Nach SuKiRa hatte Mia Henry mit nach Hause genommen. Yesung würde heute Nacht wieder bei Zoey bleiben – ihre Eltern waren gerade nicht da und die beiden nutzen das aus. Eigentlich war sie ja noch mit dem YoaMin und NaDong Pärchen verabredet gewesen, doch sie hatte einen Plan: Verstecken. Sie war müde und wollte eigentlich nur noch nach Hause, einen Film einschalten und dann gemütlich dabei einschlafen.
Sie hatte wohl vergessen, dass Pläne irgendwie nicht aufgehen.
Eigentlich hätte die Deutsche ja schon skeptisch werden sollen, als Henry mit ihr – in ihrer Etage – ausstieg. Doch erst, als er mit in die Wohnung kam, merkte sie das etwas nicht stimmte.
„Why are you here?“, fragte sie wundernd.
„I asked you at breakfast if I could stay the night here an you’ve said yes.“
Mist! Da war was gewesen … Fast schon hätte sie ihn raus geworfen, entschloss sich dann aber dagegen. Mit dem einen Monschischi könnte sie leben.
Henry wehrte sich auch nicht, als Mia bei Pizza Hut bestellte – wenn sie zu zweit war nutzte sie das aus, denn alleine schaffte sie einfach keine Cheesy Crust – und die letzten zwei Folgen Vampire Diaries lud.
Sie hing nur zwei Folgen zurück, damit kam sie klar. Die Staffel hatte aber auch erst vor ein paar Wochen wieder angefangen und dieser Klaus ging ihr gewaltig auf die Nerven.
Schon während der zweiten Folge fielen ihnen beiden die Augen zu und sie beschlossen, dass sie lieber Schlafen gingen. Henry schlief auf der Couch, im Totoro Schlafsack – das war Bedingung gewesen.
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Es war Beltane. Mia wusste nicht woher sie es wusste, sie wusste es einfach. Vielleicht half die Tatsache dass sie völlig nackt, mit einem Blumenkranz um den Kopf in einem Wald saß. Sie konnte die Feuer zwischen den Bäumen sehen und der Vollmond schien über ihrem Kopf.
Beltane war für sie, als Keltin, Neujahr. Das Jahr wird erzählt in der Geschichte der Göttin und des Gottes, die jung zusammen kommen und ein Kind zeugen. Dieses Kind wächst im Sommer heran, wie die Gerste auf den Feldern, wird im Herbst erwachsen und im Winter alt und gebrechlich und letztendlich folgt der Tod, damit alles wieder von Neuem beginnen kann. Es war eine metaphorische Darstellung der vier Jahreszeiten. Beltane findet am 30. April statt, dann, wenn die Felder wieder fruchtbar sind. Beltan ist ein fröhliches Fest, mit Feuern und einem Festessen und manchen Priesterinnen ist es vorbestimmt in dieser Nacht als Göttin auf ihren Gott zu warten um sich zu vereinen. Mia streifte durch den Wald, der in das kühle Licht des Mondes erleuchtet wurde, als sie ihn sah. Auf dem Kopf trug er Äste, die sein Geweih darstellen sollten, der Gehörnte. In dieser Nacht war man nicht seiner selbst, man nahm den Platz der Götter ein. Er kam zu ihr im Schatten, so das sie sein Gesicht nicht erkennen konnte, erst am Ende, schien der Mond in sein Gesicht …
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Mia schreckte auf von dem Traum und ihr ganzer Körper fühlte sich … empfindlich an. Sie atmete schwer, Schweiß stand auf ihrer Stirn. Donghae. Was wollte ihr Gewissen ihr diesmal sagen? Das sie erst in einem halb Jahr wieder Sex haben sollten? Nein, ausgeschlossen, sonst würde sie mit ihrem Gewissen auf Kriegsfuß stehen. Zum Glück war es nicht Siwon gewesen! Nach dem Sungmin-Traum wusste Mia, das ihr Gewissen skrupellos war.
Es war noch nicht einmal 6 Uhr morgens, sie hatte noch gut drei Stunden Zeit. Da die vergangenen Stunden wohl doch recht anstrengend waren, hatte sie sich diese zwei Stunden wohl verdient.
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„Why’s your hair wet?“, fragte Henry skeptisch, als Mia ihn weckte.
„I just had the urge to take a shower“, sagte sie im Singsang. Sie war schon vor drei Stunden duschen gewesen und hatte sich dann noch einmal hingelegt.
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Die Assistentin hatte heute den Termin bei diesem elektronischen Fitnessstudio und machte sich auf den Weg. Sie wusste nicht wirklich, was sie erwarten würde, womit sie zu rechnen hatte. Elektronische Fitness? Sie kannte diese Vibrationsdinger und empfand es als Blödsinn. Also so sehr konnte man gar nicht durchgeshakt werden, um das es was brachte, aber gut, sie ging mal ganz ohne Erwartungen hin.
Herr Park, der Studiomanager, begrüßte sie mit einem Früchtesaft und erklärte ihr erst einmal alles. Die Methode kam aus der Medizin. Zum Beispiel bei Sehnenscheidenentzündungen, bekam man manchmal auch so ein Elektroschock-Gerät mit nach Hause um die Muskulatur zu stimulieren. Das kannte sie, so ein Ding hatte sie selbst einmal zu Hause gehabt. Im Prinzip war das hier das gleiche, nur das der ganze Körper trainiert wurde und man nicht einfach so da saß, sondern Bewegungen machte, um den Trainingseffekt zu verstärken.
„Viele unserer Kunden beklagten sich anfangs über Rückenschmerzen, fast alle sind mittlerweile davon geheilt. Das Problem bei Rückenschmerzen ist, dass uns meistens in diesem Bereich die Muskulatur fehlt, da sie nur schwer aufzubauen ist. Bei uns werden diese Partien gleich mittrainiert.“
Na das hörte sich doch mal super an. Elektronische Fitness anstatt mühselige Rückengymnastik? Und das nur 20 Minuten die Woche? Fast schon zu verlockend.
„Möchten Sie ein richtiges Training oder eher was leichtes, nur zum Probieren.“
„Richtiges Training.“
Wenn schon, denn schon. Da sie schon einmal hier war, konnte man sich das gleich mal richtig anschauen.
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Also, alles beginnt mit der richtigen Kleidung. Mia bekam ein Shirt und eine Shorts von dem Center und durfte nur einen String tragen. Das kam daher, das Strom durch eine Kleidungsschicht gut fließt, wenn es aber mehrere sind, das nicht mehr gut funktioniert. Dann bekam sie eine Weste, ähnlich wie beim Tauchen. Alles wurde nass gemacht, um den Strom ideal zu leiten. Noch immer wusste die Frau nicht so richtig auf was sie sich da einließ. Sie bekam um die Oberschenkel und um die Oberarme Gurte, die mit Kabeln mit der Hauptweste verbunden waren und sie bekam einen Gürtel um den Hintern, der ebenfalls ein gestöpselt wurde. Man selbst wurde dann an ein Gerät angestöpselt. Regulär trainierte man in einer kleinen Gruppe, mit einem Trainer, der alle überwachte. Man konnte die gesamte Intensität einstellen, als auch die einzelnen Bereiche. Und das waren einige! Auf dem Panel vor sich, sah Mia klar Oberarme und Schenkel, den Gürtel um den Hintern. Dazu kam der Bauch, die obere Brustpartie, die Schulterblätter, in der Mitte des Rückens an den Seiten und oberhalb der Hüfte am Rücken. Wow, da würde eine Menge Strom durch sie durchfließen.
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20 Minuten später kroch Mia auf allen Vieren weg von der Maschine. Sie war klitschnass geschwitzt und atmete schwer. Die Übungen waren einfach, nur der Strom war das Problem. Er erzeugte einen Widerstand, gegen den man permanent ankämpfte und ständig schraubte einen der Trainer hoch! Mistkerl! Stand der da, ganz locker und wedelte fröhlich mit den Armen und wenn man ihn nachmachen wollte, war es so schwer weil dieser Strom nicht so wollte wie sie.
Sie kroch geradewegs in die Dusche und machte sich in Ruhe fertig. Als sie wieder vor kam, wartete schon Herr Park auf sie.
„Und, wie hat es Ihnen gefallen?“
„Mich hätte einer warnen können, dass es anstrengend ist“, erwiderte Mia mit einem Lächeln.
Schon jetzt wusste sie, dass sie Muskelkater bekommen würde.
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Gegen 12 Uhr kam sie bei SME an. Der Plan war es sich im Aufenthaltsraum nur ganz kurz auszuruhen.
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„Kim, wieso liegt Mia im Aufenthaltsraum und schläft?“, fragte Yunho, als er eigentlich auf dem Weg zu seinem Manager war.
„Was? Was tut sie denn schon wieder hier?!“
Kopfschüttelnd stand der Manager auf und ging eine Etage tiefer. Da lag sein Schützling, völlig geplättet. Kim wusste, dass heute das Probetraining war. Anscheinend war es anstrengend gewesen. Er deckte sie also zu und ging zurück in sein Büro.
„Dieses Mädchen … lässt sich auch nicht vom Arbeiten abhalten …“
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Zwei Stunden später wachte sie auf und erschreckte sich. Schon so spät? Sie registrierte die Decke auch nicht und eilte nur ins Büro und fuhr den Computer hoch. So ganz da war Mia noch nicht. Doch es gab noch so viel zu tun. In drei Wochen würde die Super Show 4 beginnen und alle hatten Unmengen von Arbeit. Wenn man genau darüber nachdachte, fragte man sich, wie die Welpen gerade JETZT Urlaub haben konnten. Andererseits … wann war schon die richtige Zeit dafür?
Ganz nebenbei schaffte sie es noch für Samstagabend die Mädels einzuladen. Sie sahen sich viel zu wenig und es gab so viel zu bequatschten.
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Um 17 Uhr warf Kim sie wieder aus dem Büro. Schnaufend stand sie vor dem Gebäude und hob drohend die Faust. Was sollte sie denn tun außer arbeiten? Zuerst mal nach Hause fahren, das war ein guter Anfang.
Mia lief in das Gebäude ein und begrüßte den Portier.
„Ich wusste, dass du irgendwann nach Hause kommen musst.“
Die Deutsch blieb wie angewurzelt stehen. Nicht nur das die Stimme Deutsch sprach, sie kannte diese Stimme und es lief ihr eiskalt den Rücken runter.
„Dennis?!“
Sie musste sich ja umdrehen, um ihre Vermutung bestätigen zu lassen. Er, der Mann, der sie vergangenes Jahr noch zurück haben wollte, den sie verlassen hatte, um nach Korea zu gehen, stand nun hier vor ihr, grinsend.
„Hi Bambi.“
Den Spitznamen hatte sie verdrängt.
„Was … was tust du hier?“, sie ging ein paar Schritte auf ihn zu und schaute sich verstohlen um. Schließlich wohnte nicht nur sie hier, sondern auch die Welpen.
„Ich bin auf den Philippinen im Einsatz und habe Urlaub. Ich dachte mir Seoul ist nicht so ein langer Flug wie Deutschland“, erwiderte er achselzuckend.
„Woher weißt du wo ich wohne?“
„Ich arbeite für das amerikanische Militär, wenn ich will weiß ich alles.“
Nun rollte Mia mit den Augen, so ein Angeber.
„Du kannst nicht hier bleiben, du musst gehen.“
Bei ihrem Glück würde gleich Heechul um die Ecke kommen und dann hätte er NOCH mehr gegen sie in der Hand.
„Wieso? Kann ein Freund keinen anderen Freund besuchen … in Seoul?“
Mia seufzte und schob ihn in Richtung Fahrstuhl.
„Ja, klar, ich komm gern mit nach oben.“
„Halt die Klappe. Hier lauern überall Fans und Reporter, denkst du ich brauch einen neuen Skandal? Denkst du auch mal an mich?“
„Die ganze Zeit Babe.“
Die Fahrstuhltür schloss sich und das letzte was man von Mia sah, war ihr finsterer Blick.
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Eilig scheuchte sie ihn in die Wohnung, bevor irgendein Nachbar sie sah. Etwas verloren stand er im Wohnzimmer und schaute sich um.
„Na setz dich schon.“
Dennis war nicht gut im ‚bei jemanden Zuhause sein‘. Das war er noch nie und wehe es waren Eltern in der Gegend, da war Mr Davis nicht mehr aufzufinden. Erstaunlicherweise befolgte er ihre Anweisung und Mia holte ihnen etwas zu trinken.
„Philippinen also?“
„Ja, seit sechs Monaten. Hat Jessi es dir nicht gesagt? Sie hat mir erzählt, dass du bei ihr warst.“
„Ja … nein … irgendwie haben wir nicht über dich gesprochen …“
„Schon okay, ich bin das gewohnt von dir.“ Da war dieses Grinsen, eben dieses Grinsen, in das sie sich damals, vor über 10 Jahren mal verliebt hatte.
„Was tust du dort?“
„Na ja, unten im Süden ist ziemlich viel los. Wir bewachen Gebäude und begleiten Personen. Es fliegen ziemlich viele Bombe.“
Mia hatte am Rand mitbekommen, dass die Philippinen einen Terror-Moslem-Problem hatten, auch wenn sie nicht so recht wusste, wie die dahin gekommen waren oder was ihnen nicht passte. Krieg, überall Krieg. Irgendwann würde niemand mehr mit niemanden auskommen.
„Wie lange musst du noch?“
„Noch sechs Monate.“
„Hm.“
Da saßen sie nun, zwei Leute, die sich seit einer Ewigkeit kannten und nicht wussten, was sie sich sagen sollten.
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Das Schweigen wurde je unterbrochen, als es an der Tür klingelte. Panisch schaute Mia auf.
„Ins Schlafzimmer!“
„Was?!“
„Los, ins Schlafzimmer!“
Dennis war aufgestanden und Mia schob ihn in Richtung Flur. Dann eilte sie zur Tür und fand Yesung davor. Seufzend kam er rein.
„Komm doch rein“, meinte Mia sarkastisch und der Sänger ließ sich auf die Couch fallen.
„Mia, du musste Zoey bestätigen, dass ich heute Abend, nach SuKiRa, noch ein Meeting habe. Ich will heute Nacht nicht bei ihr schlafen.“
„Wieso? Nein! … Nein! Ich halte mich da raus. Wieso sagst du ihr nicht, dass du nicht zu ihr gehen willst?“
„Weißt du, ich bin gerne bei ihr, aber wenn ich bei ihr bin, dann komme ich nicht zum Schlafen. Die ganze Nacht sind wir …“
„Stopp! Ich will es nicht hören!“
Mia hielt sich die Ohren zu und um sicher zu gehen, kniff sie auch noch die Augen zusammen.
„Mia … bitte … ich bin verzweifelt.“
Oh man Welpe! Da setzte er diesen Dackelblick auf, schob seine Unterlippe nach vorne und schon konnte die Assistentin nicht anders als nachgeben.
„Okay, okay … wenn sie anruft um dein Alibi zu prüfen, werde ich sagen, du hast noch ein Meeting.“
„Du bist die Beste!“
Strahlend rannte er aus der Wohnung raus. Mia seufzte einen Moment und ging dann in ihr Schlafzimmer.
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„Nice … den hattest du aber noch nicht, als wir zusammen waren.“ Dennis hielt einen BH von ihr hoch, den sich die Frau zurück schnappte. Jeder andere hätte jetzt eine gefangen, dafür, dass er in ihrer Unterwäsche rumgewühlt hatte, doch es war Dennis und er war Soldat der US Army und sie wusste, dass wenn sie ihm eine kleben würde, er sie mit irgendeinem Teakwan-DoDo Wackadacka Move außer Gefecht setzen würde.
„Dennis, irgendwie kann ich mit dir hier nichts anfangen…“
Sie wusste nicht was sie sagen sollte, nicht wie sie es sagen sollte. Nein, er war ihr nicht egal, sie kannten sich zu lange, hatten zu viel zusammen durch gemacht. Sie hatte sich weiter entwickelt, hatte die Baustelle auf der A3 hinter sich gelassen und war endlich am Ziel angekommen. Sie hatte immerhin geheiratet, wenn das kein Ziel war, was dann?
„Ich wollte dich sehen … ich …“
„… hab dich vermisst?“
„Genau das!“
Dennis war noch nie gut in Worten gewesen. Meistens suchte er nach Konversationen, in denen Gefühle nicht benannt werden mussten.
„Dennis ich …“
„… hab dich auch vermisst?“, spekulierte er.
„Nein.“ Nun schaute er finster.
„Also doch … nur nicht … so.“
„So?“
„Ja, so halt.“
„Wie so?“
„Na ja so … als Mann in meinem Leben.“
„Woher willst du wissen, dass ich dich als Frau in meinem Leben vermisst habe?“ Nun schaute sie finster.
Normalerweise war sie die Wortgewandte in der Beziehung gewesen. War es möglich, dass Mia durch das ganze Koreanisch vergaß sich auf Deutsch zu artikulieren?
„Hör mal, du bewertest das zu viel. Ich war in der Nähe … halbwegs … und ich habe Urlaub und ich wollte dich sehen. Ich versteh dass du jetzt hier ein neues Leben hast, du konzentrierst dich auf deine Karriere und hast offensichtlich ein Kind adoptiert“, damit deutete er auf den Totoro-Schlafsack im Bett. Nun boxte sie ihn dann doch mal und er grinste.
„Hey, können sich zwei Freunde nicht einfach sehen und etwas Zeit zusammen verbringen?“
„DU warst immer derjenige, der immer wenn ICH nur Freunde sein wollte, mir an die Wäsche wollte!“
„Das … stimmt. Aber Menschen ändern sich. Ich bin im Krieg, ich vermisste alte, bekannte Gesichter … also, du weißt was ich mit ‚alt‘ meine … nicht dass du alt bist…“ und da redete er sich wieder um Kopf und Kragen.
„Ich weiß nicht wie ich es meinen Freunden – die auch die Freunde von meinem Ehemann sind – erklären soll, dass du hier bist.“
„Ehe … Ehemann … wow, das ist neu …“ Ja, ja, Herr CIA.
„Sag ihnen einfach wir sind Kumpels von früher.“
„Du verstehst nicht, die wissen wer du bist. Ich habe im Fernsehen über dich gesprochen.“
„Du hast … was?!“
„Jetzt stell dich nicht so an! Das Leben hier ist auch nicht einfach! Ich musste eine herzzerreißende, dramatische Geschichte erzählen – du warst Drama, du warst praktisch die letzte halbe Stunde von Titanic 10 Jahre aneinander gereiht!“
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Schließlich gingen die zwei spazieren, unten am Hangang entlang. Sie sprachen nicht mehr viel. Dennis schien begriffen zu haben, dass er der Eindringling in dieser Welt war. Ihre Welt. Immer wieder kamen Leute zu ihr und wollten Autogramme oder Fotos.
„Du bist ganz schön bekannt hier.“
„Ja.“
Ihr war ja klar, dass man in Amerika oder Deutschland nicht so viel davon mitbekam, doch man hätte sich vorher ja mal informieren können. Ihr Leben gehörte nicht mehr nur ihr. Das wäre ja einfach.
Ansonsten standen Belanglosigkeiten auf dem Unterhaltungs-Menü. Wie immer. Ja, Mia war irritiert durch ihn. Was wollte er hier? Jetzt? Wieso hatte er sich all die Zeit nicht gemeldet? Per Email? Was waren seine Beweggründe? Doch es wurde später und langsam musste sie sich auf SuKiRa vorbereiten.
„Läufst du mit zurück? Ich muss langsam los.“
„Wieso? Wo musst du hin?“
„Arbeiten.“
„Arbeiten?“
„Ja, arbeiten.“
„Was arbeitet man um diese Uhrzeit?“
„Dennis, ich weiß nicht ob du es mitbekommen hast. Ich bin Assistentin einer 13-köpfigen Band. Nicht nur das sie zusammen auftreten, Konzerttouren ausrichten, bis zu vier Musiksendungen die Woche haben und Studioaufnahmen, nein, jeder von ihnen hat einen eigenen Terminplan. Sie modeln, schauspielern, sind Moderatoren, haben Radiosendungen und ein Privatleben das gemanaged werden muss. Darüber hinaus betreue ich eine Band die bald raus kommen wird UND ich habe auch Termine, ich model und ich tanze – beruflich – und ich habe eine Radiosendung und irgendwann … irgendwann zwischen 07:00 und 07:05 kann ich ein normales Leben führen, also hör auf so dämliche Fragen zu stellen.“
Frustriert? Eventuell. Er brachte sie so leicht auf die Palme. Da baute sie sich hier ein neues Leben auf und dann kam er daher und war so gleichgültig arrogant, dass sie ihn grad im Fluss versenken könnte.
„Okay …“, er zog die Augenbrauen hoch und sparte sich ein weiteres Kommentar.
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„Ich hole euch gleich ab, soll ich Essen mitbringen? Wer ist Zuhause?“, auf dem Weg zurück rief Mia bei Yesung an.
„Eigentlich ist nur Henry hier, die anderen sind alle ausgeflogen … wusstest du, dass das Dorm voll gruselig ist, wenn so wenige Leute da sind?“
Wenigstens einer, der sie zum Grinsen brachte.
„Ja, das weiß ich. Auf was habt ihr Hunger?“
„Henry hat gesagt es gäbe da so einen Burger-Laden, mit amerikanischem Essen, er würde da gerne hin. Es liegt praktisch auf dem Weg zu KBS, können wir da vorher anhalten?“
„Na klar, das machen wir.“
Wobei sie nicht begeistert war, das amerikanische Dasein noch mehr unter die Nase gerieben zu bekommen, als ohnehin die letzten zwei Stunden.
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„Wow, dein Koreanisch hört sich schon sehr gut an.“
„Na ja, du weißt doch ich mag Sprachen, erst kürzlich habe ich eine dazu gelernt.“
„Ach wirklich, welche?“
„ ‚Gefühlskalter Vollidiot‘. Mit der Rechtschreibung hängt’s noch ein wenig, aber auf einmal verstehe ich dich viel besser.“
„Bist du in Koreanisch auch so schlagfertig?“
„Noch nicht ganz, aber ich habe zwei gute Lehrer.“
Kopfschüttelnd und mit einem Lächeln ging er weiter.