„Schaaaatz, bekomme ich schon mein Geschenk? Darf ich? Darf ich?“
Wie ein Kind, dachte sich Mia, als ihr Ehemann vor ihr rum hüpfte, als wäre er ein Gummibär.
„Es ist zu Hause.“
„Was?!“
Schlagartig hörte er auf zu hüpfen und schaute enttäuscht. Sie waren in ihr Stammlokal um die Ecke gegangen, um in Donghaes Geburtstag rein zu feiern und natürlich hatte sie seine Geschenke nicht mit geschleppt.
„Cupcake … wir sind eh bald zu Hause.“
Logik brachte in dieser Situation nichts. Donghae war das Geburtstagskind und er wollte seine Geschenke.
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Am Ende musste sie tatsächlich mit ihm nach Hause gehen.
Sie schloss also die Tür zur Wohnung auf und schon im Flur lag ein Päckchen.
„Uh, look at this!“
Überrascht deutete sie auf das Päckchen und Donghae stürzte sich sofort drauf. In diesem Päckchen war eine Auburn Kappe.
** Erklärung**
Also, Jessi, Mias Freundin, lebte in Fort Mitchell, was an der Grenze von Alabama zu Georgia lag. Die Mannschaft aus Georgia waren die Bulldogs, die Mannschaft aus Alabama war Auburn Tigers und da Eric, Jessis Mann, Auburn Fan mit Leib und Seele war, hätte Mia gar nicht auf die Idee kommen können sich ein unabhängiges Bild zu machen. Mal abgesehen davon waren Tiger auch cooler als Bulldoggen und die Farben von Auburn waren auch schöner. Da Mia ja für Donghae, unterbewusst, so viel eingekauft hatte und sie, als sie zurück nach Korea gekommen war, Streit hatten, hatte sie ihm die Sachen noch nicht gegeben.
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Ein paar Schritte weiter war noch ein Päckchen. In diesem befanden sich verschiedene Auburn Shirts. Woran man sah, dass Donghae langsam auf Mia abfärbte? Sie hatte all die Shirts auch für sich geholt, damit man sie als Couple erkannte (für alle, die es noch nicht bemerkt hatten, dass sie eines waren).
Das nächste Päckchen wartete auf ihn und seine Augen wurden groß, als er sah, dass es ein Schuhkarton von Nike war. Allerdings war nur ein Schuh drin.
„Wo ist der zweite?“
„Den musst du suchen.“
Jedoch hatten zehn Jahre Zusammenleben mit einem Dutzend verrückter Kerle auch Donghae etwas sensibilisiert und er fand den zweiten Schuh recht schnell im Kühlschrank.
„Super Junior Schuhe?!“
Fasziniert hielt er die Schuhe in der Hand.
„Customized.“
Mia hatte den kompletten Schuh entworfen, alle Farben ausgesucht und die Materialien. Nike war super. Sie hatte den Schuh schon vor drei Monaten bestellt, denn die Herstellung dauerte ungefähr einen Monat. Die Schuhe waren sehr quietschig, aber Mia fand sie toll und Donghae anscheinend auch.
„Danke Schatz!“
Er drückte seine Frau an sich.
„That’s not all“, sagte sie lachend und seine Augen wurden noch größer. Mit dem Kopf nickte sie in Richtung Schlafzimmer. Dort lag auf dem Bett ausgebreitet ein Totoro-Schlafsack/Bett. Ein riesiges, flauschiges Vieh, in dessen Bauch man kriechen konnte. Das war das Geschenk für das Kind im Manne. Die Deutsche hatte zwar einige Differenzen mit Japan, aber mit zum Thema ‚Lustiger Scheißdreck‘ waren sie einfach Spitzenreiter. Und natürlich fing Donghae an zu lachen und stürzte sich gleich auf das Vieh. Eigentlich hatte BoA es gefunden, als sie in Japan war und hatte Mia ein Bild davon geschickt mit dem Titel ‚Nichts was es nicht gibt‘ und Mia textete ihr daraufhin nur ‚Buy it!!‘ zurück.
Donghae schlüpfte sofort hinein und bedeutete Mia zu ihm zu kommen. Da lagen sie nun, in einem Riesen-Totoro.
„Mach das Licht aus“, meinte sie grinsen und Donghae lehnte sich rüber zum Lichtschalter.
„Wooooaaaah!“
Das Ende von Mias Geschenke-Parade fand sich in einem Sternenhimmel, an die Decke projiziert durch eine Sternen-Lampe.
„Mia?“
„Hm?“
„Ich weiß eigentlich dürfte ich das nicht sagen, auf Grund der Gesamtsituation, aber ich bin gerade voll glücklich!“
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Da sich Donghae weigerte aus dem Totoro-Bett zu kommen, rief er Leeteuk an und die Party wurde in ihre Wohnung verlegt.
„Weißt du, das Dorm ist viel größer!“, beschwerte Mia sich bei der Vorstellung dass die ganze Rasselbande gleich bei ihnen einfallen würde.
„Aber wenn wir ins Dorm gingen, dann müsste ich mit dem Totoro Sackhüpfen machen und bis zum Fahrstuhl ist es so unheimlich weit“, jammerte er zurück.
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Irgendwann gegen 5 Uhr verabschiedeten sich die letzten der Welpen. Nachdem die alle Donghaes Geschenke bewundert hatten und Mia mehr als einen dabei erwischt hatte, wie er sich die Turnschuhe unter den Nagel greifen wollte. So schlüpften sie dann kurz vor Sonnenaufgang in den Riesen-Totoro.
„Mia, wieso riecht der so gut?“
„Weil ich ihn natürlich gewaschen habe.“
Wer wusste schon was an dem Ding war, nein, nein, so was wurde erst einmal gewaschen. Okay… sie hat ihn waschen lassen, aber das war ja erst einmal irrelevant.
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Als Mia am Morgen aufstand gab es noch viel zu tun. Kaylee war beim Parkhaus mit Zoey um auf KBS zu warten, somit war zumindest ein wenig von Mias Schultern, doch es gab tausende andere Dinge zu tun. Sie ging schnell duschen und machte sich dann fertig.
„Schatz, wenn wir heute Abend campen, darf ich meinen Totoro mitnehmen?“
„Na klar.“
Sie hatte gewusst, dass diese beiden Sachen Hand in Hand gehen würden und sich somit von vorn herein damit abgefunden.
„Wo gehst du hin?“, fragte er verwundert, als sie ihre Handtasche packte.
„Zu den Küken.“
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Es gab zwei Gründe, wieso sie die Küken gemieden hatte. Der erste war, dass Mia ihnen etwas Platz geben wollte. Immerhin erinnerte sie Mia ständig daran, dass Jonghyun tot war. Der zweite war, dass sie Mia immer daran erinnerten, dass einer bei ihnen fehlte, weil er eben tot war. Auch sie hatte Abstand gebraucht.
Heute fuhr sie ins Dorm der Band. Es war Onew, der ihr die Tür öffnete. Er schaute sie zwei Sekunden an und nahm sie dann in den Arm.
„Hey, wie geht es dir?“, murmelte sie.
„Ganz okay und dir?“
„Ganz okay“, erwiderte sie.
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„Denkst du sie wird weg gehen?“
Key strich mit dem Zeigefinger über die frische Narbe auf ihrer Wange.
„Ich glaube ich will gar nicht, dass sie weg geht.“
Es war lächerlich, doch diese Narben würden sie für immer an den Unfall erinnern und somit an Jonghyun. Es war wie ein Tattoo, was niemand außer ihr zuordnen konnte, eine Erinnerung. Sie saßen gemeinsam in der Küche an dem kleinen Tisch. Key hatte Kaffee und Tee gemacht.
„Guys, you know today is Donghaes birthday…“
Alle nickten.
„We’re party-camping tonight, I think you should come.“
„Ich glaube wir sind noch nicht soweit“, kam es von Minho.
„Ihr werdet niemals soweit sein. Nur irgendwann muss man den ersten Schritt zurück in die Welt machen.“
Sie würden niemals aufhören um Jonghyun zu trauern, niemals ihn vergessen, niemals nicht daran denken, dass er einfach fehlte. Wenn sie darauf warteten ‚bereit‘ zu sein, dann würden sie in diesem Dorm alt werden.
„Aber … es ist alles noch so … frisch.“ Onew suchte nach den richtigen Worten.
„Schatz, ich bin auch erst vor kurzem aus dem Koma aufgewacht. Doch da draußen ist diese Welt, unsere Welt. Ich sage nicht geht feiern, ich lade euch zu einer Geburtstagsfeier ein, von einem Freund, mit Freunden.“
„Wo campen wir denn?“, fragte Taemin.
„Auf unserem Parkhaus.“
„Was?!“
Zumindest hatte sie das Interesse der Küken geweckt und so erzählte Mia die Geschichte, dass Donghae ein Parkhaus gekauft hatte, auf dem sie ihr Haus errichten würden. Als Mia das Dorm verließ, hatte sie schon das Gefühl, dass sie heute Abend kommen würden.
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Auf dem Parkhausdeck angekommen, sah es dort schon recht merkwürdig aus – was in diesem Fall ja sogar gewollt war, nur im Vergleich zu einem normalen Parkhaus sah es eben merkwürdig aus. Über eine große Fläche war Kunstrasen ausgelegt worden, darauf waren Sitzkissen und Picknickdecken ausgebreitet. Die Grills standen dort natürlich nicht drauf. Im Halbkreis waren die Zelte aufgebaut worden und in der Mitte war alles für ein Lagerfeuer vorbereitet. Gegenüber dem Halbkreis und auf der anderen Seite des Lagerfeuers, stand das Schiff, das halbe. Grinsend rannte Mia hoch auf die Brücke, um sich ein Überblick zu verschaffen. Zwischen den Zelten wurden die Zauberwald-Bäume aufgestellt und heute Nacht würden sie leuchten. Sie fragte sich woher der ganze Strom kam, aber er schien ja da zu sein.
„This almost looks like I-Tasia.“
Grinsend kam Jiyong zwischen den Bäumen hervor und kam hinauf zu Mia.
„It’s cool, isn’t it.“
„It‘s great“, stimmte er zu.
„Why are you already here?“
Es war ja erst Mittag, es würde frühestens 21 Uhr werden, bis sich hier die Leute einfinden würden. Heute war auch das Asian Song Festival und alle Bands die nicht offiziell in Trauer waren, waren dort.
„Checking how you’re holding up.“
Die Deutsche setzte sich zu ihm auf die Treppe.
„Well, I’m planing a party.“
„Du versuchst dich abzulenken.“
„Like hell I do!“, gab sie lachend zu und es tat gut. Es tat gut morgens aus dem Haus zu gehen und etwas zu tun zu haben. Nicht immer an den Unfall zu denken.
„I’m really glad you’re not dead.“
„Thank you.“
Nun grinste er und lehnte seinen Kopf an ihre Schulter.
„I still don’t wanna know where the other dragonballs are“, klärte sie gleich mal die Fronten und bekam dafür von Jiyong in die Schulter gebissen.
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Die Jungs hatten zwar gesagt dass sie das Fleisch einkaufen würden – was auch immer das bedeuten sollte – doch die Mädels waren für die Vegi-Sachen zuständig. Also fuhren sie zurück zu Starcity und plünderten den E-Mart. Salat, Obst, Gemüse, Baguettes, Saucen sämtlicher Art, Butter, Kräuterbutter, Maiskolben – Mia hatte einen Plan.
Mia hatte sogar noch einen erweiterten Plan, denn 2PM würden heute Abend auch kommen. Da sie gewusst hatte das sowohl Wooyoung, als auch Zoey sich sträuben würden zusammen das gleiche Event mit ihrer Anwesenheit zu beglücken, hatte Mia die ‚Ich bin fast gestorben und möchte einen schönen Abend mit meinen Freunden verbringen‘-Karte gezogen.
Ehrlich, wer konnte da nein sagen und nicht schwören friedlich zu sein? Eben.
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Darüber hinaus gab es noch andere Richtlinien der Party. Zum einen musste jeder in einem Pyjama kommen, zum anderen würde es ein Kindergeburtstag werden, mit all den Spielen, die man früher auf Kindergeburtstagen gespielt hat. Die Reise nach Jerusalem, Topfschlagen, Steck‘ der Kuh den Schwanz an, Kaylee hatte sogar so ein Pinata-Ding besorgt (Gott allein wusste nur woher sie es hatte). Okay … und sie hatte Rippi-Dippi vorbereitet. Wahrscheinlich hatte sie all ihre Ideen und ihre Energie für die kommenden Jahre was Partys betrifft in dieser einen hier aufgebraucht, aber das war egal, sie war beschäftigt, alles war gut.
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„Und wieso muss ich einen Pyjama anziehen?“, jammerte Heechul.
„Weil es das Motto ist.“
„Das beantwortet nicht meine Frage.“
„Eigentlich doch.“
Heechul stand vor ihr mit verschränkten Armen, während sie eine Knobi-Sauce machte, die alle Vampire mindestens 15 Kilometer fern halten wurde.
„Whatt? The sense in having a motto is that everybody follows it!“
„Your motto sucks.“
„Oh I’m sorry that a friend just died and I almost got killed and I’m just about to find joy and happiness in my life again and I’m SORRY that I let you all be a part of it. Why don’t you go to a petting zoo and feed the sheeps?“
Alle hatten inne gehalten in dem was sie gerade machten und wenn Heechul könnte, dann würden seine Augen diese lustigen Blubblub-Geräusche wie in den Mangas machen.
„Ehm … grün oder blau?“
„Grün“, antwortete sie und machte sich weiter an dem Knoblauch zu schaffen.
„Bitte sagt mir einer dass er es auf Video aufgenommen hat“, flüsterte Leeteuk, ehrfürchtig vor Mias Sieg.
„Jup, ich. Wenn ich nachts in meinem Bett liege und mich am liebsten in Föstusstellung in den Schlaf weinen würde, schau ich mir genau das an!“, kam es von Eunhyuk und er rannte hoch in sein Zimmer um gleich davon eine Sicherheitskopie zu machen.
„Weißt du, diese ‚ich bin fast gestorben‘ Nummer ist einfach nicht fair – selbst wenn es um Heechul geht“, beschwerte sich Kyuhyun massiv.
„Jetzt hör aber auf! DU hast das damals auch gemacht!“, wand Leeteuk gleich ein und Mia erinnerte sich daran, dass er auch damals nur knapp dem Tod entkommen war.
„Quatsch! Habe ich nicht!“
„Oh, ich bin so schwach, wahrscheinlich liegt das daran dass ich fast gestorben wäre … Hyung … kannst du mir den Fernseher in mein Zimmer stellen“, äffte der Bandleader den Jüngsten nach, der hochrot anlief.
„Schatz, du kannst nicht einfach so Jonghyun vorschieben um deinen Willen durch zu setzen“, flüsterte ihr Donghae zu.
„Natürlich kann ich das, ich bedanke mich auch jedes Mal bei ihm, wenn ich meinen Willen bekommen.“
„Wirklich? Wie?!“
„Ich opfere ihm ein Huhn“, sagte sie sarkastisch und aus Donghae erstauntem Gesicht wurde ein finsteres.
„Zu früh für Scherze.“
„Es ist niemals zu früh für Scherze.“
Zumindest war es die bessere Alternative als sich weinend im Schrank zu verkriechen.
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Da fuhren sie EINMAL mit Pyjamas Auto. Ein einziges Mal. Und was geschah? Polizeikontrolle, ganz klar. Mia saß gemeinsam mit Eunhyuk, Sungmin und Donghae im Wagen und wurden natürlich angehalten – wohl gemerkt die anderen drei Autos, in denen die Welpen verteilt waren nicht!
Der Polizist kam nicht umhin sie skeptisch an zu gucken und sofort fing das Gegiggel in dem Auto an bei dem Versuch nicht zu lachen. Epic fail. Zum Glück saß Heechul nicht mit ihm Wagen, die Vorwürfe hätte sie sich ein Leben lang anhören dürfen.
Dann kamen sie am Parkhaus an und parkten in der letzten Etage.
„Also hier werdet ihr wohnen?“, meinte Heechul, als er aus seinem Wagen stieg und sich umschaute.
Mia und Donghae tauschten einen Blick aus und entschlossen sich still schweigend ihm nicht zu antworten.
Allerdings waren alle Reaktionen gleich, als sie das Parkdeck erreichten. Erstaunen.
Sie fingen fröhlich an zu lachen und erkundeten den kleinen Park.
„Wo hast du all die Sachen her?“, fragte Donghae fasziniert.
„KBS.“
Die Universalantwort.
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Gegen 22 Uhr waren doch einige Leute da. Hatte Mia zu wenige Tipis geholt? Selbst die Küken waren da und Mia stieg hinauf auf die Schiffsbrücke.
„Entschuldigt kurz!“, rief sie und jemand machte die Musik aus.
„Ich wollte mich bei euch bedanken, dass ihr alle hier seid. Ich weiß es ist keine Zeit der Feste, doch genau so wenig wie wir die Toten vergessen dürfen, dürfen wir auch nicht die Lebenden vergessen. Deswegen danke ich euch. Heute ist Donghaes Geburtstag. Cupcake, ich hoffe ich konnte dir eine Freude machen. Ich liebe dich.“
Und dann fingen alle an zu klatschen und zu singen.
Das Szenario endete natürlich in einer Kuchenschlacht, aber auch darauf war Mia vorbereitet gewesen. Donghae würde heute Nacht wahrscheinlich nur noch süßer schmecken.