Okay, Mia konnte es zugeben: Den ganzen letzten Abend hatte sie ziemlich neben sich gestanden. Während SuKiRa hatte sie versucht die Emails zu bearbeiten, die sie tagsüber nicht geschafft hatte, weil sie ja eigentlich nicht im Büro sein sollte. Doch die Deutsche hatte sich immer wieder dabei erwischt, wie sie einfach nur auf den Bildschirm starrte und sich in einen tranceähnlichen Zustand beförderte. Sie hatte den Kampf aufgegeben und hatte sich einfach die Show angeguckt.
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Dennis.
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Es war schwer zu beschreiben was sie für ihn empfand. Die Freunde, die nicht die ganze Geschichte kannten, hatten immer nur verständnislos mit dem Kopf geschüttelt. Die Freunde, die die Geschichte von Anfang an kannten, hatten ratlos mit den Schultern gezuckt. Es war nie einfach gewesen, die ersten Tage vielleicht, nachdem sie sich kennen gelernt hatten. Mia hatte gewusst, dass er nur zu Besuch in Deutschland war, sie sah sich selbst als Urlaubsflirt. Die Dinge fingen damals an kompliziert zu werden, als er gefragt hatte ‚Und was ist mit uns?‘. Damit fing alles an. Er wollte mehr, aber auch irgendwie nicht. Wenn sie hätte aufzählen müssen, was er alles getan hatte um sie zu verletzen oder zu enttäuschen, hätte sie ein neues Zahlensystem entwickeln müssen. Dabei wollte er sie nie wirklich verletzen, soweit verstand sie ihn. Er war vor seinen eigenen Gefühlen weggelaufen, wollte keine Entscheidungen treffen aus Angst vor Verantwortung. Manche Menschen sind so und nach all der Zeit, weiß sie, oder redete sich zumindest ein, dass er sie eigentlich nie hatte verletzen wollen. Sie war sich sicher, das er irgendwelche Gefühle für sie hatte, nur wer braucht schon einen Mann, der sich keine Gefühle eingestehen kann? So viel war vorgefallen, so viel, was gegen ihn sprach und dann, manchmal, in den Momenten die sensibel waren, die emotional wichtig waren, war sie es gewesen, die er bei sich haben wollte.
Die Frau hatte keinen Zweifel an ihren Gefühlen gegenüber Donghae. Sie hatte das richtige getan und den tollsten Mann der Welt geheiratet, Dennis wühlte nur ziemlich viel Staub auf. Was erhoffte er sich von dem Besuch?
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Völlig zerstreut war sie nach Hause gefahren.
„Du Mia, wenn das Dorm schon so gruselig ist, wenn so wenig Leute da sind, dann ist es bei dir sicher auch gruselig. Wenn du magst kannst du bei uns schlafen – wir haben im Moment viele freie Betten“, meinte Yesung, als der Fahrstuhl in Mias Stock angehalten hatte und sie lächelte.
„Danke, vielleicht tue ich das. Gute Nacht.“
Heute fühlte sie sich danach ein Kyuhyun zu sein und alleine mit ihren Gedanken fest zu stecken.
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Eunhyuk hatte ihr aus Dresden geschrieben und Bilder geschickt. Deutschland. Es war ihre Heimat, doch wenn sie sich die Bilder anschaute, war es, als wären es die Urlaubsbilder aus Thailand. Fremd, ungewohnt. Eine Nebenwirkung von dem Virus Dennis oder stieß ihr Körper Deutschland ab, wie eine Leber die nicht kompatibel hatte?
Mia hatte das Bedürfnis mit Lily zu reden, doch seit Monaten hatte sie nichts von ihr gehört und es wäre egoistisch sie gerade jetzt anzurufen, nur weil sie einen ‚Moment‘ hatte.
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Als ihr Handy klingelte, gegen 2 Uhr morgens, erschreckte sie sich zwar halb zu Tode, doch als sie sah, wer da anrief, fühlte sie sich erlöst.
„Cupcake!“
„Hallo Liebes, ich hoffe ich wecke dich nicht.“
„Nein, nein, und selbst wenn, du darfst mich wecken. Wie geht es euch? Ist alles gut?“
„Fast alles, du fehlst mir …“
„Du fehlst mir auch. Aber du musst viel Spaß im Urlaub haben!“
„Den haben wir“, erwiderte er lachend. „Und bei dir? Wie geht es den anderen?“
„Kim hat mir verboten zu arbeiten.“
Nun lachte Donghae herzlich.
„Das ist mal was Neues! Nutze es aus!“
„Aber bald ist die Super Show 4 … es gibt so viel zu tun.“
„Schatz, dutzende Leute hängen da dran, mach dir keine Sorgen, genieße die freien Tage.“
„Ich versuche es.“ Eigentlich war ihr gerade jetzt danach sich voll in die Arbeit zu stürzen.
„So und nun geh schlafen.“
„Ai, ai!“
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Ja, sie hatte Donghae nichts von Dennis erzählt, aber auch nur weil sie glaubte, dass das ‚Problem‘ sich von alleine lösen wird. Dennis war gut darin einfach zu verschwinden und sich nicht zu melden. Zur Not würde Mia es Donghae sagen, wenn er übermorgen wieder nach Hause kommen würde.
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„Wusstest du, dass die hier ganz anderes Donut bei Dunkin Donuts haben, als in Amerika?“
Es war kurz nach 8 Uhr, als das Klingeln an der Tür sie aus dem Bett warf und sie Dennis vor ihrer Tür fand.
„Dennis …?“
„Sag nichts, das ist ein Friedensangebot.“
Ohne auf sie zu warten kam er in die Wohnung. Seufzend schloss sie die Tür.
„Du willst das ich über meine Gefühle rede?“
„Hm.“
„Gut, dann setz dich hin, ess und hör nur zu.“
„Fair enough.“
Mia schnappte sich die Tüte und setzte sich auf die Couch.
„Also, ich weiß das ich viel Mist gebaut habe. Ich war letztes Jahr sauer gewesen, weil du den Job mir vorgezogen hast, dass du nicht mit mir zusammen sein wolltest, aber du hattest Recht. Nach all dem was passiert ist, hast du einen Neuanfang verdient. Aber du bist seit so vielen Jahren Teil meines Lebens und ich möchte das nicht verlieren. Ich vermisse dich.“
Wow, für seine Verhältnisse hat er ihr praktisch seine Seele nackt auf einem Silbertablett serviert.
„Nur Freunde?“ Er nickt. „Kein Gegrabsche?“
„Ich verspreche es.“
„Okay, weil ich will Donghae nicht erklären wieso ich wieder im Gefängnis bin.“
„Dong-Hä? Ernsthaft? Du hast jemanden geheiratet der Dong-Hä heißt…“, er fing an amüsiert zu kichern, bis er auf Mias Blick traf und dann sofort aufhörte und sich räusperte.
„Ehm … ‚wieder‘ im Gefängnis? Was stellst du denn ständig an?“, versuchte er das Thema zu ändern.
Eine bessere Ablenkung war das Klopfen an der Tür.
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„Heechul, guten Morgen.“
„Morgen.“
Auch er wartete nicht, bis sie ihn rein bat, allerdings war sein Blick irritiert und das freute sie dann schon wieder – hätte er mal gewartet ob sie ihn rein bittet.
„Ehm … Heechul this is Dennis, Dennis, this is Heechul. He’s part of the band I’m assisting.“
Lächelnd stand Dennis auf und schüttelte die Hand des Sängers.
„Hey man, nice to meet you.“
„Ehm … yeah.“ Heechul sprachlos zu sehen war diesen Moment auf jeden Fall wert.
„Ist das der von dem ich denke, dass er es ist, dessen Namen ich gerade nicht aussprechen kann, weil er sonst wüsste, dass wir über ihn reden?“
„Ich denke er versteht schon jetzt das du über ihn redest und ja, genau das ist er.“
Heechul stockte.
„Was tut er hier?“
Wenn ich das wüsste …, dachte Mia.
„Urlaub, sich dafür entschuldigen dass er zehn Jahre lang ein Arsch war und mir auf die Nerven gehen.“
„Ah, verstehe.“
„Was tust du hier?“ Eine weitere ungeklärte Lokalisierungsfrage.
„Ehm … ach ja, ich gehe heute Abend mit einige Leuten weg, ich wollte dich fragen ob du Lust hast nach der Radiosendung mitzukommen. Henry und Sungmin sind auch dabei.“
„Heute wohl eher nicht und nun geh arbeiten.“
Sie machte eine huschende Handbewegung, wie Jack Sparrow sie auch gerne machte. Heechul überlegte ob er etwas dagegen tun sollte, ließ es für heute aber gut sein.
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„Wo gehen wir hin?“, fragte Dennis, nachdem Mia sich fertig gemacht hatte und sie im Fahrstuhl standen.
„Sightseeing.“
„Sightseeing?“
„Na klar, also du bist in Seoul und ich habe frei – die Konstellation kommt nur alle 138 Jahre vor, das sollten wir ausnutzen.“
War doch wahr! Also würde sie seine Füße zum bluten bringen. Soldat hin oder her, Seoul würde ihn in die Knie zwingen – zumindest hoffte sie das. Ja, sie wollte ihn leiden sehen.
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Zuerst fuhren sie mit der U-Bahn zum Deoksungung. Mia mochte diesen Palast. Er war überschaubar, der Gyeonbokung war einfach riesig und sie wollte ihm möglichst viel zeigen. Mal abgesehen davon gab es im Deoksungung dieses schöne Café. Sie meldeten sich für eine der Führungen an und schlenderten in der Gruppe durch die Palastanlage. Es war ein sonniger Tag und recht warm, obwohl es Ende Oktober war. Sie hatte zwar einen dünnen Cardigan an, doch sie brauchte keine und vor allem regnete es nicht. Herbst war wunderschön. Die Blätter der Bäume strahlten in gelb und rot, Seoul lag im herbstlichen Glanz da. Während sie so liefen, dachte Mia an Kaylee – wo war die eigentlich?
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„No, this won’t fit, Mias boobs are bigger than mine.“
Jiyong kicherte fröhlich bei der Aussage.
„Stop laughing! If you like to you can play Barbie.“
„Oh no, I rather like it this way“, sagte er lachend.
Was trieben die beiden? Sie planten einen geheim-geheimen I-Tasia Halloween Vampir-Ball. So geheim, dass selbst Mia davon nichts wusste. Es sollte eine Überraschung für sie sein und Jiyong wollte ihr nicht zu viel aufbrummen. Er wusste, dass es schwierig war Mia vom Arbeiten abzuhalten, wenn er es ihr erzählt hätte, hätte sie sich nicht davon abhalten lassen mit zu helfen. Also planten Kaylee und Jiyong alles – mitunter auch Mias Garderobe. Es sollte ein alter, pompöser, gruseliger Ball werden. So ähnlich wie der Ball bei Van Helsing. Sie hatten Artisten, die durch die Gegend fliegen würden, die Kellnerinnen und Kellner würden Bissspuren an den Hälsen haben, er hatte einen Chor engagiert und eine Limousine mit Zombies würde Mia abholen. Alles war geplant. Jeder wusste Bescheid, nur Mia nicht. Jiyong wusste schon jetzt, dass seine Bissspuren echt sein würden. Das einzige Problem, was anscheinend unlösbar war, war das Kleid. Es musst genau sitzen und Kaylee war oben rum eben nicht so bestückt wie Mia. Es war ein wunderschönes Barock-Kleid in rot und Cinna hatte eine Perücke besorgte, damit die Deutsche für einen Abend wallendes, langes Haar haben würde.
Die Schneiderin war gerade dabei Kaylee den BH auszustopfen, bis sie dachte Mias Größe erreicht zu haben und der Rapper war herzlich am Lachen.
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Zumindest musste Mia sich nicht mit der Brust-Problematik rumschlagen. Nach der Führung saßen sie in dem Café in dem Palast und Mia weihte Dennis in die geheimen Genüsse des Grünen Tees ein. Mit mäßigem Erfolg. Sie brühte den Tee auf, nicht zu lange, nicht mit zu heißem Wasser, machte das Kännchen dann ganz leer, denn wenn Wasser im Tee stand würde er beim nächsten Aufguss bitter werden und das wollte ja keiner. Natürlich zeigte sie ihm auch, wie man die Tasse richtig hielt. Die Besitzerin des Cafés beobachtete die Deutsche zufrieden. Sie war ein gute, koreanische Frau. Mia konnte vielleicht nicht gut kochen, oder eher fehlte ihr oft die Motivation dazu, doch mit Tee kannte sie sich aus.
„Das ist also so dein Ding? Tee? Um mich als blöden Ausländer bloß zu stellen?“, fragte er lachend, als er sich mal wieder die Flossen verbrannt hatte, weil er nicht hatte abwarten können, bis der Tee etwas abgekühlt war und es bei den koreanischen Tassen ja auch keinen Henkel gab.
„Eher als blöder Amerikaner, nicht alle Ausländer gelten generell als doof“, erwiderte sie trocken.
„Du änderst dich auch nie. Immer noch die gleichen Rehaugen, immer noch die gleiche spitze Zunge.“
Na ja, das kannte er ja jetzt auch schon eine Zeit lang. Er hatte genug Zeit zum Üben gehabt.
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Nach dem Deoksungung schleifte Mia den Amerikaner nach Myeongdong. Das war von hier aus leicht zu Fuß zu erreichen und sie stürzten sich mitten in das freudige Getümmel, dass sich am Mittag noch in Grenzen hielt.
„Das ist eines der Haupteinkaufsviertel, Myeongdong – sprech mir nach … Myeongdong. Jedenfalls gibt es hier viele kleine Geschäfte mit allen möglichen Sachen, aber auch Markenläden wie GAP oder Reebok – oh schau mal, da hängt mein Mann.“
Sie deutete auf Donghae im Schaufenster von SPAO. Dennis fing an zu lachen.
„Also hier hängt er so rum?“
„Du weißt doch, für Geld macht man ziemlich viel – eben auch in Schaufenster rumlungern und mir erzählen er sei auf Palau“, scherzte sie fröhlich und schlenderte weiter.
Sie gingen in viele Läden rein und schauten sich um. Wahrscheinlich würde er nie wieder hier raus finden. Anfangs hatte sich Mia auch in Myeongdong verlaufen, es waren kleine, verwinkelte Gassen und man musste sich die Läden ganz genau anschauen, damit man nicht verloren ging. Noch nicht einmal auf Google-Maps stimmten die Straßen.
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Mia weihte Dennis in Patbingsu ein und ließ ihn erst probieren und erklärte dann, was es damit auf sich hatte – manche Leute bekamen eine natürliche Hemmung, wenn sie wusste, dass sie Bohnen mit Schokolade aßen. Sie saßen im Gurunaru gegenüber vom Lotte Youth und genossen das Ersatz-Mittagessen. Es war zwar irgendwie keine richtige Mahlzeit, hatte aber dreimal so viele Kalorien und machte immerhin satt.
Danach fuhren sie zu KBS um dort schon mal das Auto abzustellen und spazierten dann rüber auf das Festland um zum Timesquare zu gehen.
„Es ist schon irre, wie du dich hier nicht verläufst“, stellte er fasziniert fest.
„Ist etwas größer als Erlensee, hm?“ Das Kaff woher sie kamen.
„Ja … geringfügig.“
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„Welcome to ‚Pucker Up‘ – your radio programm. I know I usually don’t invite guests, but tonight I’ve got someone special here with my. My friend Dave is here for a couple of days to visit Seoul and you couldn’t miss to watch my programm, rigtht?“
Für heute war er Dave, zu viele Leute hatten die ‚Dennis‘-Geschichte bei Strong Heart gesehen.
„No way girl.“
„So, most of the Super Junior puppys are on vacation – I’ll probably never get so much spare time … ever again. Today I did some sightseeing with Dave, we went to the Deoksungung and to Myeongdong, we’ve hat Patbingsu and I showed him the Timesquare – believe me, you don’t wanna be my feet right now. Text me which places you would show your friends from aboard if they came to visit you.“
Die Aufnahmeleiterin war schon etwas irritiert gewesen, als Mia mit Dennis in das Studio kam und verkündete, dass er heute Teil der Sendung sein würde. Jeder andere Aufnahmeleiter hätte ihn wahrscheinlich raus geworfen, doch sie arbeitete schon so viele Jahre mit Super Junior zusammen, dass sie wohl schon ein recht dickes Fell hatte. Leeteuk und Eunhyuk achteten ja meistens nicht auf das was sie sagte, sofern sie nicht wild mit den Armen fuchtelte. In diesem Moment bekam Mia mit ihr Mitleid, nächste Woche würde sie einen Kuchen für sie kaufen.
„Tonight’s theme are ‚My favorite German songs‘. Since I’m German I thought I should at least once make the German-Show. But I have to say that I only like schnulzige German music – which means like sad music and lovesongs and so one. To be honest, I understand this language and most of our songs with a hip beat got a songtext less creative than ‚Bubble Pop‘, that’s why I stay with the nice songs.“
Dennis lachte fröhlich.
„You make a German-programm and insult your own language?“
„No, it’s not like that it’s just … okay, I’m insulting the music, but for real ‚Wir brauchen Bass, Bass, wir brauchen Bass – was geht’n Alter?‚ – what’s with that?! Anyway, let get it started.“
Und dann begann ‚1000 Fragen‘ von Silbermond. Es war ein kleiner Stich ins Herz, denn oft hatte sie dieses Lied gehört, wenn sie an Dennis gedacht hatte ‚1000 Fragen dreh’n sich nur um dich, was soll ich tun mein Engel, wann siehst du mich, ich seh dich an, denn ganz egal was ich tu, du machst die Augen zu …‘. Ihr Handy vibrierte.
‚Ist Dave Dennis?‘
‚Du sitzt in Palau und schaust dir meine Sendung an? Und ja.‘
‚Ich vermiss dich. Ich … ist alles okay?‘
‚Ja, ich wollte es dir Morgen erzählen …‘
‚Schon okay, hab viel Spaß und mach keinen Unsinn.‘
Mia hob den Kopf und grinste in die Kamera.
Danach folgte von Kettcar ‚Nacht‘.
„Auf so Musik stehst du?“, fragte Dennis skeptisch.
„Achte auf den Text, er ist wunderschön … und Schwarz wird zu Grau, wird zu Rot, wird zu Licht und benommen, verschwommen, erkennt was man will, meine Welt aufgehoben, meine Welt in drei Wörtern erklärt …“, sang sie mit und Dennis wurde ruhig. Irgendwie berührte sie dieses Lied. Es waren keine großartigen Sänger, doch sie mochte das Orchester und den Text. Es war eines dieser Lieder, die sie nachts hörte, wenn sie am Ufer des Hangang saß und die Arme um die Knien geschlungen hatte.
Sie war noch nicht bereit für fröhliche Musik, nicht nachdem was mit Jonghyun und ihr passiert ist. Die Lieder spiegelten ihr Inneres gut wieder. Es folgte ‚Engel fliegen einsam‘ von Christina Stürme, ‚Tränenschwer‘ von Juli (was sie so sehr an Donghae erinnerte), Glashaus mit ‚Ich bring dich durch die Nacht‘ und Rapsouls ‚Sonnenschein‘ und Herbert Grönemeyer mit ‚Ein Stück vom Himmel‘.
Auch wenn wohl die wenigsten ihrer Zuhörer die Texte verstanden, so vermittelten die Lieder dennoch eine gewisse Stimmung, die alle wahr nahmen. Die Fans die draußen Standen schwankten mit ihren Lightning Sticks mit als seien es Feuerzeuge.
Mia mochte Herbert Grönemeyer nicht, doch dieses Lied trieb ihr Tränen in die Augen. Sie wusste nicht wirklich wieso, vielleicht war sie nur sensibel.
Zwischen drin las sie die Nachrichten der Hörer auf ihr Frage vor um sich abzulenken. Mia beendete die Sendung mit Xavier Naidoos ‚Sie sieht mich einfach nicht‘ und Rosenstolz ‚Lass es Liebe sein‘. Als das letzte Lied anfing, kamen Yesung und Henry in das Studio. Dennis war etwas hilflos, wenn Mia traurig war. Er konnte nicht mit Emotionen umgehen. Yesung setzte sich neben sie und öffnete die Arme. Mia wehrte sich nicht lange und dann saß sie da, auf seinem Schoß, und er wog sie hin und her wie ein kleines Kind.
„Ich vermisse ihn so“, schluchzte sie.
„Ich weiß … ich weiß…“
Die Deutsche hasste es, wenn Musik solche Emotionen in ihr aufwühlte – vor allem wenn sie live auf Sendung war. Vielleicht wäre es taktisch doch klüger gewesen lustige anstatt trauriger Musik zu wählen. Henry tätschelte ihren Rücken und Dennis wusste einfach nicht um was es ging. Wahrscheinlich wusste er noch nicht mal was geschehen war, doch hier, in diesem Moment, wusste sie wo ihre Familie war, wo sie Zuhause war und mochte die Vergangenheit auch einfach so bei ihr Zuhause rein schneien, was vergangen war, war vergangen.
„Liebe ist alles, Liebe ist alles …. Liebe ist alles, alles was wir brauchen lass es Liebe sein …“, sang sie die letzten Worte mit und wischte sich mit einem Grinsen die Tränen weg, bevor sie Yesung auf die Stirn küsste.
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Playlist
Silbermond – 1000 Fragen
Glashaus – Ich bring dich durch die Nacht
Christina Stürmer – Engel fliegen einsam
Juli – Tränenschwer
Herbert Grönemeyer – Ein Stück vom Himmel
Kettcar – Nacht
Eisblumen – Louise
Königswerq – König des Leids
Rapsoul – Sonnenschein
Overgroup – Schick mir nen Engel
Xavier Naidoo – Sie sieht mich nicht
Rosenstolz – Lass es Liebe sein