.
Leeteuk stand bei Eunhyuk und Sungmin, als er von Mia am Kragen geschnappt wurde.
„Hey!“, beschwerte er sich, da er zuerst dachte er habe etwas angestellt.
„Folge mir, wir haben ein Problem.“
.
.
„Das ist schrecklich! Wie sollen wir Yesung da hin bekommen?“, entgeistert schaute Leeteuk seine Assistentin an, nachdem sie von Zoeys Plan berichtet hatte.
„Woher soll ich das wissen … aber hey … macht es doch wie bei mir: kidnappt ihn.“
Ein Unterton von ‚nein, ich habe es noch nicht vergessen‘ klang in ihrer Stimme mit.
„Meinst du nicht du bist etwas nachtragend?“
„Nachtragend?! Ich hatte Todesangst!“, beschwerte sie sich.
„Ja, ja okay, lass uns erst mal auf eine Sache konzentrieren. Auf jeden Fall brauchen wir Hilfe.“
.
.
Mia und Leeteuk kamen zurück in den Trainingsraum und die anderen schauten fragend auf. Die beiden teilten sich, Leeteuk schnappte sich Eunhyuk, Mia sich Siwon.
„Folgt uns, wir haben ein Problem“, sagte sie zu den beiden, als sie fragend zurück zu den anderen guckten.
.
.
„Und was sollen wir da jetzt tun?“, fragte Siwon grübelnd.
„Du bist der, der Hilfe von Gott hat“, meinte Mia und Siwon beugte sich zu ihr runter und deutete an sie zu beißen.
„Also um ehrlich zu sein ist Mias Kidnapp-Vorschlag gar nicht so übel“, warf Eunhyuk ein und kassierte einen finsteren Blick. Ja, gut, es wäre eine Alternative, aber keine nette … jedoch hatte das bei ihr auch niemand gestört.
„Wenn ich ehrlich sein soll, so denke ich, dass Yesung noch immer Gefühle für Zoey hat. Ich denke wenn wir ihn dorthin locken er anfangs sauer sein wird, aber es eigentlich das ist, was er will.“
Die drei anderen schauten Siwon an, manchmal war er so weise.
„Hm“, machte Leeteuk anerkennend.
„Ich will nur nicht dass es in einer Katastrophe endet.“
„Zoey war mit in Brasilien, fast zwei Wochen lang, wenn wir das überlebt haben, überleben wir auch diesen Abend“, bemerkte Siwon und brachte Mia zum Kichern.
.
.
Und so entwickelten sie einen Plan. Zuerst würde Leeteuk jammern, dass Yesung seinen Geburtstag nicht mit seinen Bandkollegen verbrachte und dass Yesungs Eltern eigentlich ohnehin keine Zeit hatten, da Händel & Gretel bis 23 Uhr geöffnet war. Wenn er Yesung dann irgendwann genug bearbeitet hatte – oder genug genervt, je nachdem welcher Zustand als erstes eintreten wird – würden sie zu Phase 2 übergehen.
Doch zuerst mussten sie ins Studio und das Repack Album fertig aufnehmen. Heute standen Verbesserungsarbeiten für ‚Superman‘ an. Sie hatten den Song seit letztem Jahr und zur Zeit war es das ‚Vorlied‘ zu Mr. Simple, doch im Repack Album sollte das Lied ein ganzer Track sein und manche Stellen sollten noch einmal aufgenommen werden. Donghae kam ins Studio und wurde erst einmal über den Yesung-Plan eingeweiht, bevor man sie in die Aufnahmekammer stopfte. Es war unnormal dass so viele von ihnen gleichzeitig aufnahmen, oft waren es Einzelaufnahmen, die später mit den anderen übereinander gelegt wurden, doch bei diesem Lied, dieser Hymne, war es angebracht das alle zusammen im Studio waren und zusammen arbeiteten.
Mia saß auf der Couch und bearbeitete Emails, was gar nicht so einfach war, da sie ständig eine Gänsehaut bekommt. Das Lied war eigentlich eine Lobeshymne an Super Junior und SM Town, doch das Gefühl, dass das Lied vermittelte war wie bei einem Boxkampf. Mia sah praktisch schon Henri Maske in die Arena laufen mit ‚Superman‘ als Anthem. Das wäre doch mal was gewesen. Auch die Jungs schienen sich total rein zu steigern und wirkten so ernst. Nicht dass sie ihre Arbeit nicht ernst nahmen, aber manchmal war es so, dass je mehr von ihnen auf einem Haufen hockten, umso mehr tendierten sie dazu Unfug zu machen.
Ihre persönliche Lieblingsstelle war ‚Schupor Junior we are schupor-schupor men‘ und sang das auch brav immer mit.
.
.
Um 16 Uhr machten sie ein spätes Mittagessen. Yesung war bereits auf den Weg zu seinen Eltern – total gestresst von Leeteuk, der so lange rum gemacht hatte, bis Yesung sich überreden ließ, dass Leeteuk ihn um 21 Uhr bei seinen Eltern abholen sollte. Heute gab es – glücklicherweise – keine Livesendung von Sukira, was den Plan ziemlich gut machte.
„Also ich freue mich ja allein schon aus Vergnügungs-Gründen auf heute Abend“, sagte Kyuhyun fröhlich.
„Das ist gemein. Als wir uns früher gestritten haben, haben die anderen uns auch nicht als Fernseher betrachtet.“
„Denkst du.“
Mia schaute sich um und plötzlich schauten alle woanders hin oder tippten ganz beschäftigt auf dem Handy.
„Ryeowook – explain.“
Sie suchte sich das schwächste Mitglied der Kette aus und erschrocken schaute er auf.
„Noona, wir haben alle so wenig Privatleben dass wir, wenn die anderen Privatleben haben, so tun als wäre es unser eigenes. Ansonsten wäre unser Leben viel zu langweilig.“
Nach dieser Ausrede ging ihr Blick sofort zu Donghae, wenn die anderen es bei Donghae und ihr genau so machten wie bei ihr und Kyuhyun, dann war sie wohl nun mit mindestens der Hälfte verheiratet. Ob das legal in Korea war? Am Ende würde sie noch wegen Heiratsschwindel im Gefängnis landen. Hae begriff wohl schnell an was sie dachte und hob die Arme.
„Nein, nein, bei uns ist das nicht so!“
„Wieso auch? Ihr seid voll langweilig.“ Heechul hörte sich genervt an.
„Ah Donghae … ahhh Mia … Ah ich liebe dich so – ich liebe dich mehr – ich liebe liebe liebe dich am aller, aller meisten…. Das ist voll öde! Keine Skandale, keine Geheimnisse, ihr streitet euch noch nicht mal richtig! Da kann ich auch bei meinem eigenen, langweiligen Privatleben bleiben.“
Mias und Donghaes Blicke trafen sich und beide grinste – wenn der wüsste.
„Mia?“
Aus dem Nichts saß dann plötzlich Siwon neben ihr.
„Will you go shopping with me?“
Verwundert schaute sie ihn an.
„Yes, I will“, sagte sie theatralisch als wären sie bei einer Trauung.
Siwon stand auf und reichte ihr die Hand.
„Cupcake, see you at the party“, meinte sie zu Donghae und verließ mit Siwon das Lokal.
.
.
„Also, was brauchst du?“, fragte sie den jungen Sänger als sie im Auto saßen.
„Um ehrlich zu sein will ich mit dir üben.“
„Üben?“
„Ich habe ein Skript für einen Film in Taiwan bekommen und man hat mir die Übersetzung zugeschickt. Ich weiß noch nicht ob ich annehmen soll, deswegen würde ich gerne versuchen mich in die Rolle einzufinden. Doch dazu brauche ich einen Partner“, erklärte er ihr während sie durch die Straßen fuhren.
„No shopping?“, fragte sie enttäuscht und brachte ihn zu grinsen.
„No shopping, but I will buy you ice cream.“
„Seems fair“, entgegnete sie, nachdem sie sich den Vorschlag überlegt hatte.
.
.
Siwon reichte ihr das Skript. Er hatte Zettel an die Stellen gemacht, die er mit ihr gerne durchgehen würde und Mia flog drüber. Es war ein Drama, so halb traditionell, halb modern. Zwei befeindete Familien, die auf Grund von keine Ahnung was seit zwei Generationen miteinander stritten (Mia war zu faul sich das alles durchzulesen), deren Kinder zusammen auf eine Eliteuniversität gingen und Siwon würde wohl aus Zufall der Tutor der ‚Feindes Tochter‘ werden – Mia kam es vor wie eine Mischung aus Romeo und Julia und Gossip Girl. Er wusste wer sie war und auch wenn er wusste, dass sie nicht für den Streit der Familien verantwortlich waren, so würden Gefühle zwischen den beiden die Dinge nur noch komplizierter machen. Sie hingegen hatte so gar keine Ahnung wer er war und das er zu der Familie gehört, die mit ihrer eigenen verfeindet war. Und sie mochte Siwon. Wer mochte ihn nicht? Und je mehr er versuchte sie von sich fern zu halten und je mehr er dafür tat, dass sie ihn eigentlich hasste, umso mehr verliebte er sich in die. Mia saß im Auto und grinste fröhlich, das war so niedlich!
.
.
„Wo sind wir?“
Die Deutsche stieg aus dem Auto und schaute sich um. Sie waren ungefähr eine Stunde gefahren und nun standen sie irgendwo in einem Wald oder Park oder was auch immer das war.
„Wir sind bei Yangpyeong, ein Erholungsgebiet. Ich denke hier haben wir etwas mehr Ruhe als in der Stadt… und es gibt Eiscreme.“
„Sehr gut.“
Es war eine Art Binnengewässer des Hangang, umgeben mit Bäumen und Wiesen. Es war wirklich schön und ruhig. Die Sonne war langsam, ganz langsam am Untergehen und warf ein hübsches Licht über das Wasser. Sie las eben noch im Skript um ein Gefühl für ihre Rolle zu bekommen. Immerhin war sie keine Schauspielerin, doch sie würde versuchen zu helfen, wenn Siwon der Meinung war, dass es ihm dann leichter fallen würde sich zu entscheiden.
.
.
„Ich habe gehört du hast die Ferien in Europa verbracht.“
„Huh?“, machte Mia und schaute zu Siwon, bis sie begriff dass er schon am Spielen war. Sie nickte also und schaute noch einmal auf das Blatt.
„Ich habe den Sommer in Europa verbracht. Wusstest du wie schön Florenz in der Abendsonne ist?“
Siwon lächelte halb und schüttelte den Kopf.
„Nein, das weiß ich leider nicht, aber es scheint dir sehr gefallen zu haben.“
„Ich war etwas einsam … ich hatte Zeit nachzudenken und doch …“
Sie spazierten den Weg entlang, zwei Fahrradfahrer kamen ihnen entgegen, schenkten ihnen jedoch keine große Beachtung.
„Und doch was?“, wollte er wissen und Mia wand sich verlegen ab. Sie merkte wie ihr Herz schneller schlug, auch wenn sie gar nicht wusste wieso.
„Und doch hätte ich gerne jemanden bei mir gehabt, damit ich ihn nicht vermissen muss.“
Bei den letzten Worten drehte sie sich zu ihm um. Sein Blick war traurig als er ihr Gesicht in beide Hände nahm.
„Sprichst du von mir?“
„Wäre es schlimm wenn es so wäre?“
„Ja Mai-Lin, das wäre es. Deine Gefühle für mich sollten keine Bedeutung haben.“
Er versuchte hart zu wirken, doch seine Augen verrieten ihn. Er sah sie so sanft an, als würden seine Gedanken andere Worte formen, doch die falschen verließen seinen Mund.
„Wieso sollte Liebe bedeutungslos sein?“
Sie riss sich von ihm los und eilte von ihm davon. Sie hatten eine kleine Landzunge erreicht und sie lief in Richtung Ufer.
„Wieso sollten wir es nicht verdient haben zu lieben, du und ich? Welche Bedeutung hat ein Leben ohne Liebe? Sag es mir! Nur durch Liebe wird das Leben lebenswert … wenn man sie uns weg nimmt ist es egal ob wir existiert haben oder nicht. Es würde keinen Unterschied machen jetzt zu sterben oder in 70 Jahren, wenn ich keine Liebe erfahren.“
Siwon hatte den Kopf zur Seite gelegt und betrachtete sie. Langsam drehte sie um und ließ die Handtasche fallen und dann tat sie etwas, was er offensichtlich nicht erwartet hat: Sie rannte in den See.
„MAI-LIN!“, hörte sie ihn rufen doch da tauchte ihr Kopf schon unter Wasser. Es war nicht kalt, immerhin war es Sommer, auch wenn es nun nicht gerade Badewannentemperatur hatte. Ehe sie sich versah packte sie jemand, nein er, und zog sie aus dem Wasser. Nach Luft schnappend schaute sie ihn an, sie waren nicht tief und konnten sogar noch stehen. Erschrocken schaute er sie an und hielt sie an den Oberarmen fest.
„Was tust du denn da?!“
„Sag bloß du hattest Angst um mich?“
„Natürlich …“, sagte er, zu schnell und bemerkte zu spät dass ihm die Wahrheit entfahren war. Sein Mund schnappte zu und einen Moment lang schauten sie sich nur an.
„Ich …“, begann sie. Ich was? Ich liebe dich? Ich hasse dich? Ich verabscheue dich? Er wollte nicht wissen wohin ihn dieses ‚ich‘ führen würde und bevor sie weiter reden konnte presste er sie an sich und küsste sie.
.
.
Stopp. WAS?! Okay, Mia hatte sich schon in das ganz ein klein wenig reingesteigert und die Wasser-Aktion hätte nicht sein müssen, aber es war cool, es war bewegend, sie waren wie Impulse, aber das? Die Deutsche versteifte sich und drückte ihn leicht von sich. Siwon ließ sie nicht los, zog sich aber, sofern das in dieser Position möglich war, etwas zurück.
„Ehm … wollen wir drüber reden?“, startete Mia den Versuch zur Kommunikation.
„Entschuldige, das habe ich dir nicht gesagt, oder?“
„Nein! Hast du nicht!“
„Entschuldigung … es ist nur so, ich kann flirten und solche Sachen, aber ich habe noch niemals jemanden so richtig geküsst vor der Kamera, jemand der nicht meine Freundin ist und in diesem Skript mache ich das öfters, immer so unvorhergesehen, spontan ohne große Einleitung um sich zu konzentrieren oder den Mut zu finden. Es muss intuitiv kommen und damit habe ich etwas Probleme.“
Es war süß wie sie da so standen und debattierten und sich nicht los ließen.
„Und deswegen überlegst du den Dreh abzusagen“, schlussfolgerte Mia und ihr Schützling nickte. Hm. Keine einfache Kiste. Vor allem in dem wohl erzogenen Asien. Es ist ein großer Schritt für ein Idol im Fernsehen zu knutschen, in den meisten Filmen kommt das nicht vor und in denen, in denen Idols vor kamen schon mal gar nicht. Gut, natürlich gibt es Ausnahmen, es gab auch schon viele die für einen Film jemanden geküsst haben – Jihoon hatte seine Filmpartnerinnen ja immer fast aufgesogen (ja, Mia hatte sich ein Youtube Video dazu angeguckt).
„Also, darf ich mit dir üben?“
Er schaute sie mit seinem Welpenblick an.
„For today …“
Nun löste sie sich langsam aus seinen Armen und geht aus dem Wasser, vielleicht war die Wasser-Aktion wirklich etwas dämlich gewesen, aber nun gut, lieber passioniert bei der Sache als nicht.
„Komm, wir gehen zurück.“
Das dauerte, denn sie waren ein gutes Stück spazieren gegangen.
„Du warst wirklich gut! Du bist total auf mich eingegangen und hast mitgespielt. Vielleicht sollte ich dich ein paar Leuten vorstellen“, meinte Siwon irgendwann und machte damit Mia verlegener als mit allem davor.
„Na ja, ich habe nur versucht zu helfen … ich glaube nicht das ich gut schauspielern kann…“
„Mia?“
Verwundert drehte sie sich zu ihm um, nur um dann wieder seine Lippen auf ihren zu spüren. Er zog sie mit einem Arm zu sich und es war so leicht die Knochen in ihren Beinen gegen Pudding auszutauschen. Es war Siwon, ihr Siwon, ihr Jogger-Kumpel, ihr kleiner Bruder und ja, er übte nur spontan zu küssen, doch ganz kalt ließ sie es dann doch nicht und das Gefühl Donghae zu betrügen beschlich sie.
Diesmal beendete Siwon den Kuss und Mia räusperte sich.
„I don’t see you having any problem with beeing spontanious“, meinte sie und ging weiter. Siwon grinste nur und ging ihr nach.
.
.
Am Auto angekommen öffnete er den Kofferraum und holte eine Decke um sie Mia um die Schultern zu legen. Mia stellte ihre Tasche erst mal in den Kofferraum und suchte dann nach ihrem Handy, als sie Siwons Arme um sich herum spürte. Ganz von alleine lehnte sie sich gegen ihn und dann drehte sie sich langsam zu ihm um. Ihre Augen schlossen sich und sie suchte nach seinen Lippen. Er war ein guter Küsser. Ihre Lippen lösten sich wieder.
„We should better get home first before we go to the party. We both need new clothes.“
„Do you speak english because you’re nervouse or because you can’t find the korean words for it?“, neckte er sie.
„Nein! Ich … mir ist kalt … fahren wir nach Hause.“
Siwon sagte kein Wort mehr, grinste aber gelegentlich.
.
.
Ungefähr zweieinhalb Stunden später standen sie in der Lounge, die Zoey gecatert hatte und staunten nicht schlecht. Alles war dekoriert, es gab eine Torte und kleine Sitzkarten.
„Donghae!“
Die Schuldgefühle trieben sie sofort zu ihrem Ehemann.
„Liebes, hi, wie war es mit Siwon? Wann hast du dich umgezogen?“
Verwundert betrachtete er sie, sie waren ja nicht feiern und eigentlich hatte sie gut ausgesehen.
„Ehm … als wir die Sachen nach Hause gebracht haben, habe ich gedacht ich ziehe mich um.“
„Hast du dir die Haare gewaschen?“
„Hör auf so viele Fragen zu stellen!“, keifte sie ihn an und ging rüber zur Bar.
.
.
Als Leeteuk und Yesung kurz darauf ankamen, hatte Mia leicht Mitleid mit dem Sänger. Zuerst strahlte Yesung über die Party und weil alles so cool aus sah, dann erblickte er Zoey und sein Blick änderte sich von ‚Yeah cool‘ auf ‚Wieso um alles in der Welt kann sich unter meinen Füßen nicht ein Schlund auftun und mich verschlingen? Oder Sie! Sie ist eigentlich an allem Schuld, soll sich ein Schlund unter ihr auf tun und sie verschlingen! Aber der Kuchen soll bitte nichts abbekommen…‘.
Und dann fingen alle an zu singen und gingen Yesung gratulieren.