Nach der Radiosendung trafen sich alle wieder. Leeteuk hatte sogar Bill und Tom dabei und keiner von beiden sah verletzt aus – das war schon mal ein guter Anfang.
„Ich kann nicht fassen, dass du dich ausgezogen hast um Fans in das Café meiner Mutter zu locken!“, echauffierte sich Leeteuk ein ganz klein wenig.
„Hey, es ist auch das Café meiner Mutter!“
„Aber ich bin der Älteste!“
„Hyung, keine Sorge, das sieht man auch“, kam es von Ryeowook ganz unschuldig. Sungmin und Teukie drehten sich gleichzeitig zu dem Jüngeren um. Während Sungmin anfing zu lachen, sah Leeteuk aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen.
„Hyung, was ist denn?“, fragte Wookie und Mia kicherte fröhlich vor sich hin.
Da Sungmin und Ryeowook heute einladen mussten, ließen es sich alle schmecken. Mia mopste Donghae heimlich Fleischstückchen von seinem Teller, während er mit Eunhyuk versuchte ein Sieges-Selca zu schießen. Dabei versuchten sie ihre Stäbchen mit Essen drauf zu kreuzen. Drei Schwierigkeiten gab es dabei:
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Versuchen das Essen nicht zu verlieren
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Versuchen dem anderen nicht das Auge auszustechen, wenn man versucht das Essen noch aufzufangen
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Am besten dabei nicht dämlich gucken
Damit waren sie so beschäftigt, dass Donghae nicht mitbekam, wie seine Frau ihm alles Fleisch vom Teller stibitzte und als die beiden dann endlich ihr Foto hatten, schaute Donghae ganz entsetzt auf seinen Teller.
„Wo ist mein Essen?!“
„Da Schatz“, erwiderte Mia unschuldig und deutete auf den Teller.
„Aber das ist nicht alles! Da war noch mehr!“
„Gemüse ist gesund.“ Mia lehnte sich rüber und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Donghae machte das zwar nicht wirklich satter, doch immerhin etwas glücklicher.
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Auch Heechul gesellte sich zu ihnen und natürlich war er der Meinung, dass wenn er bei dem Spiel mit den Cafés mitgemacht hätte, er natürlich gewonnen hätte.
„Sag mal, ich wollte Morgen die Flüge nach Busan buchen, kommst du mit?“, fragte Mia den Schützling und dann war es vorbei mit der guten Laune.
„Ich kann nicht. Ich muss am 1. Januar morgens zum Dienst.“
„Was?!“, kam es von allen gleichzeitig.
„Kannst du dir nicht Urlaub nehmen?“, schlug Leeteuk vor.
„Nein, es haben schon zu viele Urlaub eingereicht.“
Silvester ohne Heechul? Eigentlich ging das nicht.
„Wir können auch hier feiern, es gab doch auch hier in Seoul ganz viele Feiern“, meinte Mia. Dann würden sie halt nicht nach Busan fliegen, wenigstens wären sie dann alle zusammen.
„Ach so ein Quatsch! Was ist denn los mit euch? Ihr werdet doch ein Silvester ohne mich hin bekommen!“, pflaumte Heechul die anderen an.
„Wir verbringen sonst Silvester ja auch nicht zusammen.“
„Aber es ist mein erstes Silvester hier“, wand Mia ein. Für sie war es besonders und sie wollte es mit den Welpen verbringen.
„Und es wird nicht dein letztes hier sein“, erwiderte Heechul, womit er nicht Unrecht hatte.
„Geeez… stellt euch mal vor, eigentlich hätten wir sie in ein paar Tagen los gehabt, aber Donghae musste ja daher kommen und sie heiraten…“
„Was?!“ Doch noch während sie es aussprach, bekam Heechul eine Kopfnuss.
„Und jetzt fragst du dich wirklich wieso ich Silvester nicht mit euch verbringen will?!“
„Vielleicht will ich jetzt Silvester gar nicht mehr mit DIR verbringen!“
Die anderen drum herum seufzten.
„Kinder…“, kam es von Leeteuk und Donghae gleichzeitig.
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Zuhause saßen Mia und Bill noch lange wach und plauderten einfach. Tom schlummerte schon und schnarchte so laut, dass es ein Wunder war, dass Donghae bei dem Lärm schlafen konnte.
„Über war habt ihr euch vorhin gestritten?“, fragte Bill lachend.
„Kindergarten … wie so oft.“
„Na ja, lieber so als wirklich zu streiten.“
„Das stimmt. Sag mal, wollt ihr wirklich nach Japan? Es ist gefährlich dort, you know?“
Aber Bill war nicht davon abzubringen, da musste Mia ihn eben in sein Verderben laufen lassen.
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Es war einer dieser Tage, an denen sie so etwas wie frei hatte. Mia wachte morgens auf mit diesem irritiertem Gedanken.
„Frei“, sagte sie laut, einfach nur um zu spüren, wie sich dieses Wort anfühlte, wenn man es laut aussprach.
„Frei“, wiederholte sie und schaute dabei in den Spiegel.
Es war zwischen den Jahren, noch nicht mal Emails kamen rein. Sie kannte das früher von der Firma, da war zwischen den Jahren auch immer tote Hose und wenn ihr Chef gut drauf war, hat sie die Mitarbeiter auch früher gehen lassen. Da Mia ja Großteils nur englische oder besser gesagt ‚ausländische‘ Emails bekam und das Ausland Weihnachten feierte, machte sich das natürlich auch im Posteingang bemerkbar.
Die Deutsche saß in der Küche und schaute hypnotisierend ihren Laptop an, denn normalerweise war es so, dass wenn keine Email da war und sie nur für eine Sekunde weg schaute, auf einmal 15 neue da waren! Es brachte Unglück ein leeres Postfach unbeobachtet zu lassen. Bill und Tom waren vor knapp einer halben Stunde mit dem Taxi zum Flughafen gefahren und seither war Donghae irgendwo im Haus verschollen. Sie hatten Kameras, Mia war sich sicher, dass er nicht gänzlich verloren gegangen war.
Doch dann hörte sie ein Poltern und Scheppern. Sie wollte nicht vom Postfach aufschauen, doch es hatte keinen Sinn – lieber ein volles Postfach als einen toten Mann. Bekleidet wie ein Eskimo kam Donghae mit zwei Schlitten die Treppe runter gerannt und blieb vor ihr stehen.
„Gehen wir an den Hangang Schneemänner bauen? Bitte, bitte, bitte? Hyukie kommt auch!“
Wie sollte man ‚nein‘ sagen? Gar nicht.
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„In diesen Schuhen bist du Auto gefahren?!“ Ungläubig schaute Eunhyuk auf Mias Moonboots.
„Hey, ich fahre Auto mit Jimmy Choo’s!“
Fragend schaute Eunhyuk zu Donghae, doch diese zuckte auch nur ratlos mit den Schultern.
„Man ein Designer für High Heels!“
„Aaaah“, machten die beiden Kerle.
„Was habe ich euch eigentlich in einem Jahr beigebracht?“
„Jetzt auf jeden Fall eine ganz wichtige Sache mehr“, erwiderte er frech und musste sich danach im ‚Schneeballausweichen‘ üben.
Donghae und Eunhyuk fingen dann tatsächlich an einen Schneemann zu bauen und Mia ging spazieren. Die Luft war immer so rein und klar, wenn es geschneit hat, als hätte der Schnee all die Schadstoffe, die sie sonst einatmeten und die sie schleichend töteten, weg gewaschen. Dem war natürlich nicht so, aber frisch roch es dennoch.
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Eine Stunde später war sie doch etwas durchfroren.
„Schaaaaaaatz, wollen wir so langsam fahren?“
So sehr es Spaß machte ihm Schnee zu tollen, auch den beiden Kerlen war inzwischen kalt.
„Was habt ihr noch vor?“ Eunhyuk rieb sich auch die Hände warm.
„Ich muss ein Geburtstagsgeschenk für Tyler kaufen.“
„Wann hat er Geburtstag?“
„Heute.“
„Was?!“, kam es von den beiden Jungs.
„Wie kann es sein, dass Frau ‚Ich organisiere alles ein halbes Jahr im Voraus‘ noch kein Geschenk für das Bambi hat?“, neckte sie Donghae.
„Hallo? Ich hatte ja in den letzten Tagen wohl etwas viel um die Ohren gehabt!“ Das war wohl wahr.
„Und was willst du ihm holen?“
„Keine Ahnung – etwas was ein Bandleader braucht?“ Kettensägen, Hämmer, Leichensäcke…
Doch wer wusste wohl am besten, was man als Bandleader brauchte? Na klar, der Bandleader der Bandleader: Leeteuk!
Sie fuhren also zu dritt ins Dorm um den Super Junior Bandleader zu befragen.
„Hmmm…“, machte dieser, als er grübelnd.
Erwartungsvoll schauten die anderen zu Teukie.
„Keine Ahnung.“
„Was?!“, kam es von allen und Mia kam sich vor wie bei One Piece wenn Luffy etwas sagte, was keiner erwartet hat.
„Wir sind nur Bandleader, keine Könige – wir brauchen kein Zepter. Wobei… wenn ich darüber nachdenke … relativ am Anfang hatte ein Fan mir mal ein Armband geschenkt, mit Kugeln auf denen die Anfangsbuchstaben von jedem Member waren, damit ich sie alle immer bei mir trage… das fand ich süß.“
Und wie das süß war! Vor allem war das die Idee!
Mia brauchte kurz Zeit zum Überlegen, Seoul war riesig, sie hatten keine Zeit die ganze Stadt zu durchkämmen für einen Laden, sie mussten wissen wo sie hin musste.
„NaNa!“
„Bitte?“, fragte Donghae abwesend, als er auf sein Handy eintippte.
„Wir fahren zu NaNa, die haben so was.“
NaNa war der Piercingladen bei SME um die Ecke, doch neben Piercings hatten sie auch normalen Schmuck und auch Sachen, die Männer tragen konnten, also nicht girly-girly. Und so ging die Reise weiter.
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Die Mitarbeiter bei NaNa schauten das Paar leicht panisch an. Normalerweise sagte SME vorher Bescheid, wenn einer ihrer Künstler kam, dann wurde der Laden entweder geschlossen oder sie kamen nach Feierabend. Nicht angekündigt hier zu erscheinen konnte schnell zur Panik führen und der Laden war nicht sonderlich groß. Die eine Frau reagierte sofort und schloss ab, klebte ein Schild an das Fenster ‚Gerade nicht da‘ und ließ die Jalousie runter.
„Bitte entschuldigt, dass wir nicht Bescheid gesagt haben“, sagte Mia zu den Frauen.
„Schon okay, wie kann ich euch helfen?“
Es gab tatsächlich was Mia suchte und so bekam Tyler sein Lederarmband mit Beads dran, mit all den Anfangsbuchstaben der Bambis. Doch sie waren bei NaNa, so schnell würden sie hier nicht raus kommen …
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„Okay, erkläre es mir. Wie kann es sein, dass wir nach einem Armband suchen und du mit zwei neuen Ohrpiercings und circa 50 neuen Piercings aus diesem Laden raus gehst?“
„Ich nenne es Schneeball-Shoppen.“
Donghae nannte es Amok-Shoppen, war im Endeffekt jedoch nur froh selbst keine neuen Piercings bekommen zu haben. Mia mochte NaNa. Es war ein kleiner Laden, mit Trillionen Sachen darin. Mia war heute sicherlich fünf Mal an jeder Vitrine vorbei gelaufen und hatte jedes Mal neue Sachen entdeckt. Der Laden war auch günstiger, als man es aus Deutschland kennt. Während man in Deutschland für eine Glitzerkugel 20,- Euro bezahlte, zahlte man hier so um die 3 Euro. Darüber hinaus hatten sie sehr ausgefallene Sachen und machten auch Piercings selbst.
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Das Paar holte Kuchen und machte sich dann auf zum Trainingscenter um den Aufenthaltsraum zu schmücken. Die Bambis selbst waren noch im Training für das SBS Special und ahnten nichts von der Überraschung. Als alles fertig war gingen Mia und Donghae in den Trainingsraum. Etwas stimmte mit der Aura dort nicht.
Mias Bambis waren eigentlich sehr ausgelassen – konzentriert, aber locker. Heute war es anders. Alle wirkten angespannt und verbissen. Mia saß eine Weile an der Wand und beobachtete das Training. Sie hatten Angst. Übermorgen war ihr erster Auftritt. Auch wenn sie nicht alleine auf der Bühne standen, so hatte man dennoch hohe Erwartungen an sie. Das wiederum lag an SM Entertainment. Sie waren die neuen Auserwählten, sie hatten sich gegen Tausende andere durchgesetzt um beim SM Entertainment unter Vertrag genommen zu werden. Es war ein Privileg. SME gab sehr viel Geld aus für seine Künstler, nicht nur für das Training und Styling, sondern auch für Promotion und jeder da draußen wusste, dass die Künstler, die bei SME waren erfolgreich sein würden – das war die Erwartung und ihre Bambis hatten wohl gerade Angst diesen Erwartungen nicht gerecht zu werden. Wäre Mia ein Bambis würde sie wahrscheinlich seit 3 Tagen im Schrank sitzen.
Eine Weile schaute sie sich das Training noch an, doch dann wurde Jino wieder von Dongmin angegiftet und sie unterbrach das Training.
„Aber Mia, wir müssen doch fit sein!“, widersprach ihr Tyler.
„Ihr seid fit, alles was ihr jetzt macht, ist euch irre zu machen. Komm, es wartet ein Kuchen und viele Luftballons auf dich.“
Man merkte, dass die Jungs gerne weiter trainiert hätten, doch sie wussten auch, dass sie gegen Mia keine Chance hatten. Die kleine Überraschungsfeier munterte sie dann wenigstens ein bisschen auf und Tyler freute sich sehr über das Geschenk.
„Ich weiß, dass ihr alle aufgeregt seit wegen dem Auftritt, doch ihr müsst euch nicht unter mehr Druck setzen, als ihr eh schon habt“, ergriff Donghae das Wort.
„Als Super Junior zusammengestellt wurden, waren wir die Gruppe, die nicht gut genug für Dong Bang Shin Ki war. Wir waren ein Haufen zusammen gewürfelter Jungs, die man irgendwie in eine Band steckte. Diese Band sollte eigentlich jedes Jahr ihre Mitglieder wechseln. Man wollte uns eine Chance geben, doch wir wussten, dass keiner wirklich daran glaubte, dass wir erfolgreich sein würden. Wir hätten damit zufrieden sein können, doch das waren wir nicht. Wir wollten allen zeigen, dass wir gut waren, dass wir als Team gut waren und jetzt, nach so vielen Jahren, hat Super Junior noch immer die ursprünglichen Mitglieder. Es geht nicht darum die Erwartungen anderer zu erfüllen, sondern darum die Erwartungen an euch selbst zu erfüllen. Ihr müsst mit euch zufrieden sein und nur dann können andere das auch sein. Seid ein Team, gebt euer Bestes, seid zufrieden mit euch selbst – das ist das was ich von euch erwarte und ich denke, dass ihr zumindest meine Erwartungen erfüllen werdet.“
Einige hatten Tränen in den Augen, es war gerade alles zu viel und Donghae hatte es geschafft sie mitten ins Herz zu treffen. Mia nahm Shincho in den Arm und wiegte ihn hin und her.
„Ich bin schon jetzt sehr stolz auf euch“, flüsterte sie ihm zu und versuchte Trost zu spenden.
Nun kam der Kuchen doch wieder gut an, den Zucker machte ja bekanntlicher Weise glücklich.
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Als Donghae und Mia ins Auto stiegen, seufzten beide erst einmal.
„Wann hat unser Leben angefangen so anstrengend zu sein?“, fragte er.
„So ungefähr vor 26 Jahren“, erwiderte seine Frau.
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Donghae verbrachte den Abend mit den anderen Jungs und Mia fuhr zu Jiyong.
„Busan wir sicherlich cool.“
„Ich würde dich ja fragen, ob du mit möchtest, aber es ist so ein Super Junior Ding.“
„Schon okay, ich werde hier auf sieben Partys gleichzeitig gebraucht – das reicht mir.“ Er lachte fröhlich und schenkte ihnen Wein nach.
Es wurde einer dieser ruhigen, netten Abende, wie Mia sie früher mit Jaejoong hatte, nur das sie nicht Backgammon spielten, sondern ‚Welches Motto nehmen wir als nächstes für I-Tasia‘.