Es war wieder einer dieser Pokerabende und Nadia hatte diesmal Baekhyun und Suho dabei. Chanyeol hatte ihnen zu viel Geld verloren, deswegen hatte er Spielverbot bekommen. Die beiden saßen an der Bar und unterhielten sich, als Nadias Schicht zu Ende war. Baris saß auf der anderen Seite und tippte auf seinem Handy. Sie gab ihre Einnahmen ab und setzte sich zu ihrem Chef.
„Schleppst du diese Vögel jetzt immer mit dir rum?“, fragte er ohne aufzuschauen. Nadia grinste. Baris hatte keinen Filter, wenn er den Mund aufmachte. Er sagte was er dachte. Und er war toll im Geschichten erzählen. Wenn Barış etwas erzählte, hingen alle an seinen Lippen. Er war einer dieser Charaktere, wenn er einen Raum betrat, schauten alle zu ihm. Er war beliebt, bei Türken und Koreanern gleichermaßen – und bei den Frauen. Er hatte dieses Funkeln in den Augen, wenn er lachte und er konnte sehr charmant sein und sehr direkt. Mit Nadia flirtete er. Er sagte immer zu ihr, sie wäre die Liebe seines Lebens, die er nie haben konnte. Und doch hatte er nie mehr bei ihr versucht. Es waren nur Sprüche und Flirts. Sie hatten zusammengewohnt, es hätte Tausende Gelegenheiten gegeben und natürlich schaute er, wenn sie aus dem Bad kam und nur eine Shorts und ein Shirt anhatte, schließlich war er auch nur ein Mann. Nadia hingegen wusste, dass er nie die Beziehung mit ihr führen konnte, die sie gerne hätte und sie behauptete, dass er es auch wusste. Deswegen war es nur ein Spiel zwischen den beiden, indem sie so taten, als würden sie den Rest ihres Lebens miteinander verbringen.
So beliebt er auch war, so war er auch eine Person, die man lieber zum Freund, als zum Feind hatte. Barış war geduldig und er zeigte sich oft verständnisvoller, als man es von ihm meinen mochte, doch wenn er einmal sauer war hielt ihm nichts auf und er ging einem Kampf nicht aus dem Weg. Er trainierte Thaiboxen und Teakwondo, er hatte mitunter eine Sicherheitsfirma, die auch Türsteher für Clubs stellte. Oft Clubs in denen überwiegend Amerikaner waren, denn hier kam es eher zu Problemen, die mit gewisser Muskelmasse gelöst werden mussten.
„Sie sind gar nicht so übel“, erwiderte sie auf seine Frage. „Du bist doch nicht eifersüchtig?“
Er lachte fröhlich.
„Du weißt ich wäre gern dein Schoßhund, aber dann würden wir nie wieder das Haus verlassen.“
Die Frau rollte mit den Augen, als sein Blick ernst wurde und er sich zu ihr beugte.
„Du steckst nicht in irgendwelchen Schwierigkeiten, oder?“
„Wann stecke ich nicht in Schwierigkeiten?“, versuchte sie es mit einem Scherz abzuwenden, doch sein Blick sagte ihr, dass er nicht zufrieden mit der Antwort war.
„Ich meine es ernst, wenn du diese Superstar-Idioten loshaben willst, sagst du Bescheid. Aylin sagt sie hat dich schon seit Tagen nicht mehr gesehen.“
Aylin war Barış kleine Schwester und lebte ihm gleichen Haus. Eigentlich, weil seiner Familie das ganze Gebäude gehörte und überwiegend Verwandtschaft darin untergebracht war. Das war super, wenn man etwas beim Einkaufen vergessen hatte oder wenn man keine Lust hatte zu kochen, denn Essen gab es immer im Überfluss und die Südländer waren gastfreundlich und ließen nie jemand vor der Tür stehen. Wenn man aber etwas Privatsphäre wollte war es manchmal etwas hinderlich. Barış wusste immer wann sie Zuhause war und ob sie jemand dabeihatte. Es war nicht so, dass sie nie Zuhause war, sie kam jetzt nur nicht mehr durch die Tür. Vorteile, wenn man einen Freund hatte, der sich beamen konnte.
„Alles ist gut, ich bin frisch verliebt und schlafen oft außerhalb.“
Nun hob er die Augenbrauen.
„Wer von denen ist es?“
„Jongin … Kai.“
Er sagte nichts, doch seine Augen verengten sich etwas.
„Wenn er dir das Herz bricht, breche ich ihm seins. Wortwörtlich.“
Nadia grinste und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
„Du weißt Herzen kann man nicht brechen … also nicht wortwörtlich.“
„Ja, aber man kann sie chirurgisch entfernen und auf dem Schwarzmarkt verkaufen“, erwiderte Barış trocken. Ja, das stimmte und das Schlimme war, dass Nadia ihm das zutrauen würde.