„Yoboseo?“
„Wo zum Kuckkuck bist du?!“
„Hi Schatz…“, kam es von Mia.
„So nicht junge Dame! Es ist Thanksgiving!“
Mia schielte auf die Uhr, ja es war 00:42 Uhr und somit war es Thanksgiving.
„Ja…“
„Was heißt hier ‚ja‘?! Ich wollte thankfull zu meiner Frau sein, also habe ich zwei Stunden in der Wanne gelegen um ihr dann zu zeigen, wie dankbar ich bin!“
Die Deutsche biss sich auf die Lippe um nicht zu lachen.
„Und sie kam einfach nicht?“ Es war komisch über sich selbst in der 3. Person zu sprechen.
„Nein! Und mittlerweile habe ich Schwimmhäute zwischen den Fingern und ich bin ganz schrumpelig und mag jetzt auch nicht mehr im Wasser liegen!“
„Das tut mir leid Cupcake, ich bin noch in der Firma.“
Nun schaute Donghae auf die Uhr und schüttelte nur den Kopf.
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Eine Stunde später kam sie dann die Tür rein und fand ihren Mann auf der Couch vor dem Fernseher, in einem Bademantel eingekuschelt.
„Hey cupcake.“
„Na“, sagte er knapp und Mia wusste, dass er immer noch schmollte. Grinsend legte sie sich zu ihm und ihre Finger glitten unter den Bademantel.
„Schatz, ich war im Auftrag des Weihnachtsmanns unterwegs.“
„Ich muss sagen, dass ich etwas eifersüchtig auf den Weihnachtsmann bin…“
„Das musst du nicht. Mit dem Weihnachtsmann würde ich nie das machen…“
Mia beugte sich zu ihm runter und küsste ihn.
„Oder das…“ Sie lehnte sich rüber und biss ihm leicht ins Ohr.
„Oder das“ und damit öffnete sie seinen Bademantel und schmiegte sich an ihn. Wieso war dieser Kerl immer so warm?
„Du hast viel zu viele Klamotten an“, raunte er ihr zu, doch es war ja nicht so, als könnte man daran nichts ändern …
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„Schatz, sagen wir Thanksgiving ab und bleiben einfach alleine hier“, schlug Donghae vor, als Mia, mit etwas weniger Klamotten, auf ihm lag und verliebt anschaute.
„Honey, no matter how hungry I am, but I can’t eat five turkeys.“
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Als die beiden gegen 8 Uhr aus dem Bett geklingelt wurden, waren sie nicht mehr so dankbar. Mia fand Kaylee vor der Tür, die einen deutlich wacheren Eindruck machte als Mia.
„Why are you here?“
Aus irgendeinem Grund ahnte die Deutsche, dass ihr die Antwort nicht gefallen würde – Kaylees verblüfftes Gesicht bestätigte das.
„Why … why am I here? Hello? It’s Thanksgiving!“
„And I’m very thankful to have you here but would you mind to come back later?“
„No! There’s way too much to do.“
„I’ve ordered the turkeys.“
Doch anscheinend war es mit dem Truthahn nicht getan. Kaylee unterrichtete Mia in alles, was es noch zu tun gab und das war eine Menge. Pasteten, Aufläufe, Kuchen, Soßen, Gemüse. Sie hatte es hier mit einer waschechten Amerikanerin zu tun, die sich die Rezepte ihrer Großmutter hat emailen lassen und bereit war alles zu tun, um diesen Tag so unkoreanisch wie möglich abzuwickeln.
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Donghae lag im Bett und wartete das Mia zurück kam. Als dies nicht geschah, hatte er zwei Optionen:
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Liegen bleiben und sich einreden alles wäre ok
-
Aufstehen und nachsehen
Option 2 hatte nur den Nachteil, dass er emotional noch gar nicht bereit war das Bett zu verlassen. Schließlich überwand er sich und rutschte nach unten. Dort fand er Mia im Bademantel und Kaylee schön völlig overdressed in der Küche.
„Good morning.“
„Oh good morning Donghae. I’m sorry I’ve kikdnapped your wife but there is just so much to do for dinner!“
Fragend schaute Donghae zu seiner Frau.
„Für sie ist das heute wie für dich Weihnachten“, erklärte Mia und Haes Blick hellte sich auf.
„Yeah yeah, no problem! I really like Thanksgiving“, erwiderte er dann fröhlich der Amerikanerin.
„You do?! I love it so much! This will be great … oh it would be, if Mia would out-invite Jiyong.“
„Hey, it’s not my problem you’ve jumped his bone“, erwiderte Mia und Kaylee fiel der Kiefer runter.
„You can’t put it like this!“
„Sure I can because it was like that. And btw he is totally fine with it, the only one thundering is you.“
Mia streckte ihr die Zunge raus und ging dann hoch um sich umzuziehen.
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Gegen 11 Uhr waren sie schon ziemlich weit. Mia hatte alle für 15 Uhr eingeladen, Abendessen würde es gegen 18 Uhr geben, doch bei Thanksgiving ging es natürlich auch darum mit der Familie zusammen zu sein. Sie belegte gerade den Apfelkuchen, als ihr Handy klingelte. Mia fummelte das Handy aus der Tasche ihrer Erdbeer-Schürze und sah das es Bill war. Mit den Handschuhen war es ganz schön kompliziert das Telefon abzunehmen.
„Hi Bill!“
„Du hörst dich außer Puste an“, stellte er fest.
„Wir bereiten Thanksgiving vor … sag mal, ist es nicht mitten in der Nacht bei dir?“
„Ja, in L.A. ist es Nacht, aber ich bin ziemlich wach.“
„Du bist auch so ne Nachteuele… Warte kurz es hat geklingelt an der Tür… ich sag dir, total verrückt heute alles…“
Kuchen, Telefon und Haustür stressten sie irgendwie gerade. Eilig ging sie zur Tür, den Kuchen noch immer in der Hand, das Telefon zwischen der Schulter geklemmt und öffnete die Haustür und wer stand da? Bill!
„Hä?“
Sie nahm ihr Handy, schaute drauf, schaute zu ihm und zurück zum Handy.
„Überraschung!“, rief Bill fröhlich und grinste sich einen ab. Die Überraschung war ihm gelungen.
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Bewaffnet mit einem kleinen und einen großen Koffer kam er rein und überreichte Mia den kleinen.
„Für dich. Ich konnte keinen Kuchen machen, aber vielleicht freust du dich darüber auch.“
Skeptisch machte Mia den Trolley auf und schlug ihn gleich wieder zu, schnappte ihn und rannte nach oben.
„Schatz, was tust du?“, rief Donghae ihr hinterher.
„Geht dich nix an!“, kam es und sie blieb nicht stehen.
Im Ankleidezimmer angekommen öffnete sie den Koffer noch einmal. Er war voll und voll mit Reeses. Sie musste sie verstecken!
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Wieder unten angekommen saßen Donghae und Bill am Tisch und tranken was. Erst jetzt begrüßte Mia Bill herzlich und drückte ihn – man musste Prioritäten setzen.
„Wie war das, wieso bist du hier?“
„Ich habe gehört du machst eine Thanksgivingparty und habe mich selbst eingeladen.“
„Aha … und deswegen bist du extra her geflogen?“
„Ja…“
„Coole Sache!“
Bill hatte sich (noch) kein Hotel gebucht, doch für Mia kam es gar nicht in die Tüte, dass sie ihn unbeaufsichtigt in irgendeinem Hotel unterbrachte und ein Gästezimmer war ja schon fertig. Donghae allerdings konnte schon jetzt die Diskussion mit Eunhyuk vorhersehen, weil Donghae gesagt hatte, es könnte nicht ständig jemand bei ihnen schlafen und nun nahmen sie ein Findelkind auf.
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Nachdem Bill seinen Koffer abgestellt hatte, wurde er sofort mit in die Planung einbezogen. Der Esstisch reichte nicht für alle geladenen Gäste, also hatte Donghae niedrige Tische von irgendwo besorgt, an denen man auf dem Boden saß. Sie hatten aber auch Stehtische und Kaylee hatte eine genaue Vorstellung, wie alles aussehen sollte. Für das, das die Amerikanerin kein Wort Koreanisch sprach, hatte sie einiges hinbekommen. Als der Blumenlieferant kam, staunte Mia nicht schlecht. Alles war so genau durch geplant, dass noch nicht einmal sie wusste, wie man das in Koreanisch hätte ausdrücken können, doch Kaylee hatte es hin bekommen.
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Es war Punkt 14 Uhr, als alles vorbereitet war und das Paar erkannte ihr Haus kaum wieder. Doch es blieb ihnen keine Zeit zu ‚Awww‘, denn sie hatten nur eine Stunde Zeit um sich fertig zu machen, was bei den Jungs wohl weniger das Problem war, aber Kaylee und Mia schienen da schon etwas mehr im Stress zu sein.
Während Bill und Donghae schon auf der Couch saßen und sich Football anschauten, rannten die beiden Mädels kreuz und quer.
„Girls …“, meinte Donghae nur kopfschüttelnd und Bill grinste.
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Um 15 Uhr kamen die Leute nach und nach. Gut das sie so ein großes Haus hatten, denn mit Super Junior, SNSD, die Hälfte von M81, Cinna, Qooyoung und Junho, Jiyong und Seunghyun, SHINee, der Hälfte von DBSK und noch ein paar weiteren, war es doch ganz schön voll.
Kaylee hatte jedoch alles im Griff. Getränke standen bereit und Ryeowook half der Amerikanerin, so das Mia alle begrüßen konnte. Die tödlichen Blicke von Zoey zu Wooyoung konnte man quer durch den Raum spüren. Es ist ja nicht so, als wäre Mia unvorbereitet gewesen. Sie hatte Key darauf angesetzt Zoey abzulenken, Tiffany darauf angesetzt Kaylee abzulenken, Dongmin darauf angesetzt Wooyoung abzulenken und Siwon darauf angesetzt Donhae von Jaejoong abzulenken. Es kam ihr vor, als würde sie Risiko spielen oder Pacman.
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Das Catering mit den Truthähnen kam auch rechtzeitig und es lag ein wunderbarer Duft im Haus. Als alle sich mit ihrem Essen verteilt hatten, standen Donghae und Mia auf – als Herren des Hauses. Donghae wollte eine Ansprache halten wie Gandalf an die Gefährten, doch Mia hatte ihn davon abgebracht.
„Liebe Freunde, dear friends, liebe Freunde. Wir danken euch allen, dass ihr heute zu Thanksgiving gekommen seid. We thank you for spending Thanksgiving together with uns. Thanksgiving ist ein Fest für die Familie und ihr seid unsere Familie. Thanksgiving is for the family and you are our family.“
Mia hatte irgendwie den anstrengender Teil der Rede bekommen.
„Also bitte, bedient euch und lasst es euch schmecken – eat up everybody!“, beendete Donghae den Vortrag und alle klatschten.
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Das Catering war nur während des Hauptessens dabei. Als dieses beendet und das Geschirr abgeräumt war, verschwanden die sechs Helferlein wieder und überließen die Truppe ihrem Schicksal.
Es war 19 Uhr in draußen tobte inzwischen ein heftiger Sturm. Das Wetter in Seoul war sehr berechnend, entweder es war super oder es war grottig. Super wäre heute zwar super gewesen, aber auf das Wetter hatten sie leider keinen Einfluss. Mia sah es fast als göttliches Omen für die eventuell bevorstehenden Katastrophen des Abends. Sie konnte schon Wooyoung ertränkt im Wasserbecken des Wintergartens sehen und Jaejoong in Einzelteilen auf der Rutsche verteilt. Es war die perfekte Stimmung für einen Horrorfilm.
In dem Moment, wo dieser Gedanke ihren Geist streifte, machte es *Pitch* und das Licht ging aus. So viel zum Thema Omen.
„Oh you’ve gotta be kidding me!“, fluchte sie und schaute aus dem Fenster. Immerhin waren sie nicht in ein Stephan King Paralleluniversum geraten oder wenn doch, dann mit ihnen die halbe Stadt. Beruhigend, dann halt 6 Millionen Zombies anstatt nur 30.
„Schatz?“
Mia erschreckte sich natürlich zu Tode und brachte Donghae damit zum Lachen.
„Nicht lustig!“, fauchte sie.
Ohne es zu wissen schienen sie jedoch ein riesiges Lager an Kerzen zu haben und sie hatte noch nicht einmal eine Ahnung, wo Kaylee die alle her hatte.
„Ich sollte mein Haus besser kennen lernen…“, murmelte sie, als Leeteuk zu ihr kam.
„Was ist das für ein Blick?“, fragte sie ihn, denn sein Blick glich jemanden, der gerade einen Witz erzählt hatte und nun darauf wartete, dass alle anfingen zu lachen. Muränen schauten auch so, immer den Mund auf und dieser erwartungsvolle Blick.
„Da das Entertainmentsystem ja ausgefallen ist, müssen wir das jetzt übernehmen.“
„Hä?“
Leeteuk gab ihr keine weitere Erklärung, schnappte sich ihre Hand und schleifte die Deutsche hinter sich her. Sie kamen vor dem Klavier zum Stehen.
„Ta-da! Entertainmentsystem.“
„Aha“, ihre Aussagen wurden nicht besser.
„Na komm schon, wir spielen und singen.“
„Hmpf.“
„Mia, ganze Sätze!“
„Ich. Will. Nicht.“ Das war ein ganzer Satz oder? Allerdings ein unbekannter in Kpop und deswegen wurde er ignoriert.
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Allerdings wirkte es um die Horrorstimmung in eine fröhlich 1811 Stimmung umzuwandeln. Leeteuk und Mia stellten sich als super Duet heraus und alle Gäste verteilten sich auf dem Boden, tranken und sangen mit.
Eine halbe Stunde später setzte die Zeitmaschine ein und schwups war das Licht wieder da.
Bill und Mia gingen nach oben, in einem der beiden freistehenden Zimmern hatte sie Raucherlaubnis und das nutzt sie jetzt, bei dem schlechten Wetter aus.
„Ich wusste gar nicht das du singst.“
„Ach na ja, du weißt schon, hier bekommt man plötzlich alle möglichen Talente“, erwiderte Mia.
„Ist es manchmal anstrengend? So mit der Sprache und so?“
„Manchmal? Es ist ein Dauerzustand. Manchmal fühle ich mich wie ein 513 Mbit Computer dem man Photoshop und Skype gleichzeitig geöffnet hat.“
Bill zog die Augenbrauen zusammen, grinste dann aber.
„Ich glaube ich weiß was du meinst.“
„Ich mein Englisch, daran bin ich gewöhnt. Seid … mehr als 10 Jahren – oh mein Gott bin ich alt – höre und lese ich alles in Englisch. Aber hier bin ich immer am Denken, wegen der Satzstellung und der Grammatik, den Doppelkonsonanten und Ausnahmeregeln. Ich lerne viel auswendig und ersetze dann die Wörter nach meinem Bedarf, aber es kommt noch nicht von alleine.“
„Und trotzdem bist du hier.“
„Weil sie meine Familie sind“, entgegnete die Frau ihm lächelnd.
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Die beiden wurden je unterbrochen, als Siwon zu ihnen hoch kam.
„Sag mal Mia, hast du Ryeowook gesehen?“
„Nein… was?! Sag nicht das er schon wieder verschwunden ist?!“ Der Kerl!
„Nur … temporär nicht auffindbar.“
Und schon begann das Spiel ‚Finde den Wookie‘ auf’s Neue.
Wie in New York wurde zuerst beraten, wo man Ryeowook das letzte Mal gesehen hatte. Die entschiedene Frage war: Vor oder nach dem Stromausfall.
„Quatsch, er hat hier doch noch mit uns gesessen, als ihr Klavier gespielt habt“, beharrte Wooyoung.
„Wäre ja nicht das erste Mal, dass die Realität an dir vorbei geht!“, motzte Zoey. Toll, was war aus Mias Ablenkungsplan geworden? Kaputt …
Man könnte meinen, dass wenn ca. 30 Leute ein Haus nach einer Person absuchen, die Findungschancen gut wären. Aber irgendwie …
„Keller?“
„Nichts.“
„Obergeschoss?“
„Nope, ich bin sogar die Rutsche gerutscht nur um zu gucken, ob er da ist“, kam es von Donghae.
„Klar, nur deswegen“, spottete Mia.
„Es ist der schnellste Weg nach unten!“
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Und dann ging die Tür auf und wer stand da? Ryeowook. Verblüfft schaute er die versammelte Mannschaft an.
„Was ist passiert?“, fragte er erschrocken und Mia stampfte auf ihn zu und packte ihn am Ohr.
„Du Mister! Wo warst du?! 3 Worte oder weniger!“
„War Eis holen.“
Es stellte sich heraus, das er das ganze Auto voller Eiscreme hatte. Während des Stromausfalls war er los gezogen, weil er nicht gedacht hatte, dass ihn einer vermissen würde und hat einfach mal Tonnen von Eis geholt! Mia speicherte sich als Notiz in ihrem Handy, dass sie in Deutschland unbedingt eine Kuhglocke für ihn besorgen musste.
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Etwas später stand Mia in der Küche und spülte, als sich Donghae von hinten an schlich und sie am Hals küsste.
„Ich finde es so heiß, wenn du Hausarbeit machst…“, raunte er ihr zu. Langsam drehte sich seine Frau zu ihm um und vergrub ihre Handschuhe, mit Wasser und Seife, in seine Haare und ihm war es egal. Donghae küsste sie und drückte seine Hüfte gegen ihre. Vielleicht hätten sie den Gästen doch absagen sollen?
„Ich hab gerade so einen Porno im Kopf“, flüsterte er grinsend.
„Schatz, wir haben 30 Leute im Haus. Das wäre kein Porno, das wäre eine Orgie.“
„Orgie? Woher kennst du solche Wörter?“
„Heechul… ich kenne noch andere Wörter, wie … eindringen.“
Da begann Donghae zu schnurren.
„Man! Nehmt euch ein Zimmer!“, platze Kyuhyun. „Da bauen die sich ein Haus mit was weiß ich wie vielen Zimmern und dann so was…“, motzte er weiter, als er wegging und Mia und Donghae fingen an zu lachen.