Skye war bereits wach, als Siwon zum Joggen ging. Er sagte ihr ‚Guten Morgen‘, fragte aber auch nicht, ob sie mitkommen wollte. Hatte Siwon ihr Zeichen gegeben, die sie einfach nicht gesehen hatte oder war es nur ein Trick der Rasselbande, um Skye zu verwirren? Sie wollte ihnen ja keine bösen Absichten unterstellen, aber sie waren bekannt für ihre Scherze und Streiche und schloss es nicht gänzlich aus.
Sie hielt diese ganzen Gedanken nicht aus, schnappte sich ihren Autoschlüssel und fuhr los.
Siwon sah den Porsche wegfahren und blieb kurz stehen. Wieso fuchste ihn das so? Jiyong war von Anfang an hinter ihr her gewesen und überhaupt, wie lange war sie schon da? Gerade mal zwei Wochen. Ein Wimpernschlag.
Schweigend saßen die Super Junior Mitglieder beim Frühstück. Ryeowook, Sungmin, Donghae und Yesung waren vorbei gekommen. Zum einen mussten sie noch lernen, zum anderen wollten sie noch etwas für Kangins Geburtstag vorbereiten.
„Hyung“, begann Ryeowook und schaute zu Siwon.
„Wenn du sie nicht mehr gewinnen willst, sagen wir die Aktion ab und vergessen alles wieder.“
Es war schön wie sie über das Schicksal eines Menschen als ‚Gewinn‘ sprachen.
„Ich weiß nicht was du meinst“, log er und konzentrierte sich wieder auf seinen Laptop. Die anderen tauschten einen vielsagenden Blick aus, sparten sich jedoch ein Kommentar. Siwon war immer für sie da, wenn sie schlecht gelaunt oder traurig waren. Auch wenn er manchmal mit seiner Super-Motivation nerven konnte und nicht erkannte, wann jemand einfach mal seine Ruhe haben wollte, sie wussten sie doch, dass er es auch tiefer Freundschaft und Fürsorge tat. Nun standen sie ihm einmal bei, auch wenn er nicht zugeben wollte, dass er das gerade brauchte.
Skye hatte Mia Zuhause abgeholt und gemeinsam waren sie in die Bar gefahren, wo heute Abend gefeiert werden würde. Mia wollte gar nicht glauben, dass Kangin schon 34 Jahre wurde, gut laut Mondkalender 35, aber das mit dem Mondkalender hatte sie immer noch nicht verstanden. Sie hatte keine Ahnung wie man das berechnete und holte sich immer Hilfe. Sie wusste nur, dass sie für jeden zwei Geburtstagstorten im Jahr brauchte.
Sie hatten eine Bar in Jongno gemietet. Sie lag im Keller einer Seitenstraße mit Parkmöglichkeiten und einem Hinterausgang durch die Küche. Sie kamen hier seit Jahren her und waren gut mit den Besitzern befreundet. Die Bar öffnete erst abends, daher gab es tagsüber keine Gäste und sie konnten jetzt schon dekorieren.
„Kommst du heute Abend?“, fragte Mia Skye, die gerade eine Girlande anbrachte.
„Ehm … nein, ich dachte, wenn keiner Zuhause ist, dass ich mit Jiyong kochen könnte – oder eher backen, wir machen Pizza.“
„Hört sich gut an“, erwiderte Mia. „Bist du glücklich mit deiner Entscheidung?“
„Ich weiß noch nicht. Es ist nur so unheimlich schwer sich nicht in ihn zu verlieben. Er ist so … wie ein Meteorit. Es macht Boom und er … er versteht kein ‚nein‘ und hat auf alles eine Antwort.“
„Ich kenne das“, sagte Mia nur.
Ihr Meteorit hieß David. Er war ihr Chef beim Nebenjob gewesen. Er war jung, gutaussehend, aber auch unheimlich arrogant und selbstbewusst gewesen. Er teilte sie plötzlich ständig ein und schrieb ihr den ganzen Tag Nachrichten und anstatt genervt zu sein, wie es normal für sie gewesen ist, war sie geschmeichelt. Sie waren noch nicht mal zusammen gewesen, da saßen sie zusammen und er schaute nach drei bis vier Zimmer Wohnungen. Mia hatte ihn gefragt, ob das nicht etwas zu groß für ihn war und er hatte einfach ganz ernst geantwortet, dass sie ja mit einziehen würde und das sie ja dann Platz bräuchten. Jeden anderen hätte Mia direkt in die Geschlossene einliefern lassen. Sie hatten sich eine Woche gekannt, bis sie zusammen kamen und plötzlich hatte sich ihr ganzes Leben geändert. Sie schlief fast jede Nacht bei ihm im Hotel, sie waren kaum getrennt und wenn sie mal etwas länger weg gewesen war, hatte er angerufen. Und sie hatte sich voll darauf eingelassen. Ihre Freunde hatten schon an Mias Verstand gezweifelt, aber es hatte sich richtig angefühlt. Sie hatte sich keinen richtigeren Platz vorstellen können, als an seiner Seite.
So schnell wie es angefangen hatte, war es vorbei gewesen. Er hatte sie seiner Familie vorgestellt und sie hatte einen Skiurlaub zusammen verbracht und plötzlich war es aus. David hatte ihr gesagt, dass er nur verliebt sein konnte, aber nicht lieben könnte. Er mochte das Kennenlernen, das sich ineinander Verlieben, aber wenn es Alltag wurde, verlor er das Interesse. Der Kerl hatte mit Mia nach Vegas fliegen wollen und sie hatte genau gewusst, was dort passiert wäre und dann kam er mir nichts, dir nichts um die Ecke und sagte er könnte das nicht mehr. Sie war am Boden zerstört gewesen und hatte lange Zeit damit zu kämpfen gehabt überhaupt einem Mann zu vertrauen. Jedes Mal hatte sie Angst gehabt, dass es wieder so werden könnte. Das man sie einfach verließ. Auch bei Donghae war diese Angst sehr lange sehr real gewesen und wahrscheinlich hatte sie sich deshalb so gegen ihn gewehrt, weil sie gemerkt hatte, dass sie ihn viel zu nah an sein Herz ließ.
Sie hoffte für Skye und Jiyong das es bei ihnen nicht so sein würde, doch sie verstand Skye. Jiyong war ein Macher. Er packte die Dinge an und er nahm sich was er wollte. Viele waren davon eingeschüchtert, nicht nur die Frauen mit denen er ausging, sondern auch Geschäftspartner. Er wusste was er wollte und kannte keine Ausreden. Wobei Mia fand, das es manchmal auch ganz gut war das Ruder abzugeben und sich treiben zu lassen und irgendwie bezweifelte sie, dass Skye sich auf der Nase herumtanzen lassen würde.
Gegen Mittag kamen die beiden Frauen in der Akademie an und hatten Mittagessen für EXO gebracht. In zwei Wochen würde ihre neue Tour hier in Seoul starten und die Vorbereitungen liefen auf Hochtouren 27 Konzerte in Asien und Amerika waren für die nächsten sieben Monate geplant. Knapp 700.000 Zuschauer würden die smarten Jungs live sehen.
Skye fand es immer witzig, wenn in Amerika die Leute sich der Tragweite der koreanischen Künstler total unbewusst waren. Eine Freundin von ihr war neugierig über Korea und natürlich erzählte Skye auch von den Bands, doch es war schwer sich eine Vorstellung zu machen, also hatte sie ihr Videos von SHINee, 2NE1, SNSD, 2PM und Big Bang gezeigt und als sie gesehen hat, das viele Musikvideos Klicks im dreifachen Millionenbereich hatten, war sie völlig vom Glauben abgefallen. Man durfte nicht vergessen, das Psy noch immer auf Nummer 3 der am meist gesehenen Musikvideo auf Youtube stand. Nicht auszudenken, wenn die Welt Big Bang wirklich entdecken würde.
Die jungen Männer stürzten sich regelrecht auf das Essen und beklagten sich, dass sie so Hunger leiden mussten.
„Wird das hier das Video zu Wolf 2?“, fragte Mia, der man alles aus den Armen gemopst hatte. Als Antwort knurrten ein paar und lachten dann. Nächstes Jahr um die Zeit würde Suho irgendwann zur Armee gehen. Es war Wahnsinn, wie die Zeit verging. Mia hatte sie erwachsen werden sehen. Etwas, worauf sie bei Super Junior immer noch wartete.
„Pass bitte auf das sie nicht das Geschirr essen, ich muss kurz was erledigen“, sagte sie zu Skye und ließ sie mit ihnen alleine.
„Na Miss Dragon, wie geht es dir heute?“, fragte Kai neckend.
„Ich fasse nicht, wie schnell hier Dinge die Runde machen“, erwiderte sie kopfschüttelnd.
„Wir haben selbst kein Privatleben, deswegen müssen wir uns auf das anderer Leute stürzen“, erklärte Chen. „Was denkst du was einer von uns durchmachen muss, wenn er eine Freundin hat?“
„Das ist der Grund wieso ich gar keine Freundin bekomme, das ist wie als wenn sie mit acht anderen eine Beziehung hat“, beschwerte sich D.O. und brachte die anderen zum Lachen.
„Aber Skye, sei darauf gefasst, dass nicht jeder glücklich damit sein wird“, warnte sie Chanyeol ernst und manche nickten zustimmend.
„Viele haben sich an GD die Zähne ausgebissen und dann kommt eine Ausländerin daher und nimmt das heißeste Eisen vom Mark.“
„Ich hab gar nichts vom Markt genommen, wir versuchen es, keiner sagt dass wir zusammen bleiben.“ Sie fühlte sich schon jetzt unter Druck gesetzt, dabei lernten sie sich doch gerade erst kennen.
„Ja, aber GD ist einer der Großen, viele Augen sind auf euch gerichtet, wenn auch nicht die der Öffentlichkeit, doch diese Augen werden euch viel genauer beobachten und verurteilen“, kam es von Suho. Skye fühlte sich immer kleiner.
„Aber Skye?“, fing Kai an.
„Hm?“
„Wenn das nichts werden sollte…“ Und dann machte er mit seiner Hand einen Telefonhörer und deutete mit der anderen Hand auf sich. Die anderen fingen an zu stöhnen und hätten wahrscheinlich auch mit Essen nach ihm geworfen, wenn sie nicht so verdammt hungrig wären.
Skye blieb eine Weile bei ihnen sitzen, mit dem Laptop auf dem Schoß. EXO hatte schon ein paar berühmte Beziehungen geführt, sie wussten wohl wie das war, doch Skye konnte sowas nicht planen. Sie wusste nicht wie andere auf sie reagieren würden. Auch wenn objektiv betrachtet jeder nett und freundlich zu ihr war, so war sie die Ausländerin und würde nie ganz in dieser Gesellschaft akzeptiert werden.
Ihre Gedanken trifteten zu Siwon. Hatte sie hier wirklich etwas übersehen? Sie dachte an den Tag des Videodrehs zurück, wie sie halbnackt unter der Bettdecke gelegen hatten und ja, sie fand ihn attraktiv, natürlich fand sie das. Da müsste man auch blind sein. Er war lieb, nur etwas frech und einfach ein toller Kerl. Jede Frau würde sich glücklich schätzen ihn an ihrer Seite zu haben. Skye hatte nur nicht gedacht, dass er etwas für sie empfinden könnte. Oder vielleicht hatten die anderen sie nur an der Nase herum geführt. Nur weil er joggen ging, hieß das ja nicht dass er eifersüchtig war. Vielleicht war das Chlor nicht gut für seine Poren und ab nächste Woche würde er wieder ein Drama drehen. Er musste gut aussehen, Punkt.
Am Nachmittag holte Skye dann die Torte ab und fuhr sie zur Bar. Es war gar nicht so schwer im Straßenverkehr von Seoul klar zu kommen, wenn sie ehrlich zu sich war. Zumal sie so ein großes, bulliges Auto fuhr, das ihr ohnehin viele aus dem Weg gingen.
Jiyong hatte ihr geschrieben und gefragt wann er da sein sollte. Sie schrieb ihm 19 Uhr zurück, da um 18 Uhr die Party eigentlich starten sollte und es war 17:30 Uhr. Ein Restaurant um die Ecke würde das Essen liefern und Skye war rüber gegangen, um zu schauen ob alles noch im Zeitplan lag. Als sie zurückkam, sah sie Seungri und Taeyang vor der Bar.
„Oh ihr seid schon da. Hallo, ich bin Skye“, stellte sie sich Seungri vor und verbeugte sich.
„Freut mich, Seungri, Ji hat viel erzählt.“
Er lächelte sie freundlich an und deutete eine Verbeugung an.
„Ihr könnt ruhig reingehen, die anderen kommen auch bald.“
Die beiden Sänger folgten ihr und setzen sich an die Bar.
„Und, bleibst du auch?“, fragte Taeyang.
„Um ehrlich zu sein treffe ich mich mit Jiyong.“
„Was? Er kommt nicht? Aber es ist doch Kangin …“, wand Seungri ein und Skye bekam ein schlechtes Gewissen.
„So sind Männer, vergessen wer ihre Freunde sind wegen einer Frau …“, kam es von Taeyang. Skye wusste nicht was sie darauf sagen sollte und ein unangenehmes Schweigen breitete sich aus.
„Ehm … ich sollte dann mal … was erledigen. Hat mich gefreut Seungri.“ Sie zwang sich zu einem Lächeln.
„Mich auch, wir sehen uns jetzt bestimmt öfters.“
Seungri schien nett, während Taeyang von einer schwarzen Gewitterwolke verfolgt wurde.
Im Auto atmete sie tief durch. Taeyang hatte aber Recht, Jiyong und Kangin kannten sich ewig und waren gute Freunde. Was hatte sie sich dabei gedacht ihn nicht auf die Party gehen zu lassen?
Sie schrieb Jiyong eine Nachricht, dass etwas dazwischen gekommen sei, das sie lange im Büro sein würde und er ruhig auf die Party gehen sollte und Skye sich später melden würde, wenn es nicht zu spät war. Dann schaltete sie ihr Handy aus und fuhr nach Hause.
Das Loft war verlassen, als Skye dort ankam. Sie hatte den halben Kofferraum mit Einkäufen voll. Sie hatte Salat als Vorspeise, die Sachen für die Pizza und Pudding für danach. Sie packte alles aus und schaute sich ratlos um.
„I think I need a little help here“, sagte sie zu Mango und Kiwi die bei dem Hauch einer Chance auf etwas essbares sofort parat standen. Sie konnte nicht auf die Party gehen, da sie Ji ja gesagt hatte, sie hätte zu tun und sie fühlte sich auch nicht danach.
Doch essen musste sie und da sie nicht vor hatte Jiyong heute noch anzurufen, hatte sie sich selbst Pizza gemacht. Irgendeiner von den immer hungrigen Sängern würde sich schon über die Reste freue. Der Salat stand auf dem Tisch und die Pizza war im Ofen, als es klingelte. Wer klingelte hier denn? Skye hatte bis dahin keine Ahnung, dass sie überhaupt eine Klingel hatten. Dann klopfte es an der Tür. Sie schob die schwere Tür auf und fand Jiyong davor, mit einem Korb.
„Viel zu tun, huh?“
Tarnung aufgeflogen. Er ging an ihr vorbei und roch.
„Warte, du wolltest nur die Pizza nicht mit mir teilen, oder?“
Skye lachte, schloss die Tür wieder und flüchtete dann in seine Arme.
„Ich wollte dich nicht von der Geburtstagsfeier deines Freundes abhalten.“
Sie spürte wie er seufzte. Seine Hände umschlossen ihre Schultern und er hielt sie eine Armlänge von sich entfernt.
„Wenn ich auf die Party gewollt hätte, hätte ich das gestern gesagt.“
„Ich will nicht, dass du lieber Zeit mit mir, als mit deinen Freunden verbringst.“ Nun zog er die Augenbrauen zusammen.
„Doch, ich will lieber Zeit mit dir, als mit meinen Freunden verbringen. Die sehe ich ständig und mit denen kann ich sowas nicht machen…“ Er beugte sich zu ihr und küsste sie. Sie schmolz in seinen Armen dahin.
Es stellte sich heraus, dass er mit Kangin gestern bis in die frühen Morgenstunden in seinen Geburtstag rein gefeiert hatte und er deshalb heute nicht wieder auftauchen musste. In den Korb hatte er Erdbeeren und zwei Flaschen Wein untergebracht und als die Pizza fertig war, setzten sie sich an den großen Tisch.
„Wieso fragst du mich denn nicht? Was ist denn passiert?“
„Ach … EXO haben da was gesagt und dann habe ich Taeyang getroffen und er sagte du würdest wegen mir deine Freunde vergessen …“
Sie biss sich auf die Wange und schaute weg.
„Hey, schau mich an.“ Über den Tisch griff er nach ihrer Hand.
„Youngbae ist wie mein Bruder, aber er mag meine Freundinnen einfach nicht. Mach dir nichts draus. Und wegen all den anderen, lass sie reden. Das zwischen uns geht niemanden etwas an und alle anderen sind nur neugierig und eifersüchtig.“
Er wusste nicht wie es war, wenn man als Fremder in diesen Mikrokosmos eintrat und plötzlich waren da all diese Freundschaften, die seit Jahren existierten. Sie hatten manchmal ihre eigene Sprache. Einer sagte etwas und alle anderen reagierten. Das war immer so, wenn man in eine Clique kam, doch in der koreanischen Entertainment Industrie hielten die Künstler zusammen wie Pech und Schwefel.
Nach dem Essen legten sie sich in einen der Kokons. Skyes Herz pochte wie wild. Am Montag hatte sie nur ihren Kopf ausschalten müssen. Heute war es viel schwerer, heute durfte sie fühlen. Am Montag hatte sie die Führung übernommen und Jiyong hatte sie gelassen, doch heute war er es, der die Oberhand hatte und er ließ es viel langsam angehen, viel verspielter. Seine Hände waren überall, als würde er eine Karte von ihrem Körper machen.
Skye hatte nur noch ihr Höschen an und saß auf seinem Schoß. Er küsste ihren Hals und stockte dann.
„Waren das Autos?“
„Autos?“, fragte sie verwirrt. Was für Autos.
„Ich glaube ich habe Autos gehört.“ Nun lauschte auch Skye in die Nacht. Jiyong hatte Recht. Eilig zogen sie sich wieder an, aber ihre wild zerzausten Haare ließen darauf schließen, dass sie nicht den ganzen Abend brav auf der Couch gesessen hatte. Bis die Tür auf ging, saßen beide am Esstisch und versuchte so unschuldig wie möglich auszusehen.
Es strömte fast die komplette Geburtstagsgemeinschaft in das Loft, ungefähr dreißig Leute, wenn Skye es einschätzen müsste.
„Hi, was tut ihr hier?“, fragte sie und setzte ein Lächeln auf.
„Im Radio haben sie Eisregen für heute Nacht vorher gesagt, wir dachten wir kommen lieber vorher alle hier her“, erklärte Taeyang grinsend.
„Was eine schöne Idee“, erwiderte Skye und in Gedanken füllte sie eine ganze Sendung ‚1000 Ways to die‘ mit Taeyang aus. Andere schleppten kistenweise Bier und Soju in das Loft, andere trugen, was vom Essen übrig geblieben ist. Jiyong und Skye fühlten sich wie auf einem Pulverfass. Sie hatten sich in Skyes Zimmer zurückgezogen, doch ständig klopfte jemand oder kam rein, weil er die Tür mit dem Bad verwechselte.
„Vielleicht sollten wir zu mir?“, schlug er vor und sie nickte nur. Wahrscheinlich würden sie es nicht mehr bis zu ihm aushalten und sich auf irgendeinen Parkplatz stellen. Sie schnappten sich ihre Sachen und schlichen sich an den anderen vorbei.
Jiyong öffnete die Tür des Hauses und stockte. Die Welt vor ihnen hatte sich in Zuckerguss verwandelt. Ein Zuckerguss aus Eis.
„Wann ist das denn passiert?“, fragte er und schaute sich um. Der komplette Hof und die Autos waren eingeeist und bald war die Partygesellschaft auf dem Hof und fuhr prophylaktisch Schlittschuh. Jiyong hatte versucht sein Auto zu öffnen, ohne Chance. Die Schicht war fast einen Zentimeter dick und hatte sich in alle Ritze gesetzt.
„So etwas habe ich noch nie gesehen“, sagte Skye fasziniert und fuhr mit den Fingern über die spiegelglatte Schicht.
„Das passiert ab und zu, aber nicht oft. Es wird Stunden dauern, bis die Stadt die Straßen wieder frei hat“, erklärte Jiyong.
Mia und Donghae schlitterten Hand in Hand über das Eis. Mia hatte Eisregen einmal in Deutschland gehabt. Den ganzen Tag hatte man im Radio gewarnt und als sie abends auf die Arbeit, ungefähr 15 Kilometer von ihrem Zuhause, gefahren war, war noch alles okay. Und dann, ganz plötzlich, war mitten in der Nacht alles glatt. Sie hatte gar nicht Eis gekratzt, sondern Eis geschlagen. Mia hätte sowohl über die Autobahn, als auch über die Stadt fahren können, hatte sich aber gedacht, dass eher die Autobahn geräumt sein müsste. Pustekuchen. Die vierspurige Autobahn war spiegelglatt gewesen und im Radio sagten sie nur, dass man bloß nicht das Haus verlassen sollte. Mia saß im Auto, kein anderes weit und breit zu sehen und fragte sich, was sie hier tat. Fast zwei Stunden hatte sie nach Hause gebraucht.
Skyes und Jiyongs Fluchtplan war jedenfalls dahin. Dafür amüsierten sich die anderen auf der spontanen Eisbahn im Hof.
„Komm mit.“ Er nahm ihre Hand, zog sie wieder rein, doch sie gingen nicht ins Loft und folgten dem Flur, bogen um die Ecke und liefen bis zur nächsten Treppe. Skye war hier noch nie gewesen, weil alles andere nach Baustelle aussah. Im Keller öffnete er eine große Eisentür und Skye hatte wirklich viel erwartet: Den Heizungskeller, den ‚Red Room of Pain’, aber stattdessen verbarg sich hier eine Bar, mit großen Sitzecken, einer Tanzfläche und DJ Pult. Die Bar war in der Mitte und vieles war noch eingepackt.
„Wieso ist hier eine Bar?“
„Stell mir keine Fragen, die ich dir noch nicht beantworten darf“, sagte er und zog sie zu sich. Diesmal ließen sie sich nicht so viel Zeit, völlig statisch aufgeladen seit vorhin.
Nackt lagen sie zusammen auf der Couch und schmiegten sich aneinander.
„So könnte ich für immer bleiben“, sagte er mit geschlossenen Augen und genoss den Moment.
„Was, wenn wir Hunger bekommen?“
„Lassen wir liefern und vor die Tür stellen.“
„Du hast auf alles eine Antwort, oder?“
„Hmhm“, machte er nur und küsste ihren Hals. Sie waren total ineinander verschlungen. Jiyong hob sie rum und lag auf ihr, seine Hände vergruben sich in ihren Haare.
„Question: Would you die for me?“ Es war ein Zitat aus ‚Suicide Squad‘.
„I would live for you“, erwiderte sie heißer und das war alles was er hören wollte.
Im Film ging es weiter mit ‚Careful, do not say this oath thoughtlessly. Desire becomes surrender. Surrender becomes power.