„Und du musstest nichts bezahlen?!“
Um 3 Uhr morgens hatte Mia es dann doch geschafft Donghae wieder zu sehen und sie erzählte von ihrem lustigen, koreanischen Abend.
„Nein“, erwiderte sie schadenfroh.
„Die Ajumma kannte mich und machte alle ganz verrückt und ich bekam ganz viele leckere Sachen und die New Yorker wussten so gar nicht was los war! Ich habe ihr ein Autogramm gegeben und ein Foto mit ihr geschossen und sie sagte, es sei eine Ehre mich als Gast zu haben und deswegen muss ich nichts bezahlen.“
Es war wirklich eine lustige Begegnung gewesen, vor allem, wenn man den Besitzern dabei zuhörte, wie sie über die Amerikaner lästerten, die im Restaurant saßen, weil sie alles falsch aussprachen.
Lange saß sie noch vor dem Fenster und beobachtete New York zusammen mit Donghae. Ihre Freundin Zascha war vor einigen Jahren ‚Vorsängerin‘ bei Alicia Keys Tour durch die Staaten gewesen und hatte Mia erzählt, dass die einzige Stadt in den Staaten, in der sie wohnen würde, New York war. Metropolen waren einfach anders, Seoul stellte ja auch nicht das übliche, koreanische Wohnen da. New York unterschied sich von anderen Großstädten dahin gehen, dass es erstens von Anfang an geplant war und das es zweitens nicht erweiterbar war. Manhattan war Manhattan und lag auf einer Insel, die bis zum letzten Quadratmeter bebaut und ausgenutzt war. Hier hatte man zwangsläufig in die Höhe gehen müssen und es war eine Seltenheit im Zentrum ein niedriges Haus zu finden. Mia fragte sich ob es auf Manhattan immer schattig war, weil die Häuser so hoch und so eng beieinander gebaut waren, das eigentlich gar keine Sonne bis runter zu Straße fallen dürfte, außer vielleicht zur Mittagszeit. Eigentlich war New York eine Stadt der Vampire und hätte eigentlich in Asien errichtet werden müssen – es würde den Leuten ersparen ständig Schirme mit sich rum zu schleppen.
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Der nächste Morgen kam viel zu früh. Die meisten Bands hatten einen eigenen Tagesplan und so klopfte sich Mia durch die Zimmer der Welpen. Alle waren ziemlich aufgedreht, als sie beim Frühstück saßen.
„Ich will zur Freiheitsstatue!“
„Ich will in den Central Park!“
„Ich will zum Rockefeller Center!“
„Ich will auf das Empire State Building!“
„Ich will schlafen!“, kam es mürrisch von Kyuhyun.
„Na, was haben wir gestern Nacht gemacht?“, fragte Mia ihn neckisch.
„Zumindest mich nicht in einer Flugzeugtoilette eingeschlossen und versucht Babys zu machen!“
Mia und Donghae schauten sich an und wurden rot.
„Wir haben keine Babys gemacht…“, verteidigte sich Mia kleinlaut.
„Wäre ja noch schöner, wenn ihr eins gemacht hättet! Ich habe gesagt ihr habt es versucht“, erwiderte Kyuhyun besserwisserisch und Mia schwieg.
„Aber heute Morgen haben sie versucht ein Baby zu machen!“, kam es von Ryeowook, ganz unschuldig. Kim verschluckte sich an seinem Bagel und Mia bereute ihn gestern aus dem Handgepäckfach raus geholt zu haben.
„Alright, I go kill myself“, sagte sie und stand vom Tisch auf.
„Oh … das war etwas, das sagt man beim Frühstück nicht, oder? Wir haben diese Geräusche eigentlich nicht im Dorm, deswegen bin ich es nicht gewohnt … außer von Donghae.“
Kim hatte sich immer noch nicht beruhigt und hustete immer heftiger.
„Schatz, vergesse den Selbstmord, wir bringen ihn um!“, beschloss Donghae und machte eine ruckartige Bewegung auf Ryeowook zu, die dazu führte, dass sich der Jüngere erschreckte und rückwärts vom Stuhl kippte.
„Oh boy …“, wenn das jetzt schon mit dem Kopfschütteln anfing …
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Die SuJu-Muttis hatten ihren eigenen Guide bekommen, um die Stadt zu erkunden und die Jungs sollten zur Probe.
„Mia?“
Auf dem Weg zur Lobby hielt Kim sie an und legte seine Hände auf die Schultern.
„Ich gebe dir frei.“
„Was? Was habe ich getan?!“
Der Manager rollte die Augen.
„Wieso denkst du immer, dass du was getan hast, wenn ich eigentlich versuche dir etwas Gutes zu tun?!“ Genervt schnaubte er.
„Du lagst gerade erst im Koma, nach einem schweren Unfall und ich weiß dass du arbeiten möchtest und das tust du ja auch – du hast gestern schon genug getan. Nehme dir den Vormittag frei, du magst doch New York. Komme um 2 Uhr zum Madison Square Garden und jetzt erkunde die Stadt.“
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„Tschüüüüüß Schatz!“
Mia eilte an Donghae vorbei. Ein entsetzter Gesichtsausdruck zeichnete sich bei ihm an.
„Was? Wohin gehst du? Wieso habe ich nicht frei?!“
„Keine Ahnung – ich fahr zu Bendels!“
Und schon war sie durch den Hintereingang weg und suchte sich ein Taxi. Die Rechnung hatte sie jedoch ohne Big Mike gemacht, der ihr einen Bodyguard auf’s Auge drückte.
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„I’m in heaven!“, quietschte Mia fröhlich, als sie in dem Henri Bendel Laden mitten auf der 5th Avenue stand. Henri Bendel. Sagt es einmal: Henri Bendel. Für Mia war dieser Laden ein Stück Schokolade. In diesem Laden gab es alles – und davon viel. Es gab Handtaschen (wichtig), Sonnenbrillen, Schmuck, Haarbänder, Haarreifen, Koffer, Duftkerzen, Schlüsselanhänger, Handspiegel, Futternäpfe, Schals, Nagellack, Postkarten, Ipad Hüllen, Kontaklinsen-Reise-Kits, Body Butter, Travel-Säckchen, Parfüm, Tassen und Teesets, Bilderrahmen – sie entwarfen sogar Klamotten. Henri Bendel war der Inbegriff von All-Around-Laden.
Und es war von bis. Man konnte für 10$ Henri Bendel Schokolade mit Blattgold kaufen oder mehrere (wohl investierte) Dollar in eine Handtasche oder Kleidungsstück stecken. Das klassische Design war braun-weiß gestreift. Es gab natürlich auch andere Muster, doch wenn man schon bei Henri Bendel einkaufte, dann wollte Mia auch, dass man es sah. Zwei Damen des Laden begleiteten sie durch den Verkaufsraum und plauderten mit der Deutschen. Amerikaner und ihre Freundlichkeit.
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1,5 Stunden später verließ sie den Laden – ohne Tüten … die wurden direkt ins Hotel geschickt. Mia hatte am Ende den Blick von der Rechnung abgewandt und nur unterschrieben. Sie wusste nur das es unter Tausend Dollar war, aber sie hatte auch viele Mitbringsel, mitunter das Geburtstagsgeschenk für ihre Mama, das heute noch per Express in die Schweiz verschickt werden würde. Sie hatte schon fast überlegt es Eunhyuk mitzugeben, der würde in ein paar Tagen ohnehin in Europa sein.
Der Security der amerikanischen Kooperationsfirma hatte die Deutsche mit Gelassenheit beobachtet, sicher hatte er schon die ein oder andere Dame in einen Shoppingrausch verfallen sehen, deswegen machte sich die Assistentin erst einmal nicht so viele Gedanken darum.
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Sie erkundete noch etwas die 5th Avenue und lief an einem Designergeschäft nach dem anderen vorbei. Man könnte sich hier tatsächlich tot kaufen.
Irgendwann landete sie in einem Café und gönnte sich ein zweites Frühstück. Sie saß da also, in New York, trank Kakao und hatte einen Donut vor sich. Wer hätte all das voraus sehen können? Vor zehn Jahren lebte sie in den Tag hinein. Hatte gut Geld, weil sie viel arbeitete, machte nebenbei Schule und hatte die besten Freunde der Welt. Sie dachte daran, wie sie morgens manchmal, nach einer durchgetanzten Nacht, im Auto gesessen hatten und es fertig gebracht hatten noch über Politik zu diskutieren. Sie waren auch gerne immer zur Aral gefahren, um sich Hot Dogs zu holen. Wie unbeschwert das Leben damals gewesen ist. Niemand hatte gewusst, wie die Zukunft aussehen würde, doch sie hatten einander und das war alles was zählte. Mia dachte darüber nach, wie es wäre mit ihren Jungs New York zu erkunden. Sicher würden sie die wildesten Partys finden – oder auch nicht.
Es war Freitag gewesen. Eigentlich hatten sie vor gehabt nach Kaiserslautern ins Black Sounds zu fahren. Kosta und Marcel saßen schon im Auto und eigentlich wollten sie nur Chris abholen. Das stellte jedoch ein Problem dar, denn Chris hatte sich noch nicht entschieden, wie er seine Haare gelen sollte. Dabei sollte man erwähnen, dass seine Haare ungefähr 6 Millimeter lang waren und Mia noch nicht einmal einen Unterschied sah, ob er sie nach links oder rechts gelte, doch Chris behauptete, dass es alles Effekt war.
Bis er dann endlich fertig war, war es so spät, dass sich die lange Fahrt nach Kaiserslautern nicht mehr lohnte, also suchte man nach Alternativen. ‚Lass mal ins MTW gehen‘, schlug Chris damals vor. ‚MTW, was spielen die da?‘, ‚Hip Hop‘. Mia hatte ihm nicht geglaubt. Sie kannten alle Hip Hop Clubs rund um Frankfurt. Da gab es natürlich das Black Sounds in Hanau, wo Mia gearbeitet hatte, in Darmstadt war das Natrix, hinten in Steinheim das Millennium, unten am Hafen war das Audion, doch da spielten sie Donnerstags Hip Hop und dann gab es noch das Fun, doch da ging auch nur dienstags und sonntags was. Freitags ging man ins Natrix, Millennium oder nach Kaiserslautern, doch das MTW? Na gut, ein Versuch war es wert. Das MTW lag in Offenbach, allein schon da hätte man merken müssen, dass diese Kiste zum Scheitern verurteilt war. Sie fuhren auf den Parkplatz, Mia erinnerte sich daran ziemlich hohe High Heels an diesem Abend an gehabt zu haben und schon als sie am Eingang vorbei fuhren, hörten sie Neue Deutsche Welle. Ein skeptischer Blick zur Seite, wo Marcel saß und der sah genau so panisch aus, doch NDW sollte nicht alles sein. Irgendwie hatte Chris den Braten gerochen, denn als sie zum Eingang gingen, legte er seinen Arm um Mias Schulter und shakerte mit ihr rum.
‚Pärchenabend‘, sagte der Security und winkte Mia und Chris durch.
‚Wir sind ein Paar!‘, sagte Kosta und nahm Marcels Hand. Mia hätte sich ja wegschießen können. Nicht überzeugt fragte der Security ‚Ihr seid ein Paar?‘, ‚Klar, schau uns doch an, wir sehen oberschwul aus und gehen auf eine NDW Party, willst du das wir rumknutschen?‘, erwiderte Marcel und Mia hatte sich in diesem Moment gewünscht es auf Band aufnehmen zu können.
So kamen sie dann doch noch rein. Chris behauptete dann irgendwann der einzige Ausländer im ganzen Club zu sein, doch Kosta als Halbgrieche stand im zur Seite. Irgendwann bemerkte Marcel, dass es auf die Becher Pfand gab und die Jungs begannen die ganzen Becher einzusammeln – und Mia hatte brav hinterher tappeln dürfen, mit High Heels Treppe rauf, Treppe runter. Am Ende waren sie immerhin 80 Euro im Plus und irgendwie hatten sie doch Spaß … okay, Alkohol hatte vielleicht etwas nachgeholfen um auf ’99 Luftballons‘ abzugehen.
Dieser Abend hatte gezeigt, dass es egal war, wo sie waren, solange sie zusammen gewesen sind hatten sie Spaß. Okay, sie hatte beschlossen niemand von diesem Abend zu erzählen, wenn sie anderen gefragt hatten, wo die vier waren, erzählten sie eine oberkrasse Geschichte aus dem Black Sounds in Kaiserslautern mit Dancebattles und Bootyshaking – sie kannten in K-Town niemanden der das hätte auffliegen lassen können.
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Diese Erinnerung brachte sie zum Lächeln. Nun hatte sie neue Freunde und ein ganzes Buch voller leerer Seiten um sie mit verrückten Geschichten zu füllen – einige könnte sie schon zusammen tragen.
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Als Mia zum Madison Square kam wurde da kräftig geprobt. SNSD hatten gerade ihre Proben … diese ansteckende Musik! Mia fand Super Junior und tanzte dabei zu ‚Gee‘.
„Was ist mit dir?“, fragte Leeteuk skeptisch.
„Das ist die Musik, ich kann nicht anders!“
Süß war, dass Ryeowook und Sungmin mittanzten und Kim seine Ansprache unterbrechen musste, bis sich alles ausgetanzt hatten.
„Warst du nicht einkaufen?“
Skeptisch betrachtete Donghae seine Frau und fragte sich, wo sie die Tüten versteckte hatte.
„Keine Sorge, sie werden ins Hotel geliefert.“
„Das ist kein gutes Zeichen, oder?“ Das bedeutete nämlich, dass es mehr Taschen waren, als sie tragen konnte.
„Ist es ein gutes Zeichen dass du in unser Designerhaus Rutschen haben willst?“
„Haben wir jetzt eine Rutschen-Debatte?“
„Haben wir eine Shopping-Debatte?“, erwiderte sie lässig.
„Nein.“
„Fine.“
Und dann drehten sie sich beide um und liefen weg.
„Die zwei haben sich auch irgendwie gesucht und gefunden“, stellte Kim fest und ausnahmslos nickte der Rest der Welpen.
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Zum Mittagsessen trafen sie sich wieder mit den Mamas und gingen Amerikanisch essen. Natürlich gab es die Speisekarten nicht in Koreanisch und Mia musste her halten. Kim und Yun saßen an der Bar des Restaurants, außerhalb der Gefahrenzone und beobachteten Mia wie sie den Jungs und deren Eltern erklärte, was auf der Speisekarte stand und fleißig aufschrieb, wenn das Essen, das sie gerade erklärt hatte, jemanden zusagte. Jedoch änderten einige öfters ihre Meinung und Mias Zettel sah ziemlich wüst aus, als sie endlich zum Bestellen kam. Wahrscheinlich wäre es einfacher gewesen nach Korea Town zu gehen, doch für viele war es das erste Mal in Amerika und sie wollten es auskosten – Koreanischen aßen sie ja sonst auch.
Mia und Donghae bestellten sich zwei Essen zusammen und teilten dann. Für einen Moment vergaßen sie, dass ihnen Donghaes Mama gegenüber saß, die das Paar aufmerksam beobachtete. Sie bemerkte wie vertraut die beiden miteinander umgingen und wie sie giggelten und sich gegenseitig fütterten. Es war nicht einfach mit Ausländern, es gab kulturelle Unterschiede, für viele Ausländer waren einige Traditionen nicht nachzuvollziehen, doch wenn es ihn glücklich machte, dann würde sie sich mit ihm freuen … und Mia vielleicht doch noch das Zubereiten von Kimchi beibringen.
Nach dem Mittagessen war eine Tour mit einem von diesen Doppeldeckerbussen geplant. Nur Siwon hatte einen Fototermin, zu dem Mia ihn begleiten sollte. Sie saßen auf der Rückbank, doch Mia hatte Siwon den Rücken zugewandt und schaute es dem Fenster.
„Du bist immer noch sauer.“
„Nein.“
„Und wieso redest du dann nicht mit mir?“
Sie drehte sich zu ihm um.
„Ich bin nicht sauer Siwon, ich bin enttäuscht. Ich hatte nicht gedacht, dass du so etwas tun würdest.“
„Es war ein Kuss, eine Probe, nichts weiter. Okay, wir haben dich vielleicht etwas geärgert und es tut mir leid, aber vielleicht hast du wirklich die Möglichkeit Schauspielerin zu werden und dann musst du vielleicht auch mal jemanden küssen.“
„Ja, aber nicht meinen guten Freund.“
„Den du plötzlich als Mann ansiehst. Du hast mir besser gefallen als dir nicht aufgefallen war, dass ich ein Mann bin.“
Da blieb Mia doch wirklich die Spucke weg.
„Es ist nicht so als würde ich dich attraktiv finden!“
Gut, so ganz stimmte das nicht. Siwon war attraktiv, aber für Mia war er wie ein kleiner Bruder. Nach Mias Aussage fiel aber Siwon der Kiefer runter.
„Hallo? Siehst du dieses Gesicht?“
Mit der Hand umkreiste er sein Gesicht.
„Arrogance makes ugly.“
Und nun war nicht nur Mia sauer auf ihn, nein, jetzt war auch noch er sauer auf sie.
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Das Shooting fand in einem Atelier statt, in einer großen Halle. Es war ein interessanter Ort zum Shooting. Mia meldete ihn an und bekam ein Zimmer für das Styling zugewiesen.
„Du isst das jetzt!“
„Nein!“
„Doch!“
„Nein!“
Es war nur ein Apfel. Mia hatte extra etwas Obst geholt, damit er wenigstens etwas im Magen hatte und es war gesund. Wie konnte man sich so anstellen?
„Du benimmst dich wie ein Kind! Du isst den Apfel, ansonsten fahren wir nach Hause!“
„Na das würde ich ja gerne sehen, wie du das versuchst.“
Okay, meinetwegen, die klassische Kinderschiene funktionierte bei ihm nicht.
„Weißt du was, ist mir egal, dann esse den Apfel nicht.“
Doch dafür schickte er sie los, zu Starbucks, weil er nur von dort einen Frappuccino wollte und Mia fand weit und breit keinen. Es gab alle möglichen Coffee-Shops, doch eben keinen Starbucks und Mia war stur, sie würde so lange laufen, bis sie einen Starbucks gefunden hatte, selbst wenn das bedeutete, dass sie bis nach Jersey laufen müsste.
Ganz so weit war es doch nicht, doch immerhin zwei Blocks. Völlig entnervt stieg sie die Treppen hoch und hörte, wie sich zwei Frauen von dem Magazin unterhielten.
„She was yelling at him like crazy!“
„He’s so gergous, how could she treat him like that?“
„And she’s his assistand, I’d expect a more professional manner from somebody in her position.“
Mia stand flach gegen die Wand. Na toll, überhaupt nicht judgy! Als würden die Weiber verstehen, was sie mit Siwon in Koreanisch besprach. Ja, sie war etwas zu laut gewesen, das schickte sich in Korea nicht und sie wusste das, aber sie hasste es, wenn er so bossy und stur war.
„Are you two talking about my assistant?“
Siwon. Mia presste sich noch weiter an die Wand, auch wenn sie nicht wusste, ob sie wirklich hören wollte was nun kam.
„I don’t want you to talk about her. Mia Martin is professional, it was my fault. She is my assistand and I would never trade her for somebody else so you better watch out how you talk about her.“
„Yes Mr Choi, we are very sorry …“
Wenn er bei anderen bossy und stur war, störte es die Deutsche weniger.
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Sie wartete einen Moment und ging dann hoch. Siwon saß auf einem Sofa und tippte auf sein Handy ein. Schweigend reichte sie ihm den Kaffee und setzte sich neben ihn.
„Oh, danke.“
„Entschuldige … Starbucks war etwas weiter weg.“
„Kein Problem.“
Und dann saßen sie da, schweigend.
„Du … Siwonie…“, sagte sie mit Babystimme. Der Sänger hob erstaunt die Augenbrauen, denn eigentlich war er davon ausgegangen, dass sie immer noch sauer ist.
„Was?“
„Hast du das eben ernst gemeint, was du zu den zwei Frauen gesagt hast?“
Siwon begriff, dass sie mitgehört hatte und grinste.
„Aber natürlich. Du bist meine Assistentin, meine Freundin, ich werde dich immer verteidigen.“
Da konnte Mia ihm jetzt auch nicht mehr böse sein.
Was Siwon natürlich nicht erzählte, dass das alles geplant gewesen ist und er sie schon längst gesehen hatte. Hey, er war Schauspieler, wenn ihm dieses Talent für irgendetwas nütze sein sollte, dann das er sich mit ihr wieder vertrug.
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Die anderen hingegen hatten ihren Spaß im Bus durch New York. Fans begleiteten ständig den Bus und die Jungs jubelten ihnen fröhlich entgegen. Sie kamen an der Carnegie Hall vorbei, am Times Square, am Empire State Building und am Flatiron Building, sie fuhren durch Greenwich Village und durch SoHo, natürlich auch durch China Town, kamen am Battery Park an und sahen zumindest von Weitem die Freiheitsstatue. Die Tour endete am Rockefeller.
„Wow, was eine Stadt!“ Leeteuk stieg grinsend aus dem Bus aus.
„Ja, das stimmt. Wir müssen hier auf jeden Fall noch mal her, das ging alles viel zu schnell“, pflichtete Donghae ihm bei.
Sie standen da so zusammen und da fiel ihnen etwas auf.
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Siwon war gerade mitten im Fotoshooting, als Mias Handy klingelte. Es war Donghae.
„Cupcake, weißt du wie teuer dieser Anruf wird?“
Rufen sich zwei Koreaner, auf ihren koreanischen Handys in Amerika an. Wenn man sich bildlich darstellte, welche Wege die Signale hinter sich bringen mussten, um das möglich zu machen, war es ein Wunder, dass ihr Gespräch keine drei Stunden zeitverzögert war.
„Das ist egal, Ryeowook ist weg.“
„Wie meinst du das? Weg?“
„Weg, einfach weg! Wir waren in dem Bus und wir haben ab und zu angehalten, damit wir Bilder schießen konnten und so und als die Fahr zu Ende war, war er weg.“
Der Kerl! Sie würde ihm so ein Piepding aus dem Gefängnis um das Fußgelenk binden – wenn sie ihn denn erst einmal gefunden hätte.
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Was also tun? Zuerst ging Mia zu Siwon und erklärte die Situation. Der Mann würde auch ohne sie überleben und es schaffen sich in ein Taxi zu setzen und zurück zum Hotel zu fahren – er gehörte zu dem Personenkreis, dem sie das zutraute.
Die anderen waren gar nicht so weit weg, also nahm sich die Deutsche ein Taxi.
Als Mia am Rockefeller ankam fiel ihr Blick auf Tiffanys. Nein, dazu war jetzt keine Zeit. Die meisten waren schon weg, nur Donghae, Leeteuk, Shindong, Sungmin und Kim waren noch da. Wenn 20 Leute von SM Town irgendwo rumstanden, erweckten sie nur zu viel Aufmerksamkeit.
„Okay, was ist passiert? Wann habt ihr Ryeowook das letzte Mal gesehen?“
„Es war am Battery Park.“
„Nein, ich habe ihn in Chinatown noch gesehen.“
„Ehrlich? Ich nicht …“
„Ich glaube er ist am Broadway schon weg gewesen…“
Na super! So passten sie aufeinander auf!
Die Assistentin forderte also noch einmal ihre grauen Zellen: Wo hatten sie Ryeowook definitiv das letzte Mal gesehen? Beim Broadway fingen die Erinnerungen an vage zu werden. Mia teilte sie auf, jeder nahm eine Busstation, und hoffte, dass Männer den Hunden doch so ähnlich waren, wie sie annahm, denn ein Hund lief, wenn er von seinem Herrchen getrennt wurde oder einfach auf Blöd einem Hasen ins Feld gefolgt war, immer zurück an die Stelle, wo er verloren gegangen war. In Wookies Fall wäre das der Busstopp.
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Sie selbst fuhr zum Broadway und hatte vom Bauch her ein gutes Gefühl. Sie konnte sich vorstellen, wie der begabte Sänger sich hier, wo so viele Legenden erschaffen worden waren, gerne noch mehr Zeit gehabt hätte, um sich um zu gucken.
Wenn sie ein Wookie wäre, wo würde sie sich verstecken? Fragend schaute sie sich um, wie sollte man einen einzelnen Menschen in New York finden? Zufallsbegegnungen wie bei Carrie und Mr. Big gab es nur im Fernsehen. Immerhin wusste sie eins: Ryeowook hatte kein hündisches Verhalten, er war nicht an den Ort zurück gekehrt, an dem er verloren gegangen war. Also begann sie selbst etwas herum zu laufen. Seit er weg war, war über eine Stunde vergangen, er könnte überall sein.
Mia lief einmal um den Block, keiner der anderen hatte ihr geschrieben, also hatte niemand sonst ihn gefunden. Sie müsste Jaejoong unbedingt fragen, wie dieses App hieß, mit dem er sie immer fand und dann würde sie es auf den Telefonen der Welpen installieren.
Gefrustet ging sie zur U-Bahn, um zum nächsten Stopp zu fahren. Die New Yorker U-Bahn war recht einfach, sie zog sich ein Ticket und ging runter, als sie etwas vertrautes hörte.
„Ryeowook!“
Sie drängelte sich an den anderen vorbei und folgte seiner Stimme.
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Wo fand sie ihn? Ryeowook befand sich in Gesellschaft einiger Afroamerikaner, mitunter ein Gitarrist und ein Saxofonist und sang Michael Jacksons ‚Blame it on the Boogie‘. In der U-Bahn Station. Umgeben von anderen, älteren Afroamerikanern die fröhlich zu der Musik tanzten.
„Ryeowook!“
Mia war es egal ob er sich hier gerade ein paar Dollar verdiente, sie eilte auf ihn zu und nahm ihn in die Arme.
„Noona! Schau mal, ich hab neue Freunde gefunden!“
Er lächelte so fröhlich, dass all die Wut weg war. Freunde. Aha.
„Is this your friend?“, fragte der Mann am Saxofon.
„Yes, she older sister!“, erwiderte Ryeowook stolz. Der Mann hingegen schaute irritiert zwischen den beiden hin und her, wirklich verwandt sahen sie nicht aus.
„Hey, your lil‘ friend here got some skills! He’d make a great singer!“
Klar. Oh man.
„Ehm … yeah … I guess. Thanks for taking care of him, he was lost and we’ve been looking for him.“
„No prob, we had a great time.“
„Verabschiede dich von deinen Freunden – Kim wird dich töten“, sagte sie zu Wookie mit süßer Stimme und er wurde bleich.
„Oh … tut mir leid das ich weg gelaufen bin.“
„Schon okay, aber jetzt müssen wir los. Die anderen suchen alle nach dir.“
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Es war kurz vor 19 Uhr, als sie alle wieder im Hotel ankamen und dann hatten sie gerade mal eine halbe Stunde Zeit um sich umzuziehen, bevor es weiter zu den Proben ging.
„Ich sterbe …“, jammerte die Deutsche und um ihren Worten Nachdruck zu verleihen knurrte ihr Magen gleich mit.
Ryeowook hatte eine Standpauke bekommen und alle anderen hatten es mitausbaden müssen. Nun waren bald Proben und Mia hatte Hunger.
„Die Proben sind nicht so lange, danach gehen wir essen, versprochen.“ Donghae tätschelte sie.
„Ins Gilt?“
„Ins Gilt.“
Donghae hatte keine Ahnung was das Gilt war, aber wenn Mia dorthin wollte, dann würden sie dort hingehen.
„Gut, dann packe ich deinen Anzug ein.“
Fröhlich sprang sie ihm in die Arme und rannte dann zum Fahrstuhl.
„Anzug?“, fragte er ungläubig. Leeteuk klopfte ihm auf die Schulter und grinste vor sich hin.
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„Wow.“
Das war der Ausdruck der Donghaes Mund verließ, als er die Speisekarte und vor allem deren Preise ansah.
„Keine Sorge Liebling, ich lade dich heute ein.“
„Aber ich bin dein Mann!“
SO teuer war das Lokal nun auch nicht.
„Ja, ein guter Mann der eine Garage … Parkhaus gekauft hat und ein Haus bauen wird. Kochen ist Frauensache.“
„Sieht sie das wirklich als Kochen an?“, flüsterte Sungmin Eunhyuk zu, der mit den Schultern zuckte. Die anderen waren von der Neugierde besiegt worden. Sie wollten wissen in welches Restaurant Mia Donghae schliff, in dem man vornehmer angezogen sein musste und Leeteuk, Siwon, Eunhyuk und Sungmin waren mit ihnen gekommen.
Das Gilt war ein feineres Lokal, platziert im Palace – einem feineren Hotel. Hier wurde Gossip Girl gedreht, das Hotel war legendär und traumhaft schön. Klassisch, elegant und etwas peppig. Die Küche war mehrfach ausgezeichnet worden und die Speisen, die hier serviert wurden, waren sehr ausgefallen und experimentell – man bekam also etwas für sein Geld geboten.
Der Service war hervorragend, das Essen war anregend und der Wein unterstrich die Speisen. Die Gruppe ließ es sich an diesem Abend sehr gut gehen und sie amüsierten sich.