Mia schloss die Tür zur Wohnung auf und fand Donghae auf der Couch. Er drehte sich zu ihr um und sofort zurück zum Fernseher.
„Oh cupcake … are you angry with me for coming home so late“, sagte sie mit einer Babystimme, weil es so niedlich war, wenn er schmollte.
„Ich dachte du kommst früher nach Hause und wir hätten mehr Zeit für uns. Ich hätte mit Siwon und den anderen Basketball spielen gehen können.“
Die Deutsche setzte sich zu ihm auf die Couch und tapste mit ihren Fingerspitzen langsam seinen Arm hinauf.
„Es tut mir leid, sie wollten noch unbedingt in eine Karaokebar.“
Nun schreckte er auf.
„Karaokebar? Karaokebar! Bei uns weigerst du dich immer in eine Karokebar zu gehen! Das ist nicht fair! Ich fordere Gleichgerechtigkeit.“
Mittlerweile war er aufgesprungen und wirkte wie ein Power Ranger.
„Du musst mit mir auch in eine Karokebar gehen!“, sprach er aus als wäre es das neue Gesetz der Götter.
„Jetzt?“, fragend zog Mia die Augenbrauen zusammen.
„Nein, jetzt ist es zu spät, irgendwann anders, aber egal wann, wenn ich will, dann musst du mit.“
Gut, wenn sie ihn so einfach glücklich stellen konnte, dann würde sie auch das machen.“
„Okay … können wir jetzt rummachen?“
Nun überlegte Donghae.
„Okay.“
Und er stürzte sich auf Mia die anfing zu quietschen. Er roch immer so gut und war so warm. Sie küsste seinen Hals und biss ihm leicht ins Ohrläppchen, während er versuchte ihren BH zu öffnen. Das war tricky, denn der Verschluss war vorne und nicht hinten, aber Mia ließ ihn zappeln.
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Um 9 Uhr standen sie auf und machten gemütlich Frühstück. Um 11 Uhr war die Super Show 4 Besprechung. DIE Besprechung. Heute wurde alles auf den Tisch gepackt, Bühne, Outfits, Specials, Solos, Reihenfolge, Konzept, Feuerwerk oder Schnipsel, einfach alles. Mia stellte sich darauf ein nicht vor dem 2PM Training aus dem Besprechungszimmer zu kommen. Heute wurde praktisch die Super Show 4 geboren. Es waren noch 2,5 Monate hin und natürlich hatte man grob einen Plan, doch heute ging es um die Planung und natürlich waren auch die Welpen gefragt – die mussten das Ganze ja umsetzen.
Sie setzten sich auf den Balkon und genossen das schöne Wetter.
„Noch zwei Monate …“, murmelte Donghae.
„It seems like yesterday you had the last Super Show 3 concert“, grübelte Mia. Immerhin war die Tour bis Mai gegangen und jetzt war es September.
„Ich werde Heechul vermissen.“
Heute war Heechuls letzter Tag. Mia realisierte es noch immer nicht wirklich. Er war bei seiner Familie und würde auch nicht zu dem Meeting kommen, doch heute Abend würden die Jungs mit Kim und Yun noch einmal weg gehen. Morgen musste Mia dann alle davon abhalten ihm nicht nachzufahren. Wie schrecklich das bei Kangin gewesen war. Heechul würde anders werden. In acht Wochen oder so würde er wieder bei ihnen sein. Wahrscheinlich würde er zur ersten Super Show 4 gehen und hinter der Bühne alle anmeckern. Mia lächelte bei dem Gedanken.
„Liebling, weinst du?“
Sie hatte es nicht bemerkt, doch jetzt wo er es sagte wischte sie eilig die Tränen weg.
„I’m gonna miss him!“
Donghae setzte sich neben sie und zog sie in seine Arme.
„Ich weiß.“
Ja, manchmal, manchmal da könnte sie Heechul töten, doch eigentlich hatte sie ihn sehr gerne. Es würde langweilig werden im Dorm.
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Als sie in dem Meetingraum bei SME ankamen, hätte man es auch für Guantanamo halten können. Extrem viele Leute rannten umher und die Deutsche sah auch den Tourmanager, mit dem auch ihr Freund Duke befreundet war. Er winkte ihr lächelnd zu. Der hatte irgendwie die Ruhe weg. Das Paar gesellte sich zu den anderen, die schon vor den ersten Entwürfen saßen. Alles war versammelt. Stylisten, Schneider, die Leute vom Bühnenaufbau, Marketingmenschen, Menschen die Mia noch nicht einmal zuordnen konnte und auch wenn es schier unmöglich schien, so schaffte es jeder um Punkt 11 Uhr auf seinen vier Buchstaben zu sitzen.
Kim und Yun erklärten die Ziele von heute und nach und nach stellte jeder sein Konzept vor. Es gab ein großes Storyboard, auf dem die Lieder kreuz und quer verschoben wurden, je nachdem welche Reihenfolge sinnvoll erschien, welche Lieder ineinander übergingen, wann welche Solos eingebaut wurden, um den anderen die Möglichkeit zu geben sich umzuziehen, welche Lieder von den alten Alben weiterhin aufgeführt werden sollten und welche nicht. Es war ein Storyboard mit Spannungsbogen – den Kim tatsächlich neben die Lieder malte.
Es fing rasant an, wurde dann ruhiger um dann wieder schneller zu werden, dann gab es die Verschnaufpause aus Solos nur um dann wieder voll durchzustarten.
Allein schon das Festlegen der Reihenfolge dauerte über zwei Stunden. Man ließ die Lieder spielen, teilweise auch Aufnahmen der letzten Super Show und versuchte an Hand dessen zu erkennen, was gut zusammen passen würde. Mia würde vom ständig verschieben ganz schwindelig und leider, leider viel ‚No other‘, ‚It’s you‘, ‚Shining star‘ und ‚Marry you‘ raus. Diese Lieder hatte sie wirklich gerne gehabt. Dennoch standen am Ende 40 Lieder auf der Liste!
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Die Deutsche ging kurz raus um eine zu rauchen und lief dabei Jaejoong über den Weg.
„Gehörst du zu dem Raum, aus dem der Rauch aufsteigt?“
„Rauch?“
„Weil ihr so am grübeln seid“, erklärte er und rollte die Augen.
„Whatever, wanna smoke one?“
„Sure.“
Und so stellten sie sich auf die Rückseite des Gebäudes.
„I already got a headache.“
Sie lehnte sich gegen die Mauer und schloss die Augen.
„Na ja, es ist eine Menge Arbeit ein Konzert auf die Beine zu stellen.“
„I know!“
„Ansonsten … wie geht es dir? Seit … seit du nicht mehr unsere Assistentin bist, haben wir dich selten gesehen … ich … habe dich selten gesehen.“
Jaejoong so stammeln zu sehen war auch mal was Neues.
„Mir geht’s gut.“
„Das freut mich.“
Mia beobachtete den Sänger wie er an der Zigarette zog und ihrem Blick aus dem Weg ging. Unweigerlich zog sie eine Augenbraue hoch.
„Du vermisst mich!“
„Was?“
Jaejoong setzte seinen typischen ‚Hörst du dir selbst beim Sprechen zu?‘-Blick auf.
„Du vermisst mich! Deswegen stotterst du so rum!“
Seine Augen wurden groß.
„Ich? Dich vermissen? Weil ich dich ein paar Tage nicht gesehen habe? Pfff…“
Doch sie hörte nicht auf ihn mit ihren Chibi-Blick anzugucken und egal wie sehr Jaejoong versuchte sich dagegen zu wehren, er begann zu verlieren. Er schielte immer wieder zu ihr und sein Grinsen wurde immer breiter.
„Hör auf so zu gucken!“
„Geb es zuuuuu!“
Er wehrte sich immer noch.
„Okay, okay, ich hab dich ein wenig vermisst … aber jetzt hör auf so zu gucken!“
Mia hibbelte fröhlich in der Gegend rum.
„Du bist so albern!“, motzte sie Jaejoong an.
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Was die beiden nicht wussten war, dass sie zwei Beobachter hatten. Donghae und Eunhyuk standen ein Stockwerk höhe.
„Du siehst ihn nicht als Konkurrenz oder so?“
„Nein, ich denke nicht. Vielleicht habe ich das mal. Aber ich glaube sie sind wirklich Freunde“, grübelte Donghae. Eifersucht war etwas ungewohntes. Normalerweise war er nicht eifersüchtig, doch Jaejoong hatte es geschafft ihn eifersüchtig werden zu lassen. Woher kam das? Mia hatte sich für ihn entschieden, war seine Frau geworden, er sollte sich gar keine Gedanken um andere Männer machen.
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Donghae saß wieder auf seinem Platz als Mia zurück kam. Nachdem jetzt die Frage der Reihenfolge geklärt war, kam der große Auftritt der Schneider. Kostüme, Kleider, Muster und Meterware wurde in den Präsentationsraum gefahren. Okay, kann’s auch übertreiben.
Das Hauptkonzept war cool, wirklich cool. Elegant, schlichte Farben – schwarz, weiß, grau und ein paar dezente Farbakzente hier und da. Die Welpen würden super aussehen! Eine Mischung zwischen Marc Jacobs und Hugo Boss. Über das Hauptkonzept machte sie sich also keine Gedanken. Die Jungs wurden zur Anprobe vermessen und das was sie zu sehen bekam war wirklich schön. Vielleicht ein bisschen warm, wenn sie darüber nachdachte wie viele Tausend Menschen in der Konzerthalle atmeten, aber dennoch hübsch anzuschauen. Und sexy und nein, sie schaute nicht öfters zu Siwon.
Das ‚Problem‘ waren die Kostüme dazwischen. Eine riesige Diskussion war entfacht als es um die Kostümshow ging. Bei der Super Show 3 hatten sie Kostüme die etwas mit Ländern zu tun hatten. Der englische Soldat, der Pharao, der Stierkämpfer. Und natürlich das Gemüse. Ach war das herrlich als sich die anderen bei der letzten Show gegen Donghae verschworen hatten.
Nun wollten sie Figuren darstellen, die Frage war nur: Welche. Von Seiten des Managements gab es Vorschläge, doch die Jungs waren kräftig mit am Diskutieren. Mia beobachtete argwöhnisch, wie sich Sungmin und Ryeowook über Marylin Monroe stritten, was dazu führte, dass Ryeowook Kyuhyun und Leeteuk an Gollum erinnerten, weil er ständig sagte ‚Meine Marylin!‘. Ryeowook wehrte sich gegen Gollum, aber er war so klein und schlaksig, dass es wirklich gut passte. Manche Sachen waren schnell geklärt. Siwon war Superman. Ganz klar. Das passte wie die Faust auf’s Auge. Leeteuk wurde zur Hulk Hogan was … etwas komisch war. Vor allem als man ihnen das Konzept des Kostüms zeigte. Donghae wurde zu Charlie Chaplin, weil Shindong behauptete das er genau so komisch lief, auch wenn Mia der Meinung war, dass sein Bärtchen auch an Hitler erinnern könnte – was ziemlich makaber wäre.
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„Chicken.“
Mia stand vor einem gefiederten Eunhyuk. Die anderen versuchten ihr zwar zu erklären dass es irgendeine Figur war, die total bekannt war, doch für Mia war Eunhyuk eindeutig ein Hühnchen. Nicht mehr, nicht weniger. Nicht dass sie es verurteilen würde, aber irgendwie sprang er aus dem Bild. Neben ihm stand Siwon als Superman und Donghae als Charlie Chaplin und es war wie bei diesen Bildern in der Zeitung, über denen stand ‚Finden Sie den Fehler‘. Oder man hätte die drei auch fotografieren können mit dem Titel ‚Superman rettet Hühnchen vor Hitler‘.
„Chicken“, wiederholte sie überzeugt und die anderen rauften sich die Haare.
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Das Catering läutete die Mittagspause ein und alle zogen sich wieder um. Es war so schwül und unerträglich warm, doch die Klimaanlage saugte sämtliche Feuchtigkeit aus der Luft und alle waren froh sich hoch auf’s Dach zu setzen.
„Die Super Show 4 wird so cool“, freute sich Sungmin.
„Ja, auf jeden Fall!“, stimmte Henry zu.
„Wir müssen sie zu etwas Besonderen machen …“, meinte Teukie grübelnd und zog damit die Aufmerksamkeit der anderen auf sich. Es würde die letzte Super Show sein, bevor er in die Armee ginge. Mia wollte gar nicht darüber nachdenken – sie war ja noch dabei zu verarbeiten, dass Heechul Morgen in die Armee gehen würde.
„Das werdet ihr“, beschloss die Deutsche und lächelte den Bandleader an.
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„Übrigens Schatz, du wirst nicht glauben was ich gestern – als ich genügend Zeit hatte, während ich auf dich warten musste – gefunden haben.“
Donghae hatte dieses fiese Grinsen drauf, von dem Mia wusste, dass sie Antwort nicht angenehm werden würde.
„Was?“, fragte sie, da sie wusste sie kam nicht mehr drum herum. Donghae kramte in seiner Hosentaschen und holte ein Tamagotchi heraus – ihr Tamagotschi.
„Ich weiß nicht ob die neuen Tamagotschis laufen können, aber ich habe es unter der Matratze des Bettes im Gästezimmer gefunden. Was hast du zu seiner Verteidigung zu sagen?“
Mia wünschte sich ihre Augen könnten diese ‚Klapp-Klapp‘-Geräusche machen, wie im Manga.
„Also, es ist total laut! Und anstrengend! Es hat STÄNDIG Hunger! Und was hast DU überhaupt unter der Matratze zu suchen?!“
„Hey, tu deinen Frust erwischt worden zu sein, jetzt nicht auf mir abladen – ich wusste du hast etwas unter der Matratze zu verstecken.“
Donghae sagte es als sei es ein Sprichwort und Mia fragte sich, ob man das in Korea tatsächlich sagte. War ‚Du hast etwas unter der Matratze versteckt‘ die Koreanische Interpretation zu ‚Du hast Leichen im Keller‘?
„Mia, dein Zusammenbruch ist gerade mal fünf Wochen her, du solltest das nicht so auf die leichte Schulter nehmen.“
Da kam der Komplize: Siwon
„Ich kann nicht ständig mit einem piependen Ei umher irren.“
Statement, Punkt, aus, fertig.
Sie hörten zwar auf zu diskutieren, fütterten Mia aber abwechselnd, dass sie gar nicht mehr hinterher kam.
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Nach der Mittagspause ging es weiter mit dem Ablauf, wann laufen welche Mitglieder durch die Halle, wann wird geflogen, gehoben, explodiert – Kyuhyun schlug vor Ryeowook als menschliche Kugel quer durch die Halle zu schießen.
Um 18 Uhr machten sie Schluss und das war gerade mal die erste Besprechung. Bei vielen Meetings würden die Jungs nicht dabei sein, aber bis das endgültige Konzept feststand würden noch viele Kaffees getrunken werden.
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Während die Welpen sich mit Heechul trafen, fuhr Mia zum Jamsil Stadion für die Probe. Sie sollten mit der Bühne und dem Backstagebereich vertraut gemacht werden und wo konnte man das besser, als vor Ort? Als sie dort ankam war hinter der Bühne schon so viel los, dass sie sich fragte, ob nicht heute das Konzert stattfinden würde. Sie fand 2PM am Schnacken und stellte sich dazu.
Wooyoung legte den Arm um sie, ließ sich in seinem Gespräch mit den anderen nicht stören. Sie mochte Wooyoung, nicht als Mann-Mann, sondern als Mann-Freund. Er war … cool und er sagte seine Meinung. Das würde zwar die Zukunft mit Zoey nicht vereinfachen, aber sie hatte sich daran gewöhnt Wooyoung um sich herum zu haben.
Die Probe lief super, Freitag würde schon alles gut laufen. Es war jedoch gerade mal 21 Uhr als sie fertig waren und Mia wollte die Welpen nicht jetzt schon stören. Eine gute Gelegenheit um bei den Bambis vorbei zu schauen.
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„Mia!“
„Hi Tyler.“
Sie schob sich an dem Bandleader vorbei und fand den Rest versammelt auf der Couch und dem Boden am Fernsehgucken.
„Wow, ihr seid aber faul.“
Was war mit den harten Zeiten des Trainee-Daseins passiert? Proben bis in die Nacht? Augenringe bis zum Kinn? Abgemagerte Körper, weil keine Zeit zum Essen da war?
„Also jetzt hör mal!“, Jaesun stand auf und stemmte seine Fäuste in die Seite.
„Wir haben gute Noten, wir schlagen uns super, wir trainieren und tanzen und singen den ganzen lieben Tag und heute haben wir frei und das haben wir uns verdient!“
„Okay.“
„Und wir sind teilweise noch minderjährig! Wir haben Familien die sich sorgen und Freunde außerhalb von SME!“
„Okay.“
„Und … was?“
„Okay“, wiederholte Mia, was die anderen schon lange gemerkt hatten. Jaeyoung stand auf, gab seinem Zwillingsbruder einen Klaps auf den Hinterkopf und zog ihn zurück auf die Couch.
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„Also feiern die anderen Abschied und du willst sie nicht stören?“, fasste Dongmin zusammen, als Mia fertig erzählt hatte.
„Und du hast Karten für das 2PM Konzert?“ Shincho lehnte sich näher zu ihr ran.
„Aber klar!“
Sie kramte in ihrer Handtasche und gab die Karten den Bambis. Der Rest von SME war sowieso ausgeflogen und Big Bang waren ebenfalls in Japan unterwegs. Zoey weigerte sich zu kommen, Kaylee begleitete sie ohnehin und sonst kannte sie niemanden außer die Mädels und die würden auch kommen – Miyon hatte wohl einen Fable für Taecyeon, was Heechul so gar nicht passte und Mia deswegen hoffnungslos ausnutzte um Heechul zu ärgern, indem er ihm ständig Merchandising für Miyon mitgab. Auch Mia musst man mal etwas Spaß gönnen.
Shincho wärmte Mia die Reste von ihrem Abendessen auf, die Tamagotchi-Diskussion war noch nicht vergessen und sie wollte ihr Gewissen beruhigen.
Ansonsten verbrachten sie den ganzen Abend damit Mangas zu gucken. Super Abend.