Im Laufe der Woche merkte man bereits am Frühstückstisch, dass irgendetwas im Gange war. Dadurch das Jade die meisten Abende mit Lernen verbrachte, musste sie gestehen, dass sie nicht mehr all zu viel mitbekam.
Es war Mittwoch und in „Zauberkunst“ saß sie neben James. Seit ihrem Hogsmeadebesuch kamen sie besser miteinander klar, als würden sie besser verstehen mit wem sie es zu tun hatten. Sie scherzten viel unbefangener und hatten ihre kleinen „Insider“. Dominique, Lorcan und die anderen betrachteten das ganze meistens mit gehobener Augenbraue, aber gut, man würde sehen was daraus werden würde.
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„ Also, bist du Samstagnacht dabei?“, flüsterte er ihr zu als Professor Fin gerade in den vorderen Reihen beschäftigt war.
„ Wobei?“
Jade versuchte sich noch schnell ein paar Notizen zu machen, im Unterricht aufpassen war die halbe Miete und Miete war wichtig, wenn man alle Prüfungen bestehen wollte. James Blick war eine Mischung zwischen Schalk und Schock.
„ Sag bloß du weißt nichts davon?!“
Er konnte es kaum glauben. Jade hatte sich so in ihrem Zimmer vergraben, dass solche Sachen anscheinend spurlos an ihr vorbei gegangen waren und James würde die Gelegenheit nutzen sie etwas zappeln zu lassen.
„ Wovon?“, fragte sie genervt nach, doch James hatte auf einmal viel damit zu tun sich selbst Notizen zu machen. Jade waren solche Spielchen zu doof.
„ Halt nicht..“, sagte sie und drehte sich wieder weg.
„ Okay, okay, ich sag’s dir! Nächste Woche ist Halloween!“
Jades fiel fast aus allen Wolken.
„ Wow Potter, danke für die Information.“
„ Nein, du verstehst nicht, es gibt eine Party nach der offiziellen Party.“
„ Party?“
„ Party.“
„ Wo?“
„ In der heulenden Hütte.“
Irgendwie hatte James einen Drang zu Dingen mit komischen Namen, erst der Eberkopf und jetzt die heulende Hütte – wer wusste schon wo sie diesmal landen würde? Verwirrt blickte sie zu ihm, eindeutig wusste sie nicht wovon er mal wieder sprach.
„ Sag mal was liest du eigentlich die ganze Zeit?! Les doch mal ein paar gescheite Sache!“
James fuhr sich genervt über die Stirn, da las das Mädchen und las und las und wusste noch nicht mal was die heulende Hütte war. Jades Blick blieb unverändert, als würde jemand auch in irgendwelchen Büchern etwas über die ‚Heulende Hütte’ schreiben und überhaupt, Hütten können nicht heulen, oder doch? Jade fragte sich gerade ernsthaft ob in der magischen Welt Hütten heulen konnten – würde die Kosten für Alarmanlage sparen.
„ Also, es ist eine Hütte, etwas außerhalb von Hogsmead, keiner geht dort hin, unzählige Geschichten gibt es über die Hütte, aber ich kenne die Wahrheit, es ist total ungefährlich.“ … wenn man außer Acht ließ, dass dort einst ein Werwolf wohnte, sich Voldemort dort kurz niedergelassen hatte und Severus Snape dort gestorben war. In diesem Moment überlegte James, ob es vielleicht doch nicht die beste Location für eine Party war.
„ Es gibt immer an Halloween eine Feier, kommst du?“
Das war viel wichtiger als der Gedanke an herumirrende Seelen.
Jade blickte vor zur Tafel und schrieb die Aufgabe ab.
„ Wieso?“, fragte sie leise, ihre Augen noch immer auf die Tafel gerichtet. James viel alles aus dem Gesicht, wer wollte denn nicht bei dieser Party dabei sein?!
„ Weil es DIE Party ist.“
„ Natürlich ist es DIE Party, ‚DER Party’ wäre grammatikalischer Unsinn.“
James verdrehte die Augen, wieso muss sie immer so genau sein?
„ Na ja, ich kann verstehen wenn du dich nicht traust…“, sagte er locker und widmete sich seinerseits wieder dem Unterricht. Nun war es an Jade ihn entgeistert anzugucken.
„ WAS?“, sagte sie etwas zu laut und Professor Fin strafte sie mit einen mahnenden Blick, der sie etwas tiefer in ihren Stuhl sinken ließ.
„ Na ja, es ist Halloween, eine Geisterhütte, klar das du dich nicht traust. Ich meine, welchen gescheiten Grund gibt es denn sonst um dort nicht hinzugehen? Oder hast du kein Kostüm?“
Das schon eher, aber das würde sie natürlich nie zugeben.
„ Ich muss lernen!“, verteidigte sich Jade und dieser Grund war gar nicht mal so weit hergeholt.
„ Klar, die Spitzenschülerin die drei Jahrgänge gleichzeitig macht hat es ja auch so nötig….“
Jade schaute ihn böse an und übte sich die weitere Stunde damit ihn gekonnt zu ignorieren. Dachte James etwa dass es alles so einfach war?
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Als sie abends auf ihr Zimmer ging und Pan sie begrüßte, setzte sie sich zu der Katze auf den Boden.
„ Blöder James, denkt ich trau mich nicht, als würde man mit mir nicht feiern können. Früher war ich auf jeder Party und alle haben sich gefreut, aber jetzt muss ich lernen …“, erzählte sie dem Kater der seit ihrer Ankunft in Hogwarts ein gutes Stück gewachsen war und welcher sich gerade miauend auf den Rücken legte um gekrault zu werden.
„ Ja, ja … ich weiß, einen freien Abend könnte ich mir auch mal gönnen … aber ich weiß auch gar nicht was ich anziehen könnte. Halloween! Ich habe Zauberstäbe und Kessel und Besen aber von Kostümen hat mir keiner etwas gesagt!“
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Die nächsten zwei Tage verliefen schleppend. Jetzt verstand Jade ja um was es ging und immer wieder musste sie erklären, dass sie nicht kommen würde, weil sie lernen muss. Selbst Dominique ging zu der Feier und sie war Vertrauensschülerin. In Sache ‚Illegale Feiern’ schienen sie da wohl alle gleich zu sein, was es für Jade nicht unbedingt leichter machte. Wenigstens hatte James aufgehört zu bohren, auch wenn sie sich wünschte dass er weiter gemacht hätte, wenn sie dann doch Lust bekommen hätte, hätte sie es auf ihn schieben können.
Samstagmorgen war es dann ganz schlimm. Alle schienen nur noch das Eine im Kopf zu haben und Jade hing während des Frühstücks über ihren Geschichtsbüchern. Die anderen hatten sich damit abgefunden, dass Jade irgendwie nicht mehr ansprechbar war und so ließen sie sie in Ruhe. Die Eulen flogen in die Große Halle und verteilten die Post. Ihre Eltern schrieben Jade nur sporadisch um zu fragen wie die mit der Schule klar kam, die Sache mit den Eulen war ihnen zu suspekt. Doch plötzlich kam da doch etwas auf Jade zugeflattert und es hatte ein riesiges Päckchen. Jades erster Gedanke war ‚Nein, nicht noch mehr Schulunterlagen!’.
Geschickt landete die Eule neben Jade auf der Bank und zog die Aufmerksamkeit der Mitschüler auf Jade. Etwas unwillig löste sie das Päckchen von der Eule und schon flog sie wieder davon. Besorgt schaute Dominique zu Jade, als diese den verzerrten Gesichtsausdruck Jades sah.
„ Was ist los?“
„ Weiß nicht.“
„ Wieso guckst du denn so, komm, mach auf!“, sagte Lysander und lehnte sich über den Tisch um besser gucken zu können. Vorsichtig, als könnte eine Bombe in dem Päckchen sein, öffnete sie das Päckchen. Als sie die erste Seite zurück klappte fiel ihr Blick auf einen hellen Stoff. Jetzt war sie doch neugierig geworden und öffnete das Paket ganz. Zum Vorschein kam ein langes, tunikaähnliches Kleid, welches Jade an eine griechische Göttin erinnerte. Ein Zettel fiel heraus und Lysander schnappte ihn sich bevor Jade reagieren konnte.
„ Willst du heute Abend meine Aphrodite sein? J. – wer ist J.??“, las er laut vor und Jades Kiefer fiel runter, zu bloßgestellt um sich zu beschweren spürte sie wie ihre Wangen zu glühen begannen. Hundert Paar Augen schienen auf Jade zu ruhen, wenn nicht sogar noch mehr.
„ Geb das her!“
Wüten schnappte Dominique den Zettel aus Lysanders Händen und lies einen flüchtigen Blick darüber gleiten bevor sie ihn Jade gab.
Lysander strafte die Schulsprecherin mit einem wütenden Blick, kein Wunder dass Jade sich ständig so zurückzog. Eilig packte Jade das Kleid wieder ein und stand auf. Pan war groß genug um ihr alleine zu folgen.
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Auf dem schnellsten Weg aus der Großen Halle kreuzte sich ihr Weg mit Jasper der mit einem süffisanten Lächeln ihr entgegentrat. Er ging neben ihr her bis sie die Halle verlassen hatten und lehnte sich dann zu ihr.
„ Ich gehe also davon aus, dass du heute Abend auch kommst?“
Neckisch zog er eine Augenbraue hoch und Jade wurde schlagartig klar wer ‚J.’ war. Jade verschlug es die Sprache, sie konnte nichts machen außer zu nicken und kam sich dabei ziemlich dämlich vor.
„ Gut, dann bis heute Abend“, sagte er und wand sich ab um zu seinem Haus zu gelangen. Als er hinter der Ecke verschwunden war, kehrte Jade schlagartig in die Wirklichkeit zurück und ihr wurde schlecht. Er hatte ihr dieses wunderschöne Kleid geholt? Wieso? Doch die Panik von den anderen hier so erwischt zu werden war großer als die Angst vor dem kommenden Abend und so eilte sie schnell hoch auf ihr Zimmer.
Zweimal drehte sie den Schlüssel, nicht das „Muggelschlösser“ irgendjemanden davon abhalten würde in ihr Zimmer zu kommen, aber sie fühlte sich doch etwas sicherer. Das Päckchen landete auf ihrem Bett und Jade versuchte es zu ignorieren. Es gelang ihr nicht so ganz und schließlich probierte sie es doch an.
Einige Momente betrachtete sich Jade im Spiegel als es an der Tür klopfte.
„ Keiner da“, rief sie.
„ Jade, lass mich rein.“
Es war Dominique und immerhin hatte sie vorhin für Jade Partei begriffen, es schien also einigermaßen sicher sie rein zu lassen. Als Jade die Tür öffnete schlug Dom beide Hände vor das Gesicht.
„ Das ist so hübsch!“, sagte sie, schlüpfte durch die Tür und verschloss sie wieder.
„ Weißt du welcher J. es dir geschickt hat?“
„ Ich habe da so eine Vermutung“, erwiderte Jade durch zusammengepresste Zähne. Dom betrachtete das Mädchen und lächelte.
„ Es ist wirklich schön, aber wir müssen etwas mit deinen Haaren machen, Locken wären super“, schlug sie vor und kringelte eine Strähne von Jades Haar um ihren Zeigefinger.
„ Ja, aber mein Lockenstab funktioniert hier nicht!“, motze Jade und verfluchte mal wieder alles was mit Strom aus der Steckdose funktionierte.
„ Wir brauchen keinen Lockenstab.“
Dom nickte zuversichtlich, auch wenn Jade nicht überzeugt war.
„ Komm nach dem Essen zu mir und dann machen wir deine Haare, versprochen.“
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Als Dominique wieder gegangen war versuchte Jade zu lernen. Wenn sie nun schon den halben Abend auf irgendwelchen Festen verbringen würde, müsste sie jetzt vorlernen, doch ihre Gedanken drehten sich nur um Jasper. Sie hatte ihn in den letzten Wochen kaum zu Gesicht bekommen und wenn dann nickten sie sich nur kurz zu oder sagten sich ‚Hallo’, was hatte ihn dazu bewegt so etwas zu tun?
Im Endeffekt verbrachte sie den halben Tag damit quer durch Hogwarts zu laufen. Überall hingen Kerzen und Kürbisköpfe herum, Halloween, klar, was wäre eine Zauberschule ohne etwas Grusel?
Noch immer gab es vieles was sie nicht kannte und gelegentlich dachte sie wirklich, dass sie sich verlaufen hatte. Nicht auszudenken, welche Zimmer und Gänge es hier noch geben würde, zu denen Jade gar keinen Zugang hatte.
Als es Zeit für das Abendessen war, was zugleich dass Halloween Schulfest bedeutete, machte Jade sich kurz auf zum Gryffindorturm um sich umzuziehen. Die anderen schienen sich auch erst später zu verkleiden und so kamen sie einfach mal in ihre normalen Muggelklamotten, die sie in letzter Zeit viel zu wenig an hatte und die sie irgendwie vermisste.
Die Große Halle war dekoriert und alle Hausgeister schienen versammelt, fast.
„ Wo ist Sir Nik?“, fragte Jade du suchte mit den Augen die Halle nach dem Gryffindorgeist ab.
„ Oh, heute ist sein Todestag, da feiert er immer unten in den Katakomben, aber glaube mir, da willst du nicht hin“, erklärte Fred und verzog das Gesicht – wenn Fred Weasley das Gesicht verzog, musste es wirklich ziemlich ekelig sein und Jade beschloss das Thema auf sich ruhen zu lassen.
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Professor McGonagall hielt vor dem Essen eine kleine Ansprache, aber Jade hatte durch den ganzen Stress so einen Hunger, dass sie froh war, dass die Direktorin nie all zu lange Reden hielt. Das Abendessen war auch ganz im Zeichen des heutigen Tages, die Kürbissuppe war hervorragend und zum Nachtisch gab es Plätzchen in Form von Geistern, Vampirgebissen und Katzen.
Jade versuchte nicht zu viel zu essen, immerhin hatte sie nicht vor später als griechische Göttin der Speisen herum zu laufen. Als sich die Schüler langsam auf den Weg in ihre Häuser machten, hängte Jade sich an Dominique und war gespannt wie diese ihr in so kurzer Zeit Locken machen wollte.
Als Jade aus Dominiques Zimmer kam, nach gut zwei Minuten, hatte sie wunderschöne Locken.
„ Zauberer …“, murmelte sie auf den Weg nach oben und ohrfeigte sich imaginär dafür, dass sie nicht vorher auf die Idee gekommen war, dass es dafür einen Zauberspruch gab.
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Sie zog sich das Kleid an und schminkte sich. Nicht zu viel, denn so etwas schien man hier nicht zu tun, aber die Wimpern wurden etwas getuscht und sie legte etwas Lidschatten auf. Glücklicherweise war es noch recht warm draußen, ansonsten hätte sie sich in diesem Kleid wohl die Füße abgefroren.
Im Gemeinschaftsraum versammelte sich eine Gruppen von gut zwanzig Leuten.
„ Also, es ist äußerst wichtig, dass wir nicht gesehen werden. Nach meinem Plan müssten die Hufflepuffs mittlerweile in der heulenden Hütte angekommen sein und die Ravenclaws machen sich jetzt auf den Weg. Wir sind als nächstes dran. Wir gehen immer in Dreiergruppen, es wird immer jemand in der Gruppe sein, der den sicheren Weg kennt. Denkt alle daran: Das Scheitern dieses Unternehmens kommt nicht in Frage! Wenn ihr erwischt werdet sagt ihr niemanden, ich wiederhole NIEMANDEN, wohin ihr geht. Keinesfalls erwähnt ihr etwas von der Party oder der anderen Schüler die integriert sind, verstanden?“
Fred stand auf einem der Sessel und dirigierte die Leute wie ein General. Wieder fragte sich Jade wieso sie nicht einfach oben in ihrem Bett lag und schlief. Als ihre Gruppe mit Rose und James an der Reihe war und sie durch die Gänge des dunklen Schlosses schlichen musste sie dann doch fragen.
„ Wie kommen wir zur heulenden Hütte?“
„ Es gibt einen unterirdischen Geheimgang der uns hin bringt, werde aber bitte nicht panisch“, meinte James der als Ritter verkleidet war, glücklicherweise aber auf Brustpanzer und Helm verzichtet hatte und nur ein Kettenhemd trug.
„ Wieso panisch?“, fragte Jade und fühlte sich schon wieder von ihm bemuttert.
„ Wirst du noch sehen.“
Und wie sie das sah! Nicht nur dass sie sich quer durch das Schloss geschlichen hatten und es eine mathematische Unmöglichkeit war dabei nicht erwischt zu werden, nein, jetzt standen sie auch noch vor der Peitschenden Weide. Ungläubig schaute Jade zu dem Baum der wild mit seinen Ästen um sich schlug.
„ Am Baumstamm ist eine Falltür, ich lenke sie ab, ihr steigt ein, ich komme hinterher, verstanden?“
Rose und Jade schauten skeptisch zueinander, nickten aber dann, wenn sie schon mal hier waren, konnten sie auch ihr Glück versuchen, was könnte denn schon passieren? Gut sie könnten sich etwas brechen, Gliedmaße verlieren oder gar erschlagen werden, aber lauert der Tod nicht ohnehin hinter jeder Ecke?
Die Weide brauchte nicht lange um auf die drei aufmerksam zu werden und Jade zog den Kopf ein um nicht von einem der mächtigen Äste getroffen zu werden.
„ Los!“, rief James ihnen zu und Rose und Jade liefen zum Baumstamm. Sie brauchten ein paar Sekunden um die Falltür zu finden und schlüpften unter das Erdreich.
Jade konnte kaum aufrecht in dem Gang stehen und sie hob ihr Kleid hoch, damit es nicht dreckig wurde.
„ Lumos“, murmelte sie und der Zauberstab begann zu leuchten. Das Ende des Ganges konnte sie nicht erkennen und unweigerlich fragte sie sich, wie lange sie wohl gehen müssten.
Man konnte noch immer hören wie die Weide heftig peitschte und plötzlich klimperte es als James mit seiner Ritterrüstung in den Gang fiel.
„ Was guckt ihr, los geht’s!“
Rose und Jade tauschten einen vielsagenden Blick aus und beide begannen zu lachen.
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Es wurde nicht viel gesprochen, zu sehr waren sie darauf konzentriert Nebengeräusche zu beobachten, denn man sollte die Lehrer Hogwarts nicht unterschätzen und es herrschte jedes Jahr die Gefahr, dass die Party gesprengt wurde. Eine halbe Ewigkeit schien schon vergangen zu sein als sich Jade zu James umdrehte.
„ Bist du sicher, dass das hier der richtige Weg ist?“
Es kam ihr unnormal lang vor, gut bis nach Hogsmead war es ein gutes Stück, aber so weit?
„ Natürlich, wir müssten bald da sein“, erwiderte er und tatsächlich, wenig später hörten sie Geräusche und nun war Jade doch schon aufgeregt.
Sie kletterten aus dem Gang und standen in einem größeren Raum ohne Fenster. Fred kam ihnen schon entgegen, um den Hals hatte er knapp ein Dutzend Blumenketten und in der Hand hielt er ein Glas aus dem Rauch aufstieg.
„ Klasse, pünktlich im Zeitplan, es fehlen nicht mehr viele!“
Jade überraschte es immer noch wie gut alles organisiert war und schaute sich im Raum um, ob Jasper schon hier war?
„ Geht ruhig nach oben, da gibt es Essen und trinken“, meinte Fred und Jade ließ James vorgehen.
Im vermeidlichen Erdgeschoss angekommen ließ Jade zu aller erst einen Schrei los, als sich eine riesige Spinne abseilte und sich auf ihre Schulter setzte. James lachte fröhlich und tippte die Spinne mit dem Zauberstab an, welche daraufhin verschwand.
„ Alles nur Deko, keine Angst.“
Und tatsächlich, nun, wo sie sich umblickte sah sie Geister quer durch die Räume fliegen, ein riesiger Wolf schlief in der Ecke, an dem einen Fenster ran Blut hinab auf den Boden und verschwand dann, gegenüber an der Wand konnte man Gesichter sehen, die anscheinend versuchten auszubrechen.
„ Respekt“, war alles was sie über die Lippen brachte und ihre Neugierde war geweckt. Langsam schritt sie durch die Räume, den ersten Stock hatte sie noch gar nicht gesehen, doch was hier unten alles auf sie wartete, reichte Jade. Am Buffet stieß sie auf Bowle in der Würmer schwammen, die Augen die es auch in der Muggelwelt gab und aus Gummibärchen bestanden, schauten hier den Betrachtern hinterher und an sich schien alles was essbar war irgendwie zu leben. Viele Dinge probierte sie, aber nicht alles.
Die letzten Schüler schienen die Party endlich erreicht zu haben, Musik erklang im ganzen Haus und Jade hatte wahrlich Probleme die anderen überhaupt zu erkennen mit ihren Kostümen.
Schließlich schlenderte sie die Treppe hinauf in den oberen Stock. An den Wänden waren tiefe Kratzer, ihre Fingerspitzen fuhren langsam darüber und sie fragte sich, ob das auch nur Dekoration war oder ob in diesem Haus doch etwas mehr Geschichte steckte, als man dachte.
In dem großen Raum oben war ebenfalls alles voller Schüler. Man machte lustige Spiele, wurde in Särge gepackt und angeblich in zwei geschnitten. Da Jade nicht das Glück haben wollte die nächste zu sein, ging sie den Flur entlang, wo sie auf eine verschlossene Tür stieß. Sie öffnete die Tür und entdeckte eine Art Arbeitszimmer, wenn man es so nennen durfte. Wie im gesamten Haus waren auch hier die Fenster zugenagelt, mitten im Raum stand ein Tisch mit mehreren Stühlen darum. Der Raum war nicht dekoriert und Jade fragte sich, wie jemand den Raum hatte übersehen können. Neugierig wie sie war öffnete sie den Schrank, doch es schien sich nichts interessantes darin entdecken zu lassen. Ein kalter Schauer rann ihr über den Rücken, langsam wand sie den Kopf um und blickte in ein geisterartiges Geschöpf, gehüllt in Schwarz, das Gesicht verborgen und die Hände knochig. Nach all dem was ihr hier heute schon über den Weg gelaufen war, war das nun das kleinste Problem und Jade dachte dass es sich auch nur um einen Zauber handelte und nahm das Wesen nicht für Ernst, doch es war echt und ging langsam auf Jade zu, die sich wieder dem Schrank zugewandt hatte.
„ Nicht höflich!“, hisste es ihr ins Ohr und Jade fuhr zusammen. Sie drehte sich um, doch das Wesen hielt sie fest und sie starrte in die Leere, in der normalerweise ein Gesicht sein müsste. Das Wesen löste eine Hand von ihr und zog die Kapuze runter.
„ Jasper!“, sagte sie empört und entspannte sich wieder.
Jasper lachte fröhlich und ließ sie los.
„ Da habe ich dich wohl dran gekriegt!“, sagte er triumphierend und zwinkerte ihr zu. Jade musste selbst lachen und schubste ihn leicht.
„ Nicht. Nett“, beklagte sie sich, konnte sich das Lachen aber nicht verkneifen. Schließlich griff sich Jasper mit der Hand ans Herz und seufzte.
„ Entschuldige.“
Er sank auf die Knie, griff nach ihrer Hand und hauchte einen Kuss auf diese.
„ Ihr seht bezaubernd aus Mylady“, sagte er sehr förmlich und luggte mit einem verschmitzten Grinsen nach oben. Jade fragte sich ob die Temperatur im Raum gerade auf 40° C angestiegen war oder ob es nur ihre Wangen waren, die glühten.
„ Danke.“
Verlegen wand sie den Blick von ihm ab, Jasper fand das äußerst niedlich und betrachtete sie einen Moment. Mit einem Schlag fiel die Tür zu, wieder zuckte Jade zusammen und strafte Jasper mit einem mahnenden Blick.
„ Das war ich nicht“, sagte er als er ihren Blick sah und lauschte.
Mehrere Schläge waren zu hören, überall im Haus.
„ Ich glaube alle Türen haben sich geschlossen…“, murmelte er und lehnte sich mit dem Ohr gegen die Wand.
„ Wieso?“, flüsterte Jade ohne zu wissen wieso sie flüsterte.
„ Das ist eine Party die von Fred Weasley veranstaltet wird, was denkst du denn? Entertainment! Entspann dich, es wird sicher lustig.“
Was Jasper locker nahm beunruhigte Jade doch ein wenig. In Räumen eingeschlossen zu sein gehörte nicht zu ihren Stärken. Und langsam wurde es ruhig in dem Haus. Jade ließ sich auf einem der Stühle nieder, wie hieß es doch so schön? ‚Abwarten und Tee trinken‘
„ Schade das wir keinen Tee haben …“, murmelte Jade abwesend und Jasper grinste.
Noch immer lauschte er an der Tür und bedeutete Jade irgendwann zu ihm zu kommen. Da standen sie nun, Ohr an Ohr und belauschten ein leises Knurren, welches aus dem Erdgeschoss zu kommen schien. Jade zog die Augenbrauen zusammen, wirklich nett klang es jedenfalls nicht. Plötzlich schrie jemand auf, Jades Augen weiteten sich, aber Jasper schüttelte leicht den Kopf.
„ Keine Sorge, alles nur Show“, versuchte er sie zu beruhigen.
Die Minuten vergingen, Jade kam es wie eine Ewigkeit vor. Gelegentlich hörte man jemanden schreien, etwas polterte, Türen flogen auf – nur ihre nicht.
Jasper saß gegen die Wand gelehnt und versuchte zu erraten wo sich das „Biest“ gerade befand. Jade hingegen ging unruhig auf und ab.
„ Jade, komm mal.“
Jasper verdrehte die Augen, wie konnte jemand so nervös sein? Er hielt die Arme auf um ihr zu bedeuten dass sie zu ihm kommen sollte, doch sie stockte.
„ Ich beiße nicht.“
Ein freches Grinsen umspielte seine Lippen und Jade gab sich einen Ruck. Er legte die Arme um sie und hüllte sie mit in seinem Umhang, wo es deutlich wärmer war, besonders wenn man eine leichte, griechische Tunika an hatte.
„ Was stellst eigentlich da?“, fragte Jade lachend.
„ Ich bin ein Dementor.“
Jeder in der Zaubererwelt wusste natürlich was ein Dementor war, doch Jade konnte es sich nicht richtig vorstellen.
„ Sie sind die Hüter von Askaban, dem schlimmsten Gefängnis in das man einen Zauberer stecken kann. Sie leben von Lebensenergie und die Insassen dienen ihnen als Speisekammer. Ich habe nur einmal einen Dementor gesehen, dass hat mir gereicht“, erklärt er ihr.
Kurz schweigen sie, als Jade meinte: „Sirius war auch in Askaban.“
Sie hatte mittlerweile viele Geschichten rund um den Kampf gegen Voldemort gelesen und vieles über ihren Onkel. Sein Leben war nicht das einfachste gewesen, in einer Zeit, die nicht einfach war. Jade verschlang ziemlich viel über ihn, Sirius war ein Teil ihrer Familie und je mehr sie über ihn erfuhr, desto mehr bereute sie es, dass er schon lange nicht mehr auf dieser Erde weilte. Jasper sah wie sich Jades Gedanken unweigerlich in die Ferne trugen, es war leicht zu erkennen, an was sie dachte. Er zog sie etwas näher an sich heran und lehnte seine Wange an ihren Kopf. Der Geruch ihrer Haare stieg ihm in die Nase und er schloss die Augen. Auch Jade entspannte, er war so warm und sie wagte es ihren Kopf in seine Halsbeuge zu legen. Das Knurren war egal und die schreienden Leute, hier hatte sie Ruhe, endlich Ruhe.
„ Ich habe dich vermisst.“
Hört sie ihn flüstern und hebt den Kopf.
„ Du hättest mit mir sprechen können“, erwiderte Jade verwirrt, immerhin hatten sie sich täglich mindestens in der großen Halle gesehen. Zumal sie den Kuss auf die Wange und die damit verbundenen Peinlichkeiten noch nicht ganz vergessen hat – und verziehen schon recht nicht.
„ Ich will das nicht so.“
Jasper hörte sich leicht trotzig an, doch Jade wurde nicht schlau aus ihm.
„ Wie ‚so‘?“
„ Ja so öffentlich, dass jeder redet. So mag ich es viel lieber, alleine, mit dir und du kannst sein wie du bist und ich wie ich bin, ohne das wir anderen etwas vor machen müssen.“
Also doch eine falsch verstandene Seele, wobei seine Worte auch gegen ihn auszulegen wären, wenn Jade es darauf hätte ankommen lassen.
Sie hätten in diesem Moment verharren können, versunken im Blick des anderen. Jaspers Hand vergrub sich in Jades Haaren und langsam zog er sie näher zu sich, als plötzlich die Tür aufflog.
„ Jade!“
James konnte seine Empörung kaum verbergen und vergaß für einen Moment dass er Jade schon eine ganze Weile verzweifelt suchte und vor allem wieso. Jade erschreckte sich und zog sich zurück.
„ James?“
Das Ganze war äußerst unangenehm, dabei war es doch nur James. In Schock starren sich die beiden an, als James sich dann doch sammelt.
„ Wir müssen verschwinden, Professor Wishold ist …“
„ …schon da“, erklang eine Stimme hinter James, der den Kopf einzog.
Schnell rappelten sich Jasper und Jade auf und versuchten so unschuldig wie möglich auszusehen.
„ Guten Abend Professor“, sagte Jade, doch all ihr Charme half ihr diesmal nicht.
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Zurück in der Schule wurde Jasper von Professor Wishold zu seinem Haus gebracht während James und Jade des Professors Arbeitszimmer saßen und gut daran taten sich zu ignorieren. Jade wusste nicht wieso James sie ignorierte, aber was er konnte, konnte sie erst recht und so drehte sie den Spieß um.
„ Okay, was ist los?“, fragte sie schließlich, denn die Klügere gab ja nach.
„ Nichts, was soll los sein?“
Jade seufzte, wieso konnten Männer den zickigen Part nicht den Frauen überlassen? Das James Jasper wohl nicht so toll fand, war offensichtlich, aber was ist denn groß passiert?
Sie starrte ihn weiter an, so einfach würde sie nicht aufgeben und schließlich wurde es James auch zu blöd.
„ Du willst wissen was los ist? Ich dachte WIR würden dort zusammen hingehen.“
James sah aus als müsste er sich anstrengen nicht zu schreien, aber sie verstand das Problem nicht.
„ Wir SIND doch zusammen dort hingegangen.“
Praktisch gesehen hatte sie damit sogar recht, sie waren zusammen zu der Party gegangen.
„ Nicht SO zusammen, anders…“, langsam schienen James die Worte auszugehen und plötzlich klingelte es bei Jade als hätte sie ihren Kopf zwischen die Glocken der Westminster Kathedrale gesteckt.
„ Du bist ‚J.’“, stellte sie fest und musste dabei ziemlich dämlich dreinschauen.
„ Was hast du denn gedacht wer ‚J.’ ist?!“
Tja, was sollte sie sagen? Es war ein Missverständnis, Jasper hatte sie gleich nach dem Geschenk angesprochen und wer konnte auch schon wissen das James Potter sie zu der Feier einlädt? Jade verbarg ihr Gesicht in Händen.
„ Oh man bin ich dämlich!“
„ Ja, bist du“, erwiderte James ihr trocken.
„ Danke!“
„ Bitte!“
Und damit ignorierten sie sich dann auch wieder bis Professor Wishold wieder zurück war und sich hinter seinen Schreibtisch setzte.
„ Also ihr zwei, wollt ihr mir nicht erzählen, wer noch alles beteiligt war?“
Professor Wishold war sehr umgänglich und auf keinen Fall so angsteinflösend wie Mc Gonagall, aber Fred hatte klar und deutlich gemacht, dass sich jeder für die Gruppe opfern musste.
„ Entschuldigt Professor, ich kann Euch da leider nicht helfen, Jade hat mit Malfoy rumgeknutscht und ich war doof genug sie den halben Abend zu suchen.“
„ Hey, ich hab überhaupt nicht mit Malfoy rumgeknutscht!“
„ Aber fast, wenn ich nicht die Tür rein gekommen wäre.“
„ Hätte ich nicht!“
„ Hättest du wohl!“
„ Nein!“
„ Doch!“
Und plötzlich war alles leise, ihre Lippen bewegten sich noch, aber kein Ton kam mehr heraus. Jade und James brauchten nicht lange um den Zauber zu erkennen.
„ Viel besser“, sagte der Professor und lehnte sich entspannt zurück.
Der Abend endete damit, dass sie beide 2 Wochen lang nachsitzen mussten.