„So, seid ihr alle fertig?“
„Was hat DAS zu bedeuten?!“
Eunhyuk streckte den Finger aus, in Richtung Zoey, welche in der Tür stand, mit einem Kaffeebecher in der Hand.
„Ich bin eure Ersatz-Assistentin“, beantwortete sie ihm selbst die Frage.
„WAS?!“, kam es nun von den anderen.
„Da Mia im Moment nicht verfügbar ist, haben Kim und ich eine Einigung getroffen, dass ich euch solange betreue – ich brauche ein Praktikum, ihr einen Babysitter.“
Schweigen legte sich über die Gruppe.
„Ich finde das nicht fair. Kim vergrault Mia und WIR werden bestraft“, beschwerte sich Kyuhyun und alle fingen wieder an zu reden. Es war Yesung der Aufstand und zu seiner Freundin rüber ging.
„Also, dass ist MEINE Freundin, okay? Ich vermisste Mia, aber Zoey hat Recht, wir brauchen einen Assistenten.“
Zuerst schaute die Kanadierin verwirrt über seinen plötzlichen Einsatz, dann grinste sie, glücklich einen Verbündeten im Kampf gegen die Rasselbande zu haben.
„Ja, aber wir haben ein Trainingscenter, voll mit Assistenten. Die werden für so was ausgebildet – wieso jemanden von draußen rein lassen?“, wand Sungmin vorsichtig ein.
„Ich weiß zu viel und ihr redet zu viel. Im Moment sind alle so aufgeregt wegen Mia und es müssen nicht noch mehr Leute erfahren dass sie und Donghae rebellisch waren, oder nicht?“
„Da hat sie einen Punkt“, gab Leeteuk zu. Zoey war eingeweiht, sie konnten vor ihr reden, was bei anderen Assistenten nicht möglich war und im Moment waren sie alle am reden. Ständig. Bis auf Donghae. Der Bandleader schaute rüber zu ihm. Donghae saß völlig unbeeindruckt am Tisch, las eine Zeitung und trank seinen Kaffee. Leeteuk war es unbegreiflich, wie er so ruhig sein konnte, während um ihn herum die Panik ausgebrochen war. Es faszinierte und besorgte ihn zugleich.
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Es war 06:30 als Nate sie abholte. Sie hatte ihm gestern erzählt, dass sie heute in den Providence State Canyon wollte. Das Lustige war, der Canyon war vielleicht eine halbe Stunde von Columbus entfernt und niemand, wirklich niemand, wusste dass es bei Lumpkin einen Canyon gab. Die doofen Amis. Ehrlich. ,Weißte, da muss so ne Tussi aus Deutschland kommen und UNS sagen, dass wir einen Canyon haben!‘, hatte Melanie aus Scherz gesagt.
Jedenfalls hatte Nate gefragt, ob er mitkommen könnten und Mia hatte generell nichts dagegen. Jessi würde somit heute das Auto haben, aber das war schon okay. Jedenfalls gab es zwei Routen durch den Park – eine kurze und eine lange. Bei der langen Route, musste man sich vorher anmelden, man musste eine gescheite Wanderausrüstung haben und Proviant und Wasser bei sich tragen, da man über 4 Stunden unterwegs war. Die Deutsche hatte gestern schon die Sachen eingekauft und sie würden locker für zwei Personen reichen.
Zumindest hatte sie nun jemanden dabei, denn Jessica war nicht wirklich begeistert gewesen, als Mia erzählt hatte, dass sie vor hatte alleine in irgendeinem Canyon rumzuspringen.
„Ready to go hiking?“
„Sure.“
Mia ging es bei diesem Ausflug vor allem ums Fotografieren. Sie hatte ihre Spiegelreflexkamera dabei und wollte Bilder schießen.
Nach ungefähr 40 Minuten Fahrt erreichten sie den Canyon. Niemand war zu sehen, vorne das Fronthaus war unbesetzt und hinten beim Parkplatz war auch weit und breit niemand zu sehen. Sie nahmen sich eine Karte mit und machten sich auf den Weg.
„So, you like stuff like this?“, fragte sie Nate während sie durch den Wald liefen. Der Canyon war von Menschenhand erschaffen. Vor 200 Jahren gab es hier eine Stadt und man hatte das Gelände als Steinbruch genutzt. Da es sich um Sandstein handelte, hatte der Regen in den Jahren den Stein ausgewaschen und somit den Canyon kreiert. Auf den Boden des Canyons hatte sich der Wald wieder durchgesetzt – Natur fand ihren Weg.
„I love photography and sometimes you have to risk something to get good pictures.“
„So you‘re just doing this for the photos?“
„Yes sir.“
„Do you sell the pictures?“
„Sometimes. I take pictures for myself, to show the people how I see the world. From time to time I sell one or the other.“
„You‘re pretty cool.“
„Thanks, but you‘re pretty cool yourself. Hiking with almost a stranger in a canyon? That‘s a nice thing to do.“
„I might just want to kill you.“
„You know I can to Kenjutsu?“
„I don‘t even know what this is, but it sounds dangerous. Next thing you telling me that you‘re a Jedi.“
„May the force be with you!“
Beide lachten fröhlich und machten sich weiter. Es war ein ganz schöner Akt durch diesen Canyon zu wandern, doch der Ausblick lohnte sich auf jeden Fall. Die Steinformationen waren bunt gefärbt, durch die Mineralien im Gesteint und die Formationen waren faszinierend. An manchen Stellen konnte man richtig sehen, dass es alles mal eine Fläche war, denn auf einzelnen Ausläufern, oben am Canyon, standen die Bäume wie auf kleinen Inseln.
Irgendwann gönnten sie sich eine längere Pause.
„Who’s this Liam guy?“
„He comes and goes. He‘s got a house, not far from the grill, but he‘s got some houses all over the states. He‘s working for some bank and travels a lot. Actually he don‘t have any friends, he‘s always on his own, coming in, eating something or have drink and then leaves again for months. Don‘t worry about him.“
Sie kam nicht umhin sich doch zu wundern. Vielleicht hatte er gestern nur Blödsinn geredet, vielleicht wusste er aber doch etwas und das ließ Mia keine Ruhe.
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Zoey war der totale General. Sie ließ den Jungs nichts durchgehen und war ziemlich oft am Brüllen. Heute stand ein Fotoshooting an und Zoey stand Gewehr bei Fuß am Set.
„Sie erinnert mich ein wenig an Mia in ihren Anfängen“, meinte Eunhyuk.
„Ich denke Mia war am Anfang so streng gewesen, weil sie uns nicht kannte und Angst hatte, dass wenn wir etwas machen, dass sie den Ärger dafür bekommt“, grübelte Leeteuk und beobachtete die Frau.
„Ich denke die Strenge stellt Unsicherheit dar.“
Zoey und Yesung zankten sich flüsternd, weil er sich total bemuttert von ihm vorkam und sie ihm versuchte zu erklären, dass sie auf der Arbeit waren und nicht zu Hause. Immerhin war es ja nicht öffentlich, dass die beiden eine Beziehung hatten und Zoey trennte das strickt. Immerhin schienen auch die Stylisten und Fotografen vor ihr Angst zu haben und spurten.
„Yesung – Stylist! Siwon – Shooting! Leeteuk – Make Up!“, kommandierte sie.
„Yes Ma‘am!“, erwiderten die drei im Chor und wurden mit einem finsteren Blick gestraft.
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In Georgia standen Mia und Nate wieder am Auto und stiegen ein. Die Mittagssonne schien auf sie nieder und es war genau die richtige Zeit da raus zu kommen und eine Dusche zu nehmen – getrennt versteht sich. Die Deutsche hatte unglaublich viele tolle Bilder geschossen und Nate bat sie ihm eines zu schicken um damit vor seinen Freunden anzugeben – die noch nicht einmal wussten, dass dort ein Canyon war.
Zuhause angekommen ging Mia sofort duschen. Als sie wieder raus kam um eine zu rauchen, saß Liam vor der Tür auf einem der vier Stühle.
„Hello Mia!“
„I‘m sorry, I‘m Marissa.“
„No you‘re not“, erwiderte der Mann mit einem süffisanten Lächeln.
„Uhm … what exactley are you talking about and what are you doing here anyway? You don‘t want me to call the Sheriff, right?“
Hier draußen, auf dem Land, gab es nämlich noch einen Sheriff.
„I don‘t think that would be a good idea, dear.“
Genervt verschränkte Mia die Arme, sie hasste Ratespiele und zur Zeit war sie nicht für Scherze aufgelegt.
„As a matter of fact I know that your name is not Marissa. Your name is Mia Martin and I happened to know that you were once engaged with Jihoon.“
Sie hatte vieles erwartet, dass er sie aus einem Magazin oder von Videos kannte, aber niemand wusste, dass sie mit Jihoon verlobt gewesen ist – außer der innere Kreis.
„I‘m sorry but … who the hell are you?!“
Während sie immer panischer wurde, schien er immer ruhiger und gelassener zu werden – wortwörtlich suhlte er sich genüsslich in seinem Sieg.
„Liam Payne – nice to meet you.“
Er reichte ihr die Hand, doch sie rührte sich nicht.
„I am a friend of Jihoon and a couple of months ago he‘d sent me a picture of his fiancé Mia. I wonder if he knows that your are here?“
Liam war aufgestanden und tigerte nun um Mia herum.
„Me and Jihoon broke up months ago. It‘s not his business where I am and what I‘m doing.“
„Well… you see … it is kinda odd. You come here, under false name, you cut your hair and do the best to NOT be Mia Martin. So I‘m asking myself who‘re hiding from. I mean if it‘s not a big deal I can call him right now …“
Er nahm sein Handy raus und ging in seine Kontakte.
„No!“
Mia griff nach dem Iphone, doch er war schneller und zuckte es grinsend zurück.
„See, that’s what I‘m talking about.“
„You know what, go ahead, call him. I‘ll off of in the next plane and nobody will track me down.“
„Yeah, you could do that … I guess. But then I‘ll just send him a pictures of your new style. I think netizen will track you down one way or the other.“
„How can you send them …“ … a pictures of my new style – wollte sie sagen, doch in dem Moment hatte Liam schon das Iphone gezückt und es gab dieses Geräusch von sich, wenn ein Foto geschossen wurde. Entsetzt schaute sie ihn an, vollkommen überlistet von seiner Gerissenheit.
„No you didn‘t!“
„Yes I did“, flötete er zurück und hatte schon wieder dieses verschmitzte Lächeln drauf. Sie war gerade ein paar Tage hier und hatte jetzt schon Drama. Da hätte sie auch in Korea bleiben können, echt.
„But I could also protect your little secret…“
„What do you want?“
Tadelnd schnalzte er mit der Zunge.
„Not so fast beautiful. I‘ll think of something and I send you a text.“
„You ain‘t got my number.“
„You underestimite me…“
Damit drehte er sich um und stieg in sein Auto. Mia schaute ihm hinterher bis er um die Ecke bog und trat dann trotzig mit dem Bein auf. Was war er? Ein Geheimagent von SM Entertainment? Gab es eine Abteilung ,SM Agents‘?! Wieso gab es hier einen Kerl der Jihoon kannte?! Gut genug kannte, um das dieser ihm von seiner Verlobten erzählt hatte…
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Gefrustet wartete sie, bis Jessi nach Hause kam.
„Hier, wir müssen noch mal nach Columbus. Ich muss in den Bookstore und Bücher für die Trinity holen und ich will nach Schuhen gucken und dann treffen wir uns mit Vanessa und Ashley im Olives – da gibt es voll lecker Essen, fast wie in Deutschland … sag mal … alles okay?“
Ihre Freundin kam aus dem Quatschen raus und schaute sie fragend an.
„Ja, klar. Ich hab nur schon den ganzen Tag Kopfschmerzen und kriege sie nicht los.“
„Da fahren wir im Market vorbei und holen dir Tabletten. Wie war es eigentlich im Canyon? Du musst mir später unbedingt die Bilder zeigen …“
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An diesem Abend war Mia gefrustet und die anderen merkten es. Sie sprach wenig und wirkte abwesend und Jessi beobachtete ihre Freundin argwöhnisch. Mia hatte sich im Buchladen ein Journal geholt und als sie nach Hause kamen, verabschiedete sich Jessi ins Bett. Mia lag der Couch und schlug die noch leeren Seiten des Buchs auf.
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,Lieber Donghae,
alles scheint im Moment so unwirklich. Ich versuche mein altes Leben hinter mir zu lassen, doch habe ich das Gefühl, als wären meine Gedanken ständig bei dir. Ich habe das Gefühl ständig weinen zu müssen, doch eigentlich steht es mir nicht zu. Ich habe dich verlassen. Ich musste es tun um dich dich zu beschützen … weil ich so egoistisch war. Wie könnte ich aufhören dich zu lieben? Ich fühle mich, als hätte ich mein Herz in Seoul gelassen, in unserem Zimmer, ganz nah bei dir. Der Weg nach Amerika ist sehr lang und irgendwie denke ich, dass das Band zwischen mir und meinem Herzen zum Zerreißen gespannt ist. Wie kann man so weit von seinem Herzen weg sein? Eines Tages wird es besser, eines Tages wird immer alles besser. Ich werde vielleicht lernen können wieder ein normales Leben zu haben, ohne Sorgen, ohne Kopfschmerzen, ohne dieses angespannte Gefühl in meiner Brust. Ich hoffe dir wird es genauso gehen. Viele wunderschöne Jahre mit Super Junior stehen dir bevor und auch wenn ich gerne an deiner Seite wäre, um diese Zeit mit dir gemeinsam zu erleben, weiß ich, dass ich es nicht kann.
Ob ich jemals wieder lieben kann? Wenn ich die Augen schließe sehe ich dich, meine Klamotten riechen nach dir, in meinen Nächten suchst du mich in meinen Träumen heim und ich muss verstehen, dass dies der einzige Ort ist, an dem wir zusammen sein können. Dort kann uns nicht geschehen, dort sind wir sicher. Dort kann ich dich noch in meinen Armen halten und dich küssen, dir sanft durch die Haare fahren und mich fallen lassen.
Ich hatte wohl gehofft wir seinen unantastbar. Niemand könnte uns erreichen, solange wir zusammen sind. Niemand könnte uns trennen, solange wir einander lieben. Noch immer frage ich mich, ob Korea die richtige Entscheidung war. Vielleicht bin ich nicht geschaffen gewesen für diese Welt. Zu viele Dinge haben wir nicht beachtet…‘