Mittlerweile war es Dezember, eine weiche Schneeschicht legte sich um Hogwarts und die Wiesen darum. Der verbotene Wald war ruhig unter dem Schnee und alle schienen sich langsam auf Weihnachten vorzubereiten. In Hogwarts bedeutete das: Hektik.
Es musste dekoriert werden, die Weihnachtsbäume gefällt und in der großen Halle aufgestellt werden, die Eltern mussten benachrichtigt werden, wann der Hogwartsexpress in King’s Cross einlaufen würde und vor allem stand der Winterball bevor.
Der Winterball war seid einigen Jahren nun Tradition und wie man sich vorstellen konnte, würde der Ball alles andere als normal werden.
Jade hatte den Spiegel bisher nicht mehr besucht und sich James Worte zu Herzen genommen. Sie hatte genug zu tun und sie musste keine Zeit vor einem Spiegel verbringen, der ihr nur etwas zeigt, was es gar nicht gab. Obwohl Jade nicht besonders begeistert von dem Ball war, hat sie sich ein Kleid bestellt. Es war schwarz und weiß, fluschig und vor allem war es ein Muggelkleid. Ihre Eltern schickten ihr regelmäßig Kataloge und Jade weigerte sich weitestgehend Dinge aus der Zaubererwelt zu bestellen, wenn es diese in der Muggelwelt auch gab – einmal abgesehen davon war ihr Kleid auch viel schöner, als die, welche sie in den Prospekten der Zaubererschneidereien gesehen hatte. Dennoch fehlte ihr etwas sehr wichtiges für einen Ball: ein Begleiter.
Sie wollte auf den Ball, zur Not alleine, aber wie würde das aussehen? Der letzte Tag bevor es zurück nach London ging. Die Einladung zu den Potters hatte sie bisher noch nicht erhalten und mittlerweile hat Jade den Gedanken aufgegeben dass Mr Potter sie einladen würde. Ein paar Tage nur zu Hause würden ihr sicherlich gut tun.
~~~~~~~~~~~~~
Es waren noch vier Tage zum Ball und Jade saß mal wieder vor ihren Unterladen. In der Muggelschule fielen unheimlich viele Klausuren im Moment an – gut das es in Hogwarts nur ein Jahreszeugnis gab. All das schien schon so weit weg, Algebra, Biologie, Literatur, Physik, Jade hatte sich so an Hogwarts gewöhnt, dass Hogwarts für sie zur Wirklichkeit geworden ist, während die normale Schule ihr irgendwie surreal und unwirklich erschien.
„ Als könnte ich mir nicht ein Abschlusszeugnis zaubern, wenn ich eines bräuchte..“, murmelte sie vor sich hin und vergrub die Hände in den Haaren.
„ Hey, was ist los?“
James kam gerade in den leeren Gemeinschaftsraum und setzte sich zu ihr.
„ Schule …“, murmelte Jade mit geschlossenen Augen.
„ Wir haben doch im Moment gar keine Prüfungen.“
„ Muggelschule …“
„ Oh … ach so…“
Sicher, James konnte nicht wissen wie es in normalen Schulen ablief, wie es war wenn man ’normale‘ Fächer hatte und von ’normalen‘ Leuten umgeben war.
„ Und was machst du so?“, erkundigte er sich.
„ Ich versuche zu verstehen wieso ein Quadrat ein Rechteck ist, aber ein Rechteck kein Quadrat.“
„ Ist das wichtig?“
James konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen wieso es existentiell wichtig sein sollte so etwas zu wissen.
„ Für die Lehrer schon“, erwiderte Jade und klappte das Lernheft zu.
„ Wieso machst du dir eigentlich so viel Stress? Du bist doch jetzt in Hogwarts.“
Für James war die Vorstellung für zwei Schulen, mit unterschiedlichen Fächern, gleichzeitig zu lernen ein reiner Horror. Der Stoff in Hogwarts war schon schwer und spätestens wenn sie zum Ende des Jahres ihre Prüfungen haben würde, würde Jade ganz andere Dinge im Kopf haben, als sich über Rechtecke und Quadrate zu ärgern.
„ Na ja, meine Eltern wollen, dass ich später auch die Chance habe einen normalen Beruf auszuüben und dafür brauche ich einen Abschluss.“
Logisch betrachtet konnte Jade ihre Eltern verstehen, aber ihre Eltern wussten nicht wie viel Zeit ihre Tochter damit verbrachte den Stoff von den ersten zwei Jahren nachzuholen. James war von der Aussage leicht irritiert.
„ Wie einen ’normalen‘ Beruf, du gehörst doch jetzt zu uns.“
Unvorstellbar, wieso sollte die in einem langweiligen Büro sitzen und Briefe abtippen? Oder wieso sollte die in einem Supermarkt arbeiten? Gut, auch Muggels hatten interessante Berufe, aber interessanter als die Berufe der Zauberer? James zweifelte daran.
Sicherlich fühlte Jade ihre Zugehörigkeit zu Hogwarts, aber man wusste nie was passieren würde, vielleicht würde es irgendwann ganz anders kommen, vielleicht müsste sie irgendwann zwangsläufig in einem Muggelberuf arbeiten, vielleicht würde sie es irgendwann wollen. Howarts und diese ganze Welt waren so neu für sie, wie sollte sie wissen was in ein paar Jahren war? Vielleicht würde sie feststellen, dass sie doch nicht ohne Notebook und Föhn leben konnte und dann?
„ Ja, aber du weißt nie was geschieht“, sagte sie ruhig und fühlte sich unwohl dabei. Es war schwer zu beurteilen und James kannte nur eine Seite der Medaille. Die Muggel waren ja nicht übel, sie hatten tolle Dinge erfunden und Jade hatte gerne in dieser anderen Welt gelebt.
Das Mädchen blickte gedankenverloren in den Kamin, könnte sich das hier alles irgendwann so normal anfühlen, dass sie es als ’normal‘ betrachtet?
Schweigen legte sich über die beiden, doch irgendwann ergriff James das Wort.
„ Du Jade?“
„ Hmmmm…“, sie wand den Blick nicht von dem Feuer ab.
„ Hast du Lust mit mir auf den Winterball zu gehen?“
James klang plötzlich gar nicht mehr so arrogant und überheblich. Jade blickte in das Feuer und ließ den Gedanken sinken. Sie mit James? Wäre das nicht zu trivial? Wenn selbst Professor Bettings es schon vorhergesehen hat, dass die beiden eines Tages ein Paar werden könnten. Andererseits war es ja nicht zwingend notwendig, dass wenn man zusammen auf einen Ball ging, man auch ein Paar war. Aber was ist wenn er es wollte? Wollte sie es auch? Wenn ja? Wenn nein? Gäbe es gegebenenfalls eine besser Partie? Ihre Gedanken schweiften zu Lysander. Er ist hübsch, witzig, aber er hat sie noch nicht eingeladen. Vielleicht hat Potter ihm auch gesagt er soll es nicht tun, weil er sie ja einladen wollte. Aber würde Lysander sich so von James beeinflussen lassen? Mit wem ging Lysander auf den Ball? Jade wusste es nicht. Dominique ging mit Lorcan zum Ball, ein sehr schönes Paar, wie Jade fand. Rose Weasley ging mit Albus Potter zu dem Ball. Konnte Jade es sich erlauben noch weiter zu warten? Aber war Potter wirklich so eine schlechte Wahl? Eigentlich kamen sie doch ganz gut miteinander aus, sie verstanden sich, meistens zumindest.
„ Jade … ich habe gefragt …“, begann James unsicher.
„ Ich weiß, ich denke“, unterbrach sie ihn. Man durfte ja wohl noch mal Zeit haben um zu überlegen, immerhin war Jade ein Mädchen und Mädchen müssen viel denken.
Schließlich wand sie ihren Blick vom Kamin ab, James wartete ruhig und unwissend.
„ Ja, ich gehe mit dir zum Ball“, sagte Jade und lächelte verlegen. Auf James Gesicht breitete sich ein Grinsen aus.
„ Super.“
Fröhlich sprang er auf, wünschte ihr eine gute Nacht und ging hinauf in sein Zimmer.
~~~~~~~~~~~~~
Am nächsten Morgen beim Frühstück hatte es sich zumindest schon unter den Gryffindors herum gesprochen, dass Jade mit James zum Ball ginge.
„ Also, du und Potter…“, meinte Dominique und schielte zu Jade.
„ Er ist gar nicht so übel“, erwiderte Jade und biss in ihr Brötchen. Die Eulen kamen in die große Halle geflogen und verteilten die Morgenpost. Jade hatte sich daran gewöhnt nicht all zu viel Post zu bekommen. Niemand außer ihren Eltern wusste dass sie hier war und sie mochten das Verschicken mit der Eule einfach nicht. Doch an diesem Tag kam auch eine Eule zu Jade. Verwundert schaute sie das Geschöpf an, welches ihr den Fuß entgegenstreckte damit sie den Brief ablösen kann. Jade belohnte die Eule mit einem Stück Toast und öffnete den Umschlag.
Liebe Jade,
ich hoffe du hast dich mittlerweile gut in Hogwarts eingelebt. Es war sicher eine große Umstellung, aber wir hoffen, dass du dich wohl fühlst. James hat uns geschrieben, dass du mit ihm zum Winterball gehst, wir wünschen dir viel Glück und gute Nerven.
Gerne würden wir dich am 26. Dezember zu uns zum Weihnachtsessen einladen. Es wird ein kleines Treffen, Ron und Hermione Weasley werden kommen, natürlich wird Teddy dabei sein, George und Angelina Wesley werden kommen, natürlich werden auch die ganzen Weasleykinder dabei sein. Es würde uns freuen, wenn es klappt. Sage uns am Samstag Bescheid, wir werden uns sicher am Bahnhof sehen.
Viele Grüße,
Harry & Ginny
Mit einem Lächeln las Jade den Brief und faltete ihn wieder zusammen, dass würde sicher toll werden und sie würde die „vorige“ Generation einmal kennen lernen, über die sie nun schon so viel gelesen hatte.
~~~~~~~~~~~~~
Die letzten Tage vor dem Ball waren noch stressiger als die Woche davor. Jeder schien im Stress zu sein und unheimlich beschäftigt und Jade ließ sich dadurch irgendwie anstecken. Am Tag des Winterballs hatte Jade das Gefühl, als sei sie einen Marathon gelaufen. An diesem besagten Freitag dachte niemand mehr so wirklich an den Unterricht und selbst Jade, die sonst immer sehr aufmerksam war und sich Notizen machte, schweifte heute mit ihren Gedanken weiter. Später würde sie ein schönes Bad nehmen und sich von Dominique die Haare machen lassen. Rose hatte sie versprochen, dass sie sie schminken würde und die restliche Zeit versuchte sie sich selbst und die anderen etwas zu beruhigen, denn diese ganze Hektik war so gar nichts für sie.
Auch die Lehrer merkten, dass der Unterricht nicht so wirklich fruchtete und waren ausnahmsweise sehr kulant und halfen den Schülern mit kleinen Zaubern.
Endlich war der Unterricht zu Ende, Jades Haare waren gemacht und sie war auf ihren Zimmer um sich den letzten Schlich zu geben. Zufrieden betrachtete sie sich im Spiegel. Das Kleid war traumhaft, es war elegant und etwas schräg, Jade war in solchen Dingen sehr stilsicher. Feine Stickereien verzierten das Dekolleté und den Saum zwischen dem schwarzen und dem weißen Teil des Kleides. Mit ihren schwarzen Haaren, die sie kunstvoll von Dominique hochgesteckt bekommen hatte, war der Kontrast sehr schön. Sie hatte sich nicht zu stark geschminkt, aber die wichtigen Dinge, wie die Augen und die Wangen, betont.
„ Pan, kann ich so gehen?“
Sie drehte sich im Kreis und der Kater betrachtete sein Frauchen. Ein lautes Gähnen kam von seiner Seite und Jade lachte fröhlich.
„ Alles klar, ich nerv dich, dann geh du schlafen und ich gehe zum Ball.“
Jade war gerade im Gemeinschaftsraum angekommen, als sie auf Rose traf. Die Jungs holten Üblicherweise die Mädchen an der großen Treppe ab, somit war das Gemeinschaftszimmer voll und voll mit Mädchen.
„ Wollen wir gehen?“, fragte Rose und Jade nickte nur mit panischem Blick bei den ganzen Farben und Rüschen die ihr entgegen sprangen.
Sie waren ungefähr auf halbem Wege zur Eingangshalle, als Dominique auf sie zu rannte.
„ Jade … Jade!“
Völlig außer Atem blieb Dom vor den beiden stehen.
„ Was ist los?“, fragte Jade erschrocken und tätschelte ihrer Freundin auf den Rücken.
„ Du hast ein Problem“, antwortete Dominique, immer noch völlig aus der Puste.
„ Was? Wieso?“
Jade konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was sie jetzt schon wieder ausgefressen haben sollte.
„ Potter und Malfoy warten auf dich, alle beide.“
„ Wie?“
„ Malfoy behauptet du hättest ihm schon vor Ewigkeiten zugesagt, du kannst dir James Laune vorstellen…“
Jade überlegte angestrengt wie Jasper auf die Idee kam, dass er mit ihr zum Ball ginge. Sie hatte sich gewünscht dass er sie fragen würde, aber das hatte er nicht, also wieso stand er jetzt in der Eingangshalle und wartete auf sie? Im Unterricht schenkten sie sich nie viel Beachtung, wieso jetzt? Jade durchforstete ihren Kopf in der Hoffnung irgendetwas zu finden und auf einmal war es da.
Erschrocken legte sie die rechte Hand an den Mund.
„ Was?!“, fragen Rose und Dom im Chor.
„ Als ich noch relativ neu war, habe ich Scorpius einmal getroffen und wir haben uns unterhalten. Wir haben dann ausgemacht, dass wenn ich es schaffe aus der ersten Klasse raus zu kommen, dass ich seine Begleitung für den Ball werden, aber … aber es ist Monate her und es war auch eher so aus dem Affekt heraus und … ich hab es vergessen.“
An die Wand gelehnt schloss Jade die Augen, dass durfte doch alles nicht wahr sein!
„ Nein, nein, nein, so ein Mist!“
Rose und Dominique wussten nicht was sie mit ihrer Freundin anstellen sollten.
„ Jade, komm, für einen musst du dich entscheiden.“
Wie sollte sie sich entscheiden? Einer von beiden würde auf sie sauer sein und dass wollte sie nicht.
„ Ich kann da nicht runter, seid ihr verrückt? Ein Wunder dass sie sich jetzt noch nicht an den Hals gesprungen sind.“
„ Um ehrlich zu sein haben sie schon beide ihre Zauberstäbe kampfbereit ..“, erwähnte Dom und Jade stöhnte genervt.
Was sollte sie jetzt tun? Das einfachste wäre es, wenn sie zurück auf ihr Zimmer geht und einfach sagen, dass sie krank geworden war, aber Kneifen brachte nichts und am Ende wären beide auf sie sauer.
„ Ah, ihr habt sie gefunden …“
Jade hob den Kopf und sah Lysander auf sie zukommen.
„ Hey Kleines, was ist los? Alle warten auf dich…“
Lysander gingen neben ihr in die Hocke und versuchte unschuldig zu gucken.
„ Ich kann da nicht runter.“
„ Doch, natürlich, ist ganz einfach, machst du ungefähr fünf mal am Tag, nur den Gang entlang und dann rechts die Treppe runter.“
Jade rollte die Augen.
„ Geh doch einfach mit beiden, dass ist die netteste Lösung und hoffe dass sie sich bis zum Ende des Abends nicht umgebracht haben.“
Der Vorschlag war gar nicht so schlecht, zumindest nicht im Vergleich zu den Alternativen. Es dauerte noch ein paar Momente, bis Jade sich wirklich sicher war nicht zurück zum Turm zu laufen, doch dann machten sie sich auf den Weg.
Als sie die Treppe erreichten, waren sie wohl die letzten, allerdings waren viele in der Halle geblieben – wahrscheinlich um zu gucken. Jade merkte sofort wie ihr das Blut in die Wangen schoss und sie rot anlief. Kurze Momente des Zweifels flackerten auf, in denen sie überlegte doch Reiß-aus zu nehmen, doch zu spät, James und Jasper standen am Ende der Treppe, einer links, einer rechts. Beide sahen verdammt gut aus, wie sollte sie sich entscheiden?!
Stufe um Stufe kam sie den beiden näher, beide hielten ihr eine Hand entgegen. Sie stockte nur einen kurzen Moment und nahm dann James Hand. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht, dann nahm Jade Japsers Hand und sein Gesicht war leicht verwirrt. Jade versuchte die skurrile Situation zu überspielen, lächelte und sagte: „Gehen wir Jungs?“
James und Jasper tauschten einen fragenden Blick aus, gingen dann aber los. Die große Halle war für das Bankette zurecht gemacht, später würden die Tische verschwinden und man hätte Zeit zum Tanzen. Die normale Tischordnung gab es an diesem Abend nicht. Jade versuchte in Dominiques Nähe zu bleiben, links und rechts von ihr setzten sich James und Jasper, Fred saß ihnen gegenüber und hatte schon einen hochroten Kopf, da er versuchte nicht zu lachen. Jade trat ihn unter dem Tisch, doch das half nur, dass Fred anfing laut zu aufzulachen. Jasper und James benahmen sich ausgesprochen tolerant und keiner der beiden stellte ihre Entscheidung in Frage – sicher wollten sie beide einen guten Eindruck machen. Erst beim Dessert fing der Konkurrenzkampf langsam an.
~~~~~~~~~~~~~
„ Hier Jade, probier mal.“
Jasper hielt ihr einen Löffel mit Vanillemouse hin – als würde sie da nein sagen? So ließ sie sich von ihm füttern. James hatte sein Dessert schon aufgegessen und schien wohl einzusehen, dass das sehr ungeschickt war und versuchte die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
„ Jade, wer von uns bekommt den ersten Tanz?“, erkundigte er sich in einem überaus ruhigen Ton, der auf eine merkwürdige Weise ziemlich viel Angst einflößte.
Die Frage war nicht unangebracht, aber gar nicht leicht zu beantworten.
„ Was ist meine Lieblingsfarbe?“
„ Rot“, antwortete James sofort.
„ Schwarz“, sagte Jasper ruhig.
„ Dann bekommt Scorpius den ersten Tanz.“
Entschuldigend blickte Jade zu James, es war nicht einfach, aber nach irgendeinen Prinzip musste sie ja vorgehen.
Wenig später standen sie alle auf und die Lehrer zauberten die Tische davon. Die große Halle war bezaubernd geschmückt. Eiszapfen hingen von der Decke, aber Jade bezweifelte dass sie echt waren. An den Fenster hatten sich Eiskristalle gebildet, die vier Weihnachtsbäume, jeder von ihnen in den jeweiligen Farben eines der vier Häuser geschmückt, standen in den vier Ecken. Jetzt wo die Tische weg waren, gab es viel Platz zum Tanzen, oben auf dem Podest, auf dem sonst die Professoren ihren Tisch hatten, war nun ein Orchester aufgebaut und sie begannen das erste Lied des Abends.
„ Na dann wollen wir mal“, Scorpius hielt Jade den Arm hin, sie sah nicht das neckische Grinsen welches er James zuwarf, als er Jade auf die Tanzfläche führte. Ihre Hände legten sich ineinander und Jasper zog sie ein Stück näher an sich heran. Seine Augen blickten in ihre und nichts schien seine Aufmerksamkeit sonst noch auf sich ziehen zu können.
Jasper war ein guter Tänzer, sie ließ sich von ihm über die Tanzfläche führen und ließ seinen Blick nicht los.
Währenddessen stand James auf der anderen Seite und beobachtete die beiden mit Unmut. Sie so nah bei ihm zu sehen war für ihn fast schon ein körperlicher Schmerz.
„ Mach dich locker, mit pubertären Gehabe wirst du sie nicht beeindrucken“, sagte Lorcan zu ihm und klopft James auf die Schulter.
Gut, er musste sich zusammenreißen, aber nachdem das erste Lied zu Ende war, ging er auf die beiden zu um Scorpius ganz höflich abzulösen.
Widerwillig ließ Scorpius Jade los , hauchte ihr einen Kuss auf die Hand – bei dem James am liebsten mit den Augen gerollt hätte – und ging an den Rand der Tanzfläche, nur um die beiden dann zu beobachten wie ein Tiger auf Beutefang.
Als sich James Hand auf Jades Hüfte legt und sie seine Hand korrigiert und etwas weiter oben platziert, wurde es James doch recht warm. Sonst hatte er mit so etwas keine Probleme, mit Rose und den anderen Mädchen kann er ganz locker umgehen, doch bei Jade stellt er sich irgendwie immer etwas dämlich an.
James und Scorpius wechselten sich Lied für Lied ab, bis Jade ganz schwindelig war. Sie tanzten mal zusammen, mal mit den anderen und am Ende hatten sie doch noch Spaß, Jade verlor den Gedanken an die „Doppelbuchung“ und die Jungs verstanden sich besser als sie gedacht hätte – zumindest bekam sie kleine Sticheleien nicht mit.
~~~~~~~~~~~~~
Der Abend wurde später, Jade wusste nicht wie lange der Ball dauern würde, aber nach drei Stunden taten ihr die Füße weh.
„ Ok, ich brauch eine Pause“, annoncierte sie und verließ die Tanzfläche. Scorpius ging ihr hinterher und legte ihr den Arm um die Schulter.
„ Willst du etwas frische Luft schnappen?“
Die Idee war nicht schlecht, weil Jade ganz duselig war und sie nickte. James war es zu blöd ihnen zu folgen, er würde später vielleicht auch noch Zeit mit ihr alleine verbringen dürfen.
„ Was hat Malfoy eigentlich mit Jade zu schaffen?“
Lysander war zu James gegangen und guckte Jade und ihrem Slytherin-Begleiter hinterher.
„ Keine Ahnung“, erwiderte James durch zusammengebissene Zähne.
„ Gut, da gab es diesen einen Kuss, aber das ist Wochen her, ich habe sie nie zu zweit gesehen.“
„ Ich auch nicht.“
„ Merkwürdig.“
„ In der Tat.“
„ Hey, ist alles ok bei dir?“, fragte Lysander und schaute zu James.
„ Tust du mir einen Gefallen?“
„ Klar.“
„ Lenk. Mich. Ab.“
James fuchste es ungemein und bevor er den beiden hinterher spionieren würde, würde er sich liebe ablenken lassen.
~~~~~~~~~~~~~
Draußen im Garten suchte Scorpius eine ruhige Ecke und setzte sich dort mit Jade hin. Überall brannten Fackeln und glühende Bälle schwebten in der Luft – Jade fragte erst gar nicht um was es sich dabei handelt – so dass es eigentlich ganz gut zu ertragen war. Jade holte tief Luft und streckte sich.
„ Ahhhh, das tut gut…“
Scorpius war zufrieden damit sie einfach nur zu beobachten, sie sah bezaubernd aus, sie versuchte nicht auffällig zu sein und machte sich dadurch noch auffälliger, als sie bereits war.
„ Du bist heute wieder sehr hübsch.“
Jade lächelte bei dem Kompliment.
„ Es tut mir leid, wegen heute Abend.“
„ Entschuldige dich niemals bei mir, du willst mit zwei Jungs auf den Ball, dann gehst du mit zwei Jungs, ich stelle deine Entscheidungen nicht in Frage.“
Jade war beeindruckt, er war so aufrichtig und vertraute ihr und er schien wirklich nicht böse auf sie zu sein. Die Verwunderung schien ihr wohl eindeutig ins Gesicht geschrieben zu sein und Jasper grinste.
„ Ich habe dich wohl verwirrt.“
„ Ja, dass hast du“, sagte sie lachend.
„ Mir geht es um dich, nicht um James und ich will nur, dass du einen schönen Abend hast, nicht mehr und nicht weniger.“
Sie wurde einfach nicht schlau aus diesem Kerl, sie konnte ihn nicht einschätzen und dass mochte sie gar nicht. Zugleich faszinierte er sie aber auch, er machte sie neugierig. Eine Zeit lang saßen sie so da, schweigend, doch es war nicht unangenehm, sie genossen einfach die Gesellschaft des anderen.
„ Darf ich etwas ausprobieren?“, fragte Jasper schließlich und Jade wand verwundert den Kopf zu ihm.
„ Sicher.“
Dann beugte er sich zu ihr und küsste sie, vorsichtig, als wäre sie etwas Zerbrechliches. Zu dumm dass James wenige Sekunden zuvor in den Garten gegangen war um nach Jade zu gucken. Versteinert blieb er stehen, unfähig sich abzuwenden, unfähig hinzugucken. Ein paar Schocksekunden vergingen, als er sich abrupt umdrehte und wieder rein ging.
„ Gehen wir wieder rein?“, fragte Jade mit einem Grinsen auf den Lippen.
„ Ist dir kalt?“
„ Nein, eigentlich nicht, aber … James ….“
Jade hatte zwar Gänsehaut, doch die hatte nichts mit der Kälte zu tun.
Als sie den Ballsaal betrat und sich nach James umschaute, löste Jade ihre Hand aus Jaspers und entschuldigte sich kurz. James stand bei Fred und Lysander und sah etwas unentspannt aus. Vorsichtig näherte sie sich, als würde sie den Braten riechen, nur dass sie nicht wusste, wieso er angebrannt war.
„ Hey.“
„ Hey“, antwortete James und schaute weg.
Jade seufzte leicht.
„ Ok, wieso bist du sauer?“
James ärgerte es dass sie ihn so schnell durchschaut hatte und Lysander und Fred gingen etwas in Deckung.
„ Wieso ich sauer bin? Wie … wieso ich sauer bin?!“
Jade ließ James seinen Kunstauftritt um sich Zeit zu verschaffen sich etwas auszudenken, was zumindest einigermaßen standfest klingen würde.
„ Also das du mit Malfoy …, was ist da eigentlich? Und wie lange geht das schon? Und ich habe euch eben gesehen!“
So wirklich koordiniert hörte er sich nicht an, er kannte solche Situationen nicht und wusste nicht, wie er sich richtig verhalten sollte.
„ Du bist eifersüchtig“, bemerkte Jade trocken.
„ Ich? Eifersüchtig? Quatsch!“, James schaute sie entrüstet an.
„ Du … du hast Geheimnisse!“
„ Natürlich habe ich die, muss ich dir alles auf die Nase binden? Du bist kein Pfarrer, ich kann mich treffen mit wem ich will und ich bin sicherlich dir keine Rechenschaft schuldig.“
Jade war immer noch ziemlich ruhig, sie mochte James, ja, aber nicht sein Ego.
„ Fein, dann viel Spaß mit Malfoy, du wirst sehen was du davon hast.“
„ Fein.“
„ Fein.“
Und damit zog James ab.