Das mit dem Autofahren hatte sich erledigt und so blieb Skyes Wagen – oder eigentlich ja Jiyongs Wagen – an der Akademie stehen.
Nur weil sie mitten in der Nacht und betrunken nach Hause kam, hieß das nicht, dass Super Junior ihren Sieg nicht feiern wollten. Selbst Sungmin, Yesung und Ryeowook waren da, nur von Siwon keine Spur. Donghae war wohl Zuhause um die Wogen zu glätten, auch wenn Skye der Meinung war, dass es ihn heute wahrscheinlich am Härtesten treffen würde.
„Also wisst ihr, das was ihr mit Mia gemacht habt, war nicht nett.“ Wenn Skye betrunken war schlichtete sie gerne.
„Quatsch. Wenn du wüsstest was sie uns schon alles angetan hat“, begann Leeteuk.
„Sie hat uns eingeschlossen.“
„Strafgelder aufgedrückt.“
„Angeschrien.“
„Auflaufen lassen.“
„Bei Kim verpfiffen.“
„Uns in Todesangst versetzt.“
„Und keins ihrer Kinder trägt unseren Namen“, bemerkte Eunhyuk und schien darüber am entrüsteten zu sein.
„Du wirst doch ein Kind nach uns benennen?“, wollte Ryeowook wissen und es entbrannte eine Diskussion welcher Name sich am besten für ein Kind eignete.
Am kommenden Morgen stand Skye wieder bereit, leicht verkatert, doch sehr entschlossen. Siwon hätte fast mit den Augen gerollt, das sah sie ihm an, aber er war zu diszipliniert für solche Gesten. Also joggten sie wieder los. Skye hatte diesmal ihr Handy dabei und ebenfalls Kopfhörer. Was er konnte, konnte sie auch und heute würde sie sich nicht ablenken lassen und sich verlaufen.
Sie behielt immer ein paar Meter Abstand zu ihm. Sie hatte sich das Hörbuch zu ‚Er ist wieder da‘ runtergeladen, eine Hitler-Parodie. Der Film war schlecht, das Buch gut und das Hörbuch unschlagbar. Manche Leute glaubten dass es nicht passend wäre über Hitler zu lachen, doch Skye fand das wichtig. Dinge, die uns zum Lachen bringen, bleiben uns besser im Gedächtnis. Und auch wenn man hier über Hitler lachen konnte, so vergaß man trotzdem nicht die grausamen Dinge die er getan hatte.
Deutschland litt noch immer unter Hitler. Es gab keinen Nationalstolz wie in anderen Länder, außer zur Fußball WM und EM, da durfte man Deutschlandfahnen aufhängen ohne als Nazi abgestempelt zu werden. Skye fand das übertrieben. Jedes Land hatte Dreck am Stecken. Außer Nepal vielleicht und Tibet – vor der chinesischen Besetzung. Nicht nur Deutschland sollte aus seiner Geschichte lernen, die ganze Welt musste aus der Geschichte der letzten 2000 Jahre lernen. In Russland galt Homosexualität als Straftat, in China gab es immer noch kein faires Rechtssystem und in Nordkorea saß ein Geisteskranker mit Atombomben und spiele ‚1984‘. Da war ihr Deutschland mit ihrem Helfersyndrom doch lieber, denn wenn sie nicht halfen wurden sie als Nazis beschimpft. Wenn Skye Deutschland wäre würde sie zu jedem ‚Fuck you‘ sagen, der sie als Nazis beschimpfte. Auf Island war Walabschlachtung eine Tradition, die in Ehren gehalten wurde. Die bescheuerten Japaner schnitten Haien die Flossen ab, weil sie potent machen sollten. In Anbetracht der Tatsache, dass Japan das Land mit der niedrigsten Sexualrate auf der ganzen Welt war, war das praktisch eine doppelte Verschwendung, denn zu helfen schien es ja nicht. In der Türkei saß ein Tyrann der noch kritikunfähiger war als Trump und von Trump wollte sie gar nicht erst anfangen. Also ja, sie lachte über Hitler … und erinnerte sich wieso sie damals auf eine einsame Insel wollte. Diese Welt war so kaputt.
In ihrem Ohr philosophierte Hitler über das ‚Internetz‘ und sie lachte fröhlich. Wohl so fröhlich, dass Siwon stehen blieb und sich umdrehte.
„Was ist so witzig?“
„Huh?“ Sie setzte die Kopfhörer ab.
„Was ist so witzig?“
„Hitler“, antwortete sie, doch natürlich verstand Siwon nicht was sie meinte und zog die Augenbrauen zusammen.
„Also nein, Hitler ist natürlich nicht witzig, doch in dem Hörbuch … es ist auf Deutsch und der Sprecher hat diesen Akzent …“
„Na, dann ist es ja schön, dass du etwas gefunden hast, was dich amüsiert.“ Damit drehte er sich um und joggte weiter. Skye seufzte, setzte die Kopfhörer auf und joggte ebenfalls weiter.
Er drehte sich danach nicht einmal nach ihr um. Was, wenn sie zu Boden gestürzt wäre? Von einem Auto überfahren? Von Aliens entführt?
Tatsächlich hörte Siwon heute keine Musik und horchte auf das gleichmäßige Geräusch ihrer Schritte. Gestern hatte ihn schon geringfügig ein schlechtes Gewissen geplagt, doch sie waren nicht weit weg gewesen und er war zuversichtlich gewesen, dass sie wieder nach Hause finden würde.
Heute setzte er sie nicht aus, dafür machte er die extra große Runde und beide kamen außer Atem wieder im Loft an. Sie stützten sich beide ab, sahen aber dann, dass nur ein Bad frei war. Ihre Blicke trafen sich und sie rannten los. Siwon gewann. Schnaufend ging Skye zur Kaffeemaschine.
„Irgendwie weiß ich nicht, ob das gesund ist, was ihr beiden macht“, kommentierte Leeteuk, der vor seiner Zeitung saß.
„Ich will doch einfach nur, dass er mit mir redet! Das er mir erklärt was los ist und das wir … das wir das wieder hin bekommen.“
„Wir wissen beide was los ist und wir wissen beide, dass er es niemals aussprechen wird. Gebe ihm Zeit.“
Noch jemand der ein Buch schreiben sollte.
Skye rannte praktisch zur Akademie. Ihr Auto stand ja dort, also musste sie die Öffentliche nehmen und morgens waren die U-Bahnen super voll. Sie wartete zwei Bahnen ab, aus Angst darin zu ersticken. Die Straßen waren im Morgenverkehr nicht freier, doch da saß sie alleine im Auto und hatte nicht den Ellenbogen von jemand im Rücken.
Kurz vor der Akademie holte sie Cheesebagels für sich und Mia und Kaffee.
„Na, zu spät unter die Dusche gekommen?“, fragte Mia grinsend. Natürlich wusste sie schon bescheid.
„Alles in Ordnung“, erwiderte die Amerikanerin und reichte ihrer Chefin ihr Frühstück.
„Danke. Ach, wir fliegen am Sonntag für zwei Tage nach Shanghai.“
„Ja, habe ich im Plan gesehen.“ Siwon, Donghae und Mia hatten vor knapp fünf Jahren ein Drama gedreht, eine Mischung zwischen ‚The Vampire Diaries‘ und ‚Vampire Knight‘. Vor allem in China hatten sie eine riesige Fangemeinde und am Sonntag hatten sie ein Fanmeeting. In Korea waren Serien anders als in Amerika. Dort liefen Serien solange, bis sie keiner mehr sehen wollte. Normalerweise hielten Serien zwischen 4-7 Staffeln durch, manche schafften es länger, wie Emergancy Room oder Grey’s Anatomy. In Korea waren es eher Mini-Serien. Sie hatten zwischen 12-20 Folgen und dann war die Geschichte abgeschlossen. Oft wurden Idols oder bekannte Schauspieler in Serien eingesetzt und es war klar, dass man sie nicht sieben Jahre beschäftigen konnte, aber bei so mancher Serie wäre es schön gewesen sie länger zu sehen. ‚Royal Vampires‘ war eine davon. Die drei hatten das wirklich gut gemacht. Mia, alias Amelia, hatte eine Dreiecksbeziehung mit Donghae und Siwon geführt. Donghae war der älteste Sohn des Vampirfürsten und als dieser ermordet wurde, sollte Donghae seinen Platz im Rat der Vampire einnehmen, doch Siwon hatte selbst ein Interesse daran und kannte von jedem ein Geheimnis, dass ihn oder sie aus dem Rat werfen könnte. Donghaes Position sollte durch die Heirat mit Mia gestärkt werden, doch die hatte seit Jahren ein heimliches Verhältnis mit Siwon und spielte ihm heimliche Informationen zu Donghaes nächsten Schritten zu. Am Ende begriff sie, dass Siwon nur mit ihr zusammen war, weil er aus ihr den gleichen politischen Vorteil ziehen wollte und sie ließ ihn fallen und entschied sich für Donghae. Im Finale sah man allerdings Anzeichen, dass Siwons Gefühle doch echt waren und es gab Andeutungen, dass Mia von Siwon schwanger war. Alle hatten auf eine Fortsetzung gehofft, doch dann wurde Mia schwanger – also die richtige Mia und von Donghae und nicht von Siwon – und vorerst wollte sie sich auf ihre Familie konzentrieren. Und auf das Imperium, dass sie sich inzwischen aufgebaut hatte.
Alle hatten gehofft, dass sie doch eine zweite Staffel drehen würden, doch leider vergebens.
„Du fliegst mit. Dein Visum ist noch gültig?“
„Was? Ja. “ Skye war völlig in ihren Gedanken versunken gewesen.
„Nach Shanghai. Buche dich auf den Flug mit drauf und schick dann die Rechnung an die Agentur.“
„Oh-okay, cool.“ Wobei, zwei Tage mit Siwon zusammengepfercht zu sein war vielleicht doch nicht so toll.
Mit Motivation als Rückenwind flog der Vormittag nur an Skye vorbei. Termine vorbereiten, Verträge checken, Interviewanfragen prüfen. Heute schien die Arbeit sich von selbst zu erledigen und als Goodie stand dann auch noch Jiyong in der Tür.
„Hey Puddin.“
„Ich hol dich hier raus Baby.“
„Aber hier sind überall Überwachungskameras.“ Skye spielte mit.
„Sie sind für 60 Sekunden ausgeschaltet – wir müssen schnell sein.“
Die Amerikanerin schnappte sich ihre Handtasche und wie bei einem Fluchtversucht schlichen sie sich die Wand entlang. Sie wären fast unauffällig, wenn Skye nicht die Melodie von ‚Mission Impossible‘ trällern würde.
„Warte, da kommt wer!“ Jiyong öffnete die nächste Tür und zog sie mit. Es war der Kopierraum.
„Mister Jay…“, raunte sie ihn zu und er küsst sie. Sobald sie dieses Gebäude verlassen hatten, könnten sie das nicht mehr tun und so genossen sie den Moment der Zweisamkeit.
„Ehm … Entschuldigung… dürfte ich mal.“ Emmi vom Empfang schob sich an den beiden vorbei, um zu dem Kopierer zu gehen und vorbei mit der Zweisamkeit. Jiyong legte den Kopf in den Nacken und starrte kurz zur Decke, sagte aber kein Ton, nahm Skye nur bei der Hand und verließ das Zimmer.
Sie landeten bei dem kleinen Restaurant in der Seitenstraße, wo oft Leute aus der Akademie hingingen. Es war um die Ecke, das Essen war lecker und es gab einen Hinterausgang durch die Küche. Frau Lee wusste es ihre Kunden zu schützen.
„Also ich habe gedacht du könntest heute bei mir schlafen“, begann Jiyong.
„Sorry, geht nicht, ich muss um 5 Uhr raus – das verschobene Lotte Shooting. Und wenn ich bei dir schlafen gehe ich wahrscheinlich erst um 5 Uhr schlafen.“ Nicht dass sie das verurteilte, auf gar keinen Fall, aber sie musste morgen früh fit sein.
„Nie hast du Zeit für mich“, jammerte er.
„Und ich hatte gedacht das würde anders herum sein“, schmunzelte Skye und klaute ihm ein Stück Hühnchen vom Teller.
„Warte nur ab, das kommt noch. Wenn die Arbeiten für das Album erst richtig losgehen, wirst du dir Poster von mir ins Zimmer hängen, um mich ab und zu zu sehen“, versprach er mit einem Zwinkern. Jiyong, Seungri und Seunghyun hatten zusammen ihren Militärdienst absolviert, ähnlich wie Super Junior irgendwann auch als Rudel in die Armee eingetreten waren. Nun waren sie fertig und alle Augen schauten auf sie. Es war also nur eine Frage der Zeit.
„Ich würde ja sagen ich komme zu dir, aber irgendwie sind da zu viele Leute“, wand Jiyong ein und Skye nickte. Ja, mit Super Junior im Haus hatte man keine freie Minute und unter Siwons strafenden Blick würde sie sicher nicht mit Jiyong auf ihr Zimmer verschwinden.
„Aber wir haben die Bar“, fiel Skye ein.
„Wir haben die Bar!“ Daran hatte er nicht gedacht.
„Hört sich nach einem Date an.“
„Ich bin um 19 Uhr da.“
„Sagen wir lieber 20 Uhr, da sind noch diese Verträge aus China und Mandarin ist echt etwas tricky…“
Jiyong schüttelte den Kopf. Seine nächste Freundin würde arbeitslos sein.
Ein paar Straßen weiter trainierten Siwon, Donghae, Leeteuk, Sungmin und Eunhyuk im Fitnessstudio. Rund um ein Comeback erwartete man von ihnen, dass sie sich praktisch jeder Zeit ausziehen könnten und dabei aussehen wie Adonis. Dabei war es kalt, sie wollten sich gar nicht ausziehen. Bei einem Konzert, wo es unheimlich heiß war und sie stundenlang über die Bühne rannten, fanden sie es nicht schlimm. Der Zweck heiligte doch die Mittel.
Nach dem Comeback würde die Konzertvorbereitung starten. Hierfür mussten sie natürlich auch in Form sein. Kurz gesagt: Für die nächsten Monate würde man sie knechten.
„Meinst du nicht du bist etwas zu hart zu Skye?“, fragte Leeteuk vorsichtig.
„Ich weiß nicht was du meinst“, erwiderte Siwon, der auf der Ruderbank saß.
„Du bist Choi Siwon, Mister Ober-Sexy, aber sind wir ehrlich, wenn es um Frauen geht bist du ein Drittklässler. Du zwickst sie und erwartest dass sie wissen, dass du ihnen damit zeigen willst, dass du sie gern hast“, kommentierte Eunhyuk und Siwon atmete tief ein.
„Ich habe nicht nach deiner Meinung gefragt.“
„Wir fragen sonst auch nicht nach deiner Meinung und bekommen sie trotzdem zu hören“, kam es von Donghae. Wenn ein anderer das gesagt hätte, hätte es vorwurfsvoll geklungen, aber bei ihm irgendwie nicht.
„Ja, aber ich gebe auch nur Ratschläge, wenn ich weiß wovon ich rede.“
Nun fing Leeteuk an zu lachen.
„Also … es geht mich ja nichts an, aber soweit ich weiß hat Eunhyuk bisher längere Beziehungen geführt als du.“
„Ja, aber nur weil es ja schon damit anfängt, dass er nicht über seine Gefühle sprechen kann“, erklärte Eunhyuk. Siwon reichte es. Er wollte nicht darüber sprechen. Zum ersten Mal wusste er wie sich die anderen fühlten, wenn er sie nicht in Ruhe ließ und wahrscheinlich hatte er es nicht anders verdient, aber heute hatte er dafür keinen Nerv.
Jiyong hatte Skye zurück in die Akademie gebracht und war selbst auf dem Weg ins Studio. Irgendwie musste er ja Zeit totschlagen, wenn sie schon keine Zeit für ihn hatte. Idols nutzten diese freien Phasen, von denen es wirklich nicht viele gab, gerne aus, um Zeit mit Freunden und Familien zu verbringen oder in den Urlaub zu fliegen. Bald wäre es vorbei mit der Ruhe.
Skye fand in ihrem Büro Kai sitzen.
„Da bist du ja!“ Er klang leicht vorwurfsvoll, doch die Amerikanerin wusste nicht, was sie getan haben sollte.
„Komm mit!“ Wieder nahm er sie bei der Hand, nur das heute viel mehr Leute hier waren und sie wollte nicht, dass jemand sie so sah. Über sie wurde ohnehin schon zu viel geredet, da brauchte sie keine heimliche Affäre mit Kai. Er brachte sie zurück in das Aufnahmestudio.
„Ich habe noch etwas an dem Song gefeilt und wollte dass du ihn hörst.“
„Du bist ja süß“, sagte sie und er grinste.
„Wir haben es zusammen angefangen und bringen es auch zusammen fertig“, erwiderte er entschlossen und schnappte sich die Gitarre.
Eine halbe Stunde später schlenderte Mia aus Zufall an dem Studio vorbei und hörte darin jemand lachen. War das Skye? Mia riss die Tür auf.
„Was macht ihr hier?“
Kai und Skye erschreckten sich und fuhren zusammen.
„Noona!“, schimpfte Kai und hielt sich das Herz.
„Wieso versteckt ihr euch hier?“
„Skye hilft mir nur bei einem Song“, erzählte er und Mia hob die Augenbrauen hoch.
„Das ist aber cool.“
„Ja, sie hat mir beim Text geholfen.“
Mia zog die Augenbrauen zusammen und schaute von Skye zu Kai.
„Warte. Sie hat dir beim Text geholfen?“ Es war schon ungewöhnlich, wenn eine Amerikanerin einem Koreaner bei einem koreanischen Text half. Dolmetscher hin oder her. Skye fing an zu lachen und klopfte Kai auf die Schulter, als er begriff was Mia andeutete.
„Sie ist wirklich gut mit Worten“, verteidigte er sich, doch der Zug war abgefahren, die beiden Frauen lachten bis sie sich die Bäuche hielten.
„Entschuldige, ich wollte euch nicht stören.“ Mia und Skye standen vorne beim Kaffeeautoamten.
„Sag sowas nicht zu laut! Am Ende hängt man uns was an“, flüsterte Skye aufgebracht und schaute sich panisch nach Zeugen um.
„Vergesse es, wer G-Dragons Freundin ist, wird von niemand mehr angefasst. Keiner ist so doof sich mit ihm anzulegen.“
Na super und wenn es nicht funktionieren würde? Und davon war erst einmal auszugehen! Wer blieb denn heute noch zusammen? Fast niemand! Und dann? Aus der Traum von Dates. Es gab nicht viele süße Koreaner, aber wenn sie süß waren, dann immer so richtig. Dazu kam, dass wohl jeder gutaussehende Mann Idol werden mussten, weil er in der normalen, arbeitenden Bevölkerung gar nicht für voll genommen werden würde. Ergo war die Konzentration von Schnuckeln in der Kpop Szene besonders groß und ja gut, manchmal war es das Make Up. Also gab es nur zwei Optionen, sollte das mit Jiyong nicht klappen: Lesbisch werden oder das Land verlassen.
Skye war tatsächlich erst um 19:45 im Loft und rannte hoch auf ihr Zimmer um sich umzuziehen.
„War es ein Flugzeug?“, fragte Leeteuk.
„Ein Vogel?“, kam es von Eunhyuk.
„Nein, es war Super-Girlfriend auf dem Weg zu einem Date“, kam es trocken von Kyuhyun.
Die Assistentin hatte noch so viele Anrufe zu erledigen gehabt und wollte noch diesen einen Vertrag checken, so hatte sich dann alles verschoben.
Skye zog sich nur schnell um, kämmte sich die Haare und frischte ihr Parfüm auf. Das müsste reichen. Aber Hunger hatte sie. Ob er an Essen gedacht hatte? Keine Ahnung, aber wenn nicht, dann müssten sie sich irgendwo was besorgen.
Sie war keine fünf Minuten da, da war sie auch schon wieder weg.
„Bis später“, verabschiedete sie sich von den Männern.
„Komm nicht zu spät“, kam es von Leeteuk und Eunhyuk gleichzeitig.
Skye rannte die Treppen runter, den Flur entlang und dann in den Keller. Außer Puste kam sie vor der Tür zur Bar zum Stehen und holte erstmal Luft.
„Du hast ein Date im gleichen Haus und bist trotzdem außer Atem“, fragte Jiyong neckisch. Er kam gerade die Treppe runter und hatte einen großen Pizzakarton in der Hand.
„Mein Held!“ Sie zog ihn zu sich und küsste ihn.
„Wenn ich gewusst hätte, dass das so einfach ist, hätte ich mir Lotte World auch sparen können.“
„Ohne Lotte World wären wir gar nicht hier“, erklärte Skye und ging in die Bar. Sie machten sich auf einer der Liegeflächen breit und Jiyong reichte ihr ein Bier. Bier und Pizza, das klassische Date. Skye fand es super.
„Wie sieht eigentlich euer Zeitplan aus?“, erkundigte sie sich. Sie sprachen kaum über Big Bang und das war auch okay so. Das eine war Beruf und das andere privat, aber da sie beides ohnehin nicht einfach so immer trennen konnten, durfte sie auch mal neugierig sein.
„Wir bringen sechs Alben raus“, erklärte er.
„Wie bei Made?“
„Ja, ähnlich. Wir bringen fünf Solo-Alben raus, jeder eins, mit fünf bis sechs Tracks und dann ein gemeinsames. Zusammen ergeben sie ein Kreuz. Wir wollen die Alben als Würfel machen, man kann sie einzeln aufstellen oder zusammenstecken.“
Das hörte sich cool an, doch die meisten Konzepte von Big Bang war cool. Außer wenn sie rosteten, aber immer wenn was schief ging, sagte YG das wäre alles so geplant gewesen. Schön war, dass die Fans das glaubten. Skye nicht. Skye war ein Skeptiker.
Doch sie fand es gut, dass im Kpop man sich noch Mühe bei den Alben gab. Zwar waren koreanische Alben nicht so umfangreich wie die englischer Musiker, die gut und gerne 15 – 20 Songs auf ein Album packten, dafür gab es in Korea kaum ein Album in einer normalen CD Hülle. Es gab verschiedene Editionen, mit Fotobüchern und DVDs, in Übergröße oder als USB Stick. Und dann noch die ganzen Poster. Skye hat mit Sicherheit fast 100 Poster Zuhause in der Garage, sie könnte einen Laden daraus machen. Wenn wir ehrlich waren, so nutzten die meisten die eigentliche CD gar nicht, weil sie sich die Songs schon irgendwo im Internet runtergeladen hatten, doch die koreanische Musikindustrie hatte sich mit einer wichtigen Fragen auseinander gesetzt: Wieso sollte jemand noch eine CD kaufen? Deswegen machte man sie besonders, packte in die Fotobücher Bilder, die man sonst nicht sah und legten dann auch noch Sammelkarten dazu und Karten für die Verlosung von Fanmeetings, an die man nur ran kam, wenn man sich das Album kaufte. Kpop Alben hatten einen Sammlerzweck. Die Fans brachten ihre Lieblinge nicht nur in die Charts, sondern hatten auch noch die Chance bei einem Fanmeeting dabei zu sein und im Vergleich waren koreanische Alben nicht teurer als eine CD in Amerika.
„Haben die Boxen unterschiedliche Farben?“, fragte Skye.
„Ja, kannst du rate welche?“
Sie überlegte einen Augenblick.
„Also, die vom gemeinsamen Album wird schwarz, vielleicht mit der gelben Krone? Deine Edition wird weiß oder rot. Youngbaes wird gelb oder gold. Seunhyun … türkis, wobei ich mir hier auch pink wünschen würde. Daesung … orange oder gelb-grün. Er hat so ein heiteres Gemüt, es würde passen und Seungri … hm … dunkelblau vielleicht?“
Jiyong grinste sie an.
„Du kannst uns ganz schön gut einschätzen“, meinte er.
„Es ist nicht so schwierig. Aber für Seunghyun würde ich mir wirklich pink wünschen. Pinke Haare haben ihm immer gut gestanden.
Zur gleichen Zeit stand Ryeowook im Loft an dem großen Fenster und schaute nach draußen.
„Wo ist Skye?“, fragte er skeptisch.
„Sie hat ein Date“, erwiderte Leeteuk, der immer noch online Intelligenztests machte. Es machte ihm einfach Spaß.
„Aber ihr Auto steht noch unten und Jiyongs auch“, bemerkte Ryeowook und schaute noch immer raus.
„Du weißt, dass das theoretisch gesehen das Gleiche ist“, kommentierte Kyuhyun. Es stimmt ja, Skye fuhr eins von seinen Autos, es war nicht ihres. Nun schaute Leeteuk auf.
„Das bedeutet sie müssen hier irgendwo im Gebäude sein.“
Nun kam der Rest auch ins Grübeln. Der Rest von dem Gebäude war noch eine halbe Baustelle, wo sollten sie sich hier treffen?
„Vielleicht sind schon andere Wohnungen fertig?“, meinte Eunhyuk. Leeteuk hatte sich zu Ryeowook gestellt.
„Nein, es brennt nirgendwo Licht. Nur vorne das Frontgebäude hat Räume sowohl nach vorne, als auch zum Innenhof.“
„Oder sie sind im Keller“, schlug Kyuhyun vor, sehr zu Eunhyuks Entsetzen.
„Im Keller?! Wer würde freiwillig dort hingehen?“
„Jemand, der seine Ruhe haben will.“
„Wir sollten sie suchen. Ich will wissen wo man hier rumhängen kann“, kam es von Ryeowook.
„Bist du bereit auf das, was du da gerade finden würdest?“, erwiderte Leeteuk und der Jüngere schüttelte den Kopf. Nein, war er nicht.
„Danke für das Kopfkino“, kam es von Kyuhyun, der wieder seine Kopfhörer aufsetzte.