Mia und Donghae hatten sich wirklich mal einen faulen Abend gegönnt. Einfach nur rumliegen, nichts tun, im Internet surfen, Musik hören und Filme gucken. Es war auch niemand da, um sie zu stören, was ziemlich ungewöhnlich war. Um 4 Uhr musste die Deutsche dafür aber auch aufstehen. Man würde sie abholen und zu YG fahren, wo der Bus wartete, mit dem sie in das Skigebiet eintrudeln würden. Mia hatte das Wetter nicht gecheckt, doch es bestand das Risiko, dass auch außerhalb der Skihalle Schnee lag und so kamen die Moonboots zum Einsatz.
„Sag mal, wie lange bist du weg?“
Donghae stand in der Tür, seine Haare standen wild kreuz und quer von seinem Kopf ab, als er auf die drei Koffer im Wohnzimmer blickte.
„Moonboots sind groß!“, verteidigte sich seine Frau und damit hatte sie noch nicht einmal gelogen. Es war kein leichtes Unterfangen die globigen Schuhe in einen Koffer zu bekommen und wenn man drei Paar mitnehmen wollte und darüber hinaus noch andere Schuhe und dicke Jacken, dann waren eben schnell die Koffer voll.
Sie ging zu Hae, wuschelte ihm durch die Haare, gab ihm einen Kuss und zog sich dann die Jacke an.
„Ich rufe dich heute Abend an.“
„Hab viel Spaß mit Big Bang“, erwiderte er lächelnd. Donghae schaute ihr nach und fiel dann direkt wieder ins Bett.
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Bei YG angekommen, wartete auch schon der Bus auf sie. Jiyong hüpfte ihr fröhlich entgegen und grinste.
„How come you’re so awake?“ Unbegreiflich für Mia.
„Haven’t been sleeping“, war seine Antwort darauf, die ihr eigentlich hätte klar sein dürfen.
„Kaylee … you’re here too? Well, I guess this trip just got a bit more interesting.“
Jiyong zwinkerte ihr zu und begann dann die Koffer zu verstauen. Langsam drehte sich Mia zu ihrer Assistentin um, die hob sofort ergebend die Hände.
„No idea what he’s talking about.“
Die Deutsche bekam das Gefühl nicht los, dass das eine Lüge war.
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Ungefähr 2,5 Stunden Fahrt standen ihnen bevor. Die erste Stunde schliefen sie, doch dann machten die Jungs soviel Lärm, dass selbst Mia keine Ruhe mehr fand. Sie saßen hinten im Bus, wie die coolen Leute es eben taten, und schauten aus dem Fenster.
„You know this reminds me when I was a child and we went on a trip with the school. We used to sing all the time.“
„What did you sing?“, fragte Seungri.
„Von den blauen Bergen kommen wir!“
„What’s that?“, fragte Jiyong.
„It’s a kids song, the text means ‚From the blue mountains we come from, your teachers are as stupid as we are, with the glasses on the nose he looks like a easter-bunny, from the blue mountains we are from.“
Mia bemerkte wie sinnlos sich der Text in Englisch anhörte.
„In Deutsch reimt es sich“, erklärte sie lachend und nun bestanden sie darauf, dass Mia ihnen das Lied beibrachte. Super, ihr erster Kontakt mit Deutsch und was lernten sie? Hoffentlich fragte sie niemals ein Reporter, ob sie etwas auf Deutsch sagen könnten.
Um sicher zu gehen googlte Mia den Text – war ja auch schon ein paar Jährchen her, als sie das letzte Mal auf Klassenfahrt war. Was die Kiddies wohl heute im Bus sangen? Bushido? In ihrem Kopf sah sie einen Häufen 3. Klässler die ‚Hure, Fotze, Schlampe – kommst du nach Berlin‘ sangen. Möglich wäre es… Die Gesellschaft hatte sich verändert und Schuld waren die Eltern, die nicht mehr die richtigen Ideale vermittelten. Kein Respekt mehr vor Älteren, keine gescheite Erziehung – all dafür konnten die Kinder nichts, woher sollten sie wissen, was richtig und was falsch war, wenn sie niemanden hatten, der es ihnen gescheit vorlebte. Mia war froh, dass ihre Kinder eines Tages in Korea zur Schule gehen würden und dass sie genug Geld hatten sich eine gute Schule zu leisten. In Ballungsräumen in Deutschland Kinder auf öffentlichen Schulen zu schicken, war eigentlich unmöglich geworden. Anstatt Vertrauenslehrer konnte man genau so gut Bewährungshelfer dort hinsetzen. Eigentlich war es traurig wohin sich Deutschland entwickelte.
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Sie erreichten die Berge und es war wirklich traumhaft schön. Es lag sogar Schnee! Vielleicht nicht genug um schon Ski zu fahren, doch genug um alles flauschig aussehen zu lassen. Die Luft war herrlich hier oben und Mia atmete tief ein.
„Das ist super!“
Die Big Bang Jungs stolperten aus dem Bus und alle hatten das gleiche dämliche Grinsen auf den Lippen. Ja, sie würden viel Spaß haben.
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„Schau mal was hältst du von dieser? Oder diese hier, da ist das Kochfeld freistehend… wie funktioniert das mit der Abzugshaube?“
Donghae drehte den Katalog auf den Kopf – als würde das helfen. Teukie lachte fröhlich beim Anblick des Jüngeren.
„Sollte nicht Mia dir helfen die Küche auszusuchen?“
„Ich versuche irgendwie … der Mann zu sein … verstehst du?“
„Indem du die Küche aussuchst?“, der Schalk lag in Teukies Stimme.
„Nein, indem ich versuche alleine die Entscheidung zu treffen, die Mia treffen würde.“
Donghae ließ die Katalog sinken. Seit zwei Stunden schaute er schon nach Küchen und konnte sich einfach nicht entscheiden. Wieso gab es auch so viele Küchen?! Früher war das einfacher gewesen! Da gab es noch keine Auswahl, da gab es einen Kühlschrank, einen Herd und ein paar Schränke. Heute gab es Durchreichtheken, freistehende Kochflächen, Wohnlandschaften und Raumtrenner. Früher waren die Räume gar nicht so groß gewesen, dass man überhaupt über so etwas wie Raumtrenner nachdachte!
„Aber jetzt mal ehrlich, ist so eine große Küche nicht eigentlich verschwendeter Platz bei euch? Um die gelieferten Gerichte auf einen Teller zu packen braucht man eigentlich höchstens einen Beistelltisch“, kam es von Kyuhyun. Donghae fiel empört die Kinnlade runter.
„Also jetzt hör mal! Mia wurde 2. bei dem Kochwettbewerb und es ist ja nicht so, als würden wir gar nicht kochen. Wir sind nun mal viel beschäftigt und viel unterwegs und wenn man von den einen Sachen viel ‚viel‘ hat, hat man von anderen Dingen eben wenig.“
„Ah, das erklärt auch warum wir damals WENIG Sex hatten – wir hatten zu VIEL Streit…“
„Du kannst doch nicht mit Donghae über seine Frau und eurem Sexverhältnis sprechen!“, meinte Leeteuk empört.
„Also ich finde der Spruch hat gesessen. Wenn es nicht um Mia ginge, wäre es ein Eigentor für Kyuhyun gewesen, aber so? Schau dir Donghaes Gesichtsausdruck an, der hat echt gesessen … ehm … also … ich finde das mit dem freistehenden Block gut“, versuchte Ryeowook sich aus der Affäre zu reden, als sowohl Donghae, als auch Leeteuk ihn genervt anschauten.
„Ich denke, Kyuhyun sollte nicht von Dingen reden, von denen er wenig versteht, immerhin hat es auch noch keine lange bei ihm ausgehalten“, erwiderte der Bandleader.
„Ach, bis zu MEINEM Armeeeintritt bekomme ich das schon hin, du auch?“
Nun war es Donghae, der anfing zu lachen und Leeteuk schaute empört. Ja, ja, das musste Liebe sein…
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„Also, wir geben dir die Wahl, entweder machen wir die Extentions so, dass sie wieder ab gehen oder so, dass sie bleiben. Für uns ist es nur etwas mehr Arbeit, deswegen kannst du dich entscheiden“, sagte sie Stylistin zu Mia und zeigte ihr die Kunsthaare. Wieder lange Haare? Mia betrachtete sich im Spiegel. Sie mochte die kurzen Haare, doch sie standen für etwas, was sie eigentlich gar nicht mehr wollte: Ausreißen, eines neues Leben und kein Donghae.
„Macht sie so, dass sie bleiben“, sagte sie grinsend. Das würde sie Donghae nicht verraten, bis sie nach Hause kam.
Was sie allerdings vergessen hatte, war die Arbeit, die es war Extrentions rein zu machen.Sie schaffte es sogar dabei einzuschlafen! Nebenbei wurde sie schon geschminkt und der Kleiderständer, mit ihren Outfits war auch schon da. Als sie fertig für das Set war, staunten die Jungs nicht schlecht.
„Mia! Du hast Haare!“, sagte Taeyang begeistert. Es war ja nicht so, als hätte sie vorher keine Haare gehabt …
„Das ist seine Art zu sagen ‚Du siehst gut aus’“, übersetzte Jiyong ihr grinsend. Man hatte ihr wirklich lange, hellbraune Haare verpasst, die in großen Locken über ihren Rücken fielen. Das Make Up war eher natürlich angelehnt, es war ja kein sexy Fotoshooting für die Vogue.
Die Jungs hatten schon einige Takes hinter sich gebracht. Die meisten Bilder wurden mit ihnen geschossen, Mia benötigte man im Prinzip nur für ein paar Aufnahmen. Heute würden sie den ganzen Tag in der Skihalle bleiben, Morgen würden sie dann raus in die freie Natur gehen.
Die Skihalle war riesig. Es gab Wäldchen, künstliche Felsen, eine separate Rodelbahn, sogar eine Skihütte und andere Restaurants. Das Shooting machte wirklich Spaß, Mia wurde von den Jungs auf dem Schlitten gezogen und diente TOP auch mal als Rucksack. An sich waren sie viel am Rumblödeln, doch sie sollten auch ein lockeres Gefühl rüber bringen.
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Auch wenn Mia nicht in Seoul war, hatte Heechul seine Strafe nicht vergessen. Am Nachmittag bekam Mia eine SMS von ihm.
‚Liebe Mia, mit den langen Haaren siehst du aus wie ein Engel.‘
Woher wusste er das denn schon wieder?! Unfassbar …
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Obwohl sie viel Spaß bei dem Fotoshooting hatten, so durfte man doch eines nicht vergessen:
Skihalle = Schnee = kalt
Sonst würde das ganze Zeug ja wegschmelzen. Zwar waren sie in den warmen Winterklamotten von North Face eingepackt, doch die Kälte kroch irgendwann bis in die Knochen. Man versorgte die Crew mit heißem Tee und Suppe, doch als sie um 21 Uhr Feierabend machten, überlegte Mia eine Karriere als Schneemann anzufangen.
Sie ging auf Kaylee zu, die ihr den Rücken zugewandt hatte und mit dem Ipad spielte.
„Why are you looking for furniture? Are you getting a own apartment?“
Kaylee surfte auf einer Möbelseite und schaltete hastig den Tablet-PC aus.
„Oh no, at least not as far as I know, I was just bored“, erklärte Kaylee mit einem Lächeln. Die Deutsche wollte gerade ansetzen, als Seungri und Jiyong zu ihnen kamen.
„Hey, wir gehen zu den heißen Quellen – hot tub – , kommt ihr mit?“
„Klar.“
„Nein“, sagten die beiden Frauen gleichzeitig und tauschten einen fragend Blick aus.
„I don’t have a bikini“, meinte Kaylee.
„I’ve got two“, erwiderte Mia.
„Naw, it’s okay, I just grab something to eat and than I’ll go to bed – I’m really tired.“
Ungläubig schaute sie zu ihrer Assistentin, klar, weil sie ja auch so viel heute gemacht hatte. Komisch … Mia bekam das gleiche Gefühl wie am Vortag und kam einfach nicht dahinter, was um sie herum passierte. Doch zwingen würde sie sie nicht und so ließ Mia das Thema fallen.
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Im Hotel gingen sie zuerst essen, mit vollem Magen ließ es sich viel besser baden und alle hatten einen Bärenhunger.
„Ich habe gehört du und Donghae baut ein Haus, wie weit ist es denn?“, fragte Seunghyun.
„Na ja, wir haben ein Grundstück … oder eher ein Parkhaus … wir haben das Haus ausgesucht … und ich hab Steine und Böden ausgesucht … und Türen. Aber ich habe keine Ahnung, wann der Bau beginnt“, gab sie zu.
„Ich denke im Frühjahr, wenn es etwas ruhiger wird, nach der Super Show 4.“
„Aber ihr werdet doch sicher einen Bauherren haben, der den Bau überwacht. Natürlich müsst ihr zwischendurch nachschauen, aber eigentlich müsst ihr dann doch nur einziehen“, sagte Jiyong.
„Das Problem ist, dass wir das Parkhaus nicht eröffnen können, solange das Haus nicht gebaut ist, wegen den Transportern und dem ganzen Dreck“, grübelte Mia. Eigentlich wäre es besser so schnell wie möglich zu bauen, denn ein Parkhaus, das geschlossen ist, brachte kein Geld ein. Vielleicht müssten sie und Donghae mal so einen Plan erstellen.
„Aber … wow … ihr baut ein Haus, mit Blick zum Hangang, das ist toll.“
„Ich plane die Einweihungsfeier!“, kam es von Jiyong grinsend. Ja, auf’s Feiern verstand er sich.
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„Ah, das ist Wahnsinn!“
Mia rutschte in das Becken mit heißem Wasser. Alles dampfte, weil die Temperatur um sie herum so niedrig war und das Wasser so warm. Es gab verschiedene Becken, mit Zusätzen, wie im Badehaus und sie atmete tief ein. Das hatten sie sich so was von verdient!
„Kommt Kaylee wirklich nicht?“ Jiyongs Frage riss sie aus den Gedanken.
„Is there something you wanna tell me?“ Mia kam nicht umhin sich zu fragen, ob Kaylees Benehmen nicht irgendwie mit ihm zu tun hatte. Sie hatte gesagt, sie hatte einen ‚Moment‘ gehabt, doch mit wem außer Jiyong hatte sie groß zu tun?
„Why would you think that?“
„Because latley she’s been acting weird.“
„And you think that’s because of me?“
„Leute… ihr könnt auch Koreanisch sprechen, wir verstehen euch“, murmelte Daesung genervt. Hatte eigentlich irgendjemand Verständnis, dass sie besser Englisch sprach als Koreanisch? Besonders nach so einem Tag war ihr Kopf total brain-damaged und das koreanische Sprachprogramm fuhr nicht richtig hoch.
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Von dem Essen und dem heißen Bad war sie so erschöpft, dass Mia kurz vor Mitternacht sich hoch in ihr Zimmer schaffte. Kaylee lag bereits im Bett und sie versuchte so wenig Lärm wie möglich zu machen. Donghae schrieb sie eine ‚Gute Nacht‘-SMS und legte sich dann ins Bett.