Lustiger Weise schafften es Mia und BoA später ins Hotel zu kommen, als die Welpen. Donghae saß auf ihrem Bett, mit einer riesigen Tüte Chips und schaute sich Cartoons an. Entsetzt schaute er sie an.
„Woher kommst du um diese Uhrzeit?!“
Es war kurz nach 3 Uhr, eigentlich noch im regulären Zeitfenster des Wachzustands von Super Junior.
„Weißt du, ich war mit BoA in diese coolen Bar und wir haben ein paar Kerle aufgerissen, deswegen hat es so lange gedauert …“, sagte sie so daher und schnappte sich die Tüte Chips. Donghae grübelte kurz, beschloss dann aber, dass sie ihn veräppelte.
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„Was … was ist passiert?“, erschrocken fuhr Donghae hoch, als Mia sanft an ihm geschüttelt hatte. Panik stand in seinem verschlafenen Gesicht und die Deutsche grinste.
„Keine Sorge, alles okay. Zieh dir etwas an, ich möchte dir etwas zeigen …“
„Jetzt?“
So ganz war er noch nicht da und fuhr sich müde durch die Haare.
„Vertrau mir, es lohnt sich.“
Donghae verstand nicht, alles was sich in diesem Moment in seinen Augen als lohnenswert abzeichnete, würde beinhalten, dass sie die Klamotten auszogen, nicht anders herum.
Sie quengelte so lange an ihm rum, bis er in einen Jogginganzug stieg, wie sie auch. Dann führte sie ihn auf’s Dach. Es war noch nicht einmal 8 Uhr, was wollte sie nur? Als sich die Tür zu dem Dachgeschoss des Hotels öffnete, stand da ein Helikopter. Mit einem Schlag war der Sänger wach.
„Was? … Das! … Wir?!“
„Jup, sunset in a helicopter.“
Die Dämmerung war schon fortgeschritten, es würde nur noch ein paar Minuten dauern, bis die Sonne sich über den Horizont schieben würde. Sie lernten den Piloten und Co-Piloten kennen und wurden in die Sicherheitsbestimmungen eingewiesen. Es dauerte ungefähr 20 Minuten, dann saßen sie in diesem kleinen Blechding, das dachte, es könnte fliegen.
Für Mia war es nicht so einfach. Sie konnte in hohen Gebäuden stehen und aus dem Fenster gucken, doch so ein Helikopterflug verstieß eigentlich gegen ihre Höhe-Prinzipien. Auch Donghae schien das zu wissen und griff nach ihrer Hand.
Helikopterfliegen in New York war zwar sündhaft teuer, doch jeder Cent hatte sich gelohnt. In der Morgensonne flogen sie über Manhattan, an der Freiheitsstatue vorbei und am Empire State Building, am Madison Square Garden, wo sie noch gestern Abend ihr Konzert hatten. All das lag unter ihnen und was von unten so riesig wirkte, schien von hier oben überschaubar. Alles war so geordnet, in Reih und Glied. Die Deutsche versuchte nicht darüber nachzudenken wie hoch sie waren und was alles passieren könnte, todesmutig lehnte sie sich zum Fenster mit ihrer Kamera und schoss Bilder, um sich später an diesen Ausflug zu erinnern. Der Co-Pilot erklärte die Gebäude und erzählte von der Geschichte der Stadt.
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Nach einer Stunde war alles vorbei und sie standen wieder auf dem Dach des W Hotels.
„War das toll!“
Total überdreht fiel Donghae ihr in die Arme.
„Weckst du mich so jetzt jeden Morgen?“
„Ich denke …. nicht“, lachte sie.
Kaum zurück mussten sie auch gleich mit dem Packen anfangen. Um 13 Uhr würde ihr fliegen gehen und im Gegensatz zu dem Hinflug, würden sie diesmal erst Morgen um 16:40 Uhr in Incheon landen – in mehr als 27 Stunden und das obwohl der Flug – in Anführungsstrichen – nur 14 Stunden dauern würde.
„Sag mal, wie hast du es hinbekommen in so kurzer Zeit so viel einzukaufen.“
Wundernd stand der Koreaner neben seiner Frau, die die ganzen Tüten ordentlich in ihren zwei Koffern verteilte.
„I’m good in shopping-management.“
„I see that …“
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Als Donghae schon runter gegangen war um schnell etwas zu frühstücken (und natürlich um vor den anderen mit dem tollen Helikopterflug anzugeben), rief Mia ihre Mama an, die heute Geburtstag hatte.
Schließlich zog sie sich um, eine Jogginghose, eines ihrer SM Town Shirts und eine Jacke. Als sie das Zimmer verließ, erlitt sie fast einen Herzinfarkt, als sie in Liam Paine rein rannte. Der Playboy-Fotograf.
„My love, I missed you too“, sagte er mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen, wie es dort oft ruhte.
„What the heck?!“
Was war aus Securitys geworden?!
„I was a bit worried after the accident, so I came to check up on you. You did great last night.“
„You’ve been to the concert?“
Die Skepsis in ihrer Stimme war nicht überhörbar.
„I was in New York anyway and I do feel kinda connected to you. Admit it, you feel the same.“
Er war ein Spieler, wenn auch ein charmanter Spieler.
„Ehm … well …“
„So, everything is back to normal in happy-hoppy land?“
„Yeah…“, nun musste sie aber doch mal grinsen.
„I knew you would work it out. You’re a boring person, eventually everything has to end up perfectly happy.“
„What explanation do you have for the death of my friend?“ So perfekt war das ja nicht gelaufen.
„Mathematic probability calculus. The exception proves the rule.“
„Well, I guess I could have skiped that exception.“
„I’m really sorry, but I think sooner or later you will be alright.“
War da etwa Nettigkeit in seiner Stimme? Etwas ganz Ungewohntes.
„Miaaaaaaaaaaaa?“
Donghaes Ruf lenkte sie ab und sie ging die paar Schritte um die Ecke, um in den Gang zum Fahrstuhl zu gucken.
„Hey Schatz.“
„Wir müssen die Koffer raus stellen, wir fahren gleich los. Willst du nichts essen?“
„Schon okay, ich habe mich nur kurz mit Liam unter….“
Während die sprach drehte sie sich zurück und stellte fest, dass Liam weg war. So Batman-Style mäßig. Donghae erreichte sie und schaute fragend.
„Mit wem hast du dich unterhalten?“, fragte er, Mias Satz beendend.
„Ehm .. dem Roomboy. Come on … let’s get the bags.“
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Als Mia runter in die Lobby kam, wurde sie von einem Rosa-Overload fast überrannt. SNSD hatten alle ihre SM Town Shirts an.
„Was ist denn mit euch?“ Die Deutsche stellte sich zu den Mädels dazu – farblich passt sie ja da auch genau rein.
„Die Shirts sind voll cool geworden, deswegen wollten wir sie noch mal zeigen“, erklärte Sooyoung.
„Ja, du musst jetzt immer die Shirts machen“, forderte Taeyeon. Das hat man davon. Mach etwas zu gut und schon erwartet jeder von dir, dass du es immer machst. Wenn es aber nur um solche Sachen ging, dann tat Mia es gerne.
Bevor es zum Flughafen ging, stand der Abschied von Eunhyuk und Kyuhyun an. Eunhyuk und seine Familie würden heute nicht in den Flieger nach Seoul steigen, nein, ihr Flug würde etwas später nach München gehen, wo sie ihre Europa-Tour starten werden. Kyuhyun hingegen würde nach Madrid fliegen.
Der Abschied zwischen Donghae und Eunhyuk fiel natürlich über-dramatisch aus. Die anderen Welpen waren schon leicht genervt und seufzten, als sich die beiden zum dritten Mal in die Arme fielen und so taten, als würden sie sich nie wieder sehen. Kim saß auf den Koffern, weil ihm das Stehen schon zu anstrengend war.
„Mia … tu was!“, bat sie Leeteuk.
„Alles klar ihr zwei, ich nehme Donghae jetzt mit – es sei denn ihr wollt einen Dreier.“
Da fiel beiden die Kinnlade runter. Donghae war etwas abgebrühter, doch Eunhyuk lief hochrot an und begann zu stottern. Zumindest führte die Aussage dazu, dass beide so verstört waren, dass sie sich letztendlich endgültig voneinander verabschiedeten und der Trupp los fahren konnte.
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Die Bands und die Manager gingen vorne herum. Die Fans belagerten schon wieder den Flughafen um ihre Idols zu verabschieden. Die Assistenten und anderen Mitarbeiter gingen über den Nebeneingang.
„Tomorrow I’m gonna cut and color you.“
Cinna war neben Mia her gelaufen, unterhielt sich aber nicht mit ihr, sondern mit ihren Haaren.
„Do you like the short hair?“
Wenn sie tief in sich rein horchte, vermisste sie die langen Haare, doch hatten die Kurzen auch Vorteile. Die Stylisten hatten weniger zu tun. Sie musste keine Stunden mehr wie eine Puppe still sitzen, weil man dachte ihr Locken verpassen zu müssen. Und sie selbst war auch ratz-fatz im Bad fertig. Andererseits musste man kurze Haare ständig nachschneiden, damit der Schnitt beibehalten wurde.
„Yeah, I like it. You’re slim, you can wear short hair. On wednesday I’m gonna try something crazy.“
Sie vertraute dem Stylisten blind, auch wenn er anstatt ‚verrückt‘ vielleicht ein positiveres Wort hätte wählen können wie ‚kreativ‘.
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„Was machst du?“
Endlich waren die Welpen auch in der Lounge angelangt. Mia hatte ihr MBA auf dem Schoß und tippte wild.
„I’m brainstorming for the house.“
Nun rückte der Mann doch etwas näher.
„Was hast du für Ideen?“
„Well, I would like to get a hugh world map, at the first livingroom – you know when you get inside, to the right. And I’d like to add little LED lights to all the places we have already visited. So it’s not just a picture but also a light.“
„Das mag ich!“
Immerhin waren sie schon an ziemlich vielen Orten gewesen, wahrscheinlich würde die Karte sie blenden, wenn sie fertig war. So wirklich hat Mia noch nicht begriffen, dass sie tatsächlich ein Haus bauen würden. Ein riesiges, tolles Haus. Indem sie die Ideen, die ihr im Kopf umher schwirrten, aufschrieb oder Bilder sammelte, von Wohnbeispielen, wurde es realistischer. Die Deutsche wusste, dass es sicher noch 2 Jahre dauern würde, bis alles fertig war und sie eingezogen waren, doch bevor es tatsächlich losging, mussten einige Entscheidungen getroffen werden. Die Materialien für die Decken und Böden mussten ausgesucht werden, denn das würde man später nicht so einfach ändern können. An manchen Stellen würde Mia gerne an der Decke Metallplatten einsetzen, um etwas Struktur zu schaffen. Nicht zu dunkel, silber, im Used-Look. Es wäre modern und ein Eye-Catcher. Ansonsten wollte sie Kontraste schaffen. Unten vielleicht ein heller Boden, Holz, aber kein Mittelton. So könnten sie die Wände auch mal dunkel machen oder mit Steinen. Vielleicht könnte man einen Brunnen an einer Steinwand machen, wo das Wasser über die Wand lief. Sie mochte das Geräusch von Wasser. Oben würde sie gerne dunkle Böden machen und helle Wände, vielleicht auch teilweise heller Naturstein. Eigentlich betraf das nur den Hauptteil mit Master-Bedroom, Ankleidezimmer und Master-Bathroom, die beiden anderen Blöcke würden Großteils ja aus Glas bestehen, nur die Mittelwände wären nicht aus Glas. Unten, in den Gäste- und Arbeitszimmern, würde sie gerne einen richtig flauschigen Teppich legen. Einen, auf dem man gerne sitzt. Da man in Asien ja die Schuhe vorne auszog, sollte das kein Problem sein.
Da sie unten drunter, also die letzte überdachte Etage des Parkhauses ohnehin für sich beanspruchen wollten, wollte Mia einen richtigen Keller. Mit einer Waschküche und Räume zum Unterbringen der ganzen Sachen.
Sie wusste nicht, was man davon tatsächlich umsetzen konnte, noch wie die Kosten dafür aussahen, doch es waren auch erst einmal alles Überlegungen, die sie beim nächsten Treffen mit ihrem Architekten besprechen konnten.
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Natürlich war sie eingeschlafen. Noch nicht einmal eine Hausgestaltung konnte Mia während eines Flugs wach halten.
„How long since we departured?“, fragte sie Donghae müde und streckte sich.
„4 Stunden.“
„Was? Nur?“
Okay, selbst ihr viel es schwer tagsüber zu schlafen. Nachtflüge waren da viel einfacher. Wie überbrückt man 10 Stunden Restflugzeit? Klar – mit Spielen. Hat schon mal jemand ‚Verstecken‘ in einem Flugzeug gespielt? Nein? Solltet ihr mal probieren. Die Welpen waren natürlich dabei, auch wenn Mia Ryeowook disqualifizierte, aus Angst, er würde sich so gut verstecken, dass man ihn – mal wieder – nicht finden würde. Schmollig verzog er sich zu den Jungs von DBSK, denen es zu kindisch war.
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„Das ist mein Versteck!“
Empört schaute Donghae zu Mia, als sie sich zu ihm in die Toilette quetschte.
„Hier ist genug Platz für zwei.“
„Weißt du was ich mir für Diskussionen anhören darf, wenn man uns WIEDER in einer Flugzeugtoilette findet?“
„Denkst du nicht, du bist etwas kleinlich?“
„Kleinlich? Kleinlich! Woher kennst du überhaupt solche Wörter?!“
Als Mias Koreanisch noch auf Büchern und papageienhaften Nachplappern beruhte war die Kommunikation viel einfacher gewesen.
„Von dir“, erwiderte sie mit hochgezogenen Augenbrauen und da wusste selbst Donghae nicht mehr, was er kontern sollte.
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Wenig später hatte sich Leeteuk im Trolley der Stewardess versteckt. Der Trolley war nur zu einer Seite offen, das Versteck war also wirklich gut und er freute sich wie ein Kind, als die Stewardess anfing in die entgegengesetzte Richtung weiter zu fahren, weg von den anderen. Er hatte vollen Blick voraus, die Stewardess schob von hinten und konnte ihn damit nicht sehen. Allerdings war es nicht die Stewardess, die den Trolley schob – was Leeteuk ja nicht sehen konnte, da der Trolley ja nur zur Vorderseite offen war – sondern Amber und die machte sich einen Spaß daraus in bis ans Ende der Kabine zu schieben, in die Einbuchtungen, die genau für die Trolleys vorgesehen waren. Sie schloss ein Wegfahrsperren und sperrte den Bandleader somit ein. Fröhlich klopfte sie auf die Seite.
„Bis später!“
So lange saß Leeteuk gar nicht in dem Trolley, da kam schon eine echte Stewardess, die den Trolley raus holte und für die Getränke vorbereitete. Sie bekam fast einen Herzkasper, als Leeteuk plötzlich aus dem Vorderteil kroch und sich schmerzhaft streckte.
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„Immer noch 7 Stunden.“
Donghae und Mia saßen wieder auf ihren Plätzen. Fast drei Stunden hatten sie Verstecken gespielt und die meisten wollten nun schlafen.
„Wollen wir einen Film gucken?“, schlug Donghae vor und sie setzten sich die Kopfhörer auf.
„3…. 2…. 1!“
Gleichzeitig starteten sie den Film ‚Prince of Persia’auf ihren beiden Monitoren, den sie beide noch nicht gesehen hatte. Allgemein hatte die Deutsche das Gefühl viel zu wenig von der Außenwelt mitzubekommen. News, Filme, Musik, all das huschte so an ihr vorbei. Zugegeben, in den letzten Wochen war auch viel passiert, Dinge die sie am liebsten vergessen würde, aber niemals durfte – wie Jonghyun. Wie könnte sie ihn je vergessen? Wie könnte sie je vergessen selbst fast gestorben zu sein?
Als sie einschlief, träumte sie von dem Mangrovenwald, von den Priesterinnen die dort lebten. Obwohl das Tageslicht kaum bis zu dem Boden schien, fühlte sie sich dort geborgen. Es war warm und die Inseln waren mosig und satt im Grün. Hätte sie hier eine andere Entscheidung treffen sollen? Einen anderen Weg einschlagen sollen? Für diese Fragen war es nun zu spät.
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** Denkt bitte daran, dass ich jetzt 9 Tage nicht da bin :happy: **