Mia und Donghae kamen so ziemlich zur gleichen Zeit nach Hause und diesmal nutzten sie die nächtlichen Stunden für etwas anderes als eheliche Pflichten, doch Eunhyuk durfte davon nichts erfahren. Was sie taten? One Piece gucken.
Mia hing ewig hinterher und es ärgerte sie. Zumal sie eigentlich an einer ziemlich spannenden Stelle waren. Ace sollte hingerichtet werden und Luffy und Whitebeard versuchten ihn zu befreien. Der Kampf zog sich bereits seit gut 50 Folgen hin und Mia war nicht gerade der geduldigste Mensch. In dieser Nacht fand Mia die Muse dazu weiter zu gucken und es endete in einem Desaster!
Da brach Luffy in Impel Down ein, war eigentlich zwei Mal praktisch tot gewesen, musste dann ausbrechen, ein Schiff kapern, zum Marine Headquarter, dort weiter kämpfen, dann hatte er Ace endlich befreit und Mia war so erleichtert gewesen und DANN wurde er doch getötet! Alles für die Katz! Mia saß vor dem Fernseher und schluchzte genauso herzergreifend wie die Charaktere im Anime. Sie hatte Ace gemocht, wirklich gemocht und er war einer der wenigen sexy Charaktere gewesen. Und Whitebeard starb auch und den hatte sie auch gemocht. Er hatte für etwas gestanden, für ein Gefühl, für eine Era. Donghae streichelte ihr den Rücken, man dürfte meinen, dass ein Anime einem nicht so nah ging, doch wenn man 480 Folgen zusammen erlebt hatte, das war das wie als wenn ein Freund starb. Immerhin fing sie sich relativ schnell wieder, aber sauer war sie auf Ace. Was hatte er sich auch provozieren lassen? Er hätte längst über alle Berge sein können und alles wäre gut gewesen, aber nein, das männliche Ego hatte sich ihm in den Weg gestellt.
Die Deutsche war so aufgelöst, dass sie kurz davor stand mitten in der Nacht zum Tätowierer zu fahren, um sich Whitebeards Zeichen auf den kompletten Rücken tätowieren zu lassen – Mia war impulsiv genug für so etwas.
.
.
Als sie am nächsten Morgen aufstand ging es Mia zwar deutlich besser, doch etwas orientierungslos fühlte sie sich noch immer. An diesem Morgen war die Generalprobe für das morgige SBS Special und alle fuhren ins Trainingscenter.
„Miaaaaaaaaaa…“, kam es jammernd von Leeteuk.
„Du willst Kaffee“, stellte sie trocken fest – den Ton kannte sie schon. Doch damit nicht genug, sie alle wollten irgendwie Kaffee haben. Die Deutsche ging in die Küche und siehe da, Kaffeemaschine kaputt.
„Gibt’s doch nicht …“
Also steppelte sie wieder hoch.
„Okay, ich muss Kaffee holen gehen, schreibt bitte auf was ihr wollt.“
Der Zettel ging rum, wie beförderte man 16 Kaffeebecher? Na ja, sie war Cheerleader und hatte die Balance einer Katzen, sie würde das schon hin bekommen. Ryeowook wollte einen Süßkartoffel-Latte. Mia überlegte noch ihn nach einer Alternative zu fragen, ließ es aber fallen, falls sie das nicht hatten, wusste sie, wie er sonst seinen Kaffee mochte.
Es hatte angefangen zu regnen, natürlich hatte sie keinen Schirm, der würde ihr spätestens auf dem Rückweg, mit vollen Händen nichts bringen. Das Café war schräg gegenüber, sie musste nur über die 6-spurige Straße.
Als sie den Laden verließ, fokussierte sie das Trainingcenter an. Sie hatte drei Lagen á sechs Becher übereinander gestapelt, es machte sogar einen stabilen Eindruck. Gerade als Mia über die Straße wollte, rutschte sie aus. Der Schnee lag hoch und sie hatte den Absatz zwischen Bürgersteig und Straße nicht erkannt. Dazu kam dass es regnete und Regen machte Schnee zu einer verdammt glitschigen Angelegenheit. 18 Kaffeebecher flogen in hohem Bogen um sie herum, während Mias Steißbein eine schmerzhafte Begegnung mit dem Boden hatte.
.
.
„Oh-oh“, machte Shincho, der am Fenster stand und Mia beobachtet hatte.
„Mia?“, fragten die Welpen gleichzeitig. Verwundert drehte der Jüngere sich um und nickte. Es konnten natürlich nicht alle raus rennen, so viel war klar. Stellt euch mal vor das halbe Team von SM würde wie Freiwild durch Seoul irren. Bis sich die Musiker geeinigt hatten, wer hin rannte, war Mia schon von gut fünf Passanten umgeben, die versuchten der Frau zu helfen. Kurzzeitig hatte sie dem Atem verloren, durch den harten Aufprall und ihre Hände waren verbrannt wegen dem heißen Kaffee. Sie hatte zwar Handschuhe dabei, doch ohne Handschuhe hatte man ein besseres Gefühl und deswegen hatte sie sie ausgezogen – super Plan. Donghae, Tiffany und Leeteuk eilten von drei Securities begleitet über die Straße. Mia hatte versucht aufzustehen und war grad wieder ausgerutscht. Nun saß sie im nassen Schnee und weinte vor sich hin, vor Schmerzen, vor Kälte, vor Scharm.
„Schatz? Schatz, alles okay?“ Donghae kniete sich neben sie.
„Nichts ist okay, das siehst du doch!“, fauchte Tiffany ihn an und setzte sich zu Mias anderer Seite.
„D-d-der Kaffee…“, jammerte Mia.
„Der Kaffee ist vollkommen egal“, kam es von Tiffany, die Mia ein Taschentuch reichte. Die Passanten hatten schon einen Rettungswagen angerufen, der wenige Minuten später eintraf.
„I-i-ich will ni-ni-nicht“, schluchzte Mia, als sie den Einsatzwagen sah.
„Liebling, sei nicht albern, du musst untersucht werden.“
„Ich will nicht mehr ins Krankenhaus, nie wieder!“
Leeteuk und Tiffany tauschten einen Blick aus, okay, sie mussten Mia irgendwie runter bringen.
.
.
Donghae fuhr im Wagen mit und Leeteuk holte Mias Tasche mit den Sportklamotten. Sie war von oben bis unten durchnässt und wollte sicherlich nicht mit den Krankenhaushemdchen rumlaufen.
Die Untersuchung war halbwegs gut. Ihre komplette linke Seite war zwar blau, aber es war nichts gebrochen. Jedoch hatte sie sich ihre beiden Hände böse verbrüht und am liebsten hätte man Mia Verbände wie Boxhandschuhe angelegt, was Mia strikt ablehnte.
„Schatz, die wollen nur, dass es dir bald besser geht.“
„Dann sollen sie sich etwas anderes einfallen lassen! Ich renne bestimmt nicht um wie Vladimira Klitschko!“
„Für einen Ausländer spricht sie ganz schön gut Koreanisch“, murmelte die Krankenschwester und verdrehte genervt die Augen.
„Halten Sie die Klappe!“, kam es von Mia und Donghae gleichzeitig, was die Schwester dann gänzlich verscheuchte.
Leeteuk kam mit den Wechselklamotten und Mia schickte sie beide zurück ins Training. Nur weil sie noch verbunden werden musste, hieß das nicht, dass die Generalprobe darunter litt.
„Husch, geht schon, ich kann mir ein Taxi nehmen.“ Nur widerwillig gingen die beiden.
.
.
Seufzend ließ sich Mia zurück in das Kissen des Krankenhausbettes fallen. Ihr tat alles weh und ihr war kalt. Deswegen hatte man sie warm eingepackt. Nun musste sie aufstehen, um sich erst mal wieder gescheit anzuziehen, was gar nicht so einfach war. Ihre Hände waren provisorisch verbunden und ihr Bewegungsrahmen war ziemlich eingeschränkt. Es war eine Tortur, bis sie in der Jogginghose und dem Sweater war. Sie nickte nur kurz ein, als sie die Augen wieder aufschlug, saß Kyuhyun an ihrem Bett.
„Was tust du hier?! Du hast Probe!“
„Ich bin gut, ich brauch keine Probe.“
Aha. Mia schaute ihren Schützling an und wusste nicht recht, was sie darauf sagen sollte.
„Na komm, fahren wir ins Dorm.“
Mias Hände waren verbunden und zum Schutz hatte sie eine Art Handschuh drüber. Sie sah die Ironie darin, denn wenn sie selbst ihre Handschuhe getragen hätte, wäre es wahrscheinlich gar nicht so eine schlimme Verletzung geworden.
Bewegen fiel schwer und selbst als Kyu anfing sie ‚Großmutter‘ zu nennen, schaffte sie es nicht ihn einzuholen – was sein Glück war, sonst hätte sie ihm ihren Krückstock über gezogen. Auch Auto fahren war nicht viel besser. Da bewegte sich zwar nicht Mia, dafür alles andere.
„Ich dachte sie haben dir etwas für die Schmerzen gegeben.“
„Ich glaube das haben sie“, erwiderte die Assistentin und wollte sich gar nicht ausmalen, wie es ohne Schmerzmittel wäre.
„Geeez … weißt du, Ryeowook hat Recht.“
„Mit was?“
„Das du zu dünn bist. Wenn dein Hintern nicht so knochig wäre, hättest du dir nicht so wehgetan.“
Mia überlegte dazu etwas zu sagen, doch er fuhr das Auto und wenn sie ihm jetzt etwas antat, dann würde sie eventuell auch darunter leiden.
.
.
Im Dorm war Kyuhyun schon wieder handzahm. Er packte Mia auf die Couch, mit ganz vielen Kissen und Decken und machte ihr Grünen Tee.
„Wieso magst du Nokcha so? Du magst so wenige koreanische Sachen und das magst du.“
„Eigentlich habe ich das Gefühl, dass Tee immer sehr ähnlich schmeckt. Nokcha finde ich besser als Hangcha (Schwarzer Tee).“
Mia war froh über alles koreanische, was sie mochte und hielt es in Ehren und Nokcha gehörte dazu. Sachte legte sie sich hin. Kyuhyun stand etwas unbeholfen vor ihr.
„Komm her.“ Mia hob die Decke hoch.
„Aber …“
„No ‚but‘. I’m mentally unstable so come here and cuddle me!“
Seit die beiden sich getrennt hatten – vor einer Ewigkeit und drei Tagen- waren sie nicht mehr so eng zusammen gekommen. Zögern kroch er unter die Decke und lag steif wie ein Brett neben ihr.
„Cuddle me“, brummte sie mit geschlossenen Augen. Sie wusste ja, dass Koreaner Berührungsängste hatten, aber doch bitte nicht mit jemand, mit dem sie schon mal geschlafen hatten.
„Tut mir leid…“
„Was tut dir leid?“, fragte Kyuhyun und schaffte es endlich die Arme um sie zu legen.
„Das ich nicht die Frau war, die du verdient hättest…“
Mia wusste, sie hatte ihm damals wehgetan, doch eigentlich hatte er das nicht verdient habt.
Kyu wollte etwas erwidern, doch da war Mia auch schon eingeschlafen. Sein ursprünglicher Plan war es gewesen wieder zu den Proben zu gehen, doch das hatte sich jetzt wohl erledigt.
.
.
Ein paar Stunden später kam der Rest der Bande nach Hause und fand die beiden Schlafenden.
„Soll ich ihn schlagen?“ Eunhyuk schaute zu Donghae, doch der grinste nur und schüttelte den Kopf.
„Nein, schon okay. Kyuhyun macht sich nicht an sie ran, sie haben sich nur vertragen.“
Zugegeben, als sich Kyuhyun an Mia ran gemacht hatte, war Donghae schon sauer gewesen. Er war sein Bandkollege und er hatte gewusst, dass Donghae sie mochte. Aber das lag lange zurück und über all die Zeit hin war immer eine unsichtbare Mauer zwischen Mia und Kyuhyun gewesen. Donghae wusste nicht genau, was alles geschehen war, doch beide waren verletzt worden. Sie jetzt so zusammen zu sehen, zeigte nur mal wieder, wie gut Mia alle um den kleinen Finger wickeln konnte.
Geweckt von den Geräuschen schaute Mia auf, immer noch halbwegs unfähig sich zu bewegen.
„Wie waren die Proben?“, fragte sie müde und nun wachte auch Kyu auf und erblickte Donghae.
„Es ist nicht was du denkst!“, sagte er eilig und fiel vor lauter Schreck von der Couch.
„Schon okay.“ Hae lachte fröhlich und half seinem Kollegen auf.
.
.
Der Tag war so ziemlich gelaufen. Eigentlich hatte Mia geplant Sungmin und Ryeowook zu SuKiRa zu begleiten, doch bei ihrem Bewegungsstatus fiel das wohl flach. Die anderen wollten Bowling spielen gehen, was wohl auch nicht gerade die beste Aktivität. Was tun, wenn die Männer beschäftigt waren? Man trommelte die Mädels zusammen. Im Mihae-Haus versammelten sich Yoani, Nari, Miyon, Taeyeon, Tiffany und Seohyun und ließen sich mit schmerzverzerrten Gesichtern Mias neuste Unfallstory erzählen.
„Wie kann man sich so wehtun?“ Taeyeon schüttelte nur den Kopf.
„Ich hab keine Ahnung.“
„Und überhaupt ist das die Schuld von den Jungs! Wie können die dich auch los schicken um 16 Kaffee zu holen!“, beschwerte sich Nari.
„Ich bin ihre Assistentin, ich bin nur etwas schusselig.“
„Also ich werde einen Antrag stellen, dass du ab nächsten Jahr bei uns bist. Wir werden besser auf dich aufpassen“, meinte Seohyun.
„Das wäre witzig. Super Junior haben Angst das Big Bang mich ihnen ausspannt. Sie werden sicher nicht damit rechnen, dass ihr es am Ende seid“, lachte Mia fröhlich.
Sie legten sich hoch ins SJ-Chillzimmer und schauten sich ‚27 Dresses‘ an.
.
.
Obwohl Donghae sich auf den Abend mit den Jungs gefreut hatte, machte er sich Sorgen um Mia. Früher als sonst kam er nach Hause und fand die Mädels oben.
„Jungs verboten!“, rief ihm Tiffany zu und schmiss ein Kissen nach ihm.
„Ehemänner erlaubt!“, erwiderte er keck und setzte sich zu Mia.
„Na, wie geht’s dir?“
„Die Mädels lenken mich gut ab.“
„Das glaube ich.“
Und so legte sich Donghae dazu, als Hahn im Korb, und schaute den Film mit zu Ende.