„Was ist eigentlich in dieser Tasche? Bitte sag nicht das du Klamotten dabei hast.“
Jiyong betrachtete ihre Sporttasche und bekam die Panik.
„Laptop, Wechselklamotten….Pyjama…“
Theatralisch krümmte er sich vor Schmerzen.
„Kein Pyjama, bitte!“, jammerte er.
Es war bereits 1 Uhr durch und eigentlich hätte Skye gerne geschlafen. Sie stutzte als sie ins Schlafzimmer kam und eine dünne Decke über dem Bett lag.
„Was ist das?“
„Zieh dich aus und ich zeig es dir.“ Da war wieder dieses freche Grinsen. Etwas skeptisch zog sie sich aus und legte sich hin. Jiyong tat es ihr gleich, ließ aber seine Boxershorts an.
„Du hast dich heute so wacker geschlagen, dass ich mich erkenntlich zeigen wollte“, sagte er und warmes Öl lief auf ihren Rücken. Er saß auf ihr und begann sie zu massieren. Entspannt seufzte sie.
„Magst du es lieber sanft oder hart?“, raunte er ihr ins Ohr.
„Das du mich das noch fragen musst.“
Skye wachte gegen 8 Uhr auf. Sie waren irgendwann vor Erschöpfung eingeschlafen. Ihre beiden öligen Körper rieben aneinander und die junge Frau genoss den Moment. Er lag so friedlich da, selbst wenn er schlief war er Zucker.
„Guten Morgen“, murmelte er verschlafen. Es war komisch wie unser Unterbewusstsein mitbekam, dass man beobachtet wurde. Oft wachte der Partner kurze Zeit später auf. Vielleicht war es auch der veränderte Herzschlaf, Skye wusste es nicht.
Bevor sie sich Frühstück gönnten, mussten sie erst mal das ganze Öl loswerden. Es war in jeder Pore, in ihren Haaren, einfach überall. Sie standen in der riesigen Dusche und seiften sich gegenseitig ungefähr fünfmal ein, bevor sie das Gefühl hatten nicht mehr ölig zu sein. Ihre Augen tränten und der Geschmack im Mund würde sie wohl den ganzen Tag verfolgen. Skye hätte gern gesagt, dass sie das nie wieder tun würden, doch eigentlich war es extrem cool, so zwei ölige Körper aneinander geschmiegt.
Um 12 Uhr sollte sie bei SM Entertainment sein. Leeteuk würde bei Kona Beans aushelfen und Mia würde ihn begleiten und Skye würde wiederum Mia begleiten. Auch wenn Mia nicht mehr offiziell die Assistentin von Super Junior war, so begleitete sie die Band doch zu vielen Terminen.
„Und, hast du den Abend mit Youngbae überstanden?“, fragte Mia im Van.
„Dank Seungris und Daesungs Trinkspiel.“
„Siehst du! Und du sagst immer wir waren zu streng mit Kyuhyun“, kam es von Teukie. Damals hatten sie Kyuhyun etwas in die Mangel genommen, als er mit Mia zusammen kam und es hatten ein paar grundsätzliche Dinge klargestellt werden müssen.
„Ja, nur das ihr nicht Angst um euren Bandkollegen hattet, sondern um mich“, erwiderte Mia.
„Okay, du bist jetzt schon ewig bei uns, wenn Skye mit einem von uns zusammen gekommen wäre, wen hättest du dir vorgenommen, sie oder den von uns?“
„Na den von euch“, antwortete Mia und groß darüber nachzudenken. Skye fragte sich ob das nun für Big Bang oder gegen Super Junior sprach. Die einen versuchten ihren Bandkollegen und Leader zu schützen, die anderen die neue Partnerin. Irgendwie ließ das tief blicken.
Vor dem Café war eine riesige Schlange. Es war wirklich kalt und doch standen die Fans wahrscheinlich seit Stunden hier. Leeteuk ging durch den Hintereingang rein und wurde von seiner Mutter begrüßt.
„Ach Skye, wie schön dich zu sehen!“
Sie umarmte die Amerikanerin und hinterließ einem verstörten Sohn.
„Ihr kennt euch ja wirklich.“
„Na klar, ich hab dir von ihr erzählt – vor ein paar Jahren. Ich habe dir gesagt es gäbe so eine hübsche Studentin die immer her kommt und das du mit ihr ausgehen solltest, aber du warst ja mit irgendeiner Super Show beschäftigt.“
„Mama…“ Nicht nur Teukie fand das unangenehm, Skye ebenso. Sie hatte nicht gewusst, dass die Teuk-Mom sie hat verkuppeln wollen. Wobei das eigentlich so typisch wäre. Mia hingegen grinste sich einen ab und keiner konnte etwas dagegen tun.
„Ich sage dir immer du sollst auf deine Mama hören“, tadelte Mia und wurde lobend auf den Oberarm geklopft.
Skye war jedenfalls die Erste, die einen Kaffee in der Hand hatte. Sehr zu Leeteuks Unverständnis, der in seinen Augen der einzige war, der etwas schaffen musste. Dabei half ihm Mia zwischen drin aus mit der Kasse. So viele Knöpfe! Wobei es wahrscheinlich an dem Chit-Chat der Fans lag, dass er so abgelenkt war.
Die Assistentin saß oben in der Ecke und ließ ihre Gedanken schweifen. Wie wäre ihr Leben, wenn Teukies Mom wirklich ein Date arrangiert hätte? Wäre sie sein Typ? Skye glaubte nicht. Jiyong war kosmopolit, dass er sich in eine Ausländerin verliebte war nicht so ungewöhnlich, doch Leeteuk? Bei ihm stellte sie sich eine kleine, süße Koreanerin vor. Nicht aus der Musikszene. Jemand Normales. So jemand konnte sie sich bei ihm als Anker vorstellen. Damit er abschalten konnte, wenn er nach Hause kam.
Jeder brauchte einen anderen Anker. Skyes Anker lenkte sie ab, ließ sie nicht alleine mit ihren Gedanken und beschäftigte sie genug, dass sie einschlafen konnte. Trotz all der Zeit trauerte sie noch stark um ihre Eltern und den Rest der Familie, den sie verloren hatte. Um ihre Mutter am meisten. Am Schlimmsten fand sie diese Hilflosigkeit. Wenn sie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall gehabt hätte oder Krebs, dann könnte sie ihren Frieden damit schließen. Aber es ging ihr gut und das Krankenhaus hatte sie umgebracht. Bei ihrem Vater war es etwas anders. Er hatte im Laufe seines Lebens drei Herzinfarkte und zwei Schlaganfälle überlebt. Allein schon das war ein Wunder. Doch anstatt zu schauen das man gesund blieb, hatte er seine Medikamente nicht genommen, war nicht zu Untersuchungen gegangen und von gesunder Ernährung oder mit dem Aufhören vom Rauchen hatte sie erst gar nicht anfangen brauchen. Er war ein halbes Jahr mit einem Leistenbruch durch die Gegend gerannt, bis er quasi zwangseingeliefert wurde.
Als er seine Ehefrau Nummer 3 mitten in der Nacht weckte wirkte er panisch. Sie rief den Notarzt und er wurde in ein Krankenhaus gebracht, doch dort war die medizinische Betreuung nicht auf so schwere Fälle ausgelegt. Erst nach fünf Tagen hatte man ihn mit einem Helikopter in ein großes Krankenhaus gebracht. Dort stellte man fest, dass Kalk in einer Arterie den Hirnstamm beschädigt hatte. Dazu kam das er eigentlich einen dreifachen Bypass gebraucht hätte. Frau Nummer 3 gab zu, dass sein Arzt ihm das schon ein Jahr zuvor gesagt hatte, aber natürlich wollte er nicht ins Krankenhaus. Sein Herz versorgte den Körper nicht mehr genügend mit Blut, doch er war zu instabil für die Operation. Der Schaden am Hirnstamm war irreparabel und keiner wusste was er noch konnte, ob er überhaupt noch eigenständig essen konnte oder sprechen. In den ersten Tagen reagierte er noch auf Skye und seine Mimik funktionierte. Er war noch da gewesen. Er konnte nicht sprechen da er intubiert war, doch seine Augen zeigten ihr, dass er da war. Eine Woche später war es anders. Er war zwar wach, doch seine Augen waren unfokusiert und er reagierte nicht mehr auf Ansprache. Sie wusste er war weg, nur noch eine Hülle. Und doch war diese leise Stimme in ihrem Kopf, die sagte, dass wenn er direkt in dieses Krankenhaus gekommen wäre, sie vielleicht noch etwas hätten machen können.
Ihre Katze war auch schlimm gewesen. Manche mögen denken ‚Nur eine Katze‘, doch jeder der Haustiere wusste wie eng die Bindung war. In Skyes Augen waren Tiere unschuldig, rein. Sie verstanden nicht was mit ihnen geschah und man konnte es ihnen nicht erklären. Skye war der Meinung, dass ihr Vater genau mitbekam was um ihn herum passierte. Doch so ein Kätzchen?
Und nach all diesem Tod fuhr sie zu ihrer Tante und ihrem Onkel auf ihre Ranch, mitten im Nirgendwo, um einfach mal abzuschalten und was geschah? Ihr Onkel hatte einen Hirnschlag! Ja, er war 84 Jahre gewesen, doch hätte er nicht noch fünf Jahre warten können?! Im Krankenhaus hatte man ‚alles getan, was in ihrer Macht stand‘, doch Skye sah es an ihren Gesichtern. Sie dachten bei einem alten Mann musste man sich nicht mehr so anstrengen.
Ihre Tante konnte die Ranch nicht alleine führen und zog zu ihrer Tochter, bevor sie starb. Skyes Cousine war knapp 30 Jahre älter und sie hatten nie guten Kontakt gehabt. Als ihr Großvater damals gestorben war, war Skye gerade mal 8 Jahre gewesen und ihre Cousine hatte sich abfällig über ihren Vater geäußert, dass er Schande über die ganze Familie bringen würde. Skye war damals noch zu jung gewesen, um zu wissen was bei den Erwachsenen los war, aber sie hatte immer dieses Bild ihrer Cousine im Kopf, die eine achtjährige mit so etwas konfrontierte. Inzwischen gingen sie ‚okay‘ miteinander um, aber eine wirklich familiäre Bindung hatte sie nicht zu ihr.
Jiyong war also genau der richtige Anker für sie. Er brachte sie auf andere Gedanken, füllte ihren Kopf aus. Jetzt durfte er nur nicht sterben. Skye stand mit Gott schon jetzt auf Kriegsfuß. Am Grab ihres Onkels hatte sie gesagt ‚Geb Acht alter Mann, eines Tages sehen wir uns‘. Alle dachten es wäre ein ‚Lebwohl‘ zu ihrem Onkel, doch Skye war sich sicher, dass Gott den Wink mit dem Zaunpfahl schon verstand.
Drei Stunden später waren sie auf dem Weg zu KBS für diese Quizshow. Teukies Mama hatte Kuchen für alle eingepackt.
„Manchmal glaube ich, dass sie zuerst an alle anderen denkt und dann an mich“, beschwerte er sich, denn als sie das Café verlassen hatte, hatte sie ihn gewarnt nicht vorher zu naschen.
„Du bist wie sie. Du denkst auch erst an alle anderen und dann an dich“, meinte Skye und klaute sich ein Stück Kuchen aus dem Karton.
„Hey! Sie hat gesagt wir sollen nicht naschen! Und überhaupt, Mia, du stellst niemanden mehr mit einem Psychologiestudium ein.“
„Eigentlich hat sie gesagt DU sollst nicht naschen und hey – seh es als kostenlose Therapie an. Ich sage Kim seit Jahren, dass SM einen Psychologen fest einstellen sollten“, konterte Mia und nahm sich auch ein Stück Kuchen.
Wenn Super Junior und Girl’s Generation irgendwo zusammen auftraten, war der Trubel ganz schön groß. Überall waren Stylisten und Produzenten und Kameraleute. Skye kam sich vor wie um 8 Uhr morgens in der Grand Central Station und hatte keine Ahnung zu welchem Gleis sie musste.
Skye hatte die Frauen ja schon im Studio kennengelernt und heute wurde sie fröhlicher begrüßt. Vielleicht hatten sie den G-Dragon-Schock verdauen müssen. Wenn sechs Frauen gestylt wurden, war das Chaos groß. Alles hing voll mit Klamotten und es wurde geschnattert, was das Zeug hält. Skye versuchte sich auszuklinken um das Script durchzugehen, doch es war wirklich schwierig sich zu konzentrieren.
„Hey Ladies!“ Eunhyuk, Leeteuk, Kyuhyun und Heechul statteten ihnen ein Besuch ab.
„Na ihr seht aber noch sehr siegessicher aus“, meinte Hyoyeon.
„Das können wir auch sein, denn wir werden dieses Ding heute rocken“, kam es von Eunhyuk und sie hatten tatsächlich irgendeinen Siegestanz einstudiert.
Die Frauen tauschten einen Blick untereinander aus und fühlten sich provoziert.
„Sorry Jungs, ihr seid in vielem gut, aber wenn es darum geht seinen Kopf einzusetzen … na ja …“, erwiderte Sunny und die anderen lachten.
„Ach ja? Wieso machen wir den Einsatz dann nicht etwas höher?“, schlug Heechul gelangweilt vor und spielte mit einem Zahnstocher im Mund.
„An was hattet ihr gedacht?“, fragte Taeyeon.
„Vielleicht etwas, was uns alle etwas mehr motiviert?“
„So wie eine Woche lang eure Wäsche waschen?“, fragte Sunny.
„Bitte, wir sind erwachsen – macht einen Vorschlag, was ihr von uns wollt, sollten wir verlieren“, kam es von Kyuhyun und man muss sagen sie machten das wirklich geschickt. Sie fielen nicht gleich mit der Tür ins Haus, sondern ließen den Gegner zuerst wählen.
Die Mädels steckten die Köpfe zusammen, um sich zu beraten. Mia behielt die ganze Zeit ihre Jungs im Auge. Wenn jemand den Braten gerochen hatte, dann sie, doch sie wollte sich noch nicht einmischen.
„Wir wollen einen Monat lang eure Autos“, verkündete Taeyeon.
„All eure Autos“, definierte Yoona.
„Aber wir definieren wann – Cabrios im Winter machen nicht so viel Spaß“, erwähnte Yuri.
Nun steckten Super Junior die Köpfe zusammen und taten so, als würden sie sich beraten.
„Wir wollen für einen Monat eure Assistenten“, verkündete nun Leeteuk.
„All eure Assistenten“, definierte Kyuhyun und sein Blick traf sich mit Mias.
„Aber wir definieren wann – Assistenten ohne Konzertvorbereitung machen nicht so viel Spaß“, äffte Heechul Yuri nach.
Zu ihrer Verteidigung musste man sagen, dass Super Junior im Moment keinen richtigen Assistenten hatten. Zum einen nahmen sie zwar gerade das Repack-Album auf und zum anderen machten sie das alle schon so lange, dass Kim der Meinung war, dass ein Assistent nicht nötig war.
„Nein, nein, nein. Zwei Assistenten für je zwei Wochen ergeben einen Monat“, wand Taeyeon ein.
„Na dann bekommt ihr für zwei Wochen auch je nur eine Hälfte der Autos“, erwiderte Heechul, doch das passte den Sängerinnen auch nicht.
„Auf gar keinen Fall.“ Nun meldete sich Mia zu Wort und ging auf ihre Schützlinge zu.
„Ihr habt das geplant, huh? Skye hat gesagt ihr hackt was aus. Ich werde nicht meine Assistentin verwetten. Ich heiße nicht Super Junior.“
„Ach komm, als wäre es dir damals so schlecht bei SHINee gegangen! Die haben dich vergöttert!“ Kyuhyun hasste es fast ein Jahrzehnt lang immer wieder die gleichen Sachen vorgeworfen zu bekommen. Wieso musste sie auch so nachtragend sein?
„Ist mir egal, ich verwette meine Assistentin nicht.“
„Na, jetzt nicht mehr so siegessicher?“, erkundigte sich Leeteuk und die Frauen zogen sich zur Beratung zurück. Was heißt Beratung? Eher ‚Wie überreden wir Mia?‘. Sie legten die Fakten nieder, wie zum Beispiel das sie Frauen waren und ihr Hirn mehr benutzten und das die Super Junior waren und das selbst wenn sie das geplant hatten, nie das Wissen von Jahren hätten aufholen können.
Mia seufzte und schaute zu Skye.
„Schau mich nicht an. Ich steh auf moderne Sklaverei und ich glaube dass ihr gewinnt. Hwaiting …?“, kam es von Skye, die sich Schlimmeres vorstellen konnte, als für Super Junior zuständig zu sein.
„Siehst du? Glaub an uns!“ Fünf Paar Kulleraugen schauten zu Mia, bis sie nachgab.
„Okay, der Deal steht!“ Und die beiden Teams schlugen darauf ein.
Wenigstens waren es bis zur Super Show 8 noch vier Monate hin. Selbst wenn sie verlieren sollten, konnte Mia Skye emotional auf die Kerle vorbereiten.
Nach dieser kleinen Zusatzwette war es vorbei mit der ausgelassenen Stimmung. In 20 Minuten würde die Aufnahme beginnen und alle schauten sich ‚Wer wird Millionär‘ und IQ Apps an. Skye hatte früher diese Leute gehasst, die kurz vor einer Klausur noch lernten. Alles, was sie bis dahin nicht im Kopf hatten, würden sie kurz vorher auch nicht mehr rein bekommen. Aber sie mischte sich nicht ein – immerhin stand sie mit auf dem Spiel.
Als es dann losging, nahm sich Skye einen Klappstuhl und setzte sich an die Seite. Jedes Team bestand aus sechs Mitgliedern und jedes Mitglied hatte einen Buzzer. Der Moderator gab das erste der dreiunddreißig Themengebiete vor, danach konnte derjenige wählen, der die letzte Frage richtig beantwortet hatte.
Die Amerikanerin fragte sich, ob den Zuschauern die Verbissenheit der Teams auffiel oder nur ihr. Nicht jeder der als erstes buzzerte, hatte auch die richtige Antwort parat. Bei einer falschen Antwort hatte das gegnerische Team die Chance die Runde für sich zu entscheiden. Die Punkte stiegen mit den Runden, so gab es für die erste Frage einen Punkt, für die zweite zwei Punkt und so weiter. Somit würde auch am Ende noch alles offen sein. Klugerweise wählten sie am Anfang die schwierigeren Themen, weil es hier nichts ausmachte ein paar Punkte zu verlieren. Ab Frage 20 sah man den Kampf, aber auch die Überraschung, denn Super Junior, die anfangs hinter SNSD lagen, holten plötzlich auf und bei jeder richtigen Antwort tanzten sie tatsächlich ihren Siegestanz. Der Moderator fand es lustig, Taeyeon hingegen ging Eunhyuk irgendwann an die Gurgel.
Jiyong schrieb ihr und fragte was sie mache. Sie antwortete ‚Ich sehe zu wie mein Schicksal von SJ und SNSD besiegelt wird‘. Sie bekam ein Fragezeichen zurück, doch die ganze Geschichte würde sie ihm nicht als Nachricht erklären.
Am Ende gewannen Super Junior mit 73 Punkten Vorsprung und es stellte sich heraus, dass sie nicht nur einen Siegestanzt hatten, sondern auch einen Song dazu. Woher nahmen sie all diese Zeit? Sie mussten wirklich wie irre gebüffelt haben und dann hatten sie noch Zeit einen Tanz und einen Song zu machen?
Skye schaute zu der Assistentin von SNSD am anderen Ende der Bühne und sie sah nicht begeistert aus. Die Amerikanerin traute es sich gar nicht zu sagen, aber eigentlich freute sie sich einen Monat mit Super Junior zu verbringen, vor allem wenn die Super Show 8 lief. Sie hatte die Super Show 3-6 gesehen und war gespannt, wie es war diese Megakonzerte von einer anderen Perspektive zu erleben.
Die Super Show 7 war nicht so lange gewesen. Letztes Jahr im März hatte sie begonnen und war bis September gegangen. Immerhin 17 Konzerte im Großasiatischen Raum. Üblicherweise ging die Super Show fast ein Jahr, teilweise mit großen Abständen zwischen den Konzerten, weil die Männer noch genug zu tun hatten.
Hinter der Bühne war der ‚Kalte Krieg‘ ausgebrochen. Mia sprach kein Wort mehr mit ihren Schützlingen und SNSD hatten begriffen, dass sie auf Mia hätten hören sollen.
„Es tut mir leid“, sagte Mia zu Skye.
„Du tust gerade so, als würdest du mich in den Kongo schicken“, lachte Skye.
„Ein Kongo mit fließend Wasser und Wlan, aber trotzdem der Kongo“, erwiderte Mia und zog sich um.
Den ganzen Weg zur Akademie hatte Mia gewettert, doch kaum stieg sie aus dem Auto, kamen ihr 2PMs Junho und Wooyoung entgegen, die sie fröhlich begrüßte.
„Skye, zwei meiner besten Freunde – Junho und Wooyoung. Guys das ist Skye, meine neue Assistentin.“
„Ah, G-Dragons Freundin“, kam es direkt von Junho und Skye ließ den Kopf hängen.
„So werde ich jetzt immer definiert oder?“
„Bis in alle Zeiten“, bestätigte Mia.
Zu viert gingen sie los in ein Restaurant. Zuerst das Essen, dann der Alkohol.
„Und ich verstehe nicht, wieso ich immer und immer und immer wieder auf sie reinfalle! Ich meine, allein schon aus Erfahrung sollte ich keine Wetten mit ihnen annehmen“, beklagte sich Mia noch immer.
„Statistisch gesehen liegst du doch vorne?“
„Ja, es ist nicht der Krieg verloren, nur die Schlacht.“ Mia schaute Wooyoung total verständnislos an.
„Also Krieg ist etwas zu hart …“, gab Mia zu und Skye setzte sich auf ihre Merkliste ‚Schild für Haustür kaufen: Come to the dark side – we have cookies‘.
„Aber hattest du nicht diese total sexy Szene mit Siwon?“, fragte Juhno Skye. „Ich dachte eher das da was geht …“
„Dachten wir alle“, gab Mia zu.
„Ja und jetzt setzt er mich beim Joggen aus.“ Skye surfte mit auf der Beklagungswelle.
„Ich werde nie wieder ohne Navi aus dem Haus gehen.“ Nun griff sie auch nach dem Soju. Ekelhaftes Zeug, doch es half. Temporär. Skye verstand wieso Alkoholismus in Korea ein totgeschwiegenes Thema war. Es war gar nicht Alkoholismus, es war Verdrängung von Problemen.
„Siwon zeigt seine Gefühl nicht so offen“, erklärte Mia. „Er ist da eher reserviert. Jiyong hingegen sieht etwas, will es und nimmt es sich. Er fackelt da nicht lange rum. Carpe diem. Er sagt jeder Tag könnte der letzte sein.“
Skye fand das gar nicht so schlecht. Nach der Todeswelle in ihrer Familie gönnte sie sich viel mehr. Sie wartete nicht mehr oder stellte die Dinge in Frage. Morgen könnte sie ein Autounfall haben und querschnittsgelähmt sein und dann wäre es vorbei mit der Wanderung durch die Anden. Sie wollte Skydiving machen? Sie tat es. Sie wollte tauchen lernen? Sie tat es. Sie wollte ihr Bein voller Fische tätowieren? Dann wurde ein Termin beim Tätowierer ausgemacht. Sie wollte auf eine einsame Insel? Scheiße, dann wurde der Flug eben gebucht! Später wollte sie auf ihr Leben zurück blicken und sagen können, das sie alles getan hatte, was sie wollte. Okay, ja, es gab Grenzen. Sie würde sich kein Baby auf dem Schwarzmarkt kaufen, sondern warten bis der richtige Kerl dafür um die Ecke kam.
Sie würde jedenfalls nicht dabei zusehen, wie ihr Leben an ihr vorbei zog.
Vielleicht hatte sie mit Jiyong doch mehr gemeinsam, als Skye dachte.
„Wieso hast du drei Striche auf der Hand tätowiert?“
Junho nahm ihre Hand in seine und schaute sich das Tattoo, das am linken Daumen entlang ging, genau an.
„Da hat meine Katze mich mal gekratzt. Ich dachte mir ich verewige es“, erzählte es.
„Das ist cool! Viel cooler als diese Leute die sich die ganzen Namen ihrer Haustiere tätowieren“, stellte Wooyoung fest. Skye gab dieses Tattoo mehr als ein Name, es erinnerte sie an ein Erlebnis.
In den folgenden Stunden gab Mia Skye Tipps, wie man mit Super Junior am besten umging. Die Hotelzimmer nach vergessenen Gegenständen durchsuchen, immer schauen ob ihre Handys aufgeladen waren, ihnen eine Visitenkarte vom Hotel geben, dass wenn sie verloren gingen dem Taxifahrer immer eine Karte mit Adresse in die Hand drücken konnten und ihnen nie vertrauen, wenn sie sagten sie seien gleich wieder da.
„Und gebe ihnen nach Mitternacht nichts zu essen. Sie sind wie Gremlins. Wenn sie nach Mitternacht essen, bekommen sie einen Energy Boost und schlafen nie. Und wenn sie nicht schlafen, schläfst du auch nicht. Hast du das aufgeschrieben?“
„…schläfst du auch nicht“, murmelte Skye, die wild auf ihr Handy eintippte.
„Hast du schon mal daran gedacht ein Buch über sie zu schreiben? 10 Schritte wie man Super Junior überlebt oder so was?“, schlug Wooyoung vor.
„Sie sind auf ihre Fans angewiesen, wir müssen sie in ihrer Fanatsiewelt lassen“, erwiderte Mia.
„Einhörner und Regenbögen…“, murmelte Skye und dachte an gestern.