Der Flug von Hong Kong nach Seoul war ein Klacks. Vor zwei Tagen war Skye von Nadi, Fiji nach Hong Kong geflogen, war dort noch etwas shoppen gegangen und war nun auf dem Weg nach Seoul. Nervös faltete sie die Brechtüte immer und immer wieder. Mit einem Origami hatte es nicht viel gemeinsam, aber es half, zumindest etwas. Wieso war sie eigentlich so nervös? Sie mochte Mia. Mia mochte sie. Alles war gut. Auf ihren Reisen hatte Skye viele Menschen kennen gelernt. Sie war wie ein moderner Matrose – sie hatte in jeden Hafen einen Kerl. Letzten August war sie wieder in Korea gewesen. Vor vier Jahren hatte sie dort zwei Auslandssemester gemacht und ein Jahr in Korea gelebt. Davor war sie auch schon drei Mal dort gewesen. Sie mochte Korea. Skye konnte es noch nicht einmal benennen. 67 Länder dieser Welt hätte sie schon besucht, aber in kaum einen hatte sie sich je so wohl Gefühlt wie dort.
Jedenfalls war sie im August für vier Wochen in Seoul gewesen. Unweit ihres Hotels war das Café von Super Junior Leeteuks Mama, Kona Beans, in dem sie gerne abends gesessen hatte. Mia Martin ging dort ein und aus. Wer sich mit Korea beschäftigte, kam an der Deutschen kaum vorbei. Eigentlich war es unfassbar, was sie als Ausländerin in Korea alles geschafft hatte. Sie führte eine Vorzeigeehe mit drei wunderschönen Kindern und ihr Ehemann war eines der beliebtesten Idols. Man sah sie im Fernsehen und auf Plakaten und wenn ein Ausländer in Korea Erfolg hatte, dann fiel das potentielle mehr auf, als wenn ein Koreaner erfolgreich war.
Eines Abends setzte sie sich einfach zu Skye. Sie hatten sich inzwischen so oft dort getroffen, dass sie sich schon grüßten.
„May I?“, hatte sie gefragt und Skye hatte genickt.
Und so fingen sie an sich zu unterhalten. Skyes Plan war es gewesen Dolmetscherin zu werden. Sie sprach sieben Sprachen fließend. Englisch, Deutsch, Spanisch, Koreanisch, Französisch, Mandarin und Schwedisch. Ihr Japanisch war ganz ok, ebenso ihr Italienisch, Balinesisch und Tai. Doch sie hatte noch nicht den richtigen Weg gefunden. Mia hatte ihr damals ihre Karte gegeben und gesagt, dass wenn sie jemals einen Job brauchten, sie sich nur melden brauchte. Das hatte sie im November getan und nun saß sie hier, im Flieger nach Seoul und fragte sich, ob es die richtige Entscheidung war.
War sie schon bereit wieder auf die Menschheit losgelassen zu werden? So richtig?
Die letzten Monate war sie vogelfrei gewesen, ohne Verpflichtungen. Wie ein Fisch in der Strömung bereiste sie die ganze Welt, ohne Plan wo es als nächstes hingehen würde.
Irgendwas hatte sie dazu bewegt Mia anzuschreiben. Skye liebte das Reisen und die Welt, doch vermisste sie auch einen Ort, den sie ‚Zuhause‘ nennen konnte. Früher hatte sie irgendwann einmal in Korea leben wollen, wobei Korea sich auch veränderte. Vor acht Jahren war sie das erste Mal dort gewesen. Früher gab es so wenig Ausländer, dass man sie solidarisch auf der Straße grüßte, mit dem Gedanken ‚Seh nur! Ein Ausländer! Ein Leidensgenossen!‘. Heute gab es Stadtviertel, die so voll mit Ausländern waren, dass Skye dort gar nicht mehr hin ging. Ja, Skye war auch Ausländerin in Korea, aber sie wollte die einzige sein! Schließlich flog man nicht nach Korea um mehr Französisch als Koreanisch zu sprechen, oder?
Auch Kpop hatte sich verändert. Plötzlich lösten sich Bands auf. Unsagbar. Und wo eine Band sich auflöste, kamen vier neue nach um ihren Platz einzunehmen. Skye kam gar nicht mehr nach und war praktisch mit Lieblingsbands wie Big Bang, Super Junior und 2PM total ‚Old School‘.
Sie hatte keine Ahnung was sie nun erwarten würde. Wenn es ihr nicht gefiel würde sie gehen, aber irgendwann musste man ja anfangen wieder ein normales Leben zu führen.
Zur gleichen Zeit waren Key, Onew und Kyuhyun auf dem Weg zum Flughafen Gimpo um Skye abzuholen.
„Schon komisch … früher hat Mia unsere Erledigungen gemacht und heute machen wir ihre…“, sagte Onew.
„Also wenn hat Mia unsere Erledigungen gemacht“, wollte Kyuhyun klar stellen und mit ‚unsere‘ meinte er Super Junior und nicht SHINee.
„Eine Zeit lang auch unsere.“
„Weil ihr sie uns geklaut habt.“
„Eigentlich haben wir sie fair gewonnen“, mischte sich nun Key ein, der am Steuer saß.
„Was tust du eigentlich hier?“
„Ich glaube Mia möchte ihren ersten Tag wiederholen. Am ersten Tag habe ich mich um sie gekümmert und daher hatte sie einen tollen Start in Korea“, erklärte Kyuhyun. Onew und Key tauschten einen fragenden Blick aus. Ob sich da Kyu nicht etwas zu weit aus dem Fenster lehnte?
„Wie sieht sie denn aus?“, fragte Onew, um vom Thema abzulenken.
„Hier, Mia hat mir Bilder geschickt“, sagte Kyuhyun und reichte sein Handy vor.
„Wow … also … das gehört verboten!“, beschwerte sich Onew.
„Nein, so jemand sollten WIR als Assistentin haben“, beschwerte sich Key. Skye hatte blondes Haar und blaue Augen und sah aus wie eine Puppe.
„Wir sollten sie nicht nach ihrem Äußeren bewerten, sie spricht neun Sprachen oder so“, bemerkte Kyuhyun.
„Was?!“, kam es von vorne.
„Ach kommt, allein ich spreche schon sechs Sprache.“
Onew drehte sich zu Kyu um.
„Du sprichst sechs Sprachen? Im Leben nicht.“
„Doch. Koreanisch, Chinesisch, Englisch, Ironisch, Sarkastisch und Zynisch.“
Die beiden SHINee Mitglieder tauschten einen vielsagenden Blick aus. Okay, vielleicht sprach er sechs Sprachen. Gehässig sprach Kyu auch, aber darauf wollte ihn gerade keiner hinweisen.
„Jedenfalls, so wie sie aussieht, wird dass das nächste Drama. Was denkt ihr? Wen wird sie heiraten?“, fragte Onew in die Runde.
„Vielleicht bekommen wir Leeteuk mal unter die Haube“, spekulierte Key.
„Also ich lass die Fingern von Ausländern, so viel ist klar“, bemerkte Kyuhyun.
Schließlich hatte er es bei Mia versucht und war ganz schön auf die Nase gefallen. Es hatte lange gebraucht, bis er wieder normal mit ihr umgehen konnte, auch wenn er immer gewusst hatte, dass sie für ihn da sein würde, wenn er sie brauchte.
Key und Onew sagten dazu nichts mehr und suchten nach einem Parkplatz.
Gimpo war total entspannt. Der Flughafen war zwar nicht winzig, aber überschaubar und im Gegensatz zu Incheon recht klein. Skye war schon auf Flughäfen gelandet, die waren so klein, dass man sie für eine Frittenbude hätte halten können. Ihr Koffer stand schon bereit, als sie am Gepäckband ankam. Ihr Leben in 30 Kilo. Mehr brauchte sie nicht. Mit diesem Koffer war sie schon um die halbe Welt geflogen. Alles was sie brauchte war hier drin. Okay, gut, der Fairness halber sollte man erwähnen, dass sie Zuhause noch einen Raum gemietet hatte, mit anderen Dingen, aber man nahm auch seine Leselampe nicht auf Reisen. Ihr Name war Emily. Skye gab Dingen gerne Namen.
Als sie am Zoll vorbei war, schaute sie sich in der Ankunftshalle um. Mia hatte ihr geschrieben, dass sie jemand abholen würde, also schaute sie sich nach Schildern um. Plötzlich fiel ihr Blick auf drei Gestalten, die die Kapuzen ihrer Jacken tief ins Gesicht gezogen hatten und dazu noch einen Mundschutz trugen. Super, sie wurde von der koreanischen Mafia abgeholt. Allerdings ließ das Schild, auf dem ‚Skye Jones‘ stand keinen Zweifel daran, dass sie auf die Amerikanerin warteten. Vielleicht könnte sie sich vorbei schleichen und somit den Fängen der Mafia entkommen.
„Skye? Skye! Here! We are here!“
Einer der drei fing an zu winken und zu hüpfen. Damit war der Fluchtplan wohl passé. Skye ging zu ihnen, verbeugte sich und stellte sich vor. Doch dann nahm einer nur ihren Koffer und der andere bedeutete ihren Weg. Keiner sprach oder dachte daran seinen Namen zu nennen. Der Amerikanerin kam das komisch vor, aber so war das vielleicht, wenn man von der Mafia entführt wurde. Sie folgte den Männern zu einem Wagen und einer machte ihr die hintere Autotür auf. Hey, immerhin kam sie nicht in den Kofferraum! Als sie dann alle saßen, zogen die Männer den Mundschutz ab und warfen die Kapuzen nach hinten und zum Vorschein kamen drei Idols. Skye fing an zu schreien und aus Schreck schrien Onew und Key mit. Nur Kyu verdrehte genervt die Augen.
„Was ist denn los?!“, polterte Kyuhyun irgendwann, als ihm das ganze Geschrei auf die Nerven ging.
„Ich dachte ihr seid die Mafia!“
„Was?!“, kam es von allen dreien. Dann schaute sie sich an. Alle hatten schwarze Jacken und schwarze Mundschutze gehabt. Hm. Okay, vielleicht sahen sie aus wie die Mafia.
„Wenn wir die Mafia wären, hätten wir dich in den Kofferraum gesteckt“, bemerkte Kyu trocken.
„Genau das habe ich auch gedacht!“, gab Skye zurück und lachte fröhlich.
„Sie wird auf keinen Fall Leeteuk heiraten“, sagte Kyu zu den beiden anderen.
„Was werde ich nicht?“
Kyu ließ sich nach hinten fallen.
„Jetzt müssen wir auch noch aufpassen was wir sagen! Bei Mia war das viel einfacherer!“
Skye verstand nur Bahnhof, aber das war wohl normal.
„Also, Mia hat gesagt du kannst vorerst im New Dorm schlafen. Da fahren wir als erstes hin und danach fahren wir in die Akademie, wo Mia sein wird“, erklärte Key während er fuhr.
„Was ist das New Dorm?“
„Nun, irgendwann wurde das alte Dorm von Super Junior aufgelöst, weil wir eigene Wohnungen hatten. Manchmal hatten wir jedoch das Bedürfnis wieder zusammen zu wohnen – also die anderen mehr als ich. Ganz ehrlich, ich finde es super eine eigene Wohnung zu haben, mit eigenem Bett. Daraufhin haben Mia und Donghae ein altes Fabrikgelände gekauft, das saniert wird. Keine Ahnung was sie damit vorhaben. Jedenfalls ist dort auch ein Loft für uns entstanden, mit sechs Schlafzimmern. Das New Dorm.“
Für Kyuhyun waren das viele Worte, doch er verstand, dass Skye nicht klein beigegeben hätte.
„Und wer wohnt dort?“
„Im Moment Leeteuk, Eunhyuk – der sonst mit seinen Eltern wohnt und etwas Abstand wollte – dann im Moment ich, weil ich einen Wasserschaden habe und Heechul, weil er … gerade irgendwie obdachlos ist. Ryeowook kommt öfters mal und Yesung auch. Donghae kommt auch einmal die Woche und bleibt über Nacht. Wir haben auf jeden Fall ein Schlafzimmer frei.“
Sie würde mit Super Junior wohnen? Irgendwie realisierte Skye das gerade noch nicht so richtig. Eigentlich mochte sie es, wenn sie einen Rückzugsort hatte, einen Ort nur für sich. Bei der Wahl Privatsphäre vs. wohnen mit Super Junior, lagen Super Junior ganz weit vorne … für’s Erste.
Orientierungsmäßig konnte Skye soweit sagen, dass sie in der Nähe vom Acha-San, einem der Berge in Seoul, waren. Sie liebte die Berge in Seoul. Man war mitten in dieser riesigen Metropole und dann stieg man einen Berg hinauf und unten sah man zwar noch die Autos, aber man hörte sie nicht mehr. Es war fast, als würde man die Stadt aus dem Weltraum beobachten. Man war zwar noch in Seoul, aber irgendwie auch nicht mehr. Ihr Lieblingsberg war der Inwangsan. Er lag mitten in der Innenstadt und es gab verschiedene Wege, die jeweils einen neuen Blickwinkel auf Seoul zeigten. Einmal wäre sie da oben fast verhaftet worden. Sie hatte recht spät mit dem Aufstieg begonnen und kam dabei auch an verschiedenen Militärstationen vorbei. Auf dem Inwangsan gab es mitunter eine Militärbasis, daher war der Berg besser bewacht, als die anderen. Sie hatte sich dann oben ein Plätzchen gesucht, ihre Kamera aufgestellt und erst mal Luft geschnappt. Nach ungefähr einer Stunde sah sie Lichter, die nach oben kamen und sie wunderte sich schon, dass jemand im Dunkeln dort hoch stieg – schlimm genug, dass man im Dunkeln dort wieder runter musste. Irgendwann standen dann zwei völlig erschöpfte Soldaten vor ihr, die kaum noch atmen konnte.
„You can not … take picture … this way…“, schnaufte der eine und deutete hinter Skye, wo die Militärbasis lag.
„Ja, weiß ich, ich fotografiere die Stadt“, gab sie in einem super Koreanisch zurück und brachte die beiden erstmal zum Stutzen. So ganz wollten sie Skye aber dann doch nicht glauben, dass sie keine nordkoreanische Spionin war und wollten die Bilder sehen. Sie setzten sich zu ihr und waren total begeistert. Auf ihrem Ipad zeigte sie ihnen dann noch andere Langzeitbelichtungen aus Seoul, die sie die letzten Tage gemacht hat.
„Oh, very good camera“, lobte der eine, der noch nicht verstanden hatte, dass Skye Koreanisch sprach.
„No, very good photographer“, beschwerte sie sich. Das tollste Equipment brachte nichts, wenn man nicht damit umgehen konnte oder keinen Blick für den Bildausschnitt hatte. So oft sah sie Leute, die die teuerste Ausrüstung hatten um sich dann vor eine Laterne zu stellen, um ein Bild zu machen. Lieber mal ein paar Hundert Dollar weniger in die Ausrüstung und dafür in einen Kurs investiert, aber wofür brauchte man schon einen Kurs, wenn man eine Kamera hatte, die fast 2.000$ kostete?
Aber zurück zum New Dorm. Es war ein altes Fabrikgelände, das hoch umzäunt war. Die typische Backsteinoptik ließ sie darauf schließen, dass die Fabrik von den Amerikanern gebaut worden ist. Nach dem Korea Krieg waren Seoul und viele andere Städte in Schutt und Asche gelegt. Zum Wiederaufbau hatten die Amerikaner, freundlich wie sie sind, angeboten zu helfen. Heute gab es immer noch amerikanische Militärstationen in Korea, aber gut, der Korea Krieg dauerte noch immer an, es war nur ein Waffenstillstand.
Die Banpo Brücke, eines der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Seoul mit ihrer abendlichen Wasser- und Lichtshow, war beispielsweise die einzige Brücke in Seoul über die Panzer fahren konnten. Die meisten Militäreinrichtungen lagen südlich des Hangangs – Seoul lag ohnehin schon nahe an der Grenze, da wollte man es dem potentiellen Feind nicht zu einfach machen. Wenn also eines Tages der Krieg wieder neu entfacht werden würde, würden über die Banpo Brücke Panzer rollen – begleitet von einer LED Lichtershow und Girls Generations ‚Gee‘. Nein Quatsch, ‚Gee‘ wurde schon lange nicht mehr in die Lichtshow eingebaut.
Sie parkten vor einem Nebenhaus. Es gab zwei weitere Gebäude neben dem Haupthaus. Der Komplex war u-förmig angelegt. Skye vermutete dass es eine Druckerei gewesen ist.
Key holte ihren Koffer und sie folgte Kyu in den 3. Stock. Natürlich gab es einen Fahrstuhl, so einen alten, coolen, wo man noch das Gitter runter ziehen musste. Fahrstühle stürzten übrigens nicht ab. Sie konnten stecken bleiben, ja, aber eine Schnappvorrichtung verhinderte den Absturz eines Fahrstuhls, selbst wenn die Trägerseile reißen sollten. Skye beschäftigte sich mit vielen Dingen, vor allem mit denen, die sie vielleicht das Leben kosteten konnten.
Die Todesgedanken waren verschwunden, als Kyuhyun die Tür aufschloss. Es war ein tolles Loft, total urban, mit Metallbalken und diesen alten Backsteinwänden.
„Willkommen im New Dorm“, sagte Kyuhyun theatralisch und machte eine einladende Handbewegung. Sie standen im Hauptraum, der eine offene Küche hatte, einen großen Esstisch und lauter Kokons, die von der Decke hingen, praktisch als Couchersatz. Alle zeigten auf das einzige weiße Stück Wand, auf das wohl ein Beamer strahlte.
„Woooaaaaaa“, war das Intelligenteste was ihr gerade über die Lippen kam.
„Mia hat es eingerichtet“, erklärte der Sänger, als wollte er keine Lorbeeren für etwas erben, was nicht sein Werk war.
„Es ist toll.“
Was Skye nicht wusste war, dass damals Donghae ihr gemeinsames Haus heimlich gebaut hatte. Mia hatte davor einen schweren Unfall gehabt und hatte sich schonen müssen. Bis sie von dem Haus erfahren hatte, wurden die Möbel schon geliefert. Hier im neuen Dorm hatte sie sich also kreativ ausgetobt und Donghae verboten sich einzumischen. Sinnvolle Argumentation wie, dass es ja seine Bandkollegen waren und er deswegen wissen sollte, was sie gerne hatten, wurden konstruktiv ignoriert. Letztendlich war es anders, als alle es sich vorgestellt hatten, aber sie liebten es und kamen gerne hier her.
Die Decke im Hauptraum war riesig, die Schlafzimmer hingegen hatten eine normale Höhe, da einfach eine Zwischendecke gezogen worden war. Es gab drei Schlafzimmer oben und drei unten und auf jeder Ebene gab es ein Bad, dazu noch ein Gäste-WC. Der Hauptraum hatte riesige Fenster und die Schlafzimmer ebenfalls. Sie waren ganz rechts vom Hauptraum angeordnet und eine Treppe führte zu den oberen Schlafzimmern und zur Dachterrasse.
Key gab ihr Zeit sich frisch zu machen und mal zu Atem zu kommen. Skyes Kopf schwirrte schon jetzt und die war gerade mal 1,5 Stunden in Seoul. Kyuhyun würde nicht in die Akademie mitfahren und als die Amerikanerin fertig war, lag er ziemlich entspannt in einem der Kokons.
Die Akademie lag ungefähr 20 Minuten von dem Loft entfernt und in der Nähe von SM Entertainment. Key und Onew hatten dort Training und daher waren sie dazu verdonnert worden Skye vom Flughafen abzuholen. In der Akademie angekommen trennten sich ihre Wege. Onew hatte ihr erklärt wo Mias Büro war. Auf dem Weg dorthin kam sie an einigen Trainingsräumen vorbei und blieb stehen, um kurz zuzuschauen. So viele junge, ambitionierte Leute. Skye hatte bis zum College geturnt und das gar nicht mal schlecht. Das Reck war ihre Welt gewesen. Sie hatte es geliebt rumzuwirbeln. Eine Verletzung und OP an der Schulter waren das Aus für’s Turnen gewesen. Zwar hatte sie noch trainiert, aber nicht mehr für das Team. In ihrer Garage in Amerika hatte sie eine ganze Kiste nur mit Trophäen und Medaillen.
„Skye!“
Sie riss sich aus den Gedanken und sah Mia, die sie fröhlich mit einer Umarmung begrüßte.
„Schön dass du hier bist! Alles okay? Waren die Jungs brav?“
„Die Mafia? Ja, kein Problem … nur Kyuhyun … er sagte irgendwas davon das ich Leeteuk nicht heiraten würde.“
Mia lachte fröhlich.
„Sie schließen Wetten ab, wer sich in dich verliebt.“
Skye hatte sich so etwas schon gedacht, aber es jetzt so zu hören, machte sie dann doch verlegen.
„Eigentlich hatte ich nicht vor zu heiraten …“
„Mach dir nichts draus, nach mir sind sie etwas geschädigt … also noch mehr, als sie vorher schon waren. It’s not you, it’s me“, erwiderte die Deutsche lachend.
Sie gingen in Mias Büro und dort bekam Skye erstmal einen Kaffee.
„Also, ich will dich heute noch gar nicht groß überfordern. Ich habe dir schon einige Unterlagen fertig gemacht und per Mail geschickt. Du bist meine neuen Augen und Ohren. Wir haben so viele Verträge, die gecheckt werden müssen. Alle Manager schicken wöchentliche Reports, die ich seit vier Wochen nicht mehr gelesen habe. Ich will das überall alles glatt läuft, aber ich kann nicht überall sein. Keiner kennt dich, ich will dass du überall rumschnüffelst und nach Fehlern suchst. Heute Abend gibt es eine Willkommens-Party für dich – alle wollen den neuen Ausländer sehen. Es gibt Burger, damit du dich nicht fremd fühlst.“
„Oh-kay…“
„Ich habe versucht ihnen zu erklären, dass du nicht typisch amerikanisch bist … aber du weißt nicht, was ich schon alles hab über mich ergehen lassen müssen … ich glaube sie mögen einfach nur Burger…“, schmunzelte Mia.
Vier Stunden später waren sie wieder im Loft und es roch bereits nach Essen. Für Skye fühlte es sich an wie ein LSD Trip. Später konnte sie sich gar nicht mehr genau daran erinnern, wer alles da war. Da waren Mitglieder von Exo und Big Bang, Girls Generation, 2PM und f(x). Sie kam so gar nicht darauf klar. So, nun hatten wir folgende Situation: Skye musste sich zusammenreißen nicht in Ohnmacht zu fallen, dabei musste sie sich dann auch noch auf ihr Sprachzentrum konzentrieren, denn es hagelten Fragen von allen Seiten auf sie ein. Der Wein half. Wie Wein und Burger zusammen passt verstand sie zwar nicht, aber sie war dankbar für den Wein. An dem langen Holztisch war mit Sicherheit Platz für 12 Personen, doch viele standen auch irgendwo oder saßen in Sesseln. Bald war der erste Run auf Skye abgeschlossen und die Idols fingen an sich untereinander zu unterhalten. Es gab Salate und jemand hatte Knoblauchbrot gemacht. Ryeowook und Donghae machten die Burger, doch die beiden meckerten sich nur an und Ryeowook schubste Donghae sogar mal weg.
„He thinks just because he’s got an restaurant he’s a chef“, erklärte Mia, die sich zu ihr gesellte.
„Du weißt es ist irre.“
„Was genau?“ Mia könnte es nach Priorität oder Alphabet ordnen.
„Das hier… du … wie du mit ihnen umgehst … wie du mit all dem hier umgehst.“
Alkohol machte Skye redselig und etwas emotional.
„Ich behandle sie wie normale Menschen. Keine Gnade. An meinem zweiten Tag habe ich Eunhyuk Enthaarungscreme als Duschgel untergejubelt, weil sie ein Bild von mir getwittert hatten. Ich fand das nicht lustig … er dann auch nicht mehr.“
Skye schaute ihre Chefin entsetzt an.
„Was?!“
„Keine Gnade. Sie stehen drauf. Sie mögen es, wenn man sie behandelt, wie man jeden anderen behandeln würde. Sie wollen keine Sonderbehandlung. Sie sind nur Menschen, wie du und ich.“
Die Amerikanerin hatte nicht den leisesten Schimmer woher Mia all diese Courage her nahm. Ihre Knie schienen zu Pudding zu werden. Ach Pudding gab es auch …